Grünkohl mit Äpfeln und Kassler

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…now the time of green cabbage starts
OLDENBURG - Sobald das Thermometer im Nordwesten Werte nahe der Null-Grad-Grenze erreicht,
färbt sich der Speiseplan in der Region grün. Kaum ein Gaumen, so scheint es, der sich der
schmackhaften „Palme“ und ihren nicht minder appetitlichen Freunden Kochwurst und Pinkel
widersetzen möchte. Und das, obwohl das Gericht fettig ist und auf den ersten Blick nicht unbedingt
essbar aussieht.
Das Quecksilber im Thermometer fühlt sich zwar unter den wärmeren Werten noch sehr wohl, aber
bei der großen Beliebtheit von Grünkohl und Kohltouren kann es nie zu früh sein, den Ausflug ins
Kohl-Lokal zu planen.
Wenn die Kohltour geplant ist, muss nur noch das Thermometer mitspielen, um das typische
Grünkohl-Gefühl aufkommen zu lassen.
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Grünkohl – Brassica oleracea
( engl. Kale, curly cale, green cabbage, franz. Chou vert, chou frisé, ital.
Cavolo verde, span. Col verde)
Grünkohl stellt geringe Ansprüche an Klima und Boden, er ist ein ausgesprochenes Wintergemüse, das
bis tief in den Winter hinein geerntet werden kann.
Die stark gekrausten Blätter mit kräftig, verdickten Mittelrippen, sind locker
an einem hohen Strunk verteilt. Niedrige Formen werden 30 - 40 cm hoch bei
einer Ausbreitung von etwa 30 cm und hohe Sorten bis zu 100 cm bei einer
Ausbreitung von 60 cm. Grünkohl ist reich an Vitamin C, Karotin und
Mineralstoffen. Aufgrund der Frosteinwirkung steigt der Zuckergehalt in der
Pflanze und das Aroma kann sich voll entfalten. Grünkohl liebt einen
sonnigen bis halbschattigen Platz und gedeiht gut auf humosem,
nährstoffreichem Boden. Aussaat und Pflanzung:
Ausgesät wird der Winterkohl bereits ab Mitte Mai auf ein Saatbeet im Freien in etwa zwei cm tiefe
Saatrillen im Abstand von 15 cm. Die Jungpflanzen werden – wenn sie vier bis fünf Blätter gebildet
haben – zwischen Mitte Juni und Ende Juni im Abstand von 40 x 40 cm auf ihrem endgültigen sonnig
bis halbschattigen Standort gepflanzt. Nach dem Pflanzen sind die Setzlinge ausreichend zu wässern.
Pflege: Bei Trockenheit ist reichlich zu wässern und der Boden regelmäßig zu lockern. Im Herbst sollte
er etwas angehäufelt werden, damit er fester steht. In extremen Lagen empfiehlt es sich bei starken
Frösten den Winterkohl etwas zu schützen. Dabei reicht es aus die Pflanze mit etwas Fichtenreisig
abzudecken. Denn nicht der Frost schadet den Pflanzen, sondern der Temperaturwechsel, wenn nach
einer Frostnacht die Sonne auf die gefrorenen Blätter scheint. Schädlinge: Problematisch für die
Pflanzen sind Erdflöhe, Weiße Fliege, Erdraupen und Kohlhernie. Ernte: Frühe Sorten reifen sieben
Wochen nach der Aussaat, können aber lange im Boden bleiben. In der Regel kann drei bis fünf
Monate nach der Pflanzung geerntet werden. Wer Wert auf einen besonders feinen Winterkohl legt,
sollte mit der Ernte erst nach den ersten Frösten beginnen. Denn bei Frosteinwirkung wird der
Geschmack günstig beeinflusst.
Die Pflanzen werden entweder dicht über dem
Boden abgeschnitten, oder die jungen und
zarten Blätter von unten nach oben abgeerntet.
Der Kohl kann während frostfreier Perioden den
ganzen Winter über geerntet werden. In
kälteren Gegenden sollte Grünkohl jedoch im
Dezember abgeerntet und eingefroren werden.
Sorten: „Fribor“, „Frosty“, „Niedriger grüner
krauser“, „Winterbor“ wachsen niedrig und rosettenartig; „Halbhoher grüner krauser“,
„Lerchenzunge“, „Westländer“ wachsen etwa 60 - 70 cm hoch
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Grünkohl ist ein ganz
Wintergemüse und in
sich etliche regionale Feste
besonders nährstoffreiches
Norddeutschland so beliebt, dass
und Bräuche darauf beziehen.
Im Land Niedersachsen (immerhin
Deutschland)
ranken
sich
Kohl:
es
gibt
sogenannte
letzterem wird derjenige, der die
31 Prozent der Grünkohlproduktion in
verschiedenste Bräuche um den grünen
„Kohlfahrten „ und „Grünkohlgelage“. Bei
größte Portion verspeisen konnte, zum
Kohlkönig gewählt.
Je nach Region hat der Grünkohl einen eigenständigen Namen und wird auch als Braun-, Blatt-, Pflück, Kraus- oder Winterkohl bezeichnet.
Es geht auch poetischer: Im niedersächsischen heißt es: „Oldenburger Palme“, auf ostfriesisch gar
„Palme des Nordens“ und die Altmärker sagen „Kiek över’n Tun“.
Diese Namen spielen auf die Größe der Mutterpflanze an, denn der Grünkohl ist in den Jahren 1900
und 1920 aus der Veredelung des bis zu einen Meter hohen Braunkohls entstanden. Auch die
Bezeichnung „Palme“ ist so irreführend nicht, ist der Urahn des Kohls doch der im Mittelmeerraum
beheimatete Meerkohl.
Der Abkömmling Grünkohl würde im Süden jedoch nicht mehr zu seinem Aroma kommen, denn es
handelt sich um ein Gemüse, dass erst durch Frosteinwirkung zu seinem angenehmen herb-süßlichen,
recht wenig nach Kohl schmeckendem Aroma kommt, da die Minusgrade dafür sorgen, dass sich die
bitter- und blähstoffhaltige Stärke in Zucker verwandeln kann.
In den ersten Nächsten unter null Grad steigt der Zuckergehalt fast um das Doppelte.
Für echten Geschmack muss es aber auch echter Frost, genauer Bodenfrost, sein.
Grünkohlkenner wissen, dass frühgeernteter und sodann schockgefrorener Kohl nicht annähernd so
gut schmeckt wie der Kohl, der die ersten Minusgrade auf dem Feld erleben durfte.
Unangenehm grießig schmeckt Grünkohl, der gar keinen Frost abbekommen hat.
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Grünkohl: Der Star unter den
Wintergemüsesorten
Jetzt ist Grünkohlzeit.
Grünkohl
ist
ein
typisches
Wintergemüse. Niedrige
Temperaturen
lassen
seinen
Zuckergehalt
steigen, wodurch der
Grünkohl erst sein volles
Aroma gewinnt.
Während viele Pflanzen jetzt
frostsicher
untergebracht
werden müssen, wird der
Grünkohl
erst
richtig
schmackhaft,
wenn
die
Winterkälte über ihn hinweg
gezogen ist. Je nach Sorte
beginnt die Erntezeit Anfang
November oder später.
Der Grünkohl, der in einigen
Gegenden
Deutschlands
auch Braunkohl, Blätterkohl,
Federkohl, Winterkohl oder
liebevoll Oldenburger Palme
genannt wird, bildet keine
Köpfe. Verzehrt werden
meist die krausen grünen
Blätter.
In den vergangenen Jahren
blieb die Verbrauchsmenge
konstant. Sie liegt im
Durchschnitt bei etwa einem
Kilogramm pro Haushalt. Ein
Drittel
des
Verbrauchs
stammt
von
frisch
geernteten Pflanzen, zwei
Drittel aus Tiefkühlware.
Grünkohl ist der Star unter
den
Wintergemüsesorten,
denn er besitzt einen hohen
gesundheitlichen Wert. Von
allen Kohlsorten hat er den
höchsten
Gehalt
an
wertvollem Eiweiß. Auch das
Power-Vitamin C ist in
hohem
Maße
in
verschiedenen
Kohlsorten
enthalten.
Mit Beginn der winterlichen
Jahreszeit nimmt die Zahl
der
unangenehmen
Infektionskrankheiten
sprunghaft
zu.
Husten,
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Schnupfen und grippale
Infekte
sind
an
der
Tagesordnung. Darum sollte
jeder Mensch seine Infekt
abwehr – neben Bewegung
an der frischen Luft – durch
gesunde Ernährung stärken.
Grünkohl ist dazu bestens
geeignet. Die Kombination
des Grünkohls mit sehr
fetten Beilagen entspricht
nicht mehr dem aktuellen
Ernährungswissen.
In der Gourmetküche wird
der Kohl heute auch in
fettärmerer,
aber
sehr
schmackhafter
Weise
zubereitet. Da sich frischer
Kohl nicht lange hält, ist es
ratsam,
Pflanzen
aus
regionalem
Anbau
zu
bevorzugen.
Frischer
Grünkohl
und
andere
Kohlsorten
werden
hauptsächlich
auf
den
Wochenmärkten oder direkt
beim Landwirt angeboten.
Über Grünkohl . . .
Grünkohl ( engl. Kale, curly
cale, green cabbage, franz.
Chou vert, chou frisé, ital.
Cavolo verde, span. Col
verde) wird auch Braunkohl
oder Krauskohl genannt.
Grünkohl gehört zur Familie
der Kreuzblütler. Sein
Eiweißgehalt und seine
Kohlehydratwerte sind von
allen Kohlarten beim
Grünkohl und dem
italienischen Cavalo nero –
Schwarzkohl am höchsten.
Beide Kohlsorten schmecken
gleich. Beim Grünkohl sind
die stark gekräuselten
Blätter grün, während sie
beim Cavalo nero tief
dunkelgrün und nur leicht
gekräuselt sind. Es gibt
verschiedene
Grünkohlsorten, die in
verschiedenen Grüntönen
und unterschiedlicher
Kräuselung der Blätter
wachsen, geschmacklich
aber keine Unterschiede
aufweisen.
100 g Grünkohl haben:
40 kcal / 167 kJ
Eiweiß: 2 g
Fett: 1 g
Kohlenhydrate: 4 g
Grünkohl ist ein sogenannter
Winterkohl. Er wird
hauptsächlich in
Norddeutschland, Dänemark
und Schweden angebaut.
Wichtig ist, dass man
Grünkohl erst isst, wenn er
die ersten Fröste
abbekommen hat. Durch den
Frost verwandelt sich die
enthaltene Stärke in Zucker
und der Grünkohl wird
dadurch leichter verdaulich
und aromatischer.
Wenn man Grünkohl bei der
Zubereitung mit etwas Senf
würzt, ist er bekömmlicher,
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da die Senföle die Verdauung
anregen. Anderen
Kohlsorten fügt man aus
demselben Grund etwas
Kümmel zu, was aber bei
Grünkohl nicht schmecken
würde.
Grünkohl muss vor der
Zubereitung immer sehr gut
gewaschen werden, da in
den krausen Blättern Erde,
Sand, Steinchen oder
Insekten besonders gut
haften. Anschließend zupft
man die Blätter von den
dicken Blattrippen ab und
dünstet sie in Schmalz an.
Anschließend wird Grünkohl
in etwas Brühe, mit
herzhaften groben Würsten
und Bauchfleisch oder
Kassler weichgeschmort.
Man kann Grünkohl
anschließend auch für
Aufläufe weiterverwenden.
Kohlweisheiten
Interessantes zum Grünkohl
Beim Grünkohl scheiden sich die Geister. Die einen nennen ihn liebevoll „Oldenburg Palme“, die anderen
finden einfach nur, dass er „riecht!“. Dieser Zwiespalt wird auch durch die Geschichte des Grünkohls bestätigt.
Galt er vor sehr langer Zeit als Heilmittel, avancierte er im Laufe der Zeit zum „Arme-Leute-Essen“ und ist heute
in einigen Gegenden wieder der Renner auf der Speisekarte.
Die Namensvielfalt
Wer sich mit Grünkohl beschäftigt, wird schnell merken, dass es kaum ein Gemüse gibt, das so viele Namen hat.
„Brassica oleracea convar. Acéphala var. Sabéllica“, so die korrekte botanische Bezeichnung, kennen
wahrscheinlich die wenigsten. Bekannter sind die Bezeichnungen Grünkohl und Braunkohl. In anderen
Gegenden Deutschlands findet man aber auch die Namen „Blätterkohl“, „Krauskohl“, „Federkohl“,
„Winterkohl“ und „geschlitzter Kohl“. Die Friesen bezeichnen den Kohl manchmal scherzhaft auch als
„friesische“ oder
„Oldenburger Palme“.
Ist der Kohl nun braun oder
Die Frage bewegt alle Jahre
Treffen Menschen aus
denen der Kohl Grün- bzw.
wird, ist eine heftige
vorprogrammiert. Wer hat
Grün- bzw. Braunkohl kann,
Farbe von dunkelgrün bis
Bremen, wo der Kohl
Braunkohl genannt wird,
braunere Sorte angebaut,
heute der entsprechende
Heute ist der grüne Kohl
verbreitet.
grün?
wieder die Gemüter.
Regionen zusammen, in
Braunkohl genannt
Diskussion meist
nun aber recht? Beide!
je nach Züchtung, eine
violettbraun haben. In
klassischerweise
wurde früher eher die
weshalb sich dort bis
Name gehalten hat.
jedoch weiter
Wo kommt der Grünkohl her?
Grünkohl hat seinen
Ursprung wahrscheinlich
in Griechenland. Dort wird 400 v.Chr. ein krausblättriger Blattkohl beschrieben, der später bei den Römern als
Sabellinischer Kohl bezeichnet wurde. Dieser Kohl ist wohl der Vorläufer des heutigen Grünkohls. Grünkohl
zählte in der römischen Küche zu den Delikatessen. Bauern, die Grünkohl anbauten, brachten es dadurch oft zu
Wohlstand. Typische Anbaugebiete heute sind Mittel- und Westeuropa, Nordamerika und Ost- sowie
Westafrika. Im Norden Deutschlands streiten sich alle Jahre wieder die Städte Oldenburg und Bremen darum,
wessen „Spezialität“ der Grünkohl denn nun ist. Die längste Tradition können die Bremer nachweisen, die seit
1545 ein öffentliches Grünkohlessen zelebrieren. 1988 wurden in Deutschland ca. 900 ha Grünkohl angebaut.
Mit dem Grünkohl verwandt ist auch der in Italien angebaute Cavalo nero, der Schwarzkohl. Die Blätter des
Schwarzkohls haben eine dunkle Farbe und sind nicht so kraus wie die des Grünkohls. Geschmacklich ist der
Schwarzkohl dem Grünkohl ähnlich und wird auch wie dieser zubereitet.
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Was man(frau) so alles in der Küche mit
Grünkohl anstellen kann….. ( - 1 - )
Für die Hobbyköche/Innen zwei Alternativrezepte, wie man den Grünkohl auch anrichten kann:
Was man(frau) so alles in der Küche mit
Grünkohl anstellen kann….. ( - 2- )
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Was man(frau) so alles in der Küche mit
Grünkohl anstellen kann….. ( - 3- )
Kartoffelbrei mit Grünkohl
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Zutaten für 4 Personen:
500 g Grünkohl
600 g Kartoffeln
1 Rauchwurst oder 4 Mettendchen
20 g Butter
etwas Milch
Salz und Pfeffer
Muskatnuss
Grünkohl fein schneiden und zusammen mit der
Rauchwurst oder den Mettendchen in einem gelochten
Behälter garen. Kartoffeln schälen, vierteln und
ebenfalls in einem gelochten Behälter garen. Kartoffeln
in einen Topf umfüllen und zerstampfen. Butter
hinzufügen und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss
abschmecken
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Was man(frau) so alles in der Küche mit
Grünkohl anstellen kann….. ( - 4- )
Grünkohl mit Äpfeln und Kassler
Zutaten für 4 Personen:
25 g Gänseschmalz
300 g Kassler
heißes Wasser
1,2 kg Grünkohl
200 g Zwiebeln
400 g Äpfel
Salz und Pfeffer
15 g Gänseschmalz erhitzen und das Kassler darin anbraten, mit 1/8 Liter heißes Wasser ablöschen
und ca. 1/2 Stunde schmoren. Grünkohl von den Strünken zupfen, waschen und in einem Durchschlag
abtropfen lassen. Grünkohl fein hacken. Die Zwiebeln pellen, würfeln, in 10 g Gänseschmalz erhitzen,
glasig dünsten. Den zerkleinerten Grünkohl zugeben und zirka 5 Minuten andünsten. Mit einem 1/8
Liter kochendes Wasser ablöschen und ca. 30 Minuten weiterdünsten lassen. 400 g Äpfel waschen,
schälen, vierteln, entkernen und in Scheiben schneiden. Zum Grünkohl geben und weitere 10 Minuten
dünsten. Das gegarte Kassler in Würfel schneiden und in das Gemüse geben, mit Salz und Pfeffer
abschmecken und heiß servieren. Dazu Salzkartoffeln oder Bratkartoffeln reichen.
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Was man(frau) so alles in der Küche mit
Grünkohl anstellen kann….. ( - 5- )
Grünkohl - Cremesuppe
Zutaten für 4 Personen:
300 g Grünkohl
3 kleine Zwiebeln
4 EL Rapsöl
3 TL Gekörnte Brühe
500 g Kartoffeln
6 EL Sahne
200 ml Milch
3 Scheiben Bauernbrot
1. Grünkohl putzen, waschen, Blätter von den Stielen entfernen und grob hacken. Zwiebeln schälen und
dann in Würfel schneiden.
2. In einem Topf 2 EL Rapsöl heiß werden lassen und die Zwiebeln darin glasig dünsten. Den Grünkohl
zugeben und kurz mit dünsten.
3. 800 ml Wasser zugießen und gekörnte Brühe darin auflösen. Zum Kochen bringen und zugedeckt fünf
bis sieben Minuten bei geringer Wärmezufuhr garen.
4. Kartoffeln waschen, schälen und in Würfel schneiden. Zur Suppe geben und weitere 10 bis 15 Minuten
kochen, bis das Gemüse weich ist. Die Suppe pürieren.
5. Sahne und Milch unterrühren.
6. Vom Bauernbrot die Rinde entfernen, dann in Würfel schneiden und in Öl knusprig rösten.
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Endlich Grünkohlzeit:
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, die Menschen fahren ihre Systeme auf das
Nötigste herunter.
Allerdings: Nicht Überall !!!
Ein Landstrich oben links in Deutschland lässt sich von Wind und Wetter nicht beeindrucken. Erst bei
knackiger Kälte holen die Oldenburger ihre Bollerwagen raus und ziehen in Gruppen durch die
Landschaft, um zu klönen, und zu schnacken, um zu spielen und zu feiern.
Kurzum: Um gemeinsam eine schöne Zeit zu haben.
Deshalb starte rund um Oldenburg mit Beginn der kalten Jahreszeit auch die Vorfreude auf die
!!!!! K o h l f a h r t e n !!!!!
Wer ein paar Kilometer durch die Kälte marschiert ist, hat sich einen Belohnung redlich verdient. Doch
nicht irgendeine, sondern eine, die stärkt, stählt und schmeckt.
Mit anderen Worten:
GG rr üü nn kk oo hh ll
Bevor der Kohl seine sagenhafte Wirkung entfalten kann, gibt es allerdings noch einiges zu klären:
Wo wird er angeboten? Welcher Gasthof ist gut, welcher noch besser? Wo gibt es ebenbürtige
Alternativessen? Und wo werden Vegetarier oder auch Veganer bestens versorgt?
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WAS IST EINE KOHLFAHRT ????
Grünkohlessen ist ein alter Brauch in Norddeutschland und in Teilen Skandinaviens, der
vor allem im Oldenburger
und den es umgebenden
Diepholz, Verden und
Grafschaft Bentheim, im
Land, in Friesland und
Mittelweserregion, aber auch in
Cuxhaven, in der Region
Braunschweiger Land, in der
Münsterland sowie in
gepflegt wird.
Land, im Land Bremen
Landkreisen Osterholz,
Rotenburg, in der
Emsland, im Osnabrücker
Ostfriesland, in der
Hamburg, im Landkreis
Hannover, im
Region Magdeburg, im
Schleswig-Holstein
Dem Essen geht eine sogenannte „Kohltour“ voraus, auf der gewandert, gespielt und
getrunken wird.
Nach den Essen wird gefeiert, neudeutsch kann man auch von einer „Kohlparty“
sprechen.
Und dieses Gesamtkonstrukt nennt man:
Kohlfahrt
Die Teilnehmer an einer „Kohlfahrt“ veranstalten einen Ausflug durch die Natur zu
einem Gasthof, meist im tiefen Winter. Oft wird diese Wanderung mit geländegängigen
Spielen wie z. B. „Bosseln“ oder ähnlichem verbunden.
Zur
Abwehr
des
Frostwetters
und
zur
„Vorbereitung“
auf das deftige Essen werden in
einem
„Bollerwagen“
ausreichend
alkoholische und antialkoholische
Getränke
mitgeführt, die anlässlich der
Seite 13 von 18
(s.
Abb.
)
Spiele oder sonstiger Unterbrechungen der Wanderung (z.B. an Wegkreuzungen,
Leitungsmasten oder einfach nur so) ausgeschenkt werden.
Auf Kohltouren darf man wieder Kind sein und das Korsett der Vernunft ablegen. Oder
zu mindestens etwas lockern. Der Kreativität sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt,
denn erlaubt ist, was gefällt und Spaß macht.
Traditionell wird
gebosselt.
Vor
und Ostfriesland,
Ammerland
ist
auf der Kohltour
allem in Friesland
auch
im
das Bosseln Kult.
Zwei
Mannschaften
messen sich im
Werfen einer bis
zu 80 Gramm
schweren
Pockholz-,
Gummioder
„„LLaannddeessüübblliicchheerr BBoollleerrw
waaggeenn““
Kunststoffkugel,
der sogenannten „
Bossel „ ( plattdeutsch für Kugel), um diese möglichst weit zu treiben. Der Werfer muss
Gefälle, Kurven und alle
anderen
natürlich
vorhandenen
Gegebenheiten
optimal
nutzen, um möglichst weit
zu werfen und dabei zu
verhindern,
dass
die
Bosselkugel außerhalb des
„Spielfelds“, beispielweise
im Graben, landet.
Nach den gleichen Regeln
wird auch z. B. das
„Besenwerfen“ gespielt.
Bei einigen Kohltouren werden auch „Schnitzeljagden“ veranstaltet. Dies ist ein
Geländespiel, bei dem eine Gruppe von Personen Hinweisen folgt, die vom Veranstalter
ausgelegt oder festgelegt wurden, um entweder Fragestellungen zu lösen oder/ und
eine Belohnung am Zielort zu erhalten.
Nach
dann
der
Kohltour
das
wird der Gesellschaft
Grünkohlessen serviert,
das traditionell, im
Oldenburger
Land, aus Grünkohl,
gekochten Salzkartoffeln,
Pinkel- und Kochwurst
Kassler, Bauchfleisch,
besteht.
Die PPiinnkkeellw
wuurrsstt
ist
eine
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geräucherte,
grobkörnige Grützwurst, die in Nordwestdeutschland, besonders in der gegend um
Oldenburg,
Bremen und Osnabrück sowie in Ostfriesland und Friesland zum
Grünkohl gegessen wird.
In den südlichen Teilen des deutschen Sprachraumes ist die PPiinnkkeell so gut wie
unbekannt und kaum erhältlich.
Der Ausdruck PPiinnkkeell bedeutet „zusammengedrängte Masse oder kurzer, dicker
Gegenstand“. Ähnlich ist die Deutung, die sich von Pinker für Mastdarm ableitet, der
traditionell
bis
heute
als
Wursthülle
verwendet wird.
Die Pinkel besteht
im
Wesentlichen
aus
Speck, Grütze von
Hafer
oder
Gerste,
Rindertalg,
Schweineschmalz,
Zwiebeln,
Salz,
Pfeffer
und
anderen
Gewürzen.
Die
genaue Zusammensetzung
wird
von
den
jeweiligen Schlachtern als
Betriebsgeheimnis
gehütet und ist von Region
zu Region durchaus
unterschiedlich.
Pinkel mit höherem Fleischanteil werden auch als Fleisch-Pinkel oder Oldenburger
Pinkel bezeichnet. Traditionell wird Pinkel in verzehrbare Schweine-Dünndärme
(Schweinesaitling) gefüllt, während heute auch essbare Kunstdärme (Kollagendärme)
als Wurstpelle verwendet werden.
Zum Grünkohlessen wird zur (vermeintlich) besseren Verdauung
üblicherweise viel zu trinken – Bier, Korn (Löffeltrunk).
Bei einigen Anlässen wird zum Grünkohl sogar Wein oder
Rotwein gereicht.
In Oldenburg und im Ammerland kann beim Grünkohlessen der Korn als Löffeltrunk
ausgeschenkt und getrunken werden.
Nach alter Tradition wird dazu der Korn in einen Zinnlöffel eingeschenkt, der vom
Trinkenden in der linken Faust gehalten wird, da man früher die rechte Hand immer
wehrhaft bereithalten musste.
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Nachdem eingeschenkt worden ist, folgt der Trinkspruch, den auch Auswärtige lernen
sollten:
Gastgeber:
Hochdeutsch:
English:
Ik seh di !
Ich sehe Dich !
I see you !
Gast:
Hochdeutsch:
Englisch:
Dat freit mi !
Das freut mich !
I’m really pleased !
Gastgeber:
Hochdeutsch:
Englisch:
Ik sup di to !
Ich trinke Dir zu !
I drink on you !
Gast :
Hochdeutsch:
Englisch:
Dat do !
Das tu !
D so !
Gastgeber:
Hochdeutsch:
Englisch:
Prost !
Prost !
Cheers !
Es getrunken, ohne einen Tropfen zu verschütten (man sollte eine ruhige Hand haben
!!!) und der Löffel ausgeleckt. – Sollte man etwas von der Flüssigkeit im Löffel verlieren,
ist man mit der nächsten Runde dran.
Nachdem getrunken wurde:
Gastgeber:
Hochdeutsch:
Englisch:
Ik heb di tosapen !
Ich habe Dir zugetrunken !
I drank to you !
Gast:
Hochdeutsch:
Englisch:
Hest’n Rechten drapen !
Hast den Richtigen getroffen !
You met the right One !
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Im Ammerland
gesprochen:
und manchmal auch in Oldenburg wird folgender Nachgang
Gastgeber:
Hochdeutsch:
Englisch:
So hebt wi dat ümmer doon !
So haben wir das immer getan !
We’ve done it so all the time !
Gast:
Hochdeutsch:
Englisch:
So schallt ok wieter gahn !
So soll es auch weiter gehen !
So it shall continue !
Der Löffel wird dann umgedreht, d.h. mit der Trinköffnung nach unten, auf dem Tisch
abgelegt. Hier darf nun kein Tropfen mehr herauslecken, ansonsten wird das Ritual
wiederholt und wiederholt und wiederholt und …
Nach dem Grünkohlessen gibt es Musik und Tanz.
Das Grünkohlessen findet seinen Höhepunkt in der
Ausrufung des Kohlkönigs und der Kohlkönigin. Für
die Vergabe der Königswürde werden verschiedene
Methoden angewandt.
Entweder werden die Anzahl der Portionen jedes
Teilnehmers ausgewertet, es wird das Gewicht der
Teilnehmer vor und nach dem Essen bestimmt, es werden
die Ergebnisse der Aufgaben der Kohltour herangezogen
oder das Kohlkönigspaar wird nach geheimen
Kriterien vom „Kurfürstenkollegium“ festgelegt.
1984 wurde Bundeskanzler Dr.
Helmut Kohl, MdB Kohlkönig der
Stadt Oldenburg
So geschieht dies z.B. beim alljährlichen „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ der
Stadt Oldenburg, welches früher in der Niedersächsischen Landesvertretung in Bonn
stattfand und jetzt in der Bundeshauptstadt Berlin, gleichfalls in der Niedersächsischen
Landesvertretung ausgerichtet wird.
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Die Stadt Oldenburg benutzt das „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“, um einmal
jährlich im politischen Berlin für sich zu werben und einen Politiker als „Oldenburger
Kohlkönig“ zu wählen.
Die Stadt hofft, dass sich der König oder die Königin in ihrer „Amtszeit“ für die
Interessen der Stadt einsetzt. Jeder König/Königin hat die Pflicht, die Stadt mindestens
einmal in seiner Amtszeit zu besuchen, dies erfolgt meist im Rahmen des Stadtfestes
oder des Kramermarktes.
Aktueller Grünkohlkönig ist
Kanzerlamtsminister Peter Altmaier,
MdB.
Kohlkönig/-königin kann
vereinzelt auch der-/diejenige
werden, der/die als letztes den
Tisch verlässt.
Königswürde werden, häufig, Ketten (s. Abb. o.) mit der
Kohlkönige/Kohlköniginnen der jeweiligen Kohlgesellschaft
Als sichtbares Zeichen der
Geschichte der
oder ein Schweinekieferknochen am Band mit einer entsprechenden Inschrift
verliehen.
Vielfach erhält das Kohlkönigspaar die Verpflichtung, die Kohlfahrt des nächsten
Jahres zu organisieren.
Da viele Betriebe, Straßengemeinschaften, Vereine u.a. im Winter Grünkohlessen
veranstalten, sind die meisten Restaurationsbetriebe an den attraktiven Terminen
(Wochenenden im Dezember, Januar und Februar) oft bereits ein Jahr im Voraus
ausgebucht.
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