Stundenprotokoll zur Sitzung am 19

Werbung
Universität Trier
SoSe 2009
FB I - Philosophie
Veranstaltung: Kognitive Ethologie
Leitung: Thomas Hoffmann M.A.
Stundenprotokoll: Jana Laura Lange
Stundenprotokoll zur Sitzung am 19.06.2009
Text: A communicative approach to animal cogntition: A study of conceptual abilities of an
african grey parrot
Irene M. Pepperberg
1.1.
Übersicht
In dem Text von Irene M. Pepperberg geht es um den Graupapagei Alex, der darauf trainiert wurde,
die englische Sprache zu "sprechen", Gegenstände zu bezeichnen und einzuordnen. Er ist in der Lage,
über 80 Objekte zu bestimmen und Fragen zu beantworten, die sich auf die Farbe und die Form eines
Gegenstandes beziehen. Die Ergebnisse dieser Studie, die von Pepperberg selbst durchgeführt
wurde, wurden mit den Resultaten anderer Studien verglichen, die sich mit den kognitiven
Fähigkeiten von Tieren und ihrer artspezifischen Kommunikation beschäftigen.
1.2.
Bedeutung der Sprache
Zu Beginn halten wir fest, dass die Sprache für die kognitive Leistung beim Menschen offenbar eine
zentrale Rolle spielt. Herr Hoffmann verdeutlicht dies am Bsp. propositionaler Einstellungen.
Gedanken bzw. mindestens deren Äußerungen wie „ich denke, dass...“ oder „ich will, dass...“,
scheinen auf sprachliche Struktur angewiesen zu sein. Der Mensch scheint sich durch die Komplexität
seiner Sprache von allen anderen Tieren abzugrenzen. In unserer Sprache sind Aspekte von Vernunft,
Kultur und Religion konserviert, die es in der Tierwelt offenbar nicht gibt.
In Anlehnung daran stellt Herr Hoffman die Frage: Worin ist Sprache begründet?
-
Frau Bein äußert den Einwand, dass hier die genaue Definition von Sprache ausgelassen wird,
Zeichensprache, Mimik etc. werden nicht berücksichtigt, wie auch die Tatsache, dass es nicht
nur eine Sprache gibt, sondern viele verschiedene. Wir können auch nicht sicher wissen, wie
weit Tiersprachen entwickelt sind, da die Forschung noch zu wenig über diese weiß. Aus
diesem Grund sollten wir bei unseren Aussagen vorsichtig sein.
-
Wichtig ist, zwischen Denken und Sprache zu unterscheiden. Diese fallen offenbar nicht in
jeder Hinsicht zusammen!
Eine weitere Frage, die in diesem Zusammenhang auftritt, lautet, ab wann man eine Sprache als
komplex bezeichnen kann.
-
Herr Hoffman erklärt, dass Sprache offenbar mehre Ebenen hat. Eine Sprache ist vielleicht
dann komplex, wenn man sich durch ihren Gebrauch seiner Existenz in einer (sozialen,
kulturellen) Welt bewusst wird.
-
Frau Bein wendet hier ein, dass wir die Komplexität unserer Sprache und unseres
Bewusstseins bis jetzt nur positiv gesehen haben, jedoch bringt sie auch negative Faktoren
mit sich (gerade, wenn sie mit Selbstbewusstsein zusammen hängt), wie zum Bsp. Zweifel.
Diese "Funktionen" scheinen nicht nützlich, wenn es um das Überleben geht (also etwa
evolutionär betrachtet), sondern stellen in dieser Hinsicht sogar eher ein Hindernis dar.
1.3.
Die Sprache in der Tierwelt
Wie kommunizieren Tiere in ihrer sozialen Umwelt miteinander? Diese Frage hat auch eine zentrale
Stellung in den Studien der Wissenschaftler, die von Pepperberg in ihrer Einleitung angesprochen
werden. (S. 153-155) In diesen wurde untersucht, wie sich über die Sprache und das Verhalten der
Tiere kognitive Fähigkeiten erschließen lassen, bzw. ob an ihrem Verhalten/ihrer Kommunikation ein
zugrunde liegender kognitiver Prozess ersichtlich ist. Zunächst gilt es zu klären, was man unter einem
„kognitiven Prozess“ bei einem Tier zu verstehen hat. Eine Erklärungsmöglichkeit ist, dass es sich
dabei um eine Variation des Verhaltensmusters handelt, d.h. dass sich das Tier an die Situation
anpasst und gegen sein gewohntes bzw. angeborenes Verhalten reagiert. Diese Reaktion schient an
einen inneren kognitiven Prozess angeknüpft, bzw. von bewusster Abwägung begleitet zu sein.
(S.155) Allerdings stellt sich die Frage nach den Grenzen einer auf bloße Reizreaktion
zurückgeführten Verhaltenserklärung.
1.3.
Ursprung der Komplexität des Kognitiven:
Herr Hoffmann stellt die Frage, wo die Komplexität des Kognitiven ihren Ursprung hat.
 Eine Voraussetzung für die Komplexität des Kognitiven ist möglicherweise ein subjektives
"Innenreich", ein Bewusstsein. Jedoch ergibt sich daraus die Frage, von was genau man ausgehen
muss, bzw. spricht, wenn man eine solch innere Welt annimmt, bzw. wie konstruiert das Gehirn diese
Welt?
1.4.
Historischer Überblick (S.156-158)
Bei der weiteren Durcharbeitung des Textes halten wir fest, dass alle Texte, die wir bisher
durchgenommen haben, nicht von Philosophen geschrieben wurden, sondern ausschließlich von
Wissenschaftlern, so dass alles, was erarbeitet wurde, in die empirisch-wissenschaftliche Richtung
geht. So auch der heute vorliegende Text. Die philosophische Komponente bleibt größtenteils aus. So
zum Beispiel bleibt die Frage offen, was man eigentlich unter Lebendigkeit versteht oder wodurch
das Vorhandensein von einem bewussten Innenleben bewiesen werden könnte, von dem die
Wissenschaftler oft ohne weitere Erläuterungen und Hinterfragung sprechen. (S. 156, Bsp. DARWIN,
der recht freizügig mit der Zuschreibung eines Innenlebens bei Tieren umgeht)
1.4.1. Interspecies communication
Die bisherigen Studien der Wissenschaft waren darauf gerichtet, zu untersuchen, wie Tiere sich in
ihrer sozialen Umwelt verhalten bzw. „kommunizieren“. Im Text erfahren wir, dass es auch noch ein
andere Möglichkeit gibt, das Sprachverhalten und damit die kognitiven Fähigkeiten von Tieren zu
untersuchen. Eine dieser Methoden ist, den Tieren die menschliche Sprache, bzw. menschliche
Kommunikationsformen beizubringen. Tiere, wie Papageien oder Affen, werden darauf trainiert, mit
den Menschen zu kommunizieren. (S.155)
1.5.
Reflexivität bei Tieren
Eine weitere Frage, die Herr Hoffmann aufwirft, lautet: Was lässt darauf schließen, dass Tiere fähig
sind zu reflektieren? Als Beispiel für ein Tier, von dem man bereitwillig annehmen könnte, dass es
diese Eigenschaft besitzt, ist der Papagei. Papageien, wie zum Beispiel der Graupapagei Alex, können
sich so äußern, dass man fast annehmen muss, sie wollen einen Wunsch oder ein Bedürfnis äußern.
Das Erstaunliche dabei ist, dass Vögel eigentlich nicht unbedingt für derartige Kommunikation
geeignet scheinen, da sie ein offenbar zu kleines Gehirn haben, um zu solchen komplexen kognitiven
Leistungen fähig zu sein.
1.6.
Der Versuch (S. 161)
Als „Versuchstier“ wird, wie bereits erwähnt, der Graupapagei Alex gewählt. Pepperberg wendet die
„M/R-Methode“, die „Schüler-Nebenbuhler-Methode“ an. Diese wurde von dem Wissenschaftler
Orval Hobart Mowrer konzipiert, allerdings will Pepperberg diese verbessern. Bei Mowrer habe der
Papagei lediglich nachgeahmt.
-
Ein Kommilitone versucht das dadurch zu erklären, dass der Papagei womöglich in einer zu
kurzen Zeit lernen sollte. Denn es dauert einige Jahre, bis man eine Sprache erlernt hat.
-
Wichtig bei dieser Methode, so Herr Hoffman, ist auch der Beziehungsaufbau zu dem Tier,
der soziale Umgang spielt eine wichtige Rolle für das Lernverhalten. Pepperberg hatte eine
enge Bindung zu Alex, von der man sich im Video, welches wir am Ende der Sitzung gesehen
haben, selbst überzeugen konnte.
1.6.1. Versuchsaufbau (S. 163)
Des Weiteren geht Herr Hoffman auf den Versuchsaufbau ein. Für gewöhnlich sind bei den
Versuchen mit Alex zwei Menschen und das Versuchstier anwesend. Einer der beiden stellt Fragen
und der andere antwortet. Bei dem Versuch wechseln Befrager und Antwortgeber sich in ihren
Rollen jeweils auch ab. Das Tier, durch den Vorsprecher vernachlässigt (denn dieser beantwortet die
Fragen, die eigentlich an Alex gerichtet sind), soll dadurch dazu animiert werden, die Antworten
nachzusprechen und so die Zusammenhänge zu erschließen, sodass es irgendwann ohne den
Vorsprecher Antworten kann.( S. 161/S. 162)
Alex bekam nach jeder richtigen Antwort eine „intrinsische Belohnung“. Zum Beispiel nennt Alex das
Wort „Klammer“ als richtige Antwort und bekommt als Belohnung die Klammer. Dies ist eine
Methode der Motivationspsychologie und kognitiven Lerntheorie, welche besagt, dass die Beziehung
zum Lernstoff den Lernenden motiviert.
Alex hat gelernt, Gegenstände zu bezeichnen etc. (siehe 1.1. Übersicht). Darüber hinaus hat er
gelernt Farben, Formen und die Beschaffenheit von Objekten zu bestimmen und zu unterscheiden
und kann auf Fragen, die sich darauf beziehen, antworten. (S. 165/166) Zum Beispiel kann er ein
Quadrat von einem Kreis unterscheiden oder einen Stein von einem Stück Holz.
-
dies lässt durchaus darauf schließen, dass Alex - da er sich unterschiedlichen Situationen
anpassen kann und nach diversen Objekten, wie zum Beispiel Wasser, fragt, und diese
wirklich haben möchte - eine Art bewusstes, subjektives Handlungszentrum zu realisieren
scheint.
Die Ergebnisse, die bei Pepperbergs Studie mit Alex herauskamen, wurden mit denen des
Wissenschaftlers David Premack verglichen, der das Verhalten von Schimpansen erforschte.
Premack ist der Meinung, dass die Ergebnisse, die Alex erbrachte, noch nicht ausreichen, um sagen
zu können, er habe gelernt, Objekte wirklich zu unterscheiden (wohl im Sinne von: ihre Bedeutung zu
kennen). Er kann lediglich bestimmen, was er schon kennt. (S. 176)
Herunterladen