Dokumentation (Word

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„Deutschland sucht den Mainstream –
Wir gehen die Feldwege“
Pastorale Orte in ländlichen Regionen
Diözesantag Landpastoral
12./ 13. März 2010
Dokumentation
I. „Weg-Steine und Weg-Zeichen“
Einführungsvortrag
„Kirche im regionalen Dorf – Die heutige Dorfkirche aus dem Blickwinkel der
(Gesamt-) Gemeinde
Albert Herrenknecht, Pro Provincia, Leiter des Entwicklungs- und
Beratungsbüros mit dem Schwerpunkt „Ländlicher Raum“
Seite 3
II. Unterwegs: „Weg-Erfahrungen“ - „Neue Feldwege“
Workshop-Impulse
1. Kleine Christliche Gemeinschaften
Dieter Tewes, Bistum Osnabrück, Referent Missionarische Dienste/
missio
2. „Wir machen gute Schule“
Michael Lütkevedder, Schulseelsorger und Religionslehrer an den UrsulaSchulen in Attendorn
3. „Der Jugend und dem Glauben Raum geben“ - Projekte „Junge Kirche“
auf dem Lande
Bernadette Klens, Gemeindereferentin im Pastoralverbund Esloher Land,
Michael Kloppenburg, Referent für Jugend und Familie im Dekanat
Hochsauerland-Mitte, Daniel Robbert, Diözesanjugendseelsorger der
KLJB im Erzbistum Paderborn
4. „Wir müssen raus aufs Land“ - Caritas unterwegs zu den Menschen
Brigitte Badke, Koordinatorin für Caritas und Pastoral im Dekanat BürenDelbrück
5. Per Mausklick in die Kirche – Reale Seelsorge in virtuelle Welten
Rainer Gelhot, Gemeindereferent in Melle-Gesmold und BissendorfSchledehausen, Internetseelsorgebeauftragter im Bistum Osnabrück,
www.funcity.de
6. „Ein ganzes Dorf macht mit“ - Meerhof und die charismatische
Erneuerung Charismatische Erneuerung in der kath. Kirche
Werner Nolte, Leitungsteam der CE Deutschland
Seite 13
Seite 16
Seite 19
Seite 27
Seite 29
Seite 31
III. Gemeinsam gehen: „Weg-Pläne“
Die Ergebnisse der Gruppengespräche
Seite 35
IV. Anhänge
Seite 36
Kirche im Regionalen Dorf
Die heutige Dorfkirche aus dem
Blickwinkel der (Gesamt-) Gemeinde
© Pro Provincia
Albert Herrenknecht (Pro Provincia), Franken-Dom-Straße 74, 97944 BoxbergWölchingen, Telefon: 07930-2384, E-Mail: [email protected], Homepage:
www.pro-provincia.de
Einleitung
Sie werden – wie das Tagungsprogramm ankündigt - im Rahmen dieses „DiözesanTages Landpastoral“ viel darüber erfahren, an welchen pastoralen Orte inzwischen
die Kirche unterwegs ist. Von mir werden Sie – quasi im Gegenblick – viel darüber
erfahren, wie und wo heute die Bürger in den Dörfern überall kirchlich unterwegs
sind.
Sie merken schon: Mein Blick ist kein theologischer, sondern ein
gemeindesoziologischer. Ich schaue nicht vom Kirchturm oder aus dem Fenster des
Pfarrhauses aufs Dorf, sondern ich schaue von den Bürgern aus auf die Kirche,
speziell auf die Kirchengemeinde im Dorf.
Dieser besondere Blickwinkel taucht auch im Titel des Referates auf, das
ausdrücklich als „Blickwinkel der (Gesamt-)Gemeinde“ benannt wurde, weil sonst
sehr leicht - der unter Kirchenleuten schnell einrastende Automatismus greift - unter
„Gemeinde“ synonym „die Kirchengemeinde“ zu verstehen.
Materialbasis für meine Erkenntnisse zur „Kirchengemeinde im Regionalen Dorf“ (der
Begriff wird gleich im Vortrag geklärt) sind über 25 Dorfanalysen und unzählige
Diskussionen und Bildungsworkshops zur „Kirche im Ländlichen Raum“. Als ein
bisheriger Höhepunkt gilt die Tagung „Kirche vor Ort“, die in der - hier wohlbekannten
und befreundeten – Katholischen Landvolkhochschule Oesede in der Diözese
Osnabrück am 7.-8. November 2008 stattfand.
Weg-Steine und Weg-Zeichen
Die heutige Tagung steht unter dem Leitmotto der „Wege“. Ihm gemäß habe ich
meinen Veranstaltungsteil unter die Überschrift: „Weg-Steine“ und „Weg-Zeichen“
gestellt.
-
Steine am Weg können zur Orientierung dienen.
Steine auf dem Weg machen diesen beschwerlich und können zu Stolpersteinen
werden.
Festverankerte Steine künden vom alten unverrückbaren Kirchen-Fels und
vermitteln Sicherheit.
Bröselnde Steine lassen auf ein unsicheres Mauerwerk schließen.
Herausgebrochene Steine sind Zeichen einer sich ankündigenden Instabilität.
Herumliegende Steine können Anzeichen eines drohenden Absturzes sein.
Herumstehende Stein-Ruinen sind bereits Zeugen eines Verfalls.
2
Alle diese „Stein-Spuren“ gibt es heute im Dorfalltag.
Mein Vortrag soll auf diese – in ihrem jeweiligen Zustand – befindlichen Steine
aufmerksam machen, um die damit verbundenen Zeichen zu erkennen.
Achten wir auf die „Spur der Steine“ auf den Feldwegen und Landstraßen, damit sie
uns den sicheren Weg auf den Wegen zeigen, die zu beschreiten sind. Und lassen
Sie uns nun den gemeinsamen „Wochenend-Weg“ beginnen.
Eine typische Dorfszene in einem Dorf im Raum Paderborn
Lassen Sie uns anhand folgender typischen Dorfszene einen gemeinsamen Blick in
das heutige Dorf 2010 werfen. Wir befinden uns an einem März-Abend 2010 in
irgendeinem Dorf im Raum Paderborn. Wir stehen auf der Dorfstraße und schauen
auf das vor uns liegende Haus der Familie Neudorf. Im Haus brennen zwei Lichter:
- Im Hobby-Raum hobelt und drexelt der Vater der Familie wiedereinmal an den
Verkaufs-Geschenken für den bevorstehenden österlichen Kindergartenbasar.
- Im Jugendzimmer verrät flimmerndes Licht, dass dort ein Bildschirm in Aktion ist.
Der Junior surft im Internet und ist gerade der Held im 7. Level des neuen
Computerspiels.
- Zur gleichen Zeit testet der ältere Bruder nach hartem körper-betonten Tackling
beim Flutlicht-Training die Grasnarbe des heimischen Sportplatzes.
Die Frauen sind alle außer Haus:
- Die Mutter besucht den von der VHS und den Landfrauen gemeinsam
veranstalteten Kurs: "Selbstverwirklichung mit 45".
- Die Tochter ist, seit sie mit ihrem Golf "Abi 2009" mobil ist, so gut wie nicht mehr
zu Hause.
- Und die Oma ist zur Zeit in ihrem dritten Jahreskurzurlaub mit der
Rentnerreisegruppe "rüstig und mobil" auf Mallorca.
Wie in dieser "Familie im Dorf" sieht es heute häufig in der gesamten "Dorf-Familie"
aus. Jeder pflegt seine Lebensabschnittsbedürfnisse, braucht dafür den nötigen Platz
und Mobil-Raum und möchte diesen auch nicht mehr missen. Auch auf dem Lande
läuft der „Motor der Individualisierung“ auf vollen Touren.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen:
Das heutige Dorfleben findet nicht mehr nur im Dorf statt. Die Menschen wohnen
zwar im Dorf, das Dorf ist aber nicht mehr ihr primärer Aktions- und Handlungsraum.
Ihre Berufsinteressen und Freizeitbedürfnisse liegen quer zum Dorfalltag, werden
teilweise in ihm oder über ihn hinaus organisiert.
Das Dorf als Handlungsort wird kompatibel mit der Region, der Welt, der virtuellen
Computerwelt, diversen Lebensabschnittsbedürfnissen und spontan aktualisierten
Hobby- und Freizeit-Interessen.
Das Dorf steht heute in offener Standortkonkurrenz mit anderen Attraktionsorten der
Region. Das Dorf ist ein „Regionales Dorf“ geworden! Bei diesem Begriff denkt
jeder zuerst assoziativ an die in den letzten Jahrzehnten stattgefundene „Erweiterung
des Dorfes hin zur Region“: an die Gemeindereform und die Zentralisierung der
sozialen Infrastruktur in der Kerngemeinde, an das Anwachsen des Pendlertums im
Arbeits- und Freizeitbereich, an das Entstehen inter-kommunaler Gewerbeparks und
neuer, vielfältiger Dorf-Region-Arbeitsteilungen.
3
Aber auch an die stattgefundene Verschiebung des Lebensmittelpunktes vieler
Dorfbewohner hin zur Region, die sich bei den Jugendlichen als steigende
„Regionalorientierung“ ihrer Pendelwege niederschlägt und auch die subjektive
Identifikationsachse in der Angabe einer "Herkunfts-Region", anstatt eines
"Herkunfts-Ortes", verschoben hat.
Das Dorf wurde zu einem der vielen Knoten im Netzwerk einer neuen regionalen
Arbeitsteilung und Bedürfnisbefriedigung.
Diese Öffnung des Dorfes hin zur Region, ist aber nur ein Teil dessen, was der
Terminus "Regionales Dorf" (Pro Provincia, 2004) meint.
Denn gleichzeitig mit dem „Hineinwachsen des Dorfes in die Region“, wurde auch
das Innere des Dorfes durch ein „Hineinwachsen der Region ins Dorf“ verändert.
Das "Regionale Dorf" hat es also mit einem "doppelten Regionalisierungsprozess" zu
tun, zum einen, mit einer "externen" Regionalisierung des Dorfes in einer räumlichen,
arbeitsteiligen und lebensweltlichen Ausweitung hin zur Region und zum anderen,
mit einer gleichzeitig verlaufenden "internen" Regionalisierung des Dorfes in seinem
Inneren durch die Ansiedlung neuer Berufe und Einwohner, durch eine kulturelle
Ausdifferenzierung der Wohnformen und Lebensstile, durch ein Auseinanderfallen
der
persönlichen
dörflichen
Alltagserfahrungen
und
subjektiven
Dorfwahrnehmungen, die soweit führen, dass heute quasi "neue mentale Dörfer" im
Dorf entstanden sind.
Realität ist, dass das Dorf noch nie so vielschichtig und unübersichtlich war wie
heute. Alteingesessene und Zuzügler mit neuen Lebensformen, dorfbekannte und
dorfunbekannte Berufsgruppen, Familien mit und ohne Verwandtschaftsbindungen
zum Ort, Alleinerziehende und Doppelverdiener, Fern- und Nahpendler, Landwirte
und Nicht-Landwirte, ethnische Minderheiten und alte dörfliche Randgruppen usw.
bilden eine bunte Mischung, deren gemeinsamer Nenner nur noch der
"Wohnstandort Dorf" ist, die sich mehr als eigenständige "Be-Wohner", anstatt als
integrationswillige "Ein-Wohner" fühlen.
Vielerorts kippt die Dorfmehrheit in der Bevölkerungszahl hin zum Typus des
"modernen Landbewohners" mit seinen aktuellen Wohn- und Freizeitbedürfnissen.
Entsprechend
dieser
pluralen
Bevölkerungsmischung
bestimmen
heute
unterschiedliche Einkommen, Berufe, Qualifikationen und die daraus abgeleitete
Milieu- und Schichtenzugehörigkeit eine sehr heterogen-ausgeprägte Dorfrealität.
Welcher Verschiebungen zeigen sich im heutigen Kirchenleben der Dörfer?
Die ehemalige Bildungsreferentin beim Katholischen Landvolk in Bayern, Claudia
Pfrang, stellt fest: „Vielen Akteuren der Landpastoral ist längst klar: Es ist von der
Vorstellung Abschied zu nehmen, dass das Land Hort traditioneller Kirchlichkeit sei.“
(Pfrang, 2007, S. 188) Und sie fährt fort: „Es ist eine Versuchung vieler ländlicher
Gemeinden sich in den sicheren Hort nach der Gleichung „Glaube =
Sonntagsgottesdienst = Gemeinde“ zurückzuziehen.“ (Pfrang, 2007, S. 189)
Vielerorts befindet sich die Kirchengemeinde auf der gemeindlichen Ebene auf dem
Rückzug. Mancherorts hat diese Strategie bereits Züge einer „Einigelungstaktik“ und
„Wagenburgmentalität“ angenommen.
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„Die (Kirchen)Gemeinde – so heißt es in der Würzburger Studie „Land in Sicht“ aus
dem Jahr 2006 - reduziert sich auf eine kleiner werdende Gruppe, bisweilen einen
harten Kern, der oft von Überalterung geprägt ist und sich in der Klage über den
eigenen Relevanzverlust nach außen hin abschottet“. (KAL Würzburg, 2006, S. 25)
Das Problem der „Kirchliche Kerngemeinde“ in vielen Dörfern besteht darin, dass
diese Gruppe tendenziell überaltert ist, schrumpft und häufig ein Bild der alten
Dorfkirche ausstrahlt, das immer weniger Bürger begeistert. Dieser Prozess einer im
mehrfachen Sinne „überalternden Kerngemeinde“ wird sich im Zuge der
demographischen Entwicklung noch verschärfen.
Die Religionssoziologie spricht in diesem Zusammenhang vom Phänomen einer
„Milieuverengung“ (Vögele, u.a., 2002, S. 13): „Die Milieuverengung der Gemeinden
– so heißt es in der bereits zitierten Würzburger Untersuchung „Land in Sicht“ –
ergibt sich aus dem Fehlen ganzer gesellschaftlichen Gruppen, deren Angehörige
zwar formell – also durch die Taufe – zur Kirche gehören, im Leben oder Programm
der Gemeinden aber kaum auftauchen. Den Gemeinden fehlt vor allem der Kontakt
zu Kindern, Jugendlichen, jungen Familien und Neuzugezogenen – auch Männer
werden explizit genannt. Ebenso geraten behinderte und am Rand stehende
Menschen aus dem Blick: („Außenseiter werden nicht beachtet“). (KAL Würzburg,
2006, S. 25)
Diese soziale Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen ist aber nicht nur ein
Phänomen der Kirchengemeinde, sondern zeigt sich auch bei den dörflichen
Vereinen. Die Untersuchung von Heinrich Becker und Michael Hainz zum „Dörflichen
Sozialleben im Spiegel der Vereine“ stellt ebenfalls fest: Zu den häufigsten „vereinsausgegrenzte Gruppen“ im Dorf zählen: „Frauen, frisch Zugezogene, Abiturienten,
junge Leute im Alter zwischen 25 und 34 Jahren“. (...) Das sind alles Sozialgruppen,
„die im Gegensatz zu Männern, ‚Einheimischen’, Hauptschulabgängern oder 35- bis
54-Jährigen deutlich weniger in Vereinen vertreten sind“. (Becker / Hainz, 2002, S.
108) Als einen zentralen Grund dafür, warum die unbeschwerte Teilnahme der
Dorfbewohner am Kirchengemeindeleben oft behindert wird, sieht Hans Huber in
seiner Dissertation „Beheimatung im wachsenden Dorf“ darin, dass sich die
Kirchengemeinde vor Ort häufig hermetische abschließt.
Die lokale Kirche „erscheint als an sich selbst interessiert, als in ihrer Praxis
„eingefahren“ und unveränderbar. Ihre fehlende Aufmerksamkeit für die Nöte und die
Fähigkeiten ihrer Mitglieder sowie die Machtfülle der Gemeindeleitung schaffen bei
den einen Distanz und Abneigung, bei Interessierten und Engagierten häufig Unlust
und Wut. (Huber, 1996, S. 216) Vor allem Zugezogene finden keinen Zugang zu der
oft „geschlossen Gesellschaft“ der Kirchengemeinde: „Die Zugezogenen stoßen sich
an den Defiziten des kirchlichen Lebens im Dorf oder daran, dass Ideen und
Erfahrungen, die sie mitbringen, abgelehnt werden. Sie haben Mühe, ihre
persönliche Geschichte unverkürzt in die örtliche Gemeinde einzubringen und
fortzuschreiben. (...) Die Atmosphäre in der Dorfkirche wird eher als einengend und
abstoßend erlebt. (Huber, 1996, S. 218)
Die Folge davon ist die inzwischen breit zu beobachtende – durch die Automobilität
leicht realisierbare - Flucht von immer mehr Kirchengemeindemitgliedern in die
Umlandgemeinden: „Die Einheimischen suchen auswärts Abwechslung und neue
Erfahrungen. Die Entflechtung der soziokulturellen Zusammenhänge eröffnet den
Ortsansässigen im kirchlichen Bereich größere Wahlmöglichkeiten sowie Lern- und
Entfaltungschancen für ihre Glaubensbiographie.“ (...) Die Leute sind froh darüber,
5
aufgrund der steigenden Mobilität unter mehreren Gottesdienstorten und –arten
wählen zu können.“ (Huber, 1996, 218)
Dieser „Auszug aus der Ortskirche“ hat eine doppelte Folge: Zum einen wird die
Basis der lokalen Kirchengemeinde dadurch immer schwächer und eintöniger. Zum
anderen wird damit die „Regionalisierung der Kirche“ in überörtliche Einheiten auch
lebensweltlich vollzogen.
Beide Tendenzen besiegeln damit langfristig alle Bemühungen, dass die „Kirche im
Ort“ bleibt. Und – so zeigen unsere Erhebungen aus den Dorfananalysen – diese
auspendelnden Kirchengruppen
- meist Familien mit Kindern, die den Familiengottesdienst in der
Nachbargemeinde aufsuchen;
- Jugendliche, die in den Jugendclub der anderen Dörfer gehen;
- kulturinteressierte Christen, die Meditations- und Gospel-Angebote suchen
gehen damit für die Ortskirche in der Regel dauerhaft verloren.
Der spürbare Stillstand innerhalb der lokalen Kirchengemeinde und die schleichende
Abwanderung von immer mehr Kirchenmitgliedern in andere kirchliche Orte und
regionale Angebote, die ihren Glaubensbedürfnissen und ihrer „individuellen
Glaubensbiographie“ entsprechen, bleibt nicht ohne Auswirkung auf den inneren
Zustand in den stagnierenden, aber immer noch kämpferischen Kirchengemeinden:
„Als negativ – so die bereits zitierte Würzburger Studie - empfinden nicht wenige
auch die Umgangs- und Verhaltensformen, die zwischen den Gemeindemitgliedern
herrschen. „Unbeweglichkeit“ und „Machtspiele“ beklagen sie ebenso wie „Neid,
Gerüchte und Engstirnigkeit“. Auch „Klatsch und Tratsch“ und die Unfähigkeit zur
offenen Auseinandersetzung und Konfliktlösung gehören nicht selten zu den
Schwächen einer Gemeinde: „Es wird viel geschimpft (hintenherum)“. (KAL
Würzburg, 2006, S. 25).
Verschärfend auf diesen inneren Zustand in der Kerngemeinde wirkt die Tatsache,
dass sie sich als die „fleißigen Arbeiter und Dauerläufer der Kirche vor Ort“
gleichzeitig einem großen Erwartungsdruck von Seiten der nicht-aktiven
Kirchengemeindemitglieder ausgesetzt fühlen:
„Auf dem Wunschzettel dieser Fernstehenden (man beachte die ausgrenzende
Wortwahl! - Anmerkung: A.H.) – so die Würzburger Studie - stehen (die drei „S“):
Service, Sakramente und Sonderwünsche. Sie wollen pastoral bedient werden, wenn
persönlicher Bedarf besteht, wünschen sich einen feierlichen Rahmen für ihre
Familienfeste, sind jedoch nicht bereit, sich selbst zu engagieren.“
Ihr Wunschliste umfasst: „Kirche als Serviceunternehmen“; „Taufe, Kommunion,
Firmung, Hochzeit, Besuch an Geburtstagen“; „dass der Pfarrer immer Zeit für sie
hat“.
Und die „Kirchen-Aktiven“ sind zunehmend sauer auf die wachsende Schar der
„Kirchen-Konsumenten“,
denn
diese
fordern:
„(die
Kirche
als)
„Dienstleistungsunternehmen“. Für sie sind: „nur Äußerlichkeiten wichtig“, wird „die
pastorale Not nicht gesehen“; Sie bestehen nur aus „Anspruchsdenken“ und fordern
eine „Kirche als Servicestation in allen Lebensabschnitten“. Sie selbst wollen „kein
Engagement zeigen. Aber sie erwarten von anderen Engagement“. Die „religiöse
Bildung von Kindern sollen Haupt- und Ehrenamtliche der Institution ‚Kirche’
übernehmen“, weil es ihre Aufgabe ist. (KAL Würzburg, 2006, S. 30) Sie spüren - hier
im Raum beinahe körperlich greifbar - wie hier eine lang aufgestaute Last von der
Seele der Betroffenen fällt und sich verbal Bahn bricht.
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Leider verrät aber die Sprache auch viel Frustration:
- Sind denn diese Forderungen wirklich die von „Fernstehenden“ oder doch die
Forderungen von vielen Kirchenmitgliedern in den heutigen Dörfern – also
Forderungen mitten aus der Kirchengemeinde?
- Kann berechtigte Kritik immer damit abgetan werden, dass man sie den angeblich
„Kirchenfernen“ unterschiebt?
Hier liegt ein zentrales Kommunikations- und Verständnisproblem zwischen den
verschiedenen Fraktionen der Kirchengemeinde vor Ort vor, das – wird dieses nicht
angegangen und moderiert - zur Zerreißprobe wird. In diesem Konflikt zeigt sich auch
ein uraltes sozial-psychologisches Problem, dass nämlich der Streit unter Gruppen,
die sich im Grunde sehr nahe stehen, meist am Heftigsten ausgetragen wird. Viele
Kirchengemeinden – so unsere Erfahrungen aus den Dorfanalysen – blockieren sich
in diesem inneren Kampf häufig selbst, vergeuden zu viel Energie für diesen
unsäglichen Richtungskampf, paralysieren sich in ihrer Alltagsarbeit zur Untätigkeit
und produzieren damit nur Verlierer auf allen Seiten. Das alles schadet dem Ansehen
der Ortskirche.
Der hier bestehende Konflikt ist aber nicht nur ein Konflikt zwischen:
- „Kirchlicher Kernerarbeit“ contra „Bauchladen für Kirchenkunden“,
- „Überzeugungskirche“ contra „Angebotskirche“,
- „Dienerhaltung“ contra „Anspruchsdenken“,
sondern entspricht – wir werden gleich darauf zurückkommen – dem tatsächlichen
Denken der Gesamt-Kirchenmitglieder im heutigen Dorf.
Es bringt nichts, einen Teil der Kirchengemeinde als „U-Boot-Christen“ (das ist eine
fränkische Umschreibung für diejenigen Christen, die nur einmal im Jahr zu den
Kirchenhöhepunkten „auftauchen“) zu diffamieren, wenn man sie eigentlich zur
Mitarbeit motivieren will. Mit diesen Rundumschlägen erreicht man nur das
Gegenteil. Ausgrenzung ist das Gegenteil von missionarisch-offener Einladung!
Wie schaut nun die aktuelle Kirchengemeinde im heutigen Regionalen Dorf im
Detail aus?
Nach so viel Aufgeregtheit und emotionaler Aufwühlung über die inneren
Spannungen in vielen Kirchengemeinden tut es gut, nun etwas entspannter einen
analytischen Blick darauf zu werfen, wie die „aktuelle Kirchenlandschaft im heutigen
Dorf“ aussieht.
Um „Kirchengemeinde im heutigen Dorf“ besser zu verstehen, wurde von PRO
PROVINCIA über die jahrelange Beschäftigung mit diesem Thema folgendes
„Analyse-Modell zur Dorf-Kirche im Regionalen Dorf“ entwickelt, das ich Ihnen nun
vorstellen will:
Das Modell geht davon aus, dass im Mittelpunkt der lokalen Kirchengemeinde
weiterhin die „Orts-Kirche“ steht. Um dieses „Kirchen-Zentrum“ herum gruppieren
sich - im Grundmuster von konzentrischen Kreisen (also wie eine Zwiebel mit ihren
unterschiedlichen Ringen) von innen nach außen zwei beziehungsweise vier
unterschiedliche Formen einer Kirchen-Gemeinde im heutigen Dorf.
7
1. Die „Kirchen-Zentrierten“
Dem lokalen Kirchenzentrum am nächsten steht die Gruppe der „KirchenZentrierten“. Sie ist sehr stark auf die Kirche als Gebäude und spirituelles Zentrum
ausgerichtet („zentriert“) und trägt daher diesen Namen.
Ganz nah am Zentrum der Ortskirche ist als erste Untergruppe der „KirchenZentrierten“ die „Kirchliche Kerngemeinde“ angesiedelt. Sie stellt den „harten Kern“
der kirchlichen Gemeinde dar.
1.1. Die „Kirchliche Kerngemeinde“
Die Gruppe der „Kirchlichen Kerngemeinde“ setzt sich folgendermaßen zusammen:
 Sie ist auf die Präsenz eines hauptamtlichen Pfarrers ausgerichtet
(„Priesterzentrismus“).

kirchlichen Gemeindeleben mitarbeiten und regelmäßig den Gottesdienst
mitfeiern.
 Sie definiert sich als eine Schar „überzeugter“ Christen, als Vertreter des gelebten
Glaubens, der in einer überlieferten Volksfrömmigkeit verwurzelt ist und ein in das
Kirchenjahr und den Wochenrhythmus zyklisch eingebettetes Christentum lebt.
 Sie versteht den Gottesdienst als die „Kernaufgabe der Kirche“ (d.h. sie bildet die:
„Gottesdienstgemeinde“).
 Sie verkörpert als Personen in ihren Funktionen (als Hauptamtliche,
Kirchengemeinderat, Vereins- und Verbandsvorstände, Aktive) die Ortskirche und
die Kirchengemeinde vor Ort.

Kirchenchristen.

Kirchenmitgliedern zusammen.
 Sie ist meist ein Anhänger einer klaren Befürwortung einer Dorfkirche vor Ort
(„Die Kirche m u ß im Dorf bleiben!“).
1.2. Die „Kirchliche Helfergemeinde“
Den zweiten, um den Innenkreis der „Kirchlichen Kerngemeinde“ herum
angesiedelten Kreis der „Kirchen-Zentrierten“, bildet die Gruppe der „Kirchlichen
Helfergemeinde“.
Die Gruppe der „Kirchlichen Helfergemeinde“ setzt sich folgendermaßen zusammen:
 Die Mitglieder arbeiten nicht regelmäßig in der Kirchengemeinde mit, gehen aber
sonntags in die Kirche.

ständig bereite Helferschar der „Zweiten Helferreihe“.

„Mitarbeitern“.
 Aus ihr rekrutiert sich auch die für kirchliche Veranstaltungen stets mobilisierbare
und verlässliche „Besucherschaft“.
 Sie ist häufig das Bindeglied einer enger Verzahnung zwischen dörflichen
Vereinsaktivitäten mit den örtlichen Kirchenaktivitäten.
 Sie ist Anhänger der lokalen Präsenz eines hauptamtlichen Seelsorgers (als
persönlichen Ansprechpartner und zur Belobigung ihres Engagements).
8


Ortsgemeinde vorstellen können und auch ihr Engagement nur in dieser
Konstellation praktizieren wollen (= Sie arbeiten als „Lokalengagierte“ im
„Schatten des eigenen Kirchturms“).
Sie wünscht sich, dass nicht auch noch die Kirche als letzte Bastion einer
Großorganisation das Dorf verlässt („Angst, ein Stück lokal-gemeindlicher
Identität zu verlieren“).
2. Die „Kirchen-Kulturellen“
Den zweite großen Doppel-Kreis noch weiter außerhalb des Kirchenzentrums (mehr
im Bereich der politischen Gemeinde) bildet die Gruppe der „Kirchen-Kulturellen“.
2.1. Die „Kirchen-Kulturellen mit festen Erwartungen an den Ortskirche“
Diese Gruppe setzt sich folgendermaßen zusammen:

Christentum unspektakulär im Alltag (als „Alltags-Christen“) leben wollen.

Kirchgänger“).

Gemeindeleben interessiert und nehmen dann und
wann daran teil (= Anhänger der „Ad hoc-Werktagsgemeinde“).

-, themen-, und
handlungsorientiert sind, interessiert. Ihre Aktivitäten sollen zeitlich begrenzt und
nicht zu sehr bindend sein.

-offenere Kirche näher an der
heutigen Lebenswirklichkeit der Bürger wünschen. Einfache Kirchenmitglieder
sollen sich einfacher einbringen und engagieren können („Milieuöffn

-Kirche“ im Dorf, die sich mehr
Offenheit, Toleranz und Liberalität wünschen („Beteiligungsoffene Volkskirche mit
mehr Ausstrahlung“).

che
Instanz“ sehen und anerkennen und in wichtigen gesellschaftlichen Fragen
(Soziale Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, Nachhaltigkeit usw.) Kirche
gerne als „moralischen Unterstützer“ anrufen wollen.

lieber eine anonymere und
weniger sozial-kontrollierte, über-örtliche Kirche befürworten (d.h. sie sind offen
für eine „Regionalisierung der Kirche“).
2.2. Die „Kirchen-Kulturellen ohne feste Erwartungen an den Ortskirche“
Den nächsten Außenkreis um die „Kirchen-Kulturellen mit festen Erwartungen an den
Ortskirche“ herum bildet die Gruppe der „Kirchen-Kulturellen ohne feste Erwartungen
an den Ortskirche“, für die unmittelbare Ausstrahlung der Kirche auf ihren
Lebensalltag immer mehr abnimmt. Zu ihr können folgende Personen gerechnet
werden:

punktuell und spontan (z.B. als Festrahmen bei allen Familienfeiern und
Kirchenfesten) nutzen wollen, um z.B. wichtige Lebensstationen mit kirchlichem
Segen „absegnen“ zu lassen.
9

und sich daher für die Wahl der kirchlichen Einrichtungen (z.B. Kindergarten)
entschieden haben. Sie wollen sich aber darüber hinaus nicht (orts)kirchlich
einbringen (sie leben ein „Kultur-Christentum“ als Teil einer christlichabendländischen Erziehungs- und Werte-Kultur).

Kirchensteuergelder eine gewisse Dienstleistung im Dorf zu erbringen habe und
dafür die entsprechenden Angebote bereithalten müsse (Rekurrierung auf eine
„Angebotskirche“: Kirche als „Servicestation“).


Gemeindeleben sehen, der soziale Einrichtungen (z.B. Sozialstation, Altenarbeit,
Randgruppenarbeit, usw.) betreibt und sich damit gemeindlich engagiert und so
eine Erfüllung des Kirchenauftrages des „Dienstes am Nächsten“ einlöst.
Glaubensbiographie“ zurzeit nicht mit der
kirchlichen Arbeit vor Ort zusammenpasst und sich deshalb eine „Auszeit“
genommen haben.
Was heißt dieses „Modell der vier Kirchengemeinden“ nun für die Dorf-Kirche
von heute?
Abschluss-Thesen zur „Kirchengemeinde im Regionalen Dorf“
(1.) Die Pluralisierung des Regionalen Dorfes ist auch in einer Pluralisierung der
lokalen Kirchengemeinde angekommen.
(2.) Wir haben es heute in unseren Dörfern nicht mehr mit einer Kirchengemeinde,
sondern mit verschiedenen Fraktionen von Kirchengemeinden zu tun, müssen also
von der Tatsache „unterschiedlicher kirchlichen Identitäten vor Ort“ ausgehen.
(3.) Die heutigen Dorfbewohner haben ihrer Lebensweise gemäß eigene,
mehrschichtige „Formen gelebter Kirchlichkeit“ entwickelt, die sie in dieser Form
auch glaubhaft leben wollen. Ihre Identifikation mit Kirche hängt davon ab, ob dies
auch im kirchlichen Alltag vor Ort möglich ist.
(4.) Dörfliche Kirchenpolitik ist heute nicht mehr gegen, sondern nur noch auf der
Basis und Anerkennung dieser unterschiedlichen „Kirchengemeinde-Fraktionen“ und
„-positionen“ und der Respektierung ihrer diversifizierten Lebensweisen und
pluralisierten Kirchlichkeit möglich.
(5.) Das Verhältnis der Gruppe der „Kirchen-Zentrierten“ zur Gruppe der „KirchenKulturellen“ ist in vielen Dörfern häufig konkurrierend und spannungsgeladen, was
einen offenen Dialog behindert und die Zusammenarbeit oft schwierig macht.
(6.) Dieses Verhältnis gilt es zu entkrampfen, um der ganzen Bandbreite der „neuentstanden Kirchengemeinden im Regionalen Dorf“ genügend Raum zur Entfaltung
zu geben und damit die Kirche vor Ort insgesamt zu stärken.
(7.) Dieser innerdörfliche Dialog unter den Kirchengemeinden ist ein sehr sensibler
Prozess, der nur gelingt, wenn die bestehenden Unterschiede nicht verwischt,
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sondern als jeweils zu tolerierende „Schmerzgrenzen“ anerkannt werden. Werden
diese sensibel berücksichtigt und nicht unnötig verletzt, so ist auf Basis dieser
Respektierung eine offene Kooperation sehr gut möglich.
(8.) Dieser Weg ist keine Utopie, denn die Realität vielerorts – vor allem in den
kleineren Dörfern – zeigt einen große Bedarf bei den Bürgern nach einem „lebensstilneutralen Interessensausgleich“ unter- und miteinander. Das Dorf wünscht (dem
„kollektiven Unterbewusstsein“ von Dorf folgend) bei aller Unterschiedlichkeit die
Zusammenkunft in einem lebensstil-übergreifenden Dorf-Ganzen.
(9.) Und wer könnte diese Rolle besser ausfüllen als die Kirche, die als „lokal
anerkannte Institution“ und „moralische Instanz“ diese „Akademie-Funktion“
(Vermittlungsfunktion) sehr gut ausüben könnte.
(10.) Sie wird diese Rolle aber nur dann glaubhaft wahrnehmen können, wenn sie im
Umgang mit der „Pluralität in den eigenen Reihen der Kirchengemeinden“ bewiesen
hat, dass sie in der Lage ist, Gegensätze zusammenzuführen, ohne dabei die
Produktivität der einzelnen Fraktionen zu zerstören, sondern die lebendige
Gemeinsamkeit zu fördern. Hier gilt es mit gutem Beispiel voranzugehen und den
geforderten Beweis zu erbringen.
(11.) Die konkrete Utopie für die Zukunft des Regionalen Dorfes ist eine
„dialogisierende Kommunikationsgemeinschaft Dorf“, in der auch unter den
verschiedenen Kirchengemeinde-Fraktionen eine „Kultur der respektvollen
Kooperation“ herrscht. Denn die wirkliche Dorfgemeinschaft ist ein Zukunftsprozess:
„Omnia sint communia!“ („Wir werden eine Gemeinschaft sein!“)
Literaturangaben zum Vortrag
Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2003): Dorfanalyse Wewelsburg, 28.04 –
03.05.2003 - Dokumentation, Bad Honnef
Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2003): Dorfanalyse Michelau (in
Kooperation mit dem Projekt „Land in Sicht“ der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Land in
der Diözese Würzburg, 19. - 24. Mai 2003 - Dokumentation, Bad Honnef
Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2004): Dorfanalyse Schwaney, 17. – 22.
Mai 2004 - Dokumentation, Bad Honnef
Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2005): Dorfanalyse Alme, 02. – 07. Mai
2005 - Dokumentation, Bad Honnef
Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2006): Dorfanalyse Remblinghausen, 01.
– 06. Mai 2006 - Dokumentation, Bad Honnef
Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2008): Dorfanalyse Dahl, 26. - 31. Mai
2008 - Dokumentation, Bad Honnef
Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2009): Dorfanalyse Henne-Rartal, 04. 09 Mai 2009 - Dokumentation, Bad Honnef
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Akademie der Katholischen Landjugendbewegung (2009): Dorfanalyse Linde 25. - 30. Mai
2009 - Dokumentation, Bad Honnef
Arbeitskreis „Kirche und ländlicher Raum“ (2009): Fachtagung „Kirche vor Ort“ –
Perspektiven für die Katholische Kirche in Dörfern und Kleinstädten in der Katholischen
Landvolkhochschule Oesede, 7.–8. November 2008. Rückblick, Dokumentation & Ausblick,
Osnabrück 2009
Heinrich Becker / Michael Hainz (2002): “Dörfer sind auch nicht mehr das, was sie einmal
waren“. Dörfliches Überleben im Spiegel der Vereine. In: Zeitschrift für Agrargeschichte und
Agrarsoziologie, Heft 1, S. 106-115
Michael Hainz (1999): Dörfliches Sozialleben im Spannungsfeld der Individualisierung.
Forschungsstelle für Agrarpolitik und Agrarsoziologie e.V., Band 311. Bonn 1999
Albert Herrenknecht (2009): Kirchengemeinde im heutigen Dorf (in der heutigen Kleinstadt).
Thesen zur kirchlichen Dorfrealität. In: Arbeitskreis „Kirche und ländlicher Raum“ (Hrsg.):
Fachtagung „Kirche vor Ort“ – Perspektiven für die Katholische Kirche in Dörfern und
Kleinstädten in der Katholischen Landvolkhochschule Oesede, 7.-8. November 2008.
Rückblick, Dokumentation & Ausblick, Osnabrück, S. 3-7
Albert Herrenknecht (2009): Kirche im Regionalen Dorf. Darstellung der acht
hauptsächlichen Orts-Kirchlichen Interessensgruppen im heutigen „Regionalen Dorf“. In:
Arbeitskreis „Kirche und ländlicher Raum“ (Hrsg.): Fachtagung „Kirche vor Ort“ –
Perspektiven für die Katholische Kirche in Dörfern und Kleinstädten in der Katholischen
Landvolkhochschule Oesede, 7.-8. November 2008. Rückblick, Dokumentation & Ausblick,
Osnabrück, S. 9-16
Hans Huber (1992): Beheimatung im wachsenden Dorf. Eine Herausforderung der
Landpastoral. Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge, Band 11. Würzburg
Hans Huber (1997): Beheimatung im wachsenden Dorf. Eine Herausforderung der
Landpastoral. In: Lebendige Seelsorge, 48. Jahrgang, Heft 4, S. 232-235
Katholische Arbeitsgemeinschaft Land der Diözese Würzburg (2004): Land in Sicht. Zukunft
der Landpastoral in der Diözese Würzburg. Ein Projekt der Arbeitsgemeinschaft Land. Ein
Arbeits- und Diskussionspapier. Würzburg
Katholische Arbeitsgemeinschaft Land der Diözese Würzburg (2006): Land in Sicht. Zukunft
der Landpastoral in der Diözese Würzburg. Auswertung der Fragebogenaktion. Würzburg
(Beide Unterlagen sind gegen einen Portokostenbeitrag - ein Überweisungsträger wird der
Lieferung beigelegt - erhältlich über: E-Mail: [email protected] oder
Telefon: 0931/386-63174)
Claudia Pfrang (2007): Mut zum Experiment. Eckpunkte und Impulse für eine Entwicklung
der Kirche. In: Lebendige Seelsorge, 58. Jahrgang Heft 3, S. 187-191
Pro Provincia (2004): Lebensentwürfe und Lebensstile im (heutigen) Dorf. TeilnehmerInnenMaterialien des Rabanus-Maurus-Tages 2004 „Unbekanntes Land – Zukunftsfähigkeit des
ländlichen Raums“ am 7. Februar 2004 in Montabaur, Boxberg
Wolfgang Vögele / Helmut Bremer / Michael Vester (2002): Soziale Milieus und Kirche.
Reihe Religion in der Gesellschaft, Band 11. Würzburg
12
Kleine christliche Gemeinschaften
Ein neuer Ansatz, Kirche in großen, pastoralen Strukturen auch im
Nahbereich mit Strahlkraft zu leben.
(Workshop I, Impuls)
Dieter Tewes, Bistum Osnabrück, Referent Missionarische Dienste/ missio, Domhof
12, 49074 Osnabrück, Telefon: 0541/318-203, Email: [email protected]
Kleine Christliche Gemeinschaften – Eine Kurzdarstellung.
Im Nachgang zum Konzil wurde in Europa versucht, Pfarreien zu Gemeinden zu
machen. Kirchenrechtliche Einheiten sollten unter der Leitung eines Pfarrers
Communio werden. Das dieses größtenteils nicht gelungen ist, weil einfach die
Pfarreien zu vielschichtig und vor allem zu groß waren und sind, ist heute Konsens.
In den flächenmäßig und von der Zahl der Mitglieder her großen Pfarreien der
anderen Kontinente war eine solche Entwicklung nicht möglich. Es war klar, dass hier
nur kleinere lokale, im Wohnbereich bzw. nachbarschaftsverankerte Gruppen als
Communio leben konnten. Außerdem bewegten sich diese Gruppen oft in einem
Umfeld, in dem sie die Minderheit darstellten, eine Situation, in der Christen auch in
Europa zunehmend kommen. In Europa will sich der Einzelne auch in dieser
Situation als Individuum seines konkreten Glaubens vergewissern. Er braucht es, in
den Dialog mit anderen über den Glauben und dann auch in den Dialog mit Gott
einzusteigen.
Kleine Christliche Gemeinschaften bieten diese Möglichkeit, wollen dabei aber mehr
sein als „Selbsthilfegruppen im Glauben“ und auch die anderen oben genannten
Dimensionen von Kirche verwirklichen. Sie wollen „Kirche vor Ort“ sein, eine neue
Sozialform von Kirche, die sich nicht nur rekrutiert aus den traditionellen Kernmilieus
von Kirche und den Kerngruppen der bisherigen Engagierten. Kirche-Werdung ist
aber nur möglich, wenn es nicht um reine Wahlgemeinschaften geht, nicht um
spezielle Personalgemeinden. Kleine Christliche Gemeinschaften sind keine
Hauskreise, die sich als Freundeskreise finden oder geistliche Bewegungen, die sich
um eine bestimmte Form von Spiritualität sammeln.
Kleine Christliche Gemeinschaften wollen Kirche vor Ort sein, in der jeder und jede in
diesem Nahbereich mitmachen kann, die als Kirche für alle dort ansprechbar ist und
sich verantwortlich und gesandt weiß zu den Menschen in ihrem Nah- und
Wohnbereich.
Die Kleinen Christlichen Gemeinschaften in den deutschen Diözesen versuchen
nach folgenden Grundprinzipien zu arbeiten:
1. Nachbarschaft / lokaler Bereich: Es sind Gruppen, die als Substruktur einer
Pfarrei sich verstehen und als Kirche vor Ort. Die Gruppe ist generell offen für
jeden aus diesem lokalen Bereich, der mitmachen will. Es sind ganz bewusst
keine Wahlgemeinschaften. Es wird versucht, die horizontale Dimension von
Communio zu leben. Gemeinschaft heißt hier nicht Kuscheligkeit sondern
gemeinsame Vision und gemeinsames Arbeiten am Reich Gottes.
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2. Christus-Mitte: Die Gruppe macht sich immer wieder bewusst, dass Christus in
ihrer Mitte ist und zu ihr im Wort der Schrift spricht. Bibel Teilen als Feier der
Gegenwart Jesu im Wort ist wichtiges praktisches Element der Kleinen
Christlichen Gemeinschaften. Hier wird die vertikale Dimension von Communio,
die Verbindung mit Gott im Sinne einer „Mystik für alle“ praktiziert.
3. Sendung / Handeln: Im 6. Schritt des Bibel Teilens fragt sich die Gruppe nach
ihrer Sendung für ihren konkreten Lebensbereich. Es geht um kirchliches und
soziales Handeln, um ganz konkrete Aufgaben, die auch vernetzt mit anderen
Gruppen angegangen werden können. Dieser Punkt ist ganz wesentlicher
Unterschied zu „spirituellen Selbsthilfegruppen im Glauben“ oder Bibel-TeilGruppen, die im Schritt 6 nicht nach ihrer konkreten Sendung fragen, sondern nur
ein „persönliches Wort des Lebens“ heraussuchen.
4. Kirche: Die Kleine Christliche Gemeinschaft versteht sich als Teil der Pfarrei und
Teil der Weltkirche. Die Vernetzung mit der Pfarrei wird durch die Verbindung
über gewählte Leiter, über Kommunikation mit den anderen Gruppen und
Hauptamtlichen sowie über gemeinsame Fortbildungen und Schulungen
gesichert.
Damit auf der Basis dieser vier Grundmerkmale Kirche wachsen kann, wird Leitung
in diesen Gruppen und in der von Kleinen Christlichen Gemeinschaften geprägten
Pfarrei als nicht dominierende Leitung wahrgenommen. Leitung soll ermöglichend
und fördernd wahrgenommen werden. Entscheidungen werden im Konsens gefällt,
nicht durch Abstimmung.
Grundsätzlich geschieht die Einführung von Kleinen Christlichen Gemeinschaften
immer mit Zustimmung und Unterstützung der Priester und Hauptamtlichen, auch
wenn die Anregung dieses Modells in den Pfarreien sowohl von interessierten
Gemeindemitgliedern als auch von den Hauptamtlichen ausgehen kann.
Suchbewegungen, denen das pastorale Modell der Kleinen Christlichen
Gemeinschaften entgegenkommt, gibt es sowohl bei den Hauptamtlichen als auch
bei den Laien.
Bei den Hauptamtlichen ist es vor allem die Strukturfrage, die sie zu den Kleinen
Christlichen Gemeinschaften bringen: Wie kann in den größer werdenden pastoralen
Räumen, Pfarreien und Pfarrverbänden Kirche vor Ort lebendig bleiben? Die
Einsicht, dass die bisherige Form des pastoralen Arbeitens, die in den bisherigen
Einzel-Pfarreien noch geradeso möglich war, in großen Pfarreiengemeinschaften so
nicht mehr möglich ist und zur Veränderung der gesamten Arbeitsweise und
Sichtweise von Pastoral zwingt, greift um sich. Kirche sein wird außerhalb der
Sichtweite des Kirchturms in solchen großen Strukturen in Zukunft nur noch dann
möglich sein, wenn Gruppen in den Dörfern, Stadtteilen, Siedlungen und
Nachbarschaften sich als Kirche verstehen und leben, d. h. ein spirituelles kirchliches
Leben führen, sich gesandt wissen in ihr konkretes Umfeld und hier sozial und
kirchlich handeln. Sie knüpfen Kontakte mit Menschen in ihrem Umfeld und legen
durch ihre Arbeit und durch ihre „Proexistenz“ Zeugnis ab für die Frohe Botschaft,
sind so missionarisch, bieten ihren Glauben an in ihrem konkreten Kontext.
Eine wichtige Voraussetzung für Kleine Christliche Gemeinschaften ist das
Bewusstsein der beteiligten Menschen, dass sie Kirche sind und als Kirche
mitverantwortlich sind für das, was Christen in ihrem Dorf oder Stadtteil tun,
mitverantwortlich sind für das gemeinschaftliche und politische Leben dort. Dieses
14
Bewusstsein und eine gemeinsame Vision von Kirche muss als erstes miteinander
entwickelt werden.
Grundprinzipien im pastoralen Modell der Kleinen Christlichen Gemeinschaften
-
Das Wissen, dass Christus in unserer Mitte ist, prägt alle Treffen und führt zu
einer spirituellen Atmosphäre
Das Volk Gottes ist Träger von Kirche: Wir treffen uns als Kirche
Priester, Hauptamtliche und Laien arbeiten gemeinsam am Aufbau des Reiches
Gottes
Es geht um maximale Partizipation aller Getauften an Kirche
Jeder ist berufen und befähigt, Aufgaben in der Kirche zu übernehmen
Beim Bibel-Teilen kann jede/r die Leitung übernehmen
Entscheidungen werden im Konsens gefällt, nicht durch Abstimmung
Es geht nicht zuerst um Gruppenbildung, sondern um Bewusstsein des
Kircheseins in der Pfarrei
KCGs sind grundsätzlich offen für neue
Wenn die KCG zu groß wird, teilt sie sich nach geographischen Gesichtspunkten
(Räumliche Nähe, Nachbarschaft)
Leitung wird als ermöglichende, animierende und nicht-dominierende Leitung
wahrgenommen.
Das Lebendighalten der KCGs ist ebenso wichtig (und schwierig) wie das Starten.
Dafür sind Schulungen und Bewusstseinsarbeit nötig.
Die vier Merkmale der Kleinen Christlichen Gemeinschaften:
Nachbarschaft,
lokaler Bereich
Handeln,
Sendung
Spiritualität,
Wort Gottes
in der Mitte
Verbindung
mit
der Pfarrei und
der Weltkirche
15
„Wir machen gute Schule“
(Workshop II, Impuls)
Michael Lütkevedder, Schulseelsorger und Religionslehrer an den Ursula-Schulen in
Attendorn, St.-Ursula-Straße 12, 57439 Attendorn, Tel: 02722/9258-0, Fax:
02722/9258-10, [email protected], http://st-ursula-attendorn.de/
Ausgehend von der Emmauserzählung (Lk24) wurden wichtige Leitgedanken für den
pastoralen Ort „Ursula-Schulen in Attendorn“ aufgeführt und entwickelt.
1. „Jesus kam hinzu und ging mit ihnen.“ (Lk 24,15)
- Welche Schüler, Eltern, Lehrer haben wir? Die Menschen kommen aus einem
ländlichen Raum, sind in der Regel noch irgendwie kirchlich sozialisiert, und doch
weit von Kirche entfernt.
- Leid und Not, vor allem psychische Krankheiten und Auffälligkeiten, werden
versteckt.
- Eltern legen bei der Anmeldung nicht viel Wert auf das „Katholische“. Ihnen geht
es eher darum, dass sie ihr Kind gut aufgehoben wissen. Auch Stichworte wie
Werte, Atmosphäre, „Heiliger Berg“ Tradition der Ursulinen beschreiben ein
positives Image.
- Darauf haben wir uns einzustellen: „Wir machen gute Schule“ ist daher erster
Grundsatz. Natürlich orientieren wir uns an staatlichen Vorgaben. Unsere erste
und wichtigste Aufgabe ist daher „Bildung“, helfen, dass junge Menschen sich
„bilden“ können, dass sie Chancen in Berufs- und Lebensumfeld erhalten.
2. „Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet?“ (Lk
24, 17)
- Natürlich hören wir hin: Uns interessiert das Leben der Schüler, auch das
Außerschulische. Auf Konferenzen werden wir mit der Not und den Sorgen von
Schülern und Eltern konfrontiert.
- Uns ist bewusst, dass die Schüler den Großteil des Tages in der Schule
verbringen.
- Wir bieten Beratung und Begleitung durch ein Beratungsteam.
- Wir arbeiten mit ortsnahen Beratungsstellen zusammen und sind bei
Hilfeplangesprächen dabei.
- Wir schauen hin und fragen nach, wenn Konflikte in der Klasse sind: Mobbing,
Neid, Eifersucht.
- Unsere Möglichkeiten sind zuweilen begrenzt, weil uns das außerschulische
Geschehen selten bekannt ist.
- Wir unterstützen die Pfarrgemeinden, indem wir Firmunterricht in der Schule
erteilen.
- Die Priester der Schule feiern sonntags in den Gemeinden Gottesdienst und
schlagen so eine Brücke von der Schule in die Gemeinde und umgekehrt.
3. „Und er ging mit hinein, um bei ihnen zu bleiben… Und als er das Brot
brach…“ (Lk 24, 29f)
- Glaube
bekommt
an
unserer
Schule
Formen:
Morgengebet,
Jahrgangsstufengottesdienste, Klassengottesdienste (Rituale!), Pausenmeditation, Frühschichten, Haussegnung, Aschermittwoch, Gottesdienste zum Schuljahrsbeginn und –ende.
16
-
Wir nehmen Anteil, wenn jemand im Umfeld stirbt.
Aus dem Leitbild der St. Ursula-Schulen Attendorn zum Stichwort
„Schulseelsorge“
Grundsätze
Unser Schulleben gestaltet sich aus den Lebensgedanken des Evangeliums. Dort
lesen wir, dass immer wieder Menschen zu Jesus kommen, selbst bei Nacht, um mit
ihm zu sprechen, ihn zu hören und sich von ihm inspirieren zu lassen. Dabei
beeindruckt am meisten, wie intensiv Jesus sich dem einzelnen Menschen
zuwendet. 2000 Jahre Christentum zeigen: Ein Leben, gestaltet aus dem
Evangelium, ist ein Segen für den Einzelnen und die Gemeinschaft.
Für uns als christliche Schule hat das, was im Evangelium durch „Zuwendung“ so
lebendig und heilend wirkt, Priorität. Diese „Zuwendung“ gilt dem einzelnen
Menschen in seiner Ganzheit und gehört darum nach unserem Verständnis zur
ganzheitlichen Bildung des Menschen.
- Wir erfahren und feiern die Zuwendung Gottes mit einzelnen Jahrgangsstufen im
wöchentlichen Gottesdienst und bei Gottesdiensten zu besondern Anlässen und
Gedenktagen. Dazu gehören auch die sogenannten „Klassenlehrergottesdienste“.
Sie werden vom Klassenlehrer, von der Klassenlehrerin mit der einzelnen Klasse
als Wortgottesdienste gefeiert.
- Gott und seine Zuwendung mitten im Alltag, wird in unseren kurzen
Pausenmeditationen an jedem Dienstag und Freitag spürbar.
- Wir wenden uns Gott zu beim Morgengebet, bevor der Unterricht beginnt.
- Zuwendung versichern die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer, die über zwei
Schuljahre hin die Klasse leiten. Sie kennen die Schülerinnen und Schüler und
sind oft deren erste und wichtigste Ansprechpartner.
- Besondere Zuwendung brauchen Schülerinnen und Schüler und auch deren
Eltern, wenn eine Sorge, ein Problem, körperliche und /oder seelische
Erkrankungen das Leben und Lernen beeinflussen. Für diese Situationen stehen
die Schulseelsorger jederzeit zur Verfügung, auch über den Schulvormittag
hinaus.
- Zuwendung in Form von begleitenden Gesprächen bieten neben den
Schulseelsorgern Lehrerinnen und Lehrer des Beratungsteams an, wenn ein
Schüler/eine Schülerin lange auf einen Termin für eine Psychotherapie oder auf
ein erstes Gespräch mit einem Psychologen warten muss.
- Wenn es angezeigt oder ausdrücklicher Wunsch ist, besuchen die
Schulseelsorger Schülerinnen und Schüler und deren Eltern auch zu Hause.
Voraussetzung für alle Gespräche ist die Schweigepflicht der Schulseelsorger
auch der Schule gegenüber.
- Seit vielen Jahren arbeiten wir gut mit den Beratungsstellen zusammen, die sich
auf ihre Weise dem einzelnen Schüler, der einzelnen Schülerin zuwenden.
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Konkretionen aus dem Leitbild des Erzbistums Paderborn
(Vorläufige Fassung, Überschriften, der ganze Text liegt als Anhang bei.)
1. Authentische christliche Spiritualität: Menschen auf der Suche nach Gott.
2. Die Würde des Menschen: Verwurzelt in seiner Gottebenbildlichkeit.
3. Katholisch: Allgemein, umfassend.
4. Im Dialog leben: Katholisch in ökumenischer Offenheit.
5. Der Mensch: Einheit von Leib, Seele und Geist.
6. Die Welt als Schöpfung: Zur Verantwortung bereit sein.
7. Zum Guten befähigen: Zur Liebesfähigkeit führen.
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„Der Jugend und dem Glauben Raum geben“
Projekte „Junge Kirche“ auf dem Lande
(Workshop III, Impuls)
Bernadette Klens, Gemeindereferentin im Pastoralverbund Esloher Land,
Pastoralverbund Esloher Land, Kirchstr. 8, 59889 Eslohe, Telefon
02973.9759083,
Email: [email protected]
Michael Kloppenburg, Referent für Jugend und Familie im Dekanat HochsauerlandMitte, Dekanat Hochsauerland-Mitte, Stiftsplatz 13, 59872 Meschede, Telefon
0291.991663,
Email: [email protected]
Daniel Robbert, Diözesanjugendseelsorger der KLJB im Erzbistum Paderborn,
Am Busdorfplatz 7, 33098 Paderborn, Telefon: 05251/ 2888-400,
Email: [email protected]
HAFEN
Projekte Junge Kirche haben einen gemeinsamen Standort - das Erzbistum
Paderborn. Jungen Menschen eine Heimat auch im Glaubensleben zu bieten, ihnen
Möglichkeiten und Chancen zur Nachfolge Christi in der Kirche zu eröffnen, gehört zu
den Lebensvollzügen der Kirche in Paderborn.
Die Verortung lässt sich noch weiter differenzieren: in den konkreten Lebensräumen
der Pastoralverbünde und Gemeinden betten sich Projekte Junge Kirche ein beheimatet in der Kirche von Paderborn und verwurzelt im Lebensraum der
Ortsgemeinde.
Projekte Junge Kirche spielen in den kirchlichen Grundvollzügen aber auch
inhaltlich eine Rolle: in den Pastoralen Perspektiven fordert Erzbischof Hans-Josef
Becker dezidiert dazu auf, die Netze erneut auszuwerfen. Das heißt auch, hinaus zu
fahren, sozusagen den sicheren und vertrauten Hafen zu verlassen und eine neue
Seefahrt zu unternehmen.
Junge Menschen wollen auf dem Fundament ihrer bisherigen Glaubenserfahrungen
eigene Räume erschließen, um der Botschaft Jesu Christi näher zu kommen und
ihren Erfahrungen mit ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen. So gesehen zeigt sich
in den Projekten auch das junge Gesicht der Kirche von Paderborn in einer
vielfältigen, unterschiedlichen und zugleich innerlich verbundenen Weise. Im Bild
gesprochen: manches Boot erweckt dann in den Augen Erwachsenen eher Irritation
– viel zu bunt, nicht seetüchtig oder kaum zu steuern. Und doch trägt quasi das
gemeinsame Motto: Wagnis Glauben.
BOOTE
Die Verschiedenartigkeit der Projekte spiegelt dabei nur wieder, wie vielschichtig und
komplex die gesellschaftlichen und kirchlichen Rahmenbedingungen sind. Projekte
Junge Kirche haben sich im städtischen, im ländlichen Milieu, aber auch in der
besonderen Situation der Diaspora herausgebildet. So unterschiedlich die Ideen und
Entwürfe sind und sein werden, so unterschiedlich prägt sich auch die konkrete
Arbeit der Junge Kirche aus.
Dabei spielt die Verwiesenheit auf den äußeren wie inneren Bezugsrahmen eine
wichtige Rolle: wo es den kirchlichen Trägern vor Ort gelingt, sich der neuen
pastoralen Herausforderungen zu stellen, wo sie in diesem Sinn ihrer Hafen-Funktion
19
nachkommen, den „jungen Seefahrern“ quasi Schutz und Anlege-Möglichkeiten
geben, da können auch die nötigen Reparaturarbeiten im Trockendock, notwendige
Vergewisserungen vorgenommen werden.
Auch wenn die Projekte nach vielen Seiten hin offen sind, so gibt es doch eine
gemeinsame Schnittfläche: das Bedürfnis Glauben und Leben stärker miteinander zu
verbinden und eigene Schritte in der Umsetzung der Frohen Botschaft anzugehen.
Den je unterschiedlichen Trägerorganen – seien es Dekanatspastoralkonferenzen,
Gremien der Pastoralverbünde oder Fachkonferenzen Jugend – wird zugemutet,
diese (neuen) Aufbrüche mitzutragen und auszuhalten, einer Option der Jugend
Raum zu geben und der Kreativität des Hl. Geistes zu vertrauen.
Projekte Junge Kirche sind die Boote, die hinausfahren, um „neue Gewässer“ der
(Jugend-)Pastoral zu erkunden und zu erleben. Jedes der Projekte Junge Kirche im
Erzbistum Paderborn ist ganz individuell für die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort
entwickelt worden und orientiert sich an den Möglichkeiten und Wünschen der
(zumeist jungen) Menschen.
So gibt es temporäre Projekte, die für nur wenige Wochen, dafür aber mit täglichen
Angeboten Menschen zu sich einladen, während andere Projekte kontinuierlich über
das ganze Jahr zu festen Zeiten ein Angebot vorhalten. Den Möglichkeiten der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Bedürfnissen der Gäste, die die jungen
Kirchen besuchen und sie mitgestalten, wird so Rechnung getragen.
Ebenso verhält es sich mit der Frage nach dem Standort der Projekte Junge Kirche.
Während die einen darauf ausgerichtet sind, an einem festen Ort Kontinuität und
einen Wiedererkennungswert zu bieten, zielen andere Projekte darauf ab, an
verschiedenen Orten möglichst viele verschiedene Menschen zu erreichen. Beides
hat seinen Sinn und seine Berechtigung; es ist Aufgabe des jeweiligen Teams vor
Ort, die jeweilige Situation genau zu betrachten und das Projekt daraufhin
auszurichten.
Die Verschiedenheit der einzelnen Projekte Junge Kirche des Bistums lässt sich
sicher auch mit den unterschiedlichen Rahmenbedingungen von Stadt und Land
begründen: in den ländlichen Gebieten des Bistums finden sich vorrangig temporäre
Projekte an einem festen Standort; Flexibilität und Mobilität Jugendlicher sind hier
zum Teil eingeschränkt. Dafür ist hier eine hohe Motivation zu erleben, sich für eine
gewisse Zeit voll für das Projekt einzusetzen.
Städtische Angebote wie z.B. das Projekt Junge Kirche in Dortmund setzen auf
kontinuierliche Projekte an einem festen Ort, während das Projekt Junge Kirche in
Bielefeld, eingebettet in die Diaspora-Situation der Gemeinden in Bielefeld, mit
wechselnden Angeboten und wechselnden Orten und mit einem kleinen Team von
ehrenamtlichen Mitarbeitern viele Menschen erreicht
GEWÄSSER
Im übertragenen Sinn ist es in den Projekten Junge Kirche ähnlich: zuerst muss
man sich aufs Wasser wagen, um in See zu stechen. Dazu benötigt es
Abenteuerlust, Sehnsucht, Mut neue Wege zu finden sowie diese auch wieder zu
verwerfen und Zeit. Es gilt nicht einen schon gefahrenen Kurs nachzuahmen,
sondern ihn so anzugehen, wie es der jeweiligen Situation und Ressource entspricht,
denn die Ströme und Gezeiten verhalten sich nicht gleich, sondern bergen häufig
Unbekanntes.
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Das aber macht die Seefahrt wie auch die Arbeit in dem Projekt Junge Kirche zu
etwas ganz Besonderem – Einzigartigem.
Projekte der Jungen Kirche erfinden Jugendpastoral nicht neu, sondern sie
entwickeln ihre Arbeit für den „weißen Fleck“ auf der Landkarte der Jugendpastoral,
der sich durch den ästhetisch-kulturellen Graben zwischen Jugendlichen einerseits
und Christentum und Kirche andererseits aufgetan hat. Es gilt neue, ungewöhnliche
Kommunikationsformen auszuprobieren und zu finden.
Die „Engelaktion“ oder die Ausstellung des weltgrößten Hungertuches der Welt der
Jugendkirche Bielefeld, die Sprayaktion an Kirchenbänken der Jungen Kirche
Dortmund, die Verhüllung der Jugendkirche in Arpe oder die Innengestaltung der
Jugendkirche Meschede sind nur wenige der außergewöhnlichen Projekte, die
Projekte Junge Kirche veranstalten. Alle Projekte haben eines gemeinsam: Sie
bedürfen der intensiven Begleitung durch das Team. Arbeit in den Projekten Junge
Kirche ist immer auch Beziehungsarbeit. Es ist das Fundament der Projekte; es ist
das Wasser, das das Boot zum Schaukeln bringt.
Bei den Aktionen, die die Projekte Junge Kirche veranstalten, muss auch erwähnt
werden, dass alle Teams nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung haben, die sich
im personalem Angebot widerspiegeln. Wo Zeit investiert werden müsste, sind immer
auch die bisherigen Aufgaben des Alltagsgeschäftes zu leisten. Eine weitestgehende
Freistellung des Teams ist auf Dauer unabdingbar, um Projekte und Aktionen Junger
Kirchen professionell zu unterstützen.
Was aber hat eine Gemeinde/ein Pastoralverbund von einer solchen Aktion?
Welchen Nutzen, welchen Profit?
Eines haben die unterschiedlichen Aktionen der Jungen Kirchen aber gemeinsam:
Sie sind wichtige experimentelle Versuche, der Jugend in unserer Kirche Raum zu
geben und der Kirche Raum zu geben im Leben junger Menschen. Alle Aktionen
signalisieren, dass Kirche in Bewegung ist: jung und dynamisch – es ist das
Entdecken von Unbekannten, in dem auch immer etwas steckt, dass man nicht
erwartet.
ANTRIEB
Wenn man sich gemeinsam auf den Weg macht, auf die große Fahrt, so ist es
gerade die Vielfalt der Begabungen, die Unterschiedlichkeit der Kräfte, die
zusammen wirken, die hilft, das Ziel zu erreichen. Auch mit unterschiedlichen
Antriebskräften und Energien sind die verschiedenen Projekte Junge Kirche
unterwegs – und doch auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel. Am Ende, ganz am
Ende, wird die Kirche jung und die Jugend von der Kirche getragen sein. Gespräche
mit denen, die in meinen ersten Vikarsjahren Junge Kirche gestaltet haben, ergeben
durchaus einen Rückblick voller dankbarer Freude über das gemeinsam gestaltete –
Erfahrung fürs Leben: durch viele Gaben in einem Geist.
Die Jünger Jesu haben erfahren, dass ihnen einer Sehnsucht schenkt und Ziele
zeigt, die sie mit ihren so unterschiedlichen Kräften und Gaben erreichen – junge
Jünger heute erfahren das auch: Jugendliche Christen suchen nach mehr, finden
neue Formen, Orte, Sprachen für ihren Glauben und ihre Zweifel und ihre Fragen
und ihre Hoffnung – und einfach mehr Pep – damit ihr Leben und ihr Lebensgefühl
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auch vorkommt. Sie haben ihre eigene Energie: so wie das Boot den Antrieb braucht,
den Wind oder das Ruder, oder den Dieselmotor, so ist es das Wehen des Geistes
Gottes, es ist auch das eigene Mitwirken, das Mitsprechen und das Mitentscheiden
der Leute im Boot und ebenso die nötige Technik und die Ressourcen, die heute
etwas bewegen.
Natürlich kann das Wehen einem auch zur Flaute oder gar zum Gegenwind werden:
wenn man mit dem Wind Gottes im Rücken startet, und doch in eine Windstille gerät,
weil der Glaube und die Kirche auf Desinteresse stoßen, oder wenn Jugendliche oft
auch Spott und Mobbing erfahren, weil sie sich engagieren. Aber der Glaube ist ja
keine hohle Phrase für sie, sondern sie sind im Gegenteil aufgebrochen, um etwas
zu bewegen, um gute Ziele zu erreichen und Menschen dafür zu gewinnen.
Die drei Antriebe dabei sind
• Kirche muss wieder interessant und spannend sein
• Kirche muss helfen, Glauben und Leben zu verstehen
• Kirche muss die Botschaft Gottes zur Tat werden lassen.
Damit sind ja die drei kirchlichen Grundvollzüge beschrieben:
- Die Frage nach Gott, nach der Übersetzung seiner Botschaft ins Heute und in die
Welt Jugendlicher findet vielsprachige Antworten: Ob man sich im selbst gestalteten
Raum der Jugendkirche trifft, oder aber auch in einem Chat-Room, ob man die
Sprache der Musik oder der Bilder besser versteht: für jeden sind die vielfältigen
Angebote der Projekte Junge Kirche eingesendete Botschaften, geben sie ein
zeitgemäßes Glaubenszeugnis wieder, eine Martyria. Die Form ist dabei jeweils
schon ein eigener Zugang. Schon die Gestaltung des Kirchenraumes ist damit auch
Verkündigung. Zeugnis geschieht in Gesprächen, Diskussionen, in Filmen, die
Lebensfragen transportieren und helfen, nach Antworten zu suchen. Oft tragen
Projekte Junge Kirche Namen und Logo, die an sich schon Verkündigung und
Bekenntnis sind und Zeugnis geben.
- der Gottesdienst und die Liturgie, die nicht in lähmender Gewöhnung versandet,
sondern lebensnah, zeitgemäß, peppig, verständlich und kreativ den Menschen zu
Gott hinwendet und zugleich Gott den Menschen näher bringt – somit die Menschen
auch einander in Communio und Koinonia, zu einer Gemeinschaft des Glaubens und
des Lebens! Die Verkündigung lebt dabei auch von zeitgemäßen Medien:
Bildpräsentationen, Musikeinspielungen, Lichteffekte sollten auf professionelle
Technik (und kompetente Bedienung) zurückgreifen können. Eine Vielfalt an
Diensten und gut ein-gespielte Beteiligte machen Gottesdienste lebendig – und
zeigen das Leben der jungen Kirchen. Genauso aber ist gerade im Jugendbereich
Stille heute zwar oft fremd, aber umso wertvoller.
- Der Nächstendienst, die Diakonie, ist dann eine gute Frucht! Nächstendienst:
Das Projekt Junge Kirche „light my fire“ in Meschede schafft Treffpunkte, Kontakte
zu Jugendlichen anderer Milieus, z.B. durch einen Graffiti-Workshop zu biblischen
Motiven im Freien: nicht nur die kreative Aktivität, sondern auch die thematische
Auseinandersetzung und die Ausdrucksform für Lebenssituationen Jugendlicher
bilden dabei den Einstieg für tiefe Gespräche.
Ein weiteres Beispiel ist die talktime des Projektes Junge Kirche „MITTEndrin“ in
Eslohe: Missionare auf Zeit berichten von den Lebenswelten Anderer, regen zu
sozialen Aktionen an und schaffen geschwisterliche Verbundenheit.
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Die Aktion Schutzengel wurde durch die Verhüllung der Jugendkirche in Arpe mit
Tüchern voller Handabdrücke, die Kinderseelen schützen, bekannt gemacht und
unterstützt.
Wovon viele in der Kirche sprechen oder schreiben, das wird in den Projekten Junge
Kirche oft unkompliziert und wie von selbst verwirklicht: die Grundvollzüge der
Kirche greifen einfach ineinander. Damit ist ein guter Antrieb gegeben für die
Jugendlichen und auch für das Umfeld der Gemeinden, in denen sie sich bewegen:
Den Glauben zu erschließen, um ihn zu feiern und zu verwirklichen, und so Christus
ein Gesicht und seiner Botschaft Hand und Fuß zu geben.
BERUFUNG
„Dunkle Kirchen, alte Leute und schlechte Musik!“ Das ist das Bild, was viele
Jugendliche von Gottesdiensten haben. Junge Kirche möchte einen Raum bieten,
wo junge Christen gemeinsam zum Menschsein und zum Christsein finden können.
Ihre Suche, ihre Unsicherheiten, ihre Ängste und ihre Sternstunden sollen im
Gottesdienst vorkommen, damit ihr Leben vorkommt. Gott möchte uns in die Tiefe
führen, was er auch tut. Unseren Teil müssen wir nur gut tun, damit sich der Mensch
von Gott finden lassen kann. Es braucht eben viel Licht, Seinesgleichen und gute
Musik.
„…und lehrte das Volk vom Boot aus.“
Die Kirche verkündet die Botschaft vom Reich Gottes. Jesus hat die Menschen mit
lebensbezogenen Bildern und einer zeitgemäßen Sprache erreicht. Gott hat uns
stets so angesprochen, dass wir ihn verstehen können.
Junge Kirche möchte in der Verkündigung eine Sprache sprechen, die von den
jungen Menschen verstanden wird, damit Gott ankommen kann. Dafür ist es wichtig
mit jungen Menschen zu leben, auf sie zu hören und ihre Sprache zu verstehen.
Jesus selbst hat mit den Menschen seiner Zeit gelebt, um ihr Leben kennen
zulernen.
BESATZUNG
Projekte Junge Kirche sind aus unterschiedlichen Motivationen und Situationen
heraus entstanden. Mal waren Arbeitskreise Jugendpastoral auslösendes Element;
mal Dekanatspastoralkonferenzen, mal waren es die Erfahrungen und Erlebnisse
rund um den Weltjugendtag 2005. Allen gleich ist, dass engagierte Menschen sich
zusammengefunden haben und die Vision von einem neuen spirituellen Feld
zusammen weiterentwickelt haben. In fast allen Projekten wurde dies unter
Einbeziehung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen angegangen, die ihre
Vision von Kirche und Glaube einbringen konnten.
Die Umsetzung dieser Visionen erfolgt in den einzelnen Projekten mit ganz
unterschiedlichen Teams. In der Regel stellen hauptberufliche und hauptamtliche
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Kernteam der Projekte: im Rahmen ihrer
Tätigkeit im Dekanat bzw. im Pastoralverbund bilden Gemeindereferentinnen/
Gemeindereferenten, Dekanatsjugendseelsorger und Referentinnen und Referenten
für Jugend und Familie in der Regel dieses kontinuierlich arbeitende Kernteam. Dazu
kommen - projektorientiert oder themenorientiert - interessierte Menschen, die
ehrenamtlich Gottesdienste, Aktionen und /oder inhaltliche Ausrichtungen und
Konzepte planen, konzipieren, durchführen und auswerten.
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Die Beteiligung von ehrenamtlichen Mitarbeitern ist in den einzelnen Projekten sehr
unterschiedlich. Während Junge Kirchen in Großstädten und in der Diaspora eher
projektorientiert unterstützt werden, engagieren sich Ehrenamtliche in ländlichen
Projekten deutlich kontinuierlicher. Alle Projekte leben jedoch von einer hohen
Transparenz und von unterschiedlichen Partizipationsmodellen der Zielgruppe.
Ideenschmieden, Ideentage, Kreativtreffen, Planungs- und Vorbereitungskreise sind
feste Bestandteile der Projekte und ermöglichen Beteiligung an Konzepten, Aktionen,
Gottesdiensten, Programmen und an inhaltlichen Schwerpunkten. Bistumsweit sind
die Projekte untereinander und mit der Hauptabteilung eng vernetzt. Regelmäßig
treffen sich Mitarbeiterinnen u. Mitarbeiter der Projekte zum Erfahrungsund
Ideenaustausch und zur Weiterentwicklung der Visionen und Konzepte der Projekte
Junge Kirche im Erzbistum. So wird eine Anbindung an die Pastoralen Perspektiven
2014 und damit auch an das Gesamt katholischer Jugendarbeit im Erzbistum
gewährleistet und gestaltet.
Aus- und Ansichten eines Leuchtturmwärters
(Prof. Dr. Matthias Sellmann)
Im Horizont des Unendlichen. - Wir haben das Land verlassen und sind zu Schiff gegangen!
Wir haben die Brücke hinter uns, - mehr noch, wir haben das Land hinter uns abgebrochen!
Nun, Schifflein! sieh’ dich vor! Neben dir liegt der Ocean, es ist wahr, er brüllt nicht immer,
und mitunter liegt er da, wie Seide und Gold und Träumerei der Güte. Aber es kommen
Stunden, wo du erkennen wirst, dass er unendlich ist und dass es nichts Furchtbareres giebt,
als Unendlichkeit. Oh des armen Vogels, der sich frei gefühlt hat und nun an die Wände
dieses Käfigs stösst! Wehe, wenn das Land-Heimweh dich befällt, als ob dort mehr Freiheit
gewesen wäre, - und es giebt kein „Land“ mehr!
Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft‘, Fragment Nr. 124
Wenn ich so mit Fischstäbchen und Remoulade auf meinem Leuchtturm sitze, mich
am Bart kraule und aufs Meer hinausschaue, dann denke ich oft über diese Zeilen
von Friedrich Nietzsche nach. Ich glaube, dass sie es wert sind, für die
Hochseefischerei der heutigen Kirche genau bedacht zu werden. Denn ganz sicher
ist der Ozean ist in den letzten Jahren für die Häfen und die Schiffe der Kirche größer
geworden, unberechenbarer und auch feindlicher. Er liegt, um mit Nietzsche zu
sprechen, nicht mehr da wie Seide und Gold, sondern er brüllt die Kirche an. Das
Fischen ist schwieriger geworden, und dieses Geschäft erfordert heute andere
Gerätschaften, andere Kompasskenntnisse und andere Matrosentypen, gar keine
Frage. Viele Erkenntnisse wissenschaftlicher und praktischer Art liegen vor, und
sicher sollte man sie mit Respekt studieren.
Aber, so verändert sich der Ozean auch darstellt, muss man doch trotzdem sagen:
Da liegt ein weites Feld, da liegen neu aufgetauchte Inseln, da zeigen sich neue,
bisher unbekannte Schwärme – und die Schiffe der Kirche fahren bisher nicht
wirklich zu ihnen hinaus. Ich sehe von meinem Turm aus, dass die Schiffe der Kirche
nach wie vor einen wohldosierten Sicherheitsabstand zum Hafen behalten und dass
der Hafen seine Schiffe schön im Radar behalten möchte.
Junge Kirche – Ihr Ziel ist das Meer, nicht der Hafen
Über diesen Sicherheitsabstand möchte ich als erstes reden. Denn die große, die
unersetzliche Chance der Jungen Kirche ist die Expedition, und die hat nicht viel mit
Sicherheit zu tun. Ich sehe, um im Bild zu bleiben, in der Jungen Kirche schnelle,
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kleine Boote, die sich durch 2 Eigenschaften auszeichnen, welche sich auf den
ersten Blick zu widersprechen scheinen: Wendigkeit und Robustheit.
Wendigkeit:
Dieser Schiffstyp ist in der Lage, auf den aktuellen Wellen zu gleiten und zu surfen.
Er erkundet das Meer, hat Respekt vor ihm, will es nicht bekämpfen, sondern
befahren.
Junge Kirche ist in diesem Sinne Trendsurfer. Sie nehmen die aktuellen Impulse der
Jugendkultur auf und begeistern sich für die Möglichkeit, in ihnen das Eigene, das
Evangelium aufgehoben zu finden. Um es mit Paul M. Zulehner zu sagen: Sie taucht
in die Jugendkultur ein und bei Gott wieder auf; sie taucht in Gott ein und in der
Jugendkultur wieder auf. Junge Kirche segelt im Wind des Zeitgeistes, ihr Antrieb ist
der Kulturoptimismus. Ihre erste Frage ist nicht die nach der kritischen Absetzung
vom Zeitgeist, sondern wie man sich in ihm als junger Christ bewegt. Die Kirche hat
ohnehin schon zu viele Windjammer, die Jungen Kirchen sollten nicht dazugehören.
Und Robustheit:
Trotz ihrer Wendigkeit sind die Schiffe der Jungen Kirche keine zerbrechlichen
Jachten, sondern gut ausgestattete und für lange Fahrten gerüstete Segler. Ihr Ziel
ist das Aufspüren und Erproben neuer und bisher unbekannter Fischgründe, nichts
anderes. Pointiert gesagt: Ihr Ziel ist nicht in erster Linie die Rückkehr in den Hafen,
sondern die Erfahrung des Ozeans.
Dies zieht mehrere Schlussfolgerungen nach sich:
…für den Hafen:
Es ist zwingend erforderlich, dass der Hafen die Schiffe der Jungen Kirche aus dem
heimatlichen Radar entlässt. Zu oft erinnern bisher die Schiffe der Jugendkirchen und
der Jungen Kirchen an Ausflugsdampfer, die man bei schlechtem Wetter schnell
wieder an die Kaimauern zurückbeordert. Zuviel Energie fließt nach wie vor in die
Besänftigung des Hafens statt in die Eroberung des Meeres. Hier ist eine echte
Vereinbarung notwendig. Meine Empfehlung wäre es, Schiffe der Jungen Kirche für
fünf Jahre ziehen zu lassen, ohne dauernd einen Kontrollhubschrauber über ihnen
kreisen zu lassen. Es soll Funkverkehr geben, in denen die Crew meldet, was sie
sieht und was sie braucht. Aber ansonsten sollte gelten: Ein starker Hafen im
Rücken, ein weites Meer vor der Nase.
… für die Crew:
Hochseefischerei in unbekannten Gewässern ist nichts für Landratten. An die Crew
der Expeditionsschiffe Junge Kirche sind dieselben Ansprüche zu stellen wie an das
Boot: Wendigkeit und Robustheit. An Bord dieser Schiffe brauchen wir „KolumbusExistenzen“. Das sind Leute, die mehr Angst vor Routine haben als vor hohem
Wellengang. Kolumbus- Leute suchen die Schwärme jenseits der Fahrrinnen und
sehen neue Ufer dort, wo andere nur Wasser vermuten. Im Übertrag:
Mitarbeiter/innen von Junger Kirche haben das neue Kapitel Kirchengeschichte
bereits aufgeschlagen, an das andere sich erst zögernd herantasten. Weil sie mit den
Jüngeren zusammen leben und glauben, wissen sie, dass die Zukunft der deutschen
Kirche nicht in der Renaissance vergangener volkskirchlicher Gestalten liegt,
sondern in der ungleich bescheideneren Existenz als Christ/in in einem Missionsland.
Sie leben heute schon die leichtfüßige Kirche von morgen, das heitere Christsein,
das den Verlust von Macht, Struktur und Reichtum akzeptiert hat. Sie fahren hinaus
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ins Weite und Tiefe (Lk 5), und sie werfen das Netz auf der rechten statt auf der
jahrzehntelang gewohnten linken Seite aus (Jo 21). Ihr Ziel ist nicht in erster Linie
das volle Netz, sondern dass jeder Fisch die Chance hat, in dieses Netz zu kommen
– schwimme er, wo er wolle.
Darum verlassen diese Boote den Hafen, weil im Umkreis des Hafens alles
abgefischt ist. Mitarbeiter/innen in den Jungen Kirchen sind darum wache Typen,
neugierig, experimentierfreudig, stolz, leidenschaftlich. Sie sind Gottes
Leichtmatrosen, seine Ozean-Freaks, seine Horizont-Junkies, seine Fisch-Flüsterer.
Und: Es sind fromme Leute. Ihr Navigationspunkt in den (äußeren wie inneren)
Nächten auf hoher See sind nicht die Seekarten der Kapitäne von gestern, sondern
ist der Polarstern selbst: Jesus Christus, vor dem ihr Schiff durch die Wellen pflügt.
Sagen wir mal: In diesem nautischen Sprachspiel ist jede Gemeinde und jedes
Dekanat wie eine Reederei. Dann kann man nur jeder dieser Reedereien empfehlen,
solche Schiffe zu bauen und auszurüsten. Das Projekt Junge Kirche ist ein Wechsel
auf die Zukunft der Kirche im Erzbistum Paderborn. Das Erzbistum sei der Hafen, der
diese Projektboote mit dem vollen Segen aus dem Radar entlässt; die Gemeinden
seien die Reedereien, die diese Projektboote großzügig bestücken und besetzen;
und die Mitarbeiter/ innen seien die Seebären, auf deren Mut und auf deren
Seetüchtigkeit man sich hundertprozentig verlassen kann. Dann Gnade den Fischen,
die bisher noch gar nicht wussten, was für ein großartiges Netz die Kirche in den
Ozean hängt!
Anmerkung:
Dieser Text ist Teil des bebilderten und mit weiteren Zitaten gefüllten Flyers, der die
Projekte Junge Kirche im Erzbistum Paderborn präsentiert und der dieser
Dokumentation beigefügt ist.
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„Wir müssen raus aufs Land“
Caritas unterwegs zu den Menschen
(Workshop IV, Impuls)
Brigitte Badke, Koordinatorin für Caritas und Pastoral im Dekanat BürenDelbrück,Caritas im Dekanat Büren-Delbrück, Briloner Str.9, 33142 Büren,
Telefon: 02951/9870-35, Email: [email protected]
Orte des Zuhörens – ein Projekt im Aufbau
Auf der Suche nach neuen pastoralen Orten entstehen im
Dekanat Büren-Delbrück in der Region Büren „Orte des
Zuhörens“. Die Anregung zur Umsetzung dieser Idee geht vom
Caritasverband im Dekanat Büren e.V. aus.
„Orte des Zuhörens“ sind Anlaufstellen, z.B. für





Menschen, die vereinsamt sind und einfach mal jemanden
zum Zuhören brauchen
Menschen, deren Lebensperspektiven zerbrochen sind und
die sich im Hamsterrad ihrer eigenen Gedanken nicht mehr
zurechtfinden
Menschen, die nicht wissen, wo sie eine geeignete Beratungsstelle für ihre
Fragen und Sorgen finden
Arbeitslose, die Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen und beim Umgang
mit Behörden brauchen
Familien, die Unterstützung für ihre Kinder suchen
In enger Zusammenarbeit mit den Pfarrgemeinden soll das Projekt verwirklicht
werden. Damit soll sichergestellt werden, dass innerhalb der immer größer
werdenden pastoralen Räume ein Ansprechpartner für Menschen in Not da ist.
Kirche bekommt ein Gesicht, auch wenn kein hauptamtlicher Seelsorger vor Ort ist.
Das Projekt "Orte des Zuhörens" will Freiwillige motivieren, ihre freie Zeit Menschen
als Gesprächspartner zur Verfügung zu stellen. Sie sollen wie ein "Hausarzt" den
Ratsuchenden im eigenen Sozialraum wohnortnah die Chance geben, eine
Anlaufstelle zu haben, in der jemand für sie da ist. Sie sollen den Ratsuchenden mit
seiner Geschichte wertschätzend anhören, ihm Aufmerksamkeit und Achtsamkeit
schenken, selber hilfreiche Tipps geben und an entsprechende Fachberatungen
vermitteln können.
Die Gewinnung und Schulung von Freiwilligen hat in diesem Projekt einen hohen
Stellenwert. Dadurch wird deutlich, dass nicht nur Erwartungen an die Mitarbeitenden
gestellt werden, sondern dass sie durch ihr Engagement selber profitieren.
Die „Orte des Zuhörens“ sind ein Beitrag zur diakonischen Gemeindeentwicklung.
Weil die Sprechzeiten auch in den kleineren Orten dezentral auf dem Land
angeboten werden sollen, sind sie eine gute Möglichkeit, Beziehungen aufrecht zu
erhalten oder neue zu knüpfen.
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Sie sind ein Angebot in den Lebensräumen der Menschen, an den Schauplätzen
ihres Alltags.
Öffentliche Mitarbeiterwerbung
Wir bieten
- eine ehrenamtliche Tätigkeit im Raum der Kirche
- ein freundliches Mitarbeiterteam
- eine intensive Einarbeitungsphase
- Erweiterung Ihrer sozialen und beratenden Kompetenz
- freie Zeiteinteilung
- als Vergütung persönliche Zufriedenheit und dankbare Mitmenschen
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Per Mausklick in die Kirche
Reale Seelsorge in virtuelle Welten
(Workshop V, Impuls)
Rainer Gelhot, Gemeindereferent in Melle-Gesmold und Bissendorf-Schledehausen,
Internetseelsorgebeauftragter im Bistum Osnabrück, www.funcity.de, Telefon:
05402/8134, Email: [email protected]
Das Internet konnte in den vergangenen 10 Jahren rasante Zuwachsraten
verzeichnen. 2009 waren 67,1 % aller Deutschen, das sind 43,5 Mio. Menschen, mit
einem Internetzugang ausgestattet.
Die zweite Generation des Internet, „Web 2.0“ genannt, ermöglicht nutzer-generierte
Inhalte zu veröffentlichen. Das Internet wird zum Mitmach-Netz.
Communities und Social-Networks gründen sich:
- funcity (1996)
- icq/ mirabilis (1996)
- Wikipedia Deutschland (2001)
- facebook (2004)
- StudiVz (2005)
- wer-kennt-wen (2006)
Probleme des Web 2.0:
- Kontrolle?
- Anerkennung?
- Fähigkeiten?
- Ort?
- Persönlichkeit – die eigene Darstellung, Preisgabe persönlicher Informationen
etc.
Im Vortrag wird ausführlich das kirchliche Angebot auf www.funcity.de dargestellt.
Funcity ist eine virtuelle Stadt, die Macher dieser Seite sind auf die Kirchen
zugegangen, damit diese den Raum „Kirche“ mit Personen und Inhalten füllen.
Die virtuelle Kirche St. Bonifatius wurde 1998 ganz offiziell vom Hildesheimer
Weihbischof Hans-Georg Koitz eingeweiht.
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Einige Grundregeln zur Internetseelsorge
-
-
Internetseelsorge braucht Zeit und Geld.
Jede Form kirchlich - persönlicher Präsenz im www ist Internetseelsorge.
Das gilt auch für den Dialog per Mail, Instant Messenger, Website etc.
Eine sinnvolle Auswahl von Mail-Adressen und URLs sollte vorgenommen
werden.
Die Website muss zeigen, wer dahinter steckt!
Mails gilt es schnell und vertraulich zu beantworten, um die Stärken des Mediums
zu nutzen.
Internetseelsorge geschieht i.d.R. „überpfarrlich“ d.h. Kooperation mit
bestehenden Anbietern ist unumgänglich.
Internetseelsorge findet nicht im rechtsfreien Raum statt. (vgl. Arbeitshilfe 243
„Internetpräsenz“ der DBK)
Internetseelsorge lebt von der Anonymität der Ratsuchenden.
Was gibt man im Netz preis?
Internetseelsorge ist auf Dauer angelegt: Wer betreibt das Angebot nach
Versetzung?
Aber: Die Internetseelsorge braucht die Anerkennung der Amtskirche, um
zukünftig besser agieren und nicht mehr nur reagieren zu können.
Dazu sind klare Strukturen und Kompetenzen, die schnelles Agieren ermöglichen,
nötig.
Sollte sich Kirche nicht an diesem Medium beteiligen, dann gerät sie sehr schnell
ins Hintertreffen.
Das Internet ist der Areopag der Moderne – funcity ist mittendrin!
Anmerkung:
Der komplette Vortrag als Powerpoint-Präsentation liegt im Anhang bei. Hier werden
die prägnantesten Texte daraus aufgeführt.
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„Ein ganzes Dorf macht mit“
Meerhof und die Charismatische Erneuerung in der kath. Kirche
(Workshop VI, Impuls)
Werner Nolte, Leitungsteam der CE Deutschland, Zur Egge 4, 34431 Marsberg,
Telefon: 02994 – 9354, Email: [email protected]
Einführung: Charismatische Erneuerung - Was ist das?
Ein neues Pfingsten
Seit dem Ende der 60er Jahre gibt es in der Katholischen Kirche - wie auch in
anderen christlichen Kirchen - einen neuen geistlichen Aufbruch. Menschen erfahren
diesen als ein Geschenk des Heiligen Geistes, als ein neues persönliches Pfingsten.
Auf der ganzen Welt, in Nord- und Südamerika, in Afrika und Ozeanien, in Asien und
Europa bezeugen Millionen von Christen, dass sie eine neue lebendige
Gottesbeziehung gefunden haben.
Dieser Aufbruch wird Charismatische Erneuerung genannt.
Menschen erfahren, dass ...
- Gott sie persönlich kennt und liebt,
- Gott ihnen Kraft schenkt für die Bewältigung des Alltags,
- Gott durch Gebet und Sakramente an ihnen handelt,
- Gottes Geist sie beschenkt mit Fähigkeiten und Gaben, um Jesus Christus zu
verkünden, die Einheit der Christen zu fördern und eine Zivilisation der
Gerechtigkeit und der Liebe mit aufzubauen.
Sie verstehen diese Erneuerung auch als Antwort auf die bedrängenden Krisen der
Kirche und des Glaubens heute: Kirchenferne und kirchlich engagierte Menschen
erleben die Gegenwart Gottes und das stärkende Miteinander der Gemeinschaft.
Christliche Werte gewinnen an Bedeutung und werden zu einem tragfähigen
Fundament.
Durch die Berührung des Heiligen Geistes erfahren Menschen eine positive
Veränderung auf ihrem Lebensweg und gewinnen dadurch innere Sicherheit und
Freiheit.
Charismatisch ?
Das griechische Wort "charisma" bedeutet "Geschenk". Charismatische Erneuerung
meint also zunächst einmal eine von Gott geschenkte Erneuerung.
Charismen sind aber auch persönliche Gaben des Geistes. So benennen der 1.
Korintherbrief (Kap. 12-14) und der Römerbrief (Kap. 12) eine Vielzahl von Gaben,
die der Heilige Geist schenkt: Erkenntnis vermitteln, prophetisch reden, heilen,
trösten, ermahnen, lehren, Barmherzigkeit üben und vieles mehr. Solche Gaben
werden auch heute gegeben zum persönlichen Wachstum und zum Dienst am
anderen.
Charismatische Erneuerung meint somit auch eine Erneuerung durch die Annahme
und das Leben mit den Charismen.
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Zahlen
In Deutschland treffen sich zur Zeit etwa 12.000 katholische Christen aller
Altersgruppen in ca. 500 Gebetsgruppen, Hauskreisen und neuen geistlichen
Gemeinschaften.
Weltweit beträgt die Zahl charismatischer Christen in der Katholischen Kirche über
120 Millionen. Sie steht im Zusammenhang mit dem pfingstlich charismatischen
Aufbruch, der heute alle christlichen Kirchen durchzieht.
Mehr als 25% der Christenheit rechnen sich diesem weltweit stark wachsenden
Aufbruch zu. Die Charismatische Erneuerung in der Katholischen Kirche ist eine
offene Bewegung, ohne formelle Mitgliedschaft.
Die Charismatische Erneuerung sucht das, was sie von Gott empfangen hat, in das
Ganze der Kirche und der Gesellschaft einzubringen, um so zu deren Erneuerung
beizutragen.
"Die Charismatische Erneuerung ist eine Chance für Kirche und Welt !" (Papst Paul
VI.)
"Die Katholische Charismatische Erneuerung hat vielen Christen geholfen, die
Gegenwart und Macht des Heiligen Geistes in ihrem Leben, im Leben der Kirche und
der Welt wieder zu entdecken." (Johannes Paul II)
''Charismen als sichtbare Zeichen des Kommens des Heiligen Geistes sind kein
historisches Ereignis der Vergangenheit, sondern eine stets lebendige Wirklichkeit.''
(Benedikt XVI.)
Auf dem Weg ... Charismatische Gebetsgruppe in Meerhof
- Seit 1986 trifft sich eine charismatische Gebetsgruppe zunächst in eigenen
Räumlichkeiten.
- Der Pfarrer reagiert kritisch im Blick auf die Wirkung auf Dorfgemeinschaft
- Dorf reagiert distanziert und beobachtend. Fragen wie „Was machen die denn
da? Fühlen die sich als etwas besonderes? Sind wir schlechtere Christen?“
tauchen auf.
- Der Verdacht, hier handele es sich um eine Sekte, steht schnell im Raum.
10 Jahre später: Geduld und kleine Schritte sind ein Schlüssel
- Im Laufe eines längeren Weges ist eine Abnahme negativer Vorurteile zu
bemerken. „Vielleicht sind die doch nicht so verkehrt.“
- Ein neuer Pfarrer ab 2000 reagiert positiv auf die Gebetsgruppe.
- Seit 2002 finden die Gebetstreffen in Pfarrheim statt.
- Die Mitglieder der Gruppe engagieren sich häufiger in der Gemeinde.
- Es finden gemeinsame Hl. Messen mit dem Pfarrer statt.
- Die Mitglieder der CE machen bei der musikalischen Gestaltung der GemeindeGottesdienste mit.
- Sie bilden eine Liturgiegruppe.
- Durch Kommunionvorbereitung und Firmung entstehen weitere Kontakte in die
Gemeinde hinein.
- Einzelne Gemeindemitglieder arbeiten mit in der Gebetsgruppe mit.
- Langsam schwindet das Misstrauen und Türen öffnen sich weiter, auch wenn
noch eine längere Wegstrecke bevorsteht.
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Vielseitiges Anknüpfen! Leute des Gebetskreises organisieren oder arbeiten
mit bei:
- Gebetstreffen
- Familienfreizeit Projekt – eine Woche Gemeinschaft (Urlaub, geistliche Impulse)
- Familientreffen (Hauskreis)
- Mütter Beten (Hauskreis)
- Frauencafé
- Firmarbeit
- Kommunionarbeit
- Kindergruppe "Wilde Christen"
- Liturgiegruppe
- Organist: Neue geistliche Lieder in den Sonntagsgottesdienst
- Musikalische Gottesdienstgestaltung
- Kinderkirche in der Sakristei während Sonntagsmesse. (10:30 Uhr)
- Jugendcamp JCE "JUMP"
- Kindercamp KidsCE
Ressourcen unseres Mitwirkens
- Immanuel Lobpreiswerkstatt, Ravensburg
Lothar Kosse usw.
- Deutschlandtreffen der CE ''Mittendrin'' (Fulda)
- JCE und KidsCE Sommercamp (eine Woche Zelten, Action, Geistliche Impulse)
- StartUp – Jugendwochenenden (4x im Jahr von Freitag - Sonntag)
- Mitarbeiterschulungen der CE, Seminare
Schulungen extern
- Alpha Deutschland (Glaubenskurs für Kirchenferne)
- Willow Creek (Impulse für kreative Kindergruppen)
- CAP Musik (Daniel Kallauch) Kinderlobpreis
- Andere überkonfessionelle Werke
Fazit
- Geduld ist notwendig! Neues erzeugt Skepsis! Die Menschen sind in der Regel
ängstlich und vorsichtig, trauen sich nicht aus dem Schutz der Menge heraus.
Dennoch gibt es viele suchende Menschen, die nicht wissen, wie sie ihren
Glauben leben können.
- Kleine Schritte nehmen Ängste.
- Keimzellen des Glaubens schaffen Leben.
- In Gebetsgruppen kann man lebendigen Glauben, Christus erleben! Die
Menschen brauchen Christen, die Zeugen sind. So wird Kirche konkret erfahrbar.
- Netzwerke mit anderen Christen regional und überregional sind bedeutsam!
Einzelne Christen in den Dörfern können sich austauschen und Bestätigung
erfahren. Isolierte Christen können in dieser säkularisierten Welt nicht bestehen.
- Überzeugte Christen brauchen Gemeinschaft. (Schulung, Ermutigung, Stützung)
- Der Hauskreis ist die Urgemeinde in moderner Zeit! Hauskreise können geistliche
Orte mit positiver offener Atmosphäre sein, zu denen auch Kirchenferne Zugang
finden können. Vorteil: Wenig Organisation, viel Gemeinschaft!
- Grundsatz der Mission: ''Seht, wie sie einander lieben''. Glauben wird mehr erlebt
als theoretisch gelehrt.
- ''Kirche, die über den Jordan geht''. (Buch Josua) Das Volk Gottes musste die
Grenze des Jordans überschreiten. Manchmal müssen wir Altes lassen, damit
Neues möglich wird.
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-
-
Institution Kirche ↔ Entscheidungskirche. ''Altes'' in die Kirche hineinwachsen
trägt nicht mehr, es werden bewusste Entscheidungen für Jesus Christus
grundlegend sein.
Hirtenbrief des Erzbischofs Becker (Perspektive 2014). Entschiedene und reife
Christen werden die Gemeinden der Zukunft tragen. Wo dies nicht möglich ist,
wird vieles sterben.
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III. „Weg-Pläne“
Ergebnisse der Teilgruppengespräche
Fragen für das gemeinsame Gespräch
a) Was hat mich angesprochen? Was will ich umsetzen?
b) An welcher Frage, an welchem Thema möchte ich/ müssen wir als Kirche für
die Kirche weiterarbeiten?
1. Gruppe - Ehrenamtliche
Frage a)
- Jugendmissionswoche
- Internet: Es bietet die Chance, auf den Punkt zu kommen, anonym zu bleiben,
Communities zu nutzen
- Erfahrungen mit positiven Erinnerungen schaffen
- Toleranz für differenziertes Engagement aufbauen
Frage b)
- Glauben bezeugen
- Vision: lebendige Zellen, auch ohne Priester, in überschaubaren Dimensionen,
mit einem guten Miteinander von Haupt- und Ehrenamt, denn es gibt einen
Trend zur Vergemeinschaftung
2. Gruppe – MitarbeiterInnen in Pfarrgemeinderäten
Frage a)
- Gemeinde differenzierter als bisher sehen
- Gesprächsbereitschaft signalisieren
- Neue Wege, z.B. in der Spiritualität, gehen
- Jugendkirche
- Bei der nächsten Firmung mit den Jugendlichen zusammen eine Jugendkirche
aufbauen
- Gespräche mit Caritas-Verantwortlichen darüber führen, was außer Geld
sammeln noch möglich ist (Form: Runder Tisch)
- ein bis zwei Mal jährlich einen Impulstag für PGR/ Interessierte durchführen:
Glauben teilen, intensivieren
Frage b)
- Fortsetzung und intensivere Auseinandersetzung mit den angesprochenen
Beispielen
- Ausbildung für Einzelbereiche der Gemeinde (Gesprächsführung,
Trauerbegleitung, Wort-Gottes-Leiter)
- am Abend weniger Vortrag und mehr Diskussion
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3. Gruppe – Priester
Frage a)
- positive Erfahrungen, in ein Gesamtkonzept gebracht
- Perspektivwechsel: Vom Menschen, nicht von unserer Tradition gedacht
- Die Frage: Was soll in der Kirche sein, in der ich mich wohl fühle?
Frage b)
- Leitung in der Gemeinde neu denken: verheiratet oder unverheiratet, Mann
oder Frau
- Motivation und Schulung für die Dienste
- Pflege der Kultur des Miteinanders von Haupt- und Ehrenamtlichen
4. Gruppe – DekanatsmitarbeiterInnen
Frage a)
- Kleine christliche Gemeinschaften und die Strukturen unserer Dörfer
- Bibelteilen als „Liturgie“ sehen
- Der soziologische Blick auf unser Dorf – Regionales Dorf
- Caritas vor Ort – hier entstehen pastorale Orte
- Internet: Entfernungen und Namen spielen hier keine Rolle, Zugang zu
„Fernstehenden“
- www.funcity.de verlinken und Referent einladen
- Schule als pastoralen Ort entdecken
Frage b)
- Wie geht das „Nah an den Menschen“?
- Wie können wir attraktiv sein für die „Kirchenkulturellen“, die, die nicht zum
Kern gehören
- Unterstützen, nicht verhindern
- Möglichkeiten vorstellen
- Visionen und Bilder erarbeiten
- Menschen zusammenbringen
- „Geht zu zweit ...“ – Teams fördern
- In Projekten Andockmöglichkeiten für viele Menschen bieten
IV. Anhänge
-
Flyer des Diözesantags mit Programmablauf
Erstinformationen zur Dorf-Analyse, von Pro Provincia
Broschüre „Leitbild der katholischen Schulen in Trägerschaft des Erzbistums
Paderborn“
„Im Aufwind“ – Flyer zu den Projekten der „Jungen Kirchen“ im Erzbistum
Paderborn
Powerpoint-Präsentation zum Workshop „Per Mausklick in die Kirche – Reale
Seelsorge in virtuellen Welten“ – Rainer Gelhot
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