Maxim-Gorki-Theater – „Das kleinste Nachtasyl der Stadt“

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Maxim-Gorki-Theater – „Das kleinste Nachtasyl der Stadt“
Intendanten / Hauptdarsteller:
1827-1945, seit 2004 Der Chor (Sing-Akademie zu Berlin)
1952-1968 Maxim Vallentin
1968-1995 Albert Hetterle
1995-2001 Bernd Wilms
2001-2006 Volker Hesse
seit 2006 Armin Petras
1952-2008 Diverse Regisseure1, Ensembles2, Zuschauer3
In den Nebenrollen: Felix Mendelssohn-Bartholdy, Maxim Gorki (nominell, ab 1952), Bertold Brecht u.v.m.
Dauer des Stücks: 181 Jahre in dramaturgischer Verkürzung
Ort: Ein imaginierter Theatersaal hinter einem Kastanien- oder Metaphernwäldchen
1. Akt (1827-1945)
Auftritt: Der Chor. Ein Raunen geht durch die Menge, denn es ist der erste gemischte Chor der Welt. Nach kurzem
Einsingen führt der Chor die Matthäus-Passion auf, der Dirigent ist jung und kommt aus Leipzig. Das romantische
Bildungsbürger-Publikum ist begeistert. Plötzlich gibt es ein gewaltiges Donnern, der Chor rennt schreiend von der
Bühne und wird zunächst nicht wieder gesehen.
- PAUSE, Wiederaufbau (1945-1952) 2. Akt (1952-1953)
Das Bühnenbild: ein glücklicher sowjetischer Arbeiter und seine Frau, die hart für den Sozialismus arbeiten, weshalb
sie gut und stark aussehen und glücklich sind. Sie schauen über das Land, der roten Sonne entgegen. Die Schauspieler
sind bemüht, sich ebenso überzeugend mit ihren Rollen zu identifizieren4. Der Regisseur spricht russisch. Irgendwo
hängt ein Banner „Gegen den Formalismus!“
3. Akt (1953-1968)
1953 und 1956 dringt Lärm von der Straße in den Theaterraum. Das Publikum wird zusehends unruhig, und es versteht
die Sprache des Regisseurs nicht. Die Ränge leeren sich Richtung Schiffbauerdamm. Als in Osteuropa Tauwetter
einsetzt, werden daher auch deutsche Stücke aufgeführt5.
4. Akt (1968-2006)
Alfred Hetterle macht einen Spagat auf der Bühne und versucht, russische wie klassische Stücke in die DDRGegenwart zu übersetzen. Diese ändert sich schlagartig mit dem Fall der Berliner Mauer. Im Theater übernehmen bald
mit Bernd Wilms und Volker Hesse nacheinander zwei Wessis das Ruder. Nach so viel Sport gibt es auch wieder
Gesang: Der im ersten Akt geflohene Chor kehrt zurück.
5. Akt (2006-2008)
Armin Petras betritt die Bühne. In der Hand hat er einen Zylinder, aus dem er eine Uraufführung nach der anderen
zaubert.
Donnerstag, 6.11.2008, 19.30 Uhr: Das Theaterseminar der TU besucht das Gorki-Theater, um der WertherVorstellung beizuwohnen: Das romantische Bildungsbürger-Publikum ist wieder da.
1 U.a. http://www.gorki.de/?page=menschen&subpage=regie
2 U.a. http://www.gorki.de/?page=menschen&subpage=ensemble
3 „Es gibt (…) Leute, und es gibt – Menschen.“ Maxim Gorki, Nachtasyl, Stuttgart 1957, S. 69.
4 Das Stück „Für die auf See“ von Boris Lawrenjow wird als erstes aufgeführt.
5 Heiner und Inge Müllers „Lohndrücker“ folgen 1958 auf Hans Luckes „Kaution“.
Christiane Hoyer
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