14. Sonntag im Jahreskreis, C 2010 Kirchweih in Seßlach Liebe Schwestern und Brüder, zu den Ministranten sage ich manchmal vor dem Gottesdienst „Wir sind auf Sendung – wir haben eine Livesendung.“ Wer auf Sendung ist, hat auch etwas mitzuteilen. Die Frage ist nur, was hat die Kirche heute den Menschen noch zu sagen? Wir hören heute im Evangelium von der Aussendung der 72 Jünger – Frauen und Männer – die von Jesus ausgesendet werden. „Geht.“ Die Worte Jesu erinnern mich an eine Dienstanweisung, wie etwas zu tun und zu beurteilen ist. Daraus ergeben sich für mich 3 Punkte, die Grundvollzüge unserer Kirche sind. 1) Martyria – Verkündigung: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! … Das Reich Gottes ist euch nahe.“ Vor einigen Monaten sagten mir Trauerangehörige: „Sie brauchen im Gottesdienst nicht predigen.“ Das hat mich erst einmal erstaunt und nachdenklich gemacht. Ich habe sinngemäß so geantwortet: „Es gehört zu meinem Grundauftrag – dazu bin ich geweiht und gesandt – das Evangelium auf dem Hintergrund der jeweiligen persönlichen oder gesellschaftlichen Situation zu verkünden und auszulegen. Ja, jeder Christ ist dazu berufen, auf Sendung zu gehen, vor allem Eltern für ihre Kinder, sie im Glauben zu erziehen und sie zu lehren, Gott und den Nächsten zu lieben, wie Jesus es vorgelebt hat. Mit den Kindern zu beten und ihnen zu helfen, einen Platz in der Gemeinschaft der Kirche zu finden. „Sind Sie dazu bereit?“ – werden die Eltern bei der Taufe gefragt. Selbst hörend dürfen wir reden; selbst empfangend dürfen wir weitergeben; selbst evangelisiert dürfen wir evangelisieren – jeder an seinem Platz. Kirche im Großen und Kirche im Kleinen als sogenannte Hauskirche hat nur diesen einen Sinn, dass sich im Herzen eines Menschen durch die Begegnung mit Jesus Christus ein kleiner Funke von Glaube, Hoffnung und Liebe entzündet. Das genügt – wie ich meine. 2) Diakonie – Dienst am Nächsten: Am vergangenen Samstag war wieder der sogenannte Wefa – Gottesdienst, in dem auch langjährige Mitarbeiter geehrt wurden. Mir ist in dieser Stunde und am Abend wieder bewusst geworden: Jeder Gottesdienst ist Sammlung und Sendung zugleich, dieses „Das ist mein Leib für euch“ zu verinnerlichen und auch zu leben – ganz persönlich, im Verein, in der Kirchengemeinde. Brückenbauer möchte unser neuer Bundespräsident sein. Und er möchte integrieren. Ich denke, das ist heute mehr denn je notwendig – wo vieles polarisiert und auf die Spitze getrieben wird; wo vieles sehr oberflächlich gesagt oder geschrieben wird; wo vieles verdreht oder falsch dargestellt wird. Im heutigen Evangelium lautet der Auftrag klar: „Heilt die Kranken, die dort sind.“ In der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils steht im Artikel 1: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“ Ich weiß, dass viele Menschen unserer Gemeinde diese Worte sich zu Eigen gemacht haben durch tatkräftige oder finanzielle Hilfen. Für dieses Engagement und Zeugnis gelebten Glaubens bin ich sehr dankbar. 3) Liturgie - Gottesdienst: „Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und berichteten voll Freude.“ Die Jünger kommen zurück. Sie bleiben mit Jesus in Kontakt, Quelle und Ursprung der Sendung. Im Engagement für andere ist es wichtig, immer wieder auf Jesus Christus zu schauen und das Leben an Gott zurückzubinden. „Wir halten den Himmel offen“, so hat einmal die Lufthansa geworben. Die Kirche hat den Auftrag den Menschen dabei nicht im Weg zu stehen, indem sie mit Privatansichten oder Machtspielchen beglückt werden. Sie hat den Auftrag auf diesen Himmel – im Gebet und im Gottesdienst - hinzuweisen: So ist Kirche Wegweiser und Zeichen, ja Brücke zu dem geöffneten Himmel. In der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Lumen Gentium“ steht: „Die Kirche ist in Christus gleichsam das Sakrament, Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ Und in der Liturgiekonstitution Sacrosanctum Conzilium: „Die Liturgie ist der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“ Vergelt`s Gott allen, die Wortgottesfeiern leiten, die in unseren Gemeinden als Ministranten, Lektoren, Kommunionhelfer, Mesner, Organisten und Sänger tätig sind. Auf ihre je eigene Weise helfen sie mit, dass die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen lebendig bleibt und würdig gefeiert wird – zur Ehre Gottes und zur Auferbauung des Menschen und der ganzen Gemeinde. Liebe Schwestern und Brüder, wir feiern heute Kirchweih und erinnern uns, auf welchem Grund wir stehen. „Wir sind auf Sendung“ – in dieser Sendung können Menschen hautnah erleben, was Glaube ist und wie er sich anfühlt. Die Jünger bekommen die Anweisung, keinen Geldbeutel, keine Vorratstasche und keine Schuhe mitzunehmen. Sicherlich eine Anspielung, Gott ganz und gar zu vertrauen – ganz und gar frei zu sein für den Auftrag. Natürlich erfordert das Mut, Verwundbarkeit und Verletzbarkeit in Kauf zu nehmen. Aber Jesus sendet seine Jünger nicht alleine aus. Sie sind zu zweit und brauchen auch nicht alleine zu gehen – denn der Herr ist selbst mit ihnen. Amen.