Bericht über die gynäkologische Untersuchung einer Kuh

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Bericht über die gynäkologische Untersuchung einer Kuh
Untersuchungsauftrag:
Umrindern nach 3. Besamung
Nationale:
Rasse:
Name:
Ohrmarkennummer:
Alter:
Besitzer:
Deutsche Fleckvieh-Kuh
„Vroni“
DE 09-2345996
5 Jahre
xy, Erding
Vorbericht:
Vorbericht zur Herde:
Betriebsgröße und –art:
Milchviehbetrieb mit 50 Kühen, 14 Kalbinnen und Nachzucht, IBR-frei
Haltung:
Laufstallhaltung, Weidegang im Sommer
Zukauf:
nur gelegentlich
Besamung/Belegung:
KB
Fütterung:
Maissilage, Kraftfutter und Heu (geprüft von TGD)
Milchleistung:
Ø 7000 kg
Fruchtbarkeitslage:
gut
Vorbericht zum Patienten:
Gesunde Kuh, momentane Milchleistung 28 kg/d, letzte Laktation 8500 kg.
Frühere Erkrankungen: Mastitis am Ende der letzen Laktation.
bisherige Trächtigkeiten: 1. und 2. Geburt normal;
Letzte Geburt:
10.7.2001 Schwergeburt, Kalb tot
Puerperium:
Retentio secundinarium (standardmäßig behandelt) 2 ½ Monate später
Endometritis festgestellt, behandelt mit Uterusspülung und Antibiotika.
Besamungen:
1. Besamung am 28.10.01, danach umrindern,
2. Besamung nach vorheriger Follikelkontrolle am 22.11.01, wiederum
umrindern,
3. Besamung (2x) am 15.12.
Brunstanzeichen:
Laut Tierbesitzer am Tag der Untersuchung wieder Brunstanzeichen.
Allgemeine Untersuchung:
Ernährungszustand:
gut
Pflegezustand:
gut
Allegemeinbefinden erscheint ungestört.
Spezielle Untersuchung:
Adspektion und Palpation des äußeren Genitale:
Vulva symmetrisch, deutlich ödematisiert, ausgeprägt fadenziehendes, klares Sekret
Rektale Untersuchung:
Uterus:
Größe:
Tonus:
2 zwei Finger stark, symmetrisch,
stark (+++)
Linkes Ovar:
Größe:
Funktionsgebilde:
4 cm x 4 cm x 3 cm,
fluktuierende Blase mit Durchmesser 2cm
Rechtes Ovar:
Größe:
3 cm x 3 cm x 2 cm
Funktionsgebilde:
Corpus luteum in Rückbildung
Ultraschalluntersuchung:
Uterus:
weist keine Füllung auf
Linkes Ovar:
Follikel Ø 18mm
Rechtes Ovar:
Corpus luteum in Rückbildung, mehrere kleine Follikel
Vaginale Untersuchung:
Vaginalschleimhaut:
feucht, glatt, glänzend, rosarot, deutlich ödematisiert;
Portio:
deutlich ödematisiert, leicht geöffnet;
Beurteilung des Euters: o.b.B.
Diagnose:
Anzeichen für eine Gravidität liegen nicht vor.
Es konnten keine pathologischen Veränderungen festgestellt werden.
Es liegen deutliche Anzeichen für eine momentane Brunst vor.
 Subfertilität unbekannter Ursache
Differentialdiagnosen, Ätiologie, Pathogenese:
Wiederholtes Umrindern (Repeat Breeding) tritt zum einen auf, wenn die Eizelle erst gar nicht befruchtet wird
und zum anderen wenn der Embryo innerhalb weniger Tage nach der Befruchtung abstirbt (Embryonale
Mortalität). Letztere würde sich dadurch äußern, dass die Kuh einen um die Dauer der „Trächtigkeit“
verlängerten Zyklus hat, was in diesem Fall nicht zutrifft, da die Kuh jeweils nach genau 21 Tagen nach der
letzten Besamung wieder deutliche Brunstsymptome zeigte.
Ursachen für Befruchtungsstörungen:
a)
Mängel in der Haltung
Fehler in der Fütterung, wie zu geringer Energiegehalt, Vitamin-, Mineralstoff- oder Spurenelementmangel, oder
ungeeignete Haltungsbedingungen können zu einer Subfertilität führen. In diesem Fall wäre diese jedoch ein
Bestandsproblem und häufig ist davon dann auch die Milchleistung betroffen. In diesem Betrieb ist aber die
allgemeine Fruchtbarkeitslage gut und die Milchleistung überdurchschnittlich.
b)
Fehler beim Besamen oder falscher Deckzeitpunkt
Ein falscher Besamungszeitpunkt wegen mangelnder Brunsterkennung oder verzögerter Ovulation können
ursächlich für Umrindern sein. In diesem Fall wurden die Brunstsymptome vom behandelten Tierarzt vor den
Besamungen bestätigt, auch einmaliges Nachbesamen führte nicht zum Erfolg.
Fehler in der Besamungstechnik, oder schlechte Samenqualität aufgrund falschen Handlings (Fehler beim
Einfrieren oder Auftauen des TG-Spermas) sind häufige Gründe für ein Umrindern. Allerdings sind Fehler in der
Technik oder beim Handling des TG-Spermas bei drei aufeinander folgenden Besamungen als unwahrscheinlich
anzusehen, können aber natürlich nicht ganz ausgeschlossen werden. Fertilitätsstörungen auf Seiten des Bullen
können bei TG-Sperma von einer Besamungsstation ausgeschlossen werden.
c)
Pathologische Veränderungen am Geschlechtsapparat der Kuh
Angeborene Fehlbildungen des Geschlechtsapparat, genauso wie chromosomale Abberationen der Eizellen
können für diese Kuh praktisch ausgeschlossen werden, da sie bereits dreimal trächtig war.
Andere pathologische Veränderungen, wie Ovarialzysten oder Endometritis können mit der rektalen
Untersuchung oder mit Ultraschall sicher diagnostiziert werden.
Als wahrscheinlichste Ursachen sind in diesem Fall eine subklinische, chronische Endometritis mit
einhergehender Veränderung des Endometriums oder Veränderungen, die Durchgängigkeit des Eileiters
beeinflussen, wie Verklebungen nach Traumen oder Entzündungen in Betracht zu ziehen, wovon sich beides nur
unter erheblichen finanziellen Aufwand sicher diagnostizieren ließe und letztlich nicht therapierbar ist.
Prognose:
Quo ad vitam:
Quo ad restitutionem:
Therapie:
gut
für eine weitere Trächtigkeit ist die Prognose ungünstig
Keine
Beurteilung:
Da es sich bei der Kuh um ein züchterisch interessantes Tier handelt, wird eine Follikelpunktion durch die
Gynäkologische Tierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München vorgeschlagen um durch In-VitroFertilisation und Übertragung der Embryonen auf Empfängertiere weitere Nachzuchten zu erhalten.
Theoretisch wäre es auch möglich, einen Embryo auf die Kuh zu transferieren um die Kuh
nochmals für eine Laktation zu erhalten. Führt der Transfer aber nicht zum Erfolg wäre eine
Abschaffung der Kuh aus wirtschaftlichen Gründen ratsam.
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