Herr Pfarrer Ott Pastoralpsychologie Lehrauftr. für Psychologie an der Hochschule der Steyler Missionare Psychoanalytiker und Supervisor Pfarrer für psychisch Kranke 27.08.05 Wir beginnen mit einer Vorstellungsrunde. aus www.pastoralpsychologie.de/seiten/verband.htm erfahren wir Was ist Pastoralpsychologie? Pastoralpsychologie will den Dialog zwischen Theologie und Human- bzw. Sozialwissenschaften fördern. Pastoralpsychologische Theoriebildung ist damit grundsätzlich interdisziplinär und ökumenisch angelegt. Pastoralpsychologie will religiöse und kirchliche Praxis aus psychologischer Sicht kritisch reflektieren, um neue Perspektiven und erweiterte Handlungsmöglichkeiten zu gewinnen. Pastoralpsychologie will human- und sozialwissenschaftliche Theorie und Praxis aus der theologischen Perspektive auf ihre anthropologischen Prämissen hin befragen; sie ist damit eine Teildisziplin der praktischen Theologie. Pastoralpsychologie will Aktivitäten im Bereich der Seelsorge, Beratung und Supervision anregen und koordinieren. Fort- und Weiterbildungsangebote dienen der Qualifizierung und Professionalisierung. Um diese Ziele wirkungsvoll umsetzen zu können, wurde 1972 die Deutsche Gesellschaft für Pastoralpsychologie (DGfP) gegründet. 1976 entstand parallel in der DDR die "Arbeitsgemeinschaft Seelsorge und Beratung" (AGSuB). (Schaut auch mal in die Publikationen dieser Homepage. Dort gibt es interessante Artikel von Michael Klessmann.) Herr Pfarrer Ott gibt uns zunächst einen Hinweis auf seine Berufung aus der Bibel: als Jesus die Menschen von Dämonen befreite, ging es um Menschen, die aus den Gemeinschaftsstrukturen durch absonderliches Verhalten herausfielen. Jesus nahm zu ihnen Kontakt auf und ermöglichte ihnen, wieder in Beziehung zu kommen, Annahme und Wertschätzung zu erfahren. Das ist die Grundlage sowohl davon, dass ein Mensch gesund werden kann, als auch dass er seine Krankheit akzeptieren lernt. Dieser Zusammenhang von Heil und Heilung ist dem Christentum im Laufe der Zeit verloren gegangen: Heil war eine rein religiöse Kategorie geworden, Heilung erwartete man nur noch von den Spezialisten der Psychlogie und Medizin. Insofern möchte Herr Pfarrer Ott Psychologie und Theologie aufeinander zubringen, damit wir aus diesem Schlüsse für unseren Glauben ziehen. Einige Menschen sind teilweise froh und glücklich mit ihrem Glauben und beziehen religiöse Inhalte auf ihr Leben. Aber es gibt auch Menschen, die verletzt wurden (durch Lehrer oder Pfarrer, die etwas sagten, was diese Menschen in bestimmter Weise aufnahmen). Es geht um die Vaterrolle in unseren Kirchen und unseren Gebeten und deren bestimmte Rolle für unseren Glauben. Thema des Seminars ist: Der Vater. Theologische und psychologische Aspekte des Vaterbildes. Herr Pfarrer Ott teilt Skripte über die Themen der nächsten Termine aus. Wir werden uns mit der Bedeutung des Vaters, die biblischen Aspekte und das Gottesbild (symboltheologische Überlegungen) befassen. Es geht im Seminar um die Beziehung zwischen der Pastoral und der Psychologie gehen und nicht um eines der Themen allein. Die Seminararbeiten sollen bis Karneval 2006 vorliegen und 15-20 Seiten umfassen. Wir steigen zwischendurch ein in die Frage der feministischen Theologie und der Frage der Aspekte des Vaterbildes. Eine seelsorgliche Aufgabe ist es ua., Menschen auf Ihr Vaterbild anzusprechen, wenn sie sich von dem Vaterunser oder anderen Formulierungen der Kirche gestört fühlen. Dabei sollte man vorsichtig sein, denn mit einer Veränderung des Gottesbildes kann man sein seelisches Gleichgewicht aus den Angeln heben! Herr Pfarrer Ott empfiehlt aus seiner Literaturliste vor allem das Buch Michael Klessmann Pastoralpsychologie, Ein Lehrbuch, Neukirchen Vluyn 2004. Daneben empfiehlt er Jean le Camus, Väter (mit den psychologischen Erkenntnissen auf dem Stand des Jahres 2001). Nicht auf der Literaturliste: Deutsche Bischofskonferenz Nr. 178 Arbeitshilfen 2003 Seminarthemen Peter. Referat 2 Entwicklung und Veränderungen der Vaterrolle (auch in Asien).... Bernd: Referat 3 Biblische Aspekte des Vaterbildes im AT Martin: Referat 4 Biblische Aspekte des Vaterbildes im NT Rolf: Referat 5 Das Vater unser als zentrales Gebet.... Torsten: Referat 6 Gottesbilder als Symbole...... Norbert: Referat 8 Kirchliche Leitungsstruktur und Vaterschaft Leonard: Wir wollen narrativ arbeiten: Anhand eines Märchens: Hans mein Igel (Gebrüder Grimm) Das Märchen verwendet auch Symbole. Herr Pfarrer Ott will uns dies auslegen. Märchen thematisieren immer Grundkonflikte menschlicher Beziehungen. Heute müssen wir diese Märchen deuten, weil wir in geänderten Lebensumständen leben. Nach dem ersten Teil des Märchens analysiert Herr Pfarrer Ott: Es geht bei dem Kind um einen Menschen, der von seiner Umgebung und seinen Eltern abgelehnt wird. Dies prägt sein Leben und sein Verhalten später. Es ist zunächst von einem Bauern die Rede: Ertrag und Fruchtbarkeit sowie materieller Segen gehören zu dieser Vaterfigur. Der Vater braucht einen „Erben“. Er hat von diesem bestimmte Vorstellungen, die der Sohn nicht erfüllt. Der Sohn schützt sich (Stachel als Schutz und Symbol des Rückzugs). Der zweite Teil des Märchens: Hans mein Igel wird vom Vater weiterhin abgelehnt, was dieser merkt. Seine Stellung ist hinter der Magd. Er ist zum Igel gemacht worden. Er ist ausgezahlt worden. 8 Jahre sind ein Symbol für die unendliche lange Zeit. Mit dem Dudelsack bringt der Vater dem Hans mein Igel etwas mit, wo dieser seine Fähigkeiten entwickeln/entdecken kann und wo dieser Selbstachtung findet. Wenn es einem Menschen gelingt, so ein Gebiet mit eigenen Fähigkeiten zu finden, dann kann man „fliegen“. Der Gockelhahn steht dabei auch für Tapferkeit. Der Wald über seine neue Erfahrung mit sich selbst (innere Erfahrungswelt). Der dritte Teil des Märchens: Uns fällt die skurrile Erzählweise auf. Herr Pfarrer Ott weist darauf hin, dass beide Könige Väter sind. Beide wissen wohl mit den Wünschen ihrer Töchter nicht umzugehen. Als Hans der Igel denkt, er war doch sehr erfolgreich, kommt er in das Dorf zurück. Vielleicht hofft er sich nun Anerkennung. Er erlebt aber eine furchtbare Enttäuschung und wird in seinem Wunsch nach Liebe und Anerkennung enttäuscht. Herr Pfarrer Ott sagt, dass dies nicht so selten ist. Zerbricht dabei die Vaterrolle? Manche Eltern ziehen sich nicht selbst zur Verantwortung oder sind sich dieser Verantwortung nicht bewußt. Der vierte Teil des Märchens: Im ersten Versuch bittet Hans mein Igel nicht mehr, sondern hat sein fehlendes Selbstwertgefühl mit Macht kompensiert. Beziehungen gehen aber kaputt, wenn sie nicht von beiden Teilen getragen werden. Man kann nicht einfordern, dass man von jemandem geliebt wird. Es geht hier um eine Art Vergewaltigung und Hans mein Igel wird selbst in diesem Akt der Gewalt zurückgewiesen. Er kaschiert das seinerseits, indem er die Prinzessin wegschickt und behauptet, er wolle sie nicht mehr. Leidtragende ist die Prinzessin hier wurde auf der Ebene der Beziehung die eigene Verletzung weitergegeben. Es gehört zur Tragik des Lebens, dass Menschen in solchen Beziehungen oft denken, sie haben es nicht anders verdient, als so zu leben. Im zweiten Versuch läuft alles anders: Es geht um den Unterschied von Schein und Sein. Die zweite Prinzessin hat im Gegensatz zur ersten nicht schöne Kleider, sondern sie ist schön. Als Hans mein Igel von ihr akzeptiert wird, kann er sich selbst akzeptieren und die Igelshaut ablegen. Herr Pfarrer Ott bezieht dies auf die Gnade Gottes: Das Wissen darum, dass wir zuerst geliebt wurden ermöglicht uns die Umkehr! Die Liebe Gottes kommt uns entgegen. Wir sind geliebt und können uns da heraus auch selbst lieben. Wir müssen dafür nicht naiv sein (Die Braut fürchtet sich immer noch vor den Stacheln). Auch die weitere Zuwendung gegenüber Hans ist noch nötig (Salben, gesalbt werden) – es ist ein längerer Prozess der Heilung notwendig. Im Teil Fünf: Hier wird das Märchen versöhnlich geschlossen. Hans mein Igel braucht immer noch die Versöhnung. Grundvorgang des Christentums ist von der in Gnade empfangenen Vergebung Gottes zu leben! Diese Vergebung müssen wir weiter schenken. Wir haben sie unverdient empfangen. Hier spielt das Verhältnis Jesu zu Gott hinein. „Abba“ läßt seine Sonne aufgehen über Gerechte und Ungerechte. Das Vertrauen der zweiten Königstochter zu ihrem Vater war Ausgangssituation für diese Lösung. Aufgabe für uns selber: Wenn wir an unseren eigenen Vater denken: Welchen Satz würde er uns /über uns sagen? Drei Merkmale des eigenen Vaters sollen wir aussagen.