Powerpoint-Präsentation zum Projekt des Projektpartners EECMY-NCES aus Äthiopien Der Weg des Wassers Projektemagazin 2013/14 Herausgeber Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst Postfach 40 1 64 10061 Berlin Tel 030 65211 0 [email protected] www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/eecmy-nces Spendenkonto 500 500 500, KD-Bank für Kirche und Diakonie, BLZ 1006 1006 Redaktion Thorsten Lichtblau Text Ute Dilg Fotos Christof Krackhardt Gestaltung Thomas Knödl Folie 2 Äthiopien ist ein Binnenstaat im Nordosten Afrikas. Er grenzt an Eritrea, den Sudan, den Südsudan, Kenia, Somalia und Dschibuti. Die Bevölkerung des Landes, das rund dreimal so groß ist wie Deutschland, wächst beständig; eine äthiopische Frau bringt im Laufe ihres Lebens im Durchschnitt 5,3 Kinder zur Welt. Äthiopien ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Erde. Das Land wird immer wieder von extremen Wetterereignissen heimgesucht, die dazu beitragen, dass ungefähr die Hälfte der Bevölkerung chronisch unterernährt ist. Folie 3 Niederschläge fallen häufig sehr stark konzentriert aus, gleichzeitig kommt es regelmäßig zu anhaltenden Dürreperioden. Infolge der globalen Erwärmung wird mit einer weiteren Verstärkung von Bodenerosion und Wüstenbildung gerechnet, außerdem mit wiederkehrenden Überschwemmungen und einem Rückgang der Biodiversität. Folie 4 Langsam bahnt sich das Wasser seinen Weg durch den schlammigen, mit Gras bewachsenen Bewässerungskanal. Immer wieder stockt es, versucht Erdklumpen auszuweichen, ein Teil versickert im Boden. Flink ist Kebede Yimer zur Stelle. Der Kleinbauer läuft den Wasserlauf auf und ab, schaufelt Schlamm aus der Rinne, dichtet kleine Seitenkanäle mit Grasbüscheln ab. Folie 5 „Ich freue mich schon, wenn der neue Kanal ganz fertig ist“, sagt Kebede und wischt sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. „Dann geht das Bewässern schneller, und ich habe nicht mehr so viel Arbeit.“ Und weiter zeigt er dem Wasser mithilfe seiner Schaufel den Weg. Es ist, als würde er es anfeuern, doch so schnell wie möglich sein Knoblauchfeld zu erreichen, damit es dort endlich die Wurzeln der kleinen Pflanzen umspült. Folie 6 Der neue Kanal ist Teil eines Bewässerungssystems, das die Bewohner des Dorfes Anberbir bauen. Hilfe erhalten sie dabei von den Mitarbeitenden der Entwicklungsabteilung der Mekane-Yesus-Kirche, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. Folie 7 Anberbir liegt etwa 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Addis Abeba im Hochland Äthiopiens. Auf knapp 3.000 Meter Höhe reifen hier verschiedene Getreidesorten wie Weizen und Gerste. Die Bewässerungsanlage ist ein Lichtblick für die Menschen in Anberbir. Der kleine Fluss, der sich durch die Felder am Rande des Dorfes schlängelt, ist bisher – selbst bei schlimmen Dürren – noch nie ganz ausgetrocknet. Schon früher haben die Menschen daher das Wasser für ihre Felder genutzt. Doch in den alten, unbefestigten Bewässerungskanälen war das meiste schon versickert, bevor es die Äcker überhaupt erreicht hatte. Während der Regenzeit kam dann wiederum so viel Wasser vom Himmel, dass die Stein- und Erdwälle, die das wertvolle Nass leiten sollten, einfach weggespült wurden. Folie 8 Deshalb war die Zustimmung groß, als Mitarbeitende der Mekane-Yesus-Kirche vorschlugen, die Kanäle fest einzufassen und einen neuen kleinen Staudamm zu bauen. „Uns ist es wichtig, dass die Menschen von Anfang an in das Projekt mit einbezogen werden und dann auch tatkräftig mitarbeiten“, erklärt Endeshaw Kassa (links), Projektleiter bei der Mekane-Yesus-Kirche. Bevor mit dem Bau begonnen wurde, diskutierten er und seine Kolleginnen und Kollegen lange mit den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern, wo und wie das Projekt verwirklicht werden sollte. Folie 9 Sein Herzstück ist ein kleiner Damm, von dem aus das 1,8 Kilometer lange Kanalsystem abzweigt. Der Staudamm und ein Großteil der Bewässerungsrinnen sind schon fertig. Der Rest ist noch im Bau. Insgesamt können damit zukünftig 49 Hektar Ackerland bewässert werden. „Die Dorfbewohner sollen die Anlage als Genossenschaft betreiben. Wir haben schon einige von ihnen darin geschult, alles instand zu halten“, erklärt Endeshaw Kassa. Langfristiges Ziel sei es, dass sich die Mitglieder der Genossenschaft dann auch gemeinsam um den Verkauf ihrer Produkte kümmerten. Endeshaw ist optimistisch: „In einem ähnlichen Projekt haben wir damit gute Erfahrungen gemacht.“ Folie 10 Vor dem Bau der Bewässerungsanlage gründeten die Dorfbewohnerinnen und -bewohner ein Komitee, das die Arbeiten organisierte. Es sorgte dafür, dass vor allem jüngere Männer und Frauen – oft ohne Landbesitz – angeheuert wurden. Ihnen bescheren die Arbeiten ein willkommenes Zusatzeinkommen. Dies gilt auch für Kebede Yimer. Auch er besitzt kein Land. Sein Knoblauchfeld hat er ebenso gepachtet wie die vier anderen kleinen Äcker, auf denen er vor allem Getreide, Bohnen und Fenchel anbaut. Die Pacht bezahlt er unter anderem vom dem Geld, das er seit gut einem Jahr auf der Baustelle verdient. Jeden Tag mischt er von 7:30 Uhr bis 17 Uhr Sand und Zement mit Wasser und stellt so einen guten Mörtel für den Kanalbau her. Ein gelernter Maurer überwacht die Arbeiten. Folie 11 Vor und nach der Arbeit kümmert sich Kebede um seine Felder. Ein hartes Leben also. Doch Kebede ist zufrieden. „Es ist ein guter Job. Mir macht es Spaß.“ Immerhin, sagt er, könne er so die Familie versorgen und seine beiden Kinder zur Schule schicken. Und vielleicht – so fügt seine Frau Abeynesh Musa hinzu und wirft einen Blick auf das notdürftig geflickte Grasdach ihrer Hütte – könnten sie sich ja auch bald ein besseres Haus leisten. Folie 12 Auch Yeshi Mehameds ist glücklich. Die 32-jährige lebt mit ihrem Mann Jamal Yimer und ihren beiden Söhnen in der Nähe des neuen Damms. „Ohne Bewässerung könnten wir nur einmal, maximal zweimal ernten. Das reicht nicht zum Überleben, schon gar nicht, wenn die Regenzeit ausbleibt“, sagt Yeshi. Bedingt durch den Klimawandel passiert das jedoch immer häufiger. Früher regnete es von Anfang Februar bis Mai und dann noch einmal von Juli bis September. Doch mit der so genannten kleinen Regenzeit im Frühjahr rechnen die meisten Bauernfamilien schon gar nicht mehr. Und auch die große Regenzeit sei längst nicht mehr das, was sie einmal war, berichten die Menschen im Dorf. Immer wieder gibt es Dürren, zuletzt 2008. Und immer wieder hungern Mensch und Tier. Folie 13 Yeshi und Jamal können bereits eines ihrer Felder mit der neuen Anlage bewässern. Von der Mekane-Yesus-Kirche hat das Ehepaar fünf Kilogramm Knoblauchsaat bekommen, über 100 Kilogramm Knoblauch haben sie geerntet. „Den konnten wir auf dem Markt verkaufen. Und das Saatgut konnten wir ohne Probleme zurückerstatten“, berichtet Jamal und lächelt zufrieden. Den Acker hat er bereits gepflügt. Schon bald will er wieder Knoblauch aussäen – und natürlich bewässern. Folie 14 Auch der Wunsch nach einem Brunnen ist dank der Mekane-Yesus-Kirche für Yeshi in Erfüllung gegangen. Früher holte sie das Wasser am Fluss. Mehrmals am Tag schöpfte sie es in ihren Krug und trug diesen dann zurück zum Haus. Heute holt sie das Trinkwasser an einem Pumpbrunnen. Insgesamt 62 Familien aus der Umgebung holen Wasser an der Pumpe. Sie alle haben sich am Bau beteiligt, Sand und Steine herbeigeschafft. Alle drei Monate kommt Chlor in den Wassertank. So ist sichergestellt, dass das Wasser auch wirklich zum Trinken taugt. Folie 15 Yeshi hat ihre beiden Kanister mit Wasser gefüllt und hievt sie auf den Rücken des Esels. Sie hat es jetzt eilig. Jemal will noch zum Markt. Er soll die Eier mitnehmen und verkaufen. Außerdem muss sie Injera backen, das traditionelle äthiopische Fladenbrot. Und auch der Gemüsegarten sollte noch gegossen werden. Viel zu tun also. Da ist Yeshi froh, dass wenigstens das Wasserholen nicht mehr so viel Arbeit macht wie früher. Folie 16 Ein paar Kilometer weiter haben Bauernfamilien mit Unterstützung der Mekane-YesusKirche angefangen, Gemüsegärten anzulegen, in denen sie Kartoffeln, Kohl, Mangold oder Rote Beete anbauen. Sie haben Wasserläufe in Bewässerungskanäle umgeleitet oder Flachbrunnen gegraben. Und sie haben – so wie She Seid Muhamed – Apfelbäume gepflanzt. Der Vorteil: Der Apfel ist eine mehrjährige Frucht. Apfelbäume sind robust, sie halten Wetterschwankungen aus. Während Weizen oder Gerste bei der nächsten Dürre vertrocknet, hält ein erwachsener Baum sogar eine längere Trockenperiode aus, ohne dass er gegossen werden muss. Folie 17 Auch in Mehamed Alis Garten wachsen einige dieser Apfelsorten. Zwischen seinen Apfelbäumen, deren Zweige voll mit noch kleinen Früchten hängen, hat er Kohl und Knoblauch gepflanzt. In einer Ecke des Gartens steht ein Bienenstock. Bienenhaltung hat Tradition im äthiopischen Hochland. Für die Befruchtung der Apfelblüten ist also gesorgt. Der 55-jährige Bauer und seine Frau Jemanseh Aden haben sich in den vergangenen acht Jahren zu richtigen Apfelexperten gemausert. „Wir mögen die Äpfel selbst gerne. Aber vor allem lassen sie sich gut verkaufen“, berichtet Jemanseh. Folie 18 Obwohl der Apfel keine einheimische Frucht ist, ist die Nachfrage groß. Bei vielen gilt er sogar als Heilmittel. Entsprechend oft wird er gekauft. Zwei bis drei Birr pro Apfel, etwa 10 Cent, verlangen die Bauern auf dem Markt. Bei einem Ertrag von 200 bis 500 Äpfeln je nach Größe des Baumes kommt da eine stattliche Summe zusammen. Inzwischen haben sich 60 der 137 Apfelbauern der Region zusammengetan und im nächstgrößeren Ort einen Lagerraum mit Verkaufsstelle eingerichtet. Folie 19 Das nötige Fachwissen haben Mehamed, Jemanseh und die andern Obstbauern bei den Projektmitarbeitenden der Mekane-Yesus-Kirche erworben. Fünf Tage lang dauert die Schulung im Gästehaus der Kirche. Dazu kommen Auffrischungsseminare. „Wir haben unheimlich viel gelernt“, berichtet She Seid Muhamed. „Welche Sorten es gibt, wie man sie anbaut, wie man sie düngt, wie viel Wasser sie brauchen.“ Folie 20 Die Mekane-Yesus-Kirche nutzt ihre Erfahrung und ihr Wissen, um in einem vor zwei Jahren mit Geldern von Brot für die Welt gestarteten Projekt in weiteren Landkreisen ebenfalls Apfelbäume einzuführen. Auch dort geht es darum, Bauernfamilien Zugang zu Wasser zu verschaffen, ihre Ernährungssituation zu verbessern und ihnen neue Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen. Nach der Methode „Von Bauer zu Bauer“ schulen die erfahrenen Obstbauern die Neulinge. Einige Bauernfamilien haben bereits die ersten Setzlinge erhalten. Noch sind ihre Gärten klein, die Pflänzchen oft nicht höher als einen halben Meter. Doch die ersten tragen bereits Blüten.