Thomas Koschinski Ps119, Gott begegnen - in der Bibel, Freude über Gottes Wort 03.03.13 Es war ziemlich ärgerlich, als ich mal wieder geblitzt wurde. 75 Euro und ein Punkt in Flensburg waren fällig. Aber es stimmt, ich war zu schnell. Ich hatte einen Geschwindigkeitshinweis übersehen und somit war die Straßenverkehrsordnung (StvO) im Recht. Freuen konnte ich mich über dieses Gesetz in dem Moment allerdings nicht. > mal Hand hoch, wer auch schon mal ne Strafe zahlen musste, weil er die StvO übertreten hat. (die anderen besitzen wohl keinen Führerschein :-). Ich möchte mir mit euch heute einige Verse aus Psalm 119 anschauen. Es ist ein ganz erstaunlicher Psalm. Es ist der längste Psalm der Bibel (176 Verse). Und er ist ein richtiges Kunstwerk. Er ist in 22 Abschnitte eingeteilt. Und jeder Abschnitt fängt mit einem anderen Buchstaben des hebräischen Alphabets an. Und jeder Satz dieses Abschnitts fängt ebenso mit dem Buchstaben an. Ein richtiges Kunstwerk also. Da waren viele Gedanken, viel Zeit und viel Inspiration nötig! Herausgekommen ist ein Psalm, der Gottes Gesetz preist. In der Hfa ist der Psalm überschrieben mit „Gottes gute Ordnungen sind nicht zu überbieten“. Einige Verse habe ich herausgesucht zum Predigtthema „Freude über Gottes Wort“. Sie machen Geschmack, sich den Psalm 119 intensiver vorzunehmen. 1. Glücklichmacher - V.1-2 Das Wort Gottes ist ein Glücklichmacher. Die Bibel bestand damals ja nur aus den fünf Büchern Mose, genannt „Tora“. Dort steht die Schöpfung beschrieben, die Urgeschichte, die Geschichten von Abraham, Isaak und Jakob, der Auszug aus Ägypten und eben ganz, ganz viele Gesetze und Gebote, die Gott seinem Bundesvolk gibt. Viele Anweisungen, wie sie den Gottesdienst feiern sollen, viele Vorschriften für den Umgang miteinander und viele Regeln die das tägliche Leben betreffen. Es erscheint paradox, glücklich über diese vielen Vorschriften und Regeln zu sein. Meine Kinder wären froh, wenn es nicht so viele Regeln geben würde. Und manche Autofahrer auch :-). Aber dieses Gesetz Gottes zeigt eben auch Gottes Fürsorge für sein Volk. Gott gibt die guten Ordnungen, damit es uns gut geht. Die Gesetze regeln ein gutes Miteinander - wenn wir z.B. davon lesen, wie bei Mord- und Totschlag miteinander umgegangen werden soll (4. Mo.35,16ff) oder wie mit Besitz umgegangen wird (4.Mo35,8). Durch das Gesetz zeigte Gott: Israel ist mein Volk. Und ich, der lebendige Gott, kümmere mich um mein Volk und 1 Thomas Koschinski Ps119, Gott begegnen - in der Bibel, Freude über Gottes Wort 03.03.13 lasse es nicht vor die Wand fahren. Und die Israeliten bekannten: Gott ist unser Gott. So beginnen ja auch die 10 Gebote: „Ich bin der Herr, dein Gott.“ (2.Mo20,2) Glücklich macht die Tora, machen die Gebote, machen die Worte Gottes, weil sie Ausdruck einer Beziehung sind. Darum sind alle glücklich, die einen Gott haben, der sich für sie interessiert. Eltern, die sich nicht für ihre Kinder interessieren und nur ihre Ruhe haben wollen, müssen ihnen keine Regeln geben. Aber wohl dem, der Eltern hatte, die gute Leitlinien gaben. Wir lernen, dass das Gesetz ein Zeichen der Fürsorge Gott ist und diejenigen glücklich, die sich daran halten. Menschen, die sich an Gottes Wort halten, leben gut. Wenn es auch nicht immer einfach ist, sich an Gottes Weisungen zu halten. 2. Herzbewahrer - V.9-10 Das ist schon schwierig. Als junger Mensch zu leben, ohne an Gott und Menschen schuldig zu werden. Das geht ja gar nicht. Wir werden immer schuldig. Von daher gefällt mir die Übersetzung von Martin Buber besser: „Wodurch klärt ein Jüngling seine Bahn?“ Dh, wie bleibt ein junger Mensch auf der Spur? Wie bleibt er bei Gott? Wie lebt er so, dass Gott seine Freude daran hat? Und die Antwort ist: Indem er sich nach Gottes Geboten richtet. Es wird ja heute gerne belächelt, wenn man mit dem Sex bis zur Ehe warten möchte. Wenn man sich an Gottes Weisung hält, dass der erste Geschlechtspartner auch der der letzte ist (vgl 2.Mo2215). Aber es ist das beste und das gesündeste. Es bewahrt das Herz vor Leid und es bewahrt das Herz davor, Gott untreu zu werden. Gott gibt mit seinem Wort ethische Leitlinien. So ermutigt uns die Bibel * unser Herz nicht an Geld zu hängen (Ps62,11) * Unsere Gedanken sauber zu halten (vgl Hi31,1) * Nicht hinter dem Rücken anderer zu reden (Eph4,29). Das schmeckt uns nicht immer, aber das zu lesen und sich mit Gottes Hilfe daran zu halten, bewahrt unser Herz. Nun gibt es in der Bibel ja nicht zu jedem Thema eine Hilfestellung. Aber wer die Bibel liest, der wird darin geschärft, den Willen Gottes zu tun. 3. Kraftgeber - V.25 Ein toller Vers ist das. Eine großartige Bitte. Als Zusage können wir daraus formulieren: „Wenn ich am Boden zerstört bin, schenkst du mir neue Kraft.“ 2 Thomas Koschinski Ps119, Gott begegnen - in der Bibel, Freude über Gottes Wort 03.03.13 Die Verse danach zeigen, dass Gott hilft und das Gottes Wort in den Alltag hinein redet. Das hat z.B. Auch der Prophet Jeremia erlebt, als er die Krise kriegte und nicht mehr leben wollte. Da ist ihm Gott begegnet und hat ihn ermutigt. Und er bekennt: „Dein Wort ward meine Speise, sooft ich‘s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost.“ (Jer.15,16) Wir können das nicht machen, das Gott uns so begegnet. Aber wenn wir in seinem Wort lesen, dann hat er die Möglichkeit, uns so zu begegnen. Und ich glaube, das Bibellesen ist die beste Möglichkeit, wo Gott zu uns reden kann. Ich lese morgens gerade ein Andachtsbuch, in dem immer eine Verheißung Gottes beschrieben wird. Und vor etwa einem Monat habe ich da eine besondere Ermutigung für meine Arbeit bekommen, als ich gerade „die Krise“ gekriegt habe. Da habe ich selbst erlebt, wie kraftvoll Gottes Wort ist. Und ich staune darüber, wie lebendig diese Worte sind. Wie sie konkret reden, schon so lange und zu so unterschiedlichen Menschen. Ich wünsche euch, dass ihr das auch so erlebt, wenn ihr die Bibel lest. Dass ... ihr ermutigt werdet, euren Weg mit Jesus ohne Kompromisse weiterzugehen. ... ihr getröstet werdet, wenn ihr Rückschläge erlebt habt. ... ihr ermahnt werdet, wenn ihr in Sünde lebt. ... es euer Leben wieder auf Jesus ausrichtet und euer Vertrauen zu ihm erfrischt wird. Das alles schafft sein Wort! 4. Wegweiser V.33-34 Auch im Zeitalter der Navigationsgeräte haben die guten alten Wegweiser noch nicht ausgedient. Im letzten Jahr habe ich mal einen Marathonlauf im Fernsehen gesehen. Der führende Läufer ist da falsch abgebogen, weil die Strecke nicht eindeutig markiert war. Das ist ärgerlich und hat ihn den Sieg gekostet. Mit einem eindeutigen Wegweiser wäre das nicht passiert. Die Bibel ist ein guter Wegweiser, die uns sicher ans Ziel bringt. So wie die StvO gut ist, damit es es kein Chaos gibt. Wie gesagt, die Bibel regelt nicht alle Bereiche unseres Lebens. Sie ist kein Kursbuch, das zu jedem Stichwort unseres Lebens eine Antwort parat hätte. Aber sie ist ein lebendiges Buch, dass den Willen Gottes zeigt für unser Zusammenleben, für Familien und Partnerschaft. 3 Thomas Koschinski Ps119, Gott begegnen - in der Bibel, Freude über Gottes Wort 03.03.13 Und sie zeigt, was wichtig ist. Der Ecuador-Missionar Jim Elliot schrieb in sein Tagebuch einmal folgendes Gebet: "Vater, gib dass ich mich nicht zersplittere und vergeude in Nebensächlichkeiten, in Dinge, die unwesentlich sind. Lass dein Wort in Kraft auf mich wirken; sublimiere (=veredle) diese mächtigen Triebkräfte, lass sie mir dienen zum Tun deines Willens. Mehr als nach allen jenen Dingen verlangt mich nach Heiligung. Lehre mich den Weg des Glaubens." (Buch „Im Schatten des Allmächtigen, S.89) Die Bibel schärft uns den Blick für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Dass wir uns um unsere Seele kümmern, dass wir uns um Menschen kümmern, dass wir Frieden haben. So bete vor jedem Bibellesen: Herr, zeige mir, was dir wichtig ist. Die Bibel ist ein Wegweiser für Hauptsächlichkeiten. 5. Freudenbeute V.162 Das kann man sich so richtig gut vorstellen. Wie ein Mensch seine Garten umgräbt und dabei auf eine Schatztruhe stößt, die voller Gold und Edelsteine ist. Es ist die Freude über die Beute. Martin Luther übersetzt den Satz ja so: „Ich freue mich über dein Wort, wie einer, der große Beute macht“. Eine fette Beute. Eigentlich meint das ja „ein durch Diebstahl angeeignetes Gut“. Piraten erbeuten etwas. Räuber machen Beute. Und solche Leute wollen wir ja nicht sein. Von daher passt das mit dem Diebstahl nicht so gut auf die Bibel. Aber Beute drückt eben auch aus, dass das etwas ganz Wertvolles ist. Dass ich mich dafür ganz einsetze. Ich begehre es. Dass da etwas ist, was man schon lange gesucht hat. Dass ich es unbedingt haben muss. Das Gesetz, das Wort Gottes, die Bibel ist dem Psalmschreiber unvergleichlich wertvoll. Dass die Bibel ein Schatz, machen auch Goldschnittausgaben deutlich (>zeigen), oder teurer Ledereinband. Wir behandeln die Bibel anderes als andere Bücher. Das ist gut, aber dennoch geht es eher um die innere Einstellung zur Bibel. Dass ich eine große Freude über die Bibel habe, weil Gott dadurch zu mir redet. Weil er mir dadurch zeigt, dass er der Lebendige ist. Ich erinnere mich an Corrie ten Boom, die mit ihrer Familie Juden vor dem KZ bewahrt hat und dadurch selbst ins KZ musste. Ihr größte Sorge war, von ihrer Schwester getrennt zu werden. Und dass man ihr ihre Bibel abnehmen würde. Doch Gott half ihr, so dass sie ihre Bibel ins KZ eingeschmuggelt 4 Thomas Koschinski Ps119, Gott begegnen - in der Bibel, Freude über Gottes Wort 03.03.13 konnte und mit ihrer Schwester und anderen Insassen täglich darin lesen konnte (eindrücklich dargestellt in dem Film „die Zuflucht“). Was für ein Vorrecht ist es, Gottes Wort zu haben. (PPT) Es ist ein Glücklichmacher, weil es uns gute Leitlinien für unser Leben gibt und uns zeigt, dass Gott für uns ist. Es ist ein Herzbewahrer, weil es uns hilft, auf Gottes Spur zu bleiben. Es ist ein Kraftgeber, weil es in unser Leben hineinspricht und ermutigt. Es ist ein Wegweiser, weil es uns den Willen Gottes zeigt. Es ist eine Freudenbeute, weil es begehrenswert und wertvoll ist. Das Gesetz, die Bibel, das Wort Gottes ist ein großer Reichtum, den wir haben. Die Bibel hilft uns, Gott zu begegnen und unser Christsein authentisch zu leben. Sie hilft uns aber nicht, wenn sie im Regal steht. Durch geschlossene Buchdeckel kann Gott nicht zu uns reden. Darum ist es auch so wichtig, sie zu lesen. (PPT) In einer Umfrage des Allensbacher Instituts (2005) kam heraus, dass nur 4 % der Deutschen noch „häufig“ in der Bibel lesen. 9 % wenigstens noch „hin und wieder“. 25 % tun es selten. Und der Rest - 62 %? Nie! Nun kann man die Sehnsucht nach Gottesbegegnung nicht verordnen. Und die Begeisterung, die der Psalmschreiber über die Bibel hat, lässt sich nicht einfach so auf andere übertragen. Aber wir können uns anstecken lassen von diesem Virus, Gott zu begegnen, ihn reden zu hören. Ich möchte euch dazu ermutigen. Allerdings werden wir scheitern, wenn wir versuchen, ab heute täglich in der Bibel zu lesen und den geschätzten 1% zu gehören, die die Bibel täglich lesen. Der amerikanische Theologe John Ortberg sagt, dass der gute Vorsatz nicht ausreicht. Sein Motto ist: „Nicht probieren, sondern trainieren“. Er schreibt: „Geistliche Veränderung hat nichts damit zu tun, dass man sein Bestes zu geben versucht, sondern damit, dass man weise trainiert.“ (aus: Das Leben, nach dem du dich sehnst, S.49) Das heißt, es ist hilfreich, sich konkrete Schritte zu überlegen („trainieren“), wie das Wort Gottes mehr Raum einnehmen kann. Es ist hilfreich, sich einen Trainingsplan aufzustellen, das Ziel festzulegen und dann konkret loszulegen. Ich habe mir für dieses Jahr überlegt, unser Jahresmotto „Gott begegnen authentisch leben“ immer mal wieder praktisch werden zu lassen. Es mit unserem Leben zu verbinden. (PPT) Und von daher werde ich immer mal 5 Thomas Koschinski Ps119, Gott begegnen - in der Bibel, Freude über Gottes Wort 03.03.13 wieder „Wochenaktionen“ anbieten, die uns eine Hilfe sein sollen, unserem Christsein Ausdruck zu verleihen. Anfangen möchte ich mit dem Projekt „täglich in der Bibel lesen“. Jeder, der das möchte, kann sie auf eine Liste eintragen und damit verpflichten, zu Tagesanfang 10 Minuten in der Bibel zu lesen. Für eine Woche lang. Und dann ist das Experiment beendet - oder es geht weiter, weil man Geschmack daran gefunden hat. Manche machen das ja sowieso, aber anderes, für andere wird die Verpflichtung eine Hilfe sein. Also nur Mut. Ich habe einen Zettel mit einer Anleitung vorbereitet. Es geht dabei nicht um die Form. Bibellesen solle nicht Formsache werden. Es geht auch nicht um stumpfe Pflichterfüllung. Es geht schlicht und einfach um Begegnungen mit Gott und darum, in der Jüngerschaft/ Nachfolge Jesu zu wachsen. Das Wort Gottes ist ein großer Reichtum. „Ich freue mich über dein Wort, wie jemand, der einen wertvollen Schatz findet.“ AMEN 6