1 8: Stress (Spannung) Kraft (Force): Eine Kraft ändert die Geschwindigkeit (Länge pro Zeiteinheit) eines Objekts (Newton’s Second Law of Motion) F = m a (Masse Beschleunigung) [(kg msec-1)sec-1] [1 Newton]; Vektorquantität mit Größe und Richtung; Aufspaltung in Vektorkomponenten Körperkräfte (body forces): Gravitation (wirkt auf ein Gesteinsvolumen und ist proportional zu der Masse in diesem Volumen). Oberflächenkräfte (surface forces): Zwischenkörperkräfte (plattentektonische Kräfte) ! Kraft ist ein wichtiges Konzept, beschreibt aber nicht die unterschiedlichen Wirkungen, die sie auf Körper mit gleicher Masse, aber unterschiedliche Gestalt hat! Deshalb: Stress: () Kraft pro Fläche ( = F/A) - kann als Intensität der Kraft betrachtet werden = kg m sec-2 (Kraft-Term) m-2 (Flächen-Term) = kgm-1sec-2 = N m-2 = 1 Pascal (1 bar = 105 Pa 1 atm, 1 kbar = 1000 bar = 108 Pa = 100MPa, 1 GPA = 1000 MPa) Im Gegensatz zur Vektoraufspaltung der Kraft, ist die Aufteilung des Stresses in seine Komponenten entlang einer Fläche komplex, da sich die Fläche als eine Funktion der Orientierung des Stressvektors ändert (z.B. Größe). Kraft und Stress auf eine Fläche (Figure 3.2 = P&M): Stress () hat die Größe F/AB. Wenn die Fläche EF einen Winkel mit der Ober- und Unterseite des Würfels bildet; dann gilt: Fn = Fcos = ABcos = EFcos2 [cos = Fn/F; = F/AB; AB = EFcos] Fs = Fsin = ABsin = EFsincos = EF½sin2 Für Stress: n = Fn/EF = cos2 s = Fs/EF = ½sin2 Wichtig: Gleichungen z.B. für Fn, n unterschiedlich (geplotted in Fig. 3.2c,d-PM) siehe besonders Unterschied zwischen Fs und s. Konventionen für Scherstress (Scherpaar bewirkt Uhrzeigersinnrotation = ). Darstellung (Repräsentation) von Stress (a) Hauptspannungen 3D-Stress auf ein ruhendes Objekt (= jeder Stress wird durch einen gleich großen, entgegengesetzt gerichteten Stress aufgehoben = Newton’s Third Law of Motion). Objekt wird auf einen Punkt verkleinert, da dieser alle möglichen Orientierungen von einer Fläche im Raum repräsentiert. Fig. 3.3a-PM zeigt Stress auf mehreren Flächen; zwecks Vereinfachung Schnitt durch den Punkt (2D). Wie oben abgeleitet, variiert der Stress als Funktion der Orientierung, so ist die Vektorlänge (Magnitude) in jeder Orientierung unterschiedlich. Die Einhüllende aller Stressvektoren in 2D ist eine Ellipse, in 3D ein Ellipsoid; dies besagt, dass die Magnitude des Stress für jede mögliche Flächenorientierung ein Punkt auf der Ellipse/des Ellipsoids ist (Stressellipse, ellipsoid). Alle Ellipsoide lassen sich durch 3 Achsen definieren = Hauptachsen (principal axes). Diese Achsen haben die folgenden Eigenschaften: 1) Sind orthogonal zueinander 2) Senkrecht auf die Flächen ohne Scherstress (Hauptstressflächen) Hauptspannungen (principal stresses) sind Vektoren! 2 (b) Darstellung als Stresskomponenten in kartesischem Koordinatensystem Die Orientierung und Magnitude eines Stresszustandes kann definiert werden, in dem man seine Komponenten auf eine kartesisches Koordinatensystem projiziert (Fig. 3.4PM), Koordinatenachsen x,y,z. Dazu wird anstatt des unendlich kleinen Punktes ein unendlich kleiner Würfel genommen, auf den der Stress wirkt. Die Würfelflächen stehen normal zu x,y,z. Der Stress, der auf die Flächen wirkt wird nun in drei Komponenten aufgespaltet: In die Richtung von: x: y: z: Stress auf die Würfelfläche normal zu x: xx xy xz Stress auf die Würfelfläche normal zu y: yx yy yz Stress auf die Würfelfläche normal zu z: zx zy zz (Beachte: Erstes Unterzeichen ― Koordinatenfläche auf die der Stress einwirkt [senkrecht der Achse], zweites Unterzeichen ― Koordinatenrichtung entlang der Stress wirkt) Definition des Stresszustandes an einem Punkt: Der Stress, der auf einen Punkt wirkt, wird definiert durch seine Komponenten (xx bis zz) definiert, mathematisch ist dies eine 3 3 Matrix, also ein Tensor zweiten Ranges. Von diesen 9 Stresskomponenten im x-y-z Koordinatensystem sind nur 6 unabhängig, da z.B. xz = zx, etc. ist (Gleichgewichtsbedingung). xx x y xz yx yy yz zx zy zz Stresstensor: ij Hauptkoord inatensyst em (x, y, z parallel 1 , 2 , 3 ) 1 0 0 0 2 0 0 0 3 Generelles Koordinate nsystem 11 12 13 21 22 23 31 32 33 Erstes Subskript: Fläche (ausgedrückt durch Flächennormale), auf die Stress wirkt. Zweites Subskript: Richtung, in die der Scherstress wirkt. Von den neun Komponenten sind nur sechs unabhängig (12 = 21, 13 = 31, 23 = 32). Beziehung zwischen Normal-, Scher- und Hauptspannungen Experiment Figure 3.5-PM – Normal- und Scherstress auf eine beliebig orientierte Fläche im Hauptstresskoordinatensystem. Da das Experiment unter atmosphärischen Bedingungen abläuft, gilt 1 = 2; also 2D Betrachtung in der 1 - 3 Ebene. Weitere Annahmen: Fläche AB = 1 cm2 (Einheitsfläche), Strecke AB = 1 cm. Es gilt: AC = 1 sin BC = 1 cos 3 daraus resultiert Kraft auf BC = 1 cos Kraft auf AC = 3 sin Kraft auf AB besteht aus einer Normalkraft = n 1 und Scherkraft = s 1. n 1 = Kraft auf BC - umgelegt (durch Winkel ) = 1 coscos + 3 sinsin Kraft auf AC - umgelegt (durch Winkel ): n = 1 cos2 + 3 sin2 Nimmt man die folgenden trigoniometrischen Indentitäten, gilt: cos2 = ½ (1 + cos2) sin2 = ½ (1 - cos2) ergibt sich: n = ½ (1 + 3) + ½ (1 - 3) cos2 s 1 = 1 cossin Kraft auf BC - umgelegt (durch Winkel ) - 3 sincos (AC). Negative Zeichen, weil Kraft auf AC aufgelöst auf AB in die Gegenrichtung wirkt als die Kraft senkrecht BC aufgelöst auf AB. s = (1 - 3) sincos Nimmt man die folgenden trigoniometrische Indentität, gilt: sin cos = ½ sin2 s = ½ (1 - 3) sin2 Daraus erkennbar: n max, wenn = 0° (cos0° = 1). s max, wenn = 45, 2 = 90° (sin90° = 1) Mohr-Diagramm für 2D Stress Stressellipse zeigt an, dass die Normal- und Scherstresskomponenten auf einer Fläche sich kontinuierlich mit der Orientierung der Fläche ändern müssen. Das Mohr-D. ermöglicht die Beziehung zwischen der Orientierung der Fläche und den Werten für Scher- und Normalstress einfach darzustellen. x-Achse = Betrag von n; y-Achse = Betrag von s. n und s von Flächen beliebiger Orientierung (durch einen Punkt) liegen auf dem Mohrkreis, der seinen Mittelpunkt auf der n-Achse hat. Kompressiver Stress n = positiv; Gegenuhrzeiger s = positiv! 1) Unterschied physikalischer Raum und Mohr-D. (Fig. Twiss 8.7) 2) Die maximalen und minimalen Normalspannungen (Hauptspannungen) plotten entlang der n-Achsen, für sie ist der s = 0. 3) Die Orientierung einer Fläche im M-D wird durch ihre Normale, n, ausgedrückt, nicht durch die Fläche selbst! 4) ist der Winkel zwischen x1 (= Koordinatenachse // 1) und n und auch x1 und n im physikalischen Raum (Fig. Twiss 8.7). 5) Alle Winkelwerte werden im M-D verdoppelt ( = 2). 6) Die Gleichungen für n und s für eine beliebige Fläche im physikalischen Raum, deren Normale ° von 1 weg ist, können aus der Geometrie des Mohrkreises abgeleitet werden (Fig. Twiss 8.7B). Aus zwei Punkten auf dem Kreis kann im Mohrdiagramm die mittlere Normalspannung und der Radius konstruiert werden (siehe Gleichungen). 3 3 , r s max 1 . n 1 2 2 Die mittlere Normalspannung (mean normal stress) und r werden die „Skalaren Invarianten“ genannt (ändern sich nie). 7) Alle Stresskomponenten, die auf eine Fläche P wirken, plotten am Kreis mit dem Radius [(1-3)/2] und mit dem Winkel 2 von der n-Achse. 4 Zwei Flächen im Mohrdiagramm: 1) Die Spannungskomponenten, die 2 = 180° am Mohrkreis auseinander liegen, liegen 90° im physikalischen Raum auseinander. So plotten auch 1 und 2 180° auseinander auf der n-Achse (Fig. Twiss 8.9). 2) Spannungen auf Flächen, die im physikalischen Raum 45° zu 1 geneigt sind (und 45 auseinander liegen), liegen sich am Mohrkreis gegenüber und auf 2 = 90°. Dort ist s ein Maximum (leicht zu sehen am Mohrdiagramm). Diese Flächen heißen die konjugierten Flächen des maximalen Scherstresses (Fig. 8.10). Beispiel (ex: Means: Stress and Strain, p. 75) Der Stress an einem Punkt wurde gemessen und ergab: 1 = E-W horizontal = 30 MPa, 2 = vertikal = 10 MPa. Suche den Stress, der auf eine Störungsfläche wirkt, die N-S streicht und 80° nach E einfällt. Lösung Figur 9.4, zeichne physikalisches Raumdiagramm und Mohr-D.! Homework: Herleitung der Gleichungen für den Mohrschen Spannungskreis Die Gleichungen für n und s werden neu geordnet und quadriert. n = ½ (1 + 3) + ½ (1 - 3) cos2 (verwendet wird die Form: n - ½ (1 + 3) = ½ (1 - 3) cos2) und s = ½ (1 - 3) sin2 {n - ½ (1 + 3)}2 = {½ (1 - 3)}2 cos22 {s2 = {½ (1 - 3)}2 sin22 Dann addiert: {n - ½ (1 + 3)}2 + s 2 = {½ (1 - 3)}2 (cos22 + sin22) Dann verwendet man die folgende trigoniometrische Beziehung: (cos22 + sin22) = 1 ergibt {n - ½ (1 + 3)}2 + s 2 = {½ (1 - 3)}2 Die letzte Gleichung hat die Form von: (x - a)2 + y2 = r2 dies ist die Gleichung eines Kreises mit dem Radius r, der seinen Ursprung auf x hat. Der Mohrkreis hat einen Radius ½(1 - 3) mit dem Mittelpunkt auf und einem Abstand von ½(1 + 3) vom Ursprung (was auch das Zentrum des Kreises ist - der mittlere Stress (mean stress)). ½ (1 - 3) ist der maximale Scherstress. Box. 8.4 Mohrdiagramm in 3D (Fig. Twiss 8.4.2) 1) Dreidimensionaler Stress plottet auf einem Mohrdiagramm als ein Set von drei Mohrkreisen; jeder der Kreise ist ein Diagramm der Oberflächenspannungskomponenten, welche auf Sets von Flächen einwirken, die parallel einer der Koordinatenachsen sind. 2) Hauptspannungen: plotten auf n. Der „mean stress“ (mittlere Spannung) ist kein Mittelpunkt irgendeines der drei Mohr-Kreise. 3) Oberflächenspannungen von Flächen, die nicht parallel zu einer der Hauptachsen sind, liegen nicht auf den Hauptkoordinatenflächen. Die Komponenten der Oberflächenspannungen plotten innerhalb des größten Mohrkreises, aber außerhalb der zwei kleinern Kreise. Stress Terminologie Beziehen sich auf spezifische Spannungszustände (Fig. Twiss 8.14). 5 Hydrostatischer Stress: 1=2=3=p. Alle Hauptspannungen sind kompressiv und gleich groß. Es existiert keine Scherspannung auf irgendeiner Fläche. Alle orthogonalen Flächen sind Hauptkoordinatensysteme. Der Mohrkreis ist ein Punkt. Uniaxialer Stress: 3D Mohrdiagramm ist ein einziger Kreis, der Tangente zu der s Koordinatenachse ist (2=3=0). Uniaxiale Kompression: kompressiver Stress in eine Richtung, 1>2=3=0. Häufig verwendet in Experimenten zur Gesteinsfestigkeit. Uniaxiale Extension: 0=1=2>3, häufig verwendet zum Test von Metallen. Axiale oder “confined” (allseitige begrenzte) Kompression: 1>2=3>0. Verwendet zur Erforschung von Fliessgesetzen von Gesteinen. Axiale Extension, extensiver Stress oder Extension: 1=2>3>0. Extension hat eine unterschiedliche Bedeutung für Strain! Dreiaxialer (triaxialer) Stress: 1>2>3. Pure shear Stress oder Pure Shear (reine Scherung): 1=3 mit 2=0. n auf die Flächen mit smax sind 0, deshalb der Name. Mohrkreis hat seinen Mittelpunkt am Koordinatenursprung! Pure Shear hat eine andere Bedeutung für Strain! Deviatorischer Stress: definiert durch die Subtraktion des mittleren Stress (1+2+3)/3 von jeder n Komponente im Stresstensor. Der Mohrkreis wird auf einen Kreis mit dem Mittelpunkt am Koordinatenmittelpunkt verschoben. Der deviatorische Stress ist brauchbar, um Material zu beschreiben, welches nur vom Radius (der Größe) des Mohrkreises, d.h. von s abhängt Differentieller Stress: ist die Differenz zwischen dem maximalen und minimalen Stress, D=1-3. Für 2D Mohrkreis stellt der differentielle Stress den Durchmesser des Mohrkreises dar. Effektiver Stress: Von den Hauptspannungen wird der Porenwasserdruck subtrahiert. Der Mohrkreis bewegt sich näher zum Ursprung. Tabelle 8.2 fasst Stresstensornotation zusammen. 9: Mechanik von Bruchbildung Elastische Deformation und Bruchexperimente Experimente mit Typusgesteinen (wie Solenhofener Kalk, Yule Marmor, Westerly Granit, etc..): zylindrische Blöcke von cm bis m Durchmesser in hydraulische Presse. Stress verursacht Strain, der messbar ist. Hauptergebnisse: Verbindung zwischen den angebrachten Axialkräften (Stress) und der Verformung der Probe (Strain). Elastische Deformation: am Beginn der graduell zunehmenden Belastung. Strainresponse zu Stress ist augenblicklich und bei Rücknahme der angebrachten Kraft verschwindet die Verformung komplett. Bei uniaxialem Stress ist die Größe der Verformung (gemessen als Extension, en=(ld-li/li) parallel der angebrachten Kraft) direkt proportional zur Größe des Stresses. n = Een Proportionalitätskonstante E ist der Young Modul; gilt für isotropes Material. Geologische Vorzeichenkonvention beachten (Stress = +, e = ¸ bemerke: weil 123 und e1e2e3 und weil geologische Vorzeichenkonvention sagt, dass kompressiver Stress und Extension positiv sind, ergibt sich, dass 1 den Strain e3 produziert). E ist eine negative Zahl (in Tabellen ist E generell eine positive #, da die meist der engineering „sign convention“ folgt). E ist meist zwischen 10-100 GPa für 6 Gesteine. Elastische Strains umfassen wenige % Extension bevor das Material bricht. Strain- und Stressachsen sind bei diesen kleinen Beträgen parallel. Krustaler Stress erreicht 10-100 MPa (Differenzstress), so sind elastische Strains in der Größenordnung von 1%; [e E 100 MPa 0.01 1% ] 10000 MPa Volumsveränderungen sind häufig, da die meisten Materialen Mikrorisse, Poren, etc. enthalten. Das Poissonsche Verhältnis beschreibt das Verhältnis der Extension normal zum angelegten Stress und der Extension (Verkürzung) parallel der angelegten Kompression (Fig. Twiss 9.1). e ( e e1 , laterale Längenzunahme; = Verhältnis der Radial- zur e// Axialdehung) (see also Fig. 4.27 Suppe) e oder 1 e3 Das Youngsche Modul und das Poissonsche Verhältnis sind die zwei wichtigsten Konstanten, die das Verhalten von isotropen, elastischen Materialen charakterisieren. ist 0.5 für perfekte inkompressive Materialien (solche die konstantes Volumen behalten, ganz gleich wie hoch der Stress ist), generell treten Werte zwischen 0.25 und 0.33 auf. Einschub - Ableitung warum = 0.5 ist. Ausgangszustand: Quader mit Kantenlängen a=b=c = 1, d.h. V = 1 = const. Deformierter Zustand, geplättet: a' = 1+e3 < 1, b' = 1+e2 > 1, c' = 1+e1 > 1; wegen flattening Geometrie: b' = c' V = a' c' c' V = 1, so: a' = 1/(c' c') Poisson’sches Verhältnis: = -e1 / e3 = -(c' - 1)/(a' - 1) = (1 - c')/(1/(c' c') - 1)) = = (1 - c')/((1 - c' c')/(c' c')) = (1 - c') c' c'/(1 - c' c'); (1 - c' x c') lässt sich zerlegen in (1 - c') x (1 + c'), sodass (1 - c') gekürzt werden kann. Somit heißt die Formel: = c' x c' / (1 + c') Für ein inkompressibles Material geht c' gegen 1 (weil auch a' gegen 1 geht). Grenzwertberechnung ergibt: = 0.5. Experimente zur Bruchbildung Umgebungs(Umschließungs-)druck (confining pressure): vermindert radiale Dehnung. Der Umgebungsdruck wird als Flüssigkeitsdruck innerhalb einer nichtpermeablen Hülle, die die Probe umgibt gemessen (Cu-Mantel). Bruchtypen (Fig. Twiss 9.2) Extensionsbrüche (extensional fractures) werden Dehnungsbrüche (tension fractures) genannt, wenn 3 tensil, , ist. Longitudinal Splitting (Teilung) wenn 3 0; solche Brüche sind sehr unregelmäßig. Beachte: Extensionsbrüche können auch entstehen, wenn beide, 1 und 3, positiv sind. Scherbrüche bilden sich unter Umgebungsdruck bei Winkeln kleiner als 45° zu 1 (Experiment). Bei triaxialen Stress (123), sind die Scherbrüche // zu 2 und bilden konjugierte Störungspaare. Bei 2=3 treten alle möglichen Orientierungen der Scherbrüche auf, alle sind aber Tangenten zu einem Kegel. Tensile Festigkeit und tensiler Bruchbereich (tension fracture envelope): charakteristischer Bruchbereich für verschiedene Materialien. Mohrdiagramm Fig. Twiss 9.3. 7 n* = T0 (T0 - charakteristischer Wert für tensilen Stress, an dem Material unter uniaxialer Tension bricht; n* - kritischer n um Bruch zu erzeugen) Die Bruchflächen werden entweder mit dem Bruchflächenwinkel (fracture plane angle, f, Winkel zwischen 1 und der Fläche), oder dem Bruchwinkel (fracture angle, f, Winkel zwischen 1 und der Flächennormalen) beschrieben. Lage dieser Flächen im Bezug zu 3 = T0 siehe Fig. Fig. 9.3D,E. Coulombsche Bruchkriterium für Umschließungsdruck (Coulomb fracture criterion for confined pressure) Beginn der Bruchbildung hängt vom differentiellen Stress, (D=1-3) ab. Die Größe des D, die angewandt werden muss, hängt vom Umschließungsdruck (p=2=3) ab, je höher p je höher D. Der Bruchwinkel (f, between 1 and normal to fracture plane) ist in den Experimenten generell 60°; f, Winkel zwischen der Bruchflache und 1 ist dann 30°. Durch eine Vielzahl von Experimenten hat man einen shear fracture envelope (Einhüllende der Bruchgrenze) am Mohrdiagramm erarbeitet, die stabile von instabilen Stresszuständen trennt (Fig. 9.4A-C, dies wurde durch viele Experimente mit unterschiedlichem p erreicht). Abgrenzung der Bereiche mit stabilen, kritischen, und instabilen Stresszuständen. Die Annäherung der Brucheinhüllenden mit Hilfe einer geraden Linie ist als das Coulombsche Bruchkriterium bekannt. s* c n mit tan s* der kritische Scherstress, und c sind die Neigung und der Schnittpunkt der Linie mit s, ist der Neigungswinkel der Linie. und c, die zwei Konstanten, definieren die Bruchkriterien des Materials und sind materialabhängig. c (Kohäsion) ist der Widerstand gegen Bruch im Schermodus entlang einer Fläche, auf der n=0 ist. , der Koeffizient der inneren Reibung (coefficient of internal friction) und , der Winkel der inneren Reibung, werden so genannt, da bei c = 0, obige Gleichung der ähnelt, die den Reibungswiderstand beschreibt (siehe später). Ein Scherbruch entwickelt sich, wenn der Stress auf einer beliebig orientierten Fläche obige Gleichung erfüllt (der Stress wird ausgedrückt durch n und s). Diese zwei kritischen Punkte sind dort, wo der Mohrkreis Tangente zu den zwei Linien ist, d.h. die durch obige Gleichungen gegeben sind (Fig. Twiss 9.4B). Dies impliziert, dass sich zwei Scherflächen ausbilden (die “konjugierten Scherflächen”). Welche der beiden möglichen Flächen sich ausbildet (oder ob beide) wird vom Kriterium nicht vorhergesagt. Die Orientierung der Flächen sind aus der Ableitung aus dem Mohrdiagramm in folgenden Formeln darstellbar (Fig.Twiss 9.4). 2 f (90 ) ( / 2 )radians , 2 f (90 ) ( / 2 )radians . Die Einhüllende definiert sowohl den kritischen Scherstress, der zum Bruch führt, und die Orientierung der Bruchflächen. Beispiel: Berea Sandstein hat nach Experimenten folgendes Bruchkriterium: s* 24.1 0.49 n Aus obigen Gleichungen ergibt sich: =26°, f= 58° und f=32°. 8 Figure Twiss 9.5A (see caps) gibt eine Übersicht über die Verteilung von f aus unterschiedlichen Gesteinen unter unterschiedlichen experimentellen Rahmenbedingungen. Der mittlere f Winkel = 29°. Es wird generell ein 30° Winkel angenommen. Dies ergibt 60° zwischen den konjugierten Bruchflächen. Deutlich ist eine Vergrößerung dieses Winkels bei der Erhöhung des Umschließungsdruckes (Fig. Twiss 9.5B). Es erscheint seltsam, dass sich die Scherbrüche in einem Winkel 30° zu 1 bilden und nicht 45°, parallel den konjugierten Scherbrüchen mit maximalem Scherstress. Der geringere Winkel resultiert aus den konkurrierenden Effekten der Normal- und Scherspannung, die auf eine Bruchfläche einwirken. Ist aus einem Mohrdiagramm (e.g. Fig. Twiss 9.4) zu ersehen: die Entwicklung eines Scherbruches wird ausgelöst, wo es ein Minimum an Normalspannung und ein Maximum an Scherspannung gibt. Dort wo der s ein Maximum ist (2 = 90°) ist jedoch n auch ein Maximum (oder: kein Minimum). Der Bruchwinkel optimiert diese zwei Effekte. Figur Twiss 9.6 illustriert diesen Zusammenhang für eine Experiment an Berea Sandstein. s und n variieren mit der Orientierung einer Fläche (ausgedrückt durch den Winkel zwischen der Normalen auf die Fläche und 1, 2). s* wird ausgerechnet, indem n in das Coulombsche Bruchkriterium eingesetzt wird. Wo der zur Verfügung stehende Scherstress gleich s* ist kommt es zum Bruch. Die Orientierung wird gegeben durch den “Punkt” wo s und s* sich berühren. Deutlich ist ein Bereich wo die s und die s* Kurven subparallel sind. Heterogenitäten im Gestein bestimmen die genaue Bruchorientierung. Analogmaterialexperimente dienen zur Veranschaulichung wie sich Scherbrüche in der Natur bilden und entwickeln (infinitesimal zu finitem Strain). Wichtig: wir bearbeiten mit dem Bruchkriterium die Bruchbildung nicht die finite Deformation (also sind diese Experimente strikt nicht mit dem Coulombschen Kriterium zu interpretieren (nur die Bruchbildung)). Figur Twiss 9.7 (read caps): Experiment mit Ton unter pure shear (Strain-Begriff). Figur Twiss 9.8: Experiment mit Ton unter simple shear. Wichtig ist, dass sich R und R’ Störungen ziemlich gleichzeitig bei wenig Strain bilden, P bei fortlaufender Deformation, erst bei höherem Strain reißt eine Fläche // der angelegten Scherung durch. Wenn in diesem Experiment ein pure shear Spannungszustand herrscht, dann können die Riedelshears als konjugierte Scherbrüche, die sich entsprechend dem Coulombschen Bruchkriterium bilden, gedeutet werden. P und T shears werden nicht vom Coulombschen Kriterium erklärt; hier liegt wahrscheinlich eine rotiertes Stressfeld vor (lokal?). Effekte des Umgebungsdrucks auf das Bruchverhalten und die Bruchentwicklung Das Coulombsche Kriterium gilt nicht für den tensilen Teil des Mohrdiagramms und auch nicht für Bereiche mit höherem Umgebungsdruck im Bereich der spröd-duktilen und duktilen Deformation (Fig. Twiss 9.9). Tensile Brüche haben Übergange in “mixed mode” extensive Scherbrüche, dann kommt der eigentliche Bereich der Coulombschen Scherbrüche. Im spröd-duktilen Übergangsbereich wird der Winkel zwischen den Scherbrüchen wesentlich größer als 60°. Im duktilen Bereich gilt das von Mises Kriterium. Im Mohrdiagram wird das von Mises Kriterium durch // Linien // zur n Achse dargestellt. Das Kriterium besagt, dass duktile Deformation bei einem kritischen Scherstress beginnt, der unabhängig vom Umgebungsdruck ist (Mohrkreise habe gleichen Radius). Den kritischen Stress bezeichnet man als den 9 yield Stress. 2f ist 90°, d.h. mögliche Brüche bilden sich entlang den Flächen mit maximalen Scherstress. s* = konstant im Bereich des von Mises Kriteriums. Figur Twiss 9.10 zeigt ein Experiment an Marmor bei Umgebungstemperatur und mit unterschiedlichem confining pressures. Umgebungsdruck und Reibungsgleiten (frictional sliding) Nach der Bruchbildung ist der Bruch eine Schwächezone, da entlang des Bruches die Kohäsion = 0 ist. Nachfolgende Deformation geschieht durch Reibungsgleiten. s* n ist das Reibungsgleitkriterium. ist der Koeffizient für Reibungsgleiten (frictional gliding). Generell ist > ( s* für Reibungsgleiten ist also kleiner, so beginnt es zu gleiten, bevor es bricht). Bei niedrigem Umgebungsdruck ist der differentielle Stress, D=1-3, um zu gleiten geringer als der zu brechen! Es ist also klar, dass zuerst präexistente Brüche reaktiviert werden, bevor sich neue Brüche bilden (Fig. Twiss 9.11). Siehe z.B. die Parameter für Fig. 9.11. a) Bruch- und Gleiteinhüllende, die von und definiert werden. s 70 0.6 n (für n 100 MPa ) 130 MPa * b) s 0.81 n (für n 100 MPa) 81 MPa * Bewegungen an Störungen sind manchmal durch stabiles (beständiges) Gleiten charakterisiert (immer in der Tiefe). Bei Erhöhung des Umgebungsdruckes kann es zu stick-slip Bewegung kommen. Dies ist typisch für Erdbebenregionen, wobei die Erhöhung des zum Bruch nötigen Differenzstresses wohl durch die Versiegelung der Störung bedingt wird. Beziehung zu Erdbeben (Fig. Twiss 9.12). Wenn sich der Umgebungsdruck weiter erhöht überschneiden sich das Gleit- und das Bruchkriterium (Fig. Twiss 9.11) und es kommt zur Ausbildung eines neuen Bruches. In diesem Bereich bilden sich dann Kataklasite aus (kataklastisches Fliessen). Effekte des Porenwasserdruckes Bei Vorhandensein von Porenwässern verhält sich das Gestein so als ob ein niedriger Umgebungsdruck herrschen würde. Die Mechanik wird mit dem effektiven Stresstensor beschrieben. Der Mohrkreis für effektiven Stress hat den gleichen Durchmesser wie für den angesetzten (applied) Stress, aber ist entlang der n Achse zu niedrigeren kompressiven Spannungen verschoben; die Verschiebung entspricht dem Betrag des Porenwasserüberdruckes (Fig. Twiss 9.13). Das Bruchkriterium ist: s* c ( E n ) c ( n p f ) mit n n pf Der wichtige Effekt des Verschiebens des Mohrkreises nach links ist, dass stabile Stresszustände durch Erhöhung des Porenwasserdruckes instabil werden können. In der oberen Kruste sind differentielle Spannungen gewöhnlich klein. Wenn pf > 3, und zwar um einen Betrag der größer ist als die tensile Festigkeit des Gesteines (T0), können Extensionsbrüche sogar in größerer Tiefe auftreten (z.B. auch in Eklogiten). 3-pf =T0 E 10 Porenwasserdruck hat den gleichen Effekt auf Reibungsgleiten. Porenwasserdruck ist sehr wichtig bei der Ausbildung und beim Gleitverhalten von großen Störungen (Barbados). Ursprung der Porenfluide und ihr Überdruck: Sedimente in Wasser und Dehydratisierungsreaktionen während der Metamorphose. In offenen Systemen (permeable Zone mit Öffnung zur Oberfläche) kann der Porenwasserdruck nicht den Druck der Wassersäule in der bestimmten Tiefe überschreiten. Das Verhältnis des hydrostatischen Porenwasserdruckes zum vertikalen lithostatischen Normalstress (Gesteinsüberlagerung), = pf/v = ~0.4 bei einer Dichte von Wasser von 103kg/m3 und Sedimentgestein 2.3103kg/m3. pf = wgh und v = rgh. w, r, Dichten von Wasser und Gestein, h - Tiefe, v - lithostatische Normalspannung. Häufig werden = 1 gemessen in tektonisch aktiven Gebieten; impliziert keine Permeabilität (oder zu langsame). Anisotropie, 2, T und Grösse: Effekte auf die Bruchbildung Anisotropie: Schieferung, Schichtung, Klüftung. Fig. Twiss 9.14; Experimente an Martinsburg Slate (Schiefer). Maximale Festigkeit: = 90° der 0°, shear fractures at 30°. At = 0 oft longitudinal splitting. = 15-60°, Brüche // cleavage, minimale Festigkeit. Beschreibung von anisotropen Gesteinen durch zwei Bruchkriterien (Fig. Twiss 9.15 mit captions). Beachte die zwei Möglichkeiten der Bruchbildung: a) Schieferung hat keinen Einfluss auf Bruchbildung - Mohrkreis schneidet den äußeren Envelope (Fig. Twiss 9.15 - Fig. Twiss 9.17), b) die Spannungszustände an der Schieferung überschreiten, die vom inneren Envelope gegebenen Bedingungen. Minimale Festigkeit im anisotropen Gestein (Fig. Twiss 9.16). Effekt von 2: Bis jetzt 2-D Stress, mit 2 = 0. Experimente zeigen, dass die Festigkeit am geringsten ist und die Winkel des Bruchs zu 1 am kleinsten ist wenn 1 = 2 (extensiver Stress). Festigkeit ist am höchsten und Bruchwinkel ist am größten wenn 2 = 3. Größe der Testproben: Je größer die Probe desto geringer die Festigkeit, weil es Mikrorisse etc. gibt (präexistierende Anisotropien). Bruchtheorie von Griffith Beschreibt den physikalischen Mechanismus der Bruchbildung. Theoretische tensile Festigkeit kann man z.B. auf der Basis der Festigkeit der Atombindungen eines Festkörpers berechnen. Alle solche Berechnungen haben gezeigt, dass die so errechnete Festigkeit zwei Größenordnungen höher ist als die experimentell bestimmte. Griffith schlug vor, dass alle Festkörper voll von kleinen Brüchen (mikroskopisch oder submikroskopisch) sind = Griffith cracks. Griffith cracks können Gitterfehlstellen oder Korngrenzkontakte sein; Sie sind viel länger als breit und haben eine starke Biegung am Ende. Werden als zerdrückte Ellipse modelliert (Fig. Twiss 9.18 nicht richtige G. cracks, die viel länger sind). Warum verändern die G.-cracks die Festigkeit? Man unterscheidet den angesetzten Stress (applied stress) an die Oberfläche eines Körper und die hohen Stresskonzentrationen, die an der Spitze von Mikrorissen (G.-cracks) entstehen. Die 11 Letzteren sind lokale Spannungen in der Umgebung der Spitze eines Mikrorisses. Je kleiner der Radius des Bogens an der Spitze der Ellipse, desto höher ist der lokale tensile Stress. Zwei Faktoren sind wichtig (Fig. Twiss 9.18); , der Winkel zwischen der Langachse der Ellipse, die den Mikrobruch darstellt, und dem Punkt an dem der tensile Stress ein Maximum ist. , die Orientierung des Cracks zum angesetzten Hauptstress. bestimmt die Größe und die Position des lokalen Stressmaximums. Die Orientierung *, des am stärksten unter Spannung stehenden cracks und die Position und Orientierung des lokalen maximalen tensilen Stresses, *, bestimmen welcher Griffith crack sich zu einem Bruch auswächst. Bildung von tensilen Brüchen: Fig. Twiss 9.19 and captions. Unter tensilem Stress sind die cracks offen. Ein crack, der sich am besten zur Bruchbildung eignet hat * = 90° und * = 0°. tmax = //3. Wenn a/c der Ellipse ~ 100 ist, dann ist die Größe des lokalen Stresses an der Spitze ~ 200 mal so groß wie der angesetzte tensile Stress, tmax 2003. Leicht kann so die Festigkeit des Materials an der Spitze des Cracks überwunden sein. Ist die Festigkeit überwunden, propagiert der Crack, dabei erhöht sich das a/c Verhältnis, der lokale Stress steigt weiter und es kann zu “katastrophalen” Bruchbildung kommen (wenn nicht der angesetzte Stress sinkt). Bildung der longitudinal Splitting cracks: Cracks sind geschlossen. Tip-Stresses aber sind tensil. In diesem Fall ist tmax -251 Bildung von Scherbrüchen: Cracks sind geschlossen. (Fig. Twiss 9.20). Tensile Spitzen durch Scherung an den Cracks. Der Mechanismus der Bildung von Scherbrüchen (Fig. Twiss 9.21). Zustand I: typisches Griffith Material mit vielen Cracks. Geringe Neigung der Stress-Strain Kurve resultiert vom Schließen der Cracks. II) Cracks sind stabil, kein Wachstum, lineare Stress – Strain Kurve. III) Einzelne Cracks zeigen Scherdeformation und Crackspitzen propagieren. Volumszunahme durch Bildung neuer Cracks ist noch geringer als Volumsabnahme durch Crackschließung. IV) Starke Volumszunahme. Lokale Stresskonzentrationen um Crackspitzen beginnen sich gegenseitig zu beeinflussen. Cracks fallen zusammen und es kann ein Bruch entstehen (V). Scherbruchbildung hängt also auch von der Bildung vom Wachstum von tensilen Cracks ab. 10: Mechanik von natürlichen Brüchen und Störungen Stressbestimmung Aus felsmechanischen Gründen entwickelt (Tunnelbau, Bohrlochstabilität, künstliche Bruchbildung vergrößert die Permeabilität in Lagerstätten, ..). Stressentlastungsmessungen: Basieren auf der Tatsache, dass Stress in einem elastischen Material einen proportionalen Strain bewirkt. Entlastung des Stresses ergibt den Strain, vorausgesetzt die elastischen Konstanten sind bekannt. Überkernung (Overcoring): Ringförmiges Bohrloch wird um erstes Bohrloch gebohrt - dieses befreit das erste Bohrloch von Stress und dieser wird mittels vorher angebrachter Strainmeter gemessen, Fig. Twiss 10.1 und Captions, Dimensionsänderung des inneren Bohrloches wird gemessen. Angewandt wird die folgende Gleichung: 1 e zz zz ( xx yy ) E E 12 e , Poisson’sches Verhältnis, n = Een (E, Young’scher Modulus), x,y,z e// Raumrichtungen. Wird in bis zu 50 m tiefen Bohrlöchern verwendet (sonst zu teuer). Flat Jack Messungen: Fig. Twiss 10.1 und Captions, misst den Stress normal zu einer Fläche. Messungen in verschiedenen Richtungen können den kompletten Stresszustand ergeben. Wird hauptsächlich in Tunnels verwendet. Hydaulische Bruchbildung (hydraulic fracturing - hydrofrac measurements): Ursprünglich verwendet um die Permeabilität von erdölhältigem Gestein zu erhöhen. Hydraulischer Bruch (hydrofracturing) wird dadurch erzeugt, dass man in einem nach oben und unten durch Parker abgedichteten Tiefenintervall Flüssigkeit unter Druck ins umliegende Gestein einpumpt und dort den hydraulischen Druck so lange erhöht, bis das Gestein an einem Extensionsbruch senkrecht zu 3 aufreißt und Flüssigkeit in die offenen Risse eindringt. Beim Aufreißen der Brüche fällt der Flüssigkeitsdruck augenblicklich und wird genau auf dem Wert stabilisiert, der die Brüche offen hält; der dazu notwenige Druck wird “instantaneous shut-in pressure”, Ps, genannt (Fig. Twiss 10.2). Weil die Erdoberfläche eine freie Fläche ist und deshalb der Scherstress an ihr 0 sein muss, sind die Hauptstressrichtungen annähernd vertikal und horizontal. Zur Messung wird angenommen, dass das Bohrloch vertikal ist und Dehnungsbrüche sich parallel zu ihm sind; dann gilt: Ps H (min) . mit Weiters ist dann: Pc H (min) T0 (letzteres ist die tensile Gesteinsfestigkeit). Die drei Hauptspannungen werden ermittelt, indem man die vertikalen Hauptspannung als gleich dem Überlagerungsdruck nimmt ( V r gh ). Die Orientierung von H (min) wird mit einem Bohrloch”televiewer” bestimmt, sodass sich der gesamte Stresstensor bestimmen lässt. Messungen bis in eine Tiefe von 5 km wurden erreicht (siehe KTB). Stressorientierungen von Erdbebenersteinsätzen (earthquake first-motion studies): wiederhole Box 2.4, Fig. Twiss 2.4.1. Bruchgesetze (z.B. das von Mises-Kriterium besagen, dass die minimale und maximale Hauptspannung den Winkel zwischen der Störungsfläche und der Nodal-Fläche halbieren (Bruchkriterien, Fig. Twiss 9.9). Es können keine Stressmagnituden gemessen werden. Stresszustände in der Erde Figure Twiss Twiss 10.3 zeigt, dass die Annahmen, dass die Hauptspannungsachsen generell vertikal und horizontal sind stimmen. Nichttektonische Spannungen: (z.B. in Sedimentbecken): sollten durch Überlagerung mit der vertikalen Normalspannung als maximaler kompressiver Stress gekennzeichnet sein; der Stress sollte gleich der Überlagerung sein. Der horizontale Hauptstress kann wie folgt angenähert werden: Angenommen wird, dass die Sedimente des Beckens sich als elastischer Festkörper verhalten und dass die Geometrie der Erde es mit sich bringt, dass die horizontale e Poisson Expansion ( ) e xx 0 ist (weil die Erde sich nicht ausdehnt). H , e// 13 welche die Poisson Expansion als Resultat des vertikalen Stresses genau aufhebt ist 1 e xx xx ( zz yy )(Gleichung 9.5) dann: E E mit : xx yy H , zz V , e xx 0. v V . Die Lösung für den horizontalen Stress ist dann: H 1 v Herleitung aus: die achsiale Verkürzung durch eine achsiale Kompression wird durch die Poisson’sche Expansion, die mit jeder der kompressiven radialen Hauptspannungen assoziiert ist, vermindert. zz 1 1 1 zz xx yy E E E Für 0.25 0.33 , den typischen, experimentell bestimmten Poisson’sche Verhältnissen für Gesteine, ergibt die Gleichung, dass der horizontale Stress nur 1/3 bis 1/2 der vertikalen Normalspannung sein sollte. Figure Twiss 10.4 zeigt die minimalen horizontalen Spannungen in Sedimentbecken der USA, die mittels der hydrofrac Technik bestimmt wurden. Es zeigt sich, dass die Spannungen, die sich aus dem Poisson’schen Effekt ergeben, generell zu gering sind. Nimmt man im Gegensatz zu der elastischen Annahme an, dass die Gesteine duktil sind und das Fliessen der Gesteine jede Stressdifferenz ausgleichen ( 0.5 , inkompressive Materialien), dann würde der Stress ein lithostatischer und gleich der Gesteinsüberlagerung sein. Fig. Twiss 10.4 zeigt, dass dies auch keine gute Annahme ist. Tektonische horizontale Normalspannungen: Einzige Aussage, die machbar ist, ist dass der differentielle Stress (also der Durchmesser des Mohrkreises) nicht die Festigkeit des Gesteins überschreiten darf. Wir nehmen an, dass die Festigkeit durch das Mohr-Coulombsche Bruchkriterium gegeben ist ( 1 S K 3 , ausgedrückt in kritischen Hauptspannungen, wobei 2c sin 2 f S and 1 cos 2 f K 1 cos 2 f 1 cos 2 f ( s c n , f 60 - Winkel zwischen kompressiver Normalspannung und der Normalen auf die Fläche), dass die Orientierungen der Hauptspannungen normal und horizontal sind, und dass der vertikale Stress der Überlagerung entspricht. Im folgenden werden zwei Fälle untersucht, horizontale Extension und horizontale Kompression, mit f 60 and c = 10 MPa (ergibt S = 34.6 MPa und K = 3 in Gleichung 9.1.2). Fig. Twiss 10.5: für den Fall der tektonischen Extension, V 1 , kann Gleichung 9.1.2 für die minimal möglichen Werte von 3 gelöst werden (analoges gilt für tektonische Kompression). Die daraus ableitbare Festigkeit der Gesteine wird um den Porenwasserdruck reduziert; die Hauptspannungen müssen durch die effektiven Hauptspannungen ersetzt werden (e.g. E 1 1 p f ). Der Porenwasserdruck wird als Verhältnis zur Überlagerung ausgedrückt, p f V . D.h., für tektonische Extension, je höher der Wert für , desto höher der Wert für p f , dann wird der 14 Überlagerungsdruck aufgefangen und es braucht einen höheren 3 um die Gesteine zu brechen. Für tektonische Kompression heißt dies: je höher der Wert für desto höher der Porenwasserdruck und desto geringer wirkt der Überlagerungsdruck dem Brechen der Gesteine durch das horizontale 1 entgegen. Die Variation der maximalen und minimalen Hauptspannungen mit der Tiefe sind in Fig. 10.5A (read caption) gegeben. Ableitung des Mohr-Coulombschen Kriteriums für Hauptstress: Ausgangpunkt sind die Gleichungen des Mohrkreises 1 3 1 3 cos 2 2 2 n n r cos 2 1 3 sin 2 2 s r sin 2 mit 2 = f. Desweiteren = tan 2 f (90 ) s c n tan 2 f sin 2 f / cos 2 f sin 2 2 f cos 2 2 f 1 siehe Box 9.1, p. 170, Twiss and Moores Beispiel von Stressmessungen sind in Fig. Twiss 10.5B und C gegeben (read captions). Die Daten zeigen einen weiten Streubereich. Wichtig in Fig. Twiss 10.5A ist, dass tensile Spannungen (d.h. negative Werte für die Normalspannung) unter 1 km Tiefe nicht existieren können. Messungen haben gezeigt, dass es überhaupt keinen tensilen Stress in der Erde gibt. Tensionsbrüche entstehen also wohl fast immer mit einer kleinen Scherkomponente oder unter Porenwasserüberdruck (Figs. Twiss 9.9 und 9.13). Alle diese Differenzstressabschätzungen gelten nur für die oberen 15-20 km, darunter herrscht duktile Deformation. Regionale Stressverteilung Figur Twiss 10.6: world stress map. Die Spannungen reflektieren wesentliche tektonische Prozesse und liefern wichtige Aussagen über die Antriebsmechanismen der Plattentektonik (see http://www-gpi.physik.uni-karlsruhe.de/pub/wsm/). Warum gibt es Stress in der Erde? - Mechanismen Erlaubt uns Modelle zum Entstehen von Brüchen aufzustellen. 1. Überlagerung: Stress entsteht durch das Gewicht der Gesteine und durch die topographischen Unterschiede. Der Einfluss der Topographie auf den Stress nimmt mit der Tiefe ab und kann vernachlässigt werden in Tiefen größer als die horizontale Länge des topographischen Merkmals (siehe Tibet). 2. Antriebsmechanismen der Tektonik: Stress, der von den Plattenbewegungen ausgeht, e.g slab pull, ridge push (vergleiche world stress map), lithosphereasthenosphere drag, Platteninteraktionen. 3. Horizontale und vertikale Bewegungen: Biegung der Lithosphäre erzeugt Stress, dessen Ausdehnung vergleichbar mit der Wellenlänge der Biegung ist. Z.B. 15 Biegung an Subduktionszonen, Biegung durch Ladung z.B. durch Eis oder Vulkangebäude, Sedimentanhäufungen, Erosion. Lithosphärenbiegung muss auch während der Plattenwanderung über unterschiedliche Breiten auftreten, da die Erde elliptisch ist, und die Oberfläche eine stärkere Krümmung am Äquator hat als an den Polen. 4. Thermische und Druck-Effekte: Thermische Expansion und Kontraktionen. Gesteine haben unterschiedliche Koeffizienten der thermischen Expansion, so muss Stress z.B. zwischen Sandstein und Kalk bei ihrer Abkühlung - Aufwärmung auftreten (resultiert z.B. in unterschiedlichen Klufthäufigkeiten). 5. Porenwasserdruck: Erlaubt extensionale Bruchbildung in rein kompressiven Stresszuständen. Hoher Porenwasserdruck entsteht durch Kompaktion impermeabler Sedimente. Des weiteren: Wasser hat einen höheren Koeffizient der thermischen Ausdehnung als Gesteine, so muss sich bei der Erwärmung eines wassergefüllten Gesteinspakets der Porenwasserdruck erhöhen (aquathermal pressuring). Prograde metamorphe Reaktionen sind Dehydation- und Dekarbonatisierungsreaktionen und setzen dadurch Wasser und CO2 in den Gesteinen frei. Da kristalline Gesteine generell impermeabel sind, muss der Porendruck erhöht werden. So sind Hydrobrüche ein weit verbreitetes Phänomen in metamorphen Terranes (wohl viel tension gashes, siehe Exkursionen). Spezialfälle: Brüche, die mit Störungen und Falten assoziiert sind 1. Störungen: bekannte en-echelon Anordnung von Extensionsbrüchen, Zerrspalten und mineralgefüllten Spalten (Fig. Twiss 10.11). 2. Falten: (Fig. Twiss 3.17) Bruchmuster kann zu einem Teil durch die Stressverteilung in Falten erklärt werden. Stresstrajektorenmuster in einer Falten (Fig. Twiss 10.12 mit captions). Wichtig: die Orientierung, Magnitude und Vorzeichen des Stresses ändern sich während der Faltungsgeschichte. Großmaßstäbliches mögliches Analogbeispiel - Stressverteilung in E-Tibet. Stressverteilung und Störungsausbildung Andersons Störungsflächetheorie: M.E. Anderson kombinierte zwei Resultate der Bruchtheorie und schlug folgende Theorie für die Orientierung und Anordnung von Störungen vor. 1. The surface of the earth does not support shear stress; it must therefore be a principal plane of stress and the surfaces of principal stresses must be normal and parallel to the earth surface. 2. Das Coulomb Kriterium setzt voraus, dass Scherbruchflächen 2 enthalten und dass der Winkel f zwischen der Störungsfläche und 1 kleiner als 45° ist. Der Störungstyp hängt davon ab, welche der drei Hauptspannungen vertikal ist (Fig. Twiss 10.13). In der Natur lassen sich der Grossteil aller Störungen nach dieser Theorie erklären. Störungen und die Stressverteilung in der Tiefe: Zur Untersuchung definiert man zuerst einen Standardzustand in einem freistehenden Gesteinsblock, der dem Stresszustand durch die Überlagerung entspricht (σ3 = vertikal, σ1 = horizontal). Des weiteren existiert kein Scherstress an irgendwelchen Blockseitenflächen. Fig. Twiss 10.14 überlagert eine horizontale Kompression. Störungsflächenmuster entspricht der Anderson’schen Theorie. Unrealistisch einfach, da keine Scherstress an 16 den Blockflächen; in der Natur erleidet jeder Körper der extensiert oder sich verkürzt einen Scherstress, der der Bewegung entgegenwirkt. Fig. Twiss 10.15 addiert einen horizontalen Scherstess, der mit der Tiefe zunimmt. Die Annahme ist auch einfach, hat aber interessante Ergebnisse. 1. Die Symmetrie des Stresstensors fordert, dass die horizontalen Scherspannungen durch vertikale aufgefangen werden; es müssen also Scherspannungen an den vertikalen Blockgrenzen existieren. 2. Die Forderung, dass alle horizontalen Kräfte sich zu 0 aufsummieren (sonst würde sich der Block bewegen), ergibt eine ungleiche Kräfteverteilung an den Blockrändern; die Unterschiede werden durch die Scherkräfte an der Blockunterseite bedingt. Die Tatsache, dass Scherspannungen an den Blockgrenzen existieren bedeutet, dass sie nicht länger Hauptflächen des Stresses sind und dass die Hauptachsen im allgemeinen nicht mehr horizontal und vertikal sind. Die Blockobergrenze ist aber noch immer eine scherstressfreie Oberfläche; sie muss eine Hauptfläche sein. Die Hauptstresstrajektorien sind horizontal und vertikal an der Oberfläche und biegen zur Tiefe hin, um die Scherspannungen an den vertikalen und horizontalen Flächen zu erzeugen (sie nehmen auch mit der Tiefe zu). Mit dieser Stressverteilung zeigen die potentiellen Störungen Biegungen, vergleichbar zu natürlichen Störungen (listrische Störungen). Fig. Twiss 10.16 zeigt eine mögliche Stressverteilung, wie sie an mittelozeanischen Rücken auftreten könnte. Die auferlegten Stresszustände verursachen eine Biegung des Blockes und die Stresszustände sind vergleichbar mit der in einer gefalteten Lage. Am mittelozeanischen Rücken wird dieser Stresszustand durch Upwelling und laterales Spreading erzeugt; der vertikale tektonische Stress nimmt lateral von der Spreadingachse weg ab. Das Bruchmuster erklärt, z.B. warum die listrischen Störungen generell zur Achse hin einfallen. Paläostressanalyse und Stressanalyse von Störungen 1. Auf der Basis von konjugierten Störungsflächen. Störungsflächen sind konjugiert, wenn: a) der Winkel zwischen Ihnen zwischen 40 und 90° beträgt; b) der Schersinn entlang ihnen entgegengesetzt ist; c) es gute Evidenz für gegenseitiges Abschneiden gibt, d.h., dass die Störungen sich gleichzeitig gebildet haben. Dann lässt sich die Schnittlinie als 2 beinhaltend erklären. 2. Scherbrüche entstehen und Scherung tritt auch auf prä-existierenden Brüchen auf, die in einer Orientierung liegen, die nicht vom Coulombschen Bruchkriterium vorausgesagt werden. Scherbrüche, die von der Coulombschen Theorie vorausgesagt werden ergeben Extension oder Verkürzung nur in der σ1-σ3 Ebene; gibt es Extension oder Verkürzung entlang von 2 , dann kann das Coulombsche Kriterium die Bruchorientierung nicht voraussagen. Brüche, die mit größeren Störungen assoziiert sind, haben generell eine Orientierungsverteilung der Striemungen; diese Slickenlines sind parallel der Gleitrichtung auf diesen Störungen. Es wird angenommen, dass diese Richtungen parallel zur Richtung der maximalen Scherspannung auf diesen Flächen sind. Geplottet werden diese Daten Störungsflächendiagrammen (zwei Arten: Angelier und Höppener Diagramme). Mit Hilfe dieser Diagramme (Fig. Twiss 10.17 und captions für den Höppener-Plot) lassen sich die 3-D Stresszustände qualitativ ableiten (gegeben durch den Stressellipsoidformfaktor R oder ( 2 3 ) /( 1 3 ) . Mittels 17 Computerprogrammen lassen sich inverse Rechnungen ableiten, d.h. die Orientierung der Hauptspannungen und der Formfaktor als Funktion der im Feld gemessenen Störungen, Striemungen und Versetzungssinne. Die Mechanik von grossen Überschiebungen Überschiebungen >100 100 km und nur wenige km dick. Logische und intuitive Aussage: Gesteine müssen zerbrechen, wenn sie einfach durch Schub von hinten bewegt werden sollen. Betrifft einen rechteckigen Block mit Höhe H (//x3), Breite W (in Überschiebungsrichtung = x1) und Länge L (x2); Gewicht per Flächeneinheit ist r g , und der Reibungskoeffizient an der Blockbasis ist . Fn ist die Normalkraft auf die Basis des Blockes. Die Reibungskraft, die der Bewegung des Blockes entgegensteht ist: Ff Fn x (normal force per unit area) x (area) F f ( r gH )(WL ) (WL = Basalfläche) Die Antriebskraft, die den Block bewegt, muss größer oder gleich dem Reibungswiderstand sein. Wirkt die Kraft auf die vertikale Hinterseite des Blockes, dann ist der Stress auf diese Fläche die Antriebskraft per Einheitsfläche, Ff 11 r gW ; in diese Gleichung wird die obige für Ff eingesetzt. Der daraus LH errechnete Stresswert darf nicht die Bruchfestigkeit des Gesteins überschreiten. Setzt man die folgenden durchschnittlichen Werte ein: =0.6, r=2500kg/m3, 11=250MPa, und löst obige Gleichung für W, dann ist W 11 17km. r g Demnach kann die maximale Breite einer Decke in Überschiebungsrichtung nur 17 km sein. Für größere Decken zerbricht das Gestein im Hinterland. Überschiebungsweiten können aber >100 km sein. Folgende Annahmen in diesem Modell können falsch sein: 1) Ff, die Reibungskraft entlang der Basis der Decke könnte niedriger sein als angenommen. (von F f Fn ) ist in Labortest 0.85, in der Natur kann der Koeffizient der Reibung unter diesen Wert fallen (siehe Annahme) - gibt nicht viel Spielraum. Ein hoher Porenwasserüberdruck ( gegen 1) entlang dem Decollement würde Fn reduzieren und dadurch auch den Reibungswiderstand herabsetzen. Für einen fehlenden Reibungswiderstand (e.g. durch Fn = 0) ist die mögliche Breite der Decke unendlich. In vielen Akkretionskeilen und Decken in Sedimentbecken hat man entlang des Decollements hohe Porenwasserüberdrucke gemessen, aber es gibt auch viele aktive Überschiebungen, entlang denen diese Überdrucke fehlen. 2) Duktiles Fliessen entlang dem Decollement anstatt Reibungsgleiten. Überschiebungen folgen häufig schwachen Lagen in der stratigraphischen Abfolge. Salze (Halit) haben einen yield Stress von 0.1-1 MPa. Viele Decken, wie z.B. die im Golf von Mexiko, haben Evaporite entlang dem Decollement. Bereiche mit Salzen entlang Überschiebungen können sehr breite Salients erklären (z.B. Potwar Plateau). Aber auch Schiefer, Kalke und Quarzite können bei entsprechenden Temperaturen an der Deckenbasis duktil deformieren und auch diese Gesteine brauchen einen weit niedrigeren yield Stress um zu deformieren als Reibung. 18 3) Nicht Druck entlang der Hinterseite des Blockes tritt auf, sondern gravitativ bedingter Zug. Gravitationskräfte greifen auf jeden Punkt des Blockes an und nicht nur auf das Hinterende. Gravitatives Gleiten tritt auf, wenn die Scherkraft durch die Einwirkung der Schwerkraft (Fs) mindestens gleich dem Reibungswiderstand entlang dem Decollement ist (Fs = Ff, siehe oben) (Figur Twiss 10.18A). Kennen wir den Widerstand, dann können wir die Neigung bestimmen, die notwendig ist, um eine Decken gleiten zu lassen. Es gilt: F s . Wenn die Gravitation die einzige treibende Kraft ist, dann sind Fn und Fs Fn folgendermaßen zum Einfallen der Überschiebungsbahn bezogen: tan 0.6 F (siehe Gleichungen weiter oben) tan s , es gilt dann: Fn 31 So wäre eine Neigung von 31° nötig, um die Decke zu bewegen. Eine 100 km breite Decke müsste dann von einem 51.5 km hohen topographischen Hoch abgleiten (Figur Twiss 10.18B). Wenn dieses Modell funktionieren soll, muss man Porenwasserdruck oder duktile Gesteine zu Hilfe nehmen. In tektonischen aktiven Gegenden wird verdickte Kruste produziert und deshalb auch eine topographische Hochzone. Gravitativer Kollaps kann also Decken produzieren; der Mechanismus tritt aber nur auf, wenn der Grossteil der Decke duktil deformiert; Analogmodelle sind kontinentale Eiskörper, die von den Polregionen gravitativ abgeflossen sind. Die Antriebskraft wird durch die topographische Neigung der verdickten Kruste gegeben, und das basale Decollement muss nicht flach sein (Figur Twiss 10.18C). Reine gravitativ getriebene Tektonik ist jedoch unwahrscheinlich, da die produzierten Kräfte sehr gering, und extrem weiche Decollements selten sind. 4) Keilförmige Überschiebungskörper anstatt rechteckige Blöcke Typische Form aktiver Orogen- und Akkretionskeile ist eine keilförmige (Fig. Twiss 10.19). Modell: Annahmen - a) Gesteine des Keils sind überall gerade an der Grenze zum Bruch (critical Stress für den Bruch). b) Die Antriebskraft auf eine vertikale Fläche im Keil ist genau im Gleichgewicht (genau gleich) dem Reibungswiderstand zur Gleitung auf dem Teil des Decollements, der vor der vertikalen Fläche liegt. Demnach muss die Kraft, die der Gleitung entgegenwirkt, mit der Entfernung von der Spitze des Keiles zunehmen. So muss die Antriebskraft auch mit der Entfernung von der Spitze des Keils zunehmen. Weil der Antriebsstress durch die Festigkeit der Gesteine limitiert wird, kann die Antriebskraft nur zunehmen, wenn die vertikalen Fläche an Ausdehnung zunimmt d.h. die Dicke der Decke (des Keils) muss zunehmen. So hängt die Dicke des Keils an jedem Punkt von der Länge des Keils ab, der vor diesem Punkt liegt und bewegt werden muss. Deshalb muss jede Decke eine keilförmige Geometrie haben. Mechanische Modelle für Orogen-Akkretionskeile sind komplex (Twiss Box. 10.2), da der Oberflächenwinkel (so die Keilgeometrie) auch von Einfallen des Decollements (und nicht nur vom Widerstand gegen die Bewegung) abhängt. Und: der Widerstand hängt wieder vom Porenwasserdruck, dem Vorhandensein von duktilen Gesteinen, etc. ab. Wenn Material an die Spitze oder die Basis des Keils akkretiert wird, dann deformiert der gesamte Keil, um seinen Gleichgewichtszustand (critical taper) aufrechtzuerhalten. Wenn der Winkel des Keils (seine Verjüngung = Zuspitzung = 19 taper) zu groß wird, propagieren die Überschiebungen an der Spitze des Keils rasch in das Vorland, um die Länge des Keils zu erhöhen. Vergleiche des Modells mit den Beobachtungen von Akkretions- und Orogenkeilen weltweit (Figur Twiss 10.20). Die Linien sind die theoretisch vorhergesagten Werte unter Berücksichtigung unterschiedlicher Porenwasserdrucke (je höher desto größer der Porenwasserdruck). Von dieser Figur ist es klar, dass die meisten Orogen-Akkretionskeile hohe -Werte benötigen, die beträchtlich über dem hydrostatischen ( 0.4) liegen, was einen signifikanten Porenwasserüberdruck anzeigt. Solche Überdrucke entsprechen generell den in Bohrlöchern beobachteten (z.B. Barbados und ODP-Bohrlöcher). Bei dem Vorhandensein von Salz kann der taper auf 1° abnehmen. 5) Die Decke bewegt sich nicht en masse als eine zusammengehörige Decke, sondern wie eine Raupe, d.h. durch das Propagieren von lokalisierten Domänen des Gleitens entlang dem Decollement. 1) - 4) haben angenommen, dass die gesamte Decke überall am kritischen Stress für den Bruch ist. Dies ist eine vereinfachte Annahme, da sich die gesamte Decke nicht als ein rigider Block bewegt. Sie deformiert durch Gleiten in einem finiten Areal in und an der Basis der Decke während Erdbeben. Nur eine Mittelung über eine lange Zeit produziert die Bewegung über die gesamte Decke.