Die Sieben Farbkontraste sind eine Theorie von Johannes Itten

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Die Sieben Farbkontraste
Die Sieben Farbkontraste sind eine Theorie von Johannes Itten (1888-1967) und behandeln die
wichtigsten Aspekte der Wirkungen von Farben. Farben beeinflussen sich in hohem Maße gegenseitig
und sind voneinander abhängig. Diese Effekte werden unter anderem durch die sieben Farbkontraste
beschrieben:
Inhaltsverzeichnis
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1 Hell-Dunkel-Kontrast
2 Kalt-Warm-Kontrast
3 Farbe-an-sich-Kontrast
4 Qualitätskontrast
5 Quantitätskontrast
6 Komplementärkontrast
7 Simultankontrast
8 Literatur
1. Hell-Dunkel-Kontrast
Beispiel Goya-Gemälde: Starker HDK erzeugt plastischen Eindruck
Der Hell-Dunkel-Kontrast (HDK) kommt sowohl bei den häufig als unbunt bezeichneten Farben
Schwarz, Weiß und Grau als auch bei den Buntfarben vor. Man bezeichnet damit den Kontrast, der
durch die unterschiedliche Farbhelligkeit zweier Farben entsteht.
Er findet in der Kunst vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Gleiche Helligkeiten (kein oder geringer
HDK) machen Farben verwandt, während ein starker HDK Plastizität entstehen lässt, da helle Farben
nach vorne streben und dunkle eher in den Hintergrund zurücktreten.
Die Fotografen verwenden den Hell-Dunkel-Kontrast um Schatten und Licht von einander zu trennen,
damit die Konturen im Bild besser erkennbar werden.
Maler, bei denen der HDK eine besondere Rolle spielt sind z.B. Rembrandt, Velazquez, Goya und
Georges de la Tour.
Beim HDK wird die Ausgewogenheit der visuellen Wahrnehmung angestrebt. Er ist unverzichtbar, weil
der HDK den Augen erst klare Formen vermittelt und Körperlichkeit impliziert. Bei schwarz-weißZeichnungen bildet er eine unverzichtbare Polarität, bewirkt Spannung. Der HDK spielt insbesondere
eine wichtige Rolle bei Federzeichnungen bis zu modernen Formen der Zeichnung und auch Malerei.
2. Kalt-Warm-Kontrast
Beispiel Cézanne-Gemälde: Die „warmen“ Häuser wirken im Kontrast zum „kühlen“ Meer und Himmel
besonders einladend
Der Kalt-Warm-Kontrast bezeichnet die unterschiedliche Empfindung von Menschen beim Anblick
von Farben und die Verwendung dieses Kontrastes als Stilmittel.
Versuche haben gezeigt, dass beispielsweise blaue Wände als „kalt“ empfunden werden, bei gleicher
Zimmertemperatur orange-rote Wände aber als angenehm „warm“. Die beiden Extremwerte des KaltWarm-Kontrastes sind Blau-Grün und Rot-Orange. Die Farben der linken Hälfte des Farbkreises nach
Johannes Itten, also von Violett bis Gelbgrün, gelten allgemein als kalte Farben, die rechte Hälfte
(Gelb bis Rotviolett) als warme Farben. Allerdings steht der Kalt-Warm-Kontrast immer in Beziehung
zu den benachbarten Farben, weshalb die obige Einteilung fließend ist. Nur die beiden Extreme
können eindeutig zugeordnet werden, alle anderen Farben sind je nach Situation relativ warm oder
kalt.
Der Kalt-Warm-Kontrast findet beispielsweise in einer sinnvollen Innenraumgestaltung eine praktische
Anwendung. In der Landschaftsmalerei unterstützt er den räumlichen Eindruck, da nach der
„Farbperspektive“ sich weiter entfernte Farben Richtung Blau verschieben, also kälter werden. In der
Werbung wird er als suggestives Mittel eingesetzt, um Temperatureindrücke zu erzeugen.
3. Farbe-an-sich-Kontrast
Beispiel Franz Marc-Gemälde: Reinbunte Farben prägen im Kontrast den Eindruck des Bildes.
Der Farbe-an-sich-Kontrast (FASK) ist der einfachste aller Farbkontraste.
Er entsteht quasi automatisch, sobald Farben ungetrübt in ihrer stärksten Leuchtkraft verwendet
werden und bezeichnet den Kontrast von mindestens drei Farben zueinander. Dabei wirkt ein starker
Farbe-an-sich-Kontrast meist bunt, laut, kraftvoll und entschieden. Durch Schwächung der Leuchtkraft
und Abmischen mit anderen Farben wird der Farbe-an-sich-Kontrast schwächer. Am stärksten ist der
FASK, wenn die reinbunten Farben Gelb, Rot, Blau im Dreiklang verwendet werden, wie
beispielsweise bei Bildern von Mondrian.
Der Farbe-an-sich-Kontrast spielt in der Volkskunst eine große Rolle, da er leicht zu beherrschen ist.
Er findet sich beispielsweise in der mittelalterlichen Buchmalerei, aber auch bei modernen Malern wie
Matisse, Miró, Picasso oder Kandinsky.
4. Qualitätskontrast
Beispiel C. D. Friedrich-Gemälde: Durch starke Sättigungsunterschiede werden die düstere
Nebelwirkung sowie der räumliche Eindruck gefördert.
Der Qualitätskontrast (QK), auch Intensitätskontrast, ist ein Kontrast, der zwischen gesättigten,
leuchtenden Farben und stumpfen, trüben und gebrochenen Farben entsteht, also durch Unterschiede
in der Farbqualität, nicht durch Unterschiede bezüglich der Flächenanteile, wie der Quantitätskontrast.
In der Perspektive entspricht er der Luftperspektive.
Die Farbqualität kann praktisch durch zwei verschiedene Vorgehensweisen verändert werden:
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Beimischen von Weiß: ergibt meist kältere, immer aber hellere Farben.
Mischen mit der Komplementärfarbe: bei passendem Mischverhältnis entsteht ein
gebrochenes Grau, bei wenig Zugabe der Komplementärfarbe eine gedämpfte Version des
ursprünglichen Tons.
Der Qualitätskontrast kann durch benachbarte Farben stark verändert werden, beispielsweise wirken
sehr schwache Farbtöne neben reinem Grau immer noch leuchtend und intensiv. Er dient unter
anderem zur Verstärkung von Scheinräumlichkeit, da leuchtende Farben nach vorne streben.
Außerdem trägt er wesentlich zur Stimmung eines Bildes bei.
5. Quantitätskontrast
Beispiel: Van Gogh-Gemälde: Das kühle Nachtblau dominiert flächenmäßig, dennoch bildet das
wenige Lichtgelb einen "gleichwertigen" Gegenpol, so dass das Bild nicht "düster" wirkt.
Der Quantitätskontrast, auch Mengenkontrast, beruht, im Unterschied zum Qualitätskontrast, auf der
Gegenüberstellung verschieden großer Farbflächen. Wenn diese in bestimmten Verhältnissen
vorliegen, ist die optische Wirkung der Farben gleich intensiv und wird daher als harmonisch
empfunden. Beispielsweise entspricht ein Teil Orange zwei Teilen Blau und ein Teil Gelb etwa 3
Teilen Violett. Rot und Grün entsprechen sich in gleichen Anteilen.
In Bezug auf den Farbkontrast sind bewusst disharmonische Farbverteilungen eingesetzt. Dies ist ein
typisches Stilmittel des Expressionismus.
Die ersten häufig zitierten Untersuchungen zum Quantitätskontrast stammen von Johann Wolfgang
von Goethe, der seine Beobachtungen in der Farbenlehre festhielt.
6. Komplementärkontrast
Beispiel Gauguin-Gemälde: Starke Kontrastwirkung durch Beschränkung auf wenige und
komplementäre Farben (Rot, Grün)
Der Komplementärkontrast (KK) ist der subjektive Kontrast, der zwischen zwei komplementären
Farben entsteht.
Farben sind komplementär, wenn sie entweder in der von dem Chemiker Eugène Chevreul
systematisierten Weise als Pigment räumlich aneinander grenzen (Simultankontrast) oder
andererseits zeitlich aufeinander folgen (Sukzessivkontrast).
Die Maler des Pointillismus und des Expressionismus haben sich mit den Beobachtungen Chevreuls
genauso auseinandergesetzt wie beispielsweise Itten, der den Farbkreis Chevreuls erneuerte. Wenn
sich in diesem Farbkreis zwei Farben diagonal gegenüberstehen, sind es Komplementärfarben. Die
Komplementärfarbe von Magenta beispielsweise ist Grün (siehe Farbkreis). Zwei Farben sind
komplementär oder nicht. Sind zwei Farben komplementär, verstärken sie sich gegenseitig in ihrer
Leuchtkraft. Miteinander gemischt ergeben sie schöne farbstichige Grautöne oder können zur
Minderung der Leuchtkraft einer Buntfarbe eingesetzt werden. Durch das Komplementärgesetz wird
ein vollkommenes Gleichgewicht im Auge hergestellt. Physiologisch ist erwiesen, dass unser Auge zu
einer gegebenen Farbe die komplementäre Ergänzung fordert und sie selbstständig erzeugt, wenn sie
nicht gegeben ist.
7. Simultankontrast
Simultankontrast ist eine von bestimmten primären Pigmentpaaren gleichzeitig (simultan) ausgelöste
Kontraststeigerung der empfundenen Farbintensität. Die Farbwirkung nebeneinandergesetzter
ungemischter Pigmente ist also stärker als die Farbe der einzeln dargebotenen oder gar gemischten
Pigmente. Physikalisch identische Reizursachen können in Abhängigkeit vom Kontext
unterschiedliche Wahrnehmungen auslösen.
Betrachtet man beispielsweise eine weiße Fläche, die von einer farbigen (zum Beispiel grünen) Fläche
umgeben ist, so erscheint die innere Region nicht mehr weiß. Man nimmt hingegen einen schwachen
Farbton wahr, der der Gegenfarbe entspricht. Eine solche (so genannte) induzierte Farbe wird durch
einen Simultankontrast hervorgerufen. Dabei tritt (im gewählten Beispiel) eine Art Verschiebung des
Gleichgewichtes im Rot-Grün System auf, so dass der Farbeindruck Rot resultiert.
Veränderungen eines wahrgenommenen Farbtones vor einem farbigen Hintergrund beruhen auf
derselben Wirkung. Ein ursprünglich reines Rot beispielsweise wird eher als Orange wahrgenommen,
wenn man es vor einem blauen Hintergrund betrachtet, da die blaue Fläche ihre Komplementärfarbe
Gelb-Orange induziert, die sich dann schließlich in der Wahrnehmung mit dem Rot "mischt".
Der Simultankontrast
Die Abbildung rechts verdeutlicht den Effekt des Simultankontrastes. Das rechte graue Quadrat vor
dem orangenen Hintergrund scheint etwas heller zu sein als das Quadrat links, obwohl beide
denselben Grauton aufweisen.
Systematisch erforscht wurden die gegenfarbigen Kontraste durch den Chemiker Eugène Chevreul.
Sie sind durch ihn zur technischen Grundlage der modernen Malerei geworden. Da der Effekt der
gleichzeitigen Kontrastwirkung auch bei Schwarz und Weiß auftritt, wirken schwarze Buchstaben auf
weißem Grund kontrastverstärkend und können besser gelesen werden.
Sukzessivkontraste (auch Nacheffekte oder Nachbilder) bei der Farbwahrnehmung entstehen durch
die Anpassung des Auges gegenüber bestimmten Lichtreizen der Netzhautrezeptoren. Dabei
verbrauchen sich die Pigmente für eine der drei Grundfarben, der das Auge für längere Zeit
ausgesetzt ist, so dass die neuronale Reaktion immer schwächer wird. Durch diesen Umstand
befindet sich das entsprechende Komplementärfarbensystem nicht mehr im Gleichgewicht, was zur
Folge hat, dass die Gegenfarbe des ursprünglichen Reizes erscheint.
Betrachtet man beispielsweise eine Zeitlang einen roten Kreis und schaut anschließend auf eine
weiße Fläche, so entsteht dort der Eindruck eines schwach grünen Kreises, der sich auf der
Hintergrundfläche zu befinden scheint. Im Rot-Grün-System der betreffenden Netzhautregion
dominiert dabei für eine gewisse Zeit die Farbe Grün und lässt auf diese Art und Weise einen grünen
Kreis entstehen, der objektiv gar nicht existiert. Ein ähnlicher Effekt lässt sich beobachten, wenn man
mit geschlossenen Lidern eine Weile in die stark scheinende Sonne schaut.
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