P. Ulrich Zankanella OFM Franziskanerkloster Wien Leiter der „Franziskaner für Mittel- und Osteuropa“ 27. Oktober 2004 IDEOLOGIEN IM WANDEL - UND WAS DARAUS WURDE Wir leben in einem Zeitalter für das wir eigentlich dankbar sein müssen – ein Zeitalter, in dem Bewegung in eine Welt gekommen ist, die vorher niemand voraussagen hätte können. Das 20. Jahrhundert war ja nicht nur geprägt von Kriegen, es war auch geprägt von einer ideologischen Auseinandersetzung, die es in dieser Form vorher noch nie gegeben hat, weil 2 Systeme erstarrt sind – der Individualkapitalismus im Westen und der volkswirtschaftlich organisierte Materialismus im Osten. Beides sind Formen des Materialismus, auch der Kapitalismus ist ein Materialismus – mag er atheistischsein oder theistisch sein, wie es uns der gegenwärtige Präsident der Vereinigten Staaten vorlebt! Wir haben aber auch erlebt, daß zumindest ein System zunächst einmal Schiffbruch erlitten hat, weil es innen, ideologisch und vorallem oekonomisch ausgeblutet ist und wir sind dabei zu erleben, wie ein 2. System in eine äußerst kritische Phase kommt, nämlich unser westlicher Kapitalismus. Wenn es irgend ein Anzeichen dafür gibt, dann ist es wohl dieses, daß so gut wie alle global arbeitenden Firmen sich inzwischen auf eine cooperate responsibility besinnen – das heißt, die Zeiten des unbegrenzten Gewinnstrebens sind vorbei, - nicht weil die Manager, nicht weil die Sock –Holder, die Aktienbesitzer, plötzlich moralisch geworden wären, sondern deswegen, weil das breite Publikum sensibel geworden ist für die Fragen der Ethik, für die Fragen der sozialen Verantwortung und des ökologischen Umgangs mit unserer Welt. Lassen Sie mich kurz zurückblicken: Das 20. Jhdt bringt nicht nur an seinem Beginn den Sturz der adeligen Monarchien, es bringt auch eine neue, materialistisch-atheistisch geprägte Strömung im Zarenreich, eine Bewegung, die nicht zuletzt gefördert wird von den Kriegsgegnern dieses Zarenreiches, denn sonst wäre ja Ilja Iljitsch Uljanov aus der Schweiz nicht nach St. Petersburg gekommen und hätte seine Karriere unter dem Namen Lenin nicht gemacht. Es beginnt also damit, daß philosophische Ansätze die Welt zu verändern beginnen, denn es kommt eindeutig aus der Philosophie, wenn man plötzlich sagt: das Volk ist der Souverän, alle Macht dem Volke – nicht der edel Geborene, der mit Grundbesitz Ausgestattete, dem Kapital dieser Zeit, hat das Sagen im Staat, sondern die einigende Kraft einer Idee bringt die neue Macht, und diese neue Macht ist die Internationale Bewegung der Arbeiter. So entsteht der Kommunismus, der denen das Heil verspricht und in Aussicht stellt, wenn erst einmal eine gerechte Welt hier auf Erden verwirklicht ist. Dieser Internationalismus sowjetischer Prägung bildet ein Staatsmodell, das durch die Berufung von Sowjets, Räten, etagenweise sozusagen in einer Pyramide, ein ganzes Staasgebilde, damit aber auch ein ganzes Wirtschaftssystem lenkt und das vom Dnepr bis nach Vladivostok. Diese materialistisch- atheistische Bewegung ist die Antwort auf die religiös geprägte Herrschaftsform des Zarenreiches, wobei das Wort religiös da mit gewisser Vorsicht zu gebrauchen ist, denn dieser Zar ist mit „seiner“ Kirche seit Peter dem Großen nie sehr sanft umgegangen. Die orthodoxe Kirche Rußlands war immer unter der Knute der Zaren, der Gipfel dieser Bewegung war, daß nicht der Patriarch von Moskau, sondern 2 Beamte des Zaren die eigentlich letzte Instanz der Kirche waren. Das Resultat dieser Umstände war natürlich eine große Abhängigkeit der Kirche von dem jewiligen Herrscher, sie mußte im Dienst dieser Herrschaft das Evangelium verkünden. Daß auf diese Art und Weise das Herrschaftssysrtem gestärkt wurde führt nicht zuletzt zu dieser vehement antikirchlichen, antiklerikalen Antwort der Kommunisten. Die äußeren Auswirkungen dieser Ideologie haben wir zwar verfolgen können, nicht aber erfaßt und miterlebt welche Folgen das im Inneren des Landes und der einzelnen Menschen mit sich brachte. Freilich ist uns irgendwann gesagt worden, daß unter Stalin Menschen verhungert sind, aber die meisten wissen doch nicht, daß diese Menschen geplant zum Hungertod geführt wurden, weil man in der Ukraine das alte System der Bauernwirtschaft abgeschafft hat, weil man „zwangskolchosisiert“ hat und diese Kolchosen schließlich doch nicht so funktioniert haben um genügend Getreide zu produzierem um alle zu ernähren. Plötzlich war ein Mangel an Getreide von Tausenden Tonnen , sodaß die Menschen verhungerten! Dieses System erleben wir durch 70 Jahre im Osten, auf der anderen Seite, den Kapitalismus westlicher Prägung. Dieser hat ja auch nicht nur Wohlstandsjahre gebracht, sondern, denken wir nur an die 20er und 30er Jahre, er brachte auch wirtschaftliche und vorallem politische Not! Wie immer, wenn es wirtschaftlich schlecht geht, kommt der Ruf nach einem diktatorischen System auf, in der Meinung: „Wenn alles erst in einer Hand ist, dann sind die Dinge leichter in den Griff zu bekommen!“ Wir haben erlebt, daß Systeme der Wirtschaft wegen Krieg geführt haben.Juden wurden als „Hauptverantwortliche“ für die Ausbeutung der Massen vernichtet, neues Land sollte im Osten erobert werden. Im 2. Weltkriieg hat man unbedenklich Millionen in den Tod getreiben. „Vaterland“ war plötzlich die große Ikone auf allen Seiten der Kriegsbeteiligten. Es ist nicht nur der große „Vaterländische Krieg“ auf russischer Seite sondern auch „der Heldentod für Führer, Volk und Vaterland“ auf unserer Seite, dasselbe gab es in Frankreich Amerika und England. Diese Ideologisierung des Vaterlandsbegriffes fördert in jedem Fall die Wirtschaft einer starken Macht. Heute erleben wir dasselbe im Irak. Was waren die Kernsätze der Ideologie? Der Kernsatz des sowjetischen Materialismus war: „Alles gehört dem Volk!“ Aber natürlich ist das Volk eine anonyme Masse und es braucht irgendwelche Instrumente, die zu seinem Wohl agieren und das waren dann eben die Sowjets, die Räte, die die Entscheidungen getroffen haben, bis hinauf zum obersten Sowjet. Wie immer verdirbt Macht den Charakter. So hat es am Ende nur für die Nomenklatura des Kreml große Privilegien gegeben wie z.B. in Litauen ein eignens Hotel, mit einem eigenen Flügel für die Wachmannschaften und die Lustfrauschaften, ein Hotel, das heute Staatsherberge der Republik Litauen ist. Macht verfremdet Systeme! Ideologie die anfangs rein philosophisch das Wohl des Volkes im Auge hatte wird plötzlich ein Instrument zur Machterhaltung, wird ein Instrument, das bedenkenlos dieses Volk verkauft und verscheuert, es ausnützt um die eigene Macht zusichern. Wir erleben auch im Westen, daß im Namen des Wachstums der Wirtschaft – daß dieses Wirtschaftswachstum ebenfalls zu einer Ikone wird, daß bedenkenlos Handelsbedingungen diktiert werden, von denen mittlerweile die Vollzugsinstrumente der WTO (World Trade Organisation – die Weltbank) sagen: „Man muß etwas zu gunsten der 3. Welt tun und zwar nicht mit Spenden, sondern mit einer Änderung der Handelsbedingungen, damit die Menschen in diesen Regionen überleben könen. Wir erleben, daß dieses System dem Nordwesten der Weltkugel einen bisher ungeahnten Wohlstand gebracht hat, mit einer breiten Versorgung von Menschen, wie es nie zuvor der Fall war! Versuchen Sie sich daran zu erinnern und überlegen Sie, ob Sie in Ihrer Kindheit, oder ob Ihre Eltern und Großeltern in der Situation waren, daß eigentlich nicht mehr die Arbeitenden der Bevölkerung das sicherste Einkommen hatten, so wie heute, weil sie von ihrer Pension nicht gekündigt werden können und daß dieses Einkommen nicht nur für die aller notwendigsten Bedürfnisse reicht! Noch um die Jahrhundertwende von 1899/1900, also vor rund 100 Jahren haben die Großmütter gegen Zusicherung des Mittagessens auf ihre Kinder und Enkelkinder aufgepasst, weil sie selbst kein Einkommen hatten. Betten wurden hier in Wien in 3 Schichten vermietet um überleben zu können. Wenn Sie den heutigen Wohlstand damit vergleichen, dann sehen sie, daß es uns unvergleichlich besser geht! Nicht nur, weil ein Mehr an Versorgung gewährleistet ist, nicht nur, weil die Gesundheitsversorgung so gut wie jedem zugänglich ist, sondern auch deswegen, weil dieses Versorgungssystem mit einer ungeheuren Sicherheit funktioniert, sodaß man bis an sein Lebensende „versichert“ ist. Wir erleben in der westlichen Form des Kapitalismus, daß ein Teil der Welt ungeheure Fortschritte gemacht hat, was die Versorgung betrifft, daß ein anderer Teil aber viel ärmer geworden ist, wenn man der OECD glauben darf. Das System Erde wurde dadurch in einem Ausmaß belastet, wie es weiter nicht mehr geht. Wenn es heute Gespräche wie ein KyotoProtokoll gibt, und sogar die russische Republik bereit ist , dieses Protokoll zu unterzeichenn, das den Ausstoß von CO2 reguliert, dann sehen wir, daß wir tatsächlich an die Grenzen der Belastbarkeit dieser Erde gekommen sind, daß dieser Wohlstand einen ungeheuren Preis hat, den unsere Kinder und Enkel bezahlen müssen – sowit wir welche haben! Vielleicht erinnern Sie sich noch daß unsere Eltern nach dem 2. Weltkrieg sagten: „Unsere Kinder sollen es einmal besser haben!“ - wir aber haben unser System so gelebt, daß wir daran zweifeln müssen, ob es unsere Kinder und Enkelkinder besser haben werden, möglicherweise haben wir einen Teil dessen aufgezehrt, was sie einmal brauchen werden. Wir erleben, daß Wirtschaftsinstrumente plötzlich nicht mehr von einzelnen Nationalstaaten gelenkt und benützt werden können. Die Regierung der Republik Österreich kann dekretieren was sie will, die internationalen Finanzströme werden regulieren, was die Investoren wollen. Das heißt: Auch wenn in einem Land ob innerhalb oder außerhalb der EU der Schutz des Arbeitsplatzes hochgehalten wird, die Arbeitslöhne sind und die Lohnnebenkosten hoch sind um ein ausreichendes Bildungs-, Forschungs-, Gesundheits-, und Versorgungssystem im Alter zu garantieren, dann hilft das der Wirtschaft überhaupt nicht, denn die internationalen Anleger werden nur auf die Rendite ihres Kapitals schauen und beobachten, wo sie die größten Profite machen und sie werden einfach ihr Geld aus den Betrieben herausziehen um es anderswo zu investieren. Damit werden viele Betriebe kaputt gehen. Wir sind also in einem globalen System eingebunden, wo die nationale Wirtschaft nur noch wenige Lenkungsmöglichkeiten hat. Das System gerät damit auch menschlich gesehen an eine Grenze, weil ein Anleger, der beispielsweise in Saigon lebt und einen Betrieb in Südafrika ins Auge gefaßt hat um dort eine Million Dollar zu investieren, diesen Betrieb dann hochpuscht und in dem Moment wo der Betrieb keine schwarzen Zahlen mehr schreibt, aus welchen Gründen immer, aus politischen oder sozialen, seine Million abwandern läßt. Die Aktien werden verkauft, der Aktienkurs bricht zusammen und der Betreib muß die halbe Belegschaft entlassen. Dieses System hat auf Grund der neuen Kommunikationsmöglichkeiten dazu geführt, daß wir immer weniger die Konsequenzen unseres Handelns überblicken können. Noch gibt es kein Instrument, keine Behörde, keine Einrichtung auf dieser Welt, die Schutzmaßnahmen setzt, um diese System davor zu bewahren, daß es nicht zum Schaden sondern zum Wohle der Menschen arbeitet. Langsam ist ein Bewußtseinswandel bei den großen internationalen Konzernen festzustellen aber auch bei der WTO, die plötzlich entdeckt, daß es gewisser Schutzfunktionen für die ärmeren Wirtschaftsländer bedarf. Die Erkenntnis greift Platz, daß dieses System tatsächlich an eine Grenze gelangt ist, die , wird sie überschritten zum Schaden aller Menschen wird. Kapitalistisches Denken im bisherigen Sinn, das heißt allein Gewinn orientiertes Denken ist nicht mehr möglich Natürlich hat es immer warnende Stimmen gegeben: Der von vielen geschmähte Papst Johannes Paul II hat gerade in seiner sozialen Botschaft immer wieder darauf hingewiesen, daß der erste Grund allen menschlichen Wirtschaftens sein muß: „Die Wirtschaft muß dem Menschen dienen!“ Nicht der Mensch der Wirtschaft.Das heißt wir müssen in unserem wirtschaftlichen Handeln so denken, so agieren, so planen, daß das Wohl des Menschen in jedem Fall über den rein numerischen Gewinnziffern steht. Das Wohl der Mitarbeiter, aber auch der Konsumenten und der eigentlich Unbeteiligten aber indirekt beteiligten Anlieger muß gewahrt bleiben. Wenn ein Betreib in hohem Maße toxische Gase auswirft oder toxische Abfälle produziert, dann sind natürlich die umliegenden Menschen betroffen! Das ist umso aktueller, als natürlich viele Firmen dazu übergegangen sind, Produktionen, die entweder vom Arbeitsrecht her bedenklich sind, weil sie für die Mitarbeiter zu gefährlich sind, oder die hohe Schutzmaßnahmen verlangen, Produktionen, die auf Grund ihrer Abfälle hoch giftig sind, in Länder zu verlagern, die froh sind, wenn sie überhaupt Arbeitsplätze bekommen. Umso aktueller auch deswegen, weil wir wissen, daß Umweltschutz erst dann möglich ist, wenn ein gewisser Wohlstand, eine gewisse Mindestversorgung der Menschen erreicht ist. Daß diese Art des Produzierens nicht so weit weg ist von unserem Wohnort können Sie daraus entnehmen, daß aus Rumaänien ungefähr alle 2 Jahre die Nachricht kommt, daß in irgendeinem Chemiekonzern ein Auffanglager geplatzt ist und die Abwasser gehen dann in einen Fluß in dem alles was an Leben drinnen ist vergiftet wird. Das ist dasselbe Rumänien, in dem ich mit eigenen Augen in Hunyad in einem Riesenstahlwerk im Winter Menschen habe barfuß in der heißen Schlacke nach Eisenresten suchen sehen, denn mit diesen Eisenresten verdienen sie ihr tägliches Brot. Wir sind an Grenzen gekommen, die ein ethisches Denken notwendig machen! Was können Grundsätze für dieses ethische Denken sein? Zunächst beginnen wir vielleicht dort wo Ethik angesiedelt ist unter dem Vokabel Moral nämlich in den Kirchen. Es ist ganz klar, daß Kirchen in dieser Situation eine höchste Verantwortung haben im Bereich der gesamten Politik tragen. Ob es nun den jeweiligen Regierungen paßt oder nicht, die Kirchen werden ihr Wort immer wieder zum Schutz des Menschen erheben müssen. Es gibt dieses sehr lapidare Wort von der Krone der Schöpfung. Weir erfahren immer mehr, wie wahr dieses Wort ist. Wir beobachten mit wachsender Unruhe wie viele Mechanismen zur Erhaltung der Macht, zur Erhaltung wirtsschaftlicher Macht und wirtschaftlichen Einflusses in dieser Welt geschaffen werden, die einfach auf den Menschen vergessen. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung und die Kirchen haben die Verantwortung immer wieder darauf hinzuweisen, mag es nun den einzelnen Parteien recht sein oder nicht, mag es nun der ein oder anderen Gruppe in einer Nation oder in einem Staatenbund passen oder nicht. Wir werden darauf hinweisen! Ein Zweites: Die Wirtschaft wird sich wahrscheinlich noch mehr dem Druck der Konsumenten beugen müssen. Wie ich anfangs erwähnt habe: Ein Verantwortungskodex einzelner firmen ist oft wirklich nur unter dem Druck der Konsumenten entstanden, weil auch die Aktionäre gemerkt haben, wenn ein Produkt boykottiert wird, dann ist mein Geld schlecht angelegt (Denken wir in diesem Zusammenhang an die Fragen der Kinderarbeit und einer weltweiten Kampagne über diese Frage) Daher haben sie darauf gedrungen, daß es einen Verhaltenskodex von firmen und Großkonzernen gibt. Ein kleines Beispiel: Ich bin im Leitungsgremium der bischöflichen Kommission von Justitia et Pax, Gerechtigkeit und Frieden, die für die Bischöfe Vorbereitungsarbeit leisten. Das letzte, was wir vorbereitet haben war ein Hirtenbrief der österreichischen und tschechischen Bischöfe zu Fragen der Vergangenheit. Die OMV hat sich an Prospektionsrechten = Ölschürfungsrechten im Sudan beteiligt. Wir haben davon gehört und den Vorstand gebeten, doch einmal die Auswirkungen dieses Engagements zu bedenken. Wir haben da sehr überrascht eine Reaktion bekommen und sind mit den leitenden Personen dieses Unternehmens, abseits von aller Öffentlichkeit in ein Gespräch eingetreten. Wir haben die Zusammenhänge dargestellt, die zwischen der Verfolgung von nicht arabischen nicht muslimischen ,d.h. regierungsoppositionellen Kräften im Süden des Sudan besteht und den Prospektionsaktivitäten der internationalen Öllobby, die gerade in diesem Teil Öl vermutet. Unter dem Vorwand der Sicherung der freien Wirtschaft und des ungehinderten Zugangs zum Öl entvölkert die Regierung ganze Regionen, die eben auch christlich und daher oppositionell sind, schickt Militärs hin, die die Dörfer niederwalzen und die Menschen vertreiben. Denn natürlich sind die Menschen dort nicht begeistert, wenn plötzlich ein französischer, englischer oder amerikanischer Bulldozzer kommt und anfängt, den Boden zu planieren, eine Erdölbohrturm zu installieren und so in diesem Teil eine Landwirtschaft unmöglich macht. Natürlich gibt es Proteste! Diese Gespräche haben dazu geführt, daß die Beteiligung der OMV verkauft wurde, und heute hat diese Firma eine eignene Direktorin, die diesen ethischen Verhaltenskodex nicht nur immer wieder einmahnt, sondern die auch leitenden Angestellten Fragebögen zustellt, die diese aufüllen müssen, Fragebögen, die das Verhalten gegenüber den Mitarbeitern, gegenüber der Umwelt und gegenüber der wirtschaftspolitischen Situation des Gastgeberlandes beantworten müssen. Wir sind in eine Situation gekommen, wo man mit großer Sorgfalt und einiger Sensibilität die Auswirkungen des Wirtschaftens im Westen in zunehmendem Maß beobachten muß. Wie geht es mit den Nachfolgestaaten im Osten Europas? Die Volksrepubliken wurden abgelöst von sogenannten demokratischen Republiken. Natürlich kann man nicht eine Politikergeneration vom Gemeinderat angefangen bis zum Ministerpräsidenten aus dem Boden stampfen.Denn bis eine Generation wächst, dauert das viele Jahre, bis es gelingt eine neue Generation in einem neuen politischen Denken hervorzubringen. Das heißt, man hat dasselbe getan wie bei uns in Österreich nach 1945, man hat die bisherigen Politiker weitgehend in ihrem Dienst am Volk bleiben alssen. Diese sind natürlich geprägt vom alten System, das vorallem von der Machterhaltung besessen war und wenn sie heute aus der Ukraine hören oder lesen, daß opositionelle Kräfte sich vorwiegend im Auslanf aufhalten, dann hat das nicht vorwiegend damit zu tun, daß sie neugierig sind und sich viel Geld beschaffen wollen , sondern daß sie im Ausland hoffen, weniger leicht einem „zufälligen“ Unfall zum Opfer zufallen. Man hat Demokratie verkündet, vom Westen her, hat aber nicht bedacht, daß es dafür kein Personal gibt. Man hat freie Wirtschaft verkündet, hat aber nicht berücksichtigt, daß diese Politiker nicht im Stande sind Manager zu finden, die diese Betriebe in sozialer, politischer und wirtschaftlicher Verantwortung zu führen, sondern man hat sie mit einem Ausbildungsstand übernommen, die Macht als Faustrecht ausübt. Was wir in diesen Staaten erleben ist ein Urkapitalismus schlimmster Sorte, wie er in Amerika und Europa im 19.Jahrhundert üblich war und in dem das Faustrecht gilt. Es gibt Hunderte, die umgebracht wurden, weil sie im Wege standen. Weitgehend herrscht die Meinung: Kapitalismus heißt: Du mußt die anderen für dich arbeiten alssen - du selbst mußt nur kassieren. Unter dieser Notion ist der Neubeginn der Wirtschaft in diesen östlichen Staaten gestanden, das heißt, man hat die alten, zu Teil maroden, zum Teil aber auch hochproduktiven Betriebe aus derSowjetära übernommen, hat sie, wenn man sich in der richtigen Position befand und die richtigen Freunde hatte, einkassiert für billiges Geld und hat diese Wirtschaftsbetriebe ausgeplündert und heute stehen sie zum Teil schon wieder am Ende. Wenn westliche Firmen heute investieren, so tun sie es zum Teil unter dem Schutz neuer Gesetze, die wenigstens eine Quasi – Garantie geben. Sie tun es nach wie vor mit hohem Risiko und ich denke, ich irre mich nicht, wenn ich Gerüchte wiedergebe, die besagen, daß westliche Banken ihren Gewinn nicht mehr in Westeuropa machen, sondern ausschließlich in Osteuropa. Wir sind damit in einer Situation, wo Ideologie, wo Systeme auch eine Frage der friedlichen Koexistenz werden. Die beste Art der Friedenssicherung ist ja nicht die Hochrüstung, was die Amerikaner im Augenblick im Irak erleben ist nach Korea und Vietnam noch einmal eine Lehrstunde dafür, die beste Art der Friedenssicherung ist es die wirtschaftliche Existenz der Bevölkerung zu sichern Und alle Apelle seit Papst Paul VI. Und der Enzyclika „Populorum progressio (überden Fortschritt der Völker) sind in diesem Sinne gemeint, daß wir Menschen nur dann friedlich zusammen leben können, wenn wir nicht so sehr von Ideologien getragen sind, wenn wir nicht so sehr ein Feindbild setzen, von dem wir uns abgrenzen, sondern wenn wir versuchen, für alle ein Existenzminimum zu sichern, daß sowohl Flüchtlicngs und Asylantenströme nicht notwendig sind, wie auch jene Kriege, von denen das 20.Jahrhundert geprägt war. Ideologien im Wandel: 2 Ideologien sind auf den Höhepunkt der Macht im 20 Jahrhundertgelangt. Die eine ist total zerbrochen, der westliche Kapitalismus und die sogenannte freie Marktwirtschaft wird eingegrenzt von ethischen Prinzipien, die man plötzlich neu entdeckt werden als Grundlage der Friedenssicherung. Wir haben ein Zeitalter miterlebt in dem der Höhenflug der Ideologien gegeben war, wir erleben jetzt ein Zeitalter wo es darum geht, neue Ziele zu setzen und diese Ziele werden nicht zuletzt von der katholischen Kirche mit den einfachen Worten wiedergegeben: Der Mensch ist das Ziel allen politischen und wirtschaftlichen Handelns !