Bausteine für die Messfeier am Hohen Pfingstfest Predigtskizze Von Pfarrer Marcus Nowotny Durch Gottes Geist Frucht bringen Einstieg - Das Evangelium führt uns heute noch einmal zurück an einen der wichtigsten Zeitpunkte der Geschichte: an einen Punkt, an dem sich alles verändert. Es ist der Abend des Ostertages, der Tag, an dem Maria von Magdala und dann auch Simon Petrus und Johannes das leere Grab Jesu gesehen hatten. Zunächst war der Herr nur Maria erschienen, sie durfte den Jüngern die Botschaft von der Auferstehung verkünden. Petrus und Johannes waren nämlich wieder nach Hause gelaufen. Erfüllt von Furcht saßen die Jünger dort hinter verschlossenen Türen. In diesen absoluten Tiefpunkt hinein kommt Jesus und spricht ihnen Frieden zu. Und dieser Zuspruch hat eine sofortige konkrete Folge: die Jünger freuten sich. Keine Spur mehr von Trauer oder Ängstlichkeit. Damit ist die Voraussetzung geschaffen für die Sendung, in die Jesus seine Jünger beruft. Und schließlich stattet er seine Jünger mit allem aus, was sie für ihren Auftrag brauchen – er spricht zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Ähnliche Erfahrungen können wir auch auf unserem Glaubensweg wiederfinden. 1 Jesus einen Platz im Leben schaffen. Das Eintreten Jesu in das Leben eines Menschen kann viele Formen haben. So viele Menschen wie es gibt, mindestens so viele verschiedene Möglichkeiten gibt es, wie ein Mensch mit Jesus in Kontakt kommen kann. Wichtig ist aber, dass dieser Jesus in meinem Leben Platz hat. Aber nicht nur irgendeinen Platz. Wir können leicht überprüfen, ob Jesus den richtigen Platz in unserem Leben einnimmt: je mehr Freude wir spüren über unseren Glauben, umso sicherer können wir sein, dass Christus in uns den richtigen Platz einnimmt. Wenn allerdings „Glaube“ und „Freude“ zu weit auseinanderfallen, stimmt vermutlich etwas nicht. 2 Freude macht bereit für die Sendung. Aber allein mit der frohmachenden Begegnung mit Jesus ist es noch nicht getan. Jede echte Freude wird sich einen Weg suchen, um aus uns herauszubrechen. Und da setzt Jesus an: Er hat eine Aufgabe für uns. So wie die Begegnung mit Jesus sehr individuell sein kann, so ist es auch mit der Sendung, die Jesus für jeden von uns bereit hat. Allgemein kann man aber sagen: Für diese seine Sendung ist jeder Christ ausgestattet mit dem Heiligen Geist und mit all den Gaben, die er in uns verwirklichen will. Und wie wir es vom Apostel Paulus gehört haben: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt“ (1 Kor 12,7). Niemals kann eine Gabe des Geistes wirken oder Frucht bringen, wenn wir nur um uns selbst kreisen. 3 Offen sein für das Wirken des Geistes in jedem Menschen. Die ganz persönliche Sendung durch den Auferstandenen zu erkennen, war und ist die Aufgabe jedes Christen und jeder christlichen Gemeinschaft. Renovabis – die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa – erinnert in ihrer Pfingstaktion dieses Jahr implizit besonders daran, dass Gottes Geist in jedem Menschen wirkt. Unter dem Leitwort „An die Ränder gehen! Solidarisch mit ausgegrenzten Menschen im Osten Europas“ nimmt sie besonders jene Menschen in den Blick, die aus unterschiedlichen Gründen nicht am gesellschaftlichen oder auch kirchlichen Leben teilhaben. Auch sie haben ihre je eigene Sendung von Gott. Es gilt, auch in ihnen das Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen. Papst Franziskus hat in seinem Apos-tolischen Schreiben über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute mit dem schönen Titel „Evangelii Gaudium“ – „Die Freude am Evangelium“ – mit markanten Worten daran erinnert, dass uns gerade die Armen vieles zu lehren haben. Und er schreibt: „Es ist nötig, dass wir alle uns von ihnen evangelisieren lassen.“ (Evangelii Gaudium, EG 198) Der Papst spricht von der „Einladung, die heilbringende Kraft ihrer Leben zu erkennen und sie in den Mittelpunkt des Weges der Kirche zu stellen“ (EG 198), und er sagt: „Wir sind aufgerufen, Christus in ihnen zu entdecken, uns zu Wortführern ihrer Interessen zu machen, aber auch ihre Freunde zu sein, sie anzuhören, sie zu verstehen und die geheimnisvolle Weisheit anzunehmen, die Gott uns durch sie mitteilen will.“ (EG 198) 4 Gott bewirkt alles in allen. Was der Heilige Geist an Einsatz in Gang setze, sei nicht ein übertriebener Aktivismus, meint der Heilige Vater, „sondern vor allem eine aufmerksame Zuwendung zum anderen, indem man ihn ‚als eines Wesens mit sich selbst betrachtet‘“ (EG 199). Das erinnert uns an die Worte des hl. Paulus im Korintherbrief: „Wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus.“ (1 Kor 12,12) Denken wir auch daran, wie es im weiteren Verlauf des Textes heißt: „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle anderen mit ihm.“ (1 Kor 12, 26) Nehmen wir darum auch die Früchte, die der Heilige Geist in jedem hervorbringt, der sich seinem Wirken öffnet, voll Dankbarkeit und Freude wahr, denn „es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist… Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.“ (1 Kor 12, 4.6)