Bibellesen - gewusst wie Vor Ihnen liegt eine Bibel, und Sie wollen darin lesen. Lassen Sie sich zu diesem Vorhaben beglückwünschen. Die Bibel ist ein besonderes Buch. Schon der Name »Bibel« deutet das an. »Bibel« heisst auf deutsch »das Buch« oder »das Buch der Bücher«. In alten Bibelausgaben wird sie auch die »Heilige Schrift« genannt. Wer die Bibel kennen lernen will, muss wissen, dass sich dieses Buch nicht im Sturm erobern lässt. Man kann die Bibel nicht einfach wie einen Roman von vorn bis hinten durchlesen. Mancher hat schon vorn angefangen und ist in breit ausgeführten Vorschriften und Stammbäumen stecken geblieben, bevor er erkennen konnte, was die Bibel uns Menschen zu sagen hat. Die Bibel - ein altes Buch Die Bibel ist sehr alt. Einige Teile von ihr sind vor 3500 Jahren entstanden, die jüngsten vor 2000 Jahren. Wir kennen zwar auch andere literarische Werke aus so früher Zeit, aber keines von ihnen wird heute noch von so vielen Menschen gelesen. Trotz ihres hohen Alters ist die Bibel das mit Abstand am weitesten verbreitete Buch der Welt. Von keinem anderen Buch gibt es so viele Übersetzungen in verschiedene Sprachen. Für viele Völker war und ist die Bibel das erste grosse schriftliche Literaturwerk überhaupt. In manchen Ländern hat erst die Bibelübersetzung (wie bei uns die »Lutherbibel«) der Schriftsprache eine einheitliche Gestalt gegeben. Die weite Verbreitung der Bibel zeigt, dass sie zwar sehr alt, aber keineswegs veraltet ist. Im Gegenteil: Was die Bibel sagt, ist hochaktuell. In anderen Büchern finden wir viele interessante Gedanken, die sich Menschen gemacht haben - auch über Gott. In der Bibel aber redet Gott selbst zu uns. Und das ist der Grund, warum die Bibel noch immer den Auflagenrekord vor allen anderen Büchern hält. Durch dieses Buch lässt Gott uns Menschen sagen: Alles menschliche Leben ist wie Gras. »Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich« (Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 40, Vers 6 und 8). Dass die Bibel ein so einzigartiges Buch ist, kann man weder von aussen erkennen noch durch ihr Alter und ihre Verbreitung beweisen. Aber jeder kann es erfahren, wenn er dieses Buch ohne Vorurteil liest: Das ist Gottes eigenes Wort, das mich im Innersten trifft. Die Bibel - ein umfangreiches Buch Für den Anfänger im Bibellesen ist es wichtig, dass er sich erst einmal in diesem dicken Buch zurechtfindet. Schon das Inhaltsverzeichnis nennt 66 zum Teil recht umfangreiche Einzelschriften. Es lohnt sich, dieses Verzeichnis genauer anzusehen und die äussere Einteilung kennen zu lernen. Da gibt es zunächst die Grobeinteilung in Altes und Neues Testament. Für »Testament« kann man auch sagen »Gottes Bund«, also: Gottes Bund mit dem alten Gottesvolk (Israel) und Gottes Bund mit dem neuen Gottesvolk (Christenheit). Für das Volk Israel war Gott auch das Oberhaupt des Staates und der Gesetzgeber in allen Lebensbereichen: in der Rechtsprechung, der sozialen Ordnung, der Gestaltung des Gottesdienstes und vielem anderen. Diese Vorschriften gelten im neuen Bund nicht mehr (Kolosserbrief Kapitel 2, Vers 16). Nur die ethischen Gebote, die Gott für die Menschen aller Zeiten gegeben hat, sind auch heute noch gültig. Jesus hat in seiner Bergpredigt gezeigt (Matthäusevangelium, Kapitel 5 bis 7), dass diese Gebote nicht nur gutes Handeln von uns fordern, sondern vollkommene Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen. Darum sprechen sie uns schuldig. Im Mittelpunkt der Bibel steht der Mensch gewordene Gottessohn Jesus Christus. Wie eine Brücke verbindet er die beiden Testamente. Vor 2000 Jahren kam er in diese Welt, um die Schuld aller Menschen vor Gott zu begleichen. Von ihm ist vor allem im Neuen Testament die Rede. Auf ihn weisen aber auch die Voraussagen im Alten Testament hin. Auch sein Opfertod wird schon im alttestamentlichen Sühnopfer und manchen besonderen Ereignissen vorbereitet und angedeutet. Über die Grobeinteilung hinaus untergliedert sich jedes der 66 biblischen Schriften in Kapitel und Verse. Das erleichtert dem Leser das Finden bestimmter Stellen. Bei heutigen Bibelausgaben ist am oberen Rand jeder Seite zur schnelleren Orientierung die jeweilige biblische Schrift und die Kapitelnummer vermerkt. Bei Bibelzitaten werden die Stellen entsprechend angeführt: z.B. 1. Mose 15,6 = 1. Buch Mose, Kapitel 15, Vers 6. Die Bibel - ein schwieriges Buch Nicht nur die Orientierung in dem dicken Buch der Bibel bereitet dem Anfänger einige Schwierigkeiten. Auch der Inhalt stellt nicht geringe Anforderungen. Es gibt leichter und schwerer lesbare Stücke in der Bibel. Deshalb ist es wichtig, an der richtigen Stelle mit dem Lesen zu beginnen. Über vieles stolpert man am Anfang und versteht es nicht gleich. Manches erscheint uns auf den ersten Blick widersprüchlich oder unwahrscheinlich. Beginnen sollten Sie mit dem Lesen des Neuen Testamentes, das etwa das letzte Drittel der Bibel umfasst. Gut geeignet für den Anfänger ist das Evangelium nach Lukas. Hier lernen Sie Jesus Christus ausführlich kennen, der uns das Verstehen der ganzen Bibel aufschliesst. Bevor Sie sich den Briefen im letzten Teil des Neuen Testamentes zuwenden, sollten Sie sich erst noch die Apostelgeschichte des Lukas vornehmen. In ihr erfahren Sie einiges über die Männer, die diese Briefe geschrieben haben. Beim Alten Testament empfiehlt es sich, zunächst solche Geschichten nachzulesen, auf die im Neuen Testament hingewiesen wird (im Text selber oder in den klein gedruckten Hinweisstellen). Dabei wird immer mehr das Interesse wachsen, auch ganze Teile des Alten Testamentes im Zusammenhang zu lesen. Je mehr man sich in die biblische Darstellungsweise hineinliest, desto weniger empfindet man die Bibel als schwieriges Buch. Selbst schlichte Menschen und Kinder können begreifen, worum es geht. Natürlich bleiben noch genug schwerverständliche Stücke übrig. Jemand hat einmal gesagt: Die Bibel ist keine gepflegte Parkanlage, in der ich bequem spazieren gehen kann. Eher könnte man sie mit einer Grossstadt vergleichen, in der ich schon einige wichtige Teile kenne, aber doch noch lange nicht ohne Stadtplan und Wegweiser auskomme. Auch für Bibelleser gibt es solche »Wegweiser«. Andere haben vor uns die Bibel gelesen und nach eingehender Beschäftigung mit ihr manches Hindernis für das Verstehen aus dem Weg geräumt. Warum sollten wir diese Hilfe nicht in Anspruch nehmen? Es gibt Bücher mit guten Erklärungen und Auslegungen (sogenannte Andachten oder Predigten) bestimmter Texte der Bibel. Wenden Sie sich an einen Christen und fragen Sie ihn um Rat, wenn Sie beim Bibellesen nicht klar kommen. Vor allem aber: Suchen Sie Kontakt zu einer christlichen Gemeinde, von der Sie wissen, dass sie die Bibel als Gottes Wort ernst nimmt. Die Bibel - ein liebenswertes Buch Dieser Überschrift werden Sie vielleicht nicht von vornherein zustimmen können. Die Bibel erscheint Ihnen wohl eher als ein Buch, das sie ärgert. Wir stossen uns leicht an Gottes Urteil über unser Denken, Reden und Handeln, weil es trotz aller Bemühungen auf unserer Seite - negativ ausfällt. So lesen wir etwa im Römerbrief des Paulus: »Alle Menschen sind Sünder. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer« (Kap. 3, Vers 12). Ausserdem stören Sie vielleicht die zahlreichen Berichte über Wunder in der Bibel. Aber versetzen uns nicht schon viele Wunder der Natur ins Staunen? Wer will da alles begreifen? Am unbegreiflichsten aber ist das Wunder, das durch Jesus Christus geschah. Was anderes als ein Wunder konnte uns schuldig gewordene Menschen vor der verdienten Strafe im letzten Gericht Gottes retten? Eben dazu liess Gott seinen Sohn Mensch werden. Stellvertretend für einen jeden von uns hat er Gottes gerechte Strafe für unsere Schuld als Unschuldiger auf sich genommen. An ihm zeigt sich, wie sehr uns Gott liebt. Jesus Christus selbst hat einmal gesagt: »So sehr hat Gott die Welt (das heisst: jeden Menschen, auch Sie), geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben« (Evangelium nach Johannes, Kap. 3, Vers 16). Diese »gute Nachricht« der Bibel ist zu grossartig, als dass sie sich ein Mensch ausgedacht haben könnte. Keine Religion kann sich mit ihr messen. Die Bibel ist wie ein »Liebesbrief« Gottes an uns Menschen. Wer zerpflückt schon einen Liebesbrief kritisch, indem er ihn nach scheinbaren Ungereimtheiten oder Widersprüchen absucht? Damit würden wir uns selbst den Zugang verbauen. Dieses Buch kann man nicht unbeteiligt lesen. Schon bevor Sie mit dem Lesen beginnen, dürfen Sie Gott um die richtige Einstellung zu seinem Buch bitten, etwa mit folgenden Worten: »Gott, ich möchte dein Wort kennen lernen. Bitte, hilf mir dabei. Dränge alle Zweifel und alles Misstrauen in mir zurück, damit ich dir abnehme, was du mir durch dein Buch sagen willst, - auch da, wo es wehtut. Lass mich erkennen, wie gut du es mit mir meinst. Amen.« Mit freundlicher Genehmigung ‚Bibelbund’