Die Brennnessel in der Medizin früher und heute

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Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau
Lebendiges Wissen
aus früheren Zeiten
Die brennende Nessel – Urtica dioica und Urtica urens
Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau
Über den Namen:
Urtica leitet sich aus dem lat. urere ab und bedeutet brennen, Nessel steht möglicherweise
im Zusammenhang mit Netz (wegen der Verwendung der Bastfasern). Der Name
Brennnessel bezieht sich auf die Wirkung der Pflanze. Dioica bedeutet zweihäusig. Urens
steht für brennend.
Weitere Namen der großen Brennnessel: Urtica major, Urtica mas, brennende Nessel,
Brennkraut, Hulernessel, Eselskraut, Tausendnessel
Weitere Namen der kleine Brennnessel: Urtica minor, Urtica urens, Heiternessel,
Habernessel
Pflanzenfamilie: Nesselgewächs (Urticaceae)
Kleine Botanik:
Die große Brennnessel ist mehrjährig, sie hat keine gemeinsamen Blütenstände, sondern
nur männliche oder nur weibliche. Die Blütenstände sind meist länger als die benachbarten
Blattstiele. Die männlichen Blütenstände stehen vom Stängel ab und es entwickeln sich aus
den Blüten keine Nüsschen, die weiblichen hängen herab und bilden nach dem blühen
Nüsschen.
Die Kleine Brennnessel ist einjährig und sie hat die männlichen und weiblichen
Blütenstände gemeinsam, die Blütenstände sind meist kürzer als die benachbarten
Blattstiele.
Beide Arten wachsen an stickstoffhaltigen Orten, welche meist durch Düngung (Phosphate
und Nitrate) hervorgerufen worden sind. Sie haben die gleichen Inhaltsstoffe.
Die Brennnessel gibt es weltweit.
Inhaltsstoffe: Flavonoide, Kieselsäure, Gerbstoffe, Ameisensäure, Essigsäure, Kaffeesäuren,
Magnesium, Eisen, Kalium, Silicium, Natrium, Chlorophylle, Karotinoide, Vitamin B,
Hormone, Enzyme, Lignane. Die Brennhaare enthalten Histamin, Acetylcholin, Serotonin.
Die Früchte sind reich an Schleim und fettem Öl mit hohem Gehalt an Linolsäure, Eiweiß
und Vitaminen.
Die Inhaltsstoffe der Brennnessel haben eine einschleusende Wirkung, das bedeutet, dass
die Eisenaufnahme im Dünndarm leichter geschieht. Außerdem hat die Brennnessel ja
selbst auch Eisen als Inhaltsstoff.
Die Elemente: Feuer, Luft
Die Planetenkräfte: Mars, Jupiter
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Geweiht: Aphrodite, Demeter, Alte Weise
Die Brennnessel in alten Zeiten:
Jacobus Theodorus Tabernaemontanus schrieb in seinem „Neu vollkommen Kräuterbuch“
(gedruckt 1731):
„…werden mit ihrer ganzen Substanz, Kraut, Saamen und Wurzeln genützt.“
Einsatzbereiche waren damals u.a.:

Bei hartem Bauch

Blähsucht

Nierensteinen
„… das die Nesseln eine Art haben zu säubern, dass sie nicht allein den Bauch
bewegen zum Stuhlgang… sondern eröffnen auch die verstopffte Nieren, zertreiben
den Stein und führen denselbigen aus“.

Zur Reinigung der Gebärmutter

Bei Ausbleiben der Regelblutung
„…Nessel in Wein gesotten und mit Myrrhen gemischet und auf der Frauen Bauch
gelegt, bringet ihnen ihre Zeit…“

Husten
„Die Wurzel in Wein und Honig gekochet, ist ein treffliche Arzney zum kalten
Husten und Keichen, dann es reinigt die Luftröhrlein der Lungen, erweichet die
Brust, zertheilt die Rippengeschwär, 3 oder 4 Löffel voll Abends und Morgens warm
getruncken.“

Bei langwieriger Gelbsucht

Hundebiss
„…wann man die Nesselblätter zerstosse, mit Salz vermenge und wie ein Pflaster
überlege, heilen sie die Biss der Hunde…“

Hautleiden
„wider allerlei um sich fressende und faule Schäden: Nim die oberste Schößlein von
den Nesseln, weil sie Blumen und Saamen tragen, dazu auch das Kraut
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Schwalbenwurz, jedes gleich viel, zerschneide und röste es in frisch Butter, trucke
es durch ein Tuch: So geht eine grüne Feisstigkeit daraus, darmit bestreich den
Schaden“.

Zur Förderung des Schwitzens

Wundheilend
„ Nesseln in Wein gesotten und sich damit gewaschen heilt den Grind, …mit Baumöl
gesotten und die Haut damit bestrichen machet schwitzen.“

Bei Gicht

Zur Prüfung der „Lebendigkeit“
„So jemand am Schlag oder Mutterkrankheit oder dergleichen läge, als wäre er
todt, und wolltest wissen ob das Leben in ihm wäre, so nimm Brennnesseln lege sie
ihm auf den Arm, Schienbein oder Antlitz, lass sie ein Weil liegen, so die Haut roth
und blättrig wird, so hat der Mensch noch den Geist des Lebens.“

Hüftschmerzen

Nasenbluten dabei wurde der Brennnessel-Presssaft verwendet
„Es wird dieser Safft gelobt wider das viel und übrige Nasenbluten… den Saft
auspressen und über die Stirn schlagen. Andere vermischen ihn mit Ruß aus einem
Ofen und thun es in die Nasenlöcher“.

Bei Dreitages-Fieber

Bei Gelenkserkrankungen
„…der haue es (das Gelenk) wol mit Nesseln und reibe es wol mit Nesselwasser so
komt es zu seiner vorigen Vollkommenheit.“

Bei kaltem Husten

Brustfellentzündung

Zur Desinfektion frischer Wunden

Bei geschwollenem Zäpflein

Als Aphrodisiaka „… wann man den saamen mit süssem Wein trincke, so reitze er zu
den ehelichen Wercken.“
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Die Brennnessel heute:
Weil sie eine Einschleuserpflanze für Eisen ist und auch noch selbst Eisen als Inhaltsstoff
besitzt, ist sie eine sehr gute Pflanze, um die Eisenspeicher (z.B. vor dem Winter) zu füllen.
Auch im Frühjahr füllt sie die Eisenvorräte wieder auf.
In der Spagyrik
Aus spagyrischer Sicht besitzt jede Pflanze vielerlei Wirkkräfte, welche sich durch ihre
Signatur zeigen. Zu den Signaturen gehören u.a.: der Name der Pflanze, der Standort, die
Inhaltsstoffe, die Gestalt (der Habitus), innere Kräfte der Pflanze, Wuchs- und
Blüheigenschaften, hervorgehobene Farben und vieles mehr.
Am Beispiel der Brennnessel gebe ich Einblicke in die Signaturenlehre, welche auf
Paracelsus (* 1493) zurückgeht.
Die Brennnessel kennt jedes Kind, sobald man sich an ihr gebrannt hat. Da werden ihre
abwehrenden Eigenschaften sichtbar. Die Pflanze kann sich gut abgrenzen. Im Frühjahr
sieht man die roten Blattunterseiten und auch der Tee wird kräftig rot. Die rote Farbe zeigt
den Eisengehalt an und wird dem Blut zugeordnet. Eisen ist weiterhin ein sehr hartes
Metall, welchem starke und „eisenharte“ Eigenschaften zugeordnet werden können.
Die Brennnessel wandelt Stickstoff im Boden um, das durch Düngung hervorgerufen ist,
somit wird sie auch als Bodenheiler bezeichnet. Ihr Samenreichtum steht für Fruchtbarkeit,
ebenso ihre Fähigkeit sich gut auszubreiten und sich gut fortzupflanzen. Die durch sie
hervorgerufene Rötung und Quaddelbildung beim Brennen ist ihr
Verteidigungsmechanismus, diesen hat sie als Fraßschutz und zur Erhaltung ihrer Art.
Das Brenn“gift“ in den Haaren ist ähnlich dem Ameisengift, somit ist sie eine Pflanze mit
animalischen Kräften und steht am Übergang zum Tierreich. (Erst steht das Mineralreich,
dann das Pflanzenreich, dann das Tierreich, dann das „Menschenreich“).
Diese Signaturenbeschreibung ist noch nicht komplett, aber um Einblicke zu bekommen,
reicht es bestimmt aus.
Der spagyrische Einsatz der Brennnessel leitet sich somit von ihren Signaturen ab:

Zur Verbesserung der Abgrenzungsfähigkeit und Wehrhaftigkeit bei
Grenzüberschreitungen (z.B. bei Mobbing).

Zur Förderung der Blutbildung durch den Einschleusereffekt den sie hat und durch
ihren Eisengehalt, z.B. bei Anämie und zur „Blutreinigung“.

Nach Rekonvaleszenz, zum Aufbau der Vitalkräfte nach auszehrenden Krankheiten.
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
Als Ausleitungsmittel, um belastende Stoffe wie Schwermetallbelastung,
Medikamentenbelastung nach Chemotherapie und Bestrahlung auszuschwemmen.
Das Milieu wird wieder hergestellt, die Basis (Grundsubstanz oder Matrix) wieder
geschaffen.

In Reinigungskuren um den Stoffwechsel anzuregen, z.B. im Frühjahr durch ihre
harntreibende Wirkung.

Samenreiche Pflanzen fördern die gesunde „Samenbildung“ bei Unfruchtbarkeit der
Männer und regen die Reifung gesunder Spermien an.

Die Rötung der Haut und die Quaddelbildung beim Brennen mit teils
Bläschenbildung steht für ihre durchblutungsfördernde, anregende Wirkung, die
bei rheumatischen Leiden, Arthrosen, Gicht und zur Haarwuchsförderung genutzt
wird.

Als „Grenzgängerpflanze“ wird sie auch bei Nesselsucht, Allergien und Krankheiten
mit überschießenden Reaktionen eingesetzt.
Bei der Verordnung von spagyrischen Mitteln wird jeder Mensch individuell betrachtet und
das Mittel auf den Patienten und sein Gesamtbild abgestimmt.
Homöopathisch:
Bei Hautausschlägen, Juckreiz, Quaddelbildung, allergischem Exanthem, Verbrennungen 1.
Grades, Beschwerden beim Abstillen, bei Rheumatismus, Gicht und bei periodisch
auftretenden Beschwerden.
Phytotherapeutisch:
In Form von Brennnesselblättertee, Brennnesseltinktur, Brennnessel-Presssaft, bei oben
genannten Indikationen. Des Weiteren werden Wurzelauszüge bei Prostatavergrößerung
und Haarwasser bei Haarausfall genutzt.
Küche:
Die Brennnesselblätter werden als Spinat zubereitet, als Zutat in Kräutersuppen oder in
heißes Öl kurz getaucht und mit Salz und Parmesan bestreut - gibt ein gutes
Knabbergebäck. Die Samen schmecken nussig und verfeinern jeden Salat und auch ein
Butterbrot.
Alles wird genutzt: ob die Blätter, Samen, Stängel oder Wurzeln, sie ist ein Allroundtalent.
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Alte Rezepte aus dem Lehrbuch der biologischen Heilmittel von Gerhard Madaus:
1) Rezept bei Gicht, Rheuma: 30 g Brennnesselkraut, 3 Teel mit 2 Glas Wasser heiß
ansetzen, 10 min. ziehen lassen und tagsüber trinken.
2) Rezept bei Rheuma nach Tschirner: je 25 g Brennnesselblätter, Birkenblätter,
Lindenblüten, Holunderblüten, 3 Teel mit 2 Glas Wasser heiß ansetzen, 10 min.
ziehen lassen und tagsüber trinken.
3) Rezept bei Nierengrieß nach Tschirner: je 30 g Brennnesselkraut, Schafgarbenkraut,
4 Teel. voll auf 2 Glas Wasser heiß ansetzen, 10 min. ziehen lassen und tagsüber
trinken.
Weitere Verwendung:
-
Tieren wie Küken, Ferkeln, Kälbern und Schweinen gibt man gehackte Brennnesseln
als Vitaminträger in das Futter, damit sie schneller wachsen.
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Viele Pilze und Parasiten werden im Gartenbau mit grüner Brennnesseljauche
erfolgreich bekämpft. Diese Jauche kommt auch als Düngung zum Einsatz.
-
Zum Färben von Textilien wird Brennnessel eingesetzt. Diese Farbe geht von Grün
bis cremig hell.
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Textilien wurden früher aus den festen Bestandteilen der Brennnessel gefertigt. So
gab es z.B. Hemden aus Nesselfasern.
-
Haustiere wie Katzen und Hunde bekommen ein glänzendes Fell, wenn sie öfters
getrocknete Brennnesselblätter mit unter das Fressen gemischt bekommen.
Ein gutes Auftanken der Eisenspeicher vor der Winterzeit wünscht Ihnen
Sandra Kunz
Heilpraktikerin
www.heilkunst-passau.de
Literaturnachweise:
Jacobus Theodorus Tabernaemontanus Neu vollkommen Kräuter-Buch 1731
Reprint 1975 by Verlag Konrad Kölbl
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel,
mediamed Verlag ISBN 3-922724-05-1
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Siegried Hirsch und Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten, Freya Verlag, ISBN: 978-3-9021
34-79-0
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