Protokoll ()

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07.01.05
USA
Chlorgas-Zug verunglückt - acht Tote
Acht Menschen sind in den USA getötet worden, als ein mit
Chlorgas beladener Güterzug auf stehende Waggons aufprallte
und die giftigen Dämpfe frei wurden. 240 Menschen wurden
durch die ätzende Substanz verletzt.
Luftbild der Unglückstelle: Geruch wie im Schwimmbad
Der große Knall - Bitterfeld 1968
Am 11. Juli 1968 um 13:57 Uhr vernahm ganz Bitterfeld einen
ohrenbetäubenden Knall. Schwer und dumpf bebte die Erde. Eine
schwere Gasexplosion hatte die PVC-Fabrik in Trümmer gerissen.
Mindestens 41 Menschen starben, Hunderte wurden schwer verletzt.
-1-
Seveso
Der Albtraum dauert an
Als am 10. Juli 1976 in einer Chemiefabrik im Mailänder Vorort
Seveso unbemerkt eine hochgiftige Gaswolke entweicht,
brachte der Unfall das Dioxin in die Schlagzeilen. Die Wunden
sind noch nicht verheilt.
15.10.08
Chlorunfall in Schwimmbad
Bei einem Unfall mit Chlorgas sind in einem Erlebnisbad in Bitburg
mehrere Kinder und Erwachsene verletzt worden, zwei mussten in
ein Krankenhaus eingeliefert werden….
-2-
24.10.1988
"Es geht darum, unsere Haut zu retten"
Die Zerstörung des Ozonschilds der Atmosphäre ist nach den jüngsten
Erkenntnissen der Wissenschaftler schon weiter fortgeschritten als
bislang angenommen. Der einzige Ausweg - der Verzicht auf chlorhaltige
Industriegase, die den Ozonabbau verursachen….
-3-
Protokoll zum
Experimentalvortrag
über
„Halogene im Alltag“
von
Oliver Strauch
Jahnstr.6
35239 Steffenberg
Matr.-Nr.: 1517260
zum Vortrag vom 12.11.2008
Hinweis:
Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
-4-
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung ..................................................................................................... - 6 2. Was sind Halogene? ................................................................................. - 8 3.1 Versuch 1: Fluoridnachweis aus Zahnpasta .............................. - 10 3.2: Demo 1 Fluorierte Schweinezähne .............................................. - 11 3.3: Versuch 2: Glasätzen mit Flusssäure ......................................... - 14 4. Chlor im Alltag .......................................................................................... - 17 4.1: Versuch 3 Chlorbleiche ...................................................................... - 18 4.2: Demo 2 Geruchsentfernung mit Chlor........................................ - 20 4.3: Demo 3 Streichhölzer ...................................................................... - 21 4.4: Versuch 4 Chlorgas zu Hause ....................................................... - 24 5. Brom im Alltag .......................................................................................... - 26 5.1: Versuch 5 Brom aus Badesalz ...................................................... - 27 6. Iod im Alltag .............................................................................................. - 29 6.1: Versuch 6 Iod aus Algen ................................................................ - 29 7. Schulrelevanz............................................................................................ - 34 -
-5-
1. Einleitung
Chemieunfälle erzeugen meist große Schlagzeilen in den Medien. Bilder
zeigen die verheerenden Folgen dieser Unfälle und nicht selten werden
Studien veröffentlicht, die über die
katastrophalen Folgen von
Chemieunfällen, Chemikalien oder sonstigen chemischen Prozessen
berichten.
Bei den oben gezeigten Schlagzeilen von Chemieunfällen waren jeweils
Halogene bzw. Halogenverbindungen involviert. Aufgrund der Vielzahl
solcher Schlagzeilen ist es verständlich, dass bei einem großen Teil der
Menschen eine Abneigung gegen Halogene bzw. Halogenverbindungen
erzeugt wird.
Beispielhaft dafür sind Berichte und Bilder aus dem Vietnamkrieg, in dem
die USA durch Herbizide (Entlaubungsmittel) mit dem Codenamen „Agent
Orange“ die Wälder entlaubte, um die Feinde besser aufspüren zu
können. Leider waren diese Herbizide verunreinigt mit Dioxinen und diese
sind giftig und erbgutschädigend. Die Auswirkungen sind (leider allzu)
deutlich erkennbar.
Durch falschen Einsatz der Halogene bzw. Halogenverbindungen kam es
zu völlig zerstörten Landschaften, zu geschädigten Erwachsenen und vor
allem Kindern. Daher darf man und sollte man nicht verharmlosen, dass
Halogene bzw. Halogenverbindungen gefährlich sind. Falsch eingesetzt
-6-
geht von ihnen großes zerstörerisches Potential aus. Daher sind Halogene
bzw. Halogenverbindungen bei der Bevölkerung verpönt und werden als
giftig und gefährlich eingestuft. Menschen- und Umweltschäden war auch
Inhalt des, hier teilweise, abgedruckten Interviews1:
Hermann Strenger übernahm 1984 den Vorstandsvorsitz des BayerKonzerns. Er erklärte die Ökologie und die Ökonomie zu gleichrangigen
Zielen und startete ein breit angelegtes Umweltschutzprogramm2.
Der obige Ausschnitt ist entnommen aus einem Gespräch von Hermann
Strenger mit dem Spiegel®, indem diskutiert wurde, in wie weit die Chemie
mitverantwortlich für Umweltverschmutzung und Umweltschäden ist. In
diesem Gespräch äußerte Hermann Strenger „Wir können nicht einfach
auf Gift verzichten“ und drückt damit aus, dass von der chemischen
Industrie unbestritten Umweltschäden ausgegangen sind aber ohne
1
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13531711&top=SPIEGEL
(Stand 15.12.2008)
2 http://www.bayer.de/de/Hermann-Josef-Strenger.aspx (Stand 22.11.2008)
-7-
chemische Industrie der heutige Lebensstandart nicht hätte erreicht
werden können3.
Diese Aussage Strengers, die zum Titel des Gespräches wurde, ist in
leicht abgeänderter Form auch das Thema meines Experimentalvortrages.
„Wir können nicht einfach auf Halogene bzw. auf ihre Verbindungen
verzichten“. Dies soll deutlich gemacht werden an der Bedeutung der
Halogene und deren Verbindungen für den Alltag. Oftmals werden nur die
negativen Auswirkungen von Halogenen und ihren Verbindungen bei
verschiedenen Unfällen diskutiert und man vergisst dabei, welche Rolle
Halogene bzw. Halogenverbindungen im Alltag spielen und in welcher
Fülle sie dort zu finden sind. In diesem Vortrag werden nun einige
Bereiche betrachtet, in denen Halogene bzw. deren Verbindungen
unverzichtbar sind. Halogene und Halogenverbindungen haben derart
viele Einsatzbereiche, dass im Folgenden nur eine Auswahl vorgestellt
wird und somit keine vollständige Betrachtung erreicht wird.
2. Was sind Halogene?
Halogen leitet sich von dem griechischen Wort „Halos“ ab und bedeutet
Salzbildner.
Die
Halogene
bilden
die
siebte
Hauptgruppe
des
Periodensystems. Die Elemente sind Fluor, Chlor, Brom, Iod und Astat.
Astat ist radioaktiv. Das stabilste Isotop hat eine Halbwertszeit von 8,3
Stunden. Astat kommt nur in geringen Mengen auf der Erde vor und spielt
somit keine große Rolle für den Alltag und daher auch nicht für den
Vortrag.
Halogene
sind
ausgeprägte
Nichtmetalle
mit
einer
hohen
Elektronegativität und sind sehr reaktionsfreudig. Ihnen fehlt ein Elektron
zur Edelgaskonfiguration. Durch die große Reaktionsfreudigkeit kommen
die Halogene nie atomar vor, sondern als Moleküle oder in gebundener
Form.
3
http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=13531711&aref=image036/2006/05
/15/cq-sp198805100300038.pdf&thumb=false (Stand 22.11.2008)
-8-
3. Fluor / Fluorverbindungen im Alltag
Fluor ist aus dem Griechischen übernommen und bedeutet „Fluss“.
Der Name kommt daher, dass das natürlich vorkommende Mineral Fluorit
(Flussspat) in der Metallurgie als Flussmittel zur Herabsetzung des
Schmelzpunktes von Erzen verwendet wurde4.
Fluor ist das reaktivste Element überhaupt und kommt nur in den
Oxidationsstufen 0 und -1 vor. Bei Raumtemperatur ist es ein gelbliches
Gas. Fluor ist stark giftig und extrem gefährlich.
Polytetrafluorethen (PTFE) ist im Alltag weit verbreitet, den
meisten Menschen aber nur unter dem Namen Teflon®
bekannt. PTFE ist ein vollfluoriertes Polymer, sehr robust und
F
C
hoch chemikalienbeständig. Durch diese Eigenschaften ist
PTFE vielfältig verwendbar und wird auch in der Raumfahrt
F
n
eingesetzt.
Aus dem Alltag bekannt sind Teflon®-Pfannen. Dabei wird Teflon als
Antihaftbeschichtung benutzt, um zu verhindern, dass das Essen anbrennt
und um lästiges Pfannen-Reinigen zu vermeiden. Teflon wird auch in
Gore-Tex® Textilien verwendet.
Traurige Berühmtheit haben die Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW)
erlangt. FCKW-Gase sind reaktionsträge, unbrennbar, wenig giftig und
chemisch stabil. Damit eignen sie sich sehr gut für Kühl- und Treibgase.
Bis Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden sie
zum
Beispiel in Deosprays eingesetzt, da sie mit dem Duftstoff nicht reagierten
und nicht giftig für den Menschen waren. Leider sind FCKWs aber
atmosphärenschädigend. FCKW-Gase steigen in die Atmosphäre auf und
werden dort durch UV-Strahlung homolytisch gespalten, reagieren unter
einer Radikalkettenreaktion mit Ozon und bauen dieses zu Disauerstoff
ab. Da es sich um eine Radikalkettenreaktion handelt, ist es möglich, dass
zum Beispiel ein Chlorradikal bis zu 10 000 Ozonmoleküle spalten kann:
4
http://de.wikipedia.org/wiki/Fluor (Stand 6.12.2008)
-9-
CF Cl3
h* v

 CF Cl2  Cl
2 Cl  2 O 3
2

 2 ClO  2 O 2
ClO 
 Cl2O 2
Cl2 O 2
ClO 2
h* v

 ClO 2  Cl

 Cl  O 2

2 O3

 3 O2
Das obige Schema stellt eine Methode des Ozonabbaus durch FCKWs
dar. Dabei soll gezeigt werden, dass eingesetzte Radikale, hier
Chlorradikale, nach der Reaktion wieder zur Verfügung stehen und die
Reaktion wieder von Neuem beginnt, bis es zu einem Kettenabbruch
kommt.
Die Ozonschicht ist für die Erde und insbesondere für die Menschheit
unverzichtbar. Sie schützt uns vor der energiereichen UV-Strahlung. Da
FCKWs eine zu starke Gefährdung der Ozonschicht darstellen, sind sie
heute verboten.
Weniger bekannt im Alltag sind Fluorsalze. Sie werden zugegeben in
Trinkwasser, Speisesalz oder auch in Zahnpasta.
3.1 Versuch 1: Fluoridnachweis aus Zahnpasta5
Geräte:
5
-
2 Reagenzgläser
-
Gummistopfen
-
Reagenzglasständer
-
Spatel
http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/haus/v096.htm (Stand 6.12.2008)
- 10 -
Chemikalien:
-
Eisen(III)-chlorid-Lösung (w = 1 %) (R 22-38-41; S 26-39; Xn)
-
Kaliumthiocyanat-Lösung (c = 1 mol/l) (R 20/21/22-32-52/53; S1361; Xn)
-
Kaliumfluorid (w = 1 %) (R 23/24/25; S(1/2)-26-45; T)
-
fluorierte Zahnpasta (weiß)
-
ention. Wasser
Durchführung/ Beobachtung:
In zwei Reagenzgläser werden jeweils einige Tropfen Eisen(III)-chloridLösung und Kaliumthiocyanat-Lösung gegeben und mit Wasser 1:10
verdünnt. Zu der blutroten Lösung wird einmal Kaliumfluorit-Lösung und
einmal eine gute Spatelspitze Zahnpasta gegeben und bis zur Entfärbung
geschüttelt.
Auswertung/ Hintergrund:
Aus Eisen(III)-chlorid und Kaliumthiocyanat bildet sich der blutrote
Eisen(III)-thiocyanato-Komplex:
Fe3+(aq) + 3 SCN-(aq) + 3 H2O  [Fe(SCN)3(H2O)3](aq)
rot
Durch
Zugabe
der
Florid-Ionen
kommt
es
zu
einem
Ligandenaustausch. Es bildet sich das farblose Hexafluoroferrat(III)Ion:
[Fe(SCN)3(H2O)3](aq) + 6 F-(aq)
 [FeF6]3-(aq) + 3 SCN-(aq) + 3 H2O
farblos
3.2: Demo 1 Fluorierte Schweinezähne6
Geräte:
6
2 Schraubdeckelgläser 100 ml
http://www.chids.de/dachs/expvortr/621FluorIod_Troester_Scan.pdf
- 11 -
-
Becherglas 200 ml
-
Pinzette
Chemikalien:
-
Kaliumfluorid (R 23/24/25; S (1/2)-26-45; T)
-
2 mol Natronlauge (R 35; S (1/2)-26-37/39-45; C)
-
konz. Salzsäure (R 34-37; S (1/2)-26-45; C)
-
2 Schweinezähne
Durchführung/ Beobachtung:
Ein Schweinezahn wird über Nacht in Natronlauge, ein zweiter
Schweinezahn mehrere Tage in Kaliumfluorid eingelegt.
Nun werden die Zähne in je ein beschriftetes Schraubdeckelglas gegeben
und mit konzentrierter Salzsäure übergossen, bis sie gut bedeckt sind.
Nach etwa einer Stunde kann man Bläschenbildung am unfluorierten Zahn
entdecken, nach ca. 5 Stunden ist er vollständig aufgelöst. Der fluorierte
Zahn zeigt anfangs keine Reaktion, ist aber nach einem Tag ebenfalls
vollständig aufgelöst.
Auswertung/ Hintergrund:
Zahnschmelz
besteht
widerstandsfähigen
zu
97
%
Hydroxylapatit
aus
dem
extrem
(Ca5(PO4)3OH).
harten
Leider
ist
und
der
Hydroxylapatit nicht stabil gegen Säure. Zum Beispiel durch Essen eines
Apfels oder Trinken einer Zitronenlimonade werden Zähne ständig durch
Säure angegriffen. Dabei kommt es zur folgenden Zersetzung:
Ca5(PO4)3OH(s) + H3O+(aq)  5 Ca2+(aq) + 3 PO43-(aq) + 2 H2O
Durch Behandlung der Zähne mit Fluorid kommt es zu folgendem
Ionenaustausch:
Ca5(PO4)3OH(s) + F–(aq) 
Ca5(PO4)3F(s) + OH–(aq)
- 12 -
Die Hydroxid-Ionen werden gegen Fluorid-Ionen ausgetauscht und man
erhält den Fluorapatit. Der entstandene Fluorapatit ist hoch säurestabil.
Daher löst er sich in der Salzsäure auch deutlich langsamer auf, als der
Hydroxidapatit. Durch Fluoridierung des Speisesalzes, Trinkwasser oder
eben auch der Zahnpasta werden unsere Zähne fluoridiert und somit wird
ein wirksamer Säureschutz geschaffen.
Jedoch gilt hier nicht: „Viel, hilft viel“. Übermäßige Fluoridierung führt zur
Fluorose. Fluorose zeigt sich durch braune Flecken auf den Zähnen und
kann sogar zur Instabilität der Zähne führen7. Fluoridierung wird seit
einigen Jahren diskutiert und versucht durch Studien Nutzen sowie
Risiken zu bestimmen. In den USA und in der Schweiz wird sogar das
Brauchwasser fluoriert. In Deutschland dagegen ist dies verboten, da
Fluoridierung als Medikament angesehen wird und der Mensch selbst die
Entscheidung darüber tragen soll.
Flusssäure hat für die meisten
Menschen
keine
alltägliche
Bedeutung. Bekannt sind aber
geätzte
Gläser.
Zum
einen
werden sie beispielsweise dafür
gebraucht, um den ungewollten
Blick
von
Badezimmer
außen
zu
in
ein
verhindern.
Beeindruckender sind aber Glasätzungen, wie man sie in Schlössern oder
manchen Villen findet.
Gläser mattieren ist auch durch Sandstrahlen möglich, jedoch lassen sich
nicht solch feine Grau-Abstufungen wie durch Ätzen mit Flusssäure
erzielen. Eine besondere Eigenschaft der geätzten Gläser ist die optische
Umkehrung. Beleuchtet man das Glas von anderer Stelle aus, kehren sich
die hell-dunkel Verhältnisse um.
7
http://de.wikipedia.org/wiki/Fluorose (Stand 30.11.2008)
- 13 -
3.3: Versuch 2: Glasätzen mit Flusssäure8
Geräte:
-
Heizplatte
-
Porzellanschälchen
-
2 Glasplatten, 3x3 cm
-
Bleitiegel
-
Spatel
-
Tiegelzange
-
Overheadprojektor
-
Pipette
Chemikalien:
-
Sand
-
konz. Schwefelsäure (R 35; S (1/2)-26-30-45; C)
-
Calciumdifluorid
Durchführung/ Beobachtung:
Bleitiegel mit Glasplatte
Porzellanschälchen mit Sand
Heizplatte
100
120
80
60
140
40
o
C
160
Die Apparatur wird, wie oben gezeigt, im ABZUG, aufgebaut. Dabei ist
darauf zu achten, dass der Bleitiegel mit Sand gut umschlossen ist und
nicht den Boden des Porzellanschälchens berührt. In den Bleitiegel wird
nun eine Spatelspitze Calciumdifluorid und anschließend mehrere Tropfen
der konzentrierten Schwefelsäure gegeben. Der Tiegel wird zügig mit
einer Glasplatte abgedeckt und die Heizplatte auf 150 °C angestellt. Die
Glasplatte beschlägt rasch. Nach 5 Minuten nimmt man die Glasplatte
herunter und legt eine zweite auf. Der Heizrührer wird abgestellt. Die
8
E. Gerstner. Versuche zur Chemie der Nichtmetalle. Marburg 1987
- 14 -
heruntergenommene Glasplatte wird gründlich mit Wasser abgespült und
danach auf den Overheadprojektor gelegt. So sind die Ätzungen für
Zuschauer gut erkennbar. Hat man geätzte Glasplatten aus vorherigen
Versuchsdurchläufen,
kann
man
diese,
gut
gereinigt,
auch
den
Zuschauern reichen. Ätzungen sind nicht nur sichtbar, sie lassen sich
auch durch Abtasten erfühlen.
Auswertung/ Hintergrund:
Durch Erhitzen von Calciumdifluorid und konzentrierter Schwefelsäure
entsteht gasförmiges HF(g).
CaF2(s) + H2SO4(l)  2 HF(g) + CaSO4(s)
Hier lässt sich der Merksatz „Die starke Säure treibt die Schwache aus
ihren Salzen“ gut erkennen. Das Gas steigt auf und es kommt zur
Reaktion mit der Glasplatte:
SiO2(s) + 4 HF(g) 
SiF4(g) + 2 H2O
Alternativ kann man auch eine Petrischale nehmen, Kerzenwachs hinein
geben und erwärmen. Hat sich das Wachs gleichmäßig verteilt und der
Boden der Schale ist vollständig bedeckt, lässt man die Schale abkühlen.
Ist das Wachs wieder hart, kann man eine Form oder ein Muster
herauskratzen. Nun wird auf die freien Stellen Calciumdifluorid und
konzentrierte Schwefelsäure gegeben und leicht erwärmt. Nach 5 Minuten
wird die Schale gereinigt und das Wachs entfernt. An den wachsfreien
Stellen ist nun eine Ätzung zu sehen, die man wieder über den
Overheadprojektor präsentieren kann.
Flusssäure ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit und extrem
giftig.
Persönlich möchte ich noch ein Adjektiv hinzufügen: “heimtückisch“. Die
Gefährlichkeit dieser Säure erhört sich dadurch, dass die Schmerzen erst
dann auftreten, wenn die Haut die Säure schon resorbiert hat. Tiefere
- 15 -
Gewebeschichten werden verätzt, ohne das man äußerlich sichtbar
verletzt ist. Außerdem wird durch Flusssäure Calciumdifluorid aus den
Knochen ausgefällt und die Knochen werden instabil. Die Schmerzen
treten oft erst Stunden später auf und selbst starke Betäubungsmittel
lindern den Schmerz nur gering.
Daher muss man sich die Frage stellen, ob Nutzen und Risiken in einem
sinnvollen Verhältnis stehen. Sandstrahlen ist billig und wenig gefährlich.
Glasätzen extrem gefährlich, teuer aber effektvoller.
- 16 -
4. Chlor / Chlorverbindungen im Alltag
Das Wort Chlor ist vom griech. Wort “chloros“ abgeleitet, was gelbgrün
bedeutet.
Chlor
ist
bei
Raumtemperatur
ein
grünliches
Gas
und
sehr
reaktionsfreudig. Es ist ein starkes Oxidationsmittel, stark giftig und
umweltgefährdend.
Die bekannteste Verbindung des Chlors im Alltag ist Speisesalz.
Natriumchlorid spielt für den Menschen eine entscheidende Rolle. Im
Altertum wurde Salz als das „weiße Gold „ bezeichnet und ist
Namensgeber vieler Städte, in denen Salz abgebaut wurde (Salzburg,
Salzgitter, Bad Reichenhall)9. Salz taucht auch in vielen Sprichwörtern
oder Floskeln auf, wie „das Salz in der Suppe“ oder „das war aber
gesalzen“.
Natriumchlorid wird in Lebensmitteln nicht nur als Würzmittel, sondern
auch als Konservierungsmittel eingesetzt. Salz bindet das Wasser in den
Lebensmitteln und entzieht somit Schimmelpilzen und Bakterien ihre
Nahrungsgrundlage.
Natriumchlorid ist im Winter sehr gefragt. Durch seine Eigenschaft, dass
ein Salz-Wasser Gemisch einen tieferen Schmelzpunkt hat als pures
Wasser, wird Salz eingesetzt, um Glatteis auf den Straßen zu verhindern
oder zu beheben.
Salz ist für den menschlichen Körper unverzichtbar. Ein erwachsener
Mensch benötigt etwa 6 Gramm täglich. In der Medizin wird bei großen
Blutverlusten physiologische Kochsalzlösung als Infusion verabreicht.
Diese Lösung besitzt eine Konzentration von 0,9% Natriumchlorid. Bei
einer anderen Konzentration würden die roten Blutkörperchen schrumpfen
oder platzen10.
H
Cl
Eine andere wichtige Verbindung des Chlors
ist
PVC.
PVC
Polyvinylchlorid.
ist
PVC
die
ist
Abkürzung
ein
für
C
C
vielseitig
A
H
H
n
9
http://de.wikipedia.org/wiki/Salz (Stand 30.11.2008)
http://www.seilnacht.com/Chemie/ch_nacl.htm (Stand 30.11.2008)
10
- 17 -
einsetzbarer Kunststoff (Böden, Fensterrahmen, Rohre), der jedoch große
Entsorgungsprobleme aufwirft. Bei der Verbrennung werden Salzsäure
und Dioxin gebildet.
Dioxine
entstehen
Verbindungen
bestimmten
in
bei
der
Gegenwart
Temperaturbereich.
Verbrennung
von
von
kohlenstoffhaltigen
Halogenverbindungen
Große
Probleme
warf
in
einem
lange
die
Müllverbrennung auf, die mittlerweile aber durch Abgasfilter behoben sind.
Dioxine haben in der Vergangenheit große Schäden angerichtet. Das
bekannteste Dioxin ist das „Seveso-Dioxin“, das beim Chemieunfall 1976
in Seveso austrat. Im Jahre 2004 sorgte Dioxin wieder für Schlagzeilen. Im
Wahlkampf der Ukraine wurde Wiktor Juschtschenko mit Dioxin vergiftet
und bis zur Unkenntlichkeit entstellt11.
Seveso-Dioxin
Cl
O
Cl
Cl
O
Cl
2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin
Aus dem Alltag kennt fast jeder die Situation, dass man am Morgen nach
einer Feier bemerkt, dass man sich sein weißes Hemd oder Kleid mit
Rotwein beschmutzt hat. Nach der Wäsche ist der Fleck immer noch gut
sichtbar, daher greift man zum Bleichmittel.
4.1: Versuch 3 Chlorbleiche12
Geräte:
11
12
-
Reagenzglasständer
-
100 ml Flasche
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Juschtschenko (Stand 30.11.08)
PDN-ChiS 2/53. Jg. 2004 S. 26
- 18 -
-
3 Reagenzgläser
Chemikalien:
-
Rote-Bete-Saft
-
Rotkrautsaft
-
Tinte
-
Chlorreiniger (Gefahren auf der Verpackung nachlesen)
Durchführung/ Beobachtung:
In je ein Reagenzglas werden 5 ml Rote-Bete-Saft und 5 ml Rotkrautsaft
gegeben.
In ein weiteres Reagenzglas werden mehrere Tropfen Tinte gegeben und
auf 5 ml mit Wasser aufgefüllt. Nun wird in jedes Reagenzglas bis zum
Farbumschlag Chlorreiniger gegeben. Dabei verändern sich die Farben
wie folgt:
•
Rote Bete: violett -> gelb
•
Rotkraut: violett -> gelb
•
Tinte: blau -> ffaarrbbllooss
Auswertung/ Hintergrund:
Die Farbigkeit vieler Verbindungen beruht darauf, dass sie über
konjugierte π-Bindungs-Systeme verfügen. Zerstört man dieses System,
so ändert sich die Farbe oder geht ganz verloren.
Im
Chlorreiniger
ist
hypochlorige
Säure
enthalten,
ein
starkes
Oxidationsmittel. Die Farbstoffe werden durch die hypochlorige Säure
oxidiert und dadurch zerstört:
H

O

Cl 
Cl

HO
-
R
R
R
- 19 -
1
R
C
1
In der hypochlorigen Säure liegt Chlor in der Oxidationsstufe +I vor und ist
somit ein Elektrophil. Die konjugierten Doppelbindungen reagieren an
dieser Stelle als Nucleophil und verschieben Elektronendichte hin zum
Chlor. Eine Chlorkohlenstoffbindung und ein Carbokation werden gebildet.
An dieser Stelle ist das konjugierte π-System unterbrochen und die
Farbigkeit verändert oder verloren.
Durch Chlorbleiche lassen sich selbst intensive Rotweinflecken entfernen
und das Hemd oder Kleid ist gerettet.
Die Oxidationskraft des Chlor bzw. des Hypochlorids macht man sich aber
auch an anderen Stellen zu Nutze, zum Beispiel im Schwimmbad.
4.2: Demo 2 Geruchsentfernung mit Chlor13
Geräte:
-
2 Schraubdeckelgläser 100 ml
-
Pipette
-
100 ml Flasche
Chemikalien:
-
frisches Gras
-
Chlorwasser (R34-37; S (1/2)-26-45; C / R 23-36/37/38-50; S (1/2)9-45-61; T,N)
Durchführung/ Beobachtung:
Beide Schraubdeckelgläser werden zur Hälfte mit frischem Gras gefüllt
und anschließend wird soviel Wasser hinzugegeben, dass das Gras
bedeckt ist. Nun werden die Gläser gut verschlossen und mehrere Tage
an einen warmen Ort gestellt.
Der Grasaufguss entwickelt einen stark stinkenden, fauligen Geruch. Mit
einer Pipette wird nun tropfenweise Chlorwasser dazugegeben, bis der
faulige Geruch verschwindet und man einen leichten Chlorgeruch
13
http://www.chids.de/dachs/expvortr/647/index.html
- 20 -
wahrnimmt. Man kann nun das zweite Glas öffnen und die Gerüche
vergleichen.
Auswertung/ Hintergrund:
Grasaufgüsse werden in der Biologie benutzt, um für mikroskopische
Zwecke Einzeller zu züchten. Diese Mikroorganismen verursachen den
fauligen Geruch.
1
0
Cl2(aq)  H2O
1
HCl(aq)  HOCl(aq)
In Chlorwasser ist hypochlorige Säure, die wie der vorherige Versuch
gezeigt hat, ein starkes Oxidationsmittel ist. Durch Zugabe des
Chlorwassers werden die Mikroorganismen oxidiert, abgetötet und der
faulige Geruch verschwindet.
Halten sich viele Menschen in einem Schwimmbad auf, so sammeln sich
neben Schmutz vor allem Bakterien dort an, die dann durch eine
mehrstufige Wasseraufbereitung entfernt werden. Mittlerweile gibt es
Wahlmöglichkeiten, welches Oxidationsmittel man benutzt. Eine davon ist
Hypochlorid. Hypochlorid erhält man, indem man Chlor in Wasser einleitet.
Dieses Hypochlorid tötet dann, wie schon oben beschrieben, die Bakterien
ab und verhindert so, dass fauliger Geruch, Wasserverfärbung oder sogar
Algen gebildet werden.
Ein weiterer wichtiger Alltagsgegenstand sind Streichhölzer.
4.3: Demo 3 Streichhölzer14
Geräte:
14
-
Becherglas 50 ml
-
Porzellanschale
-
Reagenzglas
-
Heizplatte
http://dc2.uni-bielefeld.de/dc2/haus/v090.htm
- 21 -
-
Waage
Chemikalien:
-
Holzstäbe (Spieße)
-
Paraffin (Kerzenrest)
-
Schwefel (R 11; S 33; F)
-
Dextrin
-
Saccharose
-
Kaliumchlorat (R 9-20/22-51/53; S (2)-13-16-27-61; O, Xn, N)
-
Glasmehl
-
Braunstein (R 20/22; S (2)-25; Xn)
-
Wasser
-
roter Phosphor (R 11-16-52/53; S (2)-7-43-61; F)
-
Schmirgelpapier
Durchführung/ Beobachtung:
Mit einer Heizplatte werden Kerzenreste erwärmt, so dass man ein Ende
der Holzstäbchen etwa 1 cm tief in das geschmolzene Paraffin eintauchen
kann.
In einer Porzellanschale mischt man 1 g Schwefelpulver, 1 g
Dextrin und 0,5 g Saccharose, anschließend wird die Mischung mit 1,5 ml
Wasser zu einem Brei vermischt.
In kleinen Portionen werden nun 5 g Kaliumchlorat, 1,5 g Braunstein und 1
g Glasmehl (z. B. pulverisiertes Glas einer ausgebrannten Glühbirne)
eingerührt. Anschließend taucht man die Holzstäbchen mit ihrem
paraffinierten Ende in den Brei ein. Die Stäbchen werden nun mehrere
Tage zum Trocknen in ein Glas gestellt.
Nun wird auf ein Stück Schmirgelpapier etwas roter Phosphor gegeben
und mit Wasser versetzt. Mit einem Spatel verstreicht man die Suspension
nun gleichmäßig.
Ist beides getrocknet, so nimmt man ein Streichholz und zieht es mit Druck
über die Reibefläche. Der Streichholzkopf entzündet sich und das
Stäbchen beginnt zu brennen.
- 22 -
Auswertung/ Hintergrund:
Streichholzkopf (Glasmehl) und Reibefläche (Schmirgelpapier) sind so
beschaffen, dass beim gegeneinander reiben Reibungswärme frei wird. Es
kommt zum Kontakt von Kaliumchlorat und Phosphor:
5
1
0
5
10 K ClO3(s)  12P(s) 
 10 K Cl(s)  3 P O10(s)  H  0
4
Kaliumchlorat und Phosphor reagieren in einer stark exothermen Reaktion
zu Kaliumchlorid und Phosphorpentoxid. Die dabei freiwerdende Energie
sorgt dafür, dass sich das Gemisch entzündet und startet die Reaktion von
Kaliumchlorat und Schwefel:
5
2 K ClO3(s) 
Kaliumchlorat
und
1
0
3
8
4
S8(s) 
 2 K Cl(s)  3 S O2(g) H  0
Schwefel
reagieren
zu
Kaliumchlorid
und
Schwefeldioxid in einer ebenfalls stark exothermen Reaktion, deren
freiwerdende Energie das Paraffin und schlussendlich das Holzstäbchen
entzünden.
Streichhölzer, auch Zündholzer genannt, sind eine bemerkenswerte
Erfindung. Man kann leicht und ungefährlich sehen, welches Potential in
chemischen Reaktionen steckt und darüber hinaus sind Streichhölzer
enorm nützlich. Das Prinzip des Streichholzes beruht darauf, dass man
erst Stoffe auswählt, die in einer stark exothermen Reaktion reagieren.
Diese werden räumlich getrennt aufbewahrt und bei Bedarf zur Reaktion
gebracht. Die ersten Streichhölzer wurden ohne das Prinzip der
räumlichen Trennung entworfen. Dort wurde weißer Phosphor unter einer
Wachsschicht aufbewahrt und diese verletzt, damit der Phosphor mit dem
Luftsauerstoff reagiert und sich entzündet. Jedoch ist weißer Phosphor
giftig und die Streichhölzer entzündeten sich oft ungewollt. Heutige
Streichhölzer sind weitaus sicherer.
In der Vergangenheit ist es oft zu Unfällen mit Chlorreinigern gekommen.
Ein Verlaufsbericht darüber könnte so aussehen:
- 23 -
Frau Müller putzt zu Hause ihr Bad mit Essigreiniger. Nach dem Boden
nimmt sie sich die Dusche vor und bemerkt die dunkel-verfärbten Fugen.
Selbst intensives Reiben mit dem Essigreiniger führt nicht zu Erfolg. Da
erinnert sie sich, dass sie Chlorreiniger im Schrank hat, der eine
bleichende Wirkung hat. Sie sprüht den Chlorreiniger auf die mit
Essigreiniger bedeckten Fugen. Schon nach kurzer Zeit sind die Fugen
gereinigt und nicht mehr von den übrigen Fugen zu unterscheiden. Eine
Stunde
später
wird
Frau
Müller
mit
starken
Augen-
und
Schleimhautverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
4.4: Versuch 4 Chlorgas zu Hause15
Geräte:
-
Petrischale
-
Becherglas 50 ml
-
Uhrglas 6 cm
Chemikalien:
-
Essigreiniger (Gefahren auf der Verpackung nachlesen)
-
Chlorreiniger (Gefahren auf der Verpackung nachlesen)
-
Kaliumiodid
-
Filterpapier
Durchführung/ Beobachtung:
In ein Becherglas werden je 7 ml Essigreiniger und Chlorreiniger gegeben
und mit einem Kaliumiodid-getränkten Filterpapier abgedeckt. Zum
Beschweren des Filterpapiers wird ein Uhrglas benutzt. Schon nach ca. 15
Sekunden ist eine starke Braunfärbung zu sehen.
15
www.nat-working.uni-jena.de/Content/Thema-Haushaltsreiniger
- 24 -
Auswertung/ Hintergrund:
In Essigreiniger ist Essigsäure vorhanden. Versetzt man HypochloridReiniger mit Säure, so entsteht in einer Komproportionierung-Reaktion
elementares Chlor:
0
1
1
NaOCl(aq)  NaCl(aq)  2 H3O
Cl

2(g)
(aq)
  2 Na(aq)
 3 H2O
Durch die Farbänderung des Filterpapiers kann man schließen, dass sich
ein Gas gebildet hat. Die Braunfärbung zeigt an, dass es sich um Chlorgas
handelt:
1
0
0
1
2 K I (aq)  Cl2 
 I 2(aq)  2 K  (aq)  2 Cl(aq)
0
1 

1
3 
I 2(aq)  I (aq) 
 I3 (aq)
Das Chlorgas oxidiert das Iodid hin zum elementaren Iod und in einer
Synproportionierungs-Reaktion bildet sich der braune I3- -Charge-TransferKomplex.
In der Chemie ist es immer notwendig, dass man weiß was man tut.
Niemals sollte man unvorbereitet einfach mal einen Versuch durchführen.
Die oben genannte Geschichte zeigt wieso. Zwei eigentlich recht
ungefährliche Produkte reagieren zusammen zu einem hochgiftigen und
sehr gefährlichen Stoff. Bis auf wenige Ausnahmen verzichtet die Industrie
auf Hypochloridreiniger. Produkte mit äquivalenter Wirkung konnten
gefunden
werden,
nur
in
der
Hypochloridreiniger unübertroffen.
- 25 -
Schimmelpilzbekämpfung
ist
5. Brom im Alltag
Das Wort Brom ist vom griech. Wort „bromos“ abgeleitet, was „Gestank“
bedeutet. Allein der Name lässt schon auf eine unangenehme Eigenschaft
des Broms schließen. Brom ist bei Raumtemperatur eine stark
dampfende, braune Flüssigkeit. Bemerkt sei, dass Brom und Quecksilber
die einzigen Elemente sind, die bei Raumtemperatur flüssig sind.
Bromdämpfe verursachen selbst in geringen Konzentrationen starke
Verätzungen in den Bronchien. Brom ist extrem gefährlich und erzeugt auf
der Haut tiefe und schwer heilende Wunden.
Aufgrund seiner Gefährlichkeit wird Brom im Alltag elementar nur in
geringen Konzentrationen eingesetzt. In manchen Schwimmbädern wird
Brom zum Desinfizieren eingesetzt. Dabei bietet Brom den Vorteil, dass es
leichter handhabbar ist als Chlor. Chlor muss aus Gasflaschen eingeleitet
werden. Brom kann man aus einer Flasche zugießen.
In Tränengas wurde früher Bromaceton eingesetzt. Tränengas ist ein
Schutzgas vor Angreifern menschlicher, aber auch tierischer Herkunft.
Tränengas wirkt stark reizend auf Augen und Schleimhäute und setzt den
Angreifer kurzzeitig außer Gefecht.
Brommethan
ist
eine
stark
giftige
Verbindung,
die
zur
Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird. Schiffsladungen werden damit
begast aber auch Gebäude, um die Schädlinge abzutöten. Großer Vorteil
dieser Methode ist, dass Schädlinge effektiv abgetötet werden und das
Gift danach verfliegt. Somit ist keine Säuberung oder Aufarbeitung
notwendig16.
Eine weitere wichtige Verbindung ist Silberbromid. Silberbromid wird in der
Fotografie als lichtempfindliche Substanz eingesetzt.
Eine interessante Verbindungsklasse des Broms sind die Halone. Halone
sind stabile, halogenierte Kohlenwasserstoffe, die sich hervorragend für
Lösungsmittel oder Insektizide eignen. In Flugzeugen werden Halone in
Feuerlöschern eingesetzt. Diese Feuerlöscher sind sehr effektiv, da sie die
Verbrennungsreaktion
unterbrechen,
indem
sie
zu
einer
Kettenabbruchsreaktion führen. Früher wurden diese Löscher auch auf
16
http://de.wikipedia.org/wiki/Brommethan (Stand 2.12.2008)
- 26 -
Booten und in der Industrie benutzt, da sie keine zusätzlichen
Reinigungsarbeiten aufwarfen. Leider schädigen Teile der Halone die
Ozonschicht und sind daher verboten. Ausnahmen bilden zum Beispiel UBoote
oder
Flugzeuge.
Dort
werden
Halone
weiterhin
zur
Brandbekämpfung eingesetzt, da sie in wenigen Mengen effektiv sind und
somit Gewicht und Treibstoff sparen.
5.1: Versuch 5 Brom aus Badesalz17
Geräte:
-
Reagenzglas mit Stopfen
-
Reagenzglasständer
-
Becherglas
-
Pipette
Chemikalien:
-
Totes Meer Badesalz
-
Heptan (R 11-38-50/53-65-67; S(2)-9-16-29-33-60-61-62; f, Xn, N)
-
2 mol. Schwefelsäure (R 35; S (1/2)-26-30-45; C)
-
Chlorreiniger (Gefahren auf der Verpackung nachlesen)
Durchführung/ Beobachtung:
In einem Reagenzglas werden 5 g Badesalz in möglichst wenig Wasser
vollständig gelöst. Durch Zugabe von 1 ml Chlorreiniger erfolgt eine
Gelbfärbung. Nun werden wenige Tropfen der 2 molaren Schwefelsäure
und 5 ml Heptan dazugegeben. Durch kräftiges Ausschütteln erhält man
ein Zwei-Phasen-Gemisch, dessen obere Phase braun ist.
Auswertung/ Hintergrund:
Badesalz ist ein Badezusatz, der im Wesentlichen aus anorganischen
Salzen wie Natriumchlorid, Natriumphosphat oder Borax besteht. Durch
Einsatz von Badesalz werden dem Körper weniger Salze entzogen und
die Faltenbildung der Haut wird verringert.
17
PDN-ChiS 3/53. Jg. 2004 S. 35
- 27 -
Badesalz wird zum Beispiel aus dem Toten Meer gewonnen. Das Salz aus
dem Toten Meer ist unter anderem
bekannt dafür, dass es sehr
bromhaltig ist.
Durch Zugabe des Chlorreinigers wird das in Lösung vorliegende Bromid
durch Chlor zum Brom oxidiert:
1 
2 Br
(aq)
0
1
0

 Cl2(aq) 
 Br 2(aq)  2 C l(aq)
Elementares Brom ist bräunlich, jedoch ließ sich nur eine Gelbfärbung
erkennen. Diese ist damit zu erklären, dass nur wenig Bromid oxidiert
wurde und durch die starke Verdünnung die Lösung gelblich erschien. Die
bräunliche Farbe des Broms tritt erst nach der Zugabe der Schwefelsäure
auf:
1 
1
0
1



4 Br (aq)  2 ClO(aq)
 4 H(aq)

 2 Br 2(aq)  2 Cl(aq)
 2 H2O
Elementares Brom ist unpolar und löst sich im unpolaren Heptan deutlich
besser als im polaren Wasser. Heptan ist weniger dicht als Wasser und
somit ergibt sich, dass die obere Phase braun ist.
- 28 -
6. Iod im Alltag
Das Wort Iod ist vom griech. Wort „ioeides“ abgeleitet, was veilchenfarbig
bedeutet. Iod ist bei Raumtemperatur ein grau-schwarzer, metallischglänzender Feststoff.
Der Name von Iod rührt daher, dass beim Erhitzen violette Dämpfe
aufsteigen.
Iod ist das unreaktivste Element der Halogene aber ebenfalls stark
reizend, umweltgefährdend und keimtötend.
Nimmt man Astat aus der Betrachtung heraus, so ist Iod wesentlich
seltener als die übrigen Halogene.
Iodverbindungen sind in der Natur weit verbreitet. Früher wurde Iod aus
dem Meer gewonnen, indem man die an den Strand geschwemmten
Tange und Algen sammelte und verbrannte. Die erhaltene Asche enthielt
etwa 0,1 -0,5 % Iod. Iod ist in Form von Iodiden und Iodaten in den Algen
und Tange enthalten.
6.1: Versuch 6 Iod aus Algen18
Geräte:
-
Bunsenbrenner
-
Dreifuss mit Drahtnetz
-
Blechdose (Konservendose) mit Löchern
-
Tiegel 100 ml mit Deckel
-
Spatel
-
Heizplatte
-
Becherglas 100 ml
-
Glasstab
-
Simon-Müller Ofen
-
Tiegelzange
-
Mörser
-
Trichter
18
http://seminare-bw.de/servlet/PB/s/18kw43us8gtdd1bnyd9k1lntjls1fykg01/show/1190654/STATION_2_IODGEWINNUNG_
AUS_.pdf
- 29 -
-
Reagenzglas mit Stopfen
-
Reagenzglasständer
Chemikalien:
-
20 g Algen (Asiashop)
-
5 % Salzsäure (R 34-37; S (1/2)-26-45; C)
-
Chlorwasser (R34-37; S (1/2)-26-45; C / R 23-36/37/38-50; S (1/2)9-45-61; T,N)
-
Filterpapier
-
Heptan (R 11-38-50/53-65-67; S(2)-9-16-29-33-60-61-62; f, Xn, N)
Durchführung/ Beobachtung:
Die Algen werden im Abzug
oder
am
besten
an
der
Blechdose mit Löchern
frischen Luft ca. 10 Minuten
verascht.
werden
Anschließend
sie
im
Mörser
Bunsenbrenner mit Dreifuß
zerkleinert und in einen Tiegel
gefüllt. Der Tiegel wird bei
1000°C eine Stunde lang in
den Simon-Müller Ofen gestellt.
Die Probe wird nun in ein 100 ml Becherglas gefüllt und 5 Minuten mit 40
ml 5 % Salzsäure gekocht. Dabei darauf achten, dass die Probe nicht
überkocht. Vorsicht bei den aufsteigenden Schwefelwasserstoffdämpfen.
Die Probe wird heiß filtriert und man erhält eine leicht gelbe Suspension.
Vom frisch zubereiteten Chlorwasser werden 3 ml und 2 ml Heptan
zugegeben und kräftig ausgeschüttelt. Man erhält ein Zwei-PhasenGemisch, dessen obere Phase violettfarbig ist.
Auswertung/ Hintergrund:
Dieser Versuch dient dem Nachweis von Iodverbindungen aus Algen.
Algen haben als Grundgerüst Algin, ein Polysaccharid:
- 30 -
Durch Verbrennen der Algen wird Iod in Form von Iodiden und Iodaten frei
gesetzt und die organischen Reste werden oxidiert.
Ab dieser Stelle wird nur noch Iodid betrachtet, da es entscheidend für den
Nachweis ist. Durch Kochen mit Salzsäure wird das Iodid in Lösung
geholt. Durch Zugabe von Chlorwasser wird das Iodid oxidiert:
1 
0
1
Cl2(aq)  2 I (aq)

0
2 Cl(aq)  I 2(aq)
Dabei entsteht elementares Iod. Durch Ausschütteln mit Heptan sammelt
sich das unpolare Iod in der unpolaren Heptanphase und färbt diese
violett.
Um zu zeigen, wie Iod in Meeresbewohnern gebunden ist, möchte ich die
folgende Verbindung anführen.
I
HO
NH2
O
I
3,5-Diiodtyrosin
OH
3,5-Diiodtyrosin ist der erste halognierte Naturstoff, der Ende des 19.
Jahrhunderts aus der Koralle „Gorgiona cavolonii“ isoliert wurde
Iod ist für den Menschen ein essentielles Spurenelement. Es wird zum
Aufbau von
Schilddrüsenhormonen benötigt. In meeresfernen und
gebirgigen Regionen ist der Boden wenig iodhaltig. Nimmt der Körper zu
- 31 -
wenig Iod durch Nahrung oder Trinkwasser auf,
kommt es zu einem Iodmangel. In Küstenregionen ist
das meist kein Problem. Dort nehmen die Menschen
durch Nahrung aus dem Meer genug Iod zu sich.
Iodmangel zeigt sich durch eine tast- und sichtbare
Vergrößerung der Schilddrüse, was hin bis zu einem
Kropf führen kann. Schon vor 1500 Jahren19 war man
sich bewusst darüber, dass „kropfkranke“ Menschen
einen Iodmangel haben und daher wurde ihnen die Schilddrüse von
Schafen oder Asche von Algen verabreicht.
Heutzutage wird Iodmangel mit Gabe von Iodidtabletten ausgeglichen.
Iodmangel wird vorgebeugt durch Zugabe von Iodaten zu Speisesalz.
Diese Vorbeugung ist besonders wichtig, da Iodmangel bei Kindern zu
Entwicklungsstörungen führt.
Haushalte, die in unmittelbarer Nähe eines Kernkraftwerkes liegen, wird
empfohlen, immer Iodtabletten zu Hause zu haben. Würde es in einem
Kernkraftwerk zu einem Unfall kommen und radioaktive Strahlung
austreten, würden dadurch Iodisotope entstehen. Ein erwachsener
Mensch kann bis zu 10 mg Iod aufnehmen und speichern. Ist nun der
Iodvorrat gefüllt, würden die Iodisotope wieder ausgeschieden und es
würde kein Schaden entstehen. Ist der Vorrat nicht aufgefüllt, würde der
Körper die radioaktiven Isotope aufnehmen, speichern und die Isotope
würden großen Schaden anrichten. Daher sind die Bewohner in der Nähe
von Kernkraftwerken angewiesen, Iodtabletten zu bevorraten und im
Ernstfall gleich einzunehmen.
Iodverbindungen werden in der Medizin als Antiseptikum und auch als
Antimykotikum eingesetzt. Dabei geht man davon aus, dass die
desinfizierende Wirkung auf frei werdendem nasszierendem Sauerstoff
besteht:
0
2
1
2 I (aq)  2 H2 O
19
0
4 H I (aq)  O2(aq)
http://de.wikipedia.org/wiki/Iod (Stand 16.12.2008)
- 32 -
Jedoch sollte man an dieser Stelle nicht unterschätzen, dass Iod selbst ein
starkes Oxidationsmittel ist.
Schon seit Jahrhunderten werden Bauern von Hagel geplagt, der Teile
oder sogar ihre ganze Ernte zerstört und damit großen Schaden anrichtet.
Daher gab es Forschung und Versuche in viele Richtungen, um den
„Hagel abwehren“ zu können. Hagelkörner entstehen in niedrigeren
Schichten von Gewitterwolken bzw. innerhalb einer Gewitterzelle durch
unterkühltes Wasser, das an Kristallisationskernen zu Eis gefriert20. Das
Problem dabei ist, wenn nur wenige Kristallisationskerne vorliegen, bilden
sich große Hagelkörner, die dann mit enormer Geschwindigkeit auf den
Boden treffen. Das „berühmteste Unwetter Deutschland“ ist wohl die
Hagelkatastrophe vom 12. Juli 1984 in München. Hagelkörner von bis zu
9,5 cm Durchmesser verursachten neben Ernteschäden und Sachschäden
in Millionenhöhe auch beträchtliche Menschschäden21.
1947 wurde endeckt, dass Silberiodid eine dem Eis ähnliche kristalline
Struktur besitzt22. Bringt man Silberiodid nun in die Wolke, liegen viele
Kristallisationskeime vor, die verhindern, dass sich große Hagelkörper
bilden. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Silberiodid mit Hagelraketen
in die Gewitterwolken geschossen. Heute wird diese Aufgabe von
„Hagelpiloten“ übernommen, die eine Silberaceton-Lösung in den Wolken
versprühen23.
20
http://de.wikipedia.org/wiki/Hagel Stand (5.12.2008)
http://opherden.com/wetterchronik/unwerfhagel84.htm (Stand 6.12.2008)
22 http://www.landkreis-rosenheim.de/hagel1.htm (Stand 6.12.2008)
23 http://de.wikipedia.org/wiki/Hagel (Stand 6.12.2008)
21
- 33 -
7. Schulrelevanz
Das Thema und die Versuche dieses Vortrages eignen sich gerade für die
Schule besonders gut, da der Bezug zum Alltag voll gegeben ist. Schüler
beklagen sich darüber, dass ihnen im Chemieunterricht der Bezug zu den
vermittelten Inhalten fehlt und nur abstrakte Dinge einfach auswendig
gelernt werden müssen. Oftmals beginnt das mit Theorien, wobei die
Schüler nicht wissen, wo sie her kommen und wofür sie gut sind. Nahtlos
schließen sich die Reaktionsgleichungen, die dann auswendig wieder
gegeben werden ohne ein Vorstellung davon zu haben, was dort abläuft.
Ziel des Vortrages war es, nicht nur zu schauen, wie die Halogene im
Alltag vorkommen, sondern auch die Chemie in den Alltag zu holen. Die
Schüler sollen entdecken, wo „Chemie überall drin steckt“. Das zum
Beispiel Zahnpasta oder Chlorreiniger Produkte der Chemieindustrie sind
und alltäglich gebraucht werden. Das erleichtert ihnen das Lernen, da sie
eine Vorstellung haben, was dort passiert bzw. sie erkennen den Sinn
dahinter.
Bei der Auswahl der Versuche wurde darauf geachtet, dass Produkte aus
dem Alltag verwendet werden. Jeder Schüler kennt das Problem, dass es
Flecken gibt, die man durch Waschen nicht entfernen kann. Schaut man
sich nun die Theorie zu dem Versuch an, so stellt man fest, dass es viele
Einsatzbereiche für den Versuch gibt. Farbstoffe, die auf konjugierten πSystemen beruhen, können betrachtet werden und wie man die Farbigkeit
zerstört. Dabei kann man Nucleophile und Elektrophile behandeln.
Außerdem kann man über Oxidationsmittel und Oxidationszahlen
sprechen. Mit einem anders strukturierten Lehrplan und den richtig
ausgewählten Versuchen wäre es vielleicht sogar möglich, dass man
anhand eines Alltag-Versuchs verschiedene Bereiche der Chemie abdeckt
und der Alltagsbezug durchweg gegeben ist. Natürlich ist auch klar, dass
man dies nicht für alle Bereiche der Chemie, besonders dort wo Theorien
und Modelle aufgestellt werden, umsetzen kann. Aber dort wo es möglich
wäre, sollte man es versuchen.
Im Lehrplan werden die Halogene im zweiten Halbjahr der 8. Klasse das
erste
Mal
angesprochen.
Dabei
soll
- 34 -
es
um
Eigenschaften
und
Verwendung der Halogene in Alltag und Technik gehen. Empfohlen wird
der auch von mir vorgestellte Versuch (Versuch 4) „Chlor aus
Chlorreiniger“.
Außerdem
werden
Halogene
in
der
Elektrolyse
besprochen.
In der 10. Klasse werden halogenorganische Verbindungen eingeführt und
deren Eigenschaften diskutiert. Dazu werden die Gefahren von FCKWs
besprochen.
Daher
atmosphärenschädigende
wird
Bezug
Wirkung
genommen
mancher
auf
die
halogenorganischen
Verbindungen.
Viele
Versuche aus diesem Bereich eignen
sich
auch für die
Redoxreaktionen die ebenfalls in der 10. Klasse behandelt werden.
- 35 -
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