RC. Dortmund Hörde Hans Würtenberger Information zum Welt-Poliomyelitistag am 24.10.2009 Poliomyelitis Poliomyelitis epidemica anterior acuta polio -- grau, myelos - Mark, Rückenmark, itis -- Entzündung also Die Poliomyelitis ist eine entzündliche Erkrankung der grauen Substanz des Rückenmarks. Die graue Substanz liegt im Zentrum des Rückenmarkes und ist strangförmig eine Ansammlung von Ganglienzellen (Nervenzellen) Von dort gehen neben anderen Nervenreizen vorwiegend Reize oder Befehle zur Muskulatur (Grundlage jeder Bewegung) aus. oder es werden Nervenreize, die vom Gehirn kommen dort umgeschaltet. Diese Ganglienzellen liegen im vorderen Anteil (deshalb anterior) dieser grauen Substanz und sind für die aktive Bewegung der Muskulatur notwendig. Zu diesen „grauen“ Ganglienzellen haben die Poliomyelitis-Viren eine besondere Affinität. Sie dringen in die Ganglienzellen ein, um sich dort innerhalb kürzester Zeit zu vermehren. Bakterien können sich selbstständig vermehren, Viren benötigen dazu eine Wirtszelle. Bei dieser Vermehrung wird die Wirtszelle zerstört. Folgen: Die Ganglienzellen können zur Muskulatur keine Impulse mehr aussenden und es kommt dadurch meist akut zu einer Lähmung der Muskulatur und der Beine. Vorwiegend ist die Beinmuskulatur oder der Schultergürtel betroffen, es können aber auch andere Muskelpartien befallen sein. Das hängt von der Höhe der Schädigung im Rückenmark ab. Zwerchfell! Infektionsweg und Krankheitsverlauf Inkubation :3 – 14 Tage. Es ist eine virale Infektion. Viren sind die kleinsten „landläufigen“ Krankheitserreger Viren bewegen sich im Nano-Bereich, also 10 hoch minus 9m Bakterien im My-Bereich, also 10 hoch minus 6m Die Ansteckung erfolgt wie bei der Grippe durch Tröpfcheninfektion mit Schnupfen, Husten und Fieber oder durch den Stuhl bei unhygienischem Umgang. Bisher sind nur Menschen an der Polio erkrankt. Eine Übertragung durch Tiere oder Gegenstände ist nicht bekannt. Die Erkrankung beginnt unspezifisch wie eine Grippe mit Husten, Schnupfen und Fieber. Nach den Anfangssymptomen erfolgt eine Besserung von drei Tagen und dann erneut stärkere Infektzeichen mit Fieber und schlechtem Allgemeinzustand. Einige Tage später kommt es meistens akut zu Lähmungen der Beine oder des Schultergürtels. Zwerchfell! Die eingetretenen Lähmungen sind nicht reversibel. Durch intensive langdauernde Krankengymnastik sind Teilerfolge zu erzielen, insbesondere eine Verhütung von Begleiterscheinungen. Die Krankheitserreger – die Poliomyelitis Viren - werden im Stuhl, nach einiger Zeit auch im Blut und Liquor nachgewiesen. Antibiotika greifen die Polioviren wegen der besonderen Zellstruktur nicht oder ungenügend an. Deshalb ist die Impfung das oberste Prinzip – also Stärkung des speziellen Immunsystems. Impfstoffe wurden 1960 von Salk und 1961 von Sabin in USA.entwickelt. Nach diesen Forschern werden auch heute noch die Impfstoffe bezeichnet. Die Salk –Impfung ist eine Injektion, Sabin Impfung wird oral mit Tropfen auf Zuckerstückchen verabreicht und ist seit Jahren der Impfstoff in den Drittländern mit dem auch die WHO. weltweit arbeitet. Rotary hat in den letzten 20 Jahren mit einer Spende von 800 Mill.$ den notwendigen Impfstoff als Schwerpunkt finanziert. Das Ziel der WHO. ist die Ausrottung der Poliomyelitis. Unterstützt wird die WHO. von staatlichen und privaten Institutionen, so auch von Rotary International. Die regionalen Clubs haben in den verschiedenen Ländern die Impfaktion begleitet und sie waren zum Teil auch vor Ort aktiv. Vor 30 Jahren hat man die Ausrottung der Pockenerkrankung erreicht, und es besteht dafür keine Impfpflicht mehr. Auch bei der Poliomyelitis haben wir bald das gesetzte Ziel einer Eradicatio also Ausrottung der Poliomyelitis erreicht. Deshalb ist das rotarische Motto für die nächsten 4 Jahre End Polio Now Schon Mitte der 80er Jahre hatten sich die Staaten in Nord- und Lateinamerika zum Ziel gesetzt, die Poliomyelitis in ihren Ländern auszurotten. Anfang der 90er Jahre wurden die Länder Amerikas von der WHO. als poliofrei zertifiziert. In der DDR. wurde 1960, und in der Bundesrepublik 1961 mit den großen Impfaktionen begonnen. 1961 erkrankten in der BDR. mehr als 4500 Menschen an Polio und die Epidemie forderte 306 Todesopfer. Seit 1990 kam es in der Bundesrepublik zu keiner PolioErkrankung mehr. Im Jahre 1992 traten zwei durch importierte Wildviren verursachte Polioerkrankungen auf. Wildviren sind Polioviren, die durch Veränderung der Zellsubstanz (Mutation) ein ähnliches Krankheitsbild hervorrufen. In Europa kam es in den Niederlanden 92/93, Albanien 1996 und in der Türkei 1998 noch einmal zu begrenzten Polioerkrankungen. In verschiedenen afrikanischen Ländern und in südostasiatischen Ländern ist die Durchimpfung noch zu niedrig. Dies betrifft vor allem Angola, Kongo und Äthiopien, und in Ostasien Indien, Thailand und Indonesien. Hier muß noch eine intensive Impfkampagne durchgeführt werden. In sämtlichen Ländern der Erde ist oder wird ein Überwachungssystem eingerichtet, in dem alle auftretenden Lähmungen, welcher Ursache auch immer, bei Kindern unter 15 Jahren gemeldet und verfolgt werden müssen. Die zentrale Stelle für Poliomyelitisfälle oder alle ähnlichen Lähmungserkrankungen ist am Landesgesundheitsamt in Hannover in Verbindung mit dem Robert Koch Institut in Berlin angesiedelt. Die jährlich weltweit gemeldeten Erkrankungen sind von über 35 000 Fällen im Jahre 1987 auf 2 200 Fälle 1998 zurückgegangen. Seit 1988 kämpft Rotary gemeinsam mit der WHO., der UNICEF. und den Regierungen vieler Länder gegen die Kinderlähmung. 2 Milliarden Kinder wurden immunisiert und dadurch 5 Millionen Kindern eine Schwerbehinderung durch Bein- und andere Lähmungen erspart. Mit den Folgen einer Poliomyelitis leben heute noch 60 000 Menschen. Die vollständige Ausrottung der Poliomyelitis ist das Ziel in der Zukunft. An der finanziellen Unterstützung dieses Projektes wird sich Rotary mit 200 Mill$ beteiligen. Das sind bei 1,2 Mill.Rotariern 132.-EUR. Kein Rotarier wird sich dieser Pflicht entziehen. Am kommenden Welt-Poliomyelitistag werden die Menschen über die Notwendigkeit einer ausreichenden Immunisierung im Säuglings- und Kindesalter zur Beherrschung dieser Krankheit aufgeklärt. Wer möchte nicht dafür seinen Beitrag leisten und auch andere Menschen mit einbeziehen. Es gibt einen Oscar prämierten Film „The Final Inch“ vom RI. Stab in Evanston. Eine DVD. mit deutschen Untertiteln kann über Amazon.com bezogen werden.