MUMUTH – Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität Graz (KUG) Baustellenführung , 18. Juni 2008 11.00 Uhr Inhaltsverzeichnis 1. Das MUMUTH S. 3 2. Zeitliche Eckdaten zum Projekt S. 4 3. Technische Daten S. 5 4. Presseaussendung abo@MUMUTH S. 6 5. Erläuterungen der Architekten S. 8 5.1. Credits UNStudio S. 8 5.2. Das MUMUTH - Englischer Text S. 9 5.3. Das MUMUTH - Deutscher Text S. 12 5.4. Büroprofil UNStudio S. 15 6. Kontaktdaten S. 17 7. Fotomaterial S. 18 2 1. Das MUMUTH Der Bau des MUMUTH, Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität Graz (KUG), geht in die Endphase: Am 13. August wird das Gebäude vom Bauherrn, der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), an die KUG übergeben. Nach Baubeginn im März 2006 wird das 18 Millionen Euro Projekt im Herbst 2008 von der KUG eingerichtet, im März 2009 findet die feierliche Eröffnung statt. „Als innovative Plattform für einen Diskurs der Moderne wird das MUMUTH hochqualitativen künstlerischen Produktionen und spartenübergreifenden Veranstaltungen zur Verfügung stehen“, erklärt KUG-Rektor Georg Schulz. „Es bietet gestaltbaren Raum als hochtechnologisches Forschungslabor der Kunst“. Das MUMUTH, so der Rektor, solle ein unverwechselbares Veranstaltungsgebäude werden, dem Auftrag einer Kunstuniversität entsprechend Entwicklung und Erschließung der Künste sowie wissenschaftliche Forschung fördern und eine Schnittstelle zwischen Universität und Gesellschaft darstellen. „Beispielgebend dafür ist das neu konzipierte abo@MUMUTH, eine Erweiterung des Abonnementzyklusses der KUG, das ein experimentelles Forum für zeitgemäße Kunstformen werden wird“, ergänzt Georg Schulz. Die Eröffnung des MUMUTH wird am 1. März 2009 mit einer Aufführung des Instituts für Musiktheater von W.A. Mozarts „Die Zauberflöte“ sowie einem „Fest für Otto Kolleritsch“, Rector emeritus der KUG und langjähriger Verfechter des MUMUTH, gefeiert. Geplant wurde das Haus für Musik und Musiktheater von dem renommierten holländischen Architekturbüro UNStudio von Ben van Berkel nach einem international ausgeschriebenen Wettbewerb mit 212 Einreichungen. Das Projekt war bereits als österreichischer Beitrag in der Biennale in Venedig ausgestellt. Für die KUG stellt das MUMUTH ein seit 1963 immer wieder eingefordertes zentrales Übungs- und Veranstaltungsgebäude dar. 3 2. Zeitliche Eckdaten zum Projekt Wettbewerbsausschreibung: 24. November 1997 Auftragserteilung an UNStudio: August 1999 Spatenstich: 7. März 2006 Dachgleiche: 14. Juni 2007 Übergabe an die KUG: Vorgesehen: 13. August 2008 Übersiedlung und Bühnentechnikeinrichtung: September/Oktober 2008 Probenbeginn: ab November 2008 Schubertwettbewerb: 4. - 13. Februar 2009 Offizielle Eröffnung: 1. März 2009 mit W.A. Mozarts „Die Zauberflöte“ und „Ein Fest für Otto Kolleritsch“ 4 3. Technische Daten Allgemeines Architekt: UNStudio Fertigstellung: November 2008 Eröffnung: 1. März 2009 Gesamtnutzfläche: ca. 2.800 m² Raum & Bühne Saalkapazität: max. 500 Besucher/innen Bestuhlung: variabel Bühne: variabel gestaltbar Foyer und Galerie Garderoben Durch die adaptierbare Topografie (0-3 m) wird der Dialog zwischen Kunst und Publikum intensiviert. Die abtrennbare „Montagehalle“ dient als Variable, die auch als „Guckkastenbühne“ verwendet werden kann. Von der Reihenbestuhlung bis zur Arena ist jede gewünschte Nähe zum Publikum wählbar. Die Galerie und das Foyer mit dem „Twist“ bieten als architektonisches Gegenstück zum Saal einen hervorragend nutzbaren „Äußeren Raum“. Akustik & Licht Akustik: computergesteuert Lichtanlage: höchste Variabilität Die raumakustischen Möglichkeiten des MUMUTH sind in Österreich einzigartig: Von der Kathedrale bis zur Piano-Bar, Raumklang wird maßgeschneidert. Die Bedienerführung der Beleuchtung erfolgt vom Lichtpult aus und erlaubt Light Design mit maximaler Präzision. 5 4. Presseaussendung der Kunstuniversität Graz vom 20. Mai 2008 Kunstuniversität erweitert ihren Zyklus um ein neues Abonnement abo@MUMUTH als Forum für innovative Kunstformen Das MUMUTH, Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität Graz (KUG), wird am 1. März 2009 offiziell eröffnet. Die Möglichkeiten, die das architektonisch und akustisch herausragende Gebäude bietet, geben nun Anlass für eine Erweiterung des KUG-Abonnementzyklusses um eine neue Veranstaltungsreihe: das abo@MUMUTH. „Das abo@MUMUTH soll mit sechs Veranstaltungen pro Jahr eine experimentelle Plattform für zeitgemäße und innovative Kunstformen darstellen. Es wird den Sparten Neue Musik und Elektronische Musik, zeitgenössischen Formen des Jazz, Neue Chormusik, Symphonisches Blasorchester und Brassband, innovativen Formen des Musiktheaters sowie Neue Kammermusik (gekoppelt an das neue künstlerische Doktoratsstudium), eine künstlerisch herausragende Präsentation ermöglichen“, so KUG-Rektor Georg Schulz. Dazu gehöre die Verbindung von Architektur und diesen Kunstformen ebenso wie gestaltbarer Raum, exzellente Akustik und ein ausgefeiltes Light Design-Konzept. Das seit 1985 bestehende Hauptabo der KUG wird in Zukunft 11-12 statt 14 Veranstaltungen umfassen. Es besteht weiterhin aus den Sparten Orchester, Kammermusik, Lied, Chor, Oper, Jazz und Schauspiel. „Das traditionsreiche Abo wird nicht verändert, es bietet den Studierenden praxisevaluierte Ausbildung und dem Publikum erfrischenden Kunstgenuss in hoher Qualität“, erklärt Georg Schulz. So finden die Orchesterkonzerte des Hauptabos sowie ein großes Chorkonzert weiterhin im Stefaniensaal statt. Zudem stehen wie gewohnt das traditionelle Adventkonzert im Grazer Dom und eine Schauspielaufführung im T.i.P. auf dem Programm. 6 Jedoch bekommen auch neugierige AbonnentInnen des Hauptabos die Gelegenheit, das MUMUTH zu erleben: Vier Konzerte finden im dortigen Saal statt. Dies geschieht sowohl aus pädagogischen als auch aus künstlerischen Gründen: „Wir verbessern die Ausbildung für unsere Studierenden, die nun zweimal hintereinander ein Konzert spielen können. Zudem ist für bestimmte Konzerte, wie zum Beispiel das Jazzkonzert im traditionsreichen Abo, die Akustik im MUMUTH besser geeignet“, so KUG-Rektor Georg Schulz. Die Programme beider Abos werden im Frühherbst im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Das Hauptabo startet wie gewohnt im Oktober, das abo@MUMUTH Mitte März 2009. 7 5. Erläuterungen der Architekten 5.1. Credits UNStudio Music Theatre, Graz 1998-2008 Client: Building: BIG, Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. Interior: KUG, University of music and dramatic arts, Graz Program: Gross floor surface: University faculty building 6.200 m² Volume: 31.600 m³ Site: ca. 2.800 m² Design year: 1998-2003 Construction year: 2006-2008 Credits UNStudio: Ben van Berkel, Caroline Bos, Hannes Pfau and Miklos Deri, Kirsten Hollmann, Markus Berger, Florian Pischetsrieder, Uli Horner, Albert Gnodde, Peter Trummer, Maarten van Tuijl, Matthew Johnston, Mike Green, Monica Pacheco, Ger Gijzen, Wouter de Jonge Engineering: Arup London: Cecil Balmond, Volker Schmid, Charles Walker, Francis Archer Engineering execution: Peter Mandl and Partners, Graz Specifications: Housinc Bauconsult, Vienna Accoustics and building physics: ZT Gerhard Tomberger, Graz Pro Acoustics Engineering, Graz Stage technique: e.f.f.e.c.t.s. technisches Büro GmbH, Klosterneuburg 8 5.2. Das MUMUTH - Englischer Text Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität Graz, MUMUTH The relationship between music and architecture is a classical one. Too classical for our times, may be the thought of many contemporary architects. But that is not our view; UNStudio likes classical with a twist… The theme of the acoustic space, explored for its dramatic potential by Le Corbusier and Xenakis is still to us a topic of fascination and incredible potential today. And since the MUMUTH theatre belongs to the University of Graz and is therefore a place where young musicians receive their instruction in the performing and musical arts, it seems to us even more appropriate to let the architecture communicate that this is a building in which music lives. This desire to make a building that is as much about music as a building can be, has been a constant throughout the nearly ten years that it took to build it. Although the project outwardly has changed considerably since its inception, the two themes that are at the basis of the building and its overall organization have endured. The first of these two themes is the so-called ‘spring structure’ which bears the most direct relationship to music. In the first stage of the competition, the design was still very conceptual and was envisaged as an elongated spring of varying diameter size, which would alternately be stretched, suppressed and folded up inside itself to offer structure to the various volumes that together make up the theatrical, audience, rehearsal and utility spaces. We saw the spiral as the organising element of the MUMUTH in much the same way as Serialism works in contemporary music; the continuous line absorbs and regulates intervals and interruptions, changes of direction and leaps of scale without losing its continuity. Things hang on this line like laundry: glass, concrete and installations. In many ways this principle still holds, although in the building as it stands today the coil motif is no longer prominently displayed on the facades, as it was in that first conceptual design, but is now invisibly absorbed in the construction. 9 In fact, the legibility of the spring was dissolved only gradually. The design that was made for the second stage of the competition shows a refined spiral concept, which, like an octopus, is simple, orthogonal and horizontally orientated on one side and turns into a complex, smaller-scaled principle on the opposite side. This principle of a spiral that divides itself into a number of interconnected smaller spirals that take on a vertical and diagonal direction became an important design model for us which we called the blob-to-box model. It illustrated in a simple line diagram how a building could be structured to combine within one, rigorous gesture a strict, unit-based volume (the black box of the theatre) and a series of flowing, movement-based volumes (foyer and public circulation). Because this organising principle is made constructive, a free, fluent internal spatial arrangement is actualised, efficiently connecting spaces to each other. And, like the spring structure, the blob-to-box motif also remains a core principle of the final building. The theatre has a public character which is dynamic and which facilitates groups of people moving through it during events, and it has a calm, quiet, intense, but also very flexible and rational character which is related to the specific prescriptions of the auditorium and the rehearsal studios. The unit-based part of the organization (the box) is situated on the right side and the movement-based part (the blob) on the left side of the building as seen from the Lichtenfelsgasse. There are two entrances; the everyday entrance on the park side which is used by students and staff, and the public entrance on the Lichtenfelsgasse which is used by the audience when there is a performance. On performance nights, the student entrance is transformed into a wardrobe using mobile closets. A removable ticketing desk and screen bulletin are placed underneath the staircase. The public ascends a wide staircase and enters a large foyer on the first floor. This foyer gives access to the multipurpose auditorium that can seat up to 650, and that is adaptable to a great variety of performances, ranging from solo instruments to dance, to full orchestra. 10 The free-flowing space of the foyer is made possible by a spiralling constructive element that connects the entrance to the auditorium and to the music rooms above, thus welding together ‘with a twist’ the three levels of this side of the building. The twist is in fact a massive concrete construction which was one of the most challenging we ever realized – more difficult to achieve even than the twists in our recently completed museum for Mercedes-Benz. The dimensions of this particular twist necessitated far greater precision and the use of self compacting concrete which was pumped up from below instead of poured down from above as is the usual method. The twist forms a central feature of the public space, around which everything revolves. Lighting and material details accentuate the ripple effect. The twist is highlighted from above by a skylight in the ceiling, which itself consists of lamellas executed in dark wood which fan out from the twist in a wave-like pattern. With the overt presence of the spring receding from the facade as the design evolved, the exterior again became a blank canvas, generating the opportunity to return to the theme of music in a new way. Our interest in re-establishing a relationship between music and architecture had from the beginning focused on shared aspects such as rhythm, continuity, channelling. Through our readings of the philosopher Gilles Deleuze we learned that there is another element that we had not seriously studied before: the element of repetition. Repetition generates an aggregate with densifications, intensifications and intervals. Repetition brings sonority. It allows for improvisation, it marks territory, it codes milieus. We decided to use a repetitive pattern, of our own design, and apply this to the facades in various ways to achieve some of these effects. The pattern, executed in the muted tones of stage make-up, is found all over the building in various degrees of density. Its appearance is furthermore impacted by changes in light during night and day, as well as by proximity and view angles since the outermost layer of the façade consists of a glittering mesh. Ben van Berkel Caroline Bos 11 5.3. Das MUMUTH - Deutscher Text Haus für Musik und Musiktheater der Kunstuniversität Graz, MUMUTH Die Beziehung von Musik und Architektur ist eine klassische. Zu klassisch für unsere Zeit, mögen viele gegenwärtige Architekten denken. Doch das ist nicht unsere Ansicht; UN Studio mag das Klassische mit „Verdrehungen“ … Das Thema des akustischen Raumes als dramatische Wirkung, von Le Corbusier und Xenakis erforscht, ist für uns noch immer ein Thema der Faszination und unglaublicher Wirkungsmöglichkeiten. Und als das MUMUTH für die KUG entworfen werden sollte, ein Haus, in welchem junge MusikerInnen und SängerInnen ihre Künste erarbeiten, schien es uns um so angemessener, mit der Architektur auszudrücken, dass dies ein Haus ist, in dem Musik lebt. Dieser Wunsch, ein Gebäude zu entwerfen, welches so sehr Musik ist, wie es nur sein kann, war in den vergangenen zehn Jahren stets präsent, sodass es schließlich Gestalt annahm. Mögen sich äußerlich Dinge geändert haben seit Beginn der Überlegungen, zwei Themen blieben grundsätzlich und haben alles überdauert. Das erste dieser beiden Themen ist die so genannte „Spiral-Struktur“, welche die direkteste Beziehung zur Musik birgt. Im ersten Abschnitt des Wettbewerbs, war das Design sehr konzeptuell und war vorgesehen als eine lange Spirale mit verschiedenen Durchmessern, die auseinander gezogen, zusammen gedrückt und ineinander geschoben die Struktur der verschiedenen Raumvolumen offenbarte: Theater-, Publikums-, Proben- und Nebenräume. Wir sahen die Spirale als das organisierende Element im MUMUTH, etwa so wie die Reihentechnik in der zeitgenössischen Musik wirkt; die Spirallinie absorbiert und reguliert Zwischenräume und Unterbrechungen, Richtungs- und Maßstabwechsel ohne ihre Kontinuität zu verlieren. An der Spirallinie hängen Dinge wie an einer Wäscheleine: Glas, Beton und Installationen. In vielerlei Weise ist dieses Prinzip erhalten geblieben – gleichwohl es nun das „coil motif“ (Spirale) in den Fassaden nicht mehr gibt –, so wie es im ersten konzeptuellen Design war, nur ist es jetzt beinahe unsichtbar von der Konstruktion aufgenommen worden. 12 Tatsächlich wurde die Lesbarkeit der Spirale nur nach und nach aufgelöst. Das Design für die zweite Wettbewerbsphase zeigt ein verfeinertes Spiralen-Konzept, welches, einfach wie ein Octopus, orthogonal und horizontal auf der einen Seite verläuft und auf der gegenüberliegenden Seite zu einem komplizierteren engmaschigen Prinzip sich entwickelt. Dieses Prinzip einer Spirale, welche sich selbst in zahlreiche miteinander verbundene Spiralen unterteilt, die vertikal und diagonal angeordnet sind, wurde für uns ein wichtiges Design-Modell, das wir „blobto-box“-Modell (deutsch etwa: „Blase – Box“-Modell) nannten. Es zeigte, in einem einfachen Diagramm dargestellt, wie ein Gebäude strukturiert sein könnte, um in einer einzigen Geste einen strikten mehrgeschossigen Raum (die black-box des Theaters) und eine Reihe von ineinander fließenden Räumen (Foyer und öffentliche Räume) miteinander zu verbinden. Wegen dieses Organisationsprinzips der Konstruktion, wurde ein frei fließendes Raumarrangement aktualisiert, so dass nun Volumen geschickt miteinander verbunden sind. Und wie die Spiral-Struktur so ist auch das „blob-to-box“-Motiv als zentrales Prinzip für das Gebäude geblieben. Das Theater hat einen öffentlichen Charakter, der dynamisch ist und es dem Publikum bei Veranstaltungen erleichtert, sich durch die Räumlichkeiten zu bewegen; zugleich gibt es Stille und Ruhe, aber auch einen Charakterzug der Flexibilität und Rationalität, der den spezifischen Anforderungen an das Auditorium und die Probesäle Rechnung trägt. Der mehrgeschossige Raum des Gebäudes (Box) befindet sich auf der Parkseite, die fließende Raumanordnung (Blob) auf der Seite Lichtenfelsgasse. Es gibt zwei Eingänge, den Personaleingang auf der Parkseite für Studenten, Lehrer, Techniker und den Publikumseingang in der Lichtenfelsgasse. Bei Veranstaltungen wird der Personaleingang mit Stellwänden zu Garderoben umgestaltet. Ein mobiler Kassenschalter und ein Informationsmonitor befinden sich unterhalb des Treppenaufgangs. Das Publikum erreicht über diesen weiten Treppenaufgang das Foyer im ersten Stock. Von hier aus gelangt man in den vielgestaltigen Saal mit bis zu 650 Sitzplätzen, der für verschiedenste Programme gestaltet werden kann, vom Kammerkonzert über Tanz und Oper bis hin zum großen Orchesterkonzert. 13 Der frei fließende Raum des Foyers wird ermöglicht durch ein tragendes SpiralElement, das den Publikumseingang mit den darüber liegenden Musikräumen verbindet, sodass mit einem „twist“ – mit einem Drall, einer Drehung – die drei Ebenen des Gebäudes auf dieser Seite verschweißt sind. Der „twist“ ist hier tatsächlich eine massive Beton-Konstruktion, eine der größten Herausforderungen, die wir je realisierten – noch schwieriger auszuführen als die „twists“ in unserem eben fertig gestellten Museum für Mercedes-Benz. Die Dimensionen dieser besonderen Spiral-Drehung erforderten höchste Präzision und den Einsatz von selbstverdichteten Beton, der von unten nach oben gepumpt wurde, statt ihn von oben nach unten zu gießen, was die übliche Methode ist. Die Spiral-Drehung prägt den Charakter des öffentlichen Raums, um sie dreht sich alles. Licht und besondere Materialverwendung verstärken einen Welleneffekt. Der „twist“ wird zudem noch bestrahlt durch ein Dachfenster mit dunklen Holzlamellen, welche die Spiral-Drehung wie einen Fächer erscheinen lassen. Mit der offenkundigen Präsenz der Spirale im Innern, die von der Fassade ausgehend sich als Design entfaltete, wurde die äußere Haut eine blanke Plane, die Möglichkeit erzeugend, zum Thema Musik auf eine neue Art zurückzukehren. Unser Interesse die Beziehungen von Musik und Architektur aufzuzeigen, war von Beginn an auf bestimmte Aspekte, wie Rhythmus, Kontinuität, Richtungen fokussiert. Durch unser Studium der Schriften des Philosophen Gilles Deleuze begriffen wir, dass es da noch ein weiteres Element gab, welches wir nicht ernsthaft berücksichtigt hatten: die Wiederholung. Wiederholung erzeugt Verdichtung, Intensivierung und Periodizität. Wiederholung bewirkt Klangfülle. Sie lässt Spielraum für Improvisation, sie grenzt Spielräume ab, sie kodiert Milieus. Wir entschieden uns, für ein sich wiederholendes Muster eigener Invention und verwendeten es auf verschiedenste Weise für die Fassade, um einige der genannten Effekte zu erzielen. Das Muster, ausgeführt in gedämpften Tönen von Bühnenschminke, findet sich überall am Gebäude in verschieden dichter Anordnung. Die Wirkung des MUMUTH wird zudem vergrößert durch die wechselnden Lichtverhältnisse bei Tag und Nacht und auch durch die verschiedenen Blickwinkel von nah und fern, da die äußere Schicht der Fassade aus einem glänzenden Netzwerk besteht. Aus dem Englischen von Jacqueline Konya, Alexander Irmer 14 5.4. Büroprofil UNStudio UNStudio – 1988 von Ben van Berkel und Caroline Bos gegründet – ist ein niederländisches Architekturbüro, das sich auf Architektur, Stadtplanung und Infrastrukturen spezialisiert hat. Die Buchstaben UN stehen für United (Vereinigte) und beziehen sich auf den Teamcharakter der Firma. Eine Reihe von langfristigen Zielsetzungen bilden die Grundlage für die gesamte Arbeit des Büros. Sie prägen und bestimmen die Qualität unserer Leistungen auf dem Gebiet des Bauens. Wir sind bestrebt, einen wesentlichen Beitrag zur Architektur unserer Zeit zu leisten, unsere Leistungen in den Bereichen Entwurf, Bautechnik, Fachwissen und Management ständig zu steigern und uns als Spezialisten für öffentliche NetzwerkProjekte zu erweisen. Entwurfsphilosophie Für uns bedingen sich Umwelt, Markterfordernisse und Ausführung von Bauherrenwünschen gegenseitig. Sie alle ermöglichen unsere Arbeit, und wir arbeiten auf Ergebnisse hin, die sowohl unsere eigenen Zielsetzungen als auch die unserer Auftraggeber erfüllen. Unsere Mitarbeiter stammen aus verschiedenen Ländern. Jeder einzelne von ihnen kann eine Ausbildung und Berufserfahrungen in verschiedenen technischen Fachgebieten vorweisen. Als Netzwerker haben wir in unserem Büro eine hoch flexible Arbeitsweise entwickelt, zu der parametrisches Entwerfen und die Zusammenarbeit mit führenden Spezialisten anderer Disziplinen gehören. Die Nutzung von Kenntnissen aus anderen relevanten Fachgebieten erleichtert uns die Erprobung verschiedener Gestaltungsstrategien, in denen wir Raumprogramme, Bautechniken, Bewegungs- oder Verkehrsablaufanalysen zu integrierten Entwürfen verarbeiten. Seit seiner Gründung hat UNStudio an seinem Standort Amsterdam eine breite Palette von Bau- und anderen Projekten in den Niederlanden sowie im Ausland gestaltet – von öffentlichen Gebäuden, Verkehrsbauten, Büro- und Wohnhäusern bis hin zu Möbeln, Produkten und städtebaulichen Generalplänen. Zu den bedeutendsten Projekten von UNStudio gehören das neue Mercedes-BenzMuseum in Stuttgart (2001–2006), das Kaufhaus Galleria in Seoul, Korea (2005), das Einfamilienhaus ViLLA NM im US-Bundesstaat New York (2002–2007), das Agora15 Theater in Lelystad, Niederlande (2004–2007), und die Erasmus-Brücke in Rotterdam (1990–1996). UNStudio vermeidet vorgefasste Stilentscheidungen und entwickelt seine architektonischen Entwürfe auf der Basis gründlicher Recherchen, bei denen Fragen der baulichen Gliederung im Mittelpunkt stehen. Nachdem wir ein klares Konzept für eine spezifische Bauaufgabe erstellt haben, testen wir die Parameter des Raumprogramms anhand dreidimensionaler Modelle. Diese ermöglichen uns die Festlegung und Berücksichtigung von Aspekten wie Wegeführung, Infrastruktur und Programmdichte. Aus den Ergebnissen dieser Analysen werden kohärente und logische Raumgliederungen und Tragwerke entwickelt – und daraus die äußere Form des jeweiligen Gebäudes. UNStudio weiß, dass die Aufgaben des Architekten derzeit einem tiefgreifenden Wandel unterworfen sind. Neue, von der Industrie entwickelte Bautechniken, die gegenwärtigen transnationalen Rahmenbedingungen für Bautätigkeiten, neue Entwurfstechniken und die veränderte, in funktionaler Hinsicht komplexere Natur des architektonischen Projekts an sich haben uns dazu veranlasst, neue Arbeitsstrategien zu entwickeln. Unser Team bevorzugt einen “integralen” Architekturansatz, das heißt einen nichthierarchischen, vielfältigen, ideenreichen, das Ganze im Blick behaltenden Entwurfsprozess, der sämtliche Facetten architektonischer Erzeugnisse berücksichtigt. Zeit, Zweck, Bauweise sowie alle anderen materiellen und virtuellen Systeme und grundlegenden Werte werden analysiert, visualisiert, zueinander in Beziehung gesetzt und schließlich in eine alles umfassende Gebäudegestalt integriert. Die sich verlagernden Aufgabenfelder auf dem Gebiet der Bautechnik, des Städtebaus und der Infrastrukturplanung gehören zu den wichtigsten Parametern des architektonischen Entwerfens und Ausführens. Sie alle koexistieren in jedem einzelnen Projekt. Die neue, integrale Visualisierung eines Entwurfs ist eine Aufforderung an unsere Fantasie, auch unsererseits den Sprung von der Konstruktion zur Raumwirkung und von der Raumwirkung zur Raumgliederung zu wagen. 16 6. Kontaktdaten: Weitere Informationen zum abo@MUMUTH: Veranstaltungsabteilung der KUG, Margit Mahmoudi Tel.: 0316/389-1330 E-Mail: [email protected] www.kug.ac.at Weitere Informationen zum MUMUTH und Baustellenfotos: Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der KUG, Katrin Hammerschmidt Tel.: 0316/389-1152 E-Mail: [email protected] www.kug.ac.at Fotomaterial und Skizzen zum MUMUTH: UNStudio Communication, Karen Murphy Stadhouderskade 113 Postbus 75381 1070 AJ Amsterdam Tel: +31/20/570-20 40 Fax: +31/20/570-20 41 E-Mail: [email protected] / [email protected] www.unstudio.com 17 7. Fotomaterial 18 19 Foto-Credit Portrait Ben van Berkel: Koos Breukel Foto-Credit Pläne: UNStudio Foto-Credit Baustellenfotos: KUG/Kaufmann 20