Die Bienen - Gatt. Apis

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Die Bienen
Teil 2/1: Die Honigbienen der Gattung Apis
Hermann Pechhacker, [email protected]
In Eurasien (Europa und Asien) und Afrika leben neun autochthone Arten Honigbienen der
Gattung Apis. In Afrika, Vorderasien inklusive Iran und Europa kommt unsere Apis mellifera
mit vielen Unterarten (Rassen) vor. Alle anderen acht Arten leben in Asien.
Abb.1:
Die neun Apis-Arten im Größenvergleich. (Abb. aus N. Koeniger, G. Koeniger, S. Tingek
(2010): Honey Bees of Borneo, Exploring the Centre of Apis Diversity. Natural History
Publications (Borneo)).
Abb. 2:
Auch in der Größe der Waben gibt es erhebliche Unterschiede. Links eine Wabe der
Riesenhonigbiene Apis dorsata und rechts von der Zwerghonigbiene Apis florea in höchstens
Suppentellergröße. Alle Apis-Arten bauen ihre Waben aber im bekannten Sechseckmuster aus
Wachs (linke Abb. aus N. Koeniger, G. Koeniger, S. Tingek).
In Australien, Neuseeland und Amerika gab es von Natur aus keine Honigbienen, sondern in
den tropischen und subtropischen Bereichen nur Stachellose Bienen als Honiglieferanten.
Die zwei Riesenhonigbienen-Arten Apis laboriosa und A. dorsata und zwei Arten
Zwerghonigbienen A. florea und A. andreniformis sind „Freibrüter“ mit nur einer Wabe. Die
anderen fünf Arten sind „Höhlenbrüter“ mit mehreren Waben meist in einem schützenden
Hohlraum (oder Beute). Die Riesenhonigbienen tanzen in der Tansprache zwar auf der
senkrechten Wabe wie die Höhlenbrüter, müssen dabei „den Himmel sehen“ (polarisiertes
Licht). Sie beziehen so wie unsere Mellifera den Stand der Sonne auf die Schwerkraft. Die
Zwerghonigbienen dagegen haben auf der Oberseite der Wabe einen „Tanzboden“ und geben
im horizontalen Schwänzeltanz die Richtung zur Futterstelle oder Wohnung direkt an.
Auch im Verteidigungsverhalten gibt es zwischen den Arten Unterschiede. Unsere
europäischen Rassen greifen einzeln an und markieren den Feind. Je nach Agressivität fallen
dann mehrere Verteidigungsbienen über den Feind her. Aber schon die meisten afrikanischen
Unterarten von Apis mellifera haben ein sehr effektives Verteidigungsverhalten. Wird ein
Volk beleidigt, helfen in kürzester Zeit peinlicherweise und gefährlicherweise alle Völker
eines Bienenstandes in der Abwehr des Feindes (z.B. Mensch oder Honigdachs) zusammen.
Die Riesenhonigbienen Asiens haben ein ähnliches Verhalten. Bei den asiatischen Apis-Arten
kommt das sogenannte Körperschütteln vor allem in der Abwehr von Hornissen dazu.
Hunderte Bienen auf der Wabe (Freibrüter) oder vor dem Flugloch (Höhlenbrüter) schütteln
gleichzeitig und sehr schnell den Hinterleib. Durch dieses Körperschütteln wird offenbar dem
Feind signalisiert „komm nicht zu nahe, wir sind groß und stark“. Bei Apis dorsata und auch
bei Apis cerana ertönt bei einer Störung ein Zischlaut (hissing behaviour), das wie das
Zischen einer Schlange klingt und offenbar größere Feinde abschrecken soll. Apis cerana
wehrt sehr erfolgreich gegen Hornissen. Nähert sich der Feind wird unter Umständen
Rückflug und Ausflug eingestellt. Setzt sich dann die Hornisse ans Flugloch oder dringt in
den Stock, wird sie von den Bienen eingeknäult und wahrlich zu Tode geheizt. Die in Asien
eingeschleppte Westliche Honigbiene Apis mellifera kann das nicht und z.B. in Japan ist sie
gegen die Hornisse Vespa mandarinia vollkommen machtlos und ohne imkerliche Hilfe dem
Tod ausgeliefert.
Auch bezüglich Krankheiten und Parasiten gibt es zwischen den Honigbienenarten große
Unterschiede. So kannte die Riesenhonigbiene Apis dorsata keine Europäische Faulbrut oder
Apis cerana keine Kalkbrut oder Tracheenmilbe (jeweils von der eingeschleppten Apis
mellifera übertragen). Auf der anderen Seite kann unsere Apis mellifera mit der Varroamilbe
(von Apis cerana) oder in Asien mit der noch aggressiveren Milbe Tropilaelaps clarae (von
Apis dorsata) überhaupt nicht umgehen. Die asiatischen Apis-Arten „tauschen“ ihre
artspezifischen Parasiten nicht aus.
Ähnliches gilt für die asiatischen Apisarten auch für das Paarungsverhalten. Man lebt
sympatrisch nebeneinander, kommt sich aber nie in die Quere. Das gilt für die
Drohnenflugzeiten, für die Drohnensammelplätze (Abb. 3 und 4). Auch im Beflug der
Trachtpflanzen scheint es einen artspezifischen Unterschied zu geben (Abb. 5). Die
Drohnensammelplätze (Paarungsplätze) sind sehr verschieden zur Apis mellifera. Sind bei uns
die Sammelplätze meist im offenen Gelände mit symmetrischem (UV-)Lichteinfall, so sind die
Drohnen der asiatischen Honigbienenarten offenbar gezwungen, „kurze Fluchtwege vor Feinden“
(Vögel, Hornissen) zu haben. Wenn z.B. Cerana- Drohnen am Sammelplatz an der Kronenseite eines
markanten Baumes von Feinden attackiert werden, „flüchten“ sie in das schützende Innere der
Baumkrone.
Noch ein Unterschied: Unsere Mellifera fächelt am Flugloch mit dem Kopf zum Flugloch.
Die asiatische Beutenbienen machen das umgekehrt – mit Kopf vom Flugloch.
Abb. 3:
Die Drohnenflugzeiten asiatischer Apis-Arten. Schon die verschiedenen Tageszeiten des
Paarungsfluges beweisen, dass es verschiedene Arten sind und keine Paarungsgemeinschaft
besteht.
A.d. = Apis dorsata, A.k. = A. koschevnikovi, A.c. = A. cerana und A.a. = Apis
andreniformis (Abb. aus N. Koeniger, G. Koeniger, S. Tingek).
Obwohl dje sympatrisch zusammen lebenden Apis-Arten in Asien getrennte
Drohnensammelplätze zur Paarung aufsuchen (siehe Abb. 4), gehen sie sich diese Arten auch
in unterschiedlichen Drohnenflugzeiten (Paarungszeiten) aus dem Weg. Lediglich die
Drohnen der eingeschleppten europäischen Biene Apis mellifera fliegen zur gleichen Zeit wie
die Cerana-Drohnen. Ob dadurch eine Paarungskonkurrenz entsteht, ist unklar.
Abb. 4:
Die Drohnensammelplätze (Paarungsplätze) einiger asiatischer Apis-Arten. A.d. = Apis
dorsata, A.k. = A. koschevnikovi, A.c. = Apis cerana (Abb. aus N. Koeniger, G. Koeniger, S.
Tingek).
Abb. 5:
Die Pollenanalyse von gespeichertem Pollen von verschiedenen Apis-Arten auf Borneo. Die
sympatrisch nebeneinander lebenden Honigbienenarten scheinen sich auch hier bezüglich
einer Nahrungskonkurenz einander weitgehend aus dem Weg zu gehen. (Erklärung der
Abkürzungen siehe Abb. 3; Abb. aus N. Koeniger, G. Koeniger, S. Tingek).
Aus Nepal ist bekannt, dass die heimischen (autochthonen) Arten vorwiegend die heimischen
Pflanzenarten nutzen und sich die dort eingeschleppte europäische Biene Apis mellifera
(vorwiegend A.m. ligustica) auch an dort eingeschleppten europäischen Pflanzen bedient. Die
lokale Biene hat sich über die Jahrtausende eben auch an die lokale Flora angepasst. Die
verschiedenen Apis-Arten nutzen bevorzugt auch „ihre“ speziellen Pflanzenarten.
Die autochthonen asiatischen Honigbienenarte beherbergen auch ihre artspezifische parasitäre
Milbe (Abb. 6). Die jeweilige Honigbienenart kann aber mit ihrer parasitierenden Milbe
„umgehen“ ohne großen Schaden zu erleiden. Es gibt auch kein Überwechseln einer
Milbenart von einer Honigbienenart zu einer anderen Art. Nur die eingeschleppte Apis
mellifera wird wie bekannt weltweit auch von der Varroa-Milbe (natürlicher Wirt Apis
cerana) und in Asien auch von Tropilaelaps-Milben (Urwirt Apis dorsata) befallen. Beide
Milben-Arten (besonders Tropilaelaps) verursachen bei Mellifera ohne Bekämpfung tödliche
Schäden für das Volk.
Abb. 6:
Fünf Apis-Arten von Borneo und deren „dazugehörige“ Milben. Wie weit die Milben der
Zwerghonigbienen der Mellifera auch schaden, ist noch nicht ganz geklärt (Abb. aus N.
Koeniger, G. Koeniger, S. Tingek). Die angeführten Varroa-Arten fehlen noch in Europa.
Die Bienen
Teil 2/2: Die Apis-Arten, die Höhlenbrüter
Hermann Pechhacker, [email protected]
Die Höhlenbrüter (fünf Arten):
Das ist die westliche Honigbiene Apis mellifera, die „Asian Hive Bee“ (asiatische Beutenoder Hausbiene) oder Östliche Honigbiene Apis cerana und die dieser nahestehenden und
kleinräumig auf den Sundainseln vorkommenden Arten Apis koschevnikovi, A. nuluensis und
A. nigrocinta.
Apis mellifera
Apis mellifera ist Biene Afrikas, Europas und in Asien bis in den Iran. Es gibt viele (über 20)
von der jeweiligen Umwelt geprägte Unterarten (Rassen) von der persischen Biene Apis
mellifera meda im Osten. Der Kapbiene A.m. capensis ganz im Süden, der A.m. iberica im
Westen und Dunklen Biene A.m. mellifera im Norden. Die Italienerbiene A.m. ligustica und
zunehmend auch die Carnica A.m. carnica sind heute weltweit verbreitet. In Brasilien wurde
die in Zentralafrika und im nördlichen Südafrika beheimatete Apis mellifera scutelata
importiert. Dort breitete sie sich dank ihres Selektionsvorteils (sehr viele Schwärme, sehr
aggressiv, keine Feinde) rasant aus und mutierte wegen ihrer Aggressivität zur gefürchteten
„Mörderbiene“. In ihrer Heimat in Südafrika hat die Scutelata mit der von den Imkern in ihr
Verbreitungsgebiet eingebrachten Apis mellifera capensis wegen einer Art
“Sozialparasitismus“ große Probleme. Arbeiterinnen der Kapbiene legen bedingt durch die
sogenannte Automixis 50 % befruchtete Eier. Dringt nun eine Arbeitsbiene der Kapbiene in
ein Scutelata-Volk ein, werden sie und ihre Töchter wie Königinnen behandelt und das
ursprüngliche Scutelata-Volk geht zugrunde. Unsere Carnica lässt sich z.B. von der Kapbiene
nicht übertöpeln.
Von den europäischen Rassen der Apis mellifera sind nur die Carnica, Mazetonica und
Ligustica in ihrem Bestehen nicht gefährdet. Selbst die ursprünglich in Europa am weitesten
verbreitete Dunkle Biene Apis mellifera mellifera kommt heute nur mehr in kleinen
Populationen vor und ist echt gefährdet. Mit Schutzgebieten und Zuchtaktivitäten wird
versucht, diese Rassen wie z.B. die Dunkle Biene Apis mellifera mellifera, A.m. cecropia
(Griechenland) oder die Sizilianische Biene Apis mellifera Sicula zu erhalten.
„Apis mellifera eroberte die Welt“:
Vor allem die Italienerbiene wurde in der ganzen Welt verbreitet und mit ihr die ganzen
Krankheiten. Die mitgeschleppten Krankheiten haben bis heute zum Teil fatale Folgen für die
Autochthonen Bienenarten Asiens. Die Riesenhonigbiene Apis dorsata leidet zum Beispiel
stark an der bei uns eher harmlosen Europäischen Faulbrut oder die „Asian Hive Bee“ Apis
cerana stark unter Kalkbrut.
In die ursprünglich Honigbienen freie Neue Welt Amerika und Australien nahmen die Siedler
vorwiegend die Italienerbiene Apis mellifera ligustica aber auch die dunkle Biene Apis
mellifera mellifera jeweils von Ursprungsland der Siedler mit. Meist aber behauptete sich die
Ligustica.
Die europäische Biene hat aber in Asien auch ihre Probleme. Die asiatischen Bienenmilben
Varroa und Tropilaelaps würde sie ohne Imker nicht überleben. Die europäische Biene kann
auch mit den asiatischen Hornissen nicht umgehen, was zum Verlust der Völker führen kann.
Die heimischen Unterarten sind bekannt: die weit verbreitete und die intensiv züchterisch
weiterentwickelte Carnica (Apis mellifera carnica) und die sehr gefährdete Dunkle Biene
(Apis mellifera mellifera). Auch die mit rassetypischen gelben Hinterleibsringen
gekennzeichnete Italienerbiene (Apis mellifera ligustica) kennt man noch. Die anderen Rassen
wie die Iberica (Apis mellifer iberica), die mazedonische (A.mell.macedonica) oder die
griechische Biene (A.mell. cecropia) kennt man schon nicht mehr.
Die Tellbiene Apis melifera intermissa, beheimatet in Nordwestafrike soll erwähnt werden,
um zu zeigen, wie Umwelt und Mensch die Biene im Laufe der Jahrhunderte prägen können.
Diese Biene schränkt z.B. im Gegensatz zu unseren europäischen Rassen in der wärmsten Zeit
die Aktivitäten ein und geht sozusagen in die “Winterruhe”. Es gibt in dem trockenen Gebiet
in der heißen Zeit keinerlei Tracht. Der Mensch hat das Verhalten der Biene unbewußt
geprägt: Am Rifgebirge im Norden wurde und wird diese Biene in den traditionelen Beuten
(Röhren, Tonkrüge, Körbe) abseits der Siedlungen im Wald gehalten. Bei der Ernte wurden
viele Völker ruiniert. Sehr aggressive Völker wurden aber häufiger in Ruhe gelassen und
überlebten. Das ergab über die Jahrhunderte eine ungewollt eine negative Selektion in
zunehmende Agressivität. Im Gegensatz dazu mußten in den Oasen im Süden die Bienen der
gleichen Unterart in den Siedlungen gehalten werden. Hier konnte man keine bösen Völker
gebrauchen und eleminierte sie. Das war eine automatische Auslese in Richtung sanfte Biene.
Die Tellbiene in den Oasen ist heute eine “Streichelbiene”.
Die Spitzen-Honigerträge der Apis mellifera in Europa und auch in Österreich liegen heute
bei Einzelvölkern regelmäßig schon weit über 100 kg pro Jahr oder in Australien gibt es
Durchschnittserträge deutlich über 200 kg pro Volk. Das war vor nicht zu langer Zeit noch
unvorstellbar. Aber in Afrika oder in den arabischen Ländern wird Mellifera meist noch in
den traditionellen Beuten gehalten, es fehlt die Selektion und die Erträge sind sehr gering.
Die in Beuten gehaltenen Apisarten Asiens (4 Arten)
Apis cerana („Asian hivebee“)
Apis cerana ist neben unserer Apis mellifera als einzige Art auch in der Lage, im gemäßigten
Klima mit kalten Wintermonaten zu überleben. Die Cerana ist daher von Afghanistan bis in
den Nordosten Chinas, in den Himalajas bis auf 4.000 m Seehöhe und auf allen Inseln von Sri
Lanka über Neu Guinea bis Japan verbreitet.
Apis koschevnilovi, A. nuluensis und A. nigrocinta sind lediglich auf die Sundainseln
beschränkt. Diese vier Arten sind sich im äußerlichen Verhalten sehr ähnlich, sind aber
eindeutig getrennte Arten. Sie können leicht an den tageszeitlich eindeutig getrennten
Paarungszeiten, aber auch an den anatomisch sehr unterschiedlichen Paarungsorganen der
Drohnen auseinander gehalten werden (siehe N. Koeniger, G. Koeniger, S. Tingek (2010):
Honey Bees of Borneo, Exploring the Centre of Apis Diversity. Natural History
Publications (Borneo)).
Apis cerana wird in Asien vielfach noch in traditionellen Beuten wie Loghives = liegende
oder stehende Holzröhren (Abb. 1) oder Wallhives = in der Hausmauer ausgesparte Nischen
(Abb. 2) gehlten. Heute wird die Cerana-Biene zunehmend auch in Magazinbeuten gehalten
(Abb.3 und 4). Die Cerana-Bienenstände befinden sich auf Grund der generellen Sanftmut
dieser Biene mitten im Siedlungsbereich.
Abb. 1:
Ein typischer Cerana-Bienenstand mit Loghives in Potmara (Region Jumla; nahe 4000 m
Seehöhe)
Abb.3:
Ein starkes Cerana-Volk in einem Wallhive. Diese Völker sind meist nur von einem Tuch
vom Wohnraum getrennt und sie sind von dort aus auch zu bearbeiten.
Abb. 3;
Cerana-Völker in Magazinbeuten. Man beachte, dass der Bienenstand mitten in der Stadt
Pokara ist – sehr nahe an der Hauptstraße und ein Fußweg führt mitten durch. Die Imker
solcher Magazinbienenstände sind heute bemüht, nach dem Muster der ACA mit der Cerana
Leistungsprüfung und Zuchtwertschätzung durchzuführen.
Abb.4:
Bienenarbeit bei Apis cerana ist wegen der sanften Biene und der Nähe zum Wohnhaus sehr
häufig Frauenarbeit.
Bei Apis cerana wird es ähnlich wie bei Apis mellifera viele Unterarten (Rassen) geben.
Bisher werden aber nur wenige genannt – z.B. Apis cerana indica, A. c, japonica oder A.c.
himelaja. Die meisten Rassen haben so wie unsere Italienerbiene ein oder zwei gelbe
Hinterleibsringe. Aber die Cerana in den Hochlagen Nepals (Jumla) ist grau mit breiten
Filzbinden wie unsere Carnica.
Die Widerstandsfähigkeit gegenüber der Varroamilbe ist bei Cerana von mehreren
Eigenschaften abhängig. So vermehrt sich die Milbe nicht in der Arbeiterinnenbrut und stark
befallene Drohnenbrut (Abb. 5) kann ohne Hilfe der Arbeitsbienen nicht schlüpfen. Die
Brutpflegebienen erkennen befallene Brut und verhindern deren Schlupf. Die Milbe in der
ungeschlüpften Brut stirbt mit dem Drohn. Viel diskutiert und gesucht auch bei Mellifera sind
das Brutausräumverhalten (befallene Arbeiterinnenbrut wird samt Milbe ausgeräumt, bevor
sich die Milbe vermehren könnte) oder das „grooming behaviour“ (Bienen „entmilben“ sich
gegenseitig).
Cerana ist auch bezüglich Umgang mit Feinden viel intelligenter als Mellifera. Nähert sich
Beispiel eine Hornisse dem Stock, wird entweder Ausflug und Rückflug eingestellt oder die
außen an der Beutenwand sitzenden Bienen sitzen eng beieinander und schütteln alle
gleichzeitig den Hinterleib (Hissing behaviour; offenbar, um ein größeres Tier
vorzutäuschen). Setzt sich dann Hornisse nieder oder dringt gar ins Flugloch ein, wird sie
blitzartig eingeknäult und regelrecht zu Tode geheizt. Die Mellifera stürzt wohl auch auf die
Hornisse um sie zu stechen oder zu Tode zu beißen, zieht dabei aber den kürzeren und wird
von der Hornisse zu Tode gebissen. In Japan können so durch Vespa mandarinia die Völker
ganzer Bienenstände innerhalb kurzer Zeit getötet werden.
Abb. 5:
Die wunderschön verdeckelte Drohnenbrut der Cerana. Das Löchlein am Brutdeckel muss
offen bleiben, sonst stirbt der Drohn.
In einem Versuch (Josef Mayer, Universität für Bodenkultur, Doktorarbeit) stellte sich heraus,
dass Apis cerana viel findiger ist als z.B. die Italienerbiene. Die Cerana hat die angebotenen
kleinen Versuchs-Futterschälchen in 500 m Entfernung vom Stock zwei Tage (!) früher
gefunden als Mellifera (vom gleichen Standort aus). Trotzdem sind auf gleichem Standort die
Honigerträge der Cerana (auf guten Standorten aber durchaus auch gegen 20 kg / Volk)
geringer im Vergleich zu Mellifera. Es fehlt bei Cerana bisher jede Selektion. Da muss
allerdings dazu auch erwähnt werden, dass Cerana kaum Futterzucker und keine
Medikamente, keine Milbenbekämpfungsmittel braucht. Mellifera muss (in Nepal) nahezu mit
gleich viel Zucker gefüttert werden, was letztlich Honig geerntet werden kann. Die
eingeschleppte Apis mellifera wird in den warmen Gebieten zum Teil alle zwei Wochen
gegen die Tropilaelaps-Milbe behandelt. Cerana lebt dagegen sehr sparsam und braucht
keinen Zucker. Dr. Eva Crane (IBRA) nannte aus dieser Sicht für Asien die Cerana „pure man
bee“ (Biene des armen Mannes) und die Mellifera „rich man bee“ (Biene des reichen
Mannes).
Cerana hat in den warmen Gebieten aber auch, abgesehen vom geringeren Ertrag einen
Nachteil – das sogenannte „absconding“. Schaut der Imker zum Beispiel zu oft oder zu
ungeschickt in das Volk, flüchtet es (Fluchtschwarm).
Auch verwendet Cerana kein Propolis.
Aus diesen Gründen breitet sich in Asien die exotische Mellifera zum Nachteil der Cerana
mehr und mehr aus. In Japan oder Thailand hat man z,B. schon Schutzgebiete für Cerana
eingerichtet.
Die Bienen
Teil 2/3: Die Apis-Arten, die Freibrüter
Hermann Pechhacker, [email protected]
Die vier freibrütenden Arten der Gattung Apis – Apis laboriosa, A. dorsata, A. florea und A.
andeniformis – leben ausschließlich in den Tropen und Subtropen. Nur Apis laboriosa
(„Felsenbiene der Himalajas“) geht in der Vegetationszeit in den Bergen bis auf 4.000 m
Seehöhe hinauf.
Die beiden Riesenhonigbienen
Apis laboriosa
Die „Felsenbiene der Himalajas“ ist extrem gut an die Umwelt angepasst. Sie nistet
grundsätzlich auf Felsüberhängen (Abb. 1). Obwohl sie frei auf einer Wabe brütet, geht sie in
der Vegetationszeit bis auf rund 4.000 m hoch in die Berge hinauf, wo sie im Winter keine
Überlebenschance hätte. Auf den Felshängen baut das Volk jedes Frühjahr eine neue Wabe,
legt Brut an und lagert oft erhebliche Honigvorräte (bis über 20 kg) ein. Sehr häufig schwärmt
ein Volk auch. Der Schwarm baut seine Wabe meist auch am Felsen des Muttervolkes. Nach
Ende der Saison verlässt das Volk in den Bergen die Wabe und zieht in wärmere
Niederungen. Der Schwarm baut dort im Unterholz keine Wabe. Er lebt da sozusagen „von
der Hand in den Mund“. Nur um dann im Frühjahr wieder auf die Felsüberhänge in die Berge
zu ziehen, um eine neue Wabe zu bauen, Brut anzulegen und auch zu schwärmen. In den
Bergen werden für die trachtlose Zeit im Sommer oft erhebliche Vorräte angelegt (bis über 20
kg). Die Honigkuppe einer solchen Wabe kann über 20 cm dick sein. Die nepalischen
Honigjäger sind wagemutige Gesellen, die manchmal ihr Leben für den Honig riskieren. In
Nepal dürfen heute nur konzessionierte Honigjäger die Nester abernten. Die Ernten darf
wegen der Nachhaltigkeit nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr durchgeführt werden, wie es
„der Gott der Bienen befielt“. „Sonst würden in den Dörfern die Kinder von Bienen tot
gestochen“. Das ist nicht von der Hand zu weisen, denn wenn man ein Volk beleidigt, wird im
Umkreis von mindestens 500 m alles was sich bewegt, attackiert. Die Honigjagd geht heute
zum Vorteil der Bienen (noch in den 1990-iger Jahren fand man am Kliff in Abb. 1 höchstens
3-4 Nester) stark zurück. Junge Leute scheuen das Risiko.
Sehr häufig stammt der Honig der Apis laboriosa von Rhododendron-Arten und ist giftig.
Mengenmäßig stärkerer Konsum erzeugt Halluzinationen und daher ist der Honig meist den
Sadus (den heiligen Männern) vorbehalten.
Abb 1:
16 Nester von Apis laboriosa auf einer überhängenden Felsplatte im Langtangtal (Nepal).
Jedes Nest ist ein separates Volk.
Apis dorsata
Die Riesenhonigbiene Apis dorsata (Abb. 2 und 3) lebt in den Tropen und Subtropen Asiens.
Auch diese Bienenart bildet Wanderschwärme, um der Tracht von tiefen Lagen in höheres
Gebiet und umgekehrt „nachzuwandern“. Diese Biene baut aber auf jedem Standort eine neue
Wabe. Sie sucht aber jeweils den gleichen Baum, Wasserturm oder Dachvorsprung eines
Hauses auf.
In den Mangrophenwäldern zum Beispiel von Bangladesch werden mit Bienenwachs
bestrichene Holzbalken in bestimmter Neigung als Nistplätze angeboten und von den Bienen
auch angenommen . Das ist eine Art gezielter Imkerei. Wabengröße und Honigvorräte sind
vergleichbar mit Apis laboriosa. Die Honigernte geschieht meist mit viel Rauch bei Nacht.
Der Honig hat einen bis zu 25 %-igen Wassergehalt ohne gärig zu werden. Dorsata-Honig
fällt z.B. in Nepal mit einer hohen elektrischen Leitfähigkeit auf. Die Bienen sammeln
offenbar auch viel Honigtau. Die Ernte ist weit weniger riskant als bei Apis laboriosa. Nach
der Ernte wird noch in der laufenden Nacht eine Brutwabe speziell zubereitet und verspeist
(Thailand). So wie selbst in Japan gebratene und gut gewürzte Drohnenbrut eine besondere
Delikatesse ist.
Das Verteidigungsverhalten von Apis dorsata muss beobachtet werden. Nähert sich Feind
(z.B. Hornisse oder Imker), findet das Körperschütteln in Wellen über die ganze Wabe
statt. Kommt dann der Feind dennoch zu nahe oder bleibt zu lange in der Nähe, lockert sich
der Bienenvorhang auf der Wabe. Die Bienen hängen dann unten in Trauben, lassen sich dann
plötzlich fallen und greifen alles in Geschwaderform an, was sich bewegt –und sei ein Büffel.
Solche Attacken sind für den Menschen nicht harmlos, vor allem, weil so lange attackiert, bis
der Feind erledigt oder davongelaufen ist. Man kann da bis 2 km laufen, um die letzten
Bienen los zu werden. Ähnliches gilt häufig auch für die afrikanischen Unterarten der Art
Apis mellifera.
In Thailand wurde die Honigernte mit Feuer durchgeführt und den Bienen die Flügel
abgebrannt. Bienen ohne Flügel sind harmlos und die Ernte ist einfach. Ein geerntetes Volk
ergab immerhin den Wert eines Monatslohnes. Dadurch wurde dort die Riesenhonigbiene
gebietsweise nahezu ausgerottet.
Abb. 2:
Ein thailändischer, unter Schutz gestellter (Bombax-)Bienenbaum. Der gewaltige Baum hat
weit über 2 m Brusthöhendurchmesser und „beherbergt“ bis zu 100 Völker.
Abb. 3:
Das Nest der Riesenhonigbiene Apis dorsata. Die große Wabe wird mit einem dichten
Bienenvorhang gegen Sonnenbestrahlung und Regen bzw. zum Wärmen der Brut geschützt.
Die beiden Zwerghonigbienenarten
Die beiden Arten der Zwerghonigbienen sind ein Gegenstück zu den beiden
Riesenhonigbienenarten. Apis florea und Apis andreniformis bauen ihre Nester im Gestrüpp
(Dschungel) und nicht auf großen Bäumen. Die Nester sind schwer zu finden.
Am umbauten Zeig, an dem das Nest fixiert ist, wird an beiden Seiten der Wabe von den
Bienen ein ständig gepflegter „Leimring“ aus klebrigem Harz als Ameisenschutz angelegt.
Die beiden Arten unterscheiden sich am Bau der Honigkuppe, die bei Apis florea den Zweig
mit strahlenförmig angeordneten Zellen umschließt. Bei Apis andreniformis sind die
Honigzellen horizontal angeordnet. Auch in bezug auf den Geschlechtsapparat der Drohnen,
die deutlich größer sind als die Arbeitsbie, unterscheiden sich beiden Arten. Über das
Paarungsverhalten ist wenig bekannt.
In Thailand und in dessen Nachbarländern sind die Zwerghonigbienen wichtige
Honiglieferanten, Es werden manchmal die ganzen Waben samt Brut angeboten.
Das Verteidigungsverhalten der Zwerghonigbienen wird nicht ganz ernst genommen. Die
Bienen sind sehr sanft und der Stachel ist zu kurz, um die Oberhaut eines erwachsenen
Menschen zu durchdringen. Die Bienen wissen allerdings, wo der Mensch am
empfindlichsten ist - Lippen, Nasenlöcher, Augenwinkel oder im Ohr.
Abb. 4:
Eine Wabe der Zwerghonigbiene. Die Bienen wurden zur Übersiedlung für einen Versuch mit
Zuckerlösung besprüht. Deswegen klumpen sie zusammen.
Abb. 5:
Zwerghonigbienenwaben auf dem Markt in Bangkok. Von den unverkauften Waben wird der
Honig ausgepresst und in irgendwelche Flaschen gefüllt.
Die Stachellosen Bienen
Es gab in der Neuen Welt (Amerika, Australien) keine Honigbienen der Gattung Apis. So wie
überall in den Tropen und Subtropen gab es aber die Stachellosen Bienen der Gattungen
Trigona und Melipona. Für die Urbevölkerung Mittelamerikas waren die Stachellosen Bienen
geschätzte Honiglieferanten. Wurde Honig geerntet, wurde ein Gebet an den Gott der Bienen
verrichtet. Bienen, die bei der Ernte getötet wurden, wurden bestattet. Flugunfähige Bienen
mit verklebten Flügeln wurden gewaschen, damit sie wieder fliegen konnten. Das ist
Wertschätzung der Kreatur.
0
Abb. 6:
Unterschiedliche Fluglochformen Stachelloser Bienen. Die aus Harz gebaute Fluglochform ist
oft arttypisch.
Abb.7:
Das Nest einer winzig kleinen Melipona-Art – kleiner als eine Stubenfliege. Das Brutnest ist
ein Wirrbau.
Der Wabenbau ist horizontal, ähnlich wie bei der Hummel Auch die „Honigtöpfe sind ähnlich
(Abb. 8). Aber im Gegensatz zu den Hummeln wird längerfristige Vorratshaltung
bettrieben,sodaß auch ein wenig Honig geerntet werden kann. Geerntet wird heute mit großen
Spritzen (Abb 9).
Abb.8:
Nest einer stachellosen von oben. Diese Bienen verwenden neben Wachs sehr viel Harz und
sie sind in der Größe der Carnica ähnlich.
Abb.9:
Die Honigernte. Am Amazonas wird zweimal pro Jahr geerntet, zusammen kaum mehr als 1
kg.
Abb.10:
Es gibt im Amazonasgebiet trotz der geringen Ernte regelrechte Imkereien. Auf diesem Stand
werden fünf Arten der Gattung Melipona gehalten – offenbar wie die Bienen in den
bereitgestellten Beuten ansiedeln.
Ähnlich wie die solitären Bienen wird Futter nur einmal zusammen mit einem Ei in einer
Zelle abgelegt und dann verschlossen. Eine Nachfütterung, wie sie z. B. bei der Honigbiene
stattfindet, unterbleibt.
Der Weg zu einer ergiebigen Futterquelle wird nicht mit einem Tanz sondern mit Duftmarken
angezeigt. Im Falle der Meliponini werden die Flugbahnen zu Futterquellen durch Sekrete aus
den Labialdrüsen (und nicht, wie ursprünglich angenommen, aus den Mandibeldrüsen)
markiert. Die Sammelbienen folgen der Duftspur.
Der Honig stachelloser Bienen wird in vielen tropischen Gesellschaften als Medizin zu
entsprechend hohen Preisen angepriesen.
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