Wissen - Praxis der Heilkunst | Passau

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Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau
Lebendiges Wissen
aus früheren Zeiten
Großer und kleiner Wiesenknopf– Sanguisorba major und minor
Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau
Über den Namen: Sanguisorba leitet sich aus dem lateinischen sanguis ab, was Blut
bedeutet. Sorbere bedeutet saugen. Der Name weißt auf seine blutstillende Wirkung hin.
Da die Blüten kopfähnliches Aussehen haben und gerne in feuchten Wiesen wachsen, wird
die Pflanze auch Wiesenknopf genannt.
Weitere Namen: Kaminkehrer, Blutkopf, Herrgottsbart, Sperbenkraut, Steinpetersilie,
Wurmwurz, Pimpernelle (die Pflanze wurde wegen ihrer ähnlichen Laubblätter auch
Pimpernelle oder Bibernelle bezeichnet, allerdings gehört die echte Bibernelle zu der
Familie der Doldenblütler), Schneider-, Hosenknopf, Heideknöpfli, Braunelle, Rotkopf,
Sanguisorba officinalis, Sanguisorba major et minor, Pimpinella off., Poterium off.
Geschichte: Im Mittelalter wurde die Pflanze wegen ihrer zusammenziehenden und
blutstillenden Kraft gerühmt. Es wurde auch ein destilliertes Wasser genutzt und ein Sirup
davon gekocht. Hauptsächlich wurde die Pflanze auch in die Speise getan zur Vorbeugung
von Tbc und Pest.
Botanik:
Die beiden Wiesenknöpfe (Sanguisorba major und minor) lieben feuchte Mager- und
Frischwiesen. Beide gehören zu den Halbrosettenstauden. Ihre Stängel sind rund, gerillt und
kahl (manche haben wenige Härchen). Die Blätter sind wechselständig und haben
unpaarige Fiederblättchen, welche einen gesägten Blattrand aufweisen. Die Nebenblätter
sind am Blattstiel verwachsen. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Blattunterseite ist
blaugrün. Beide Arten sind mehrjährig.
Unterscheiden kann man, neben der Größe der ganzen Pflanze und der Blattgröße, vor
allem die unterschiedlichen Blüten:
Der kleine Wiesenknopf besitzt grünliche Blütenköpfe von 1-3 cm Durchmesser. Die oberen
Blüten sind weiblich (die Narben sind pinselförmig und rosarot), die mittleren oft zwittrig
und die unteren männlich (hier hängen die Staubfäden weit herab). Der kleine Wiesenkopf
ist außerdem wintergrün und er blüht bereits von Mai bis August.
Der große Wiesenknopf besitzt eine Blüte, die 1-6 cm lang ist. Die 20-40 Blüten blühen von
der Spitze zur Basis hinab. Die 4 Kelchblätter sind dunkel rot-braun bis purpur-rosafarben,
die Staubblätter haben dünne Staubfäden, die Blüten sind alle zwittrig. Er blüht von Juli bis
November.
Pflanzenfamilie: Rosaceae - Rosengewächs
Inhaltsstoffe: Flavonoide, Gerbstoffe, Schwefelverbindungen, Saponine, Bitterstoffe,
Vitamine, Mineralstoffe.
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Mythologie: Zu dieser Pflanze konnte ich keine mythologische Verwendung oder
Aberglauben in alter und neuer Literatur finden.
Geweiht: vielleicht eröffnet sich das bei der Meditation
Die Planetenkräfte: Merkur, Mars, Mond
Element: Erde
Tabernaemontanus schrieb in seinem Kräuterbuch folgendes über das Sperbenkraut oder
der welschen Bibernelle:
„Die beyden Geschlecht der Sperbenkräuter / haben ein zusammenziehend und
kleberichten Geschmack / haben derowegen eine Krafft und Eigenschafft mittelmässig zu
kühlen / zu trucknen und die Wunden zu hefften / und das Blut gewaltiglich zu stillen“.
Bei folgenden Leiden kam das Sperbenkraut zum Einsatz:

Bei Lungengeschwür und Tuberkulose wurde es, auch zur Prophylaxe, in Speisen
getan und in Wein gesotten.

Bei Darmruhr und Durchfall

Als Zutat von Wundtränken

Zum Schutz vor Pest

Bei Hautleiden wie „Wunden, Fisteln, alten Schäden, Krebs“ dabei wurde der Saft
innerlich getrunken und das Kraut wie ein Pflaster übergelegt.

Bei Blutungen auch Nasenbluten „die Wurzel stillet das Bluten der Nasen / so sie
nur in der Hand gehalten wird / biß sie erwarmet.“

Bei zu starker Regelblutung „…stopffen den unmässigen Blutgang der Weiber, wor
allen anderen Kräutern / so man die in der Kost nützet/ oder aber die Kräuter in
Wein eingeleget und darvon getrunken. Gleicher gesalt gebrauchet / dient es den
Schwangeren Weibern sehr wol / dann es verhütet sie vor der Mißgeburt.“
Das Sperbenkraut wurde frisch als Presssaft, in die Speise getan, in Wein angesetzt, als
Destillat, als Sirup und in Zucker gemörsert verwendet. Der Wein soll durch das
Sperbenkraut auch einen „anmuthigen Geschmack“ bekommen haben!
Als Sperbenkraut wurde die Pflanze deshalb bezeichnet, weil sie ähnliche Blätter hatte
wie der Sperbenbaum laut Tabernaemontanus. Um welchen Baum es sich dabei heute
handelt, ist nicht überliefert.
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Rezepte aus dem Lehrbuch der biologischen Heilmittel von Madaus:
1.) Bei schwerem Darmkatarrh und Durchfall:
30 g Wiesenknopfkraut; 2 gehäufte Teel. mit 2 Glas Wasser kalt ansetzen. 8
Stunden ziehen lassen und schluckweise trinken.
2.) Bei zu starker Regelblutung (nach M Müller):
Je 30 g Wiesenknopf, Hirtentäschelkraut und Frauenmantelkraut mischen; 5 Teel.
voll auf 2 Glas Wasser ansetzen.
3.) Bei Darminfekt und Durchfall mit Blut (nach Fischer):
Je 250 g großer Wiesenknopf und Tormentillwurzel mischen; 4 Teel. voll auf 2 Glas
Wasser ansetzen.
Heute wird der Wiesenknopf naturheilkundlich wie folgt genutzt:
Medizinische Präparate sind trotz der bekannten blutstillenden Wirkung kaum im Handel
erhältlich, deshalb ist es gut, sich selbst das Kraut zu trocknen und als Teezubereitung zu
verwenden. Auch der Ansatz von einer selbst angesetzten Tinktur ist empfohlen.
Bei folgenden Symptomen ist der Einsatz von Wiesenknopf angezeigt:

Bei zu starker Regelblutung

Bei Reizdarmsyndrom

Zur Hemmung von Entzündungen vorwiegend im Mund- und Rachenraum (den Tee
als Gurgelwasser verwenden)

Bei Hämorrhoiden
Der Tee: wird kurmäßig (etwa für 2 Wochen) angewendet: 2 Teel. frisches Kraut oder
frische Wurzel oder 1 Teel. getrocknetes Kraut entweder kalt ansetzen und 8 Stunden
ziehen lassen, erwärmen und trinken, oder 5 min. köcheln lassen, abseihen und trinken.
In Speisen: Da das frische Kraut nach Gurken schmeckt, kann es in sauer eingemachtes
Essiggemüse mit hineingegeben werden. Es schmeckt auch gut in die Kräuterbutter und in
den Kartoffelsalat. In der bekannten Frankfurter grünen Soße ist der Wiesenknopf eine
Zutat.
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Dank der wintergrünen Blätter des kleinen Wiesenknopfes kann er somit eine
Wintermahlzeit mit seinen Vitaminen und Mineralstoffen bereichern und so in dieser
Jahreszeit etwas aus dem heimischen Kräutergarten beitragen.
Ihre Sandra Kunz
Heilpraktikerin
www.heilkunst-passau.de
Literaturnachweise:
Jacobus Theodorus Tabernaemontanus Neu vollommen kräuter Buch 1731
Reprint 1975 by Verlag Konrad Kölbl
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel,
mediamed Verlag ISBN 3-922724-05-1
Siegried Hirsch und Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten, Freya Verlag, ISBN: 978-3-9021
34-79-0
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