1 Duktile Deformation Was ist duktile Deformation? Generell wird versucht nichtgenetische Beschreibungen zu verwenden; duktile Deformation beschreibt permanente, kohärente, solid-state Deformation, in der kein Verlust der Kohäsion im Maßstab der Kristallkörner und größer auftritt und in der keine Evidenz für Sprödbruch erkennbar ist (Deformation der Xenolite in der Maggia Decke und verschiedene Duktilität der Gerölle in den Radstädter Tauern) (Beachte! – diese Definition schließt kataklasisches Fliessen aus, welches viele zur duktilen Deformation rechnen, aber welche charakteristisch für den spröd-duktilen Übergang ist. Diese Definition schließt auch die SoftsedimentDeformation aus, da sie keine kohärente Deformation im Korn-Maßstab ist). Viele Autoren setzen duktile Deformation mit plastischer oder kristallplastischer Deformation gleich. Diese Bezeichnungen implizieren aber einen Mechanismus, der in einem gegebenen Fall unpassend sein kann. Zum Beispiel ist es nicht klar, dass diese Bezeichnung Drucklösungsphänomene korrekt beschreibt. Der Ausdruck plastisch impliziert einen speziellen Typus des rheologischen Verhaltens. Generelle Übereinstimmung herrscht insofern, dass duktile Deformation verstanden wird als ein Prozess bei der die Verformungsrate vom Stress abhängt, dass dieser Prozess thermisch aktiviert wird, und dass dieser Prozess bei Temperaturen abläuft, die ungefähr gleich oder größer der halben Schmelztemperatur des Materials entsprechen, und das die Rheologie der duktile Deformation nur sehr untergeordnet vom Umschließungsdruck abhängt. Q s c n versus s A n exp RT (c - Kohäsion, Widerstand gegen den Scherbruch auf der Fläche auf der der Normalstress = 0 ist; - Koeffizient der inneren Reibung; Stressexponent: n = 1 bis 5) Wichtig ist zu verstehen, dass die Deformation im festen Zustand abläuft. Kann erkannt werden durch: 1. Die charakteristischen Strukturen, die im Gestein erhalten sind. 2. Die Rheologie der Deformation - das heißt die Art der Beziehung zwischen Stress, Strainrate, Druck und Temperatur. 3. Durch die mikroskopischen Mechanismen, die ablaufen um die Deformation zu produzieren. 11: Falten Die Beschreibung von Falten Größenordnung von Falten (siehe Profil der Alpen von Schmid et al. - Dias von unterschiedlichen Falten). Generell werden Faltengürtel von den Decollements unterlagert. Falten werden üblicherweise untersucht um ihre Geometrie zu verstehen. Ihre Gestalt, Orientierung und Ausdehnung kann von kritischer Bedeutung in der ökonomischen Geologie sein. Häufig sind Öl- und Gasvorkommen an Faltenstrukturen gebunden. Geometrische Beschreibung von Falten von Einzellagen Figuren Twiss 11.3; 11.4 – read caps; 11.5: Faltenzug, eine Serie von Falten; Faltensystem, Falten von regionaler Ausdehnung, die charakterisiert sind durch 2 vergleichbare Geometrie und wahrscheinlich durch eine gemeinsame Entstehung. Profile von Falten werden senkrecht auf die Scheitellinie (nicht die Faltenachse) gezeichnet. Scheitellinie: Linie maximaler Krümmung einer Falte. Scheitel und Schenkel werden in Bezug zu einem Kreis definiert, der die Tangente an den zwei Umbiegungspunkten der beiden Seiten der Falte darstellt: der Scheitel (hinge) hat eine stärkere Krümmung als der Kreis; die Schenkel (limbs) haben geringere Krümmung! (Fig. Twiss 11.4 - read caps) Faltenformen: Figuren Twiss 11.6; Faltenachse wird definiert als eine Linie von konstanter Orientierung, die man um die Falte führt; sie ist also gleich einer Scheitellinie in zylindrischen Falten (Ausnahme konische Falte). Geometrie von Falten mit multiplen Lagen Figuren Twiss 11.8; 11.9; 11.10; Eine einzelne Viellagenfalten wird begrenzt durch zwei Umbiegungsflächen. Unterscheidung zwischen Antiklinalen und Antiformen, Unterscheidung zwischen Synklinalen und Synformen. Maßstab und Lage von Falten Figuren Twiss 11.11; 11.12; 11.13 Definition von Amplitude und Wellenlänge einer Falte. Wenn eine Falte auf beiden Enden abtaucht, nennt man die Falte beiderseits abtauchend. Wenn die Länge des Scheitels vergleichbar zu der halben Wellenlänge der Falte wird, nennt man die Falten eine Dom oder ein Becken (Figur 10.29b, Price and Cosgroves). Elemente des Stils vom Falten Der Stil einer Falte ist eine Gruppe von Charakteristika, die die Form der Falte beschreiben. Zwei wichtige Winkel werden definiert (Figur Twiss 11.14): 1. Der Faltenwinkel ist der Winkel zwischen den Normalen zu den gefalteten Flächen, die an den zwei Umbiegungspunkten der Falte konstruiert wurden. Der Zwischenschenkelwinkel (interlimb angle) ist der Winkel zwischen den Tangenten zu den zwei Schenkel der Falten, konstruiert an den Umbiegungspunkten. Beziehung: = 180 - Der Grad der Asymmetrie einer Falte wird bestimmt durch den Neigungswinkel zwischen der Winkelhalbierenden des Faltenwinkels oder des Zwischenscheitelwinkels und der Medianfläche. Beachte den Unterschied zwischen dem Neigungswinkel der Achsenebene (verbindet Punkte maximaler Krümmung) und dem Neigungswinkel den die Winkelhalbierende des Zwischenscheitelwinkels aufspannt. Die Vergenz ist die Richtung der Neigung der Achsenfläche einer asymmetrischen Falte. Stil wird beschrieben durch das Formverhältnis (aspect ratio), P, = das Verhältnis der Amplitude A, gemessen entlang der Achsenfläche, zur Distanz M, zwischen den beiden Umbiegungspunkten (Figur Twiss 11.15, Tabelle 11.2); die Enge (tightness) wird durch den folding angle, , oder durch den interlimb angle, , gegeben (Figur Twiss 11.15 und Tabelle 11.3); die Stumpfheit (bluntness) misst die Biegung der Falte am Faltenschluss (Figur Twiss 11.16, Tabelle 11.4), for rc r0 rc / r0 b 2 r0 / rc for rc r0 b=0, keine Faltenscheitel, b=1 perfekt kreisförmige Falten, b=2 beschreibt Falten mit zwei Scheiteln und einer flachen (ebenen) Faltenschluss (rc=). 3 Ramsay’s Klassifikation: Der Stil einer gefalteten Lage wird bestimmt durch den Vergleich des Faltenstils der zwei Seiten der Lage. Der Vergleich wird durchgeführt, indem man drei geometrische Parameter definiert, die sich auf ein Paar von parallelen Linien beziehen, die Tangenten zur inneren und äußeren Lage des Faltenprofils sind (Figur Twiss 11.18). Die Neigung der Faltenseite ist am Punkt der Tangente durch den Winkel gegeben. Es ist der Winkel zwischen der Tangente und der Normalen auf die Achsenebene. Die drei geometrischen Parameter sind: 1) Die “dip isogon” (Isogone = Linie gleichen Einfallens), die eine Linie ist, die zwei Punkte gleichen Einfallens auf den entgegengesetzten Seiten der Falten verbindet; 2) Die orthogonale Dicke t, die die senkrechte Distanz zwischen den beiden parallelen Tangenten beschreibt; 3) Die Dicke entlang der Spur der Achsenebene T, die die Distanz zwischen den zwei Tangenten, gemessen entlang der Achsenebenenspur ist. Es gilt: t T cos . Der Stile einer Falte wird definiert, indem man die Variation dieser Parameter vom Scheitel zu den Schenkeln untersucht (= mit Änderung von ). 1. Die relative Biegung der beiden Seiten wird dargestellt, indem man ein Set von dip-Isogonen in regelmäßigen Abständen vom Scheitel zu den Schenkeln konstruiert; jede dieser dip-Isogonen verbindet Punkte gleichen Einfallens auf der Innen- und Außenseite der Falte (Figur Twiss 11.19). Falls die Isogonen zu der Innenseite hin konvergieren, dann ist die Biegung der Innenseite stärker als der der Außenseite (und umgekehrt..); dies ergibt Falten der class 1. Isogonen, die parallel der Achsenebene sind class 2 Falten, sie werden auch similar folds genannt, da die zwei Faltenseiten identische Form haben (siehe Übungen - simple shear folds). Wenn die Isogonen gegen die Außenseite divergieren, dann hat man class 3 folds. 2. Die Variation der orthogonalen Dicke vom Scheitel zu den Schenkeln ergibt eine Unterteilung der class 1 folds (Figuren Twiss 11.19 - markiere die Variation von t in Figur 11.19; 11.20A). 3. Vom Scheitel zu den Schenkeln (d.h. mit zunehmendem ) nimmt die Dicke entlang der Spur der Achsenebene T für class 1 Falten zu, ist constant für class 2 Falten und nimmt für class 3 Falten ab (Figur Twiss 11.20B). Stil von Multilagenfalten Stil wird definiert in Bezug auf die Harmonie der Faltung und der Achsenebenengeometrie. 1. Harmonie. Im Profil müssen alle Multilagenfalten in beide Richtungen entlang der Achsenebene aussterben, wenn die gefaltete Sequenz eine freie Fläche, so z.B. die Erdoberfläche enthält. Die Harmonie ist ein maßstabsunabhängiges Maß der Rate, mit der die Falte entlang der Achsenebene ausstirbt und wird als das Verhältnis zwischen D und der halben Wellenlänge, /2 definiert: H = 2D/. Es werden die Tiefe der Faltung, D, die Distanz entlang der Achsenebene, entlang der die Faltung auftritt definiert (Figur Twiss 11.21). Eine harmonische Falte ist kontinuierlich entlang der Achsenebene über mehrere Vielfache von /2 (Figur Twiss 11.21A). Eine disharmonische Falte stirbt über einig wenig /2 aus (Figur Twiss 11.21B). 2. Achsenebengeometrie. Die meisten Achsenebenen sind planar oder nur leicht gebogen. Convolute (=gebogen) Falten haben eine gebogene Achsenebene; generell entstehen sie durch Wiederfaltung von Falten erster Generation. 4 Faltenordung - Faltengeneration Figur Twiss 11.24; Die Asymmetrie der Falten der zweiten und dritten Generation wird dazu verwendet das Vorhandensein von Falten niedriger Ordnung herauszufinden. Häufige Stile und Faltenassoziationen Parallelfalten: class 1B, aber auch für Falten von 1A und 1C, die sehr nahe an 1B kommen. Treten häufig in fold-thrust belts nahe dem Vorland auf (unmetamorph, gutes Lagengefüge); sie sind generell aufrecht. In einer Tiefe, die der ihrer dominanten Wellenlänge entspricht, sterben die Parallelfalten in einer sole thrust (decollement) aus, was durch die Geometrie von class1B gefordert wird (siehe oben - Fig. Twiss 11.23). Similar Falten: (class 2) typisch für die metamorphen Kerne von Orogenen. Haben starke Variation in der Lage, sehr häufig überkippt bis liegend, trotzdem häufig zylindrische Geometrie, hohe aspect ratios, häufig eckig. Falten dieses Stils bilden häufig Faltendecken; oft wird der invertierte Faltenschenkel durchgeschert und es entstehen Decken. Similar Falten treten auch in Salz und Gletschern auf. Spezielle Faltenstile: Chevron (= Winkel) und Knickfalten sind zylindrische harmonische Multilagenfalten, die eckige Scheitel haben. Chevron Falten (Fig. Twiss 11.25A,C) sind symmetrisch, Knickfalten (Fig. Twiss 11.25B) asymmetrisch. Beide entstehen in Gesteinen mit einer sehr starken planaren mechanischen Anisotropie, z.B. Phyllite und Glimmerschiefer, aber auch in sehr gut gebankten Sedimenten. Ptygmatische Falten sind disharmonische Falten, die in individuellen Lagen entstehen; typisch für sehr große Kompetenzkontraste (dikes, veins in metamorphen Gesteinen). Dia-Quizz: Erkennung von Falten und Klassifikation 12: Kinematische Modelle von Falten Flexurartige Faltung einer Lage Charakteristika: orthogonale Dicke der gefalteten Lage bleibt gleich,- ergibt class 1B Falten. Flexurfalten (flexural folds) werden durch bending (Biegung) und buckling (Krümmen) geformt, die sich durch die Art wie die Kräfte an die Lage angelegt werden unterscheiden. a) Bending folds: resultieren durch das Anlegen von Kräftepaaren, die gleiche, aber entgegengesetzte Zugspannungen erzeugen (Fig. Twiss 12.3 - lever = Hebel). Beispiel: Biegung von Schichten über einer magmatischen Intrusion (= vertikale Kraft wirkt von unten auf Lagen und hebt sie heraus). b) Buckling folds: Anwendung von kompressiven Stress parallel zu der Lage (Fig. Twiss 12.5). Eine Lage reagiert auf Bending oder Buckling entweder durch: 1) Orthogonale Flexur (Fig. Twiss 12.6): Bei diesem kinematischen Prozess bleiben alle Linien, die vor der Faltung senkrecht zur Lage waren auch nach der Faltung senkrecht zur Lage. Die Außenseite der Falte wird gedehnt, die Innenseite wird verkürzt, dazwischen gibt es eine neutrale Lage.. Die orthogonale Dicke der Lage bleibt gleich. Tritt generell in kompetenten Lagen auf, die kaum duktile Deformation zulassen. 5 2) Flexural shear = flexural flow (Flexurfließen): Die Faltung wird akkommodiert durch simple shear parallel (Erklärung!) der Lage und es gibt keine Verkürzung oder Längung der Lage. Dieser Prozess ist zu analog zu Biegung eines Kartenstapels (Fig. Twiss 12.7). Der Schersinn entlang den Schenkeln ändert sich um die Faltenachsenebene und die Größe des Scherstrains nimmt zum Scheitel hin ab. Tritt in inkompetenten Lagen auf, die intern duktil deformieren oder in gut geschichteten Lagen. Passive Scherfaltung einer Lage Passive Scherfaltung = passive shear folding = passive flow folding = flow folding: Hier ist die Lage extrem inkompetent und wirkt nicht auf den Faltungsprozess, sie verhält sich als ein Marker, der die Deformation aufzeichnet. Die Deformation geschieht durch inhomogenen simple shear entlang Scherflächen, die die Lage schräg queren; der Betrag der Scherung änderst sich systematisch entlang den Scherflächen (Fig. Twiss 12.8). Resultiert in class 2 Falten. Die beiden Begrenzungsflächen der Lage haben exakt dieselbe Form. Die Scherflächen sind parallel der Achsenebene. Die Falten sind zylindrisch. Typische similar folds treten in hochgradigen metamorphen Gesteinen und Salzdomen auf. Faltung durch Volumsverlust Volumsverlustfaltung ist ein Mechanismus, bei der eine Falte durch graduellen Materialverlust von einem bestimmten Bereich einer Falte entsteht oder die Faltenform akzentuiert wird. Faltenklassen 1B, 1C oder 2 sind möglich. Der Volumsverlust entlang von diskreten Zonen kann zum Versatz von Schichten führen, ohne dass irgendeine Scherung stattgefunden hat (alles Fig. Twiss 12.10, Beispiel Fig. Twiss 12.11). Homogenes Flattening von Falten in einer Lage Similar folds können z.B. nicht senkrecht zu den Scherebenen verkürzt werden, auch buckling und bending Falten bleiben aus mechanischen Gründen bei offener oder enger Gestalt stecken. Weitere Verkürzung und Verengung wird durch homogenes flattening erzeugt. Homogenes Flattening kann aber an und für sich keine Falte erzeugen (Fig. Twiss 12.12, 12.13, 12.14)! Flexurscherfaltung und passive Scherfaltung in Multilagenfaltung Komplexität entsteht durch den Kompetenzkontrast zwischen den einzelnen Lagen. Faltenmechanismen sind im wesentlichen eine Funktion der mittleren Kompetenz des gesamten Multilagenpakets und des Kompetenzkontrastes zwischen den Lagen (Fig. Twiss 12.15). Flexurgleitfaltung (Fig. Twiss 12.16): alle Lagen haben ungefähr die gleiche hohe Kompetenz (hohe mittlere Kompetenz) und die Reibung zwischen den Lagen ist gering. Wenn jede der Lagen durch orthogonale Flexur gefaltet wird (Streckung der Außenseite, Verkürzung der Innenseite), muss Gleitung im Lagengefüge auftreten (Fig. Twiss 12.16). Der Unterschied zur Flexurscherfaltung ist, dass in letztere die Gleitung uniform über jede einzelne Lage verteilt ist und bei der Flexurgleitfalte (flexural slip Faltung), die Scherung im Lagenbau stattfindet. Resultiert in class 1B. Slickenlines sind ~ normal zur Faltenachse (Störungsflächenanalyse!). Flexurscherfalten: bei bescheidener mittlerer Kompetenz und keinem Kompetenzkontrast zwischen den Lagen. Einfach Extension des Einlagenfalles. Kombination Flexurgleiten und inhomogenes Flattening: in Bereichen mit bescheidener mittlerer Kompetenz und sehr hohem Kompetenzkontrast zwischen den Lagen 6 (Fig. Twiss 12.17, read caps). Resultiert in Multilagen class 1C in den kompetenten Lagen und class 3 in den inkompetenten Lagen. Passive Scherfaltung: niedrige mittlere Kompetenz, niedriger Kompetenzkontrast. Knick- und Chevronfalten Sind Falten mit geraden Schenkeln und eng begrenzten Scheiteln; wenn sie symmetrisch sind, dann sind es chevron (= Winkel) Falten, wenn sie asymmetrisch sind, sind es Knickfalten (kink folds). Voraussetzung der Bildung: extrem gutes Lagengefüge. Knickfalten: sind Falten die als Paar auftreten und einen kurzen und einen langen Schenkel haben. Das Knickband (kink band) nennt man den kurzen Schenkel zwischen den beiden Achsenebenen, die auch kink-band boundaries heißen (Fig. Twiss 12.19). Bildungsmodelle, die alle eine Scherkomponente entlang dem Lagenbau enthalten, gibt es: 1) Rotationsmodell – Rotations der kinkband Boundaries. Kinkband nukliiert und wächst (Fig. Twiss 12.20). 2) Modellgruppe – Migrationsmodell: Knickfalte entwickelt sich durch Migration der Knickbänder in das undeformierte Material; die Wanderung wird begleitet durch Scherung des Materials parallel des Lagengefüges (Fig. Twiss 12.20). 3) Scherzonenmodell: Knickbänder wandern nicht, sondern sind ortsfeste Scherzonen (homogeneous simple shear parallel den Scherzonengrenzen) (Fig. Twiss 12.21). Experimente zeigen jedoch, dass die Knickbänder NICHT entlang Flächen mit hohem Scherstress entstehen - so ist Modell 3) unwahrscheinlich. Chevronfalten: zwei Modelle 1) Zwei konjugierte Knickfalten überschneiden sich (Fig. Twiss 12.22). 50% Verkürzung ist notwendig um einen undeformierten Block in einen überzuführen, der vollständig mit Knickfalten ausgefüllt ist (gut erforscht in Experimenten - in der Natur zeigen Chevronfalten selten mehr als 25% Verkürzung. 2) Durch Flexurscherung (flexural shear) (Fig. Twiss 12.23 für eine Lagensequenz). Es bilden sich class 2 Falten, die sich jedoch nur bilden können, wenn sich in den Scheiteln Lücken auftun (diese werden durch gelöstes oder inkompetentes Material gefüllt oder es kommst zum Scheitelkollaps). Fokus: Computergestützte Karten- und Profilkonstrukion - Fault-bend and fault-propagation Faltung eines Lagengefüges Rollover Antiklinalen entlang von Abschiebungen und teilweise komplexe Antiklinalen über Überschiebungsrampen und -duplexen. Eine kinematische Analyse dieser geometrisch notwendigen Falten erfordert folgende Annahmen: 1) Keine Lücken werden durch die Bewegung über eine Rampe erzeugt. 2) Alle Biegungen entlang einer Störung sind scharf. 3) Die orthogonale Dicke jeder Lage ist konstant. 4) Die Längen von Lagen in einem deformierten Block werden erhalten. Diese Annahmen implizieren ein Faltungsmodell, das durch lagenparalleles Gleiten charakterisiert ist (flexural shear), des weiteren, dass die Faltenschenkel gerade sind, die Faltenscheitel eckig und dass die Falten class 2 haben (Knick- und Chevronfalten). Fig. Twiss 12.24 zeigt das Modell: Definitionen der Winkeln (Winkel um den die Störung biegt), (initialer cut-off Winkel), (psi - finaler cut-off Winkel), 7 (Zwischenschenkelwinkel, wird durch die Achsenebene halbiert), (Faltungswinkel). Beziehungen aus Fig. Twiss 12.24: 180 ( ) Die Geometrie führt zu den folgender Gleichung, die den Störungsbiegungswinkel () zum Zwischenscheitelwinkel () und den initialen Rampenwinkel (cut-off angle, ) bezieht: sin(0.5 )[sin( ) sin ] tan cos(0.5 )[sin( ) sin ] sin 0.5 Für eine einfache Rampe, in der = reduziert sich obige Gleichung zu: sin tan tan . 2 cos Fig. Twiss 12.25 illustriert die Entwicklung einer Rampenfalte. Während einem initialen Inkrement des Störungsversatzes bilden sich zwei Knickfalten, die die Knickfaltengrenzen A und A´ und B und B´ haben. Die Achsenebenen A´ und B´ sind an den Punkten X´ und Y´ im Hangendblock fixiert und diese Ebenen migrieren mit dem Block während der Zunahme des Versatzes. Die Achsenebenen A und B sind an den Punkten X und Y am Liegendblock fixiert (beachte die Verbindungen mit den Knickpunkten der Rampe im Liegendblock). Während des Versatzes wandert das Material des Hangendblockes durch die Achsenebenen A und B und die Knickfalte wächst. Die erste Phase der Entwicklung der Falte setzt sich fort, bis der Punkt Y´ im Hangendblock (mit der Achsenebene B´) den Punkt X an der Spitze der Rampe erreicht; zu diesem Zeitpunkt hat die Falte ihre maximale Amplitude erreicht und die Achsenebene B´ wird am Punkt X am Liegendblock fixiert und die Achsenebene A wird am Punkt Y´ im Hangendblock fixiert. Mit Beginn der zweiten Phase der Faltung sind die Achsenebenen A´ und A im Hangendblock fixiert und migrieren mit diesem Block und die Achsenebenen B und B´ sind fixiert in Bezug zum Liegendblock an den Enden der Rampe. Das Material des Hangendblockes, welches durch diese Achsenebenen migriert wird geschert, wenn es durch B passiert und wird rückdeformiert, wenn es durch B´ wandert. Komplexere Modelle sind möglich (Fig. Twiss 12.26). Wichtig ist, dass das Einfallen der Lagen sich stufenweise über die Achsenebenen ändert; die Anzahl des stufenweisen Zunehmen des Einfallens an der Spitze oder an der Rückseite der Falte gibt die Zahl der Störungsimbrikationen in der Tiefe an. Fig. Twiss 12.27 illustriert die Entwicklung eine fault-propagation Falte. Wo die Störung eine Rampe zu bilden beginnt, dort beginnen sich zwei Knickfaltenpaare zu bilden. Die AE (Achsenebene) A’ endet an der tip Linie der Störung, ist aber nicht parallel zur Störungsrampe; sie migriert durch das Material gleichzeitig zum Vorwärtsschreiten des Störungs-tips. Das Knickband zwischen A und A’ akkomodiert den Versatz vor der Störung. Die AE B ist fixiert relativ zum Liegendblock am Beginn der Rampe und Material im Hangendblock migriert durch B. Die AE B’ schneidet die AE A immer gerade in dem stratigraphischen Niveau, in dem der Störungs-tip zu einer bestimmten Zeit lokalisiert ist. Unterhalb dieses Niveaus ist die Faltung komplett, weil dort der Versatz durch die Störung aufgefangen wird. Die AE A und B’ migrieren auch durch das Material, wenn der Störungs-tip migriert, aber die AE, die 8 durch die Verbindung der AE von A und B’ gebildet wird bleibt im Hangendblock fixiert und wird mit ihm versetzt. Folgende Beziehung zwischen dem Rampenwinkel und dem Zwischenschenkelwinkel kann aufgestellt werden: 2sec cot cot (sec = Hypotenuse/Ankathete) Wenn es aus irgendeinem Grund zum Aufhören der Faltung kommt, kann die Störung zwischen A und A’ durchschneiden; dieser Prozess lässt im Liegendblock eine enge Synklinale über (“out-of syncline thrust”). Beachte, dass die fold-propagation Falte enger ist als eine fold-bend Falte. Zug(Schlepp)falten (drag folds) und Hansen’s Methode der Bestimmung der Bewegungsrichtung Wenn Gesteine geschert werden entstehen häufig asymmetrische Falten, deren Sinn der Asymmetrie den Sinn der Bewegung angibt (Zeichnung). Die Implikation solcher Schleppfalten ist, dass der Geschwindigkeitsgradient in heterogener Scherung die Lagen in eine Falten geschleppt hat (zeichne Geschwindigkeitsprofil). Solche Falten sind generell nicht-zylindrisch, asymmetrisch und disharmonisch. Weil die Scheitelorientierungen von der initialen Lagenorientierung zur Scherfläche und von den Fliessinhomogenitäten abhängt, können die Faltenformen und die Faltenachsen extrem variieren. So zeigen die Faltenachsen und Faltenformen nicht die Gleitrichtung in der Scherzone an. Des weiteren kann die Scherung die Falten unter progressiver Deformation weiter rotieren. Der Sinn der Asymmetrie eine Schleppfalte muss allerdings konsistent mit dem Schersinn in der Scherzone sein. Plottet man alle Scheitelorientierungen in einem Stereogramm zusammen mit den dazugehörigen Schersinnen, dann sollten sie auf der Scherebene liegen (Fig. Twiss 12.28). Der Teilungswinkel über den der Schersinn sich ändert beinhaltet die Scherrichtung und die Asymmetrie der Falten gibt den Schersinn der Deformation an. Überlagernde Faltung In Orogenen treten mehrere Generationen von Faltungen auf. Die Terminologie ist in Fig. Twiss 12.29 erklärt. Die jüngsten Falten haben generell planare Achsenebenen. Fig. Twiss 12.30 zeigt experimentelle Modelle, die zeigen, dass sich unterschiedliche Faltenmuster auch bei relativ kleinen Änderungen der Verkürzungsrichtungen der zwei Faltengenerationen ergeben. Fig. Twiss 12.31 zeigt theoretische Falteninterferenzmuster (Typ 1 bis Typ 3). In der Theorie lassen sich alle Muster simulieren (haben Programm) und so haben sich in der Natur viele komplexe Muster erkennen und interpretieren lassen. Fig. Twiss 12.32 gibt natürliche Beispiele. Diapirismus Diapire bilden sich, wenn Material mit geringer Dichte durch überlagerndes Gestein mit höherer Dichte aufsteigt. Diapire treten in der Natur auf als Salzdome, metamorphe Gneisdome, Plutonitdiapire, und konvektive Mantelplumes. Diapirterminologie: siehe Fig. Twiss 12.33. Fig. Twiss 12.34 gibt Falten wie sie häufig mit Diapiren verbunden sind. 9 13: Schieferungen und Lineationen in deformierten Gesteinen Foliation Schieferung S-Fläche Foliation ist eine homogen verteilte planare Struktur; S0- primäre, etc. Foliation wird durch eine Vorzugsorientierung von Mineralien bedingt; Lineation: homogen verteilte lineare Struktur; Foliation und Lineation können primär sein (Sedimente, Magmatite). Tektonite: Generell werden Foliation und Lineation Tektoniten zugesprochen; Tektonite Gesteine, deren Struktur ein Produkt von Deformation und meist auch Metamorphose ist. (S-, L-, LS-Tektonite). Penetrative Struktur: immer dann, wenn der Abstand der betreffenden Struktur sehr klein ist, verglichen zum betrachteten Gesteinsvolumen. Cleavage wird Foliation in niedriggradigen Gesteinen bezeichnet, Spalten entlang von “Bruchflächen”. Fig. Twiss 13.1 morphologische Klassifikation von Schieferungen, basierend auf der Gestalt und der Anordnung der Komponenten des Gesteins. Viele Foliationen haben Domänen [(Mikrolithe (microlithons)], d.s. begrenzte Volumina des Gesteins, die uniform in Bezug zu einer bestimmten Struktur sind und sich vom benachbarten Volumen unterscheiden; Foliationen, die Domänen aufweisen nennt man spaced Foliationen, die anderen continuous (haben keine Domänen). Kompositionelle Foliationen: verschiedene mineralogische Lagen (z.B. in Ultramafiten, hochgradige Gneise). Disjunktive Foliation ist charakterisiert durch dünne Domänen, Schieferungsdomänen oder Säume (Fig. Twiss 13.3). Domänen = Mikrolithe (microlithons) (Fig. Twiss 13.4, Twiss 13.7). Krenulationsfoliation (crenulation cleavage) ist charakterisiert durch Chevronfalten (chevron folds sind per Definition harmonisch!!), die ein früheres Lagengefüge (Schieferung) falten (Fig. Twiss 13.9, Twiss 13.10). Continuous (kontinuierliche) Foliation ist charakterisiert durch Domänen mit geringem Abstand (< 10 m) (Fig. Twiss 13.11). Beziehung zwischen Schieferung und anderen Strukturen Achsenflächenschieferung: konvergente und divergente Fächer (Fig. Twiss 13.13); Verwendung der SchichtungsFoliationsbeziehung, um die Position des Faltenschlusses zu bestimmen (Synklinalen- und Antiklinalenposition, Fig. Twiss 13.14); Funktioniert nicht, wenn es sich um komplexe Faltung mit zwei oder mehreren Generationen von Faltung handelt (Fig. Twiss 13.15). Diashow – Foliation S-C Tektonite: Erklärung des S-C Modells anhand einer Scherzone mit Scherzonengrenze; variable Strainraten oder rheologische Schwachzonen in der Scherzone. C kommt von cisaillement, which means shear; S ist parallel der Schieferung, C ist eine Scherzone parallel der Scherzonengrenze (Fig. Twiss 13.16); Typ I S-C Tektonite kommen in phyllosilikatreichen Gesteinen vor und die C-Flächen bilden Sigmoidale der S-Flächen (Fig. Twiss 13.16A); 10 Typ II treten in phyllosilikatarmen Gesteinen auf (z.B. Quarziten); die S-Flächen sind durch die Ausrichtung der Quarzrekristallisate und der Glimmerfische (alte, präexistente Glimmer) gekennzeichnet (Fig. Twiss 13.16B), die C-Flächen durch dünne Säume neugewachsener Glimmer. In beiden Fällen gibt die Biegung der S-Flächen in die C-Flächen den Schersinn. Bei hohen Strain werden S und C parallel und eine weitere Generation von Scherflächen kann sich bilden (C’, ecc). Wichtig ist, dass S-C Gefüge während der gleichen Deformation gebildet werden, aber Krenulationsschieferungen zwei unterschiedliche Deformationsereignisse widerspiegeln. (Diashow mit möglichen Scherkriterien aus O’Brian et al. 1987 und S-C Gefüge) Einige spezielle Bezeichnungen: slaty cleavage, phyllitische Foliation (phyllitic cleavage), schistosity, gneissic foliation. Lineationen Fig. Twiss 13.18 gibt eine morphologische Klassifikation von Lineationen. Diskrete Lineationen bilden sich durch die Deformation von diskreten Objekten, wie Geröllen, etc. (Fig. Twiss 13.19). Minerallineationen: Vorzugsorientierung von nichtzirkularen Mineralen. Rods sind polykristalline Minerallineationen, die aus Konzentrationen eines einzelnen Minerals (gewöhnlich Quarz) bestehen. Konstruierte―zusammengesetzte (constructed) Lineationen bilden sich als Überschneidung von flächigen Elementen. Intersektionslineation: Überschneidung von zwei planaren Elementen (z.B. Schichtung―Schieferung) (Fig. Twiss 13.20). Faltenscheitellineation kommen häufig in Gesteinen mit Krenulationsschieferung vor. BoudinLineation (boudin - französisch = Blutwurst) (Fig. Twiss 13.21). Assoziationen von Lineationen mit anderen Strukturen Lineationen sind meist mit Foliationen assoziierte (L-S Tektonite, etc.). Häufig auch mit Falten. 14: Bildung von Schieferungen und Lineationen Review der 3D-Strain Geometriebeziehung (flattening, constriction) = Fig. Twiss 14.1. Foliations–Lineationstypen: Strainbeziehungen! Schieferung: parallel XY oder e1-e2; Mineralstreckungslinear: parallel X oder e1; Beziehung zwischen Plättungsebene (flattening plane) und Foliationsebene (beachte primäre [prä-existente] Vorzugsorientierung und Unterschied Schieferungsebene Plättungsebene (Fig. Twiss 14.2). Beachte aber: wir definieren Foliation = XY Ebene in homogenen Gesteinen. Mechanische Rotation: Rotation angezeigt durch “snowball garnets” (Science paper of Christensen) und gebogene Fasern hinter Objekten (andere Erklärung möglich!). Rotation von linearen und planaren Markern als Foliations-Lineationserzeuger! Z.B. Kompaktionsreorientierung, Reorientierung in Krenulationsschieferung. Modelle für mechanische Rotation: 1) Jeffreys Modell: Rotation eines Mineralkorns in einer duktilen Matrix (schwebendes (!) rigides Partikel in einer Flüssigkeit; Fig. Twiss 14.4a). Beispiel ist für simple shear Deformation. Partikel rotiert kontinuierlich um eine Achse senkrecht zur Scherrichtung und parallel der Scherebene. Rotation ist am lang- 11 samsten nahe der Scherebene, da der Zug auf das Partikel in dieser Orientierung sehr klein ist. Sollte eine Konzentration der Partikel // der Scherfläche (!, „Foliation“) ergeben. 2) March Modell: Partikel ist ein passiver Marker. Partikel rotiert bis in eine Grenzsituation in der Scherfläche; im Gegensatz zu Jeffreys Theorie kann es nicht darüber hinaus rotieren (Fig. Twiss 14.4b). Rotationsrate = 0 // der Scherfläche. Vorzugsorientierung ist proportional des angelegten Strains. Vorzugsorientierung ergibt „Foliation“. 3) Taylor-Bishop-Hill Modell: Scherung entlang kristallographisch vorgegebener Flächen, sodass die Deformation kompatibel mit der Umgebung ist. Kristall ist durch die Scherzonengrenze eingespannt und kann nur an einem (generell mehreren) internen Gleitflächen deformieren (Fig. Twiss 14.4c). Scherung am Gleitsystem bewirkt eine Rotation des Kristalls und eine Gestaltsänderung. Wenn das Gleitsystem in einem hohen Winkel zum extern angelegten Stress liegt (siehe Fig. Twiss 14.4c) dann endet die Rotation und Deformation. Gelängte Kristalle ergeben Foliation + Lineation. Mechanismen 1) – 3) bewirken ein Längung in e1 (X) und eine Plättung in e1-e2 (XY). Fragen: (a) Wie ist das Bild von Lineation und Schieferung bei konstriktionalem Strain? (b) Rotieren Flächen // den Hauptflächen des finiten Strains? Lösung, Diffusion und Ablagerung (precipitation): Stresskonzentrationen führen zu chemischen Mineralinstabilitäten und Wanderung der chemischen Komponenten; Ablagerung erfolgt in Stressschatten. Beispiele aus Mergeln: Styloliten. Mit Volumsänderung, Gestaltsänderung und unlöslichen Rückständen. Mechanismen des Transports: Korngrenzdiffusion in einem wässrigem Film (Flüssigkeitseinschlüsse entlang Korngrenzen) oder durch Fluidflow durch den Porenraum. Geschlossenes System versus offenes System und chemische Änderungen. Parameter, die die Löslichkeit beeinflussen: 1) Deformationszustand (Dislokationsdichte) - Strainenergiefaktor 2) Differenzstress (Stresskonzentration); Kristalle unter erhöhtem Differenzstress lösen sich schneller (Riecke’s Prinzip der Drucklösung).