Untersuchungen zur Anhydritverteilung in Sandsteinaquiferen H. Pape1, J.Iffland2, R. Krug1, R. Wagner1, 1RWTH Aachen Angewandte Geophysik 2Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) Dichte (g/cm3) Schallgeschwindigkeit (m/s) Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow Länge (m) Zusammenfassung Am Beispiel der Bohrungen Allermöhe und Neuruppin mit stark durch Anhydrit zementierten und daher nicht nutzbaren hydrothermalen Rätaquiferen wurden in umfassender Weise gesteinsphysikalische Untersuchungen durchgeführt mit dem Ziel, die Zusammenhänge zu klären, die zu solchen lokalen intensiven diagenetischen Anhydritausfällungen führen. Die Verteilungsmuster der zementierten Bereiche der Sandsteine im mikroskopischen Maßstab und auf der Skala des Bohrprofils konnten mit unterschiedlichen Keimbildungswahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit von der Porengröße erklärt werden. Als geeignetste Methode zur Untersuchung der Porengeometrie in den übriggebliebenen Restbereichen der stark zementierten Proben erwies sich die PFG-NMR-Methode. Auf diesem Gebiet wurden grundlegende theoretische Arbeiten durchgeführt, um die Auswertemethoden der PFG-NMRMessungen weiterzuentwickeln. Als Resultat ergibt sich die Gliederung der Sandsteinhorizonte in zwei Faziestypen. Die grobkörnige Fazies wurde in einem Versenkungsstadium fast vollständig zementiert, als die Porosität etwa 30 % betrug. Dieser Prozess unterblieb in der feinporigen Fazies wegen zu geringer Keimbildungswahrscheinlichkeit in engen Poren. Stattdessen wurde die Porosität des nichtzementierten Sandsteins bei der nachfolgenden Versenkung durch mechanische Kompaktion bei Neuruppin bis auf etwa 20 % und bei Allermöhe wegen der tieferen Lage des Rät bis auf etwa 10 % reduziert. In bezug auf die fraktale Porenraumstruktur unterscheiden sich beide Faziestypen, indem der zementierte Sandstein glatte Porenwände besitzt, während bei dem mechanisch kompaktierten Typ die für normale Sandsteine fraktale Struktur mit der fraktalen Dimension von 2,4 ausgebildet ist. Für die gesamte Kernstrecke der Sandsteinhorizonte der Bohrungen Neuruppin wurde im Labor die Gamma-Absorption und die Kompressionswellengeschwindigkeit linear hoch aufgelöst gemessen. Die Gamma-Absorption führt direkt auf die Gesteinsdichte. Unter Verwendung des diagenetischen Faziesmodells wurde eine Methode entwickelt, um allein aus der Gesteinsdichte die Porosität und den Anhydritgehalt zu berechnen. In einem weiteren Schritt lässt sich unter Verwendung der Permeabiltäts-Porositäts-Beziehung für durch Anhydrit zementierte Sandsteine die Permeabilität aus der Porosität abschätzen. Es wurde ein Szenario für lokal konzentrierte Anhydritzementation entwickelt, das durch erste Modellrechnungen verifiziert werden konnte. Danach sind derartige Vorkommen an tiefreichende Störungszonen gebunden. Nach diesen Vorstellungen wurden bei einem Ereignis tektonischer Aktivierung heiße Fluide aus großer Tiefe gefördert, die sich mit den im Aquifer zirkulierenden hochsalinaren Wässern mischten. Durch die Aufheizung wurden in dem lokal beschränkten Bereich der Mischungszonen die Bedingungen für eine Anhydritausscheidung erfüllt. Ziele und Arbeitsprogramm Die Ergiebigkeit und Fördereigenschaften von porösen Speichergesteinen werden oft durch ein Zuwachsen des Speichers mit einem Sekundärmineral empfindlich beeinträchtigt. Dies kann dazu führen, dass die Erschließung von Erdölfeldern, heißer Aquifere zur Erdwärmenutzung, oder von Speichern zur untertägigen Lagerung von Kohlenwasserstoffen bzw. Deponierung gefährlicher Substanzen wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist. Im Falle der zur Gewinnung geothermischer Energie vorgesehenen Bohrungen Allermöhe (bei Hamburg) und Neuruppin 1/88 verhinderte die intensive Zementation mit Anhydrit eine Nutzung. Es ist ein großes Problem, wenn nicht vorhergesagt werden kann, wo und in welchem Ausmaß ein Speicher sekundär zementiert wurde. Um das große finanzielle Risiko beim Aufschluss von Speichern durch Bohrungen zu verringern, muss daher verstanden werden, wie die beteiligten Prozesse beim Entstehen von Zementation zusammenwirken. Hierzu wurden im Einzelnen: (1) die geologischen und gesteinsphysikalischen Verhältnisse bei den bekannten, durch Anhydrit zementierten Reservoiren untersucht; (2) die Interpretation geophysikalischer Bohrlochmessungen weiterentwickelt, um aus Standard-Logs den Anhydritgehalt sowie die Permeabilität zu ermitteln; (3) Anhydritausfällung und -lösung im Labor untersucht; (4) numerische Simulationen zur Prüfung von möglichen und wahrscheinlichen Szenarien für die Entstehung massiver Anhydritzementation im geologischen Zeitrahmen und auf regionaler Skala durchgeführt. Erfolgte Arbeiten Zu Beginn des Projektes wurde ein umfangreiches Material an bereits vorhandenen gesteinsphysikalischen Daten, Bohrlochmessungen und an Bohrkernen beschafft. Bei den Daten aus Bohrungen in Niedersachsen waren die Mitarbeiter der Kohlenwasserstoffgeologie des Niedersächsischen Landsamtes für Bodenforschung (NLfB) behilflich und die Freigabe erfolgte durch den Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V. (WEG). Die Bohrkerne der Sandsteinhorizonte des Rät der Bohrungen Neuruppin 1/88 und Neuruppin 2/87 wurden aus dem Kernlager Wünsdorf unter der Leitung von Dr. J. Kopp des Landesamts für Geowissenschaften und Rohstoffe Brandenburg ausgeliehen. Zu Vergleichsmessungen an reinem Anhydritgestein aus dem Zechstein wurden einige Kerne benutzt, die aus dem Kernlager Sternberg unter Leitung von J. Iffland des Landesamts für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem stellte J. Iffland einen umfassenden gesteinsphysikalischen und mineralogischen Datensatz aus einer engen Kernbeprobung der beiden Neuruppin-Bohrungen zur Verfügung. Zudem wurden Kernproben und Bohrlochmessungen der Bohrung Allermöhe aus einem früheren Forschungsvorhaben (Bartels et al., 2001) für weiterführende Untersuchungen verwendet (Pape et al., 1999b) Als zeitaufwändige Vorarbeit mussten die Bohrlochmessungen aus alten Rätbohrungen im Niedersächsischen Becken vor der Weiterverarbeitung digitalisiert werden. Im Rahmen einer Diplomarbeit (Krug, 2003) wurden an den ausgeliehenen Bohrkernen die Gamma-Absorption und die Kompressionswellengeschwindigkeit mit der am Institut vorhandenen Messstraße („core logger“) der Firma Geotek mit hoher linearer Auflösung gemessen (siehe Titelbild). Zur Kalibration wurden an ausgebohrten Seitenkernen zusätzlich Rein- und Rohdichte gemessen und hieraus die Porosität bestimmt. Diese Untersuchungen dienten dazu, eine Methode zu entwickeln, um aus kontinuierlichen Messungen der Gamma-Dichte an Bohrkernen oder im Bohrloch die vertikale Anhydritverteilung und Porosität zu bestimmen. Um die Ursachen der kleinskaligen Anhydritverteilung zu verstehen, soweit sie auf den Gesteinseigenschaften beruhen, wurden Untersuchungen der Porenraumstruktur an Kernmaterial der Bohrung Allermöhe durchgeführt. Dabei handelt es sich im Schwerpunkt um zwei Forschungsarbeiten: (1) In Zusammenarbeit mit Dr. M. Holz und Dr. J. Tillich der NMR-Arbeitsgruppe vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Karlsruhe wurde die Interpretation von Messungen der behinderten Diffusion in porösen Medien in der Weise weiterentwickelt, dass zusätzlich zur Weite der Porenbäuche auch das Ausmaß der Einschnürung der Poren abgeschätzt werden kann; (2) Zur Untersuchung der fraktalen Porenwandstruktur wurden unter Leitung von Dr. F. Börner am Dresdner Grundwasserforschungszentrum Messungen der komplexen elektrischen Leitfähigkeit durchgeführt. Ergebnisse Auf der Grundlage von gesteinsphysikalischen Untersuchungen an den Fallbeispielen der Bohrungen Allermöhe und Neuruppin ließen sich Zusammenhänge zwischen Gesteinsstruktur und Ausfällungsprozess erkennen, durch welche die räumlichen Verteilungsmuster der Anhydritzementation im vertikalen Profil der Sandsteinaquifere und auf mikroskopischer Skala erklärt werden können. Es ergab sich, dass im Falle einer Übersättigung zusätzlich auch die Keimbildungsgeschwindigkeit darüber entscheidet, ob eine Anhydritausscheidung erfolgt oder nicht. Die Ergebnisse über mechanische und chemische Kompaktion der Rätsandsteine wurde weiterhin benutzt, um eine Methode zur Berechnung eines Anhydrit- und Porositätslogs aus kontinuierlichen Messungen der Gamma-Absorption zu entwickeln. Außerdem gestatten die untersuchten Permeabilitäts-Porositäts-Beziehungen die Erstellung eines Permeabilitäts-Logs für durch Anhydrit zementierte Sandsteinaquifere. Die von R. Wagner aus unserer Arbeitsgruppe durchgeführten numerische Simulationen zeigten, dass unter zu Grunde legen eines Szenarios, bei dem bestimmte geologische Voraussetzungen zeitlich und räumlich zusammentreffen, die lokalen massiven Anreicherungen von Anhydritzement erklärt werden können. Anhydrite log of well site Allermoehe near Hamburg calculated from GR, gamma density, and NMR logs 3150 depth (m) 10 freefree water water cappillarybound bound water cappillary water clay bpound water clayanhydrite boundcemented water porosity anhydrite shale cemented porosity quartz and feldspar shale quartz and feldspar 9 3200 8 7 6 3250 5 4 3300 3 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 mineral and fluid volumes Abb. 1 Anhydrit-Log für den Rät-Aquifer der Bohrung Allermöhe bei Hamburg. Die Volumenanteile wurden aus den NMR-, Gamma-Dichte und GR-Logs berechnet. 2 Porenraumstruktur, Keimbildung und Anhydritausfällung Im Verlaufe der durchgeführten Projekte zur Anhydritzementation wurden die Bohrungen Allermöhe und Neuruppin mit Standardmessungen und Spezialuntersuchungen an Bohr1 kernen sehr gründlich gesteinsphysikalisch untersucht. Mit Hilfe der sich ergänzenden Verfahren wurden genauere Vorstellungen über die Porenraumstruktur gewonnen. Für die Bohrung Allermöhe existieren außerdem die Daten eines modernen Bohrlochmessprogramms. Dies ermöglichte bei der Entwicklung neuer Methoden zur Bestimmung physikalischer Parameter eine Kalibrierung mit unabhängig bestimmten Daten. Für den Rät der Bohrung Allermöhe ließ sich ein Log der Gesteinskomponenten (i) Tonanteil, (ii) Kornanteil aus Quarz und Feldspat mit der Dichte 2630 kg m-3, (iii) Anhydrit und (iv) Porosität erstellen (Abb. 1). Die Berechnung dieser vier Komponenten erfordert drei Bohrlochmessungen (die Porosität ergibt sich als Differenz der drei Gesteinsanteile zu 100 %). In unserem Fall wurden die Gamma-, Gamma-Dichte- und NMR-Logs verwendet. Für die Sandsteinhorizonte der Bohrungen Neuruppin lagen die Zusammensetzungen mit den Komponenten Kornanteil, Anhydrit und Porosität aus einer engen Kernbeprobung vor. Wir betrachten hier hauptsächlich die Bohrung Neuruppin 1/88, die viel intensiver zementiert ist als die Bohrung 2/87. Ein gemeinsames Kennzeichen der Anhydritverteilung in den Säulenprofilen ist die Abnahme des Anhydritgehaltes vom Liegenden zum Hangenden sowohl bezogen auf den gesamten Rätaquifer (Abb. 1) als auch auf die einzelnen Sandsteinhorizonte. Eine parallele Entwicklung zeigt die Korngröße des sedimentierten Sandsteins, die von unten nach oben abnimmt. Ein weiteres Kriterium ist die Summe aus Anhydrit und Porosität, bei in den stark zementierten Sandsteinen etwa 30 % beträgt, was ungefähr der Ausgangsporosität entspricht, unmittelbar bevor die Zementierung erfolgte. Die nicht zementierten Rätsandsteine der Bohrung Neuruppin 1/88 besitzen eine Porosität von etwa 20 % und die der Bohrung Allermöhe von etwa 10 %. Diese Sandsteine wurden also im Gegensatz zu den chemisch kompaktierten Sandsteinen bei der weiteren Versenkung des Rät mechanisch weiter kompaktiert, im tiefer liegenden Rät von Allermöhe entsprechend stärker als bei Neuruppin. Die Einteilung der durch Anhydrit zementierten und der nicht zementierten Rätsandsteine in zwei diagenetische Faziestypen ergibt sich aus den verschiedenen petrophysikalischen Untersuchungen an Einzelproben: (1) Es gibt zwei Typen von Porenradienverteilungen, die mit der Quecksilberporosimetrie gemessen wurden. Bei den zementierten Proben (Anhydritzement-Typ) ist die Verteilung eng. Dagegen entsprechen die breiten Verteilungen der anhydritfreien, mechanisch kompaktierten Proben einer fraktalen Porenraumgeometrie mit der fraktalen Dimension D=2,4 (Normaltyp); (2) Die auf das Porenvolumen bezogene spezifische Oberfläche Spor ist beim Anhydritzement-Typ kleiner als beim Normaltyp; (3) Mit den Ergebnissen der inneren Oberfläche stimmen die Untersuchungen der komplexen elektrischen Leitfähigkeit überein: Für den Anhydritzement-Typ wurden extrem kleine Phasenwinkel und niedrige Werte der Grenzflächen-Leitfähigkeit gemessen. Das deutet auf glatte Porenwände mit der fraktalen Dimension D2. Demgegenüber liegen die Phasenwinkel und die Grenzflächen-Leitfähigkeiten beim Normaltyp im Rahmen gewöhnlicher Quarzsandsteine; (4) Um zu klären, bei welchem Faziestyp die größeren Poren vorhanden sind, eignen sich die mit der Quecksiber-Intrusionsmethode gemessenen Porenradienverteilungen nicht, da hierbei jeweils die mit Quecksilber erfüllten Volumina den Radien der zu diesen Volumina führenden Porenhälse und nicht den Porenbäuchen zugeordnet werden. Bei den stark mit Anhydrit zementierten Proben liegen die unzementierten, freien Porenbereiche zwischen den vollständig zementierten Flecken und Bändern und sind nur durch enge Verbindungen zugänglich. Hierdurch werden in Hinsicht auf die Porenbäuche viel zu kleine Porenradien vorgetäuscht. Deshalb wurden mit Hilfe der PFG-NMR-Methode Untersuchungen der behinderten Diffusion im porösen Medium durchgeführt (Tillich, 2003; Pape et al. 2003). Aus dem Kurzzeitverhalten der von der Beobachtungszeit abhängigen Selbstdiffusionskoeffizienten des Wassers lassen sich jedoch die Radien der Porenbäuche bestimmen (Abb. 2). Diese sind beim Anhydritzement-Typ größer sind als beim Normaltyp. Eine neuentwickelte Auswertemethode erlaubt es zudem, aus dem Langzeitverhalten die Radien der Porenhälse zu schätzen, die beim Anhydritzement-Typ kleiner sind als beim Normaltyp. Dies stimmt in der Tendenz mit den Ergebnissen der Quecksilber-Intrusionsmethode überein. Die vorliegenden Untersuchungen legen nahe, dass bei der Zementation mit Anhydrit die grobporigen Sandsteine bevorzugt wurden. Als Erklärung scheidet eine erleichterte Kristallisation von Anhydrit an den Porenwänden aus, da in diesem Fall die feinporigen Sandsteine mit großer spezifischer Oberfläche bevorzugt zementiert sein müssten. Das Argument der größeren Permeabilität mit entsprechend größerem Stoffdurchsatz würde nur für den Beginn der Zementation zutreffen, denn während der Zementation sinkt die Permeabilität weit unter die Werte der benachbarten nicht zementierten Sandsteine. Aus der mikroskopischen Struktur der Anhydritzementierung ergibt sich jedoch eine weitere Erklärungsmöglichkeit. Es zeigt sich, dass eine Zementation immer nur mit relativ wenigen Keimen begann, welche viele Sandkorn- bzw. Porenabstände auseinander liegen. Diese Keime wuchsen dann in optischer Kontinuität des Anhydritgitters zu größeren Flecken indem sie die benachbarten Sandkörner einschlossen. Die vermutete entscheidende Rolle der Keimbildungswahrscheinlichkeit führte zur Planung und Durchführung von Laborexperimenten durch V. Meyn am Institut für Erdöl- und Erdgastechnik der TU Clausthal (Meyn, 2003). Für die Ausfällungsexperimente im Temperaturgradienten wurden Rohre, Kapillaren und poröse Sandsteine benutzt. Dabei zeigte sich, dass die Keimbildungsgeschwindigkeit mit einer Potenz des Porenradius zunimmt. Bei zu kleinen Porenradien bilden sich dagegen überhaupt keine Keime. Two types of sandstone in the Allermoehe aquifer according to PFG-NMR studies average sandstone type DD0 anhydrite cemented type DD0 1.0 1.0 0.9 Allermoehe 3 simulation 0.8 0.8 0.7 0.7 0.6 0.6 0.5 0.5 0.4 0.4 0.3 0.3 0.2 0.2 0.1 0.1 0.0 0 10 20 2 (<z >) 1/2 Allermoehe 10 simulation 0.9 30 0.0 0 10 m) 10 20 2 (<z >) 50 (m) 1/2 30 m) 10 50 (m) Abb. 2 Untersuchung der Porenraumstruktur von zwei diagenetischen Sandsteintypen mit Hilfe der PFGNormalized diffusion coefficient D()/D0 versus mean-squared NMR-Methode (links: mechanisch kompaktiert; rechts: mit Anhydrit zementiert). Im Diagramm DD DD 0 displacement (<z2>)1/2 measured on two0 samples of Rhaetian sind der normierter Diffusionskoeffizient D()/D0 gegen die Wurzel1.0 der mittleren quadratischen Verschiebung 1.0 sandstone. 2 1/2 (<z >) aufgetragen. Die DatenAllermoehe wurden6 durch Anpassung mit einem neu entwickelten SimulationsAllermoehe 12 0.9 0.9 simulation programm (Tillich, 2003; Tillich, Holz, 2003,with sieheaAnlage B) mitmodel den simulation grauen Modellkapillaren The data arePape, fitted by aand simulation structured capillary 0.8 interpretiert(Pape, (schwarze Linie). 0.8 Tillich, and Holz, 2002). 0.7 0.7 Abb. 3 zeigt mikroskopische Strukturmodelle für die Faziestypen des Rätsandsteins. 0.6 und zum Anhydritzementtyp ist die Zusätzlich 0.6 zum mechanisch kompaktierten Normaltyp 0.5 0.5 Quarzzementation dargestellt. Diese tritt in den Rätsandsteinen zusätzlich auf, ist jedoch nicht der dominierende Typ. Zum Vergleich ist als Ausgangspunkt der Diagenese die sedimentierte 0.4 0.4 Kornschüttung schematisch dargestellt. 0.3 0.3 0.2 0.2 0.1 0.1 0.0 0 10 20 2 1/2 30 0.0 0 10 20 2 1/2 30 Pore space structure of different types of sandstone diagenesis mechanical compaction sphere model fractal model chemical compaction quartz cementation anhydrite cementation Abb. 3 Strukturmodelle für verschiedene mechanisch bzw. chemisch kompaktierte Sandsteintypen (oben) und Zementation der sedimentierten Kornschüttung mit Anhydrit (unten). Berechnung von Anhydrit- und Porositäts-Log aus der Gamma-Dichte Zu den hoch aufgelösten Messungen der Gamma-Dichte an den Sandsteinhorizonten der Bohrungen Neuruppin (siehe Titelbild) wurde eine Methode zur Bestimmung von Porosität und Anhydritgehalt entwickelt. Bei Berücksichtigung der drei Komponenten Porosität, Anhydrit- und Quarzgehalt (Quarz-Feldspatgemisch mit Dichte =2630 kg m-3) wird zusätzlich zur Gesteinsdichte b noch die Porosität oder eine Bestimmungsgleichung für sie benötigt, um die Zusammensetzung quantitativ zu beschreiben. Im Falle der Bohrung Allermöhe (Abb. 1) ergibt sich die Porosität aus dem NMR-Log. Unter Verwendung eines Logs der natürlichen Gammastrahlung (GR)GR, konnte als weitere Komponente auch noch der Tonmineralgehalt bestimmt werden. Wenn die Porosität nicht bekannt ist, kann ersatzweise eine Bestimmungsgleichung verwendet werden, die den diagenetisch bedingten Zusammenhang zwischen Porosität und Anhydritgehalt beschreibt. Zur Veranschaulichung der Beziehungen der Volumina der Gesteinskomponenten und der zugehörigen Gesteinsdichten während der chemischen und mechanischen Kompaktion wurde folgendes Nomogramm (mit Geraden gleicher Gesteinsdichte) entwickelt (Abb. 4). primary quartz matrix anhydrite cement quartz cement porosity bulk = 1.578 bulk = 1.710 bulk = 1.841 bulk = 1.973 bulk = 2.236 bulk = 2.104 bulk = 2.367 bulk = 2.630 bulk = 2.499 mean of core 28_04 0.0 Vanhydrite /Vcement 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 porosity Abb. 4 Schematisches Nomogramm der Gesteinsdichte in Abhängigkeit von der Zusammensetzung eines Sandsteins im Zusammenhang mit der Zementation und Kompaktion. Als Ausgangsstadium wird ein Zustand lange vor der Anhydritzementation mit 40 % Porosität und 60 % primärem Quarzgehalt angenommen. In der Folge nimmt die Porosität ab, sodass sich in jedem Fall ein Zusatz-Matrixvolumen ergibt, einerseits durch echten Ersatz des Porenvolumens durch Zementation mit Anhydrit oder Quarz oder durch mechanische Kompaktion. Die beiden Faziestypen der durch Anhydrit zementierten und der mechanisch kompaktierten Sandsteine ergeben zwei unterschiedliche diagenetische Trendlinien in dem Nomogramm mit jeweils einem Häufungspunkt am Ende der Trendlinien (Abb. 5). Die Verbindungsgerade dieser Häufungspunkte ergab eine brauchbare Porositäts-GesteinsdichteBeziehung für den Gesamtaquifer: := VAnhydrit/VZement = 0,7546 + 3,7730 wo den auf das Zementvolumen VZement normierten relativen Anteil des mit Anhydrit zementierten Volumens VAnhydrit bezeichnet. Mit dieser Gleichung und der Gleichung für die Linien gleicher Gesteinsdichte lassen sich Porosität und Anhydritgehalt für das gemessene Profil der Sandsteinhorizonte der Neuruppin Bohrungen aus den Gamma-Dichten berechnen. path of compaction composed samples Vanhydrite /Vcement path of anhydrite cementation with compaction 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 porosity Abb. 5 Diagenetische Pfade der Anhydritzementation und mechanischen Kompaktion im Nomogramm der Gesteinsdichte. Die linke blaue Gerade entspricht der Gleichung , die einen Zusammenhang zwischen Porosität und Anhydritgehalt für Mischgesteine aus den beiden Faziestypen der zementierten und unzementierten Sandsteine herstellt. Das Ergebnis für die Bohrung Neuruppin 1/88 ist in Abb. 6 dargestellt. Gegenübergestellt ist ein Profil der Gesteinszusammensetzung, das aus unabhängigen Bestimmungen an Kernen von einer dichten Beprobung gewonnen wurde. Man erkennt eine sehr gute Übereinstimmung. Mit dieser Methode konnten auch für Bohrungen in den Rätaquiferen des Gasfelds Thönse Porositäts- und Anhydrit-Logs aus vorhandenen Gamma-Dichte-Logs berechnet werden. In den untersuchten Fällen wurden in Übereinstimmung mit den Gesteinsbeschreibungen der Bohrungen geringfügige Anreicherungen von Anhydrit gefunden. Diese können jedoch nicht mit der viel bedeutenderen Zementation der Bohrungen Allermöhe und Neuruppin verglichen werden. (a) calculated from gamma density porosity anhydrite quartz and feldspar 2180 depth (m) depth (m) 2180 2200 (b) measured on cores 2200 2220 2220 2240 2240 2260 2260 2280 2280 2300 2300 2320 2320 2340 2340 2360 2360 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 mineral and fluid volumes mineral and fluid volumes Abb. 6 Säulenprofile der Gesteinszusammensetzung mit Porosität und Anhydritgehalt des Teilaquifers im Rät der Bohrung Neuruppin 1/88. Links: berechnetes Log aus kontinuierlichen Messungen der GammaDichte; Rechts: an Kernen direkt bestimmte Werte. Permeabilitäts-Porositäts-Beziehung und Permeabilitäts-Log In früheren Arbeiten der Arbeitsgruppe wurden die grundsätzlichen Zusammenhänge der Beziehung zwischen Permeabilität und Porosität von Sandsteinen auf der Grundlage der fraktalen Porenraumstruktur untersucht (Pape et al. 1999a, 2000). In einer spezielle Untersuchung an Probenmaterial aus der Bohrung Allermöhe wurde eine Beziehung entwickelt, die einen Kompromiss für die beiden oben beschriebenen Faziestypen darstellt (Pape et al. 1999b): k = 0,309 (100)4,85 (nm2), (2) während die stark durch Anhydrit zementierte Fazies derselben Permeabilitäts-Porositätsbeziehung gehorcht, die allgemein für zementierte Sandsteine wie den FontainebleauSandstein (Bourbie und Zinszner, 1985) gilt: k = 303 (100)3,05 (nm2) für > 0,08, (a) (3) k = 0,0275 (100)7,33 (nm2) für 0,08. (b) Dagegen gilt für die reine unzementierte Sandsteinfazies des Rät die allgemeine Gleichung für gewöhnliche Sandsteine: k = 31 + 74632 + 191(10)10 (nm2). (4) Diese Zusammenhänge sind in Abb. 7 dargestellt. und lassen sich besonders gut an den Porositäts-Permeabilitäts-Daten einzelner Proben erkennen, die Lösungsversuchen unterworfen wurden (Abb. 8). Die durch Anhydrit zementierten Proben liegen vor und nach der Anhydritauflösung an verschiedenen Punkten auf der durch Gleichung (3) beschriebenen Kurve. Die von Anhydrit freien Proben werden auf die Kurve der Gleichung (4) abgebildet. 10 10 7 6 2 permeability (nm ) 10 8 10 10 10 10 10 10 5 4 3 2 1 0 1 10 porosity(%) un-cemented Allermoehe sandstone anhydrite cemented Allermoehe sandstone average sandstone Fontainebleau sandstone (Bourbie and Zinszner,1985) sand (Schopper, 1967) Abb. 7 Beziehung zwischen Permeabilität k und Porosität für Allermöhe-Sandstein. Mit Gleichung (2) wurde aus dem Porositäts-Log der Bohrung Neuruppin 1/88 ein Permeabilitäts-Log berechnet, das in Abb. 9 dargestellt ist. Es zeigt sich eine prinzipiell gute Übereinstimmung mit den direkt an Kernen gemessenen Permeabilitäten. Porosity and permeability changes during dissolution of anhydrite 8 8 10 10 7 7 10 10 6 2 permeability(nm (nm2)) permeability 6 10 10 5 5 10 10 4 4 10 10 3 3 10 10 2 2 10 10 1 1 10 10 0 0 10 10 11 10 10 porosity(%) porosity (%) average type of sandstone (Pape et al., 1999) Fontainebleau sandstone (Bourbie and Zinszner, 1985) sand (Schopper, 1967) Allermoehe Rhaethian sandstone the same after dissolution of anhydrite Allermoehe Rhaethian sandstone (Baermann et al., 2000) the same after dissolution of anhydrite Abb. 8 Veränderung von Porosität und Permeabilität k während der Auflösung von Anhydrit im Labor. Changes by dissolution of anhydrite in Allermoehe Rhaethian sandstone represented in a log-log plot of permeability versus porosity. Anhydrite log of well site Neuruppin 1/88 calculated from gamma density core measurements depth (m) 2180 2200 2220 2240 measured on cores calculated 2260 2280 2300 2320 2340 2360 10 0 10 1 10 2 10 3 10 4 10 5 10 6 10 7 2 permeability (nm ) Abb. 9 Aus Porositäten berechnete Permeabilitäten (blau) im Vergleich zu Messungen an Kernproben (rot) für die Bohrung Neuruppin 1/88. 1.1.1 Szenario zur regionalen Verteilung extrem starker Anhydritzementation Auf regionaler Skala interessieren die geologischen Bildungsbedingungen für eine lokale Ausfällung von Anhydrit in Sandsteinaquiferen. Dabei sind zunächst die chemischen Löslichkeitseigenschaften von Anhydrit zu berücksichtigen, insbesondere dessendie retrograde Löslichkeit: Die Löslichkeit sinkt mit steigender Temperatur. Im übrigen steigt die Löslichkeit mit dem Druck und der Salinität. Eine weitere Frage ist die der Herkunft der chemischen Komponenten, d. h. der Calcium- und Sulfat-Ionen bzw. des an anderer Stelle gelösten Anhydrits. Wie der schematische Krustenquerschnitt durch ein Sedimentbecken wie das Norddeutsche Becken in Abb. 10 zeigt, liegen im Liegenden und Hangenden des Rät mehrere Evaporitabfolgen mit sedimentär abgelagertem, reinen Anhydrit. Durch die Bildung von Salzstöcken sind insbesondere die mächtigen Anhydritschichten des Zechstein in eine Teufenlage oberhalb des Rätaquifers gelangt, sodass dort bei relativ niedriger Temperatur anhydritgesättigte hochsalinare Lösungen gebildet werden können. Wenn diese in hydraulischer Verbindung mit dem Rätquifer durch relativ flache, schräg im Raum verlaufende Konvektionsströmungen in tiefer gelegene, wärmere Bereiche gelangen, kann durch Übersättigung eine Ausfällung von Anhydrit erfolgen. Abb. 10 Schematischer Krustenschnitt zu den Mechanismen der Anreicherung mit Anhydrit (dunkelblau) im Norddeutschen Becken. Für dieses Szenario wurden innerhalb des parallel laufenden BMWi-Projekts von M. Kühn Modellrechnungen durchgeführt (Kühn und Günter, 2003). Diese ergaben tatsächlich die geforderten Konvektionsströmungen mit großräumigen Umlagerungen von Anhydrit innerhalb verhältnismäßig großer geologischer Zeiträume. Derartige lokale, ganz massive Anreicherungen mit Anhydrit wie in den Bohrungen Allermöhe und Neuruppin lassen sich jedoch mit diesem Szenario allein nicht erklären. Deshalb wurde dieses erweitert, wobei die Anregung von Untersuchungen an Flüssigkeitseinschlüsse im Rätsandstein des Gasfeldes Thönse ausging (Rieken und Gaupp, 1991). Eine Gruppe von Fluideinschlüssen, die in Zusammenhang mit Anhydritzementation gebracht wurde deuteten auf eine Mischung von heißen Fluiden mit kühleren hochsalinaren Fluiden im Zusammenhang mit tektonischen Hebungsphasen hin. Daraufhin wurde ein modifiziertes Szenario entwickelt, welches schematisch in Abb. 11 dargestellt ist. Erste Modellrechnungen von R. Wagner zeigten, dass im Kreuzungsbereich einer Kluftzone mit dem Aquifer in relativ kurzen geologischen Zeiten Model of anhydrite cementation größere Mengen Anhydrit ausgeschieden werden können. Die dafür erforderliche Zeit entspricht jener von der Kluftöffnung bis zum Abbau desgas Überdrucks. regarding fluid inclusion studies in the field Thoense by Rieken & Gaupp (1991) Continuous flow of brine in the aquifer high salinity high Ca2+ and SO42concentration episodic flow of hot brine in fault released from deep overpressure zone temperature according to depth possible thermal events during tectonic activity in the beginning Lower Cretaceous or in the Middle Cretaceous Abb. 11 Krustenschnitt für ein Szenario einer lokal starken Anreicherung von Anhydritzement, erklärt durch die Mischung zweier Fluidströme verbunden mit einer episodischen Aufheizung. Danksagung Die Untersuchungen wurden gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie über PTJ-Jülich im Rahmen des Verbundvorhabens „Szenarien der Entstehung von Anhydritzementation – Zuverlässigere Prognosen der petrophysikalischen Reservoireigenschaften und mögliche Maßnahmen zu ihrer Verbesserung ”; Förderkennzeichen 032 7095 A sowie durch die Deutsche Forschungsgesellschaft DFG im Rahmen des Projektes „Das Erkennen, Beschreiben und Erklären von Mustern der Permeabilitätsverteilung in zementierten Speichergesteinen mit geophysikalischen Logs, fraktalen Strukturmodellen und gekoppelten numerischen Simulationen“ unter dem Förderkennzeichen CL 121/11-1. Zitierte Literatur Baermann, A., Kröger, J., Zarth, M., 2000. Anhydritzemente im Rhätsandstein Hamburgs – Röntgen- und kernspintomographische Untersuchungen und Lösungsversuche. Z. angew. Geol., 46, 3, 144-152. Bartels. J., Pape, H., Clauser, C., 2001. Hydraulisches, thermisches und mechanisches Verhalten geothermisch genutzter Aquifere – Simulation von Strömung, Wärme- und Stofftransport gekoppelt mit hydrochemischen Lösungs- und Ausfällungsreaktionen, Tech. Ber. 119565, Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben GGA, Abschlußbericht zum BMWi-Projekt 0326996 A. Krug, R., 2003. Bestimmung von Porosität und Anhydritgehalt in Sandstein aus geophysikalischen Messungen an Bohrkernen zur verbesserten Interpretation geophysikalischer Bohrlochmessungen, Diplomarbeit, Angewandte Geophysik, RWTH Aachen.. Kühn, M., Günther, A., 2003. The failure of the geothermal exploration at Allermöhe (Germany) - explications from reactive transport modeling, paper presented at the EGS-AGU-EUG Joint Assembly, Nice, 6-11- April, 2003, Geophysical Research Abstracts, 5, No. EAE03-A-06832. Meyn, V., 2003. 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