- Pathé Films AG

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ein Film von Hans Weingartner
mit
Moritz Bleibtreu, Elsa Sophie Gambard,
Milan Peschel, Gregor Bloéb, Simone Hanselmann,
Franziska Knuppe, Us Conradi u.v.a.
Kinostart: 29. November 2007
Dauer: 118 min.
www.freerainer.de
FILMVERLEIH
MEDIENBETREUUNG
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Line Synopsis
Esther Bühlmann
Niederdorfstrasse 54, 8001 Zürich
T 044 261 08 57 F 044 261 08 64
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Der TV-Produzent Rainer erkennt, dass er für die Verblödung der Gesellschaft mitverantwortlich ist und
beginnt einen Guerilla-Feldzug gegen die quotenbesessene Unterhaltungsindustrie.
Kurzinhalt
Der TV-Produzent Rainer, furios gespielt von Moritz Bleibtreu, ist ein Zampano des
»Unterschichtenfernsehens«: Unaufhörlich koksend, entwickelt er Shows der stumpfesten Sorte. Dann
wird er von einem jungen Mädchen angefahren, frontal und mit voller Absicht. Pegah (Elsa Sophie
Gambard) will sich für den Tod eines geliebten Menschen rächen, und Rainer begreift, dass er für
Einschaltquoten über Leichen gegangen ist. Ein paar Alpträume später beschliesst er, sein Leben zu
ändern und macht sich auf einen Guerilla-Feldzug gegen die quotenbesessene Unterhaltungsindustrie.
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Langinhalt
Eigentlich hätte Rainer (Moritz Bleibtreu) Grund zum Feiern: Er ist der Star des Senders TTS – seine
Shows wie „Hol’ dir das Superbaby“ stellen einen Quotenrekord nach dem anderen auf. Seine Freundin
Anna (Simone Hanselmann) entspricht dem Typus ‚schlank-blond-schön’, oder besser: schlanker,
blonder, schöner.
Stattdessen rast Rainer in seinem Jaguar durch Berlin, konsumiert Hardcore-Rap und Wodka und verteilt
Mittelfinger an alle, die sich an das Tempolimit halten. Er kramt gerade nach dem weissen Pulver im
Handschuhfach, als er auf den japanischen Kleinwagen einer Marzahner Skinhead-Gruppe kracht. Die
angedrohten Prügel umgeht Rainer, indem er seinen Sportwagen vor den Augen der verdutzten
Stiernacken mit einem Baseballschläger malträtiert. Einen Totalschaden später rollt Rainer in seinem nun
entglasten Jaguar zur grossen Sendergala, um sich mal wieder richtig feiern zu lassen.
Vielleicht lässt sich Rainers Wut auch verstehen. Wer findet schon Befriedigung darin, in einer
dümmlichen Fernsehshow Spermien um die Wette laufen zu lassen?
Auftritt Pegah (Elsa Sophie Gambard). Aus dem Nichts lauert sie Rainer und Anna in der Hotellobby auf
und versteckt dabei etwas hinter ihrem Rücken. Doch ebenso schnell verschwindet sie wieder. Rainer und
Anna betreten den Ballsaal und setzen sich an den Tisch des Programmchefs Maiwald (Gregor Bloéb),
der wie immer von seiner Freundin (Franziska Knuppe) begleitet wird. Für Rainer beginnt einer dieser
langweiligen Abende, die ihm seine eigene Leere vor Augen führen. Als die Vierergruppe essen gehen
will, entschuldigt sich Rainer. Er will gleich nachkommen und kramt erstmal im Handschuhfach. Im
Restaurant nutzt Anna ihre Chance und biedert sich bei Maiwald an.
Auch sie braucht unbedingt einen Job bei TTS. Aber sie stellt sich leider völlig falsch an. Die Show, für die
sie Maiwald übertrieben heftig in den Himmel lobt, wird nämlich gerade abgesetzt. Verächtlich sagt
Maiwald „Ach, dieses Ally-McBeal-Ding ist nun wirklich durch“. Maiwalds Freundin nickt verständnisvoll zu
Annas Tritt ins Fettnäpfchen. Und Rainer taucht gar nicht mehr auf.
Im Morgengrauen wankt ein sichtlich betrunkener Rainer aus einer Bar und steigt in sein Auto. Er muss an
einer Kreuzung halten und schläft fast ein. Als er losfährt, sieht er nicht den Jeep, der aus der Querstrasse
auf ihn zuschiesst und ihn schliesslich von der Seite rammt. Er und Pegah liegen blutend und bewusstlos
in ihren demolierten Autos.
Rainer ist dem Tode nah. Im Notarztwagen hat er die Vision einer Alptraum-Show, deren debiles
Publikum über sein Leben entscheidet. „Dieser Mann ist schuld, dass Sie alle vollkommen verblödet sind“,
tönt die Moderatorin (Doris Goldpashin). Zwar bleibt Rainer den irdischen Zuschauern erhalten, doch sein
Selbstwertgefühl ist völlig am Boden. Ziellos streift er durch die Klinikgänge – und entdeckt in einem
anderen Zimmer Pegah. Ihr gegenüber lässt er sich zu einem plötzlichen Geständnis herab. „Du kannst
mich unmöglich mehr hassen als ich mich selbst.“ Diese Offenheit schafft zwischen beiden einen Moment
von unerwarteter Nähe.
Doch bei seinem nächsten Besuch ist Pegah bereits entlassen. Rainer findet nur noch einen
Zeitungsausschnitt: Dieser handelt von Pegahs Grossvater (Valentin Platareanu), einem Schwimmtrainer,
der in dem Fernsehmagazin „Report 24“ fälschlicherweise des Dopings bezichtigt wurde und danach
Selbstmord beging. Rainer erstarrt. „Report 24“ ist eine seiner Shows.
Zurück im Alltag versucht Rainer ein besserer Mensch – und natürlich auch Fernsehmacher zu werden. Er
konzipiert eine anspruchsvolle Show über „Dinge, die Menschen wissen sollten.“ Aber die erste Folge
über die PR-Betrügereien, mit denen die US-Bevölkerung für den ersten Irakkrieg weich gekocht werden
sollte, wird ein Desaster. Die Quote ist katastrophal. Prompt setzt TTS-Programmdirektor Maiwald (Gregor
Bloéb) die Show ab: „Die Zuschauer wollen Titten sehen und wissen, wie man Steuern spart. Das ist das
wahre Leben für sie.“ Rainer kontert: „Ist es nicht mal Zeit, dass sie jemand von dieser Wahnvorstellung
befreit?“ Die Diskussion endet in einem völligen Zerwürfnis. Rainer kündigt.
Erst jetzt beginnt er, das wahre Ausmass des Fernseh-Irrsinns zu begreifen. Zuhause zappt er durch das
Programm und stösst von einer Trash-Sendung auf die andere. Angewidert reisst er den grossen
Flatscreen-Fernseher aus der Wandhalterung und wirft ihn von seiner Dachterrasse. Majestätisch gleitet
der Fernseher durch die Luft, bis er klirrend auf dem Boden aufschlägt.
Doch wer weiss schon, was sich „die Zuschauer“ wirklich wünschen? Rainer will das Geheimnis der
Einschaltquoten lüften und beginnt zu recherchieren. Diese werden lediglich in 5.000 ausgewählten
Haushalten ermittelt. Und bei der Erfassung der Einschaltquoten kann es nicht mit rechten Dingen
zugehen. Er ist mitten in seinen Nachforschungen, als Pegah bei ihm in der Tür steht. Sie entschuldigt
sich für ihren Anschlag, doch er entgegnet: „Ich hab’s nicht anders verdient“, und gibt ihr den
Zeitungsausschnitt zurück.
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Rainer will nun etwas gegen die Art von Fernsehen unternehmen, die Pegahs geliebten Grossvater in den
Tod trieb. Und Pegah ist mit von der Partie. Die beiden brechen zur Zentrale der Firma IMA auf, die die
Quoten ermittelt. Bei einer Besichtigung stiehlt Rainer die mysteriöse Box, mit der die Sehgewohnheiten
angeblich repräsentativer Verbraucher erfasst werden. Leider läuft die Flucht nicht nach Plan, die beiden
werden von Wachmann Phillip (Milan Peschel) gestoppt. Aber da greift das Schicksal ein: Mr. Security ist
zum Glück ein leidenschaftlicher Verschwörungstheoretiker. Als die beiden von ihrer Mission berichten,
nimmt er das Diebespärchen nicht in Gewahrsam, sondern steigt mit ein. Noch besser: Er verfügt über die
Adressen sämtlicher Haushalte, in denen eine Quotenbox steht.
Zuerst allerdings muss das Trio, das sich in einer halb verlassenen Pension einquartiert hat, einen herben
Rückschlag hinnehmen: Sie rufen einige der Testhaushalte an und lassen die Leute zwischen den
Programmen hin- und herschalten. Es stellt sich heraus: Die Quoten stimmen! Rainer will alles
hinschmeissen, doch Pegah hat eine Idee: „Wir tauschen die Boxen aus und machen die Quoten selbst!“
Rainer ist elektrisiert, denn die Quotenboxen sind frei erhältlich. Er verkauft sein Hab und Gut, um die
Aktion zu finanzieren. Für den Austausch der Boxen heuern sie fünf Arbeitslose an: den indischen
Pantomimen Gopal (Irshad Panjatan), den Ex-Knacki Karl-Heinz (Andreas Brandt), den Obdachlosen
Bernd (Tom Jahn), den Pyrotechniker Harry (Robert Viktor Minich) und Sebastian (Ralf Knicker), den
Theologen. Innerhalb von zwei Monaten wollen sie unter einem Vorwand die gefälschten Geräte in den
Testhaushalten installieren.
Zuerst läuft es gut. Die Aussenteams tauschen die Boxen aus und lernen dabei viel über den teils
amüsanten, teils gruseligen Alltag hinter Deutschlands Gardinen. Aber schnell kommt es zu
Komplikationen. Die falschen IMA-Techniker zerschmettern Vasen und Glastische und verursachen
einmal sogar einen Wohnungsbrand. Rainer muss Schadenersatz leisten. Als Bernd im Suff sein Auto in
eine Bushaltestelle fährt, will die Polizei ihn nur gegen eine Kaution von 50.000 Euro auf freien Fuss
setzen. Damit ist Rainers Opferbereitschaft endgültig erschöpft. Er weigert sich zu zahlen – zumal ihm
nicht mehr als die bewussten 50.000 Euro geblieben sind.
Seine Mitstreiter sind bestürzt und enttäuscht. Sie ziehen ab. Das allein könnte Rainer vielleicht noch
verkraften, doch dann überschüttet ihn Pegah mit Vorwürfen und packt ebenfalls ihre Sachen. War seine
Wandlung nur eine Fassade? Nach einer Nacht der Selbstzweifel legt Rainer für Bernds Freilassung seine
letzten Ersparnisse hin.
Das Team kommt wieder zusammen, die Aktion indes scheint – ohne jedes Geld – am Ende. Aber alle
sind bereit, ohne Bezahlung weiterzumachen. Und der gelernte Fernmeldetechniker Bernd hat den
rettenden Einfall: Ein weiterer Austausch der Boxen ist gar nicht mehr nötig. Da die Daten übers
Telefonnetz geschickt werden, reicht es, in den entsprechenden Verteilerkästen eine Rufumleitung zu den
TV-Rebellen herzustellen. Die wiederum ändern die Daten und schicken sie zurück über die
Telefonleitung an die IMA.
Bald feiert die Truppe den Durchbruch: Nachdem 500 Quoten-Haushalte „befreit“ sind, versucht man sich
an der ersten Manipulation. Tatsächlich gelingt es, die Zahlen für die TTS-Show „Mein neuer
Traumkörper“ in den Keller zu drücken. Parallel zu diesen Erfolgen kommen sich Rainer und Pegah
näher. Sie hilft ihm gegen seine Schlaflosigkeit und bringt ihm das Schwimmen bei. Und er spült endlich
sein Kokain den Abfluss hinunter.
Die Befreiungsaktionen gehen weiter. Sendungen wie „Deutschland sucht den Supersänger“ finden
scheinbar kein Publikum mehr, während Fassbinder-Filme, Dokumentationen aber auch „Wickie und die
starken Männer“ zu Hits avancieren. Schon titeln die einschlägigen Magazine „Das Ende des TVTerrors“
oder „Geistiger Frühling in Deutschland“. Die Sender stellen sich auf die neuen Quoten ein, bieten
anspruchsvolle Inhalte, und das Publikum ist begeistert - wenn es überhaupt noch fernsieht.
Angesichts dieser Kulturrevolution gerät auch das politische Berlin in Aufruhr. Lobbygruppen greifen ein.
Und der TTS-Boss Gründgens (Peer Jäger) setzt Maiwald immer stärker unter Druck. „Ihr sollt was
Intelligentes machen“, herrscht dieser seine Redakteure an.
Ausserdem wittert Maiwald, dass an den Quoten etwas faul ist und bestellt Anna zu sich. Er erfährt, dass
sein ehemaliger Star Rainer untergetaucht ist. Und er erinnert sich, von welchem Thema Rainer zuletzt
besessen war: der Erfassung der Einschaltquoten. Er hat auch eine Idee, wie er ihn ausfindig machen
kann.
Maiwald entdeckt den Rebellenstützpunkt, und schnell hat er eins und eins zusammengezählt.
Natürlich hält er nichts von diesen Machenschaften, meint, Rainer hätte nur eine „Modebewegung“
ausgelöst: „Du kannst nicht ernsthaft glauben, du hast etwas an der Natur der Menschen geändert.“ Doch
er macht Rainer und seinen Freunden ein Angebot, das sie nicht ablehnen können: Wenn sie die TTS-
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Quote um 10 Prozent nach oben manipulieren, bezahlt er ihnen eine Million Euro. Wenn nicht, ruft er die
Polizei und alle wandern in den Knast.
Erregte Diskussionen bestimmen den weiteren Tag im Verschwörer-Hauptquartier. Aber am Ende will sich
keiner dem Lockruf des Geldes ergeben. Am nächsten Tag rückt das Sondereinsatzkommando an, die
Revolution scheint beendet.
Könnte man meinen…
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Besetzung
Rainer
Pegah
Phillip
Anna
Maiwald
Maiwalds Freundin
Frau Arnim
Bernd
Harry
Sebastian
Karl-Heinz
Gopal
Moderatorin
Junger Kollege
Gründgens
Pegahs Grossvater
Pegah als Kind
Moritz Bleibtreu
Elsa Sophie Gambard
Milan Peschel
Simone Hanselmann
Gregor Bloéb
Franziska Knuppe
Us Conradi
Tom Jahn
Robert Viktor Minich
Ralf Knicker
Andreas Brandt
Irshad Panjatan
Doris Goldpashin
Vinzenz Kiefer
Peer Jäger
Valentin Platareanu
Leily Timmner
Stab
Drehbuch
Regie
Kamera
Ton
Szenenbild
Kostüm
Maske
Schnitt
Produzent Deutschland
Koproduzent
Herstellungsleitung D
Herstellungsleitung A
u.v.a.
Katharina Held, Hans Weingartner
Hans Weingartner
Christine A. Maier
Stefan Soltau
Udo Kramer
Thomas Oláh
Martha Ruess
Andreas Wodraschke
Hans Weingartner, kahuuna films
Antonin Svoboda, coop99 filmproduktion
Karsten Aurich
Bruno Wagner
Eine kahuuna films Produktion in Kooperation mit coop99 filmproduktion in Zusammenarbeit mit dem
ORF (Film/Fernseh-Abkommen) mit Unterstützung von Medienboard Berlin-Brandenburg, FFA, BKM,
MDM und des Österreichischen Filminstituts, Filmfonds Wien
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„Sperrt Berlin!“
Produktionsnotizen
1989 hätte das Jahr der Revolution werden sollen. Zumindest wenn es nach Hans Weingartner gegangen
wäre. Als 19jähriger wollte er nach eigenem Bekenntnis „die Welt revolutionieren“.
Dummerweise fand er niemand, der dabei mitmachen wollte. Und aus heutiger Sicht muss man sagen:
zum Glück. Denn anstatt auf den Spuren Che Guevaras zu wandeln, begann er als Filmemacher
Geschichten zu erzählen, „die das Denken der Zuschauer öffnen und ihr Realitätsbild durcheinander
schütteln sollten.“ Das schaffte er mit der beklemmenden psychologischen Fallstudie Das weisse
Rauschen, die hierzulande rund 120.000 Zuschauer fand, und dann ganz spektakulär mit Die fetten Jahre
sind vorbei (2004). Der Cannes-Wettbewerbsbeitrag lockte 900.000 Besucher in die Kinos und wurde in
rund 50 Länder verkauft. Mit der abenteuerlichen Mediensatire FREE RAINER – DEIN FERNSEHER
LÜGT setzt Weingartner zum nächsten Schritt seiner cineastischen Revolte an.
Das Drehbuch: Von der Satire zum Thriller zur Satire.
Im Juni 2005 stellte er ein 10seitiges Exposé fertig, das er mit seiner Fetten Jahre-Koautorin Katharina
Held bis zum Herbst zu einem 30seitigen Treatment ausbaute. Zwischenzeitlich mutierte das Konzept
zum Verschwörungs-Thriller, in dem Wirtschaftsbosse und Politiker die TV-Einschaltquoten manipulierten.
„Aber das kam mir lächerlich vor,“ meint Weingartner im Rückblick. Zudem nahm die Thriller-Dramaturgie
soviel Raum ein, dass das eigentliche Thema in den Hintergrund geriet. So kehrten die beiden zur
ursprünglich geplanten Satire zurück. Katharina Held schrieb bis Januar 2006 eine Skriptfassung, die
Weingartner bis zum Drehbeginn weiterentwickelte. Autorin und Filmemacherin Maggie Peren
(Stellungswechsel, 2007) nahm im Frühjahr zudem eine zweiwöchige Überarbeitung vor.
Das Geld: Förderer mit Mattscheibe
Dafür Geld zu finden, war relativ einfach – gemessen an den Gepflogenheiten der Branche. Für Die
Fetten Jahre sind vorbei hatte Weingartner noch einen hohen Kredit aufnehmen müssen – mit dem Haus
seiner Eltern als Sicherheit. Diesmal drohte den Weingartners weder Ruin noch Obdachlosigkeit.
Schliesslich gab es bereits Referenzmittel und Filmpreisgelder aus Deutschland und Österreich für Die
Fetten Jahre, die bereits mehr als die Hälfte des Budgets abdeckten. Danach stiegen die Medienboard
Berlin-Brandenburg GmbH als Förderanstalt und die Kinowelt als Filmverleih ein. Fördermittel kamen
auch vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Zudem steuerte der
Weltvertrieb The Match Factory einen grossen Anteil bei.
Aber viel interessanter ist, wer FREE RAINER - DEIN FERNSEHER LÜGT einen Korb gab. Die
Filmförderungsanstalt zeigte Weingartner die kalte Schulter. Und der Regisseur weiss auch warum: „Da
sitzen Fernsehredakteure drin, die sich engagiert gegen das Projekt aussprachen und meinten, der Film
hätte keine kommerziellen Chancen.“ Er vergisst nicht hinzuzufügen: „Es wird mir eine Freude sein, dies
zu widerlegen.“
Die Besetzung: Vom Potsdamer Platz ins Mittelmeer
Von seiner Hauptfigur hatte Weingartner eine klare Vorstellung: „Ein verkopfter Typ“ sollte dieser Rainer
sein, und den wollte er möglichst nicht mit einem Star besetzen. „So jemand konnten wir uns eigentlich
nicht leisten.“ Doch dann warf Weingartner alle vorgefertigten Ideen über Bord. Denn bei der Berlinale
2006 hatte er Moritz Bleibtreu kennen gelernt, der unbedingt einsteigen wollte: „Er sagte mir, das sei das
beste Drehbuch, das er seit fünf Jahren gelesen hätte.“ Sobald Weingartner Probeaufnahmen mit
Bleibtreu gemacht hatte, kam kein anderer mehr in Frage. Der Regisseur brauchte nur noch das
Drehbuch für seine neu gefundene Traumbesetzung umzuschreiben: „Moritz ist viel mehr Bauchmensch.“
Auch bei einem anderen Idealkandidaten musste sich Weingartner ein wenig flexibel zeigen. Für den Part
des Phillip, der sich vom Wachmann der Quoten-Anstalt zum Mitverschwörer entwickelt, war Milan
Peschel (Das wilde Leben, 2006) eine Wunschbesetzung. Der hatte freilich ein festes Engagement an der
Berliner Volksbühne und war nur begrenzt zu Ausflügen in die Kinowelt imstande. Doch da es eben
keinen besseren Phillip gab, blieb nichts anderes übrig, als die Drehpläne auf Peschels Theaterarbeit
abzustimmen.
Das war freilich nichts im Vergleich zur Suche nach einer Darstellerin für die junge Pegah, die Rainers
Fernsehrevolte inspiriert. Dafür blieb Weingartner nur ein Weg: Er musste surfen gehen. Im Meer vor der
spanischen Küste traf er die junge Nachwuchs-Schauspielerin Elsa Sophie Gambard (Schule, 1999), die
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dort gerade auf den Wellen ritt. Auch wenn die Begegnung natürlich kein Zufall gewesen sein kann immerhin heisst Weingartners Firma Kahuuna Films, so nennen die Hawaiianer unter anderem auch den,
der die grösste Welle reiten kann.
Dreh 1: Vivat Austria!
Österreicher sind weniger zimperlich als Deutsche. Zumindest scheint das für Fernsehredakteure zu
gelten. Während die deutschen Sender eher in „Kill Rainer“-Stimmung waren, öffnete der ORF seine
Pforten. Zu Drehbeginn im August 2006 ging die Produktion nach Wien, wo im Sendezentrum am
Küniglberg die Szenen von Rainers TV-Shows gedreht wurden. Weingartner hätte mit seinen
Erwartungen auch einen guten Programmdirektor abgegeben: „In den meisten Filmen dieser Art wirken
Fernseh-Sequenzen sehr billig. Aber bei uns sollte das richtig fett und realistisch aussehen.’“ Dafür
packten die originalen Mitarbeiter des ORF mit an. Zusammen mit dem Team von Produktionsdesigner
Udo Kramer (Knallhart, 2006) stellten sie im grössten Studio des Senders eine Show von „Wetten,
dass…?“-Dimensionen auf die Beine. Der Aufwand war schweisstreibend. Nach etlichen Nachtschichten
waren sämtliche Kulissen rund 10 Minuten vor Drehbeginn fertig. Zudem wurden 700 Statisten
angeheuert. Noch nie hatte Weingartner so aufwendig gedreht. Insgesamt verschlangen diese
Sequenzen rund sieben Prozent des gesamten Budgets.
Dreh 2: Sperrt Berlin!
Nach der österreichischen Woche wurde in Berlin weitergedreht. Dort warteten schon die nächsten
Grosskampftage. Schon im Vorfeld hatte Rainers geplante Amokfahrt für riesiges Kopfzerbrechen
gesorgt. Dafür benötigte Weingartner eine Strasse, die grosse Panoramaperspektiven ermöglichte, und so
kam nur die Leipziger Strasse in Frage, die den Alexanderplatz mit dem Potsdamer Platz verbindet. Ein
organisatorischer Alptraum: Einen Tag lang musste also eine der zentralen Verkehrsachsen Berlins
gesperrt werden. Prompt zeigte die lokale Polizeibehörde den Filmemachern den Vogel. Zum Glück gab
es die hilfsbereite Mitarbeiterin der Berliner Verkehrslenkung. Und zum Glück gab es auch Die fetten
Jahre sind vorbei. Denn der Regierende Oberbürgermeister Klaus Wowereit schätzte den Film sehr, und
als ihn Weingartner wegen der Drehgenehmigung für die Leipziger Strasse anschrieb, setzte sich sein
prominenter Fan für ihn ein.
Doch kein Glück ohne Unglück. Der Zusammenprall von Pegah und Rainer wurde auch fürs Filmteam
zum Desaster. Am Dreh-Sonntag fanden ausgerechnet die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus statt,
und so waren die Strassen voll mit Menschen. Die wollten nicht einsehen, warum sie plötzlich an
Absperrungen warten sollten. „Alle paar Sekunden mussten wir stoppen, weil wieder Leute ins Bild liefen.
Obwohl wir ihnen sagten, dass gleich ein Crash passiert. Das war ein absoluter Alptraum“, so
Weingartner.
Kontrollierter ging es beim Dreh jenseits der Bundeshauptstadt zu. Den Grossteil der Schlusswochen
verbrachte das Team in dem kleinen Ort Belzig im Umland von Berlin. Ein leerstehendes Tagungszentrum
gab den Schauplatz für die Pension ab, in der die Bande ihr Hauptquartier aufschlägt.
Aber für die optimale Location sorgte Weingartner selbst: Das Gartenhäuschen, in das sich die Truppe
gegen Ende des Films flüchtet, ist die Datsche des Regisseurs. Da gab’s mit Absperrungen und
Drehgenehmigungen mal kein Problem.
Dreh 3: Digitaler Marathonlauf
Die organisatorischen Turbulenzen waren ohnehin der Ausnahmefall. Für Weingartner gab es genügend
kreative Herausforderungen. Die Stunt-Szenen, die für ihn Neuland waren, gehörten indes nicht dazu.
„Das ist wie Kindergeburtstag, wie wenn Männer mit der Eisenbahn spielen, wo es einfach krachen muss.“
Viel aufreibender waren die „psychologischen Momente, wo es um grosse Emotionen und schwierige
schauspielerische Herausforderungen geht.“ So zum Beispiel die Szene, in der sich Rainer und Pegah
nach dem Crash im Krankenhaus begegnen: „Wir mussten das kameratechnisch im kleinen Raum
auflösen und die richtige Tonalität finden, und das auch noch um fünf Uhr morgens. Das war extrem
anstrengend.“
Aber Weingartner legte es auf solche Anstrengungen an. Denn: „Ich leide physisch, wenn ein
Schauspieler schlecht spielt.“ Um seine Besetzung zu Höchstleistungen zu treiben, filmte er FREE
RAINER - DEIN FERNSEHER LÜGT wie auch schon seine früheren Filme digital. Weil das extrem wenig
Licht erforderte und die Kassetten 40 Minuten Material aufnahmen, ermöglichte das ausgedehnte
Spontan-Drehs. Das erforderte aber zugleich grosse Flexibilität bei Kamerafrau Christine A. Maier (2006,
Esmas Geheimnis - Grbavica) und ihrem Assistenten. Die erfuhren oft erst ganz kurzfristig, welche
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Position Weingartner haben wollte, und durften dann ihre Sprintfähigkeiten unter Beweis stellen.
Spontaneität war auch bei der Dialoggestaltung angesagt. Die Drehbuchtexte waren nicht sakrosankt,
sondern wurden, wenn erforderlich, sofort geändert oder improvisiert: „Der genaue Wortlaut ist mir
unwichtig, Hauptsache die Szene funktioniert“, lautete Weingartners Credo.
Dreh 4: Belastungstest für eine Schauspielmaschine
Die Intensität des Drehs führte zu gelegentlichen Reibereien zwischen dem Regisseur und seinem
Hauptdarsteller: „Moritz ist ein extrem kreativer Schauspieler, der mit sehr viel Temperament und
Engagement in Szenen hineingeht und es hasst, Kompromisse zu machen. Und das Gleiche gilt für mich.
Da hat es immer wieder mal gekracht“, erinnert sich Weingartner. Aber: „Was zählt ist das Ergebnis.“
Seiner Begeisterung tut das ohnehin keinen Abbruch: „Moritz ist eine Schauspielmaschine.
Gib ihm eine Idee, und er spielt sie dir sofort. Er versteht alles, was du meinst, selbst wenn du noch mit
den Worten ringst.“
Dennoch ist FREE RAINER - DEIN FERNSEHER LÜGT kein Bleibtreu-Vehikel. Weingartner verlagerte
auch schon mal den Schwerpunkt der Handlung von der Hauptfigur zu den anderen Akteuren: „Dadurch
funktionieren alle besser als Gruppe, und Rainer kommt nicht mehr so als Leader rüber.“
Für Bleibtreu hielt der Dreh allerdings auch unerwünschte Belastungen parat. Das Koks, das er als Rainer
schnupfen musste, war in Wirklichkeit Menthol-Pulver. Das sorgt in leichter Überdosis für schlimme
Kopfschmerzen, sogar normale Nahrungsmittel machten Probleme.
Die Fertigstellung: Neue Zukunft für die Menschheit
Anfang November waren die Mühen vor und hinter der Kamera vorerst zu Ende. 33 Stunden Material
waren zu guter letzt im Datenspeicher gelandet. Cutter Andreas Wodraschke hatte bereits während des
Drehs mit dem Schnitt begonnen. Ende Januar 2007 lag eine dreistündige Fassung vor, die bis Juli auf
zwei Stunden fünfzehn Minuten verdichtet wurde. Doch während der Postproduktion merkte Weingartner,
dass das Ende nicht ganz funktionierte. Ursprünglich sollte Rainer folgende Sätze sagen: „Wir haben die
Menschen aufgerüttelt, das ist schon viel wert. Was sie jetzt draus machen, bleibt ihnen überlassen.“ Und
mit einem Blick in die Kamera meinte er: „Mal sehen, was passiert.“
Aber dem Regisseur war das „zu schwachbrüstig.“ Deshalb drehte er Ende Mai – als Bleibtreu wieder zur
Verfügung stand – eine andere Coda, die bewusst optimistischer gehalten ist. Das entspricht auch seiner
eigenen Stimmungslage: „Ich bin zuversichtlich, dass die Menschheit intelligent genug ist, die Kurve zu
kratzen.“
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VIER – Eine Einführung von Hans Weingartner
Mit der Zahl 4 hat alles begonnen.
4 Stunden am Tag. So lange sieht der Mitteleuropäer im Durchschnitt täglich fern.
Als ich diese Zahl eines Morgens in der Zeitung las, konnte ich es erst nicht glauben. Das konnte einfach
nicht stimmen. Rechnen wir mal 8 Stunden für Schlafen, 8 Stunden für Arbeiten, 1 Stunde für den Weg
von und zur Arbeit, 1 Stunde für Nahrungsaufnahme und -abgabe, 1 Stunde für die elementare
Körperpflege. Es verbleiben: 5 Stunden. Moment mal: Das würde ja bedeuten, der Mitteleuropäer
verbringt 80% seiner Freizeit vor dem TV-Gerät. Das bedeutet: 1 Stunde am Tag zum Leben.
Ich las den Bericht noch mal gründlich durch. Hatte ich mich auch nicht verlesen? Nein. Hier stand es
schwarz auf Weiss. 4 Stunden. Sofort kamen die alten Bilder hoch: blasse Zombies vor blauen Röhren
sitzend, ferngesteuert, nur noch entfernt an menschliche Wesen erinnernd.
Aber das Thema ist doch durch, dachte ich als Nächstes. Neil Postman, fernsehfreier Tag, Mamas
Stimme im Ohr („Fernseher aus!“). Wir haben jetzt Internet, neue Medien, W-LAN, Youtube – Fernsehen
ist tot. Nimmt doch keiner mehr ernst.
Falsch gedacht. Der Fernsehkonsum steigt von Jahr zu Jahr. Wir hofften wohl wir könnten das Thema
loswerden, indem wir nicht mehr drüber reden, nicht mehr drüber nachdenken. Hat leider nicht
funktioniert.
Ich legte die Zeitung weg und dachte nicht mehr daran. Doch es war so wie mit allen Themen, die etwas
tief drinnen in dir auslösen: sie lassen dich nicht mehr los. Nur wie einen Film darüber machen? Ist zu
dem Thema nicht schon alles gesagt worden? Und in welcher Form? Eine Mediensatire? Gott bewahre.
Film im Film oder Fernsehen im Film, wer will das noch sehen. Das gab es schon in allen Variationen.
Wieder in der Zeitung, auf einer anderen Seite, wurde es dann üblich die Fernsehquoten des Vortages zu
zeigen. Als Medienarbeiter liest man die natürlich. Moment Mal, dachte ich eines Tages, woher kommen
diese mysteriösen Zahlen eigentlich? Woher wollen die verdammt noch mal wissen wer gerade was
guckt? Und was bedeuten diese winzigen kryptischen Bildunterschriften unter den Zahlen? Ich informierte
mich und begegnete einer magischen schwarzen Box. Der Quotenbox.
Als altem Verschwörungstheoretiker war mir natürlich sofort klar, dass ich einer gigantischen
Verschwörung auf der Spur war. Schon konnte ich ihren kalten Atem spüren. Dieser schwarze Kasten
verspottete uns, gaukelte uns etwas vor. In Wahrheit sassen Männer in dunklen Anzügen in
Hinterzimmern und bestimmten täglich unser geistiges Schicksal, planten die allumfassende
Gehirnwäsche. Kauf dich glücklich, geh zur Arbeit, zahl deine Steuern, klau nicht im Supermarkt,
respektiere Uniformen, den Reichen geht’s auch nicht besser. Sie programmieren uns wie Roboter, sie
steuern uns fern mit dieser bläulichen Bestrahlungsmaschine. Die Fernbedienung lag nicht in unserer
Hand, sie lag ganz woanders.
Ich hörte mich um. Niemand hatte so eine Box zu Hause. Niemand kannte jemanden, der so eine Box zu
Hause hatte. Niemand kannte jemanden der jemanden kannte, der so eine Box zu Hause hat. Dabei
wissen wir doch von friendster.com, dass über 4 Ecken jeder Erdbewohner den anderen kennt. Warum
werden die Adressen geheim gehalten? Warum werden nicht einmal Berufe und soziale Schichten der
Testfamilien preisgegeben? Es war sonnenklar: Die Boxen existieren gar nicht.
Ein packender Verschwörungsthriller war schnell geschrieben. Die Drei Tage des Condor (1975) waren
ein Scheiss dagegen. Die Seiten flogen nur so aus meinem Drucker.
Doch als ich am nächstem Tag unter einem Berg Papier aufwachte, hatte ich einen dieser
Erleuchtungsmomente: wenn an der Sache was grundfaul war, wäre es irgendwann in 30 Jahren
aufgeflogen. Millionen von Enthüllungsjournalisten weltweit sind doch Tag und Nacht auf der Jagd nach
genau dieser Story. Dafür würde es Pulitzer Preise regnen.
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Das Quotenerfassungssystem war altmodisch und nicht besonders genau, und gerade etwas ausserhalb
der Norm lebende Leute wie Sie und ich werden trotz ihrer enormen Kaufkraft nicht erfasst, aber es
konnte kein organisierter Betrug sein. Zum Glück hatte ich mir gerade diesen Papierschredder
angeschafft, der beim Zerkleinern so ein angenehmes Geräusch machte.
Und zum Glück gibt es mittlerweile .doc Dateien. Denn Wochen später kam das Problem zur Lösung oder
umgekehrt, ich glaube ich stand gerade unter der Dusche. Die alte revolutionäre Taktik! Mach die Stärke
des Systems zu seiner grössten Schwäche. Dreh den Spiess um.
Unser System funktioniert subtiler als zu Zeiten der grossen Diktatoren. Das Diktat ist unsichtbar
geworden. “Dschungelcamp“ statt Stasi. „Der Arzt der die Frauen versteht“ statt Wochenschau.
Mach kaputt was dich kaputt macht hatten wir schon. Wirf die Glotze aus dem Fenster würde höchstens
Sony & Samsung Rekordumsätze bescheren, ist ausserdem nicht elegant genug. Revolution muss heute
Stil haben.
Also klickte ich neben „Wiederherstellen“ auf Quotenterror.doc und schrieb den zweiten und dritten Akt
des Exposes um. „Wir machen was ganz anderes“, sagt Pegah, „wir tauschen die Boxen aus und machen
die Quoten selber.“
Die grosse Utopie. Der geistige Frühling. Wir sind (doch) klug. Menschen die wieder leben anstatt sich ihr
Leben in 2D vorleben zu lassen. Wer bist du denn da neben mir auf dem Sofa? Mein Sohn? Bist du gross
geworden! Oh was ist denn das für ein Haufen zusammengeheftetes Papier, und warum sind die Seiten
durchnumeriert? Diese attraktive Frau im Treppenhaus, wohnt die auch hier? Vielleicht sollten wir mal
spazieren gehen. Was, du machst auch unbezahlte Überstunden? Unser Chef fährt eine 20 Meter-Yacht
und wir nur Strassenbahn? Er spielt Golf und wir nur Channelhopping? Wir sollten etwas unternehmen.
Jeden morgen um drei werden die Quoten-Daten mittels einer vorsintflutlichen Technik von den
Testfamilien übers Telefon an die Zentrale geleitet. Falls das mit den Boxen tauschen also nicht klappt,
gibt es Alternativen. Aus meinen Hackerzeiten wusste ich wie einfach es ist, in eine Festnetzleitung zu
kommen.
Jedenfalls wurde mir klar, dass man der Absurdität des selbst gewählten geistigen Niedergangs, besser
gesagt des selbst gewählten Unglücks, nur in satirischer Form beikommen konnte. Mit dem Stichwort
„Unterschichtenfernsehen“ gab mir Dirty Harry den weiteren Fortgang der Handlung vor. Eine kleine Elite
kann die Massen nie befreien, das wissen wir spätestens seit der russischen Revolution. Die Unterschicht
kann sich nur selbst aus der geistigen Versklavung retten. So kamen Bernd, Gopal, Harry, Sebastian und
Karl-Heinz ins Spiel. „Lass uns mal machen“, sagen sie zu Rainer.
Sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen, das hat im Film immer schon wunderbar funktioniert.
Und in der Realität? Wir werden sehen.
An dieser Stelle möchte ich Rainer aus einer alten Drehbuchfassung zitieren: „Wir haben die Menschen
aufgerüttelt, das ist schon viel wert. Was sie jetzt draus machen, bleibt ihnen überlassen.“
Mal sehen was passiert.
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Zitate zur TV-Landschaft
„Ich wollte im Gegensatz zu den anderen beiden grossen Privatsendern allein auf Qualität setzen.“
Roger Schawinski, ehemaliger SAT.1-Geschäftsführer, über seinen Ansatz, in: ZEIT-Magazin Leben, Nr. 34/2007 v. 16.8.2007
„Unser Fernsehapparat sichert uns eine ständige Verbindung zur Welt, er tut dies allerdings mit einem
durch nichts zu erschütternden Lächeln auf dem Gesicht. Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es
uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung
präsentiert.“
Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode, New York 1985
„Wenn ein Amerikaner 18 ist, hat er im Schnitt 32 000 Morde im Fernsehen gesehen, bei Kabelanschluss
sogar mehr. […] Und wenn Sie 32 000 TV-Morde intus haben, beschäftigt sich Ihr Gehirn zwangsläufig
damit, ob Sie es wollen oder nicht.“
Hirnforscher Manfred Spitzer, Kinder lernen besser ohne Computer, Tagesspiegel, 22.05.07
„Zu viel Medienkonsum macht unsere Kinder dick, dumm und gewaltbereit“
Manfred Spitzer, Vorsicht Bildschirm, Stuttgart 2005
„Fernsehen ist so eine Art geistige Neutronenbombe. Das Gehirn wird weggestrahlt, aber der Kopf bleibt
stehen.“
Oliver Kalkofe
„Am Fernsehen interessiert Politiker vor allem, wie sie selbst reinkommen.“
Barbara Nolte, Wir wollen da rein, Tagesspiegel, 24.08.2006
„Als Letztes sah ich [in der Auswanderer-Soap ‚Mein neues Leben’] ein schwules Pärchen aus der Nähe
von Hannover, das in der Karibik kellnern wollte, wobei der eine nicht wusste, dass man dort einer
Fremdsprache mächtig sein sollte. Deutsches Fernsehen ist toll.“
Harald Schmidt, "Mit Late Night bin ich fertig", in: Der Spiegel, Nr. 25/2007
„Kein Mensch hatte geglaubt, dass das jemand wieder sehen will. Und dann hat es für drei Jahre
gereicht. Die Dritten Programme der ARD haben sich hinterher in den Arsch gebissen, dass sie es nicht
selbst gemacht haben, denn die hatten ja ursprünglich die Rechte.“
Herbert Feuerstein über die Neuauflage von „Was bin ich?“ in: Ein beinahe zärtlicher Hass, Tagesspiegel, 15.2.2007
„Meine grosse Spezialität: Ich kann von allem ein bisschen. Nichts richtig.“
Stefan Raab in: Süddeutsche Zeitung Magazin v. 31.03.2006
„Die Menschen in Schöne Neue Welt leiden nicht daran, dass sie lachen, statt nachzudenken, sondern
daran, dass sie nicht wissen, worüber sie lachen und warum sie aufgehört haben, nachzudenken.“
Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode, New York 1985
„Nicht nur Desperate Housewives und Lost waren so viel besser, cleverer geschrieben und aufwendiger
produziert als alles, was wir aus unserer eigenen Küche anzubieten hatten. Bei einer genaueren Analyse
erwiesen sich auch andere amerikanische Angebote deutschen Serienprodukten bei Weitem überlegen,
und dies betraf nicht nur unseren Sender, sondern ebenso RTL und die Öffentlich-Rechtlichen.“
Roger Schawinski, ehemaliger SAT.1-Geschäftsführer, über das Scheitern seiner Serie „Blackout“, in:ZEIT-Magazin Leben, Nr.
34/2007 v. 16.8.2007
»Das ganze Fernsehen besteht aus Kopieren. Kopieren ist die höchste Kunst des Fernsehens. Aber: Man
muss aufpassen, dass es in den Zuschauerkreis passt. Man sollte mehr auf Europa schauen als auf die
USA.«
Helmut Thoma, Tagesspiegel, 14.10.2004
„Arbeitslose sehen im Schnitt täglich 5 Stunden und 17 Minuten fern, anderthalb Stunden mehr als der
Durchschnitt der Bevölkerung. Sie schauen gern Talkshows und Reality-Serien; sie informieren sich eher
bei RTL aktuell als bei der Tagesschau.“
Holger Gertz, Deutschland von unten (III): Das Leben vor und in der Glotze, in: Süddeutsche Zeitung,18.04.2005
„Dass arme Kinder heute grössere Chancen haben, auch seelisch und moralisch zu verkommen, ist ein
Skandal, der erst allmählich ins allgemeine Bewusstsein dringt. Wir erleben das Aufkommen einer
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medialen Klassengesellschaft, wo die einen staatlich geprüftes Jugendkino sehen und danach vielleicht
zum Buch greifen, während die anderen mit Zombie-Movies verstört werden.“
Gustav Seibt, Das Paradox von blödelnder Masse und Bildungselite - Schlampe ’06, Süddeutsche Zeitung, 28.4.2006
„Serien mit komplexen, verschachtelten Erzählstrukturen schrecken ab.“
Roger Schawinski, ehemaliger SAT.1-Geschäftsführer, über das Scheitern seiner Serie „Blackout“, in: ZEIT-Magazin Leben, Nr.
34/2007 v. 16.8.2007
„Das Fernsehen ist dabei, unsere Kultur in eine riesige Arena für Showbusiness zu verwandeln. Es ist
natürlich möglich, dass wir das am Ende ganz herrlich finden und es gar nicht mehr anders haben wollen.
Genau das hat Aldous Huxley vor fünfzig Jahren befürchtet.“
Neil Postman, Wir amüsieren uns zu Tode, New York 1985
„Im Seichten kann man nicht ertrinken“
Helmut Thoma, RTL-Geschäftsführer, 1991
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„Den Berg hinaufwandern“
Interview mit Hans Weingartner
Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Film gekommen?
Ich liebe Verschwörungstheorien. Als ich eines Tages in der Zeitung las, dass „Gute Zeiten, Schlechte
Zeiten“ die beste Tagesquote hatte, dachte ich mir: das kann doch einfach nicht stimmen. Und dann: was
wenn diese Quote gar nicht stimmt? Was wenn das eine Verschwörung ist, mit der versucht wird uns
absichtlich zu verblöden? Wieso habe ich in meinem Leben noch niemanden kennen gelernt, der so eine
Box zu Hause hat, oder der jemanden kennt, der so eine Box hat? Bei meinen Recherchen hat sich dann
tatsächlich herausgestellt, dass das Messsystem gravierende Schwächen hat.
Gleichzeitig stört mich schon lange, dass wir alle seit Jahren den geistigen Verfall unserer Gesellschaft
beobachten, aber nichts dagegen tun. Stattdessen gilt Schwachsinn als cool, vor allem in meiner
Generation. Die neuen Helden sind Menschen, die in ihrem Leben noch kein Buch gelesen haben.
Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass der Wortschatz der Menschen immer kleiner wird. Aus Briefen
vom Anfang des 20. Jahrhunderts wissen wir, dass man sich damals wesentlich gewandter ausdrückte
und eine reichhaltigere Sprache pflegte. Auch „einfache“ Leute interessierten sich für komplexere Themen
wie Politik oder Wissenschaft. Es gab eine lebendige Diskussionskultur.
Dummheit ist gefährlich. Dummheit ermöglicht eine totalitäre Gesellschaft.
„Die wollen die Gesellschaft spalten. Eine kleine Elite hat Zugang zu Wissen und damit auch Macht. Die
grosse Masse, Gamma Minus, wird dumm gehalten. Der können Sie dann auch erzählen, dass die Juden
an allem Schuld sind, oder dass wir in den Irak einmarschieren müssen…“ Phillip im Film
In Die fetten Jahren sind vorbei ging es um das materielle Auseinanderdriften unserer Gesellschaft, in
FREE RAINER – DEIN FERNSEHER LÜGT um das geistige. Und das Bewusstsein formt das Sein
bekanntlich ebenso wie das Sein das Bewusstsein.
Woher kommt dieser Trend Ihrer Meinung nach?
Die Idee der „Volksbildung“ aus den Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts, welche ja die Basis der
modernen Republik darstellen, wurde mittlerweile fast vollständig aufgegeben. Gerade Menschen mit
geringen finanziellen Möglichkeiten haben nur das Fernsehen, um sich zu informieren. Sehen Sie sich nur
den Zustand unserer Bibliotheken oder Schulen an. In Berlin haben wir die höchste Polizeidichte der Welt,
aber die Schulen in der Stadt verrotten, die Lehrer werden schlecht bezahlt und es gibt kaum Betreuer für
sozial benachteiligte Jugendliche. Dem an der Macht stehenden Bürgertum ist die Wahrung seines
Besitzes wichtiger als die Förderung des Bildungsniveaus der Bevölkerung. Ein Fehler, der verheerende
Konsequenzen haben kann, wie die Geschichte schon mehrfach bewiesen hat.
Warum behandeln Sie diese Thematik anhand des Mediums Fernsehen?
Weil es das dominante Medium unserer Zeit ist. Der Mitteleuropäer sieht durchschnittlich vier Stunden
Fernsehen am Tag. Und weil es die besten Möglichkeiten einer visuellen Umsetzung bietet.
Wo sehen Sie die Hintergründe für die „Quotenfixiertheit“ der Medien?
Wir leben in einer ökonomischen Weltordnung. Wertvoll ist, was Geld bringt. Doch die totale
Ökonomisierung des Geistes, auf die wir zusteuern, wird letztendlich zur Abschaffung desselben führen.
Der kleinste gemeinsame Nenner führt zur Herrschaft des Primitiven.
Wäre es theoretisch möglich, die Einschaltquoten zu manipulieren?
Sicher, wenn man sich die Adressen der Testfamilien besorgt, wäre das kein Problem, aber darum geht
es nicht, sondern um die Schwächen bei der Erhebung. Es stehen keine Boxen bei Ausländern. Jene
20% der Deutschen, die keine GEZ bezahlen, werden nicht erfasst. Zweitgeräte werden nur zu einem
Bruchteil erfasst, also auch kaum Jugendliche. Es gibt viele Schwachstellen. Warum die Werbewirtschaft
das einfach so hinnimmt, ist mir ein völliges Rätsel. Ich habe mit vielen Verantwortlichen gesprochen, der
Tenor lautet: es war schon immer so, es gibt nichts anderes.
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Was würden Sie wirklich sehen wollen?
Ich persönlich schaue mir im Fernsehen fast nur politische Reportagen und Naturdokumentationen an.
Und ich liebe Fussballübertragungen, wie ich gestehen muss. Kinofilme sehe ich mir ausschliesslich im
Kino oder auf DVD mit Beamer an, denn die haben meiner Meinung nach im TV nichts verloren. Einen
Kinofilm im Fernsehen zu zeigen ist wie eine Oper in einer Eckkneipe aufzuführen.
Wollen Sie mit Ihren Filmen nicht auch viele Zuschauer erreichen?
Doch. Aber ich kritisiere ja nicht die Quote an sich, sondern die Heranziehung der Quote als vorrangiges
oder sogar einziges Mass bei der Gestaltung von medialen Inhalten. Was vielen Leuten gefällt, muss noch
lange nicht schlecht sein. „Qualität ist nicht nur etwas für wenige Auserwählte“ sagt Rainer im Film. Doch
ich beginne meine Filme nicht mit der Frage „Wie kann ich möglichst viele Zuschauer machen“, sondern
mit der Frage „Was will ich erzählen?“. Es geht also darum, wo man die Prioritäten setzt.
Gleichzeitig lege ich Wert darauf, dass meine Filme auch von Leuten verstanden werden, die nicht zehn
Jahre studiert haben. Man kann auch unterhaltsame Inhalte herstellen, ohne flach zu werden, aber das ist
anstrengend und teuer. Da jedoch in der deutschen Fernsehbranche ein enormer Kostendruck herrscht,
wird dort in erster Linie nach dem Motto „billig und massentauglich“ produziert. Konkret heisst das dann,
dass die niedrigsten Instinkte und Triebe angesprochen werden, denen sich kein Homo Sapiens
entziehen kann. Sex, Gier, Eifersucht, Gewalt und Neid. Selbst ich bleibe beim Zappen durch die Kanäle
hängen, wenn eine nackte Frau gezeigt wird. Das sind meine biologischen Triebe, dagegen kann ich mich
nicht wehren. Die Verbindung zwischen dem Stammhirn und dem Finger an der Fernbedienung ist kürzer
als die zur Grosshirnrinde.
Ausser dem offensichtlichen Thema, worum geht es für Sie noch in FREE RAINER – DEIN
FERNSEHER LÜGT?
Um die Überwindung der Einsamkeit. In meinen Filmen geht es meist um sensible Aussenseiter, die in der
Gesellschaft nicht zu Recht kommen. Sie treffen dann andere Aussenseiter und schliessen sich mit denen
zu einer Gruppe zusammen, in der sie nicht mehr einsam sind.
Das System der Marktwirtschaft tendiert dazu, die Menschen zu vereinzeln: drei Menschen, die alleine
wohnen, brauchen auch drei Kühlschränke. Und die kapitalistische Antriebsfeder des permanenten
Wettbewerbs funktioniert nur, wenn jeder für sich lebt. In meinen Filmen versuche ich, Gegenstrategien zu
entwerfen. Wie Rainer diese Gruppe der Underdogs befreit und ihrem Leben Sinn gibt, steht im Kleinen
dafür, was die Revolte der Gruppe in der gesamten Gesellschaft bewirken soll. Die Unterschicht befreit
die Unterschicht vom Unterschichtenfernsehen, diese Idee fand ich irrsinnig romantisch.
Erklären Sie die Entwicklung der Hauptfigur Rainer.
Rainer ist dieser egomanische Medientyp, der nur für sich selbst lebt. Er fühlt sich nicht nur innerlich hohl
und leer, sondern er kommt auch äusserlich mit der virtuellen Plastikwelt, in der er lebt, nicht zurecht. Er
fühlt sich tot und bekämpft dieses Gefühl mit Drogen. In gewisser Weise steht er damit für den modernen
Menschen.
Das einschneidende Erlebnis des Unfalls verhilft ihm nach und nach zu der Erkenntnis, dass er nicht nur
sein Leben, sondern vor allem sich selbst ändern muss, um glücklich zu werden. Pegah als seine
Mentorin macht ihm klar, dass sein Zwang, andere Menschen zu kontrollieren und zu manipulieren, allein
aus der Angst entstand, nicht geliebt zu werden, und dass paradoxerweise genau dieses Verhalten
letztendlich dazu führte, dass seine schlimmste Angst wahr wurde. In einem schrittweisen
Heilungsprozess lernt er, sich anderen Menschen zu öffnen und ihnen zu vertrauen. In diesem Fall sind
das die Langzeitarbeitslosen und Pegah. Dafür bekommt er sehr viel zurück. Das gemeinsame Projekt
gelingt und er wird endlich geliebt.
Welchem Konzept folgte die audiovisuelle Gestaltung des Films?
Die Entwicklung der Figuren ist hauptsächlich in den Gesichtern der Darsteller zu lesen, aber wir haben
natürlich auch gestalterische Elemente gesetzt. Die Farben gehen von kühl zu merklich wärmer. Der
Schnittrhythmus wird beschaulicher, die Kamerabewegungen fliessender. Die Schauplätze werden
naturnäher, erdiger und lebendiger. Die Musik geht langsam von rein elektronisch zu einem
Instrumentalsound über. Das Szenenbild ändert sich von glatt und geometrisch zu organisch und
detailreich. Wir sehen also auch gestalterisch einer Menschwerdung zu.
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Wer sich Ihre Geschichten ansieht, findet eine Vorliebe für Träumer, die die Gesellschaft
verändern wollen.
Ich denke mal, die spiegeln mich selbst wieder… Ich träume selbst diesen Traum, mit meinen Filmen
etwas verändern zu können. Das ist meine Motivation, Filme zu machen. Wenn ich nichts bewegen
könnte, käme es mir sinnlos vor. Wenn Leute nach dem Weissen Rauschen zu mir kamen und meinten:
„Jetzt verstehe ich endlich meinen schizophrenen Bruder“ hat mich das sehr gefreut. Oder wenn
Psychologieprofessoren sagten: „Danke für diese Szene, damit kann ich meinen Studenten zeigen, was in
so einem Menschen vor sich geht.“ Und wenn Die Fetten Jahre sind vorbei im Kino fast 900.000
Zuschauer hat, dann beweist das, dass die Menschen noch nicht komplett im Schwachsinn und Zynismus
versunken sind und man sie noch erreichen kann. Dieser und andere Filme haben vielleicht dazu
beigetragen, dass politische Themen wieder „in“ sind. Das bestärkt mich, in dieser Richtung
weiterzumachen.
Könnte man FREE RAINER – DEIN FERNSEHER LÜGT als „modernes Märchen“ bezeichnen?
Das Märchen liegt zu weit weg von der Realität, ich bevorzuge den Begriff Utopie. Für mich ist es eine
moderne Utopie. Das beinhaltet, dass ich die Revolte, die die Gruppe in dem Film durchführt, so schön
finde, dass ich zumindest glauben möchte, dass sie Realität werden könnte.
Welchem Genre würden Sie den Film zuordnen?
Ich glaube, die Leute haben keine Lust mehr auf Genres. Hollywood verschläft da wie schon Ende der
60er eine Entwicklung. Auch den Begriff Genremix mag ich nicht. Es geht hier um die Auflösung von
Genres. Genres haben ausgedient. „Free Rainer – Dein Fernseher lügt“ soll also mehr sein als nur ein Mix
aus Drama, Komödie, Satire und Thriller. Es ist wie auf der Tanzfläche: die Leute tanzen nicht mehr
zuerst Walzer, dann Foxtrott, dann Salsa. Verschiedenste Elemente aus allen Stilen werden zum
individuellen Stil kombiniert und zwar so, dass die Kombination nicht mehr auftrennbar ist und der Stil
somit zu etwas Neuem wird. Ich wäre froh, wenn meine Filme so rezipiert werden würden und ich mich
nicht mehr mit Genrebegriffen herumärgern müsste
Wie stehen Sie zum Begriff der Satire?
Vieles in dem Film ist natürlich satirisch überhöht, aber die Grenzen sind fliessend. Es wäre doch
langweilig in jedem Moment zu wissen, was ernst gemeint ist und was nicht. So leicht will ich es dem
Zuschauer nicht machen. Ich will ihn herausfordern. Das ist der Reiz an der Sache.
Wie lässt sich FREE RAINER – DEIN FERNSEHER LÜGT mit Die fetten Jahre sind vorbei
vergleichen?
Am Besten gar nicht. Diese Vergleichsmanie führt doch zu nichts. Wer mit der Erwartung eines dem
Vorgänger ähnlichen Films ins Kino geht, verdirbt sich einen schönen Kinoabend.
Meine schönsten Kinoerlebnisse hatte ich immer auf Filmfestivals, wenn ich nicht im Geringsten wusste,
was mich erwartet. Am Liebsten wäre mir sogar, die Zuschauer wüssten nichts über die Geschichte und
nicht einmal wer den Film gemacht hat. Aber das geht leider aufgrund der Marketingsituation nicht.
Wie stehen Sie zum Vorwurf der Naivität?
Mir ist klar, dass mein Ansatz des trickreichen Aktionismus wieder Gegenwind bei meinen alten Freunden
hervorrufen wird: denjenigen unter den Revolutionären aus dem letzten Jahrhundert, die auf die Seite des
Kapitals gewechselt sind und dort jetzt erbittert ihren Verrat verteidigen, indem sie auf alles einhacken,
was nach Widerstand aussieht. Ihre Waffe ist der Zynismus, mein Schild die Naivität.Ich spreche aus was
schief läuft und wo die Ursache liegt, anstatt stundenlang die traurigen Gesichter der Unterdrückten zu
filmen. Klar liege ich manchmal falsch, aber ich habe es wenigstens versucht. In den meisten
gesellschaftskritischen Filmen heute wird die Aussage immer weiter reduziert, um bloss nichts Falsches
zu sagen. Doch es geht darum bei jedem Film die Hosen ganz und gar runterzulassen.
Und hey: wer schlägt schon einen nackten Mann?
Das heisst, wenn die Medien den Menschen anspruchsvolle Inhalte bieten, dann sind diese auch
veränderungsfähig?
Auf jeden Fall. Die Menschen sind nicht so dumm wie das Fernsehprogramm. Das spricht ja nur die
einfachsten Geister an – präsentiert den kleinsten gemeinsamen Nenner. Die gleiche Boulevardisierung
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findet auch bei den Printmedien statt. Wo gibt es noch eine Zeitung ohne einen Artikel über Paris Hilton?
Aber das heisst eben nicht, dass alle Leute sich das so wünschen. Sonst könnten wir uns gleich
die Kugel geben.
Sie haben den Film ohne Beteiligung eines deutschen Fernsehsender produziert, warum?
Das war nicht leicht, aber ich wollte frei von Beeinflussung sein. TV-Redaktionsleiter mischen sich gerne
massiv in die Arbeit ein, in der Hinsicht habe ich bei den Fetten Jahren sehr schlechte Erfahrungen
gemacht. In Frage kommt bei so einem Stoff sowieso nur ein öffentlich-rechtlicher Sender. Dieser hätte
sicher darauf gedrängt, seine Rolle positiver darzustellen. Die Unterschiede zwischen öffentlichrechtlichem und privatem Programm sind aber leider nur noch marginal, beide jagen nach der Quote. Es
geht nicht um die Sender, es geht um die Inhalte.
Was ist die „Message“ des Films?
Der Film will den Menschen zurufen: befreit euren Geist. Macht die Glotze öfter mal aus und lebt euer
Leben. Das spielt sich da draussen ab und nicht in dem Kasten.
Ich verwende da gern eine Analogie: man kann sich auch per Lift einen Berg passiv hinauftragen lassen.
Oben trinkt man dann eine Cola, guckt kurz in die Ferne und fährt wieder runter. Auf dem Nachhauseweg
im Auto fühlt man sich leer.
Ganz anders ist es, den Berg hinaufzuwandern. Du spürst die Steine unter den Füssen, du riechst die
Düfte der verschiedenen Klimazonen, den Wald, das Gras, du folgst einem Weg. Du schwitzt und spürst
deinen Körper. Oben auf dem Gipfel hast du das Gefühl etwas geschafft zu haben. Dann läufst du wieder
hinunter, dein Geist beginnt zu schweben, Körper und Geist vereinen sich. Unten springst du in das kalte
Wasser des Sees und fühlst dich wie neugeboren.
Du hast gelebt.
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„Es geht darum: Ist es geil oder nicht geil?“
Interview mit Moritz Bleibtreu
Was halten Sie vom deutschen Fernsehen?
Ich bin kein Mensch, der sich nur Bildungssendungen ansieht, sondern kann mich auch mal von
irgendwelchen Casting-Shows berieseln lassen. Aber das Problem ist, dass die Fernsehmacher bei uns
die Zuschauer nicht respektieren, sondern nur noch den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen. Wie
schon gesagt, ich habe nichts gegen Trash-TV, aber es muss eine Alternative geben. Und die besteht
nicht darin, dass Kultursendungen zu einer Schiessmichtot-Zeit laufen, wo jeder normale Arbeitnehmer
schon schläft. Es gibt keine Ausgewogenheit. Die Programmmacher zeigen keine Verantwortung
gegenüber ihrem Publikum mehr. Dass einige Privatsender den Anteil von Informationssendungen
drastisch reduzieren wollen, passt da nur ins Bild.
In 5 000 Haushalten stehen die Quotenmessgeräte, und das wird dann hochgerechnet mit 13 000.
Finden Sie das richtig?
Natürlich finde ich das nicht richtig. Es ist ein absoluter Hohn, wenn man davon ausgeht, dass man
sowieso erstmal GEZ Gebühren zahlen muss, um für eine Quotenbox überhaupt in Frage zu kommen.
Das bedeutet dann nichts anderes, als dass sich dieses Riesenkonstrukt, wo Werbeetats in Millionenhöhe
verbraten werden, eigentlich auf nichts stützt. Das ist letztlich eine fiktive Zahl. Das finde ich irre! Wenn
man das Ergebnis dann jeden Tag in den Tageszeitungen sieht und nichts weiter diskutiert wird als eben
Quote, Quote, Quote und weiss, dass das eine willkürliche Zahl ist, dann ist das schon ein Thema. Und
ich hoffe doch, dass das heiss diskutiert wird - auf allen Ebenen.
Würden Sie denn die Quoten manipulieren wollen, wenn Sie’s könnten?
Der Gedanke ist schon reizvoll, aber für mich wäre das Ganze zu extrem. Zumal ich ja auch selbst Teil
der Medienlandschaft bin. Meine Vorgehensweise ist es eher, einen Film darüber zu machen, darüber zu
sprechen und die Leute so zu bewegen, nachzudenken.
Wie sehen Sie die Figur des Rainer?
Das ist eine Figur, die im ersten Drittel des Films, also am Anfang, mehr oder weniger an sich selbst
scheitert. Tief drinnen im Innern seines Selbst weiss er wahrscheinlich genau, dass alles, was er macht,
Scheisse ist. Aber er redet sich die Dinge schön. Er rechtfertigt alles, was er macht. Er macht sich platt mit
allen Ablenkungsmanövern, die das Leben so bereithält: sprich Drogen, Frauen, Alkohol. Aber eigentlich
ist er an einem Punkt des Lebens angekommen, wo er gar nichts mehr in Frage stellt, weder sich selbst
noch die Dinge, die er tut. Über den Unfall, einen Zufall, fängt er zum ersten Mal in seinem Leben an, sich
über sich selbst und dann auch über andere Gedanken zu machen. Er macht eine ganz extreme
Wendung und beginnt, sich für viele Dinge zu interessieren, die ihm vorher gänzlich egal waren.
Regisseur Hans Weingartner hat mit seinen Darstellern Brainstorming-Sitzungen zum Drehbuch
abgehalten. Welche Einfälle stammen von Ihnen?
Das kann ich nicht sagen. Als Schauspieler bin ich Teil einer Kette, und ich bin auch nur so gut wie die
Kette. Ich freue mich einfach, wenn mich ein Regisseur wie Hans auffordert, sich einzubringen – andere
Filmemacher wollen das gar nicht. Aber was von mir kommt, spielt dabei keine Rolle. Es geht nur darum:
Ist es geil oder nicht geil?
Unterschied sich die Arbeit mit Hans Weingartner von der mit Fatih Akin, Tom Tykwer oder Steven
Spielberg?
Die Herangehensweisen der Regisseure sind verschieden, weil die Personen verschieden sind. Aber die
Arbeit vor der Kamera ist im Grunde immer die gleiche. Allerdings gab es bei Hans Weingartner eine neue
Erfahrung für mich. Denn ich habe noch nie auf HD gedreht, und das bietet Möglichkeiten, die du mit 35
mm nicht hast. Auf einer Kassette haben 45 Minuten Platz, du brauchst ein Minimum an Licht, und du
kannst daher ganz schnell aus der Hüfte drehen. Und das kommt der Arbeitsweise von Hans sehr
entgegen. Er ist jemand, der immer weitermacht: „Hier können wir noch was filmen, und da geht noch
was, und lass uns das drehen.“ Auf diese Weise bist du versucht, alles Mögliche auszuprobieren, weil es
eben nicht zwei Stunden dauert, eine Szene einzurichten, sondern 10 Minuten.
Und da werden die Tage lang.
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Wie sehr hat Ihre Leistung von dieser Spontaneität profitiert?
Wenn man bereit ist, in jedem Moment alles umzuschmeissen und neu zu machen, kannst du Momente
herauskitzeln und finden, die du so nicht entdeckt hättest. Das hat nicht immer funktioniert. Es gab
Situationen, wo ich Hans sagte, es geht nicht weiter, und ich behielt Recht, aber es lief eben auch so,
dass mehr in mir drin steckte als erwartet. Auf jeden Fall war dieser ganze Prozess sehr intensiv und
körperlich anstrengend. Ich war am Schluss wirklich froh, als der Dreh vorbei war. Und das ist nicht
negativ gemeint!
Vielleicht sollten Sie ausnahmsweise Fernsehen machen. Vielleicht kriegen Sie ja da geregelte
Arbeitszeiten.
Vor etwa acht Jahren traf ich die Entscheidung, mich mal ausschliesslich über Kinofilme zu definieren.
Denn für mich gibt es ein paar grundlegende Unterschiede zwischen Kino und Fernsehen. Beim
Fernsehen lässt sich der Zuschauer jede Sekunde ablenken. Dann kann niemand wirklich beweisen, wie
viele Leute eine Sendung gesehen haben, anders als an der Kinokasse. Und dort schenkt das Publikum
einem Film eben seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ausserdem: Warum sollte ich gerade jetzt dem Kino
den Rücken zukehren? Wir haben endlich eine Generation von Filmemachern, die andere inspiriert –
einen Fatih Akin zum Beispiel, einen Daniel Brühl, einen Hans Weingartner oder einen Tom Tykwer.
Unsere Industrie funktioniert, die Leute schauen sich deutsches Kino an – sogar im Ausland, was ich nie
erwartet hätte. Und wir sind in der luxuriösen Situation, dass bei uns soviel Geschichten auf der Strasse
liegen, die wir nur aufheben und machen müssen. Ich bin fest davon überzeugt, aus diesem Land werden
immer mehr richtig geile Filme kommen, die um die Welt gehen.
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„Da flogen die Fetzen“
Interview mit Elsa Sophie Gambard
Sind Sie ein Fernseh-Fan?
Nein. Mein TV-Konsum war schon sehr eingeschränkt, als ich noch ein Kind war. Aber weil es so viele
Kinder in der Strasse gab, war es sowieso viel spannender, draussen zu spielen Ich bin ein grosser
Kinofan,zum Beispiel liebe ich Wong Kar-Wai.
Sie waren auch bei Greenpeace. Da sind Sie ja die Idealbesetzung für eine Revoluzzerin, die die
Medienlandschaft umkrempeln will.
Als Revoluzzerin sehe ich mich nicht gerade, auch wenn ich politisch sehr interessiert bin. Die
Greenpeace-Zeiten sind schon lange vorbei. Als Achtjährige gründete ich mit meinen Freunden ein
lokales Greenpeace-Team. Da verteilten wir Flugblätter und engagierten uns für den Tierschutz.
Ausserdem führten wir Aktionen durch wie „Wir räumen den Wald auf“. Später war ich dann bei Amnesty
International aktiv, aber jetzt habe ich keine Zeit mehr dafür.
Moment – Sie sind doch Schauspielerin.
Ja, aber ich studiere ausserdem im sechsten Semester Medizin. Ich weiss auch noch nicht, welchen Beruf
ich eines Tages Vollzeit machen werde. In zwei Jahren werde ich fertig, und dann fälle ich eine
Entscheidung.
Wie kommt es dazu, dass eine Nachwuchsärztin die Hauptrolle in einem Hans Weingartner-Film
spielt?
Das Ganze begann, als ich auf der Strasse für Marco Petrys Schule (1999) gecastet wurde. Es machte
mir wahnsinnig viel Spass, mich in meine Rolle hineinzuversetzen und mit dem ganzen Team zu arbeiten.
Bei einem Surfurlaub in Spanien lernte ich dann zufälligerweise Hans Weingartner kennen – wobei ich
erst keine Ahnung hatte, dass er Regisseur war. Wir haben dann herausgefunden, dass wir gemeinsame
Bekannte in der Branche haben, und extrem viel über Filme diskutiert. Später trafen wir uns noch einmal
in München, und da fragte er mich, ob ich für FREE RAINER – DEIN FERNSEHER LÜGT vorsprechen
wollte.
Wie leicht fiel es Ihnen, sich in die Rolle der Pegah hineinzuversetzen?
Die Figur, die ich in Schule gespielt habe, war nah an mir dran, aber bei der Pegah war das ganz anders.
Mit einer Figur, die jemand umbringen will, musste ich mich viel intensiver beschäftigen. Das einzige, was
uns verbindet, ist die Leidenschaft fürs Schwimmen. Die Idee dazu entstand, als ich mit Hans während
der Proben schwimmen war – und er darin nicht so gut ist, ich dagegen schon. Ich mag überhaupt
physische Sachen sehr, bin eine begeisterte Sportlerin. Deshalb habe ich Hans auch gesagt, er soll mehr
Actionszenen einbauen, aber er wollte nicht.
Waren Sie nervös vor Ihrer ersten grossen Hauptrolle?
Das kann man wohl sagen. Ich wusste nicht genau, was von mir erwartet wird und wie man sich auf eine
Rolle vorbereitet. Deshalb habe ich immer gesagt, dass ich Feedback brauche, in welchen Momenten ich
mehr drauf drücken muss und wann weniger. Hans und Moritz haben mir enorme Hilfestellung gegeben –
auch bei technischen Fragen wie Timing, Kameraschatten oder Blicke halten. Moritz hat ein unheimlich
grosses Gespür, wo der Kern von schauspielerischen Problemen liegt. So habe ich unheimlich viel dazu
gelernt.
Was war die schwierigste Situation, die Sie beim Dreh erlebten?
Der Dreh und die Proben haben vier Monate gedauert, und am Schluss waren alle sehr müde und
dünnhäutig. Da flogen schon mal die Fetzen. Aber das ist normal, wenn Menschen mit viel Leidenschaft
und Kreativität zusammenarbeiten.
Und was hat am meisten Spass gemacht?
Die Schwimm-Szenen natürlich – da war ich in meinem Element. Ich mochte die Probenzeiten. Aber mit
am geilsten fand ich die Auto-Szenen, obwohl ich eigentlich eine schlechte Fahrerin bin. Ich war nur dann
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angespannt, wenn ich am Steuer des roten Alfa Romeo Juliet sass. Ich hatte Angst, ich könnte dieses
schicke Auto und Moritz Bleibtreu gleichzeitig beschädigen.
Gibt es Erfahrungen aus der Medizin, die Sie auf die Schauspielerei übertragen können?
In der Notaufnahme oder beim Rettungsdienst erlebst du immer wieder Extremsituationen. Auf diese
Weise bist du sehr nah an den Menschen dran. Das macht es sicher einfacher, sich in andere Charaktere
hineinzuversetzen. Allerdings gibt es einen grundlegenden Unterschied. Denn als Ärztin brauchst du eine
gewisse Distanz, um rational und ruhig arbeiten zu können. Bei der Schauspielerei ist das Gegenteil der
Fall.
Wenn Sie jetzt durch FREE RAINER – DEIN FERNSEHER LÜGT zur grossen Karriere ansetzen –
wollen Sie das Stethoskop nicht doch an den Nagel hängen?
Andere würden sich nach so einer Hauptrolle in einen Film nach dem anderen stürzen. Ich konzentriere
mich momentan aufs Studium, auch wenn ich einige Drehbücher für neue Projekte gelesen habe. Aber ich
überlege mir schon sehr genau, auf welche Filme ich mich einlasse. Auf jeden Fall werde ich fertig
studieren, weil ich Medizin einfach zu sehr liebe. Mir liegt an beidem sehr viel.
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Hans Weingartner
Buch, Regie, Produktion
Mit FREE RAINER - DEIN FERNSEHER LÜGT dreht Hans Weingartner nach dem grossen Erfolg von Die
fetten Jahre sind vorbei seinen dritten Kinofilm. 2001 kam sein Debütfilm Das weisse Rauschen ins Kino,
in dem er das Thema Schizophrenie anspricht. Daniel Brühl wird als Schauspieler entdeckt. Das weisse
Rauschen gewann – neben vielen anderen Preisen - den renommierten Max Ophüls Preis, den Preis der
deutschen Filmkritik als Bestes Spielfilmdebüt und den First Steps Award 2002. Im Mai 2004 lief zum
ersten Mal nach 11 Jahren wieder eine deutsche Produktion im Wettbewerb des Festivals von Cannes:
Die fetten Jahre sind vorbei. Das war der Anfang eines unglaublichen Erfolgs: Der Film kommt in über 50
Ländern ins Kino. Hans Weingartner reist von Filmfestival zu Filmfestival Pusan, Moskau, Rio, London, etc.
Hans Weingartner, 1970 in Feldkirch / Vorarlberg geboren, arbeitete nach dem Abitur als Kanuführer in
Kanada und als Skilehrer in Vorarlberg. 1990 begann er an der Universität Wien ein Physikstudium,
wechselte 1991 zum Studium der Gehirnforschung in Wien und in die Neurochirurgie des Klinikum Steglitz
der Freien Universität Berlin, wo er 1997 seinen Diplom-Abschluss machte.
Während seines Studiums absolvierte Weingartner 1993/94 eine Ausbildung zum Kameraassistenten bei
der Austrian Association of Cinematography, die er ebenfalls mit einem Diplom abschloss. Von 1997 bis
2001 studierte er an der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) im Fachbereich Film/Fernsehen
(1998/99 "Stipendium des Landes Nordrhein Westfalen für Hochbegabte").
Auszeichnungen und Preise:
2005
2004
2002
2001
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI
- Filmpreis in Silber (Deutscher Filmpreis)
- Filmpreis als Bester Nebendarsteller für Burghart Klaussner (Deutscher Filmpreis)
- Nominierung für Beste Regie (Deutscher Filmpreis)
- Preis der Jury (Capetown World Cinema Festival)
- Publikumspreis (Filmfestival Miami)
- Internationaler Wettbewerb des Festival de Cannes
- Förderpreis Deutscher Film für Regie, Drehbuch und den Darsteller Stipe Erceg
(Filmfest München)
- Preis der Deutschen Filmkritik: Bester Film
- Bayerischer Filmpreis als Beste Nachwuchsdarstellerin für Julia Jentsch
- Silberner Giraldillo (Sevilla Festival de Cine)
- Weitere Festivals (Auswahl): Karlovy Vary, Pusan, Wien, Göteborg, Rotterdam, Rio de
Janeiro, Sao Paolo, Warschau, Moskau, Bangkok, Hongkong, London, Montreal, Ghent,
Lublijana, San Francisco
DAS WEISSE RAUSCHEN
- Nominierung für den Deutschen Filmpreis
- Filmpreis als Bester Hauptdarsteller für Daniel Brühl (Deutscher Filmpreis)
- Förderpreis für den Besten Absolventenfilm der Gesellschaft zur Wahrnehmung von
Film- und Fernsehrechten (GWFF) und der HFF Konrad Wolff
- First Steps Nachwuchspreis für Beste Regie
- Preis des Verbandes der Filmkritik für den Besten Debütfilm
- Max-Ophüls-Preis (Filmfestival Max Ophüls Preis 2001)
- Bayerischer Filmpreis als Bester Nachwuchsdarsteller für Daniel Brühl
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Filmografie Hans Weingartner
2003
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI
Regie & Buch, Koautorin: Katharina Held
y3film Hans Weingartner Filmproduktion / coop99 Filmproduktion
2001
DAS WEISSE RAUSCHEN
Regie & Buch
Hans Weingartner Filmproduktion / Cameo Film
1999
FRANK (Kurzfilm)
Regie & Buch
KHM Köln/Hans Weingartner Filmproduktion
1997
SPLIT BRAIN
Regie & Buch
Episode aus „Kino im Kopf“
DorFilm
1995
WIDERSTAND GEGEN DIE STAATSGEWALT (Dokumentation)
Regie
Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion
1994
DER DREIFACHSTECKER (Kurzfilm)
Regie & Buch
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Christine A. Maier
Kamera
Christine A. Maier wurde 1969 in Graz geboren. An der Wiener Hochschule für Musik und Darstellende
Kunst studierte sie im Hauptfach Kamera und Bildgestaltung. Nach mehreren prämierten Kurzfilmen
erhielt sie für ihren ersten Langfilm, Nordrand (Regie: Barbara Albert, Österreich 1999), beim Filmfestival
Max Ophüls Preis in Saarbrücken den Femina-Film-Preis für die beste Kamera. Der von ihr fotografierte
Esmas Geheimnis – Grbavica wurde bei der Berlinale 2006 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.
Filmographie (Auswahl):
2007
ITTY BITTY TITTY COMMITTEE
Regie: Jamie Babbit
Produktion: Andrea Sperling (USA)
2006
LUCY
Regie: Henner Winckler
Produktion: Schramm Film Berlin
ESMAS GEHEIMNIS - GRBAVICA
Regie: Jasmila Zbanic
Produktion: coop 99 (Wien), Deblokada (Sarajevo), Film Noir
- Goldener Bär für den Besten Film (Internationalen Filmfestspielen Berlin 2006)
2005
ZEPPELIN!
Regie: Gordian Maugg
Produktion: Gordian Maugg Filmproduktion / Transit Film
LOST AND FOUND
Episode „Birthday“(12 min.), Regie: Jasmila Zbanic
Produktion: Icon Film Köln
2003
DER JUNGE HERR BÜRGERMEISTER (Dokumentarfilm)
Regie: Britt Beyer
Produktion: Vostok1 (Berlin)/ ZDF (Kleines Fernsehspiel)
2002
BEFREITE ZONE
Regie: Norbert Baumgarten
Produktion: Junifilm / Ö Filmproduktion
1999
NORDRAND
Regie: Barbara Albers
Produktion: Lotus Film (A)/Zero Film(D)/Fama Film(CH)
- Femina-Film-Preis für die Beste Kamera (Filmfestival Max Ophüls Preis 2000)
1996
SOMEWHERE ELSE (Vienna-Sarajevo)
Regie: Barbara Albert
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Katharina Held
Ko-Autorin
Katharina Held wurde 1977 in Detmold geboren. Bevor Sie an der DFFB ihr Drehbuchstudium mit Diplom
abschloss, studierte sie zwei Jahre Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte. Das gemeinsam mit
Hans Weingartner geschriebene Buch zu Die fetten Jahre sind vorbei war ihre erste verfilmte Arbeit.
Inzwischen sind zwei weitere Filme fertig, bei denen Sie als Koautorin fungierte: Antonin Svobodas Spiele
Leben und der 2007 in Locarno vorgestellte Film Früher oder später von Ulrike von Ribbeck. Das Buch
Janina, ein Psychothriller, der in einer deutschen Winzerkleinstadt spielt sowie ein biographisches Skript
über den berühmt-berüchtigten schwarzen Magier Aleister Crowley sind in Vorbereitung.
Filmographie:
2007
FRÜHER ODER SPÄTER
Regie: Ulrike von Ribbeck
2005
SPIELE LEBEN
Regie: Antonin Svoboda
2004
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI
Regie: Hans Weingartner
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Moritz Bleibtreu - Rainer
Moritz Bleibtreu, 1971 in München geboren als Sohn von Hans Brenner und Monika Bleibtreu, zählt zu
den bedeutendsten deutschen Schauspielern. Seine Schauspielausbildung absolvierte er in Rom, Paris
und New York und stand im Hamburger Schauspielhaus zum ersten Mal auf der Bühne. Sein
Spielfilmdebüt gab Bleibtreu 1993 in Peter Timms Drama Einfach nur Liebe. Der Kino-Durchbruch gelang
ihm mit Rainer Kaufmanns Liebeskomödie Stadtgespräch. Beibtreus Rolle eines homosexuellen, naiven
Tischlers wird ebenso zur Kultfigur wie der begriffsstutzige Gangster in Thomas Jahns Roadmovie
Knockin’ on Heaven’s Door. Für beide Rollen wird Bleibtreu mit dem Ernst-Lubitsch-Preis für
komödiantische Leistungen im deutschen Film ausgezeichnet. Knockin’ on Heaven’s Door beschert ihm
ausserdem das Filmband in Gold.
Zu den Kino-Highlights der nächsten Jahre gehörten unter anderem Tom Tykwers Lola rennt, Fatih Akins
Im Juli, Oliver Hirschbiegels Das Experiment, Helmut Dietls Vom Suchen und Finden der Liebe und Oskar
Roehlers Agnes und seine Brüder. Seit Ende der 90er arbeitet Bleibtreu auch immer wieder in
internationalen Produktionen mit legendären Filmemachern wie den Gebrüdern Taviani, Paul Schrader,
István Szabó und Steven Spielberg. Der Lebens- und Karrierreschwerpunkt des Wahlhamburgers liegt
aber weiterhin in Deutschland.
Filmografie (Auswahl):
2007
BAADER MEINHOF KOMPLEX
Regie: Uli Edel
ADAM RESURRECTED
Regie: Paul Schrader
FEMALE AGENTS
Regie: Jean Paul Salomé
CHIKO
Regie: Özgür Yildirim
2006
THE WALKER
Regie: Paul Schrader
LA MASSERIA DELLA ALLODOLE
Regie: Vittorio and Paolo Taviani.
2005
ELEMENTARTEILCHEN
Regie: Oskar Roehler
-Silberner Bär als Bester Schauspieler (Internationale Filmfestspiele Berlin 2006)
MÜNCHEN
Regie: Steven Spielberg
LE CONCILE DE PIERRE
Regie: Gulliaume Nicloux
2004
VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE
Regie: Helmut Dietl
2003
FAKIREN FRA BILBOA
Regie: Peter Flinth
AGNES UND SEINE BRÜDER
Regie: Oskar Roehler
2001
SOLINO
Regie: Fatih Akin
2000
LAMMBOCK
Regie: Christian Zübert
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TAKING SIDES – DER FALL FURTWÄNGLER
Regie: István Szabó
2000
DAS EXPERIMENT
Regie: Oliver Hirschbiegel
- Bester Hauptdarsteller und Publikumspreis für Schauspieler des Jahres (Deutscher
Filmpreis 2001)
- Golden Space Needle als Bester Hauptdarsteller (Seattle International Filmfestival 2003)
- Deutscher Videopreis 2000
- BZ Kulturpreis 2000
- Jupiter als Bester Schauspieler (Publikumspreis der Zeitschrift Cinema)
1999
IM JULI
Regie: Fatih Akin
1998
DAS GELBE VOM EI (Fernsehfilm)
Regie: Lars Becker
LUNA PAPA
Regie: Bakhtjar Chudojnazarow
FANDANGO
Regie: Matthias Glasner
1997
LOLA RENNT
Regie: Tom Tykwer
MÄNNERPENSION
Regie: Detlev Buck
1996
KNOCKIN` ON HEAVEN`S DOOR
Regie: Thomas Jahn
- Filmband in Gold als Bester Nebendarsteller (Deutscher Filmpreis 1997)
- Ernst Lubitsch Preis
1995
STADTGESPRÄCH
Regie: Rainer Kaufmann
1994
UNSCHULDSENGEL (Fernsehfilm)
Regie: Rainer Kaufmann
KINDER DES SATANS (Fernsehfilm)
Regie: Bernd Schadewald
1993
SCHULZ & SCHULZ (Fernsehfilm)
Regie: Nico Hoffmann
EINFACH NUR LIEBE
Regie: Peter Timm
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Elsa Sophie Gambard - Pegah
Die junge Schauspielerin, die in FREE RAINER - DEIN FERNSEHER LÜGT ihre erste grosse Rolle spielt,
wurde 1981 in Bielefeld geboren. Später ging sie nach München und legte in Melbourne ein Auslandsjahr
ein. Während der Schulzeit setzte sie sich aktiv für Projekte von Greenpeace und Amnesty International
ein. Nach dem Abitur begann sie ein Medizinstudium, in dem sie bis zum Physikum bereits mehrere
Auszeichnungen gewann.
Filmographie
2003
DER WUNSCHBAUM (Dreiteiler für die ARD)
Regie: Dietmar Klein
1999
SCHULE
Regie: Marco Petry
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Milan Peschel - Phillip
Milan Peschel wurde 1968 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung als Theatertischler an der Deutschen
Staatsoper Berlin arbeitete er bis 1991 als Bühnentechniker. Darauf studierte er vier Jahre an der
Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Nach dem Abschluss folgten Engagements am
Hans-Otto-Theater in Potsdam und an der Neuen Bühne Senftenberg. Seit 1997 gehört er fest zum
Ensemble der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz unter der Intendanz von Frank Castorf. Darüber
hinaus absolviert er Gastauftritte an anderen deutschen und österreichischen Bühnen, etwa am Thalia
Theater in Hamburg oder bei den Salzburger Festspielen.
Neben seiner Theatertätigkeit steht Milan Peschel auch immer wieder vor der Kamera. So war er
beispielsweise in erfolgreichen TV-Produktionen wie „Stauffenberg“ zu sehen. Seine Leistung in dem
Kinofilm Netto brachte ihm 2006 eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis als Bester
Hauptdarsteller. Milan Peschel lebt in Berlin.
Filmographie (Auswahl)
2007
MITTE ENDE AUGUST (in Produktion)
Regie: Sebastian Schipper
2007
HÄNDE WEG WEG VON MISSISSIPPI
Regie: Detlef Buck
DAS WILDE LEBEN
Regie: Achim Bornack
ALLE ALLE
Regie: Pepe Planitzer
2006
LEBEN MIT HANNAH
Regie: Erica von Müller
2005
NETTO
Regie: Robert Thalheim
2004
LENZ
Regie: Thomas Imbach
2002
ICH (Kurzfilm)
Regie: Robert Thalheim
Fernsehen (Auswahl)
2005-2006 TATORT PECHMARIE
Regie: Hendrik Handloegten
TATORT LEIDEN WIE EIN TIER
Regie: Uwe Janson
2004
STAUFFENBERG
Regie: Jo Baier
2003
DER IDIOT
Regie: Frank Castorf
2000
DÄMONEN
Regie: Frank Castorf
1999
DAS GESTOHLENE LEBEN
Regie: Christian Görlitz
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Theater (Auswahl)
2007
NORD
Regie: Frank Castorf
2006
DAS GROSSE FRESSEN
Regie: Dimiter Gottscheff
IM DICKICHT DER STÄDTE
Regie: Frank Castorf
2005
SCHULD UND SÜHNE
Regie: Frank Castorf
2003
KAMPF DES NEGERS UND DER HUNDE
Regie: Dimiter Gottscheff
2002
ZEIT ZU LIEBEN, ZEIT ZU STERBEN
Regie: Armin Petras
MEISTER UND MARGARITA
Regie: Frank Castorf
2001
ERNIEDRIGTE UND BELEIDIGTE
Regie: Frank Castorf
FIGHT CITY
Regie: Armin Petras
2000
HAMLET
Regie: Armin Petras
1999
DÄMONEN
Regie: Frank Castorf
1998
SCHMUTZIGE HÄNDE
Regie: Frank Castorf
1995/96
KLASSENFEIND
Regie: Aureliusz Smigiel
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Gregor Bloéb - Maiwald
Gregor Bloéb wurde 1968 in Innsbruck geboren. Der vielseitige Künstler begann seine filmische Arbeit
1990 mit der „Piefke Saga“, einer Miniserie, die von Felix Mitterer und Wilfried Dotzel geschrieben und
inszeniert wurde. Seine Arbeit umfasst neben den Rollen in den Kinoproduktionen auch zahlreiche
Fernsehproduktionen verschiedener Genres. Zu erwähnen sind auch seine Theaterengagements u.a. am
Volkstheater Wien, Sommerspiele Perchtoldsdorf, Sommertheater Haag, Bayerische Staatsschauspiel,
Schauspiel Frankfurt, Volkstheater München und das Theater an der Josefstadt in Wien, sowie die
erfolgreiche Eigenprodukion „ Die grosse Gregor Bloéb Show“
Filmographie:
2006
LAPISLAZULI
Regie: Wolfgang Murnberger
2002
VOLLGAS
Regie: Sabine Derflinger
ANDREAS HOFER – DIE FREIHEIT DES ADLERS
Regie: Xaver Schwarzenberger
2001
NACHTFALTER, EXIT II
Regie: Franz Novotny
1994
JOINT VENTURE
Regie: Dieter Berner
Fernsehen (Auswahl):
2007
2006
POLLY ADLER
Regie: Peter Gersina
LADYLAND
Regie: Torsten Wacker
MUTTIS LIEBLING
Regie: Xaver Schwarzenberger
2005-2007 ALLES AUSSER SEX (2 Staffeln)
Regie: Peter Gersina, Matthias Steurer
2005
ARME MILLIONÄRE
Regie: Peter Gersina
2004
RUFER - DER WOLF
Regie: Peter Patzak
DER BULLE VON TÖLZ
Regie: Jo Henschel
2003
HELD DER GLADIATOREN
Regie: Jorgo Papavassilou
2001-2006 POLIZEIRUF 110
MIT ANDEREN AUGEN
Regie: Buddy Giovinazzo
DIE MASS IST VOLL
Regie: Klaus Krämer
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VATER UNSER
Regie: Bernd Schadewald
TIEFE WUNDEN
Regie: Buddy Giovinazzo
UM KOPF UND KRAGEN
Regie: Peter Patzak
GELOBTES LAND
Regie: Peter Patzak
1999 - 2004 TATORT
WÄCHTER DER QUELLE
Regie: Holger Bartel
ELVIS LEBT!
Regie: Peter Sämann
KRIEGSSPUREN
Regie: Nina Grosse
ABSOLUTE DISKRETION
Regie: Peter Payer
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Simone Hanselmann - Anna
Die in Mülheim a.d. Ruhr geborene Simone Hanselmann schlug schon früh eine Medienkarriere ein. Mit
16 stand sie im Finale des Deutschen Modelwettbewerbs „Gesicht 96“. Zeitgleich begann sie international
als Model für Fotoaufnahmen und auf dem Laufsteg zu arbeiten. Bald wechselte sie zu den bewegten
Bildern und spielte ihre erste Hauptrolle in dem Kinofilm Flashback – Mörderische Ferien. Für diese
Leistung wurde sie 2000 für den Bunte New Faces Award nominiert.
Inzwischen arbeitet Simone Hanselmann, die auch einige Zeit lang u.a. auf MTV moderierte, intensiv an
ihrer Schauspielkarriere. Die Wahlberlinerin verbringt seit 2001 ein Drittel des Jahres in New York, wo sie
Schauspielunterricht an den renommierten HB Studios nimmt und einige Kurzfilme mit Jungregisseuren
gedreht hat. Parallel dazu steht sie weiterhin für deutsche Kino- und Fernsehfilme vor der Kamera.
So spielt sie seit 2005 die Hauptrolle „Edda“ in der Pro Sieben Serie „Alles ausser Sex“. Die Dreharbeiten
zur zweiten Staffel fanden 2006 in München statt. Simone Hanselmann engagiert sich auch sozial, unter
anderem als SOS Kinderdorf-Botschafterin sowie für die Jungen Helden Berlin e.V., die bei Jugendlichen
das Bewusstsein für Organspenden fördern will, und die Dunkelziffer e.V., die sexuell missbrauchten
Kindern hilft.
Filmographie:
2004
POLLY BLUE EYES
Regie: Tomy Wigand
2000
FLASHBACK – MÖRDERISCHE FERIEN
Regie: Michael Karen
Fernsehen (Auswahl):
2007
STOLBERG
Regie: Ulrich Zrenner
2006
TIERÄRZTIN DR. MERTENS
Regie: Karola Hattop, Matthias Luther
2005 – 2007
ALLES AUSSER SEX (2 Staffeln)
Regie: Peter Gersina, Matthias Steurer
2004
SEX & MEHR
Regie: Peter Gersina
2003 – 2005
SCHULMÄDCHEN (2 Staffeln)
Regie: Axel Sand, Christian Ditter
2003
HAI-ALARM AUF MALLORCA
Regie: Jorgo Papavassiliou
2000
ZWEI ENGEL AUF STREIFE
Regie: Michael Karen
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Franziska Knuppe - Maiwalds Freundin
Franziska Knuppe wurde in Rostock geboren, wuchs aber in Potsdam auf, wo sie zur Schule ging und ihr
Abitur machte. Danach absolvierte sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Park Hilton Hotel in München.
Zurück in Potsdam begann sie ein Wirtschaftsstudium und jobbte als Kellnerin im „Café Heider“, wo sie
von Wolfgang Joop entdeckt wurde. Durch seine Vermittlung kam sie zum Model Management in
Hamburg und gewann beim „Elite Model Look“. Seit dem arbeitet sie für internationale Agenturen in New
York, London, Paris, Barcelona u.a. und mit renommierten Photographen wie Peter Lindbergh, Arthur
Elgort, Iris Brosch, Michel Comte, Michael Wirth, Ralph Mecke, Stefan Indlekofer, Holger Eckstein, Jim
Rakete, Alan Gelati, Roger Weber und Joachim Baldauf.
Von November 2005 bis Juni 2007 schrieb Franziska Knuppe ihre eigene Lifestylekolumne in der
Zeitschrift “InTouch”, wöchentlich eine Seite über die angesagten Trends aus der ganzen Welt. Sie war in
Werbekampagnen von so grossen Marken wie Samsung, Otto, Joop, Reebok, Olympus, NY&Company zu
sehen. Zu Ihren Auftraggebern gehörten: Karstadt, P&C, Otto, Louis Vuitton, Diesel,
Philips, Escada, Rena Lange, Sat 1, RTL, Pro 7, Opel, Samsung, Dior, ...
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kahuuna films
kahuuna films wurde 2006 als Nachfolgefirma der y3 film Hans Weingartner Filmproduktion gegründet.
Nach dem grossen Erfolg seines Spielfilmdebüts Das weisse Rauschen (2001) hatte Weingartner
zunächst nicht primär die Absicht, seine Filme selbst zu produzieren. Aber seine komplizierte Stoffsuche
und die offene Entstehungsweise seiner Filme liessen diesen Schritt zu einer Option werden, die auch
eine künstlerische Herausforderung für ihn darstellte. Diese meisterte er sowohl kreativ als auch
wirtschaftlich.
Bereits für Die fetten Jahre sind vorbei tat sich Weingartner mit Antonin Svoboda von der coop99, einem
der interessantesten Produzenten aus Österreich, zusammen. Auch bei FREE RAINER – DEIN
FERNSEHER LÜGT ist Svoboda als Koproduzent wieder an Hans Weingartners Seite. Svoboda ist
Gründungsmitglied des Wiener Filmemacher-Kollektivs coop99, zu dem des Weiteren die Regisseurinnen
Barbara Albert und Jessica Hausner sowie der Kameramann Martin Gschlacht gehören.
Die Produktionsfirma steht für international erfolgreiches Autorenkino wie Nordrand (1999), Hotel (2004)
oder Fallen (2006), der 2006 bei den Filmfestspielen von Venedig lief. coop99 gilt als Synonym für eine
Nouvelle Vague auf Wienerisch und ist sowohl stilistisch als auch programmatisch ein idealer Partner für
Hans Weingartner und sein Konzept vom politischen Kino.
Bei FREE RAINER - DEIN FERNSEHER LÜGT arbeitet Weingartner zudem erneut mit dem
Herstellungsleiter Karsten Aurich zusammen, der mit seiner Produktionsfirma sabotage films eine
Bürogemeinschaft mit kahuuna films in Berlin unterhält.
Mit Die fetten Jahre sind vorbei landete Weingartners Produktionsfirma einen Coup und präsentierte in
Cannes 2005 den ersten deutschen Wettbewerbsbeitrag seit elf Jahren. Weingartner pokerte hoch, das
finanzielle Risiko war enorm, aber der Erfolg gab ihm Recht.
Die neue Produktionsfirma trägt den Namen kahuuna films - angelehnt an KAHUNA – die hawaiianische
Bezeichnung für Prophet, Seher, Visionär.
Die Kahuna sind hawaiianische Shamanen, denen u.a. aussergewöhnliche Feuerunempfindlichkeit
nachgesagt wird. Mit ihrem Können erfüllten sie gleichzeitig die alltäglichen Bedürfnisse ihres Volkes: z. B.
konnte ein Kahuna genaue Grösse und Ort eines Fischschwarms fast auf den Fisch genau voraussagen ebenso wie die Art von Netz, die dafür benötigt wurde. Die Fischer brauchten also nur noch aufzubrechen
und einzusammeln... Eine Fähigkeit, die sich auch jeder Filmproduzent wünscht.
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coop99
coop99 ist die Plattform einer neuen FilmemacherInnen-Generation in Österreich. Coop99-Filme stehen
für Authentizität, persönliche Stellungnahme und individuelle Machart und begreift sich als Internationale
österreichische Filmproduktion, die für den europäischen und weltweiten Markt im Bereich Arthouse tätig
ist.
coop99 ist die Fortsetzung einer langjährigen Zusammenarbeit, die auf der Wiener Filmakademie mit
international erfolgreichen Kurzfilmen begonnen hat.
Filmographie:
2007
IMMER NIE AM MEER
Regie: Antonin Svoboda
- Filmfestival Max Ophüls Preis 2007
- Thomas Pluch Drehbuch Förderpreis 2007
2006
FALLEN
Regie: Barbara Albert
- Wettbewerb Internationale Filmfestspiele Venedig 2006
ESMAS GEHEIMNIS - GRBAVICA
Regie: Jasmila Zbanic
- Goldener Bär für den Besten Film (Internationalen Filmfestspielen Berlin 2006)
SLUMMING
Regie: Michael Glawogger
- Wettbewerb Internationale Filmfestspiele Berlin 2006
I´M ABOUT WINNING (Dokumentarfilm)
Regie: Andrea Eckert
- Viennale 2006
TOAST
Regie: Jessica Hausner
Videoinstallation im Kunsthaus Graz
2005
SCHLÄFER
Regie: Benjamin Heisenberg
- „Un Certain Regard“ (Internationale Filmfestspiele Cannes 2005)
- Max Ophüls Preis (Filmfestival Max Ophüls 2006)
- First Steps Award 2005
- Angers Grand Prix 2006
SPIELE LEBEN
Regie: Antonin Svoboda
- Internationale Filmfestspiele Toronto 2005
- Internationale Filmfestspiele San Sebastián (Zabaltegi) 2005
DARWINS ALPTRAUM (Dokumentarfilm)
Regie: Hubert Sauper
- Internationale Filmfestspiele Venedig
- Europäischer Filmpreis 2004
- César als Bester Erstlingsfilm 2004
- Nominiert für den Oscar® in der Kategorie Bester Dokumentarfilm
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI
Regie: Hans Weingartner
- Wettbewerb Internationale Filmfestspiele Cannes 2004
Filmpreis in Silber für Bester Spielfilm (Deutscher Filmpreis 2005)
2004
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HOTEL
Regie: Jessica Hausner
- „Un Certain Regard“ (Internationale Filmfestspiele Cannes 2004)
- Grosser Diagonale Preis für den Besten Spielfilm 2006
VISIONS OF EUROPE
Regie: Barbara Albert (Episode)
2003
BÖSE ZELLEN
Regie: Barbara Albert
- Wettbewerb Filmfestival Locarno 2003
FRIENDLY ALIEN (Dokumentarfilm)
Regie: Jessica Hausner und Antonin Svoboda
KALTFRONT
Regie: Valentin Hitz
- Filmfestival Max Ophüls Preis 2003
2001
LOVELY RITA
Regie: Jessica Hausner
- „Un Certain Regard“ (Internationale Filmfestspiele Cannes 2001)
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Das Buch zum Film
Hans Weingartner
"Free Rainer" –
Ein Filmbuch von Hans Weingartner
Mit farbigem Bildteil
st 3909. Etwa 200 Seiten
ca. Fr. 15.60
ISBN 978-3-518-45909-6
erscheint im Oktober 2007
Wenn Sie an einem Rezensionsexemplar interessiert sind, wenden Sie sich bitte an Frau Nicole Almeroth
aus der Medienabteilung des Suhrkamp Verlages: [email protected]
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