Predigt am 24.12.11 – Heiligabend – in Oslo - Die Weihnachtsgeschichte fängt mit dem Zählen an. Es begab sich aber zu der Zeit, dass alle Welt geschätzt würde. Alle mussten zum Gezähltwerden in ihre Heimatstadt oder in ihr Heimatdorf. Und irgendwie bin ich da hängen geblieben. Gott wurde Mensch und kam ein eine wirkliche Welt, in der gezählt wird. In der viel gezählt wird. - Augustus hat gezählt damals oder besser: er hat zählen lassen. Augustus war ein Kaiser, der das römische Reich lange regierte und der wie ein Gott verehrt wurde. Unser Monat August ist nach ihm benannt. Es gab immer wieder solche Zählungen. Es ging dabei um Macht und Kontrolle und um Steuern. - Wir zählen auch. Kinder lernen zählen: eins zwei drei, en to tre. Bis Weihnachten haben wir gezählt: 124. Wir zählen: wie viele Ferientage sind es noch? Erwachsene zählen: Die Zeit: wie lange ist es bis zum nächsten Urlaub, bis zum Ruhestand? Wir zählen und erzählen, was mit uns passiert ist. Und denken manchmal: „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur.“ Wir zählen Geld. Verdienste. Unsere Freunde bei facebook. - Und wir werden gezählt. Wie viel wir auf der Bank haben, wie viel Norweger es gibt – hoppla - bald 5 Millionen oder auch wie viele deutsche Staatsbürger in Norwegen. Es wird gezählt, was wir kaufen und was für Reisen wir machen, welche Internetseite wir besuchen. Manchmal wird man gern gezählt. Wenn einer sagt: Ich zähle dich zu meinen Freunden. Manchmal wird man nicht gern gezählt. Ich erinnere mich noch an 1987- eine Volkszählung sollte durchgeführt werden. Der Protest war riesig. Es wurde vehement zum Boykott aufgerufen. „Zählt nicht uns, zählt eure Tage!“ stand etwas martialisch auf einem Plakat. Heute ist das fast ein wenig rührend, wie sich die Menschen damals geziert haben - bei all dem, was heute andere an uns zählen, welche Informationen man in unserer Zeit über uns kriegen kann. - Damals, als Jesus geboren wurde, wurden sie also auch gezählt, ob sie wollten oder nicht. Das war kurz vor seiner Geburt. Und man hat den Eindruck: jetzt, wo Gott als Mensch unter uns zum Vorschein kommt, wird anders gezählt. Kurz nach der Geburt kamen Hirten zur Krippe. Schafzähler. Ja, das war eine wichtige Aufgabe. Schafe zählen. Nicht so wie manche, wenn sie nicht einschlafen, Schäfchen zählen. Nein richtige. Mit diesem Kind, mit diesem Jesus kam eine neue Art, zu zählen. „Gott zählt sozusagen jedes Haar auf eurem Kopf“ sagt Jesus. Jesus hat nämlich auch vom Schafezählen geredet. Er hat eine Geschichte erzählt: Ein Schaf geht verloren. Der Hirte zählt die anderen, von 1-99. Da fehlt doch eins. Nochmal. Schließlich geht der Hirte los und sucht das eine. Gott schwebt nicht über den Sternen so dass wir Menschen und unsere Probleme ihm völlig egal wären. So zählt Gott. Das Verlorene zählt. Zählt enorm, Davon hat Jesus nicht nur erzählt, sondern das hat er ganz und gar gelebt. Du zählst bei Gott – vielen hast Jesus das zusprechen können. Bis heute. - Ja und noch ein bisschen später kamen noch andere zur Krippe, die auch beruflich zählten. Sterne zählende Magier aus dem Osten. „Wir haben seinen Stern gesehen.“ Beobachtet haben sie, was da am Himmel alles zu sehen war. „Das hier muss etwas bedeuten“, waren sie sich einig. Wir singen auch vom Sternezählen: „Weißt du wie viel Sternlein stehen“ Und dann heißt es über sie (und die Tiere und die Kinder): „Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehle.“ Da fängt eine andere Zählung an. Keines soll fehlen. Bei Gott zählt der Einzelne, das Verlorene, die Aufgegebene. Wer zählt denn sonst die Armen, Entrechteten, die keinen Fürsprecher haben? Wer zählt denn uns, die wir manchmal den Eindruck haben: wir sind vergessen. Nein, Gott fängt neu zu zählen an. Das merkt man in dieser Nacht. Das merken die Schafezähler und Sternezähler. Er zählt anders als der gottgleiche Kaiser. Er zählt nicht die graue Masse, um etwas „herauszuholen“. - Es ist gut, wenn wir fragen, was zählt. Jeder Tag zählt, die Liebe zählt, Deine Meinung zählt. Der Moment zählt. In diesem Moment, an Heilig Abend hören wir: Gott zählt. Er ist der, auf den es ankommt. Und er zählt uns dazu. Gott ist ein Mensch geworden. Und darum können wir auch auf Gott zählen, jede und jeder, im Kleinen und Schwachen ist er zu Hause. Er ist unser wichtigster Kontakt. Amen.