Ansprache von Ruth Rutman anlässlich des Welt

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Medienmitteilung
Zürich, September 2011
Mut wird belohnt!
Welt-Alzheimertag 2011
Einleitende Worte von Ruth Rutman,
Präsidentin Alzheimervereinigung Kanton Zürich
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste
Ich begrüsse Sie ganz herzlich im Namen der Alzheimervereinigung Kanton Zürich.
Mein Name ist Ruth Rutman, ich bin Präsidentin der Vereinigung.
Ich möchte Sie, liebe Gäste, liebes Publikum, zum Denken anregen über
Demenzerkrankungen und über Alzheimer, einer Form einer Demenzerkrankung.
Nicht nur darüber nachzudenken, sondern auch darüber zu sprechen.
Wenn jemand an einer Demenz erkrankt, dann ist dies nicht sofort sichtbar, die
Krankheit kommt in den meisten Fällen langsam und schleichend. Und dieses
langsame und schleichende wird dann oft, gerade dort, wo ältere Menschen
betroffen sind, als normal, als Alterserscheinung abgetan. Man will es einfach nicht
wahrhaben. Auch bei jüngeren Menschen werden zuerst alle möglichen anderen
Ursachen gesucht, Burnout oder Depression, aber an eine beginnende Demenz
wird zuletzt gedacht. Nicht nur von den betroffenen Personen und ihrem
persönlichen Umfeld, sondern auch von Ärzten und vom medizinischen Personal.
Einige unserer diesjährigen Preisträger haben genau dies erlebt. Es ist unsere
Aufgabe, dies zu ändern.
Die meisten Menschen assoziieren Demenz mit einem totalen Verlust der geistigen
Fähigkeiten und mit einem ebenso totalen Verlust der persönlichen Autonomie.
Davor haben wir als Menschen in unserer heutigen Gesellschaft, in welche
Rationalität und Individualität einen sehr hohen Stellenwert haben, davor haben
wir sehr grosse Angst.
Der Alzheimervereinigung Kanton Zürich ist es ein Anliegen, Demenzerkrankungen
und Alzheimer in einem andern Licht aufscheinen zu lassen. Das Bild in unseren
Köpfen vom im Bett liegenden, verwirrten und blicklosen Alzheimerpatienten, der
nichts mehr selber tun kann und rund um die Uhr gepflegt werden muss, ergänzen
wir mit dem Bild von Menschen, die trotz ihrer Erkrankung ein soweit als möglich
selbstbestimmtes Leben führen können. Wir machen damit die Schwere der
Erkrankung nicht klein, aber wir zeigen auf, dass es viele Stadien der Erkrankung
gibt, nicht nur das eben erwähnte, unzweifelhaft schlimme Endstadium. Das ist das
eine Anliegen.
Und nun das andere Anliegen: Demenz und Alzheimer dürfen nicht länger
versteckt und tabuisiert werden. Verstecken und Tabuisieren hat ja sehr oft auch
zur Folge, dass Betroffene und Angehörige sich schämen für ihre Krankheit und
sich sogar schuldig fühlen, dass sie krank geworden sind.
Susan Sonntag, die amerikanische Philosophin, hat dagegen angekämpft, dass
Krankheiten als Methaphern verstanden werden. Im 19. Jahrhundert, so Susan
Sonntag, diente Tuberkulose als Methapher, im 20. Jahrhundert Krebs und die
Imunschwächekrankheit Aids. Wenn Susan Sonntag noch lebte, würde sie uns
allenfalls aufzeigen, dass Demenzerkrankungen und Alzheimer im beginnenden 21
Jahrhundert ebenfalls als Metaphern missbraucht werden.
Was meine ich damit? Die Idee, dass wir mit einer richtigen Prävention, einer
richtigen Prophylaxe, einer richtigen Lebensweise nicht krank werden würden, ist,
gelinde gesagt, vermessen. Ein Artikel im letzten „Gesundheitstipp“ mit dem
vollmundigen Titel „Wie Sie sich vor der Krankheit Alzheimer schützen“ ist ein
Beispiel dazu. Implizit wird weis gemacht, dass wir mit der richtigen Ernährung, mit
einem tiefen Blutdruck und tiefen Blutfettwerten nicht alzheimerkrank werden. Mit
Verlaub: Das ist nun wirklich zu kurz gedacht und ist ein Affront für Betroffene und
Angehörige. Natürlich können wir mit einer gesunden Lebensweise dazu beitragen,
dass es uns gut geht, aber meinen, dass wir damit diese oder andere
Erkrankungen verhindern können, ist ein gefährlicher Trugschluss. Zu Ende
gedacht würde dies bedeuten, dass wir alle, bei allen Krankheiten, immer selber
schuld sind. Und wenn wir sterben, sind wir eh selber schuld, eben, weil unser
Lebensstil nicht gesund genug war. Gegen diese Gedanken hat die eben erwähnte
Susan Sonntag gekämpft.
Das ist vielleicht jetzt ein bisschen ein Umweg gewesen um Sie alle auf den
heutigen Anlass und die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger einzustimmen.
Unsere diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Fokus Preises sind
sozusagen Botschafterinnen und Botschafter eines andern Bildes von
Demenzerkrankungen. Sie sind diejenigen, die die Krankheit nicht verheimlichen,
nicht tabuisieren und eben nicht hinter Metaphern verstecken, sondern dazu
stehen und sogar in einer breiteren Öffentlichkeit auftreten, darüber reden und
dadurch auch vieles von sich, auch viel Privates, offenlegen und preisgeben.
Meine Damen und Herren, es gehört sehr viel Mut dazu und ich danke unseren
Preisträgerinnen und Preisträgern für diesen Mut. Der Alzheimervereinigung ist es
ein Anliegen, sie auf diesem Weg zu unterstützen. Wir ehren heute Betroffene und
Angehörige mit dem Fokuspreis genau dafür: Für Ihren Mut, hinzustehen, auch
gegen aussen hin und sogar in einer breiteren Öffentlichkeit, und zu sagen, „ich
habe Alzheimer“ oder „mein Mann hat Alzheimer“. Der Preis besteht aus einer
Urkunde (zeigen) und aus einem Geldbetrag.
Der langen Rede kurzer Sinn: Ich heisse Sie alle, sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste, zum diesjährigen Anlass zum Weltalzheimertag ganz herzlich
willkomen. Speziell begrüsse ich unseren Gast, Dr. Thomas Heiniger,
Regierungsrat und Vorsteher der kantonalen Gesundheitsdirektion, welcher dann
auch die Urkunde an unsere Preisträgerinnen und Preisträger übergeben wird.
Ein spezielles Willkomm geht an
Kurt Meier, Direktor der Pflegezentren der Stadt Zürich, der uns jeweils im
Pflegezentrum Riesbach Gastrecht für Anlässe gewährt,
Dr. Bettina Ugolini, Leiterin der Beratungsstelle Leben im Alter am Zentrum für
Gerontologie der Universität Zürich,
Dr. Irene Bopp, leitende Ärztin, und Brigitte Rüegger, Leiterin Psychologischer
Dienst, beide an der Memory Klinik der Klinik für Akutgeriatrie am Stadtspital Waid,
mit welchen wir eng zusammenarbeiten,
Silvia Seiz-Gut, welche als Kantonsrätin unsere Themen auf der politischen Ebene
einbringt und Christine Fueter, die Präsidentin der Paulie und Fridolin DüblinStiftung, welche unsere Organisation jeweils mit namhaften Beiträgen finanziell
überstützt .
Ebenfalls herzlich begrüsse ich Dr. Ulrich Gut, Präsident unserer nationalen
Dachorganisation, der Schweizerischen Alzheimervereinigung.
Auch die Vertreterinnen und Vertreter der Medien begrüsse ich herzlich und ich
danke ihnen dafür, dass sie den Welt-Alzheimertag zum Anlass nehmen, um über
Demenz und Alzheimer zu berichten.
Bevor ich das Wort an Dr. Heiniger übergebe, ein weiteres Wort des Dankes an:
Kaspar Fierz, Leiter des Miller‘ Studio und an Dr. Fritz Wehrli-Schindler, Hausherr
in der Mühle Tiefenbrunnen. Ihnen danke ich für die Zusammenarbeit und dafür,
dass wir hier in der Mühle Tiefenbrunnen Gast sein dürfen mit unserem Anlass.
21.9.2011/RR
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