Bibelstunden 5. Woche 2002; 5. Mose 7,1-15,15 Die Kapitel 6-11 sind noch einmal eine Art Zwischenrede, die Mose zwischen die zehn Gebote und die vielen weiteren Einzelgebote gesetzt hat. Hier werden Israel mehrere Grundeinstellungen und Grundeinsichten vermittelt. Sie sind wichtig, um das Verhältnis Israels zu Gott und zu sich selbst als heiligem Volk klar zu kriegen. 1. Grundeinstellung: Haltet euch von den Heiden fern 5Mo 7,1-4+26 Gott gebietet Israel, an den eroberten Städten den Bann zu vollstrecken. Das Wort „Bann“ heißt im Hebräischen „Cheräm“ und ist verwandt mit dem arabischen Wort „Harem“. Es bedeutet, dass das, worauf der Bann gelegt wird „für jeglichen menschlichen Gebrauch und Verkehr unzugänglich.“ gemacht wird. Das ist der Sinn des Bannes. Nicht, dass Gott seine Blutgier stillt, sondern dass hier ein reiner Raum für das heilige Volk Gottes geschaffen wird. Natürlich ist es eine für uns schaurige Angelegenheit, die Gott hier durchführen lässt. Fragen wir nach dem Grund, müssen wir auf die Geschichte Israels sehen. Hätte Gott es in Israel mit Menschen zu tun gehabt, die ihm treu sind, wäre dieser furchtbare Bann eventuell so nicht nötig gewesen. Aber die verführerischen Kräfte heidnischer Religionen mussten vor Israel vernichtet werden, damit es ihnen nicht verfällt. Gott verbietet es ihnen sogar, nach den Göttern der Heiden zu fragen (5Mo 12,30+31). Die spätere Geschichte zeigt jedoch, dass das trotzdem passierte. 2. Grundeinstellung: Dankbarkeit 5Mo 8,1-20 Hier bringt Mose in den Versen 2-5 noch einmal einen kurzen Rückblick auf die Wüstenwanderung. Dieser Rückblick hat aber eine besondere Note: Er führt nicht nur einfach in die Dankbarkeit. Er erklärt diese Zeit als Zeit der Versuchung und Prüfung der Herzen Israels, ob es sich an die Weisung Gottes halten würde, auch wenn’s schwer wird. Interessant ist hier wieder die Parallele zu Jesus (Mt 4,1-11): Jesus ist 40 Tage in der Wüste (vergl. 40 Jahre bei Israel). Als er Hunger bekam, also körperlich schwach wurde, witterte der Teufel seine Chance und versuchte ihn. Jesus antwortete auf alle drei Versuchungen mit Worten aus den Kapiteln unserer Tageslese. Wie Israel, wurde auch Jesus auf seinen Dienst vorbereitet. Der Unterschied ist der, dass Jesus die Prüfung durchstand, Israel von Anfang an versagte. Hier lernen wir eine grundsätzliche Lektion über das Alte und das Neue Testament. Das Neue Testament ist auf das Alte gegründet und Jesus belegt seine Aussagen mit Worten aus dem Alten Testament. Gleichzeitig aber ist das Neue Testament immer auch eine Überholung und Vollendung des unvollkommenen Alten. In besonderer Weise (und etwas anders als in 5Mo 6,10-13) ermahnt Mose in 5Mo 8,10-18 dazu, über satten Bäuchen und schönen Häusern Gott nicht zu vergessen. Wieder lesen wir Worte, die in unsere Zeit sprechen könnten besonders in V 17. Mose macht die Kräfte Israels nicht klein, er verweist nur darauf, woher die Kräfte kommen. Dieses Kapitel führt zur dritten Grundeinstellung... 3. Grundeinstellung: Demut Mose macht klar, dass der Einzug in das verheißene Land aber auch gar nichts mit einer Belohnung für Israels Bundestreue zu tun hat (5Mo 9,5-6). Gott weiß, wie er mit Israel dran ist. Israel hat ihm schon in der Wüste nicht geglaubt und nicht gehorcht. Allein Gott bleibt seinem Bund und seinen Verheißungen an die Väter treu. Hier bekommt Israel quasi „was aufs Dach“. Mose verdeutlicht, dass Israel in jeder Hinsicht unfähig ist. 1 1. Es ist den heimischen Völkern, zahlenmäßig, kulturell und militärisch unterlegen. Israel allein wäre niemals imstande, hier einen Quadratmeter Land zu erobern. 2. Es ist unfähig, den Bund mit Gott einzuhalten und es hat einen schwachen Glauben. Aber Mose zeigt auch auf, was über all dem trotzdem zum Ziel führt: 1. Gottes Treue, mit der er seine Versprechen einlöst 2. Gottes Liebe, mit der er Israel erwählt hat. (5Mo 7,7+8) Wie erstaunlich Gottes Treue ist, wird noch einmal untermauert durch einen weiteren Rückblick – diesmal unter dem besonderen Blickwinkel auf die Untreue Israels während der Wüstenzeit. (5Mo 9,7-29) Von Lohn, Verdienst, Segen und natürliche Konsequenzen Immer wieder wird in unseren Kapiteln angesprochen, dass das Volk Israel ein langes, gesundes und wohlhabendes Leben erwartet, wenn es sich an die Gebote hält (5Mo 7,12-15). Wie ist das nun? Kann Israel sich den Segen Gottes mit dem Halten der Gesetze verdienen? Wird es von Gott nach seinem Gutdünken belohnt? Zur Klärung: Die Gebote, die Gott Israel gab sind zu über 95% Gebote, deren Sinn nachvollziehbar ist. Es ist einsehbar, warum es einem Volk gut geht, wenn es sich an die Gebote Gottes hält und dabei nicht das Kerngebot der Gottes- und Nächstenliebe aus den Augen verliert. So kann als natürliche Konsequenz eine gesunde Gesellschaft wachsen. Das hat zunächst nichts mit einem unerklärlichen „Segenszauber“ von oben zu tun. Der Segen besteht hier schon zu einem großen Teil darin, dass Gott Gebote gibt, die zum Guten führen, wenn man sie hält. Diese Gesetze sind aber nicht ein von Menschen verfasstes sinnvolles Grundgesetz. Diese Gebote kommen vom Schöpfer der Welt und sie wurden als Bundesvertrag mit Israel eingesetzt. Daher verheißt Gott als der mächtigere Partner über den natürlichen Erfolg der Bundestreue auch noch seinen Segen, der das Natürliche übersteigt. Von der Versuchung 5Mo 13 Die Verführung weg von Gott und hin zu Götzen ist die größte Straftat, die die Bibel kennt. Auch Jesus gebraucht drastische Worte in diesem Zusammenhang (Mt 18,6). Kein zwischenmenschliches Vergehen wird derart geahndet, wie die Verführung zum Abfall. Dem tritt aber noch etwas Unglaubliches zu Seite: Gott selbst lässt Verführung zu, um die Herzen zu prüfen (5Mo13,2-4). Was hilft uns hier? Nicht geholfen ist uns damit, hinter jedem Stein den Verführer lauern zu sehen, sondern damit, uns mit Händen, Füßen, Herz und Verstand an Gott zu klammern. Vom Umgang mit Besitz 5Mo 14,22-15,15 Der Zehnte Teil des Ertrages soll für Opfer, Unterhalt der Leviten und Arme abgegeben werden. Ich weise besonders auf eine vielfach übersehene Eigenschaft des Zehnten hin: Gott gibt uns ein Maß. Das Gebot der Barmherzigkeit wird hier so durchführbar gemacht, dass dem Bedürftigen geholfen ist du der Besitzende sich nicht selbst ruiniert. Das Erlassjahr stellt sämtlichen Besitz Israels in ein besonderes Licht. Die Verhältnisse werden gerade gerückt. Ein sehr wichtiger Text für uns heute: Wo Gott sorgt, kannst du verschenken. Du kommst nicht zu kurz! (5Mo 15,9+10) 2