Wissenswertes über Ägypten Auszug aus dem Buch Ägypten: Ein praktischer Reiseführer von Moustafa Gadalla Geographische Lage Ägypten befindet sich im nordöstlichen Teil Afrikas. Die Umrisse des Landes bilden beinahe ein Quadrat und beinhalten eine Gesamtfläche von einer Million Quadratkilometern (Das entspricht etwa 390.000 Quadratmeilen.). Die größte Entfernung vom nördlichsten zum südlichsten Punkt beträgt 1.085 km (675 Meilen), und die weiteste Entfernung von Osten nach Westen beträgt etwa 1.240 km (775 Meilen). Über 90 % der Gesamtfläche des Landes bestehen aus Wüstengebieten, während nur 5 % der Fläche des riesigen Landes an den Ufern des Nils bewohnt sind. Das fruchtbare Niltal ähnelt einem schmalen Streifen mit ein er Breite von nur 11 – 15 km (7 – 9 Meilen). Östlich dieses Tales dehnt sich die Östliche (Arabische) Wüste aus, eine unfruchtbare Hochebene, die im Osten von einer hohen Bergkette und vom Roten Meer begrenzt wird. Auf der Halbinsel Sinai, östlich des Suez kanals, befindet sich der höchste Berg Ägyptens, der Mount Catherine, mit einer Höhe von 2.642 m (8.720 Fuß). Westlich des Niltals erstreckt sich die Westliche Wüste, eine Hochebene mit märchenhaften Oasen, die über das weite Land verstreut liegen. W issenswertes über Ägypte n - Aus zug a us dem Buch - Ägypten: Ein praktischer Rei seführer 1 Der Nil fließt von Süden nach Norden durch Ägypten. Man nennt den nördlichen Teil des Landes Unteres Ägypten und den südlichen Teil des Landes Oberes Ägypten. Diese Bezeichnungen liegen darin begründet, daß das Land zum Mittelmeer hin allmählich immer ebener wird. Flußaufwärts zu reisen bedeutet, sich in südlicher Richtung den Städten Luxor und Aswan zu nähern, und auf dem Nil flußabwärts zu reisen bedeutet, sich in nördlicher Richtung auf die Städte Kairo und Alexandria zu zu bewegen. Nördlich von Kairo teilt sich der Nil in zahlreiche Seitenarme auf, von denen die beiden größten Nebenflußläufe eigenständige Namen tragen und Rosetta und Damietta genannt werden. An dieser Stelle wird das Tal zu einem beeindruckenden Delta, einem riesigen, fächerförmigen und besonders fruchtbaren Landstrich mit einer Gesamtfläche von etwa 15.500 Quadratkilometern (6.000 Quadratmeilen). Die Küste im Norden des Landes, erstreckt sich westlich von Alexandria über Hunderte von Meilen hinweg, und man findet dort endlose, traumhaft schöne, weiße Sandstrände. Einige von ihnen sind bereits bekannte und beliebte Reiseziele, und weitere werden in naher Zukunft folgen. Klima Herbst und Winter sind die ideale Reisezeit für Ägypten, weil in diesen Jahreszeiten dort meist sehr milde Witterungsverhältnisse mit Temperaturen zwischen 16 o C (60 o F) und 27 o C (80 o F) herrschen. Die Abende sind dann angenehm kühl, und man muß kaum mit langanhaltenden Regenfällen rechnen, die nur in Alexandria im Winter auftreten können. Vereinzelte Schauer sind allerdings zwischen Oktober und April überall zu erwarten. Im April weht gelegentlich ein heißer, größere Mengen Sand mit sich bringender Wind, der bei Ausflügen und Besichtigungstouren störend wirken kann. Die Sommermonate sind in Ägypten mit Temperaturen zwischen 27 und 38 o C (80 bis o 105 F) besonders heiß, während die Luftfeuchtigkeit außergewöhnlich gering ist. Die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit liegt bei 30 bis 60 %. In Alexandria an der Mittelmeerküste dagegen kann die Zeit von Dezember bis Februar durchaus kühl und regnerisch werden. Dort bilden die Monate Oktober bis April mit Wassertemperaturen zwischen 16 und 22 o C (60 bis 70 o F) die ideale Reisezeit. Die Halbinsel Sinai besitzt ihr eigenes, unabhängiges Klima, da es in der Wüste tagsüber ausgesprochen heiß und nachts dafür extrem kalt wird. Nur in den Bergen kann es auch bei Tage recht kühl werden. Sprache Die offizielle Staatssprache in Ägypten ist Arabisch. Die meisten Ägypter sprechen und verstehen aber auch Englisch und Französisch. Besonders in den größeren Städten W issenswertes über Ägypte n - Aus zug a us dem Buch - Ägypten: Ein praktischer Rei seführer 2 dürften ausländische Besucher daher keinerlei Verständigungsschwierigkeiten mit der einheimischen Bevölkerung zu erwarten haben. Arabisch schreibt man von rechts nach links. Das arabische Alphabet besteht aus 28 Buchstaben. Der arabisch geschriebene Satz, den Sie als Beispiel weiter oben finden, bedeutet übersetzt: “Ägypten – Zentrum (der) Zivilisation”. Bevölkerung Im Jahre 1998 besaß Ägypten eine Gesamtbevölkerung von 65 Millionen. Ungefähr 90 % dieser Bevölkerung leben im fruchtbare n Niltal und damit auf einem Territorium von nur etwa 5 % der Gesamtfläche des Landes, und wiederum 44 % der Einwohner des Niltals haben sich in den Städten und in den circa 4.000 Dörfern niedergelassen. Kairo, die Hauptstadt von Ägypten, hat 14 Millionen Einwohner, und Alexandria, die zweitgrößte Stadt des Landes, 5,5 Millionen. Alle zehn Monate erhöht sich die Einwohnerzahl Ägyptens um eine weitere Million Menschen. Deshalb ist zur Zeit etwa die Hälfte der Gesamtbevölkerung jünger als 18 Jahre. Diese Tatsache stellt eine enorme Belastung für die staatlichen Einrichtungen und die Infrastruktur des Landes dar und bringt zahlreiche weitere Probleme mit sich. Die meisten Ägypter sind offen und freundlich und besitzen einen ausgesprochenen Sinn für Humor. Sie bringen ihren ausländischen Besuchern Respekt und Sympathie entgegen. Religionen Ungefähr 85 % der Gesamtbevölkerung Ägyptens sind Moslems. Der größte Teil der restlichen Bevölkerung besteht aus Orthodoxen Christen, die der Koptischen Kirche angehören. Außerdem lebt auch heute noch eine kleine jüdische Gemeinschaft in Ägypten. Islam Die Bezeichnung Islam bedeutet in der Übersetzung “Gehorsam”. Die Moslems glauben an ihren einen und einzigen Gott Allah und an seinen Propheten Mohammed. Allah ist ein arabisches Wort für den, “der alles besitzt”. Gemäß der islamischen Traditionen, haben die Moslems die vorrangige Aufgabe, ihre Religion weiter zu verbreiten, wenn es sein muß, auch mit Gewalt. Durch den Koran (Qur’an), das heilige Buch der Moslems, werden de n Anhängern dieser Religion fünf hauptsächliche Pflichten auferlegt. Diese könnte man auch als die W issenswertes über Ägypte n - Aus zug a us dem Buch - Ägypten: Ein praktischer Rei seführer 3 Eckpfeiler dieser Religion bezeichnen. Sie setzen sich aus den folgenden Aufgaben zusammen: 1. Jeder Moslem muß sich öffentlich dazu bekennen, daß es keinen Go tt außer Allah gibt und, daß Mohammed sein Prophet ist. Dabei bilden Allah und Mohammed eine Einheit, bei der der eine ohne den anderen nicht existieren kann. 2. Jeder Moslem muß fünfmal am Tag zu bestimmten, exakt vorgegebenen Zeiten zwischen dem Morgen und dem frühen Abend beten. Diese Gebete kann er an jedem beliebigen Ort sprechen. Nur die männlichen Moslems werden dazu angehalten, am Freitagnachmittag an dem gemeinsamen Gebet in der Moschee teilzunehmen. 3. Jeder Moslem wird dazu verpflichtet, einen bestimmt en Anteil seines Besitzes als “zakah” (für wohltätige Zwecke) abzugeben - das heißt, zur Unterstützung der Bedürftigen und zur weiteren Stärkung des Islam. 4. Während des islamischen Fastenmonats, des durch den Mond bestimmten Ramadan, müssen die Moslems vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang fasten. 5. Mindestens einmal in ihrem Leben müssen alle Moslems sich auf die “haj”, eine Pilgerreise nach Mekka, begeben, sofern es ihnen möglich ist. Überall in Ägypten finden Sie Moscheen mit ihren schmalen Türmen, den sogenannten Minaretten, von denen einige bis zu 80 m (260 Fuß) hoch sein können. Diese dienen den dafür verantwortlichen Vertretern dieser Religion, die man als „mu azzen“ bezeichnet, zum Aufruf zum Gebet zu den vorgeschriebenen Zeiten. Gläubige Moslems folgen diesem Ruf und beenden daraufhin augenblicklich ihre jeweilige Tätigkeit, um in einen anderen Raum oder in die Moschee zu gehen und dort zu beten. Jede Moschee wird so gebaut, daß das gesamte Gebäude nach Mekka ausgerichtet ist. Wenn ein gläubiger Moslem die Moschee betritt, zieht er am Eingang seine Schuhe aus und wäscht sich in einer vorgegebenen Art und Weise, bevor er anfängt zu beten. Auch die Gebete selbst bestehen aus einer Folge von genau vorgeschriebenen Schritten, die stets in der gleichen R eihenfolge ausgeübt werden müssen. Der Betende wendet dabei sein Gesicht gen Mekka, verbeugt sich, kniet nieder und berührt dann zunächst mit seinen Handflächen und dann auch mit seiner Nase und mit seiner Stirn den Boden. Anschließend steht er wieder auf und wiederholt den gesamten Vorgang mehrmals, wobei auch die Anzahl der Wiederholungen genau vorgeschrieben ist. Der Besuch von Moscheen: Sie dürfen nur diejenigen Moscheen besuchen, die vom Ministerium für Tourismus als “öffentliche Sehenswürdigkeiten” f reigegeben wurden – und auch diese immer nur außerhalb der Gebetszeiten. Für Ihren Besuch müssen Sie einfach und sittsam gekleidet sein. Für Männer sind dabei kurze Hosen und für Frauen ebenfalls Shorts und jede Art von freizügiger Garderobe verboten. Zeig en Sie Taktgefühl, und respektieren Sie die Regeln! Ziehen Sie außerdem bitte vor dem Betreten der Moschee Ihre Schuhe aus oder leihen Sie sich die “Überzieher” aus, die am Eingang jeder Moschee erhältlich sind! W issenswertes über Ägypte n - Aus zug a us dem Buch - Ägypten: Ein praktischer Rei seführer 4 Die ägyptischen Koptischen Christen Im Jahre 333 wurde das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches erklärt. Kurz darauf zerfiel das Römische Reich. Ägypten gehörte daraufhin zum Östlichen (oder auch Byzantinischen) Reich. Dioscurus, der Patriarch von Alexandria, weigerte sich, die Regeln des Byzantinischen Christentums anzuerkennen. Er glaubte daran, daß Christus als ein rein göttliches Wesen zu sehen ist und, daß es eine Gotteslästerung bedeutet, ihn in menschlicher Gestalt darzustellen. Seit jeder Zeit nennt man die ägyptischen Christen Koptische Christen. Diese Bezeichnung wurde aus dem griechischen Wort für “Ägypter” abgeleitet. Für die Araber gehörten vom Jahr 640 an alle Nicht -Moslems dieser Gruppe an. Dadurch erhielt der Ausdruck “Koptische Kirche” im 7. Jahrhundert eine völlig n eue Bedeutung. Judentum Zur Zeit leben in Ägypten weniger als 500 Juden, von denen die meisten zum älteren Teil der Bevölkerung zählen. Man findet sie weit verstreut in Alexandria, Kairo und El Minya in der Nähe der ehemaligen Hauptstadt des Pharao Akhen aton. Bis zum Jahre 1948 betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Ägypten noch etwa 80.000 Menschen, aber nach der Erklärung der Unabhängigkeit des Staates Israel und bedingt durch die Feindseligkeiten in dieser Region verringerte sich ihre Anzahl ra pide, so daß sie heute nur noch eine kleine Minderheit darstellen. Wirtschaft In der Zeit vor der Revolution im Jahre 1952 war Ägypten fast ausschließlich von seiner Landwirtschaft abhängig. Durch den Einsatz neuer Bewässerungsmethoden wird der bewohnbare Teil des Landes ständig vergrößert, und die Bevölkerung wird weiterhin ermutigt, sich in den neu gewonnenen Landstrichen niederzulassen. Heute bildet der Tourismus die Haupteinnahmequelle des Landes, und es werden auch zahlreiche Waren exportiert, wie z.B. Öl, Textilien, Nahrungsmittelkonserven und Baumwollprodukte. Auch der Suezkanal gehört zu den beachtenswerten Einnahmequellen des Landes, da täglich etwa 50 Schiffe den Kanal befahren und dafür die entsprechenden Gebühren zahlen. Landwirtschaft Ägypten produziert nach wie vor zahlreiche landwirtschaftliche Produkte von ausgesprochen hoher Qualität, wie z.B. Reis, Zuckerrohr, Obst, Gemüse und Baumwolle. Das Niltal besitzt einen außergewöhnlich fruchtbaren Boden, wovon Sie sich selbst W issenswertes über Ägypte n - Aus zug a us dem Buch - Ägypten: Ein praktischer Rei seführer 5 überzeugen können, wenn Sie die Gelegenheit haben, einen Markt der Bauern aus diesen Gegenden zu besuchen, oder wenn Sie die zahllosen kleinen Verkaufsstände überall im Land beachten, die Unmengen von farbenfrohen Früchten und Gemüsesorten zum Verkauf anbieten. Bildungssystem Das Bildungssystem des Landes setzt sich aus vier wesentlichen Bestandteilen zusammen – der Grundstufe (1. – 6. Klasse), der Mittelstufe (7. – 9. Klasse), der Oberstufe (10. – 12. Klasse) und den Universitäten. Der Besuch der Grundschule ist für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren gesetzlich vorgeschrieben. Das gesamte Schulsystem steht allen Ägyptern kostenlos zur Verfügung. Allerdings muß man sich dadurch einer großen Konkurrenz stellen, wenn man für die Universität und die Studienrichtung seiner Wahl zugelassen werden möchte. Namensgebung für bestimmte Orte In Ägypten ist es durchaus möglich, daß für einen bestimmten Ort oder einen historischen Schauplatz heute verschiedene, unterschiedliche Bezeichnungen parallel nebeneinander existieren – der Originalname aus der Zeit der Pharaonen, die griechische Übersetzung des Namens, die meist auf der ganzen Welt bekannt ist, und die arabische Version des Namens, die nach der Eroberung des Landes im Jahr 640 eingeführt wurde. In unseren Büchern wird der ursprüngliche, rechtmäßige Name aus der Zeit der Pharaonen in fett geschriebenen Kursiv-Buchstaben wiedergegeben, während die andere, meist bekanntere Bezeichnung in einfachen Kursiv-Buchstaben angegeben wird. Niemand sieht es gern, wenn sein Name anderen Bezeichnungen untergeordnet oder gar respektlos abgeändert wird. Diese Seite wurde übersetzt von Christiane Müller. Sie erreichen sie unter der e-mail-Anschrift: [email protected]. 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