Sozialplanung für Senioren 1. Das Instrument Sozialplanung für Senioren Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort .................................................................................................................................. 4 I. Allgemeine Einführung .................................................................................................... 5 Demografische Entwicklung und kommunaler Planungsbedarf ............................................. 5 Alterung der Bevölkerung ...................................................................................................... 5 Vielfalt des Alters................................................................................................................... 6 Altenhilfe – ein veraltetes Konzept ........................................................................................ 7 Ein neuer Planungsbegriff ..................................................................................................... 8 II. Sozialplanung für Senioren – eine Planungshilfe ........................................................10 Die Struktur ..........................................................................................................................10 Die Systematik .....................................................................................................................11 Die Unterstützungsfunktion ..................................................................................................12 III. Sozialplanung für Senioren – Anleitung ......................................................................14 Was ist zu beachten? ...........................................................................................................15 __________________________________________________________________________ Sozialplanung für Senioren – Das Instrument IV. Übersicht über alle Indikatoren des Instruments………………………………………...19 IV.1. Basistableau ...............................................................................................................21 Themenfeld 1: Demografische und sozial-strukturelle Daten ................................................22 Themenfeld 2: Partizipation und bürgerschaftliches Engagement ........................................29 Themenfeld 3: Wohnen und Lebensführung .........................................................................34 Themenfeld 4: Bildung und Kultur ........................................................................................42 Themenfeld 5: Gesundheit und Pflege .................................................................................46 IV.2. Erweiterungstableau ..................................................................................................51 Themenfeld 1: Demografische und sozial-strukturelle Daten ................................................52 Themenfeld 2: Partizipation und bürgerschaftliches Engagement ........................................57 Themenfeld 3: Wohnen und Lebensführung .........................................................................59 Themenfeld 4: Bildung und Kultur ........................................................................................64 Themenfeld 5: Gesundheit und Pflege .................................................................................66 ___________________________________________________________________________ V. Ausgewählte Literatur………………………………………………………………………….70 3 Sozialplanung für Senioren Vorwort Vorwort Die vorliegende Fassung des Seniorenplanungs-Instrumentariums basiert auf der Version aus dem Vorgängerprojekt EIS, welche im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durch die Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V./Institut für Gerontologie an der Universität Dortmund in Zusammenarbeit mit der Abteilung Psychologische Alternsforschung der Universität Heidelberg bearbeitet wurde. Unser Dank gilt den Projektleitern Prof. Dr. Gerhard Naegele, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl und PD Dr. Frank Oswald sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern Dr. Oliver Schilling, Dr. Waldemar Schmidt und in besonderer Weise Karin Gäng und Armin Koeppe. Das auf unterschiedlichen seniorenpolitisch relevanten Indikatoren aufbauende Instrumentarium ist vornehmlich zur Anwendung in kleineren und mittleren Kommunen und Kreisen gedacht, in denen es in der Regel noch kaum spezielle Fachbereiche für die kommunale Altenplanung gibt. Es ist davon auszugehen, dass insbesondere in diesen Kommunen eine entsprechende Nachfrage nach einem Arbeitsinstrument zum Aufbau und zur Umsetzung einer wissenschaftlich fundierten Seniorenpolitik bzw. ein gewisser Unterstützungsbedarf vorhanden ist. Es soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass das Arbeiten mit dem Instrumentarium lediglich eine Arbeitserleichterung und -hilfe für den kommunalen Planungsprozess darstellen soll, ihn als solchen aber nicht ersetzt. Es muss dabei stets berücksichtigt werden, dass der Umsetzungsprozess, also die Datenbeschaffung, -erhebung und -auswertung, mit einem nicht unerheblichen Personal- und Zeitaufwand einhergeht. Dies ist stets zu bedenken, wenn Personen von ihrer Kommune mit der Seniorenplanung betraut werden und sie seniorenpolitisch zukunftssicher machen wollen! 4 Sozialplanung für Senioren Allgemeine Einführung I. Allgemeine Einführung Die Sozialplanung für Senioren beruht auf dem projektbegründenden Gedanken, dass die gegenwärtigen und noch weit in die Zukunft reichenden demografischen Veränderungen tief greifende Umwälzungen des gewohnten Lebens in den Kommunen zur Folge haben, auf die sich frühzeitig einzustellen unbedingt nötig ist, damit sie in ihren Auswirkungen beherrscht werden können. Dies erfordert Planung, die auf gesicherter Datengrundlage beruhen muss. Genau darum geht es bei der Sozialplanung für Senioren – den Kommunen ein Instrument, ein Handwerkszeug anzubieten, das ihnen helfen kann, diese Planungsgrundlage zu erstellen, damit politische Entscheidungen sich auf gesicherte Erkenntnisse stützen können. „Seniorenpolitik“ ist indessen stets unter Vorbehalt zu verstehen: Es steht zwar im Vordergrund, dass immer mehr Menschen immer älter werden. Dies ist jedoch kein isoliertes Phänomen, sondern im Kontext des gesellschaftlichen Zusammenlebens aller Generationen zu sehen, das mithin als Ganzes von „seniorenpolitischem“ Handeln betroffen ist. Demografische Entwicklung und kommunaler Planungsbedarf Der demografische Wandel in seinen unterschiedlichen Facetten nimmt in der öffentlichen Wahrnehmung einen immer breiteren Raum ein: Geburtenrückgang, Schrumpfung und Alterung der Bevölkerung sind die Stichworte einer Debatte, die nach Wissenschaft und Politik jetzt auch in den Medien geführt wird und die Bedeutung dieser Thematik in den Fokus der Allgemeinheit rückt. Was dabei häufig die größte Aufmerksamkeit findet, sind die Folgen der beschriebenen Veränderungen für die Finanzierung der Sozialsysteme; daneben sind die Menschen aber ganz unmittelbar auch in ihren Alltagsbezügen von diesem Prozess betroffen. Die Orte, in denen die Auswirkungen der demografischen Entwicklung primär in den Blick genommen werden müssen, um auf die Lebensverhältnisse bedarfsorientiert gestaltend Einfluss nehmen zu können, sind die Kommunen, d. h. die kreisfreien Städte, Kreise, kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Es liegt auf der Hand, dass hier das Leben in seiner konkreten Vielfalt stattfindet und darum hier die Voraussetzungen – insbesondere infrastruktureller Art – für diese Vielfalt geschaffen, erhalten und bei Bedarf modifiziert werden müssen. Diese Tatsache spiegelt auch das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wider, indem es den Kommunen in Artikel 28.2 das Recht garantiert, „alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln“. Diesem grundgesetzlich verbrieften Recht steht auf der anderen Seite die kommunale Verpflichtung zur Daseinsvorsorge gegenüber. Alterung der Bevölkerung bedeutet nicht automatisch Pflegebedürftigkeit Spätestens seit Mitte der Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts hat sich bemerkbar gemacht, was in Bevölkerungsprognosen bereits zu lesen gewesen war: eine Alterung der Bevölkerung, die als unerwartet starke Steigerung der Zahl pflegebedürftiger Menschen in Erscheinung trat und z. T. erhebliche Versorgungsprobleme verursachte. Es waren die Kommunen, die davon vor allem getroffen wurden, und zwar dreifach: als Einrichtungsträger, verantwort- 5 Sozialplanung für Senioren Allgemeine Einführung liche Instanz für die Planung der erforderlichen Versorgungskapazitäten und nicht zuletzt als Kostenträger, d. h. örtlicher Sozialhilfeträger. Die immensen Aufwendungen für die Finanzierung der Pflege haben vor der Frage der Pflegequalität die Auseinandersetzungen um die Einführung einer Pflegeversicherung bestimmt, von der eine spürbare Entlastung der kommunalen Haushalte erwartet wurde. Ein solcher Effekt ist durch die 1995 neu errichtete, zunächst nur im Bereich der stationären Pflege wirksame vierte Säule der Sozialversicherung auch eingetreten, obschon die Kommunen in erheblichem Maße an den Kosten bei stationärer Pflegebedürftigkeit beteiligt bleiben. Grund dafür ist, dass die Pflegeversicherung lediglich für die pflegerische Versorgung, nicht jedoch für die mit der Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung verbundenen Kosten aufkommt, die vielmehr vom Sozialhilfeträger übernommen werden müssen, wenn die betreffende pflegebedürftige Person selbst dazu nicht (mehr) in der Lage ist. Angesichts der angespannten Haushaltslage in den Kommunen ist es daher nicht verwunderlich, wenn die Alterung der Gesellschaft hauptsächlich mit Pflegebedürftigkeit und diese mit wachsenden finanziellen Belastungen assoziiert wird. Dieses nach wie vor verbreitete Denken ist nachweislich falsch. Tatsächlich ist Pflegebedürftigkeit weitgehend eine Alterserscheinung: Zum Jahresende 2005 sind in Deutschland insgesamt 2.128.550 Personen pflegebedürftig im Sinne des SGB XI, davon sind 1.751.243 bzw. 82,3 % 65 Jahre oder älter. Der Anteil der Pflegebedürftigen an der Altersgruppe ab 65 Jahre, die 15.870.074 Personen umfasst, beträgt allerdings bloß 11 %. Der größte Teil der pflegebedürftigen Menschen ab 65 Jahren entfällt mit 1.135.444 Personen auf die Hochaltrigen (ab 80 Jahre), was 53,3 % entspricht; unter den 80-Jährigen und Älteren, zum fraglichen Zeitpunkt 3.680.820 Personen, sind somit 30,8 % pflegebedürftig gemäß Pflegeversicherung. Die komplementäre Aussage dazu lautet, dass 89 % der 65jährigen und älteren Frauen und Männer in Deutschland und rd. 69 % der Hochaltrigen nach den Kriterien des SGB XI nicht pflegebedürftig sind. Wenn eingeräumt wird, dass es Pflegebedürftigkeit auch unterhalb des Niveaus gibt, das die Pflegeversicherung zu Leistungen verpflichtet, bleibt gleichwohl festzuhalten: Dass die meisten Pflegebedürftigen ältere Menschen sind, bedeutet keineswegs, dass die meisten älteren Menschen pflegebedürftig sind. Vielfalt des Alters Bei genauerem Hinsehen rechtfertigen die Daten zur Pflegebedürftigkeit also nicht, sich in der Beschäftigung mit der gesellschaftlichen Alterung auf diesen Bereich zu beschränken oder zu konzentrieren. Die Vielfalt des Alters, die Diversität von Lebenslagen im Alter, ist im Gegenteil immer Forschungsgegenstand sozialer Gerontologie und verwandter wissenschaftlicher Disziplinen gewesen. So ist in den Achtzigerjahren das Konzept des Altersstrukturwandels eingeführt worden, um wesentliche Aspekte der demografischen Veränderung zusammenfassend zu bezeichnen, die mittlerweile als bekannt vorausgesetzt werden dürfen: – Verjüngung des Alters, d. h. Beendigung des Berufslebens vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze (ob dieser Trend durch Heraufsetzen der Altersgrenze auf 67 Jahre gebrochen wird, bleibt abzuwarten); – zunehmende Hochaltrigkeit, d. h. Steigerung der Anzahl und des Anteils von Personen im Alter von mindestens 80 Jahren; – Feminisierung, d. h. Überwiegen des Frauenanteils, besonders im höheren Alter; 6 Sozialplanung für Senioren Allgemeine Einführung – Singularisierung, d. h. häufigeres Alleinleben älterer Menschen; – kulturelle Differenzierung, d. h. Anwachsen der Zahl und des Anteils älterer Menschen nicht-deutscher Herkunft. Überlagert ist dieser Strukturwandel des Alters bzw. Alterns vom Gesundheitszustand sowie von sozialen Differenzierungen in Bezug auf Einkommen bzw. Vermögen, Bildung, berufliche Stellung usw. Generell kommt im Alter außerdem zunehmend zum Tragen, was unter Individualisierung und Pluralisierung der Lebensstile verstanden wird. Während das Alter im Leben des Einzelnen wie der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, hat die psychologische bzw. psycho-gerontologische Forschung nachgewiesen, dass diese Lebensphase entgegen dem allgemeinen Vorurteil nicht prinzipiell mit kontinuierlichen Kompetenzeinschränkungen einhergeht, sondern Veränderung und Anpassung, aber auch den Neuerwerb von Kompetenzen beinhaltet. Hat sich die Wissenschaft infolgedessen vom Defizitmodell des Alters zugunsten des Kompetenzmodells zügig verabschiedet, heißt es in einer Presseerklärung der Bundesregierung aus Anlass der Veröffentlichung des Fünften Altenberichts zu Recht: „Das derzeit dominierende Bild des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft bedarf einer deutlichen Aufwertung.“ (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 05.07.2006) Freilich ist die Politik – von der Fachpolitik einmal abgesehen – von dieser Einschätzung nicht vollständig auszunehmen. In das SGB XII, das 2005 das BSHG abgelöst hat, ist der § 75 „Altenhilfe“ des alten Gesetzeswerks als § 71 jedenfalls nahezu wortgleich übernommen worden – obwohl er inhaltlich gegenstandslos ist, insofern er sich auf „Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen“, bezieht und damit den Lebensabschnitt, in dem Schwierigkeiten auftreten, als deren Ursache versteht. Dies ist nicht nur dem fachlichen Kenntnisstand fern, sondern unterstellt auch, Altern sei grundsätzlich problematisch. Problematisch ist hingegen, dass das negative Altersbild, das auf diese Weise fortgeschrieben wird, das Verhältnis des (Sozial-)Staates zum Alter konzeptionell begründet: Dieser eröffnet den Kommunen im demografischen Wandel als einzige Perspektive die Bereitstellung von Hilfen für ältere Menschen, die Schwierigkeiten haben. Altenhilfe – ein veraltetes Konzept Die Altenhilfe als solche ist also offensichtlich veraltet – nicht dass im Alter der Anspruch auf Hilfe verwirkt wäre, doch kann dieser sachlich nicht auf das Alter eines Menschen gegründet werden. Dass die Kommunen dennoch an der Altenhilfe als Arbeitsbereich festhalten, ihr der Tendenz nach aber gleichzeitig den konzeptionellen Boden entziehen, folgt paradoxerweise aus der Finanznot und der Fixierung auf das Problem der Pflegebedürftigkeit: Wenn die pflegerische Versorgung (älterer Menschen) den Kommunen trotz Pflegeversicherung Kosten verursacht, müssen sie daran interessiert sein, diese zu begrenzen. Und wenn darüber hinaus an den Versorgungskosten selbst nicht zu sparen ist, muss versucht werden, möglichst zu verhindern, dass es zu Pflegebedürftigkeit in einem Grad kommt, in dem stationäre Pflege unausweichlich ist. Zugleich scheint in einer Zeit, in der staatliche Leistungen aller Art immer öfter unter dem Vorbehalt ihrer Finanzierbarkeit stehen, die Wertschätzung der Potenziale des Alters zu steigen, was ehrenamtliches, bürgerschaftliches oder freiwilliges und unentgeltliches Engagement angeht. So gerät zunehmend das Alter als Ressource in den Blick, was im doppelten Wortsinn förderungswürdig ist: Bleiben ältere Menschen aktiv, wirkt sich das 7 Sozialplanung für Senioren Allgemeine Einführung präventiv aus und erhöht die Wahrscheinlichkeit, weiter zu altern, ohne pflegebedürftig zu werden, und sich zumindest (länger) selbst versorgen zu können. Der gewünschte Paradigmenwechsel in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Alterung der Bevölkerung ist dies noch nicht, weil der Zugang zu einem ressourcenorientierten Ansatz noch über die Vorrangstellung der Versorgung bei (Hilfe- und) Pflegebedürftigkeit erfolgt, die Potenziale des Alters vorrangig aus dem Blickwinkel der Vermeidung von Pflegebedürftigkeit wahrgenommen werden und Kompetenzen paradigmatisch an ein Konzept des Mangels gebunden bleiben. Ungeachtet des Fortschritts, den dies gegenüber der klassischen Altenhilfe bedeutet, werden die Entwicklungsmöglichkeiten einer alternden Gesellschaft dennoch weit unterschätzt, da Vorbeugung gegen Pflegebedürftigkeit mit einer Prävalenzrate von etwa 11 % der 65-Jährigen und Älteren in Zusammenhang steht, wogegen der ganze Rest dieser Altersgruppe aus der Betrachtung fällt. Wenn aber die öffentliche bzw. von Politik vermittelte Wahrnehmung des Alters einseitig vom Gedanken der Belastung der Sozialsysteme geprägt ist, wie dies im Begriff der „Alterslast“ zum Ausdruck kommt, und deswegen offen oder verdeckt die Forderung erhoben wird, ältere Menschen sollten sich für das gesellschaftliche Ganze (stärker mit-)verantwortlich zeigen, geht es nicht darum, diese Forderung abzuwehren, sondern zu fragen, ob Rahmenbedingungen vorliegen, die solche verantwortliche Mitwirkung ermöglichen. Die Beantwortung dieser Frage geht über ein Denken in Versorgungskategorien hinaus und zielt auf eine Gestaltungsaufgabe am primären Lebensort der (älteren) Menschen in den Kommunen ab, und erst wenn der Schritt von der (defizitorientierten) Versorgung zur (kompetenz- bzw. ressourcenbezogenen) Gestaltung von Rahmenbedingungen im kommunalen Alltag vollzogen ist, kann wirklich von einem qualitativen Sprung in der Behandlung des demografischen Wandels gesprochen werden. Versorgung wird dadurch nicht überflüssig, verliert jedoch ihren paradigmatischen Stellenwert. Ein neuer Planungsbegriff Gestaltung meint planvolles Handeln, setzt also Planung voraus. Planungsprozesse, welche die Lebenssituation von älteren Menschen zum Gegenstand haben, sind in den Kommunen nichts Ungewöhnliches. Ebenso wie der demografische Wandel zum Verständnis und zur Bewältigung seiner Konsequenzen ein verändertes Altersbild verlangt, unterliegt auch der Planungsbegriff der Notwendigkeit einer prinzipiellen Erneuerung. Der Begriff „Altenhilfeplanung“ passt überhaupt nicht mehr. Auch „Altenplanung“ als häufig bevorzugte Bezeichnung für ein weitreichenderes Planungskonzept trifft die neuen Anforderungen an Planung nicht, die sich aus dem demografischen Wandel ergeben. Dessen augenfälligstes Phänomen ist zwar das Älterwerden der Gesellschaft, es geht jedoch nicht um die Zukunft des Alters allein, sondern um die Zukunft des Zusammenlebens der Generationen in den Kommunen. Planung muss sich demnach auf die kommunale Gesamtentwicklung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit einem Schwerpunkt Alterung beziehen. Neben diesem inhaltlichen Moment von Planung ist ein methodisches bestimmend, das als solches nicht neu ist, aber konsequent zur Geltung gebracht werden muss: Planung ist im weitesten Sinne als kommunale, als Gemeinschaftsaufgabe zu begreifen und – vor allen Dingen – zu praktizieren, nicht der kommunalen Politik und Verwaltung allein zu überlassen, sondern von der örtlichen Gemeinschaft der Menschen durchzuführen, die in einer Kommune leben. Ältere Menschen müssen also grundlegend in die Planungsprozesse eingebunden werden – 8 Sozialplanung für Senioren Allgemeine Einführung ohne sie zu dominieren, also nicht um eine Gerontokratie, d. h. eine Herrschaft der Alten zu errichten, sondern im Gegenteil (Mit-)Verantwortlichkeit für das Gemeinschafts-Ganze durch Beteiligung zu erreichen. Dazu auf die vielerorts üblichen Formen der Repräsentanz wie Seniorenvertretung, -beirat, -beauftragte zurückzugreifen, ist eindeutig zu wenig: Planungsbeteiligung muss konstruktiv sein, sonst ist sie überflüssig, und deswegen an Kriterien wie Kompetenz und Verlässlichkeit gebunden sein, denen zu genügen organisationsunabhängig ist. So können wichtige planungsrelevante Impulse mit gutem Grund von nicht organisierten (älteren) Menschen erwartet werden. In anderer Hinsicht bleibt das Planungsverständnis konservativ: Die gesamte Planungsverantwortung muss in professioneller Hand und in der Zuständigkeit der Kommunen liegen. Dazu bedarf es einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters1 der Kommunalverwaltung in hauptamtlicher Funktion, die bzw. der entsprechend qualifiziert und mit den erforderlichen Befugnissen innerhalb der Verwaltungshierarchie ausgestattet ist. Die formale berufliche Qualifikation dieses Mitarbeiters ist dabei nicht entscheidend; vielmehr kommt es aber auf die Sachkompetenz in Planungsangelegenheiten an, über die in Ausnahmefällen auch ein Sozialarbeiter verfügen kann. Neben der Gesamtsteuerung des Planungsprozesses obliegt der betreffenden Person insbesondere die (Koordination der) Datenbeschaffung. Grundlage jeglicher Planung sind Detailkenntnisse der aktuellen Situation und Prognosen über zu erwartende Entwicklungen. Folglich müssen alle in dieser Beziehung wesentlichen Informationen gesammelt und ausgewertet werden. An diesem Punkt kommt die Sozialplanung für Senioren ins Spiel. 1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werden im Folgenden nur die männlichen Bezeichnungen verwendet. Wenn von Senioren, Bürgern und dergleichen die Rede ist, sind die weiblichen Begrifflichkeiten immer mitgemeint. Sollte es sich nur um frauenspezifisch relevante Themen handeln, wird explizit im Text darauf hingewiesen. 9 Sozialplanung für Senioren Planungshilfe II. Sozialplanung für Senioren – eine Planungshilfe Die Sozialplanung für Senioren ist eine thematisch gegliederte und untereinander gewichtete Aufstellung von Indikatoren zur Beschreibung von Lebens- und Bedarfslagen, die den Kommunen zur Nutzung gemäß ihren je spezifischen Planungsbedürfnissen zur Verfügung gestellt wird. Zu dem Zweck werden Hinweise zum Aussagegehalt der einzelnen Indikatoren und zur Beschaffung der jeweiligen Daten gegeben. Die Auswahl der Indikatoren und die Bestimmung von Themenfeldern sind ausgehend von langjähriger Erfahrung in der wissenschaftlichen Begleitung kommunaler (Alten-)Planungsvorhaben unter Hinzuziehung einschlägiger Fachliteratur vorgenommen worden. Bei den Indikatoren war neben ihrer Relevanz die Zugänglichkeit der benötigten Daten ein wichtiges Kriterium. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann und soll nicht erhoben werden. Aufbau und Handhabung des Instrumentariums werden im Folgenden in ihren Einzelheiten erläutert. Die Struktur Die Sozialplanung für Senioren umfasst zwei Teile, das Instrumentarium an sich und ein dazugehöriges Handbuch. Das Instrumentarium ist in drei Kapitel unterteilt: An diesen Einführungs- und Erläuterungsteil schließt sich die Darstellung des Basistableaus an, welches so heißt, weil die darin zusammengestellten Indikatoren eine ausreichende Datenbasis für kommunale Planungen in Bezug auf die mit der demografischen Entwicklung sich verändernden Bedarfslagen älterer Menschen liefern. Der gleichen Systematik folgend (vgl. nächster Abschnitt) wird dann das Erweiterungstableau behandelt, das zusätzliche Indikatoren beinhaltet, die geeignet sind, einer differenzierteren Analyse zugrunde gelegt zu werden. Das Handbuch ergänzt das Instrument mit einem umfangreichen Glossar. Es enthält erklärende Kommentare zu den einzelnen Indikatoren und Themenfeldern sowie den zwischen ihnen bestehenden Zusammenhängen. Außerdem soll es im Bedarfsfall Hintergrundinformationen beisteuern können. Im Anhang des Handbuchs finden sich Fragenbogenelemente zu allen Indikatoren als Hilfestellung bei geplanten Eigenerhebungen. Innerhalb des Basistableaus wie des Erweiterungstableaus, der zentralen Module der Sozialplanung für Senioren, sind die Indikatoren nach den Themenfeldern 1. Demografische und sozial-strukturelle Daten 2. Partizipation und bürgerschaftliches Engagement 3. Wohnen und Lebensführung 4. Bildung und Kultur 5. Gesundheit und Pflege geordnet. Diese Themenfelder stehen in einem hierarchischen Verhältnis zueinander, was durch die Reihenfolge ihrer Nennung zum Ausdruck kommt. Dies bedeutet aber auch, dass sie von unterschiedlicher Qualität sind: 10 Sozialplanung für Senioren Planungshilfe Themenfeld 1 vereinigt grundlegende Indikatoren zur Beschreibung der Bevölkerungsstruktur nach Geschlecht, Alter, sozialen und gebietsbezogenen Kriterien. Die so zu gewinnenden Daten ermöglichen die Zielgruppendefinition, die Voraussetzung von Planung ist; das Themenfeld ist aber nicht selbst Planungsgegenstand. Die Themenfelder 3 bis 5 erfassen demgegenüber bestimmte Lebensbereiche, auf die durch geplante Interventionen Einfluss genommen werden soll. Dementsprechend werden von den betreffenden Indikatoren vorrangig die jeweiligen infrastrukturellen Gegebenheiten, Nutzungsbedingungen und -häufigkeiten abgebildet, die im Verlauf der Planungen mit Erkenntnissen zur Bedarfssituation abzugleichen sind. Eine Sonderstellung hat Themenfeld 2: Selbstverständlich geht es auch hier darum, zu intervenieren – im Sinne von Engagementförderung –, und durch Datenanalyse Bedingungen und Potenziale kennenzulernen. Indem aber – wie oben beschrieben – Planung als partizipativer Prozess angelegt werden muss, der schon bürgerschaftliches Engagement (älterer Menschen) einschließt, bildet Themenfeld 2 zugleich die Klammer, die diesen Prozess als ganzen umschließt. Die Systematik Zu jedem Themenfeld finden sich sechs bis zwölf Indikatoren, die nach einem einheitlichen Schema vorgestellt werden: – Nach der Benennung des Indikators folgt unter dem Titel „Zielbeschreibung“ eine Einordnung in den Planungskontext: Es soll deutlich werden, welcher Sachverhalt bezeichnet wird und worin seine Relevanz liegt. Zu diesem Zweck wird teilweise ein Bezug zu Vergleichsdaten, die beispielsweise in wissenschaftlichen Studien erhoben worden sind, und daraus abgeleiteten Erkenntnissen hergestellt. – Sodann wird auf die „Informationsquellen“ hingewiesen, aus denen die benötigten Daten bzw. Informationen zu beziehen sind. Hierbei stehen diejenigen Datenbestände im Vordergrund, die in den Kommunen selbst vorhanden, also am leichtesten zugänglich sind und häufig die kommunale Wirklichkeit am genauesten abbilden. Soweit Sekundärquellen herangezogen werden müssen, sind diese zumeist über das Internet zu erschließen; die betreffenden Links sind angegeben. Liegen für den Indikator keinerlei Daten vor, die für die kommunale Situation aussagekräftig sind, und muss daher auf Referenzdaten aus wissenschaftlichen oder anderen Erhebungszusammenhängen zurückgegriffen werden, werden nach Möglichkeit Empfehlungen gegeben, wie diese interpretiert werden sollten. – Mit „Einheit“ wird kurz und knapp aufgeführt, in welcher Form Daten zu hinterlegen sind, so z. B. als absolute Zahl oder als Prozentwert. – Mit „Erhebungsinhalte und/oder Berechnung“ sind die konkreten Informationen bezeichnet, die aus dem gesammelten Datenmaterial zu dem jeweiligen Indikator gewonnen werden sollen. Darüber hinaus sind an dieser Stelle ggf. Berechnungshinweise zu finden sowie eine Übersicht über jene Fragen bzw. Inhalte, die in einer Eigenerhebung berücksichtigt werden müssten. – Unter „Kennzahlen“ sind die wesentlichen überregionalen oder allgemeingültigen Vergleichswerte zu einem Indikator aufgeführt, die den Verantwortlichen zur Orientierung bzw. besseren Einordnung des für ihre Kommune ermittelten Wertes dienen sollen. 11 Sozialplanung für Senioren Planungshilfe – Im Anschluss sind unter „Erhebungshäufigkeit“ Empfehlungen benannt, wie regelmäßig ein Indikator erhoben werden sollte, um sich auf eine aktuelle Datenbasis stützen zu können. – Der letzte Unterpunkt bietet – wenn sinnvoll – eine „Auswahl an Handlungsmöglichkeiten“, die als Basis für die Kreativität der Verantwortlichen in den Kommunen dienen kann. Für weitergehende vertiefende Informationen ist der Indikator an dieser Stelle außerdem mit der entsprechenden Seitenzahl im Handbuch verlinkt. Dort sind z. B. weitere Informationen zu finden, wie der Sachverhalt, auf den ein Indikator verweist, mit anderen Indikatoren in Wechselwirkung steht. Diese Information soll helfen, den Ort eines Indikators im gesamten Planungsgefüge zu verdeutlichen, zumal er im Einzelfall erst aus diesen Querverbindungen heraus verständlich wird. Zu den meisten Indikatoren gibt es Verweise auf weitere Untersuchungen, Erfahrungsberichte und sonstige Quellen, die zusätzliches planungsrelevantes Wissen vermitteln können – z. B. über Lebenslagen spezifischer Zielgruppen wie älter werdender Menschen nicht-deutscher Herkunft, mit Behinderung o. Ä. Das Instrumentarium kann also von den Kommunen als Planungshilfe eingesetzt werden. Es bleibt zu erörtern, worin genau seine Funktion besteht und wie dieses „Werkzeug“ benutzt werden soll. Die Unterstützungsfunktion Dreierlei ist mit der Sozialplanung für Senioren beabsichtigt: Mitarbeiter kommunaler Verwaltungen sollen in die Lage versetzt werden, – ohne ausgewiesenes sozialgerontologisches Fachwissen und spezielle Kenntnisse statistischer Verfahren selbstständig Daten zu sammeln, die für Demografie-induzierte Planungen benötigt werden – diese Daten aufzubereiten, zu interpretieren und daraus für die kommunale Planung relevante Schlüsse zu ziehen – Planungen selbstständig fortzuschreiben Der Realisierung dieses dreifachen Anspruchs dient der Aufbau einer umfassenden Datenund Informationsbasis in der Kommunalverwaltung mit der Zielsetzung, einen genauen Überblick über die unterschiedlichen Lebens- und Bedarfslagen der (älteren) Bevölkerung zu erhalten. Die Datenbeschaffung darf dabei nicht zum Selbstzweck werden, der Ressourcen unnötig bindet; es handelt sich vielmehr darum, das Material nach geeigneten Kriterien zu systematisieren und themenbezogen zusammenzuführen, damit es für Planungszwecke nutzbar wird. Genau dies zu leisten und so zu einer für Planung notwendigen Bevölkerungsanalyse und Bestandsaufnahme der zielgruppenbezogenen infrastrukturellen Gegebenheiten zu gelangen, soll durch die Sozialplanung für Senioren erleichtert werden. Vor diesem Hintergrund – werden Indikatoren benannt und inhaltlich beleuchtet, die für eine Beschreibung von Lebens- und Bedarfslagen (älterer Menschen) in einer Kommune wesentlich sind – wird der strukturelle Zusammenhang zwischen ihnen aufgezeigt – werden für die Kommunen (überwiegend) direkt zugängliche Informationsquellen erschlossen (u. a. kommunale Datenbestände, online verfügbare Datenbanken) – werden Hilfestellungen bei der Auswertung der zusammengetragenen Daten geboten 12 Sozialplanung für Senioren Planungshilfe – werden Anregungen zu ihrer Interpretation gegeben Vornehmlich mittlere und kleine Kommunen, die nicht die personellen und finanziellen Ressourcen wie Großstädte oder große Kreise haben, um das Thema „demografischer Wandel“ in institutionalisierten Planungsprozessen von eigens hierfür geschulten und eingestellten Mitarbeitern bearbeiten zu lassen, werden mithilfe der Sozialplanung für Senioren eine solide und transparente Entscheidungsgrundlage für die kommunale Politik schaffen können. Bestimmte organisatorische Voraussetzungen müssen dazu jedoch auch hier gegeben sein, insbesondere die oben angesprochene kompetente personelle Zuständigkeit, die für Planungsvorhaben unerlässlich ist. Welche grundsätzlichen Aufgaben und Anforderungen sollte die mit dem Planungsprozess beauftragte Person erfüllen: – Es muss sich nicht zwangsläufig eine Person permanent und ausschließlich alle erforderlichen Daten selbst beschaffen. – Die Gesamtverantwortung für den Prozess liegt aber in der Hand einer Person, d. h. die verbindliche Initiierung der notwendigen Arbeitsteilung, Steuerung der Kooperation sowie Organisation des wechselseitigen Informationsflusses. – Eine weitere Aufgabe ist die selbstständige Auswertung der bei ihr eingehenden Daten. – Die Interpretation der Analyseergebnisse im Hinblick auf Handlungsoptionen, die zur politischen Entscheidung gestellt werden können, sollte dagegen u. U. besser in einem ämter- bzw. fach- und ggf. auch behördenübergreifenden Team erfolgen; so würde aus unterschiedlichen Perspektiven ein Blick auf die Fakten geworfen, bevor diese in einer politischen Diskussion bewertet werden. Die Sozialplanung für Senioren ist im eigentlichen Sinne als Instrument zu begreifen, das nicht selbstständig eindeutige Ergebnisse hervorbringt, sondern in seiner Anwendung zu Erkenntnissen führt, aus denen Schlussfolgerungen gezogen werden müssen, die nicht nur im Allgemeinen unterschiedlich, sondern womöglich sogar gegensätzlich ausfallen werden. Einem technokratischen Planungsverständnis gibt die Sozialplanung für Senioren also keine Grundlage! Dies soll an folgendem plakativen Beispiel verdeutlicht werden: In einem Vorort einer kleineren kreisangehörigen Gemeinde trennt eine verkehrsreiche Straße ein Wohngebiet mit hohem Anteil älterer Menschen von den einzigen fußläufig zu erreichenden Einzelhandelsgeschäften. Ob die Sicherheit der Fußgänger zum kommunalpolitischen Thema wird, nachdem hier zwei, fünf oder zehn Personen bei Unfällen zu Tode gekommen sind, folgt nicht aus den Daten zur Altersstruktur der Menschen in diesem Wohngebiet bzw. zur Verkehrsdichte und zur Unfallhäufigkeit auf der fraglichen Straße, und schon gar nicht, welche Maßnahmen ggf. getroffen werden, um eine sichere Überquerung zu gewährleisten. Bei solchen Angelegenheiten geht es nicht um die Frage der Festsetzung von „Grenzwerten“, sondern um die notwendige Verständigung darüber, was in einer Gemeinschaft in welchem Ausmaß als problematisch angesehen wird – und das ist, wie schon die Wortwahl signalisiert, ein kommunikativer Prozess, der unmöglich entfallen kann. 13 Sozialplanung für Senioren Anleitung III. Sozialplanung für Senioren – Anleitung Eine allgemeingültige und zugleich umfassende „Gebrauchsanweisung“ für die Sozialplanung für Senioren kann es nicht geben; vielmehr entscheiden die Kommunen zum einen über die Auswahl der Themenfelder, die sie bearbeiten wollen, und zum anderen über die Indikatoren, die zu deren Analyse herangezogen werden sollen. Grundsätzlich sollte von konkreten Gegebenheiten, drängenden Fragestellungen bzw. spezifischen Planungsbedürfnissen ausgegangen werden – wie beispielsweise ein Maler aus einem Set von Pinseln diejenigen aussucht, die er für eine bestimmte Arbeit benötigt. Exemplarische Hinweise zum Umgang mit dem Instrument sind gleichwohl möglich: – Soll die Altersthematik in ihren kommunalen Auswirkungen von Grund auf neu erfasst werden, empfiehlt es sich, das Basistableau vollständig zu bearbeiten. – Liegen zu einem Einzelthema, etwa „Wohnstruktur“, bereits Daten in geeigneter Aufbereitung vor, die Planungen zugrunde gelegt werden können, erscheinen aber aus dem Planungskontext heraus noch Informationen zur konkreten Ausstattung der Wohnungen notwendig, sollten aus dem Basis- und dem Erweiterungstableau relevante Indikatoren ausgewählt werden, z. B. der Indikator 3.9 E „Wohnstandard und Barrierefreiheit“. – Sind zur Alters- und Sozialstruktur der Wohnbevölkerung bereits umfangreiche Informationen vorhanden und soll schwerpunktmäßig ein Themenfeld differenzierter betrachtet werden, sind die entsprechenden Indikatoren aus dem Basis- und dem Erweiterungstableau zu bearbeiten. So und auf ähnliche Weise ist die Sozialplanung für Senioren nach Maßgabe der jeweiligen kommunalen Planungsanforderungen modular zu nutzen, indem die Themenfelder und Indikatoren nach den darauf abgestimmten Prioritäten zusammengestellt werden. Dies hängt vom Stand der Planung ebenso ab wie von inhaltlichen Gewichtungen, die allein Sache kommunaler Entscheidung sind und auf die mit dieser Planungshilfe kein Einfluss genommen werden soll. Allein die sorgfältige und umfassende Untersuchung der demografischen und sozial-strukturellen Situation (Themenfeld 1) ist als grundsätzlich erforderlich anzusehen und daher unverzichtbar! Die Sozialplanung für Senioren unterscheidet nach dem Gesichtspunkt des Aufwandes, der mit ihrer Beschaffung verbunden ist, sowie ihrer spezifischen Aussagefähigkeit drei Arten von Datenquellen, aus denen in der kommunalen Planung geschöpft werden kann: – An erster Stelle sind diejenigen Datenbestände zu nennen, die in einer Kommune selbst vorliegen, hier mit gewisser Regelmäßigkeit erhoben werden und aus dem Grund die aktuelle Lage am besten wiedergeben. Damit sind nicht bloß die Daten gemeint, die in der Kommunalverwaltung, z. B. beim Einwohnermelde- oder Gesundheitsamt, zur Verfügung stehen (handelt es sich um kreisangehörige Kommunen, ggf. bei betreffenden Ämtern der Kreisverwaltung). Auch andere Institutionen in den Kommunen können über umfangreiche Datensammlungen mit Bezug zu kommunalen Planungsthemen verfügen, wie Agenturen für Arbeit, Krankenkassen, Parteien, Verbände, Vereine, Volkshochschulen, Kirchengemeinden, Selbsthilfegruppen u. Ä. Hierbei ist anzumerken, dass diese Aufzählung nicht vollständig ist und die genannten Institutionen nicht in jedem Fall in einer Kommune existieren. Folglich kommt es darauf an, die Möglichkeiten geschickt zu nutzen, welche die örtliche Infrastruktur bietet. Generell ist es sinnvoll, sich in der Planung vorran- 14 Sozialplanung für Senioren Anleitung gig auf solche kommunalen Datenquellen zu stützen, da ihr Aussagewert für das Planungsgebiet – Aktualität und solide Datenerfassung vorausgesetzt – am höchsten ist und sie bei hinlänglich gepflegten Kooperationsbeziehungen mit der Kommune auch relativ leicht zugänglich sein dürften. – Findet sich zu einem Indikator in einer Kommune kein geeignetes Datenmaterial, müssen die benötigten Informationen anderweitig beschafft werden: Hierzu sind zunächst sekundäre Datenquellen darauf zu prüfen, ob sie sich in Bezug auf die kommunalen Besonderheiten interpretieren bzw. sich aus ihnen Erkenntnisse ableiten lassen, die für die Planung wesentlich sind. Solche sekundären Quellen können überregionale Vergleichsstudien, Datensätze aus anderen Kommunen, wissenschaftliche Berichte und dergleichen sein, auf die die Sozialplanung für Senioren direkt hinweist. Dabei werden möglichst aktuelle Veröffentlichungen angeführt, die repräsentativ sind, oder aber ältere, die in ihren Aussagen weiterhin Gültigkeit haben. Dieses Material ist im Internet frei zugänglich und mittels der angegebenen Links abzurufen. Die Quelldokumente werden in der Sozialplanung für Senioren ebenfalls benannt, um Zugriff auf weitere Informationen zu ermöglichen. So praktisch das Internet für die einfache und schnelle Recherche ist, muss jedoch berücksichtigt werden, dass dieses Medium permanenter Veränderung unterliegt und darum nicht gewährleistet ist, dass die einzelnen Datenquellen dauerhaft online zugänglich sind. Problematisch ist die Nutzung sekundärer Datenquellen für kommunale Planung in dem Maße, wie die Ausgangsbedingungen voneinander abweichen, was darum immer vorab festgestellt werden muss, bevor Rückschlüsse auf die eigene Kommune gezogen werden. Grundsätzlich ist die Beschäftigung mit Daten aus sekundären Quellen jedoch sinnvoll, da sie den Kontext erhellt, in dem ein Indikator steht. – Erst wenn sich sekundäre Datenquellen für Fragen kommunaler Planung nicht verwerten lassen, kommt eine eigene Erhebung in Betracht, die freilich immer mit hohem organisatorischem, personellem und zeitlichem sowie finanziellem Aufwand verbunden ist. Um diesen nach Möglichkeit zu vermeiden, hält die Sozialplanung für Senioren die Zahl der Indikatoren, die so eine Erhebung notwendig machen, gering und konzentriert sie weitgehend auf das Erweiterungstableau. Als Erhebungsmethode empfiehlt sich eine schriftliche Befragung. Aufwändig ist hierbei besonders die Entwicklung eines Fragebogens; um dies zu erleichtern, bietet die Sozialplanung für Senioren zu den fraglichen Indikatoren konkrete Fragestellungen an. Außerdem befindet sich im Anhang des Handbuchs eine Fragebogensammlung mit vorformulierten Fragen zu den meisten Indikatoren (siehe hierzu das Handbuch). Was ist zu beachten? Die Zusammenstellung, Auswertung und Interpretation der Planungsdaten erfordern in mancherlei Hinsicht große Sorgfalt. Auswertungsprobleme und daraus folgende Fehleinschätzungen sind indessen vermeidbar, wenn nachstehende Hinweise beachtet werden: Kleinräumigkeit: Bedarfsorientierung ist gleichbedeutend mit Planungsgenauigkeit, die von einer kleinräumigen Differenzierung der Datenanalyse abhängig ist. Kleinräumigkeit ist jedoch kein eindeutiger Begriff, vielmehr sind damit je nach Gegenstand ganz unterschiedliche Anforderungen verknüpft: Geht es beim Themenfeld „Wohnen und Lebensführung“ um die Infrastruktur des täglichen Bedarfs (Lebensmittelgeschäfte, Ärzte, Apotheken u. Ä.), kann ein 15 Sozialplanung für Senioren Anleitung Stadtteil als Bezugsgröße von Planung unter Umständen eine zu große Einheit darstellen, wenn die genannten Infrastruktureinrichtungen nicht in die Wohngebiete integriert sind, sondern nur über längere Distanzen erreicht werden können. Ob die Stadtteilebene einen ausreichenden Differenzierungsgrad gewährleistet, kann darum nur nach der konkreten Situation in einer Kommune beurteilt werden – danach z. B., ob es innerhalb eines Stadtteils gewisse Konzentrationen von Menschen mit spezifischen Bedarfslagen gibt, die es sinnvoll erscheinen lassen, Planungen speziell auf einzelne Wohnquartiere auszurichten. In diesem Fall hieße Kleinräumigkeit auch für die Indikatoren zur soziodemografischen Struktur (Themenfeld 1), in der Untersuchung zumindest einzelner Stadtteile zwischen den Wohnquartieren zu unterscheiden. Was Themenfelder wie „Bildung und Kultur“ oder „Gesundheit und Pflege“ angeht, kann es sich hingegen – gerade wenn es sich um kleinere Kommunen handelt – anbieten, bei der Zusammenstellung von Daten zu den verschiedenen Indikatoren über die kommunalen Grenzen hinauszuschauen, um entscheiden zu können, ob tatsächlich von einem Defizit gesprochen werden kann, wenn bestimmte Kultur-, Bildungs- oder Gesundheitsprogramme in der Kommune nicht unterhalten werden. Einheitliche Gebietsgrenzen: Daten aus unterschiedlichen Quellen bzw. zu unterschiedlichen, aber zusammenhängenden Themen bzw. Indikatoren lassen sich sinnvoll nur miteinander in Beziehung setzen, wenn sie auf einheitlichen Gebietsgrenzen beruhen – was trotz einheitlicher Benennung nicht unbedingt der Fall ist: So sind z. B. kommunale Grenzen und die Grenzen von Kirchenkreisen häufig nicht identisch, reichen Letztere über die Grenzen einer Kommune hinaus oder gehören Kommunen innerhalb eines Kreises verschiedenen Kirchenkreisen an. Bevor daher Bezüge zwischen den Daten hergestellt werden, muss sichergestellt sein, dass ihnen dieselbe räumliche Einheit zugrunde liegt. Einheitliche Kategorien bei Merkmalsausprägungen: Vergleichbarkeit von Daten setzt voraus, dass soziodemografische Klassifizierungen wie Altersklassen, Haushaltstypen, Differenzierung nach Staatsangehörigkeiten usw. für die jeweiligen Indikatoren übereinstimmen; dasselbe gilt für die Stichtage der Erhebungen. Besteht in diesen Punkten keine Einheitlichkeit der Datensätze, lassen sich immerhin Aussagen von tendenzieller Gültigkeit treffen, die umso größer ist, je weniger die Datensätze voneinander abweichen. Planungsüberlegungen können so gestützt werden, sollten aber nicht ausschließlich auf solche empirisch unzureichend gesicherten Analyseergebnisse gegründet werden. Relative und absolute Zahlenwerte: Um einen Sachverhalt in Zahlen angemessen zu beschreiben, muss überlegt werden, ob deren absolute oder relative (Prozent-)Werte aussagekräftiger sind: So sagt die Anzahl 60-jähriger und älterer Menschen in einem Stadtteil für sich genommen nichts über die Altersstruktur aus, die erst erhellt, wenn diese Zahl auf die Gesamtbevölkerung in diesem Gebiet bezogen wird und sich ergibt, dass der Anteil der betreffenden Altersgruppe hier unter oder über dem städtischen Durchschnittswert liegt oder ihm in etwa entspricht. Für konkrete Planungen, die mit der Bezifferung von erforderlichen Kapazitäten verbunden sind, ist es dagegen nicht hilfreich zu wissen, welchen Anteil die Zielgruppe an einer bestimmten Kohorte in einem Stadtteil hat, sondern es muss bestimmt werden, wie groß sie faktisch ist. 16 Sozialplanung für Senioren Anleitung Aktualisierung und Fortschreibung der Daten: Planung ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein fortlaufender bzw. in gewissen Intervallen sich wiederholender Prozess, in dem früher getroffene Annahmen und die daraus gezogenen Konsequenzen anhand der Entwicklung, wie sie dann stattgefunden hat, überprüft, angepasst und weiterentwickelt werden. Dazu werden aktualisierte Daten benötigt. In welchen Zeiträumen diese Aktualisierungen anfallen, ist jeweils durch den ursprünglichen Planungshorizont definiert: Wenn Planungen vor einem Zeithorizont von fünf Jahren erfolgen, müssen die zugrunde liegenden Daten im Prinzip nicht früher aktualisiert werden – es sei denn, noch während dieser Phase wird deutlich, dass angestrebte Effekte nicht erreicht werden. (Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich die Rahmenbedingungen in einer Kommune kurzfristig und unvorhersehbar so grundlegend verändern, dass die Ausgangsdaten in Frage gestellt sind.) Ansonsten ist es richtig, gegen Ende der Periode, auf die sich die Planung bezogen hat, festzustellen, in welchem Umfang vorgesehene Maßnahmen realisiert werden konnten und zum Ziel geführt haben. In diesem Zusammenhang ist die Datenbasis zu aktualisieren, um ggf. auch ermessen zu können, inwieweit Bedarfslagen bestehen geblieben sind, sich verändert haben bzw. neu hinzugekommen sind. (Bei jedem Indikator werden Empfehlungen zur Erhebungshäufigkeit gegeben.) Datenschutz: Generell müssen Daten so behandelt werden, dass sie keine Rückschlüsse auf einzelne Personen zulassen. Bei großen Datenmengen wird dieses Problem kaum auftreten; wohl aber, wenn Analysen im Interesse bedarfsorientierter Planung sehr kleinräumig angestellt werden. Insbesondere bei eigenen Erhebungen in den Kommunen ist die Frage des Datenschutzes zu bedenken. 17 Sozialplanung für Senioren – Das Instrument Themenfeld 1. Demografische und sozialstrukturelle Daten Themenfeld 2: Partizipation und Bürgerschaftlich es Engagement Themenfeld 5: Gesundheit und Pflege Themenfeld 3: Wohnen und Lebensführung Themenfeld 4: Bildung und Kultur 18 Sozialplanung für Senioren Indikatorenübersicht IV. Übersicht über alle Indikatoren des Instruments Lfd. Nr. Indikator Seite ERWEITERUNG BASIS THEMENFELD 1: DEMOGRAFISCHE UND SOZIAL-STRUKTURELLE DATEN Bevölkerungsbestand in der Kommune/in den Stadtteilen 1.1 B – Gesamteinwohnerzahl und Einwohner nach Altersgruppen – Altenquotient BASIS ERWEITERUNG 22 1.2 B Bevölkerungsentwicklung und -prognosen nach Altersgruppen 24 1.3 B Menschen mit Migrationshintergrund 25 1.4 B Familienstand 26 1.5 B Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe 27 1.6 B Kommunale Ausgaben für seniorenspezifische Belange 28 1.7 E Erwerbsquote 52 1.8 E Haushaltsgrößen 53 1.9 E Bildungsstand 54 1.10 E Einkommensstruktur 55 1.11 E Bevölkerungsfluktuation (innerstädtisch/Außenwanderung) 56 THEMENFELD 2: PARTIZIPATION UND BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT 28 2.1 B Bürgerschaftliches Engagement 29 2.2 B Vereine, Organisationen, Parteien usw. – Anbieterstrukturen 30 2.3 B Politische Partizipation, z. B. Seniorenbeirat 31 2.4 B Beratungs- und Informationsstrukturen 32 2.5 B Gemeinwesenorientierte Projekte, z. B. generationenübergreifend 33 2.6 E Wahlbeteiligung 57 2.7 E Mitgliedschaft in Vereinen, Organisationen, Parteien usw. – Nutzerstrukturen 58 THEMENFELD 3: WOHNEN UND LEBENSFÜHRUNG 3.1 B BASIS 21 33 Stadtteilcharakteristik – Kommunales Wohnen im Alter 34 Allgemeine Wohnstrukturdaten 3.2 B Baujahr, Eigentümer-/Mieterstruktur, Wohnfläche, Wohndauer 19 35 Sozialplanung für Senioren Indikatorenübersicht 3.3 B Infrastruktur 36 3.4 B Alltagsbezogene Dienste 37 3.5 B Alternative Wohnformen 38 3.6 B Soziale Wohnraumversorgung und Wohnnotfälle 39 3.7 B Innerstädtische Mobilität Individualverkehr, automobilgestützter Individualverkehr, öffentlicher Personennahverkehr 40 ERWEITERUNG Basisindikatoren 3.8 E Angebot und Nachfrage im Bereich Wohnen 59 3.9 E Wohnstandard und Barrierefreiheit 60 3.10 E Zufriedenheit mit Wohnsituation und Wohnumfeld 61 3.11 E Sicherheit – Präventive Maßnahmen und subjektive Sicherheit 62 3.12 E Innerstädtische Mobilität: Erweiterung 63 ERWEITERUNG BASIS THEMENFELD 4: BILDUNG UND KULTUR 41 4.1 B Allgemeine Bildungsangebote (z. B. Sprachen, Hobby) 42 4.2 B Kulturelle Angebote (z. B. Musik, Theater, Kino) 43 4.3 B Angebote im Bereich Sport 44 4.4 B Angebote im Bereich Geselligkeit 45 4.5 E Zugänglichkeit der Angebote 64 4.6 E Zufriedenheit mit Angeboten und Wünsche 65 ERWEITERUNG BASIS THEMENFELD 5: GESUNDHEIT UND PFLEGE 45 5.1 B Gesundheitsförderung und Prävention 46 5.2 B Pflegebedürftigkeit 47 5.3 B Behinderungen, z. B. geistige und körperliche Behinderungen 48 5.4 B Ambulante pflegerische Versorgung 49 5.5 B Stationäre/teilstationäre Pflegeinfrastruktur 50 5.6 E Häusliches Pflegepotenzial 66 5.7 E Ärztliche Versorgung 67 5.8 E Krankenhäuser, Kur- und Rehabilitationseinrichtungen 68 5.9 E Inanspruchnahme ambulanter Angebote 69 20 IV.1 Basistableau 21 Sozialplanung für Senioren Basistableau THEMENFELD 1: DEMOGRAFISCHE UND SOZIAL-STRUKTURELLE DATEN Nr. 1.1 B Zielbeschreibung Indikator Bevölkerungsbestand in der Kommune/in den Stadtteilen – Gesamteinwohnerzahl und Einwohner nach Altersgruppen – Altenquotient Die Ergebnisse zur demografischen Struktur der Gesamtbevölkerung sind zentral für die kommunale Stadtplanung und -entwicklung. Die Werte sind Grundlage zur Berechnung weiterer Bestands- und Bedarfswerte und Voraussetzung für die kommunale Seniorenplanung. Die Gesamteinwohnerzahl ist Grundlage zur Berechnung weiterer Indikatoren. Aus Bevölkerungsprognosen kann die künftige Entwicklung der Stadt abgeleitet werden. Der Indikator gibt Aufschluss über die derzeitige Altersverteilung und Geschlechterstruktur in den Stadtteilen. Für die Altenplanung sind folgende Zielgruppen besonders relevant: – Frauen 55–59 J.: Berufstätigkeit, häusliches Pflegepotenzial – Frauen/Männer 60–69 J.: Potenzial für freiwilliges bürgerschaftliches Engagement, sehr mobil – Frauen/Männer 70–79 J.: Potenzial für freiwilliges bürgerschaftliches Engagement, klassische und neue Angebote der Altenhilfe – Frauen/Männer über 80 J.: Prozentuale Zunahme der Pflegebedürftigkeit im Stadtteil ist für alle Wohn-, Service-, Pflege- und Hilfsangebote von Interesse. Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Der Altenquotient gibt das Verhältnis der Bevölkerung im Rentenalter zur Bevölkerung im Erwerbsleben an. Kommune Einwohnermeldeamt Statistische Landesämter Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung zur Homepage (Pfad: Forschung/Beratung Raumordnung z. B. Bevölkerung und Sozialstruktur) www.aktion2050.de/wegweiser GENESIS-Online regional – Bevölkerungsstand: Bevölkerung nach Geschlecht und Altersgruppen (Statistik 12411; Tabelle 173-21-x) – Erwerbstätige nach Wirtschaftszweigen (Statistik 13311; Tabelle 638-41-x) Agentur für Arbeit absolute Anzahl und Anteile in % Ermittlung der absoluten Zahlen und prozentualen Anteile differenziert nach Geschlecht und Altersgruppen in den Stadtteilen. Die o. g. Altersaufteilung ist nur eine Empfehlung. Anzahl 55- bis 59-jährige Frauen [Männer] / Gesamtbevölkerung Anzahl 60- bis 69-jährige Frauen [Männer] / Gesamtbevölkerung Anzahl 70- bis 79-jährige Frauen [Männer] / Gesamtbevölkerung Anzahl über 80-jährige Frauen [Männer] / Gesamtbevölkerung jeweils multipliziert mit Faktor 100 Personen ≥ 60 Jahren____ x 1000 = Altenquotient [AQ] Personen im erwerbsfähigen Alter 22 Sozialplanung für Senioren Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Die aktuelleren Zahlen der Einwohnermeldeämter sind denen der Statistischen Landesämter vorzuziehen. Ausschlaggebend ist der Erstwohnsitz (= Lebensmittelpunkt der Bevölkerung). Deutschland 2005 – jeweils Anteil an Gesamtbevölkerung und Tendenz: 55–59 Jahre: 5,9 % () 60–69 Jahre: 12,2 % () 70–79 Jahre: 8,3 % () 80 Jahre und älter: 4,5 % () Altenquotient (AQ): 45 jährlich Ergebnisse dieses Indikators sind im Grunde als Basis für alle weiteren Maßnahmen und Planungsprozesse relevant! ab Seite 6/8 23 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.2 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Bevölkerungsentwicklung und -prognosen nach Altersgruppen An den Zahlen zur Zu- und Abnahme einzelner Altersgruppen in den letzten 10 bis 15 Jahren lässt sich ablesen, wie sich die Kommune hinsichtlich ihrer Population insgesamt entwickelt hat, in welchen Stadtteilen die Zahlen und Anteile der älteren Wohnbevölkerung zugenommen haben und/oder in welchem Stadtteil die Gesamteinwohnerzahl zurückgeht/zunimmt. Der Indikator ist relevant für kurz- und mittelfristige Planungsprozesse sowie für die gesamte kommunale Altenbedarfsplanung. Prognosen zeigen, wie sich die aktuelle Altersgruppenverteilung z. B. bis zum Jahr 2020 tendenziell entwickeln wird. Kommune Einwohnermeldeamt www.wegweiserdemographie.de Statistische Landesämter ( Prognosedaten für kreisangehörige Kommunen werden kostenpflichtig bereitgestellt) Zu-/Abnahme absolut und in % Zeitreihe: a) Bevölkerungsentwicklung über Zeitraum der letzten 10 Jahre [2006]: (akt. Bevölkerung [2006] – Bevölkerung [1995]) / Bevölkerung 1995 x 100 b) Bevölkerungsentwicklung heute [2006] – 2020: (Bevölkerungsprognose 2020 – aktuelle Bevölkerung [2006]) / aktuelle Bevölkerung [2006] x 100 Zu-/Abnahme der Gesamtbevölkerung: 1995 2005: +0,8 % 2005 2020: -2,9 % () Zu-/Abnahme der Bevölkerung über 60 Jahre: 1995 2005: +5,8 % 2005 2020: +19,2 % () Anteil über 60 an Gesamt: 1995: 21 % 2005: 25 % 2020: 31 % () einmalig, dann bei Erscheinen neuer Prognosen aktualisieren Ergebnisse dieses Indikators sind Basis für viele Maßnahmen im Rahmen von Planungsprozessen! ab Seite 6/8 24 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.3 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Menschen mit Migrationshintergrund nach Alter, Geschlecht, Nationalität bzw. Herkunftsland sowie Entwicklungstendenzen (Zu-/Abnahme in den vergangenen Jahren) Die Bevölkerungsentwicklung der Menschen mit Migrationshintergrund gibt Aufschluss darüber, inwieweit sie Einfluss auf den demografischen Wandel in der Kommune nehmen. Ferner ist sie ein Indikator für das soziale Klima der Stadt und in den Stadtteilen. In den nächsten Jahren wird insbesondere die Zahl älterer Menschen mit Migrationshintergrund deutlich zunehmen. Folgende Punkte spielen bei der Betrachtung der Menschen mit Migrationshintergrund eine Rolle: – aus gesundheitlichen Gründen häufig früheres Ausscheiden aus dem Erwerbsleben – früher und stärker vom Risiko der Pflegebedürftigkeit betroffen – Veränderung der familiären Strukturen, was Konsequenzen für die professionelle pflegerische Versorgung hat – Differenzierung nach Herkunftsländern (z. B. Türkei, Italien, Griechenland, ehem. GUS-Staaten), um religiöse und kulturelle Unterschiede berücksichtigen zu können Kommune Einwohnermeldeamt Statistische Landesämter Bundesbeauftragte für Ausländer zur Homepage Bundesverwaltungsamt (Aussiedlerstatistik) zur Homepage (Ausländerzentralregister) GENESIS-Online regional Bevölkerungsstand nach Alter, Geschlecht und Nationalität (Statistik 12411; Tabelle 173-41-x) Mikrozensus ( erst seit 2005 erheben die Statistischen Landesämter und das Bundesamt Daten zu Personen mit Migrationshintergrund) absolute Anzahl und Anteil in % aktuelle Zahlen und als Vergleichszahl z. B. Wert im Jahr 2000: Ausländer / Gesamtbevölkerung x 100 Ausländer über 60 / Gesamtbevölkerung über 60 x 100 wenn möglich differenziert nach Geschlecht und Herkunft Deutschland 2005: Ausländeranteil: 8,2 % (6,7 Mio.) Ausländeranteil über 65 an allen über 65: 2,9 % Anteil Ausländer über 65 an allen Ausländern: 6,7 % () Zunahme: 1997 2005: +64 % jährlich Entwicklung kultursensibler Versorgungskonzepte Informationen über das örtliche Altenhilfeangebot (in Heimatsprache) Befragung der Bereitschaft zur Nutzung von Pflegearrangements Konzeptentwicklung mit Trägern ambulanter und stationärer Pflegeeinrichtungen und entsprechende Weiterqualifizierung der Mitarbeiter/innen. Einschätzung des Integrationsgrades ethnischer Minderheiten ( Zusammenarbeit mit Kulturvereinen) ab Seite 13 25 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.4 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Basistableau Indikator Familienstand Der Indikator weist u. a. darauf hin, ob ggf. ein häusliches Pflegepotenzial zur Verfügung steht oder ob die Person allein lebt und somit eher auf Hilfe von außen angewiesen ist. Des Weiteren gibt dieser Indikator Auskunft darüber, inwieweit von einer potenziellen Isolierungsgefahr älterer Menschen auszugehen ist. Derzeit ist der Großteil der älteren Bürger verheiratet. Bei den Hochaltrigen ist dagegen der Anteil der Verwitweten am höchsten. Durch gesellschaftliche Veränderungen wird allerdings mittelfristig auch der Anteil der ledigen oder geschiedenen älteren Mitbürger konstant zunehmen. Kommune Einwohnermeldeamt Statistisches Landesamt absolute Anzahl und Anteil in % nach Altersgruppen ab 60 Jahre und Geschlecht: differenziert nach: ledig verheiratet geschieden verwitwet Hinweis: Differenzierungen wie „mit Partner/in zusammenlebend“ oder „verheiratet, aber getrennt lebend“ können in der Regel nur durch Eigenerhebungen ermittelt werden. Kennzahlen Deutschland 2005 ledig verheiratet geschieden verwitwet Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch 65–70 J. Männer Frauen 6% 5% 81 % 65 % 7% 8% 6% 22 % 80 J. und älter Männer Frauen 4% 9% 59 % 16 % 3% 5% 33 % 70 % () () () () jährlich Hauptinteresse gilt Integration der älteren Singles, um Vereinsamung entgegenzuwirken ab Seite 19 26 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.5 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Basistableau Indikator Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe Die Arbeitslosenquote steht als Indikator für die soziale Lage der Bevölkerung. Mithilfe der Daten können Aussagen über Armut und Armutspotenziale in der (älteren) Bevölkerung sowie finanzielle Belastungen für die Kommune getroffen werden. Agentur für Arbeit Kommune Kreis GENESIS-Online regional – Arbeitslose nach ausgewählten Personengruppen – Arbeitslosenquoten – Jahresdurchschnitt (Statistik 13211; Tabelle 659-41-x) – Empfänger/innen von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt (Statistik 22121; Tabelle 331-41-x) absolute Anzahl und Anteil in % Arbeitslose und Arbeitslosenquoten im Jahresdurchschnitt Empfänger/innen von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung differenziert nach: Geschlecht Alter ab 55 Jahre Staatsangehörigkeit z. B. Arbeitslosenquote der 55+ im Jahresdurchschnitt: ___________________ Arbeitslose (55+)____________________ x 100 (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort + Arbeitslose 55+) Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Arbeitslosenquote 2005: 10,8 % (), Arbeitslosenquote 55 Jahre und älter: 12,7 % laufende Hilfe zum Lebensunterhalt (2005): insg. 274.000 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (2004): insg. 526.034, davon 293.137 über 65 Jahre (90 % Frauen, 21 % Ausländer) jährlich Auf- bzw. Ausbau kostengünstiger niedrigschwelliger Dienstleistungsangebote zur Nutzung durch betroffene Personengruppen Gewinnung älterer Arbeitsloser für sinnvolle ehrenamtliche Tätigkeiten zur Vermeidung eines sozialen Abstiegs ab Seite 21 27 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.6 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Kommunale Ausgaben für seniorenspezifische Belange Neben den Folgen von Langzeitarbeitslosigkeit haben die demografischen Veränderungen Auswirkungen auf die kommunalen Haushalte, z. B. die aus Pflegebedürftigkeit erwachsenden Kosten auf der Ausgabenseite. Auch die Einnahmenseite ist betroffen, da eine sinkende Bevölkerungszahl bei zugleich steigender Zahl von Rentnerhaushalten ein rückläufiges Steueraufkommen zur Konsequenz hat. Diese Entwicklungen können durch kommunale Planung weder beeinflusst noch aufgehoben werden. Trotzdem müssen bei Planungsvorhaben grundsätzlich auch Finanzierungsgesichtspunkte berücksichtigt werden. Den Beitrag des Alters zum gesellschaftlichen Leben zu quantifizieren, ist methodisch schwierig und in der Ausführung aufwändig. Ferner ist fraglich, ob es überhaupt notwendig ist, den (Geld-)Wert pro Person zu bestimmen, um zu erkennen, dass die Gesellschaft auch Nutzen vom Alter hat: So ist z. B. der durch Transferleistungen (Renten- und Pensionszahlungen) ermöglichte Konsum älterer Menschen hervorzuheben, der einen nicht gering zu schätzenden Wirtschaftsfaktor darstellt. aus: Bertelsmann Stiftung (www.wegweiserdemographie.de) Finanzmodul: Projektion der altersabhängigen Ausgaben direkt zum Finanzmodul ( zur Hilfe des Finanzmoduls) Mithilfe dieses Analysewerkzeugs kann (für jede Kommune über 5000 Einwohner) untersucht werden, wie sich die kommunalen Ausgaben auf die einzelnen Altersgruppen der Bevölkerung verteilen und wie sich die zukünftigen Veränderungen der Bevölkerungszahl und der Altersstruktur auf die kommunalen Ausgaben auswirken werden. Das Finanzmodul hat das Ziel, die Kommune für die Auswirkungen der demografischen Veränderungen auf die kommunalen Budgets zu sensibilisieren, fundierte Diskussionen anzuregen und in der Folge langfristige Konzepte der Ausgabengestaltung anzustoßen, um eine nachhaltige kommunale Finanzpolitik betreiben zu können. Dazu erhält die Kommune einen entsprechenden Ausgabenbericht. Anteil in % und in € pro Einwohner Handhabung des Finanzmoduls (s. o.): Die altersabhängigen Ausgaben werden anhand der Daten zur Bevölkerungsprognose und zu den kommunalen Ausgaben berechnet. Prognosedaten sind der Datenbank des Wegweisers (s. o) entnommen (Entwicklung der Bevölkerungszahl, Entwicklung der Altersstruktur) Ausgabenwerte unterschiedlicher Haushaltsposten müssen selbst eingegeben werden sowie die Kosten für Allgemeine Verwaltung, Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Schulen, Wissenschaft/Forschung/Kulturpflege, Soziale Sicherung, Gesundheit/Sport/Erholung, Bau- und Wohnungswesen, Verkehr, Öffentliche Einrichtungen, Wirtschaftsförderung, Wirtschaftsunternehmen, Allgemeine Grund- und Sondervermögen, Allgemeine Finanzwirtschaft und die Summe des Gesamthaushalts. -/einmalig, dann nach Bedarf aktualisieren -/- ab Seite 24 28 Sozialplanung für Senioren Basistableau THEMENFELD 2: PARTIZIPATION UND BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT Nr. 2.1 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Bürgerschaftliches Engagement Der Indikator zeigt die Höhe der persönlichen Mitwirkungsbereitschaft von Bürgern in der Kommune und ist kennzeichnend für deren sozialen Zusammenhalt. Die Kommunen profitieren davon in mehrfacher Hinsicht: Viele Angebote der Kommune könnten ohne bürgerschaftliches Engagement aufgrund ihrer knappen Finanzressourcen nicht mehr geleistet werden. Die Aufgabe der Kommune ist es, bürgerschaftliches Engagement Älterer zu initiieren und zu fördern und deren Potenziale nutzbar zu machen. Einrichtungen wie z. B. ein Seniorenbüro können bei günstigen Voraussetzungen (z. B. motivierte und motivierende [hauptamtliche] Mitarbeiter, zentral gelegenes Büro, transparentes Angebot aller kooperierenden Anbieter) wichtige Beiträge zur Verbesserung der Seniorenpolitik leisten. Eigenerhebung Kommune Vereine, Verbände, soziale Einrichtungen usw. Alterssurvey Bericht als PDF Freiwilligensurvey zur Homepage des BMFSFJ (Publikationen) absolute Anzahl und Anteil in % Aufgrund des hohen Aufwands können nur Stichproben zu Anteilen älterer aktiver Mitbürger gemacht werden (Teilerhebung) Schätzwerte. Bürgerbefragung (Fragebogenhinweis s. u. Freiwilligensurvey 2004 oder Allbus 2004; Frage 6: „In meiner Freizeit mache ich … ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen, Verbänden oder sozialen Diensten.“ Mögliche Antwortkategorien: „täglich“, „mind. 1 x pro Woche“, „mind. 1 x im Monat“, „seltener“, „nie“ und „keine Angabe“) Deutschland 2004: 60 Jahre und älter: 30 % freiwillig engagiert, davon 9 % auch zu mehr bereit 19 % können sich künftig freiwilliges Engagement vorstellen 65–74 Jahre: Anteil Frauen: 24 %, Anteil Männer 35 % zweijährlich Rahmenbedingungen schaffen (z. B. Förderstrategien wie „Ehrenamtpass“) Infrastrukturhilfen anbieten Initiativen zur Beteiligung örtlich ansässiger Unternehmen voranbringen ab Seite 43/45 29 Sozialplanung für Senioren Nr. 2.2 B Zielbeschreibung Besonderheiten Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Vereine, Organisationen Parteien usw. – Anbieterstrukturen Mithilfe dieses Indikators kann aufgezeigt werden, wie stark und vielfältig das Engagement in unterschiedlichen Vereinen, Organisationen und Parteien unter den älteren Frauen und Männern ausgeprägt ist. Ein reges Vereinsleben kann zudem Hinweise auf ein gutes gesellschaftliches Miteinander zwischen den Generationen liefern, z. B. beim Sport. Im Migrations-/Integrationszusammenhang liefern Angaben über die Vereinszugehörigkeit älterer Menschen mit Migrationshintergrund (außerhalb spezieller Kulturvereinigungen) Informationen zur Einschätzung des Integrationsgrades. Vereinsregister (beim Amtsgericht) Übersicht eingetragene Vereine Parteien (Landes-)Verbände Eigenerhebung – Anzahl der Vereine und ihrer Mitglieder – Anteil älterer (aktiver) Mitglieder Bestandserfassung standardisierte Befragung aller Vereinigungen und Organisationen: Name des Vereins/der Organisation und Vereinszweck Anzahl/Anteil der Mitglieder nach Altersgruppen (55–59, 60–70, über 70 J.) Anteil (regelmäßig) aktiver älterer Mitglieder Frauen-/Männeranteil Einzugsgebiet: Teilnehmer aus gleichem Stadtteil oder Pendler Stadtteil, Häufigkeit und Zeitpunkt der Treffen (Regelmäßigkeit) Art der Angebote (Kultur, Sport, Musik, Information, Gesundheit, Reisen usw., auch generationenübergreifende Angebote) Möglichkeiten für ältere Mitglieder, sich freiwillig zu engagieren Hinweis: Da nicht überall Mitgliederzahlen und Daten zur Altersstruktur erfasst werden, sind bei Befragungen auch Schätzwerte zuzulassen. Deutschland (West) 1998: jew. Anteil an Gesamtbevölkerung (Auswahl): 28 % Mitglied im Sportverein, 13 % Mitglied in Gewerkschaft, 4 % Mitglied in Sozial-/Wohlfahrtsverband jährlich oder zweijährlich in Absprache mit den Vereinen Überprüfung der Angebote für Senioren Mitgliederförderung (kommunale Vergünstigungen für Engagierte) ab Seite 51 30 Sozialplanung für Senioren Nr. 2.3 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Politische Partizipation, z. B. Seniorenbeirat Politische Partizipation ist ein Mittel der Bürger, Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen, was ein Grundprinzip demokratischer Gesellschaften ist. Eine Möglichkeit hierfür stellt die Einrichtung von Seniorenvertretungen/Seniorenbeiräten oder vergleichbaren politischen Gremien dar, welche die Interessenvertretung für Senioren in der Gemeinde sind. Kommune ./. stichwortartige Beschreibung der Situation: Gibt es z. B. einen Seniorenbeirat und wie setzt sich dieser zusammen? Wie ist dieser organisiert? – berufene oder gewählte Mitglieder? – Häufigkeit der Treffen? – Möglichkeiten der politischen Beteiligung? – Gibt es eine Satzung? starkes politisches Interesse: 57 % der 60-Jährigen und Älteren (2004) 2,5 % aller Wahlberechtigten sind Mitglied in einer Partei. In über 700 Kommunen gibt es Seniorenbeiräte. einmalig, dann nach Bedarf aktualisieren wenn kein Seniorenbeirat o. Ä. existiert: Interesse an einer derartigen Institution sowohl im Stadtrat als auch unter den älteren Bürgern erfragen potenzielle Kandidaten ansprechen ab Seite 52 31 Sozialplanung für Senioren Nr. 2.4 B Zielbeschreibung Besonderheiten Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Beratungs- und Informationsstrukturen Dieser Indikator liefert einen Überblick über das örtliche Informations- und Beratungsangebot. Dieses sollte für potenzielle Nutzer verfügbar und transparent sein. Inhaltlich geht es um Informationen zu den Themen Wohnen, Bildung, Pflege, bürgerschaftliches Engagement sowie Verbraucher- und Schuldnerberatung. Ein gutes Informations- und Beratungsangebot ist Grundlage für eine erfolgreiche Hilfe zur Selbsthilfe und kann somit zum eigenständigen Leben der Bürger beitragen. Mithilfe einer guten Beratung können indirekt auch entstehende Kosten für die Kommune eingespart bzw. hinausgezögert werden. Kommune/Kreis Informations- und Beratungsstellen unterschiedlicher Trägerschaft Pflegekassen (z. B. als Kostenträger für Wohnraumanpassung) Kirchengemeinden/andere Anbietergruppen/Initiativen örtliche Krankenkassen Eigenerhebung Anzahl Eigenerhebung unter den örtlichen Anbietern (per Fragebogen oder per telefonischer Befragung) stichwortartige Beschreibung der Angebotsstrukturen: Trägerschaft der Beratungsstelle interessenunabhängige Beratung? Organisation: Handelt es sich um eine „zugehende Beratung“ (Beratung kommt ins Haus) oder um Beratungsstelle mit Büro und Öffnungszeiten? Übernehmen Senioren Beratertätigkeiten? Anlaufstelle für seniorenspezifische/übergreifende Fragestellungen? Kooperation und Koordination der Anbieter (Strukturen, Netzwerke): Wie sind die „Berater“ mit den relevanten Akteuren/Institutionen vernetzt? Wie aktuell sind die Informationen und wer ist dafür zuständig? Öffentlichkeitsarbeit/Mediennutzung (Transparenz des Angebotes) 39 % der freiwillig Engagierten über 60 Jahre kennen keine Beratungsstellen. einmalig, dann mindestens jährlich aktualisieren Öffentlichkeitsarbeit vorhandener Beratungsstellen erweitern, insbesondere über Pressearbeit Bereitstellung eines zentralen, gut erreichbaren Ortes ab Seite 55 32 Sozialplanung für Senioren Nr. 2.5 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Gemeinwesenorientierte Projekte, z. B. generationenübergreifend Spezialisierung des Indikators 2.1 „Bürgerschaftliches Engagement“: Bei diesem Indikator geht es um die Bestandserfassung von zielgruppenübergreifenden Angeboten bzw. Projekten. Darunter können Projekte gefasst werden, die sich z. B. an unterschiedliche Kulturen (interkulturell) oder an mehrere Generationen (intergenerativ) richten. Letzteres ist vor dem Hintergrund des Themas „Generationensolidarität“ von Bedeutung und soll daher im Vordergrund stehen. Mit der Förderung der Potenziale und der Etablierung intergenerativer Projekte wird nachhaltig zur Gewinnung bürgerschaftlichen Engagements über Altersgruppen hinweg beigetragen. Junge Menschen werden an freiwillige gemeinwesenorientierte Arbeit herangeführt. Zugleich wird das Miteinander der Generationen weiterentwickelt und das Verständnis füreinander gefördert. Pflegeeinrichtungen Altenhilfeeinrichtungen Schulen Kindergärten Weiterbildungseinrichtungen andere Organisationen/Initiativen tabellarische Übersicht Anbieterbefragung, z. B.: Welche Anbieter gemeinwesenorientierter Projekte gibt es vor Ort? Welche intergenerativen Projekte werden angeboten? Welche Inhalte und Ziele verfolgen diese Projekte? An welche konkrete (Alters-)Zielgruppe richten sich die Angebote? Wie häufig finden die Angebote statt? Wie viele Teilnehmer/innen sind dabei beteiligt (unter 20 Jahre und über 60 Jahre) (Schätzungen sind möglich) Hinweis: Auswahl intergenerativer Projektideen vgl. Handbuch -/einmalig, dann mindestens jährlich aktualisieren Mithilfe bei der Initiierung von Projekten Schaffung nötiger Rahmenbedingungen ab Seite 58 33 Sozialplanung für Senioren Basistableau THEMENFELD 3: WOHNEN UND LEBENSFÜHRUNG Nr. 3.1 B Zielbeschreibung Besonderheiten Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Stadtteilcharakteristik – Kommunales Wohnen im Alter Die Stadtteilcharakteristik mit Gebäudetypen, Milieu, Bebauungs- und Altersstruktur der Gebäude gibt Auskunft über die Beschaffenheit des städtischen Wohnungs- bzw. Häuserbestandes und ist damit ein wichtiger Indikator, von dem sich auch die Lebensqualität der dort lebenden Bürger ableiten lässt. Problemgebiete, Verdichtung spezieller Wohnformen, Bindungen an den Stadtteil (z. B. soziales Netz), Verfügbarkeit von Wohnraum verschiedener Preisklassen (soziale Durchmischung vs. Segregation) sind dabei wichtige Stichwörter. Gemeinsam mit der Bebauungsstruktur stellen die Gebäudetypen auch einen Indikator für die Barrierefreiheit der Wohnungen dar. Bei Mobilitätseinschränkungen sind neben der Badausstattung und der Heizungsart z. B. Treppenstufen problematisch, wenn es um den Erhalt der Selbstständigkeit geht. Bei allen Wohnformen spielt der Wunsch der (meisten) Bewohner nach sozialem Austausch und gegenseitiger Unterstützung eine Rolle. Der Anteil an Mehrpersonenhaushalten kann Hinweise zur Bestimmung des häuslichen Pflegepotenzials liefern. Nachbarschaftliche Beziehungen werden von der Stadtteilcharakteristik beeinflusst. Stabile Nachbarschaftsstrukturen können evtl. Hilfe- und Pflegebedürftigkeit eher und länger abfedern als Stadtteile mit höherem Anonymitätsgrad. lokale Wohnungsbaugesellschaften Wohnkatasteramt Immobilienverband Deutschland (vormals Ring Deutscher Makler) Kommune (Einwohnermelderegister) Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung zur Homepage Statistisches Bundesamt Deutschland zur Homepage Statistische Ämter des Bundes und der Länder zur Homepage -/stichwortartige Beschreibung der einzelnen Stadtteile unter Berücksichtigung folgender Aspekte: Bebauungsstruktur: Altstadtkern, Ein- oder Mehrfamilienhaussiedlung, Hochhaussiedlung Altersstruktur: Bewohner der Stadtteile: „alternder Stadtteil“, generationengemischter Stadtteil“ usw. Milieu: bürgerliches Milieu, Arbeiterviertel, Ausländerviertel usw. Topografie -/einmalig, dann alle 5 Jahre aktualisieren Bei einem negativen Image/Eindruck des Stadtteils sollte gemeinsam mit den Bürgern, Wohnungsbaugesellschaften und ansässigen Einzelhändlern überlegt werden, wie mehr „Leben“ in den öffentlichen Raum gebracht werden kann. ab Seite 65/66 34 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.2 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Allgemeine Wohnstrukturdaten: Baujahr, Eigentümer-/Mieterstruktur, Wohnfläche, Wohndauer Allgemeine Wohnstrukturdaten (s. o.) sind Planungsgrundlage für alle Themenfelder, insbesondere für Wohnen, Pflege und bürgerschaftliches Engagement. Sie dienen zur objektiven Beschreibung der Wohnqualität im Stadtteil: – Kenntnisse über Gebäude und deren Ausstattung (Bad, Heizung) geben Auskunft darüber, inwieweit Wohnungen auch für potenziell hilfeund pflegebedürftige Bewohner geeignet sind (Barrierefreiheit). – Bei Mietern ist die Bereitschaft und Möglichkeit umzuziehen höher als bei Eigentümern, die sich oft mehr mit dem Quartier verbunden fühlen. – Die Wohndauer ist ein weiterer Indikator für die Verbundenheit mit dem Stadtteil. So spricht eine geringe Fluktuation für einen hohen Grad der Identifizierung mit dem Stadtteil („Heimat“). Mietspiegel (z. B. örtlicher Mieterverein) lokale Wohnungsbaugesellschaften Wohnkatasteramt (Vermessungsamt) Wohngeldempfängerdatei Immobilienverband Deutschland (vormals Ring Deutscher Makler) Einwohnermeldeamt Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung zur Homepage Statistisches Bundesamt Deutschland zur Homepage Statistische Ämter des Bundes und der Länder zur Homepage Gesamtanzahl und Anteil in % tabellarische Darstellungen: Baujahr der Häuser: Gesamtanzahl und Prozentanteil (Stichprobenerhebung) der Häuser nach Kategorien, z. B. Baujahr <1920, 1920–1945, 1946–1970, 1970–1990, nach 1990 Mieter-/Eigentümerstruktur: Gesamtanzahl und Prozentanteil der Eigentümer (nach Alter/Geschlecht über 60 Jahre) Wohnfläche je Wohnung: Gesamtzahl und Mittelwert, evtl. Prozentwert (Stichprobe) der Pro-Kopf-Wohnfläche, z. B. <40 m², 40–59 m², 60–79 m², 80–99 m², >100 m². Wohndauer: Mittelwerte nach Altersgruppen (Einwohnermeldeamt) Von besonderem Interesse ist die zukünftig stark anwachsende Risikogruppe der privat wohnenden Hochaltrigen. Mieter-/Eigentümerverhältnis der über 60-Jährigen: 50 % zu 50 % (2005) 8,8 Mio. Seniorenhaushalte, davon 59 % Einpersonen- und 41 % Zweipersonenhaushalte (2005) durchschnittliche Wohnfläche der über 60-Jährigen: 54 m² (2003) 40 % der über 65-Jährigen leben in Gebäuden der 50er/60er Jahre (2002). 30 % der 70- bis 85-Jährigen leben seit über 40 Jahren in ihrer Wohnung. einmalig, dann alle 5 Jahre Wohnberatungstätigkeit in Stadtteilen der 50er/60er Jahre intensivieren Wohnungsunternehmen vermehrt zu Modernisierungsmaßnahmen anhalten ab Seite 67 35 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.3 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Infrastruktur Der Indikator bemisst, welcher Anteil der Bevölkerung ausgewählte kommunale Infrastruktureinrichtungen in zumutbarer Zeit per Individualverkehr erreichen kann. Das ist wichtig, da im Alter neben der Wohnung das unmittelbare Wohnumfeld an Bedeutung zunimmt. Unter Infrastruktur wird hier das Angebot an Nahrungsmitteln und anderen Waren und Dienstleistungen für den täglichen Bedarf verstanden. Die gute Erreichbarkeit dieser Angebote trägt zum Erhalt von Selbstständigkeit und Wohlbefinden von alten Menschen und Menschen mit Behinderung bei und ermöglicht zugleich die gesellschaftliche Teilhabe in ihrem Wohnumfeld. Das Hauptkriterium des Indikators ist die Zugänglichkeit zu den Angeboten, d. h. ob Einrichtungen für die Grundversorgung fußläufig erreichbar sind („Stadt der kurzen Wege“) oder ob sie mithilfe gut ausgebauter öffentlicher Verkehrsmittel leicht erreicht werden können (Zentralität). lokale Experten (informelle Informationen durch soziale Dienste, Stadtteilbürgermeister, Allgemeine Soziale Dienste (ASD), Bezirksvertretungen) Apothekerverband Träger des ÖPNV (Verkehrsverbünde), Deutsche Bahn AG Anzahl pro Stadtteil Stadtteilspaziergang (Bestandserhebung) stichwortartige Beschreibung der Situation in den Stadtteilen unter Berücksichtigung folgender Punkte: Grundversorgung: fußläufige Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften, Bäcker, Post, Geldinstitut, Frisör usw. (max. 500 m Entfernung von der Wohnung) ÖPNV-Anbindung (Haltestellen-Netz: max. 300 m): Auswertung von Stadt- und Netzplänen (Kartografie) im Hinblick auf max. Entfernung zu Wohnungen Auf jede Apotheke kommen 3.842 Einwohner (2005). einmalig, dann bei Bedarf aktualisieren Gespräche mit Einzelhändlern, ob sich Hol- bzw. Bringdienst in Stadtteilen mit schlechter Grundversorgung lohnt ab Seite 70 36 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.4 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Alltagsbezogene Dienste Ziel dieses Indikators ist es, das örtliche Angebot für alltagsbezogene Dienstleistungen zu erfassen. Alltagsbezogene Dienstleistungen (auch: komplementäre Dienste) ergänzen die herkömmlichen pflegerischen Dienste und bieten Lösungen für unterschiedliche kleine häusliche Probleme an. Meist handelt es sich bei den Dienstleistungen um kleine Alltagshandlungen, welche im Alter nicht mehr ohne Weiteres bewältigt werden können und daher den älteren Menschen das Leben in ihrer eigenen häuslichen Umgebung erschweren. Es handelt sich hierbei um kleine Dienstleistungen wie putzen, bügeln, Behördengänge, Rasen mähen oder das Haustier versorgen, für die sich keine Hilfsorganisation oder Handwerker finden. Wohlfahrtsverbände Vereine private Anbieter Wohnungsbaugesellschaften Freiwilligenagentur, Tauschbörsen u. a. sonstige Anbieter, private Initiativen, Selbsthilfegruppen, Vereine usw. Anzahl Anzahl/Nutzung aller angebotenen niedrigschwelligen, pflegeergänzenden alltagsbezogenen Dienstleistungen in der Kommune: Fahrdienste, z. B. Begleitung zum Arzt, zu einer Behörde Demenz, z. B. stundenweise Übernahme der Aufsicht und Beschäftigung der zu pflegenden Person zu Hause Unterstützung im Haushalt (putzen, waschen, bügeln, Müll entsorgen, abwaschen und alle sonstigen Dinge, die im Haushalt anfallen) gelegentliche oder regelmäßige Einkäufe Gesellschaft leisten: gemeinsame Gespräche, Gedächtnisübungen, basteln, Spiele (Kartenspiele, Brettspiele, Konzentrationsübungen), gemeinsamer Theater- oder Kinobesuch Von den 70- bis 79-Jährigen befürworten 40 % eine Putz- und Haushaltshilfe, 38 % eine Notrufzentrale und 28 % Einkaufsdienste (2002). 40 % würden dafür zwischen 50 und 125 € im Monat ausgeben (2002). 14 % der über 55-Jährigen nutzen die Dienste von Haushaltshilfen. jährlich gemeinsam mit den Anbietern klären, ob sich eine Ausweitung des vorhandenen Angebotes lohnt und wie die Bekanntheit und Erreichbarkeit derartiger Dienste verbessert werden könnte ab Seite 71 37 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.5 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Alternative Wohnformen Ziel dieses Indikators ist es, einen Überblick über den gegenwärtigen Stand alternativer Wohnformen für das Wohnen im Alter zu bekommen. Zum kommunalen Auftrag gehört die Sicherstellung einer angemessenen Wohnraumversorgung für alle Einwohner. Folglich sollte die Ermittlung des Bedarfs an Neu- und Umbaumaßnahmen bzw. deren Förderung von Bedeutung sein. Da bisher kaum verbindliche Informationen existieren, könnte so mehr Transparenz über das Angebot an unterschiedlichen Wohnformen hergestellt werden. Die Aufrechterhaltung selbstständigen und selbstbestimmten Wohnens, auch bei körperlichen Einschränkungen wegen Hilfe- und Pflegebedürftigkeit, ist der mehrheitliche Wunsch der Bevölkerung. Dies sollte nicht zuletzt aus finanziellen Erwägungen auch Ziel kommunaler Seniorenpolitik sein, die daher unterschiedliche zukunftsorientierte Wohnperspektiven für eine Vielzahl von Lebensformen berücksichtigen sollte. Durch die demografische Entwicklung, Singularisierung sowie veränderte Lebensstile Älterer, z. B. hinsichtlich Mobilität und Bedürfnisorientierung, wird die Nachfrage nach alternativen Wohnformen wie z. B. betreutes Wohnen und Senioren-WGs steigen. Stationäre Pflegeheime entwickeln sich dagegen vermehrt zu Wohnalternativen für hochaltrige pflegebedürftige Menschen. Kommune Wohlfahrtsverbände Bauträger private Anbieter Anzahl und Anteil in % Bestandserfassung stichwortartige Beschreibung vorhandener alternativer Wohnformen: Benennung, Charakteristika (Barrierefreiheit, Möglichkeiten bei Pflegebedürftigkeit usw.), Lage, Träger, Zielgruppe, Art und Anzahl der Plätze für Senioren, Auslastung (Warteliste/Leerstand), Kosten, Bekanntheit Folgende alternative Wohnformen können beschrieben werden: barrierefreie bzw. angepasste Wohnungen (Wohnraumanpassung) betreutes Wohnen zu Hause (im Bestand, im Quartier) betreutes Wohnen (= Service-Wohnen) quartiersbezogene Wohn- und Betreuungskonzepte (= Altendorf) selbst organisierte Wohn- oder Hausgemeinschaften (= gemeinschaftliches Wohnen, gemeinschaftliche Wohnprojekte) Mehrgenerationenwohnungen/integrierte Wohnprojekte Deutschland 2006 (jeweils geschätzt): 270.000 Altenwohnungen/spezifisch barrierefreie Wohnungen für Ältere 220.000 Wohneinheiten betreutes Wohnen/Service-Wohnen (2006) Ca. 6 % der 60-Jährigen und Älteren leben in alternativen Wohnformen, davon aber etwa die Hälfte in stationären Pflegeeinrichtungen. einmalig, dann alle zwei Jahre aktualisieren Gewährung von Zuschüssen für Gemeinschaftsräume oder Betreuungskosten Förderung von Projektentwicklungskosten (z. B. für Personalstellen, Anschubfinanzierungen usw.). ab Seite 75 38 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.6 B Zielbeschreibung Basistableau Indikator Soziale Wohnraumversorgung und Wohnnotfälle Die kommunale Verantwortung besteht in der Sicherung der Wohnqualität und sozialen Wohnungsversorgung. Kommunen müssen sozial benachteiligten Bürgern kostengünstigen Wohnraum zur Verfügung stellen. Ziel dieses Indikators ist es, – Fehlplanungen im Wohnungsneubau (z. B. Größe, Barrierefreiheit usw.) zu vermeiden – schlechte Wohnbedingungen in „Krisenvierteln“ zu entschärfen – Selbstständigkeit und Lebensqualität Älterer zu erhalten – (ungewollte) Heimeinzüge zu verzögern Im Zuge der Privatisierung von Wohnbestand, der ursprünglich im Besitz der Kommune oder gemeinnütziger Vereinigungen war, können den Kommunen z. B. für das Belegungsrecht erhebliche Kosten entstehen. Durch steigende Mieten wachsen zugleich die Aufwendungen für Wohngeld an. Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Auch wenn die Anzahl der Wohnnotfälle zahlenmäßig gering sein mag, ist diesem Thema besonderes Augenmerk zu schenken: Von Armut und von Obdachlosigkeit betroffene oder bedrohte Menschen stellen in einigen Kommunen eine wachsende Gruppe dar. lokale Wohnungsbaugesellschaften Wohngeldempfängerdatei Bautätigkeitsstatistik: Fortschreibung der Gebäude- und Wohnraumzählung Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe Sozialwohnungen (+ Fehlbelegungsabgabe [= FEBE]) Mietschuldnerberatungsstellen Sozialverwaltung: Räumungsklagen Einwohnermelderegister: Wohndauer Befragung vor Ort Anzahl und Anteil in % Beschreibung der Situation, d. h. Gesamtbestand der Sozialwohnungen und Verteilung auf die einzelnen Stadtteile: – Anteil der (preisgebundenen) Sozialwohnungen am Gesamtwohnbestand – Anzahl der berechtigten Bürger, davon Anteil der über 60-Jährigen Wohnnotfälle (stichwortartige Beschreibung): – Anzahl der betroffenen älteren Obdachlosen nach Art der Unterbringung – unzumutbare Wohnverhältnisse, z. B. wenn die Mietbelastung über 30 % des Einkommens beträgt und Raumnot vorherrscht 3,5 Mio. bzw. 9 % aller Haushalte erhalten Wohngeldunterstützung (2004). 48 % aller Empfängerhaushalte sind Einpersonenhaushalte. 96 € Wohngeld pro Monat (durchschnittl.) in Einpersonenhaushalten jährlich Vermeidung von Fehlbelegungen Anteil der Sozialwohnungen für alternative Wohnformen öffnen ab Seite 77 39 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.7 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Basistableau Indikator Innerstädtische Mobilität a) Individualverkehr: Fuß- und Radwege b) Automobilgestützter Individualverkehr c) Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) Basisindikatoren Es ist – auch im Alter – ein Grundbedürfnis, mobil zu sein und zu bleiben. Mobilität bedeutet hier neben der physischen Fortbewegung zu bestimmten Zielen zugleich auch Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, soziale Teilhabe und ist ein Beitrag zur Lebensqualität. a) Individualverkehr: Fuß- und Radwege Der Indikator dient zur Einschätzung des Vorhandenseins von Fuß- und Radwegen und deren Barrierefreiheit, da gerade für Ältere und insbesondere mobilitätseingeschränkte Personen die Beschaffenheit dieser Wege eine wichtige Rolle spielt (z. B. Steigung/Gefälle, Treppenstufen, Nutzung mit Rollator). b) Automobilgestützter Individualverkehr Dieser Indikator zeigt, wie viele Menschen über 60 Jahre weiterhin mit dem Pkw unterwegs sind, wodurch der Gesamtbestand an Pkw zunimmt und der Parkplatzbestand wächst. Das Verfügen über einen eigenen Pkw gewinnt mit zunehmendem Alter der Nutzer an Bedeutung. Das Fahren mit dem eigenen Pkw ist für sie gleichbedeutend mit Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, insbesondere dann, wenn Ziele weder zu Fuß noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen sind. Wenn alternative Möglichkeiten der Fortbewegung wenig attraktiv sind, wächst zugleich die subjektive Abhängigkeit vom Pkw. c) Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) Auch der ÖPNV leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätssicherung. Anhand des Indikators kann bemessen werden, wie gut der ÖPNV von den älteren Menschen angenommen wird. Das wesentliche Bedürfnis des Fahrgastes ist es, schnell, sicher und komfortabel von A nach B zu gelangen. Der ÖPNV ermöglicht – im Rahmen vorgegebener Fahrpläne und unter der Voraussetzung der Erreichbarkeit der Haltestellen – Mobilität ohne Abhängigkeit von anderen Personen. a) Befragung lokaler Verkehrsexperten (z. B. Polizei), Straßenverkehrsamt b) Kraftfahrt-Bundesamt (www.kba.de) c) Befragung der Verkehrsunternehmen, Deutsche Bahn: Auswertung von Fahr- und Netzplänen, Berichte der Verkehrsbetriebe Anteil und Anzahl in % a) Stadtteilbegehungen stichwortartige Beschreibung der Situation (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) unter Berücksichtigung folgender Punkte: Topographie und Bodenbeschaffenheit: Steigung/Gefälle, Treppenstufen, Art des Belages (z. B. Pflasterung, Stolperfallen, Bordsteinkanten) Fußwege: Prüfen auf Eignung für Personen mit Rollator, Rollstuhl, Elektromobil (oder mit Kinderwagen), d. h. ausreichende Breite, Ebenerdigkeit (Anteil der ausreichend breiten Fußwege an Gesamtstrecke) (keine) Nutzungseinschränkung durch fahrenden oder ruhenden Verkehr (parkende Autos), Inline-Skater, Radfahrer Fußgängerüberwege: deutliche Markierungen (Zebrastreifen, Länge der Ampelphasen, akustische Signale usw.), Verkehrsinseln 40 Sozialplanung für Senioren Basistableau Ruhezonen mit Sitzgelegenheiten, die zur Erleichterung bei Besorgungen und Aktivitäten zu Fuß – auch bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen – beitragen Fuß- und Radwege: Vorhandensein; separates Radwegenetz (in km) b) Pkw-Bestand: Anzahl Pkw/Krafträder und Anzahl Fahrzeughalter je 1000 Einw. nach Alter und Geschlecht Kennzahlen (Auswahl) Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch c) ÖPNV Fahrgastaufkommen von ÖPNV und Deutsche Bahn AG (Indikator für die Attraktivität) Anzahl Fahrten pro Einwohner im Jahr nach Altersstufen stichwortartige Beschreibung: – Dauer der Verfügbarkeit (Fahrzeiten von–bis an allen Wochentagen und Taktfrequenz an Werk-, Sonn- und Feiertagen) – Barrierefreiheit der Fahrzeuge (Anteil Fahrten mit NiederflurFahrzeugen) – Barrierefreiheit von Haltestellen und Fahrkartenautomaten (Ebenerdigkeit, Nutzerfreundlichkeit) 69 % der Senioren ist Mobilität im Alter sehr wichtig (2005). 50 % über 60 Jahre nutzen hauptsächlich den Pkw, 32 % gehen zu Fuß und 8 % nutzen den ÖPNV (2002). 64 % der Seniorenhaushalte besitzen einen Pkw (2005). Länge des Fußweges zur Bushaltestelle im Schnitt 6 Minuten (2002) a) einmalig, dann nach Bedarf b) jährlich c) einmalig, bei Fahrplanwechsel aktualisieren Barrierefreiheit im öffentlichen Raum voranbringen Parkraum großzügig zur Verfügung stellen Zusammenarbeit mit Verkehrsunternehmen, um die Attraktivität der Angebote speziell für Senioren zu erhöhen ab Seite 80 41 Sozialplanung für Senioren Basistableau THEMENFELD 4: BILDUNG UND KULTUR Nr. 4.1 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Allgemeine Bildungsangebote (z. B. Sprachen, Hobby) Möglichkeiten zu sinnvoller Beschäftigung und zu positiven Sozialkontakten tragen zum Erhalt der geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten älterer Menschen bei und machen zudem Spaß. Angebotsbedürfnisse im Bereich Bildung und Kultur stehen in engem Zusammenhang mit biografischen Aspekten, insbesondere Bildungs- und beruflichen Erfahrungen: Wenn aufgrund der finanziellen und familiären Situation Aus- und Weiterbildungswünsche sowie Berufs(tätigkeits)wünsche unverwirklicht geblieben sind, können für diese Personengruppe Bildungsangebote die Chance sein, „Verpasstes“ nachzuholen. Bei älteren Menschen ist zu berücksichtigen, dass die Singularisierung besondere Nachfragestrukturen hervorruft, insbesondere bei Frauen. Allgemein ist davon auszugehen, dass die Bildungsnachfrage Älterer weiter ansteigen wird. alle Anbieter von Bildungsangeboten mit und für Senioren: Kommune, Landkreis, Nachbarkommunen (im Landkreis) Volkshochschule/Familienbildungsstätten/Akademie für Ältere Museen, Bibliotheken kommerzielle Anbieter (z. B. von Diavorträgen, Ausflügen, Bildungsreisen) Kirchen, Vereine usw. Absolute Anzahl und Anteile in % Bestandserhebung: schriftliche Befragung stichwortartige Beschreibung: Art und Anzahl der Anbieter (Ort: innerhalb/außerhalb der Kommune) Art und Anzahl der Angebote: Thematik, Angebotsform (Kurs, Vortrag, Projekt, feste Gruppe mit regelmäßigen Treffen usw.), Turnus, Zeit usw. Differenzierung der Angebote z. B. nach: – Bildungsangebote im engeren Sinn (z. B. Seniorenstudium, EDV, Sprachen) – Freizeitgestaltung, interessen- und hobbybezogene Angebote – Reise- und Erholungsangebote – Beratung/Selbsthilfe: Bewältigung vorhandener Alltagsprobleme, Konflikt- und Krisenbewältigung (z. B.Selbsthilfegruppen) usw. Weiterbildungsdichte: – Angebotsstunden der VHS pro 1.000 Einwohner im Jahr – Teilnehmerstunden an der VHS pro 1.000 Einwohner im Jahr/Alter wenn möglich: Angaben über seniorenspezifische und intergenerative (im- und explizite) Angebote 2.430 Weiterbildungseinrichtungen (inkl. 978 Volkshochschulen) mit Themenschwerpunkten Gesundheit (25 %), Sprache (18 %), 12 % Generationen (2004) 14,9 % aller spezifischen Angebote richten sich an Senioren (2004). jährlich in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Bildungsträgern (und Senioren) Ausweitung des kommunalen Bildungsangebotes für Senioren, sodass für alle Bildungsschichten etwas angeboten werden kann ab Seite 100 42 Sozialplanung für Senioren Nr. 4.2 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Kulturelle Angebote (z. B. Musik, Theater, Kino) Möglichkeiten zu sinnvoller Beschäftigung und positive Sozialkontakte tragen zum Erhalt der geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten älterer Menschen bei und machen Spaß. Die Nachfrage von Senioren nach Kulturangeboten bzw. der Bedarf hängt von ihrer Bildung und Berufsbiografie ab. Bedeutende Kulturveranstaltungen haben auch eine überregionale Wirkung und steigern die Attraktivität der Kommune für neue Bürger und (ältere) Touristen. Bei den Angeboten im Kulturbereich ist speziell die Zugänglichkeit zu berücksichtigen (vgl. 4.5 E und 4.6 E). Kommune Kultureinrichtungen: Theater, Opern-/Konzerthäuser, Museen, Kirchen usw. kommerzielle Anbieter Nachbargemeinden/Landkreis Anzahl Bestandserhebung: schriftliche Befragung stichwortartige Beschreibung: Art und Anzahl der Anbieter (Ort: innerhalb/außerhalb der Kommune) Art und Anzahl der Angebote (Thematik, Angebotsform und Turnus), z. B. Konzerte, Festivals, Ballett, Theater, Kino, Vorträge, Lesungen, Kunstausstellungen, Stadtführungen usw. -/jährlich in Zusammenarbeit mit den Senioren und den Anbietern von Kulturveranstaltungen Entwicklung eines Kulturangebotes, das sowohl Senioren als auch alle anderen Altersgruppen anspricht und preislich für alle Bildungsschichten erschwinglich ist ab Seite 100 43 Sozialplanung für Senioren Nr. 4.3 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Angebote im Bereich Sport Dieser Indikator ist insbesondere wegen gesundheitsfördernder Aspekte von Bedeutung. In direktem Zusammenhang damit stehen ferner die Selbstständigkeit erhaltenden Aspekte zur Einschätzung der allgemeinen Lebensqualität in der Kommune. Dieser Bereich wird in der Regel stark von Akteuren in den (Sport-)Vereinen getragen und ist damit auch wichtig im Hinblick auf die Förderung bürgerschaftlichen Engagements. alle Anbieter von Sportangeboten mit und für Senioren: VHS Vereine kommerzielle Anbieter (z. B. Fitness-Center) Kommune Schwimmbäder usw. Nachbargemeinden Selbsthilfegruppen Krankenkassen Anzahl und Anteil in % Bestandserhebung: schriftliche Befragung stichwortartige Beschreibung Art und Anzahl der Anbieter Art und Anzahl der Angebote (Thematik, Angebotsform und Turnus) Fragen nach Bekanntheit der Angebote und Zugänglichkeit für Ältere (vgl. 4.1 B) 2006 gibt es 90.467 Sportvereine in Deutschland, + 0,7 % gegenüber 2005. 27.315 Mio. Mitglieder, davon 12,6 % im Alter von 60 Jahren und älter jährlich in Zusammenarbeit mit den Vereinen und den Senioren Ausweitung des Sportangebotes für Senioren im Hinblick auf mehr gesundheitsförderliche Aktivitäten Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit, um noch mehr Senioren zur Ausübung gesundheitspräventiver Angebote zu gewinnen ab Seite 100/102 44 Sozialplanung für Senioren Nr. 4.4 B Zielbeschreibung Besonderheiten Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Angebote im Bereich Geselligkeit Das Eingebundensein in Freundes- und Bekanntenkreise ist entscheidend für das Wohlbefinden. Damit auch alle geselligen Angebote, die über die Indikatoren 4.1, 4.2 und 4.3 hinausgehen, bzw. alle anderen Angebote für Senioren, die nicht zuzuordnen sind, bei der Bestandserhebung erfasst werden, ist dieser Indikator relevant. Neben persönlichen Hilfeleistungen führt bei der Bewältigung des Alltags insbesondere die gegenseitige Anteilnahme zu Entlastung und einer erhöhten Lebensqualität. Daher sind gerade für Alleinstehende, häufig ältere Frauen, Angebote im Bereich Geselligkeit besonders wichtig. Die Einbindung in ein soziales Netzwerk trägt dazu bei, länger ein selbstständiges Leben führen zu können, und hat einen positiven Einfluss auf den subjektiven wie auf den objektiven Gesundheitszustand (z. B. geringere Depressivität). Inwieweit die Angebote von Senioren angenommen werden, wird u. a. bestimmt durch die Gestaltung (Beteiligung Älterer bei Planung und Durchführung), institutionelle Anbindung, die kleinräumige Zuordnung und die Art der Ansprache. Integrierende Angebote, die verschiedene Altersgruppen oder Personen unterschiedlicher Herkunft mit einschließen, sind von besonderem Interesse. Kommune örtliche Bildungsträger Kirchen, freigemeinnützige Träger Vereine Nachbarschaftsgruppen usw. Anzahl Bestandserhebung: schriftliche Befragung stichwortartige Beschreibung: Art und Anzahl der Anbieter Art und Anzahl der Angebote (Thematik, Angebotsform, Turnus), z. B. klassische Seniorennachmittage -/jährlich Förderung von nicht-kommerziellen Initiativen, insbesondere in den Stadtteilen, die den Aspekt der Geselligkeit und Freizeit für Senioren in den Vordergrund stellen ab Seite 100 45 Sozialplanung für Senioren Basistableau THEMENFELD 5: GESUNDHEIT UND PFLEGE Nr. 5.1 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Gesundheitsförderung und Prävention Bei diesem Indikator geht es um eine Bestandsaufnahme aller vorhandenen gesundheitsförderlichen und präventiven Angebote für ältere Menschen. Die Gesundheitsförderung und -prävention gilt als imaginäre vierte Säule des Gesundheitswesens, welchem im Rahmen der Erhebung des Indikators Rechnung getragen wird. Durch eine bessere Aufklärung (z. B. Diabetes- bzw. Ernährungsberatung, Alzheimerinformation) und eine höhere Auslastung von präventiven Angeboten (z. B. Rückenschule, Wassergymnastik, Turnangebote, Wanderungen) kann die Bevölkerung gesünder altern. Dies führt zu einer höheren Lebenszufriedenheit und nicht zuletzt zu Einspareffekten für die Kommune. Krankenkassen Wohlfahrtsverbände, insbesondere Paritätischer Dachverband Gesundheitsämter potenzielle Anbieter wie Sportvereine, Selbsthilfegruppen usw. Sportvereine (Stadtsportbund) Selbsthilfegruppen aller Art (z. B. KISS) Alzheimergesellschaft, Rheumaliga usw. Anzahl Bestandsaufnahme: Erfassung aller gesundheitsförderlichen/präventiven Angebote: Art und Anzahl der Anbieter – Inhalt, Trägerschaft – Zielgruppe(n), Nutzung und Auslastung durch ältere Nutzer nach Geschlecht – Ort, Öffnungszeiten, Turnus – Finanzierung/Kosten Bestandserhebung der Nutzerseite (Stichprobenbefragung der über 60jährigen Bürger) – Differenzieren nach Alter, Geschlecht, Einzugsgebiet, Vermittlungsweg, Häufigkeit der Nutzung 4,6 % der Rentnerinnen und 2 % der Rentner haben an einem Kurs zur Primärprävention teilgenommen (2003). Es gibt ca. 70.000 bis 100.000 Selbsthilfegruppen, in den 5 % der 18bis 80-Jährigen engagiert sind (2004). 9 % der 60- bis 69-Jährigen haben aktiv an einer Selbsthilfegruppe teilgenommen (2003). 46 % der Frauen und 53 % der Männer über 70 Jahre schätzen ihren Gesundheitszustand als sehr gut/gut ein (2004). 52 % der Frauen bzw. 57 % der Männer achten sehr stark/stark auf ihre Gesundheit (2004). einmalig Koordination und Förderung der Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen für Senioren, sowohl im Hinblick auf Prävention von Krankheiten als auch zur Gesundheitsförderung allgemein verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für Angebote in den Stadtteilen ab Seite 107 46 Sozialplanung für Senioren Nr. 5.2 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen (Auswahl) Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Pflegebedürftigkeit Der Indikator liefert Informationen über die Anzahl sowie den Anteil der pflegebedürftigen Menschen in der Kommune und zeigt den Entwicklungsverlauf dieser Bevölkerungsgruppe auf. Von besonderem Interesse ist der Anteil der über 60- bzw. der über 80-Jährigen an den pflegebedürftigen Menschen in den Stadtteilen. Die Erkenntnisse sind vor dem Hintergrund der ab 80 Jahren überproportional ansteigenden Pflegefallwahrscheinlichkeit wichtig. Außerdem soll die Verteilung der Pflegestufen auf die Altersgruppen ermittelt werden. Die Zahlen stellen die Basis für weitergehende Planungsprozesse dar, die zur Sicherung und Weiterentwicklung ausreichender ortsnaher Hilfeangebote über die klassischen Versorgungsangebote (ambulante, teil- und vollstationäre Pflege, Prävention) hinaus erforderlich sind. Die Differenzierung nach Pflegestufen und deren Entwicklung (Zu- bzw. Abnahmen) geben zudem Aufschluss über pflegebedingte Kosten, die auf die betroffenen Personen und Kostenträger zukommen. MDK Gesundheitsamt Landkreis Pflegestatistiken zum Statistischen Bundesamt: Pflegestatistiken GENESIS-Online regional Statistik über die Empfänger von Pflegeleistungen, Pflegebedürftige nach Leistungsart und Geschlecht (Statistik 22411; Tabelle 338-32-x) Statistische Landesämter Anzahl und Anteil in % Pflegebedürftige / Gesamtbevölkerung x 100 Pflegebedürftige ab 60 Jahre / Gesamtbevölkerung x 100 Pflegebedürftige ab 80 Jahre / Gesamtbevölkerung x 100 Pflegebedürftige / Pflegestufen x 100 (ambulante/stationäre Versorgung und Geschlecht) Anzahl und Anteil der zu Hause und ambulant versorgten Pflegebedürftigen alle Zahlen 2005: 2,1 Mio. Menschen pflegebedürftig , davon 86 % über 60 Jahre und 53 % über 80 Jahre, insgesamt zunehmend Das Risiko, pflegebedürftig zu werden, beträgt im Alter von 60 Jahren und älter 9 %. 68 % aller Pflegebedürftigen sind weiblich. 68 % werden in Privathaushalten, 32 % in stationären Pflegeeinrichtungen versorgt. Leistungen der Pflegeversicherung: ambulant: 58 % Pflegestufe I, 33 % Pflegestufe II, 10 % Pflegestufe III stationär: 36 % Pflegestufe I, 43 % Pflegestufe II, 21 % Pflegestufe III jährlich Bemessung anhand der Pflegevorausstatistik, ob der Bedarf an stationären Pflegeplätzen langfristig gedeckt werden kann Verhandlung mit den ambulanten Pflegediensten, ob Versorgung aller Stadtteile bedarfsgerecht gesichert ist ab Seite 112 47 Sozialplanung für Senioren Nr. 5.3 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Behinderungen, z. B. geistige und körperliche Behinderungen Demografiebedingt nehmen Anzahl und Anteil der älter werdenden Bevölkerung mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen zu. Im Alter sind vor allem jene Menschen mit Behinderung auf fremde Unterstützung angewiesen, die keine eigene Familie haben und bisher von ihren mittlerweile selbst alt gewordenen Eltern/Geschwistern versorgt wurden. Auf diesen speziellen Personenkreis sind die Angebote der Altenhilfe noch nicht ausgerichtet. Auch die Einrichtungen der Behindertenhilfe sind auf die zunehmende Alterung ihrer Klientel nicht ausreichend vorbereitet. Versorgungsamt Träger von Behinderteneinrichtungen in der Kommune und im Kreis Landesinstitut für öffentliche Gesundheit/NRW interaktive Karten zur Anzahl der Schwerbehinderten über 50 % (nach Kreisen) Anzahl und Anteil in % Ermittlung der Anzahl und der Anteile älterer Menschen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung an der Gesamtbevölkerung differenziert nach Alter, Geschlecht und, wenn möglich, Behinderungsart Menschen mit Behinderung / Gesamtbevölkerung x 100 Menschen mit geistiger Behinderung ab 40 Jahre / Gesamtbevölkerung x 100 Menschen mit Behinderung ab 60 Jahre / Gesamtbevölkerung x 100 Menschen mit Behinderung ab 80 Jahre / Gesamtbevölkerung x 100 8,4 Mio. Menschen mit Behinderung, davon 6,7 Mio. schwerbehindert (2003) 62 % der Menschen mit Behinderung sind über 60 Jahre, 13 % über 80 Jahre. 67 % sind körperlich, 17 % geistig behindert. jährlich in den bestehenden Einrichtungen für ältere Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen gemeinsam mit den Anbietern Angebote neu ausrichten ab Seite 117 48 Sozialplanung für Senioren Nr. 5.4 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Ambulante pflegerische Versorgung Ziel der Seniorenpolitik ist es – in Zusammenarbeit mit Trägern, Einrichtungen und weiteren Anbietern –, alle ambulanten Versorgungsangebote im Bereich der Altenhilfe und darüber hinaus transparent zu machen. Dieser Indikator gibt einen Überblick über das örtliche Angebot sowie die Nutzung von ambulanten Versorgungs- und Unterstützungsleistungen. Dazu sind alle Informationen der entsprechenden Anbieter über deren Leistungen und Nutzerstruktur erforderlich (vgl. Indikator 5.5 B „Stationäre/teilstationäre Pflegeinfrastruktur“). Anhand der Bewohnerstruktur im Stadtteil können zukünftige Entwicklungstendenzen hinsichtlich der Bedarfe im ambulanten Sektor abgeleitet werden. Zur ambulanten Versorgung zählen neben den pflegerischen vermehrt auch niedrigschwellige soziale und komplementäre (= ergänzende) Dienstleistungsangebote. Diese werden im Indikator 3.4 B „Alltagsbezogene Dienste“ aufgegriffen. ambulante Pflegedienste der verschiedenen Träger und private Anbieter Pflegekassen/MDK örtliche Krankenkassen Landkreis Pflegeberatung und andere Dienste der Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden, Alzheimergesellschaft, usw. GENESIS-Online regional Statistik über die Empfänger von Pflegeleistungen, Pflegebedürftige nach Leistungsart und Geschlecht und Statistik über ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen Einrichtungen, verfügbare Plätze, Personal (Statistik 22411; Tabelle 338-32-1 oder -31-1) Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (lögd, NRW): kommunale Gesundheitsindikatoren Gesundheitsberichterstattung auf Kreisebene Anzahl und Anteil in % schriftliche Befragung aller ambulanten Dienste Anbieterstruktur: Bestandsaufnahme ambulanter (Pflege-)Dienste nach: – Art des Trägers – Versorgungsgebiet – Leistungsangebot – Mitarbeiterqualifikation – Einsatzstunden je Angebot (Nutzungsdauer/Auslastungsgrad der Pflegedienste) – Finanzierung/Kosten der einzelnen Angebote Nutzerstruktur der Klienten: – Anzahl/Anteil der versorgten Menschen nach Alter, Geschlecht, Pflegestufen alle Daten 2005: 10.977 ambulante Pflegedienste mit 214.288 Mitarbeitern 58 % private Träger, nur 2 % kommunale Träger Jeder Anbieter versorgt im Durchschnitt 43 Klienten. alle zwei Jahre zusammen mit Anbietern Angebote besser auf die Klienten in den Stadtteilen ausrichten (z. B. kultursensible Pflege, Demenzkranke) ab Seite 120 49 Sozialplanung für Senioren Nr. 5.5 B Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Basistableau Indikator Stationäre/teilstationäre Pflegeinfrastruktur Dieser Bestandsindikator charakterisiert die vorhandene Pflegeinfrastruktur an stationären Einrichtungen in der Altenhilfe. Dies ist notwendig, um einen Überblick über die Angebote der Dienste und Einrichtungen sowie deren Nutzerstruktur zu erhalten. Im Abgleich mit Daten aus der Bevölkerungsprognose können Aussagen über den zukünftigen Personal- und Platzbedarf getroffen und entsprechende Maßnahmen angeregt werden. Landkreis/Kommune örtliche freigemeinnützige, kommunale und private Anbieter Statistische Landesämter GENESIS-Online regional Statistik über ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen Einrichtungen, verfügbare Plätze, Personal (Statistik 22411, Tabelle 338-31-x) Anzahl und Anteil in % Eigenerhebung schriftliche Befragung stationärer Pflegeeinrichtungen Bestandsdaten der stationären/teilstationären Pflegeeinrichtungen: Art der Einrichtungen und Trägerschaft Standort und Einzugsgebiet Ermittlung des Leistungsangebotes nach – Kurzzeit-, Tagespflege- und Nachtpflegeplätzen – Dauerpflegeplätzen Personalausstattung nach – Geschlecht – Beschäftigungsverhältnis – Qualifikation und Tätigkeitsbereich Bewohnerstruktur nach – Alter und Geschlecht – Grad der Pflegebedürftigkeit/Pflegestufe – Herkunft der Bewohner und Verweildauer – Durchschnittsalter der Versorgten und/oder Geburtsjahr Zusatzinfo: – Eintrittsalter in verschiedene Versorgungsformen – Auslastungsgrad: Anteil der tatsächlich belegten Pflegeplätze in einem festgelegten Zeitraum – räumliche, bauliche und technische Ausstattung Berechnung Dauerpflegeplätze pro 1.000 Einwohner ab 60 bzw. 80 Jahren Kurzzeitpflegeplätze pro 1.000 Einwohner Tagespflegeplätze pro 1.000 Einwohner Plätze in Hospizen Plätze in Palliativ-Einrichtungen alle Daten 2005 10.424 Pflegeheime mit 750.186 Plätzen (+ 6,2 % an Plätzen gegenüber 2003) 95 % Dauerpflegeplätze, zu 89 % belegt, Zunahme Tagespflegeplätze Pro Einrichtung werden im Durchschnitt 65 Pflegebedürftige versorgt. zweijährlich Bemessung anhand der Pflegevorausstatistik, ob der Bedarf an stationären Pflegeplätzen langfristig gedeckt werden kann Förderung des Ausbaus von Hospizen bzw. Angliederung an bestehende stationäre Pflegeeinrichtungen ab Seite 124 50 IV.2. Erweiterungstableau 51 Sozialplanung für Senioren Erweiterungstableau THEMENFELD 1: DEMOGRAFISCHE UND SOZIAL-STRUKTURELLE DATEN Nr. 1.7 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Indikator Erwerbsquote Der Indikator zeigt den Anteil der Erwerbspersonen an der Bevölkerung oder einer Bevölkerungsgruppe. Er gibt damit Aufschluss über das Verhältnis von erwerbstätigen zu nicht erwerbstätigen Personen. Die Erwerbsquote bezogen auf die Bevölkerung insgesamt hängt unter anderem von deren Altersstruktur ab. Mit diesem Indikator können Aussagen zum Arbeitskräfteangebot gemacht werden. Angaben über die Anteile der über 55-Jährigen an den Erwerbstätigen liefern Informationen zur Ausrichtung einer „aktivierenden“ Seniorenpolitik. Eine hohe Teilzeitquote der über 55-Jährigen könnte einerseits auf schrittweises Ausscheiden aus dem Berufsleben hinweisen, andererseits ist es als Hinweis zu bewerten, dass eine Vollzeitbeschäftigung aufgrund der pflegerischen Betreuung eines Angehörigen im häuslichen Umfeld nicht mehr möglich ist – insbesondere bei Frauen. (Bundes-)Agentur für Arbeit Kommune/Kreis Einwohnermeldeämter Statistische Landesämter/Mikrozensus Statistisches Bundesamt z. B. 12211-0003 Bevölkerung, Erwerbstätige, Erwerbslose, Erwerbspersonen, Nichterwerbspersonen, Altersgruppen Anzahl und Anteil in % Erwerbsquote = Erwerbspersonen / Bevölkerung insgesamt x 100 Erwerbsquote Frauen / Männer im Alter von 55–65 Jahren = Anzahl weibliche / männliche Erwerbspersonen 55–65 Jahre x 100 Gesamtanzahl der Frauen / Männer im Alter von 55–65 Jahren Erwerbspersonen = Erwerbstätige + Erwerbslose erwerbstätige Deutsche und Personen mit Migrationshintergrund nach Alter (55+) und Geschlecht und – wenn möglich – nach Voll- und Teilzeitbeschäftigung (Eigenerhebung) Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Eigenerhebung: stichprobenartige Befragung nach Erwerbsstatus, z. B. ob hauptberuflich (ganztags oder halbtags) oder nebenberuflich/gelegentlich erwerbstätig, arbeitslos, noch nicht im Ruhestand, im Vorruhestand, im Ruhestand (Rente/Pension), Berufs- und Erwerbsunfähigkeit oder nicht erwerbstätig (Hausfrau/Hausmann, nie berufstätig gewesen) Deutschland 2005: Erwerbsquote der 15- bis 65-Jährigen: 75 % Erwerbsquote der 55- bis 60-Jährigen: 65 % Frauen, 82 % Männer zweijährlich Arbeitgebern ist das Potenzial Älterer bewusst zu machen (Erfahrungswissen usw.). Förderung von Maßnahmen, um das Potenzial der „jungen“ Alten zu nutzen, z. B. Patenschaften für benachteiligte Jugendliche Bei geringen Erwerbstätigenquoten in dieser Altersgruppe sollten entsprechende „Ausgleichsangebote“ geschaffen werden, z. B. Freizeitund Bildungsangebote. ab Seite 25 52 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.8 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Indikator Haushaltsgrößen Haushaltsgrößen geben Auskunft über Möglichkeiten für Sozialkontakte sowie informelle Hilfspotenziale. Eine hohe Anzahl an Ein- und Zweipersonenhaushalten unter der älteren Wohnbevölkerung weist z. B. auf die mögliche Gefahr der Vereinsamung sowie auf etwaigen Bedarf an informellen (Freunde und Bekannte) wie professionellen Hilfeleistungen hin. Die Zunahme von Einpersonenhaushalten ist ein Indiz für die fortschreitende Singularisierung des Alters. Insbesondere hochaltrige, verwitwete Frauen leben vielfach in Single-Haushalten. Kommune Einwohnermeldeamt Daten der Wohnungsbaugesellschaften Bürgerbefragung Statistisches Landesamt www.regionalstatistik.de Anzahl und Anteil in % Anzahl der Ein-, Zwei- und Mehrpersonenhaushalte nach Alter (des Haushaltsvorstandes über 60 Jahre), Geschlecht und ggf. Personen nicht-deutscher Herkunft oder: Anzahl der Personen (1, 2, 3, 4 und mehr Personen), die im Haushalt leben Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Einpersonenhaushalte x 100 = Anteil in % Anzahl der Gesamthaushalte Hinweis: Wie viele ältere Menschen auf die unterschiedlichen Haushaltsgrößen entfallen, ist statistisch schwer zu erfassen. Einen Anhaltspunkt bieten Angaben zum Familienstand der 60-Jährigen und Älteren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Senioren, die z. B. verwitwet, geschieden oder ledig sind, nicht automatisch auch in einem Einpersonenhaushalt leben. Deutschland 2004 (West) 60–65 J. 70–75 J. 80 J. u. älter Einpersonenhaushalte 24 % 32 % 61 % Zweipersonenhaushalte 59 % 63 % 34 % Drei- und Mehrpersonenhaushalte 17 % 6% 5% Alleinwohnend in % der Altersgruppe (2004): 60–70 Jahre: 14 % Männer, 25 % Frauen über 70 Jahre: 19 % Männer, 54 % Frauen einmalig, dann alle 5 Jahre aktualisieren in Quartieren mit hohem Anteil älterer Alleinwohnender Umfang an aktivierenden und unterstützenden Angeboten überprüfen ab Seite 31 53 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.9 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Bildungsstand Der Indikator liefert Informationen über den Bildungsgrad der älteren Bürger/innen, was im Rahmen der Seniorenplanung für die Entwicklung bedarfsgerechter Freizeit- und Bildungsangebote für alle Bildungsschichten nützlich ist. Außerdem gelten der Berufsabschluss bzw. die letzte Stellung im Beruf als mögliches Indiz für die Einkommenshöhe. Bürgerbefragung Einwohnermeldeamt Mikrozensus Statistische Landesämter Statistisches Bundesamt Anzahl und Anteil in % Eigenerhebung Bildungsstand der über 50-/60-Jährigen nach Stadtteilen: nach Alter und Geschlecht nach Schulabschluss nach Berufsabschluss und letzter Stellung im Beruf Deutschland 2004: Personen 60 Jahre und älter Schulabschluss: 72 % Hauptschule, 13 % Realschule, 12 % FH- oder Hochschulreife Beruflicher Bildungsabschluss: 61 % Lehre, 8 % Fachschulabschluss, 4 % FH-Abschluss, 5 % Hochschulabschluss einmalig, dann alle 5 Jahre aktualisieren Austausch mit örtlichen Bildungsträgern zur Schaffung eines Bildungsangebotes, das alle Bildungsschichten anspricht ab Seite 34 54 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.10 E Zielbeschreibung Besonderheiten Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Einkommensstruktur Informationen über die Einkommenssituation der über 55-Jährigen liefern Hinweise über die finanziellen Möglichkeiten und Grenzen in den Lebensbereichen Wohnen, Freizeit, Gesundheit/Pflege usw. So weist z. B. eine hohe Einkommensstruktur bei den älteren Bevölkerungsgruppen auf eine gewisse Kauf- bzw. Wirtschaftskraft der Senioren hin. Vorhandene Eigentumswerte (im Alter) müssen nicht automatisch Schuldenfreiheit bedeuten! Bürgerbefragung Mikrozensus Vergleichsdaten liefert die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (kurz: EVS), die alle fünf Jahre erhoben wird. Statistische Landesämter in € Zusammensetzung des Haushaltsnettoeinkommens der über 55-/65Jährigen Höhe des Nettoeinkommens der über 55-/65-jährigen Bürger im Verhältnis zum durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommen Eigenerhebung Aufgrund der Sensibilität des Themas „Einkommenshöhe“ im Allgemeinen und „Finanzielle Lage von Senioren“ im Speziellen empfiehlt es sich, entweder Einkommensklassen als Antwortmöglichkeit vorzugeben oder nur indirekt nach den persönlichen Einkommensverhältnissen zu fragen, z. B.: „Die Möglichkeiten zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und zur Freizeitgestaltung hängen oft auch vom Geld ab. Wie beurteilen Sie Ihre Einkommensverhältnisse?“ „Ich würde mich als vermögend bezeichnen.“ „Ich habe keine finanziellen Probleme.“ „Ich muss mich finanziell einschränken.“ „Ich muss mich finanziell sehr stark einschränken.“ (SOEP 2002): 1.701 € Haushaltseinkommen Alleinlebende, 65–74 Jahre: 1.343 €, davon Frauen: 1.283 € Zweipersonenhaushalte, 65–74 Jahre: 1.662 € einmalig, dann alle 5 Jahre aktualisieren ab Seite 37 55 Sozialplanung für Senioren Nr. 1.11 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Bevölkerungsfluktuation (innerstädtisch/Außenwanderung) Der Indikator dient zur Erstellung von Wanderungsprognosen in Stadtteilen. Neben Zu- und Fortzügen in und aus der Kommune sind ebenso die Bevölkerungsbewegungen der (älteren) Bevölkerung innerhalb der Kommune von Bedeutung. Daraus lassen sich Tendenzen ableiten, wie sich die Wohn- und Lebensqualität für Senioren in einzelnen Stadtteilen möglicherweise entwickeln wird. Wanderung zu Beginn der zweiten Lebenshälfte: Wanderung zu Beginn der sogenannten zweiten Lebenshälfte findet aus unterschiedlichsten Gründen statt, z. B. Anpassung der Wohnbedürfnisse und z. T. Aufnahme einer neuen Erwerbstätigkeit. Ein positiver Wert dieses Indikators weist auf eine hohe Attraktivität der Kommune als Lebens- und Arbeitsort in der Nachfamilienphase hin. Alterswanderung: Die Wanderung der über 65-Jährigen kennzeichnet Motive wie Anpassung der Wohnbedürfnisse, Familiennähe und Gesundheit. Ein positiver Wert dieses Indikators weist auf eine hohe Attraktivität der Kommunen als „Altersruhesitz“ hin. Kommune/Kreis Einwohnermeldeamt Statistische Landesämter GENESIS-Online regional Zu- und Fortzüge nach Altersgruppen (über Gemeindegrenzen) (Statistik 12711; Tabelle 182-21-x) www.wegweiserdemographie.de Anteil in % (Gewinn/Verlust) Wanderungsbewegungen innerhalb der Stadt, insbesondere der Personen über 55 Jahre Wanderungsvolumen: Anteil der Zu- und Abwanderung insgesamt Familienwanderung Berechnung: (Zuzüge der 0- bis 17-J. und 30- bis 49-J.) – (Fortzüge der 0- bis 17-J. und 30- bis 49-J.) / Bevölkerungsanteil der 0- bis 17-J. und 30- bis 49-J.) x 1.000 Wanderung zu Beginn der zweiten Lebenshälfte (Wanderungssaldo 50bis 64-Jährige) Berechnung: (Zuzüge der 50- bis 64-J. − Fortzüge der 50- bis 64J.) / Bevölkerungsanteil der 50- bis 64-J.) x 1000 Alterswanderung (Wanderungssaldo 65- bis 99-Jährige) Berechnung: (Zuzüge der 65- bis 99-J. − Fortzüge der 65- bis 99J.) / Bevölkerungsanteil der 65- bis 99-J. x 1000 Hinweis: Um Aussagen über Tendenzen treffen zu können, sollten Zeitreihen über mindestens vier Jahre berechnet werden, d. h. Bezugsjahre: Wanderungsgewinn/-verlust über 4 Jahre gemittelt / Bevölkerung aktuell * 1000 -/einmalig, dann alle 5 Jahre aktualisieren in Zusammenarbeit mit Wohnungsanbietern Wanderungstrends einzelner Bevölkerungsgruppen beobachten und Ursachenforschung betreiben, um ungewollte weitere Verluste zu verhindern ab Seite 40 56 Sozialplanung für Senioren Erweiterungstableau THEMENFELD 2: PARTIZIPATION UND BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT Nr. 2.6 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Wahlbeteiligung Der Indikator liefert Informationen über die Beteiligung älterer Bürger an politischen Entscheidungsprozessen in der Kommune. Die Senioren sind aufgrund ihrer steigenden Anzahl für alle Parteien zu einer beachtenswerten, mitunter eine Wahl entscheidenden Zielgruppe geworden. Ein hohes Wählerinteresse verdeutlicht die Wichtigkeit der politischen Einflussnahme für Senioren. Kommune Statistische Landesämter Statistisches Bundesamt Bundeswahlleiter örtliche Parteien Anzahl und Anteil in % Wählerverhalten/Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen, Landtags- und Bundestagswahlen nach Altersstruktur und Geschlecht Veränderung gegenüber früheren Jahren Befragung örtlicher Parteien über Anzahl/Anteile von Senioren bei öffentlichen politischen Veranstaltungen (Schätzungen möglich) örtliche Zusammensetzung der (aktiven) Parteimitglieder Wahlbeteiligung 2005: 60–70 Jahre: 85 % (insg. 78 %) einmalig und jeweils in den Wahljahren Die Gemeinde sollte dieses Potenzial an aktiven älteren Bürgern nutzen und sie verstärkt an kommunalen Entscheidungen beteiligen. ab Seite 60 57 Sozialplanung für Senioren Nr. 2.7 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Erweiterungstableau Indikator Mitgliedschaft in Vereinen, Organisationen, Parteien usw. Nutzerstrukturen Der Indikator dient zur Unterstützung von Indikator 2.1 B (Bürgerschaftliches Engagement). Er soll einen Überblick über die Anzahl der Ver eins-/Verbandszugehörigkeiten der Senioren verschaffen. Das Interesse richtet sich insbesondere darauf, ob die Personen aktive Mitglieder im Verein u. Ä. sind und ob sie dort ggf. ein bestimmtes Amt ausüben. Der Indikator zeigt unmittelbar das Engagement der Senioren in unterschiedlichen Bereichen auf sowie ggf. den zeitlichen Umfang, den sie in der Woche für die Mitgliedschaft(en) aufbringen. Bürgerbefragung Eigenerhebung Stichprobe zur Einschätzung Frage nach Art der Mitgliedschaft/des Engagements in Vereinen, Verbänden, Initiativen, Kirchen, Parteien, Kommunalpolitik usw. (aktives/passives Mitglied) Frage nach Übernahme und Ausübung von freiwilligen/ehrenamtlichen Tätigkeiten darin und Beschreibung der Art dieser Tätigkeit Frage nach zeitlichem Umfang des wöchentlichen Engagements Formulierungsvorschläge hierzu im Anhang des Handbuches Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Tabellarische Auswertung – Auswertung nach Häufigkeiten Mehrfachmitgliedschaften zur besseren Transparenz hervorheben. 39 % der freiwillig Engagierten über 60 Jahre sind in Vereinen engagiert, 20 % in kirchlichen Einrichtungen (2004). Freiwillig Engagierte sind zu 37 % passive, zu 63 % aktive Mitglieder in Vereinen. einmalig, dann nach Bedarf In Stadtteilen, in denen das Vereinsengagement gering ist, könnte gemeinsam mit den Vertretern der Vereine überlegt werden, wie dort das ruhende Potenzial aktiver alter Menschen gewonnen werden kann. Denkbar wären z. B. gezielte Werbeaktionen im Quartier oder eine aktivere Öffentlichkeitsarbeit. ab Seite 61 58 Sozialplanung für Senioren Erweiterungstableau THEMENFELD 3: WOHNEN UND LEBENSFÜHRUNG Nr. 3.8 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Angebot und Nachfrage im Bereich Wohnen Eine aktuelle Bewertung des Wohnungsmarktes hinsichtlich Angebot und Nachfrage liefert der Kommune Hinweise darauf, welche Steuerungsmaßnahmen notwendig sind (z. B. Soziale Wohnungsbauförderung). Die Anzahl der Wohnungssuchenden in einem bestimmten Quartier liefert Hinweise auf die Beliebtheit eines Stadtteils und damit auch auf seine Lebensqualität. Ein übermäßiger Leerstand kann neben einem mengenmäßigen Überhang an freiem Wohnraum ein Indiz dafür sein, dass das Verhältnis zwischen der Qualität des Wohnumfeldes und den Bedürfnissen der Nachfrager nicht stimmt. Als Kriterien spielen u. a. Lage, Mietpreis, Größe und Ausstattung eine Rolle. Kommune Energieversorger Wohnungsbaugesellschaften Befragung von Vermietern (über Verband) Auswertung von Zeitungsannoncen Anzahl und Anteil in % stichwortartige Beschreibung des Wohnungsmarktes unter Berücksichtigung folgender Punkte: Wohnungsleerstand (Kriterium: seit mind. 3 Monaten von Energieversorgern [Wasser] abgemeldet) Anzahl und Anteil am Gesamtbestand (Wohnungsleerstandsquote), Art/Größe der leerstehenden Wohnungen Anzahl der Wohnungssuchenden im Verhältnis zum Angebot Auswertung von Zeitungsannoncen (Zählung, gesondert nach Stadtteilen) Anzahl der Fort- und Zuzüge (vgl. 1.11 E) Leerstandsquote 3,4 % (West) und 11,9 % (Ost) (2006) ansteigend (regional und lokal große Differenzen) geringste Leerstände in Wohnungen unter 50 m² bzw. über 100 m² (z. B. Hannover 2006) einmalig, dann nach Bedarf Aufbau eines kontinuierlichen Monitorings, um vorsorglich Maßnahmen und Handlungsleitlinien gegen eventuell anwachsende Leerstände zu treffen konstruktiver Dialog mit der Wohnungswirtschaft, d. h. Austausch von Informationen und Strategien zur Erhaltung und Verbesserung der Qualität des Wohnstandortes ab Seite 86 59 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.9 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Wohnstandard und Barrierefreiheit Der Indikator dient zur Einschätzung der Qualität der Wohnraumversorgung: Der Anteil an Wohnungen mit modernen Heizungen und sanitären Anlagen ist insgesamt hoch. Aufgrund der Tatsache, dass ältere Einwohner überproportional häufig noch in alten, nicht-modernisierten Häusern leben und andererseits eine moderne Ausstattung (z. B. Aufzug) für das selbstständige Wohnen im Alter eine Grundvoraussetzung ist, gewinnt dieser Indikator an Bedeutung. Eine zukunftsfähige Stadtentwicklung erfordert neben einem attraktiven Wohnumfeld die Sicherstellung von altengerechtem bzw. barrierefreiem Wohnraum in integrierten, zentralen Lagen. Eine objektiv gute Wohnqualität ist Voraussetzung zur Erhaltung notwendiger Alltagsaktivitäten und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter. Alten Menschen und Menschen mit Behinderungen wird mithilfe eines barrierefreien Wohnumfeldes zugleich die gesellschaftliche Teilhabe erleichtert. Energieversorger Fortschreibung der Gebäude- und Wohnraumzählung anhand der Bautätigkeitsstatistik lokale Wohnungsbaugesellschaften Wohnkatasteramt Wohngeldempfängerdatei Immobilienverband Deutschland (vormals Ring Deutscher Makler) Befragung von Experten: Stadtteilbürgermeister (Ortsvorsteher), informelle Informationen durch soziale Dienste, Bezirksvertretungen Gesamtanzahl und in % stichwortartige Beschreibung der Wohnsituation: Heizungstyp: Anzahl und Anteil der Wohnungen mit Etagen- oder Sammelheizung und Öl-/Gasheizung in % an Gesamtanzahl (Stichprobe, z. B. bei einer Wohnungsbaugesellschaft) Umfang an Modernisierungs- und Wohnungsanpassungsmaßnahmen (Barrierefreiheit, Heizung, Sanitär) Anteil der Wohnungen mit Balkon/Terrasse Anzahl der mehrstöckigen Wohngebäude, die nicht mit Aufzug ausgestattet sind 10 % der 70- bis 85-Jährigen (West) leben in nicht-modernisierten Wohnungen (19 % im Osten). 8 % der Migranten über 65 Jahre empfinden den Zustand ihres Wohngebäudes als renovierungsbedürftig (2 % der Deutschen in der Altersgruppe). 60 % aller Wohnungen sind zwischen 1919 und 1978 entstanden. jährlich Eigentümerbefragung: alle 5 Jahre Aufbau eines kontinuierlichen Monitorings, um vorsorglich Maßnahmen und Handlungsleitlinien gegen eventuell anwachsende Leerstände zu treffen konstruktiver Dialog mit der Wohnungswirtschaft, d. h. Austausch von Informationen und Strategien zur Erhaltung und Verbesserung der Qualität des Wohnstandortes ab Seite 89 60 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.10 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Zufriedenheit mit Wohnsituation und Wohnumfeld Objektiv messbare Kriterien der Wohnsituation allein erlauben der Kommune keine umfassende Aussage über die Lebensqualität in den Stadtteilen. Diese ist eine Frage des Verhältnisses zwischen objektiven Kriterien und persönlichen Ansprüchen des einzelnen Einwohners, wobei eine Vielzahl von Kriterien einzubeziehen ist. Um ihrer Aufgabe – Sicherung einer bedarfsgerechten Wohnungsversorgung – gerecht werden zu können, benötigen die Kommunen fundierte Kenntnisse über die Wünsche und Bedürfnisse der zunehmend älter werdenden Bürger. Von besonderem Interesse sind dabei deren Bedarfe hinsichtlich alternativer Wohnformen, Barrierefreiheit und Hilfsmaßnahmen. Dieser Indikator soll eine Orientierung bei der Erhebung dieser Kriterien geben. Befragung einer Stichprobe -/Befragung einer Stichprobe: erlebte Zufriedenheit mit Wohnung/Stadtteil, allgemein oder speziell: Zufriedenheit mit Angeboten im Umfeld bzw. im Stadtteil: z. B. Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten, Erholungsräume/Grünanlagen, Sauberkeit, Infrastruktur (z. B. als Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer, ÖPNV-Benutzer) erlebte Verbundenheit mit Wohnung/Stadtteil als Indikator für Identität/Heimatgefühl (allg. Einschätzung) erlebte Übereinstimmung von Wohnbedingungen und Wohnbedürfnissen innerhalb und außerhalb der Wohnung Auswertung: stichwortartig, Mittelwert und Standardabweichung 80 % der Senioren möchten Lebensabend in der eigenen Wohnung verbringen, 15 % wünschen sich spezielle altersgerechte Wohnform (2005). 51 % der Senioren sind mit ihrer Wohnsituation zufrieden (2005). einmalig in Zusammenarbeit mit Wohnungsgesellschaften Ausbau einer seniorengerechten Gestaltung des Wohnumfelds Förderung von Nachbarschaftstreffs und dergleichen ab Seite 91 61 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.11 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Sicherheit – Präventive Maßnahmen und subjektive Sicherheit Ein wesentlicher Aspekt von Lebensqualität ist die subjektiv empfundene Sicherheit, also die Freiheit von Angst vor Angriffen auf die eigene Person oder Eigentum – sowohl in den „eigenen vier Wänden“ als auch bei Aktivitäten außer Haus. Subjektiv empfundene Sicherheit und Stadtteilcharakteristik erlauben noch keine Rückschlüsse auf etwaige Problembereiche, weshalb zusätzlich objektive Daten wie die der Kriminalitätsstatistik usw. hinzugezogen werden müssen. Bei diesem Indikator geht es zum einen um eine Bestandsaufnahme von Aktivitäten zur (Kriminal-)Prävention seitens der Polizei und der Beratungsstellen sowie von Sicherheitsstrukturen (Alarmsysteme), außerdem werden die Inhalte der Kriminalstatistik betrachtet. Zum anderen geht es um das empfundene Sicherheitsgefühl der Bürger, welches sich z. B. in der Motivation, Aktivitäten auch außer Haus nachzugehen, widerspiegelt. Befragung einer Stichprobe polizeiliche Kriminalstatistik zum Bundeskriminalamt Anzahl und Anteile in % a) Auswertung der örtlichen Kriminalstatistik nach Anzahl und Anteil in den Stadtteilen, wenn möglich differenziert nach Art der Vergehen/ Verbrechen und Alter der Opfer b) Befragung einer Stichprobe zur subjektiven Sicherheit: Gewohnheiten im Bereich „Aktivitäten außer Haus“ Informationsveranstaltungen der Polizei stichwortartige Beschreibung der Situation hinsichtlich: Alarm- und Notrufsysteme (außerhalb von Wohnungen) Präsenz von Polizei Modelle wie „Wachsamer Nachbar“, „Schwarze Sheriffs“ 39 % der Senioren haben Angst vor Kriminalität – 24 % gesamt (2005). 70 % im Westen bzw. 55 % im Osten sind mit der Kriminalitätsbekämpfung zufrieden. Das Risiko, Opfer eines Handtaschenraubes zu werden, ist bei Seniorinnen am höchsten; ein Fünftel aller Mordopfer sind Senioren (2006). Die Opferzahlen der Senioren (5 %) liegen deutlich unter denen anderer Altersgruppen. a) jährlich b) einmalig, dann nach Bedarf Ausbau kriminalpräventiver Maßnahmen für Senioren z. B. in Zusammenarbeit mit der Polizei (zur Sicherheit in und außerhalb der Wohnung) bessere Beleuchtung von Parkanlagen/öffentlichen Plätzen, an denen sich Senioren unsicher fühlen ab Seite 93 62 Sozialplanung für Senioren Nr. 3.12 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Innerstädtische Mobilität: Erweiterung Aufgrund der Zunahme des Anteils von älteren Verkehrsteilnehmern, die aktiv am sozialen und kulturellen Leben teilnehmen und mobil sein wollen, ist es notwendig, altersbezogene Probleme bei der Angebots- und Infrastrukturentwicklung zu berücksichtigen. Bei diesem Indikator geht es um eine vertiefende Untersuchung der innerstädtischen Mobilität, um bedarfsgerechte Maßnahmen/Bedingungen ergreifen zu können. Der Schwerpunkt sollte auf das ÖPNV-Angebot gelegt und dabei die Sichtweise der Senioren berücksichtigt werden. Befragung von Experten Befragung einer Stichprobe: Nutzer/Nichtnutzer örtliche Verkehrsbetriebe, Deutsche Bahn -/stichwortartige Beschreibung der Situation anhand folgender Punkte: Personalausstattung (Sicherheits-/Servicepersonal) Anteil der Haltestellen, die folgende Kriterien erfüllen: Sitzgelegenheit; leicht zugängliche Informationen über Fahrplan, Tarife, Serviceleistungen; ebenerdiger Zugang zum Verkehrsmittel; Zugang über barrierefreie Fuß- und Radwege; Wetterschutz; Mindestmaß an Instandhaltung und Sauberkeit (auch: Winterdienst); Verknüpfung verschiedener öffentlicher Verkehrsmittel (Anschlüsse, durchgängige Linien); Anzahl und Art der Serviceleistungen (Fahrradstellplätze, Gepäckabhol- und bringdienste, Ruftaxi); verständlicher Fahrkartenautomat Busse/Bahnen: barrierefreie Ein- und Ausstiege, leicht erreichbare und bequeme Sitze, ausreichende Haltedauer zum Ein- und Aussteigen Verfügbarkeit und Transparenz von Informationen (Haltestelle, Internet, Telefon, Broschüre) Stichprobenbefragung zur Zufriedenheit mit vorhandenen Fortbewegungsangeboten und zu Mobilitätswünschen -/einmalig, dann nach Bedarf in Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen Verbesserung des Haltestellenumfeldes (z. B. Sauberkeit, Zugang) hierbei sollten unbedingt Senioren einbezogen werden ab Seite 80 63 Sozialplanung für Senioren Erweiterungstableau THEMENFELD 4: BILDUNG UND KULTUR Nr. 4.5 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Zugänglichkeit der Angebote Anhand dieses Indikators werden die Erreichbarkeit und der Zugang zu allen Bildungs- und Kulturangeboten unter verschiedenen Aspekten beleuchtet. So wird u. a. ermittelt, wie zufrieden die älteren Einwohner z. B. mit der Erreichbarkeit und den Kosten einzelner Angebote sind. Außerdem ist von Interesse, ob durch die existierenden Angebote unterschiedliche Bevölkerungsgruppen angesprochen werden oder ob sich bestimmte Gruppen weniger mit dem Angebot identifizieren können. Mithilfe dieser Informationen kann das Angebot an die Wünsche angepasst werden. Kommune Kultureinrichtungen: Theater, Opern- und Konzerthäuser, Museen u. a. Bildungseinrichtungen: Volkshochschule (auch: Universitäten, Fachhochschulen, Akademien usw.) weitere lokale Anbieter Anzahl Anbieterbefragung stichwortartige Beschreibung: allgemeiner Zugang: Kosten, Tageszeit Zugänglichkeit für verschiedene Bevölkerungsgruppen (sog. „Bildungsungewohnte“, Singles, Menschen mit Migrationshintergrund) Art der Angebote: interkulturelle, generationsübergreifende, integrierende Angebote Erschließung/Erreichbarkeit der Veranstaltungsorte durch ÖPNV, Parkplätze Barrierefreiheit der Veranstaltungsorte Transparenz des Angebotes, individuelle Beratung: wo, wann und wie erfolgt die Angebotspräsentation (Berichterstattung in den Medien, Übersichtlichkeit, Bekanntheit [vgl. 2.4 B]) 9 % der 55- bis 69-Jährigen und 4 % der 70- bis 85-Jährigen besuchen regelmäßig einen Kurs bzw. einen Vortrag, vornehmlich Menschen mit höherem Bildungsgrad (2005). einmalig, dann nach Bedarf Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit, z. B. Vorstellung der Angebote für Senioren in eigener Rubrik in der Tagespresse Seite 104 64 Sozialplanung für Senioren Nr. 4.6 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Zufriedenheit mit Angeboten und Wünsche Dieser Indikator liefert Erkenntnisse zu der Frage, inwieweit das bestehende Bildungs- und Freizeitangebot bedarfs- und altersgerecht ist, z. B. ob die Lehr- und Lernformen in den Volkshochschulen auf die Bedürfnisse der Altersgruppe abgestimmt sind oder ob das Musikangebot der Kommune sich aus Sicht der Älteren zu sehr an den Bedürfnissen jüngerer Generationen orientiert. Zur Rechtfertigung des Angebots (und zur Nachfragesicherung) sind entsprechende Nutzerdaten erforderlich. Mittels Anpassung an die Wünsche der Bewohner kann verstärkt zur Attraktivität eines Stadtteils beigetragen werden. Stichprobenbefragung von Nicht-Teilnehmern und Teilnehmern Eigenerhebung: Befragung zur Erstellung von Nutzer- und Nicht-Nutzerprofilen: Alter Geschlecht Bildungsstand/letzte berufliche Stellung Interessen und Wünsche im Bereich Bildung und Kultur Gründe für Nutzung/Nichtnutzung Anregungen und Kritik 3,4 Mio. Personen über 60 Jahre sind Mitglied in einem Sportverein, höchste Zuwachsraten aller Altersgruppen (2006). Jeder vierte Mann und jede neunte Frau über 60 Jahre ist Mitglied in einem Sportverein (2006). 10,4 % der VHS-Kursteilnehmer sind 65 Jahre und älter, zunehmend (2005). einmalig, dann nach Bedarf Einbeziehung von Seniorenvertretern bei der Konzeption des jährlichen Kultur- und Veranstaltungskalenders in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Anbietern stärkere Orientierung an den Bedarfen der Senioren bei der Planung bestehender und neuer Angebote im Hinblick auf den Ort (Barrierefreiheit) und die Tageszeit Seite 105 65 Sozialplanung für Senioren Erweiterungstableau THEMENFELD 5: GESUNDHEIT UND PFLEGE Nr. 5.6 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Indikator Häusliches Pflegepotenzial Der Indikator hilft einzuschätzen, inwieweit ältere Menschen in ihrer Wohnumgebung durch Angehörige gepflegt werden (können) und ob Hilfe durch institutionelle Pflegeeinrichtungen benötigt wird: Ist die Quote der Inanspruchnahme von Pflegeleistungen vonseiten ambulant versorgter Empfänger hoch, deutet dies z. B. auf ein geringeres häusliches Pflegepotenzial hin. Befragung ambulant versorgter älterer Menschen Befragung der ambulanten Pflegedienste (Schätzung) Pflege- und Krankenkassen Schneekloth/Wahl (Hrsg.): Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung in privaten Haushalten (MuG III) Bericht als PDF (S. 55ff) Anzahl und Anteil in % Eigenerhebung schriftliche Befragung: Anzahl und Anteil der pflegenden Angehörigen in % (Frauen/Töchter) Kinderzahl der über 55-jährigen Frauen Berufstätigkeit der Frauen (Töchter) Frauenerwerbstätigkeit Wohnungsnähe der Angehörigen Bereitschaft der Angehörigen zu pflegen usw. Grenzen der Fähigkeiten und Belastbarkeit der pflegenden Angehörigen 4,3 Mio. Erwachsene (5 % aller Männer und 8 % aller Frauen) versorgen Pflegebedürftige (2004). Der tägliche Zeitumfang für die Pflege Angehöriger beträgt 2,5 bis 3 Stunden. Die Hauptpflegeperson in 75 % aller Haushalte mit Pflegebedürftigen ist weiblich (2002). Die Hauptpflegeperson ist zu 60 % über 55 Jahre, zu 27 % zwischen 40 und 55 Jahren (2002). Die Hauptpflegeperson arbeitet zu 19 % in Vollzeit und zu 15 % in Teilzeit. einmalig, dann nach Bedarf zusammen mit den Anbietern Förderung des Ausbaus von Tagespflegeangeboten zur Entlastung der Pflegepersonen Kommune als Arbeitgeber und Vorbild: Entwicklung von flexiblen Modellen zur Gestaltung der Arbeitszeit für Pflegepersonen ab Seite 127 66 Sozialplanung für Senioren Nr. 5.7 E Zielbeschreibung Besonderheit Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Ärztliche Versorgung Der Indikator gibt Aufschluss über die medizinische Versorgung der über 60-Jährigen durch Hausärzte und Fachärzte vor Ort. Dabei geht es insbesondere auch um die Erreichbarkeit der Arztpraxen. Für die Seniorenplanung ist darüber hinaus die Facharztquote (z. B. Internisten, Neurologen) bedeutsam, da Fachärzte z. B. bei einer frühzeitigen Diagnose demenzieller Erkrankungen entsprechende Maßnahmen einleiten können. In jeder Kommune bzw. gemeindeübergreifend sollte eine entsprechende Versorgung mit qualifizierten Fachärzten gewährleistet sein. Ärzte sind außerdem in ihrer Funktion als Multiplikatoren und Berater für die Versorgung bei Hilfe- und Unterstützungsbedarf von Interesse. Anhand des Indikators können zudem Hinweise auf Tendenzen zur Über-, Fehl- oder Unterversorgung aufgezeigt werden. Durch rechtzeitiges Erkennen einer demenziellen Erkrankung (z. B. Alzheimer) kann die Krankheit nicht verhindert, aber das Fortschreiten hinausgezögert werden, wodurch in der Folge die Lebensqualität der Betroffenen wie der Angehörigen verbessert werden kann. Dies trifft auch für alle anderen Vorsorgeuntersuchungen (Krebs, Herz usw.) zu. Befragung der Ärzte Ärztekammer/Kassenärztliche Vereinigung Krankenkassen Statistische Landesämter NRW: Karte zum Versorgungsgrad mit Vertragsärzten – nach Kreisen Anzahl und Anteil in % Anzahl der Allgemeinmediziner, Internisten, Neurologen, HNO-, Augenärzte: pro 1.000 Einwohner pro Einwohner über 60 bzw. 80 Jahre 132.895 kassenärztlich zugelassene Ärzte (2006) (+1,4 % gegenüber 2004) 629 Einwohner pro Arzt (2004) In den Innenstädten ist die Versorgung mit Fachärzten deutlich besser als in ländlichen Regionen. 86 % der Personen über 60 Jahre gehen mindestens 1x pro Quartal zum Arzt und machen durchschnittlich 4,2 Arztbesuche pro Quartal. jährlich in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Sicherstellung der medizinischen Versorgung mit Fachärzten, insbesondere mit Neurologen Schaffung attraktiver Bedingungen für junge Ärzte zwecks Ansiedlung in eher ländlichen Kommunen ab Seite 129 67 Sozialplanung für Senioren Nr. 5.8 E Zielbeschreibung Besonderheiten Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Krankenhäuser, Kur- und Rehabilitationseinrichtungen Art und Anzahl der (stationären) medizinischen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen geben Aufschluss über die medizinische Versorgung vor Ort. Viele Krankenhäuser und Fachkliniken haben sich in den letzten Jahren zunehmend spezialisiert und beschäftigen demzufolge entsprechendes Fachpersonal. Dieses trägt zur kommunalen medizinischen Bedarfsdeckung bei. Von daher sollte dieser Indikator auch über die Gemeindegrenzen hinaus betrachtet werden. Kur- und Rehabilitationseinrichtungen bieten des Weiteren vielfältige Angebote, die auch der örtlichen Bevölkerung zugutekommen, wie z. B. Bäder, Therapieangebote, Parks. Von besonderem Interesse ist die Erfassung von geriatrischen Angeboten, die angesichts der Zunahme von u. a. demenziellen Erkrankungen älterer Menschen an Bedeutung gewinnen. In diesem Zusammenhang entstehen Angebote, die zur Entlastung pflegender Angehöriger beitragen und mit anderen örtlichen Angeboten vernetzt werden können. Träger der Krankenhäuser, Kur- und Rehabilitationseinrichtungen im Kreis Krankenkassen Krankenversicherungen Berufsgenossenschaften Kommune/Kreis Anzahl und Anteil in % stichwortartige Beschreibung: Erfassung aller medizinischen, rehabilitativen und palliativen Einrichtungen Bettenzahl und Auslastungsgrad Beschreibung des Leistungsangebotes (Gesundheitsförderung, Rehabilitation, Wellness usw.) Personalsituation: Personalausstattung und Qualifikation Nutzerstruktur differenziert nach – Alter – Geschlecht – Krankheit – Aufenthaltsdauer Einzugsgebiet der Einrichtungen 1.846 Allgemeine Krankenhäuser, davon 35 % in öffentl. Trägerschaft durchschnittliche Verweildauer: 8,6 Tage; Bettenauslastung: 75 % (2005) durchschnittliche Bettendichte: 67 Betten pro 10.000 Einwohner (2001) 1.270 Reha-Einrichtungen, davon 18 % in öffentlicher Trägerschaft (2005) 174.000 Pflegebetten, die zu 73 % ausgelastet sind (2005) 127 Palliativstationen in Krankenhäusern (2006) jährlich kommunale Anstrengungen in Zusammenarbeit mit den Trägern, um ein örtliches Krankenhaus mit einer Minimalversorgung dauerhaft erhalten zu können, ggf. auch in Kooperation mit Nachbarkommunen ab Seite 133 68 Sozialplanung für Senioren Nr. 5.9 E Zielbeschreibung Informationsquellen Einheit Erhebungsinhalte und/oder Berechnung Kennzahlen Erhebungshäufigkeit Auswahl an Handlungsmöglichkeiten vgl. Handbuch Erweiterungstableau Indikator Inanspruchnahme ambulanter Angebote Neben der Erfassung der Inanspruchnahme ambulanter pflegerischer Versorgungsleistungen vonseiten der pflegebedürftigen Senioren geht es im ambulanten Sektor zukünftig vermehrt darum, welche weiteren sozialen (niedrigschwelligen) Angebote genutzt werden bzw. erwünscht sind. In der Regel ist der Personenkreis, dem diese (pflege-)ergänzenden Unterstützungsangebote zugutekommen sollen, schwierig zu erreichen. Ein Hindernis sind Informationsdefizite aufseiten der potenziellen Nutzer. Außerdem gibt es Berührungsängste, Hilfe im Haushalt oder bei der zeitweisen Betreuung von Angehörigen – gegen Entgelt – durch fremde Personen anzunehmen. Um zu erfahren, welche Dienstleistungswünsche existieren und welches die Gründe für die geringe Inanspruchnahme sind, ist eine genaue Betrachtung der Nutzerstruktur erforderlich. Eigenerhebung -/Eigenerhebung stichprobenartige Nutzer-/Angehörigenbefragung (im Stadtteil): medizinisch-pflegerische Versorgung: – Nutzerstruktur nach Alter, Geschlecht und ggf. Pflegestufe – Art und Inanspruchnahme von ambulanten Dienstleistungen nach Häufigkeit, Dauer, Intensität, Kosten – Zufriedenheit mit der Qualität der Dienstleistungen der Anbieter – Wünsche an die Anbieter ( zur Identifizierung veränderter Bedarfe) – Zufriedenheit mit der ärztlichen Betreuung und Erreichbarkeit (pflege-)ergänzende Angebote: – Nutzerstruktur nach Alter und Geschlecht – Häufigkeit der Inanspruchnahme (z. B. „täglich“, „1x wöchentlich“, „1x monatlich“) – Welche unterstützenden Dienstleistungen werden gewünscht bzw. fehlen im Stadtteil oder in der Kommune? – Wie viel geben die Nutzer dafür aus bzw. wie viel wären sie bereit zu zahlen (in € pro Monat)? -/einmalig, dann nach Bedarf in Zusammenarbeit mit Anbietern ambulanter Dienstleistungen Schaffung einer zugehenden Beratung, um spezielle Zielgruppen mit Hilfebedarf besser erreichen zu können Seite 138 69 Sozialplanung für Senioren Literaturverzeichnis Ausgewählte Literatur2 Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2006): Demographie konkret – Seniorenpolitik in den Kommunen. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005): Fünfter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland. Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft. Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen. Bericht der Sachverständigenkommission. Berlin Clemens, Wolfgang/Naegele, Gerhard (2004): Lebenslagen im Alter. Enzyklopädie der Gerontologie. Alternsprozesse in multidisziplinärer Sicht. Hrsg.: Andreas Kruse und Mike Martin. Bern: Huber Verlag. 387–402 Deutscher Bundestag (Hrsg.) (2002a): Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel“. Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik. Zur Sache 3/2002 Deutscher Bundestag (Hrsg.) (2002b): Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“. Bürgerschaftliches Engagement: auf dem Weg in eine zukunftsfähige Bürgergesellschaft“. BT-Drucksache 14/8900. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.) (1998): Zur zukünftigen Rolle der Kommunen in der Altenhilfe. Nachrichtendienst des Deutschen Vereins (NDV) 1/1998. 2–5 Grymer, Herbert/Köster, Dietmar/Kraus, Melanie/Ranga, Myrto-Maria/Zimmermann, Jan Christoph (2005): Altengerechte Stadt – Das Handbuch. Partizipation älterer Menschen als Chance für die Städte. Hrsg.: Landesseniorenvertretung NRW e. V. Wuppertal: Büro für Angewandte Soziologie Krumme, Helen/Hoff, Andreas (2004): Die Lebenssituation ausländischer Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Sozialer Wandel und individuelle Entwicklung in der zweiten Lebenshälfte. Ergebnisse der zweiten Welle des Alterssurveys. Hrsg.: C. TeschRömer. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. 455–500 Motel, Andreas/Künemund, Harald/Bode, Christina (2000): „Wohnen und Wohnumfeld“. Die zweite Lebenshälfte – Gesellschaftliche Lage und Partizipation im Spiegel des AltersSurvey. Hrsg.: Martin Kohli und Harald Künemund. Opladen. 124–175 Naegele, Gerhard/Reichert, Monika (1999): Zur Lebenslage älter werdender und älterer Singles – ein Literaturüberblick. Zeitschrift für Sozialreform 5/1999. 418–446 Naegele, Gerhard/Rohleder, Christiane (2001): Bürgerschaftliches Engagement und Freiwilligenarbeit im Alter. Theorie und Praxis der sozialen Arbeit 11/2001. 415–421 Statistisches Bundesamt (2005): Bericht Pflegestatistik. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung. Deutschlandergebnisse. Bonn 2 Die Literaturliste stellt nur einen Auszug dar. Weitere Literaturhinweise bzw. Internetquellen sind im Instrument selbst bzw. im Handbuch (Teil 2) aufgeführt. 70