Grundhaltung im Lehrberuf 2 Text einer Lehrperson, die an einer TA Ausbildungsgruppe in Zürich teilnimmt. Leitung: J. Schläpfer und H. Joss Das kann ich als Lehrperson in meinem Schulalltag einsetzen: Bis jetzt war ich in LehrerInnengruppen, in denen einzig das "wie organisiere ich die Mitwirkung (Eltern oder Schülern) besprochen wurde und zwar meist mit der Grundhaltung "auch das noch", "jetzt wollen sie sich noch mehr einmischen". Es blieb immer auf der formalen Ebene und auf die Kinder und Eltern und deren Voraussetzungen und Fähigkeiten zur Partizipation fokussiert. Nie wurde darüber gesprochen welche Voraussetzungen wir LehrerInnen in unserer inneren Einstellung schaffen müssen, wie wir umdenken müssen, damit es zu einer wirklichen Partizipation führen kann. Die meisten Elternvereine oder Schülergruppen, die ich selber kenne, (z. T. seit 15 Jahren im Kanton Bern) sind kaum mehr existent und es ist alles wie früher. Der Hauptgrund dieses Scheiterns liegt meines Erachtens (und in jeder Literatur, die ich gelesen habe, wird es als Grund fürs Scheitern angegeben) darin, dass es eine Alibiübung blieb und nie zu einer echten Partizipation wurde. In der Literatur und nicht nur bei Jaun, wird beschrieben wie wichtig es ist, auf verschiedenen Ebenen umzudenken (z. Entwicklungspsychologie, Pädagogik, Ansicht über die Gesellschaft etc.). Ich versuche die wichtigsten Punkte, in denen es umzudenken gilt aufzuzeigen und mich so von verschiedenen Richtungen der zentralen Hauptfrage (Innere Haltung, Paradigmenwechsel) zu nähern. Diese Haltung ist ja nicht einfach in einem Satz zu beschreiben. Sie setzt sich viel mehr aus verschiedenen kleinen Umdenkschritten zusammen und ergibt dann ein Ganzes. Seit vielen Jahren arbeite ich mit Kindern und in meinen Schulklassen und mit den Eltern auf einer partizipativen Basis. In all den Jahren habe ich immer nur "gefühlt" dass ich anders an dieses Thema herangehe, als die meisten meiner Kolleginnen. Aus den Feedbacks der Schüler und der Eltern geht hervor, dass auch sie dies feststellen und sich ernst genommen fühlen. Aber es ist gar nicht so einfach dieses "Andere" zu beschreiben. Deshalb bleiben wir wahrscheinlich so oft auf der formalen Ebene. Seit mehr als einem Jahr mache ich ja auch die TA Ausbildung. In der TA finde ich langsam die Worte um zu beschreiben, was ich meine und fühle. Aber ich konnte hier nicht in der TA Sprache diesen Haltungswechsel beschreiben, sonst hätte ich im Anhang noch ein TA Begriffserklärungsbuch schreiben müssen. Grundhaltungen, Skript, Prozess Skript, Einschärfungen und Antreiber, Miniskript etc. - von mir und meinen Schülern bestimmen unseren Umgang miteinander. Erst wenn es uns gelingt unsere eigene Einstellung und Haltung zu reflektieren und aktiv zu beeinflussen, können wir autonom handeln und wirksame Veränderungen herbeiführen. Autonomie ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass wir echte Partizipation zulassen können. Meine positiven Erfahrungen mit Schülern und Eltern führten dazu, dass ich noch immer mit Freude arbeite und auch grosse Freude an der Elternarbeit habe. Die Angst vor der Partizipation ist weg, sobald man diese mal wirklich erlebt hat und in einen gleichwertigen, respektvollen Kontakt mit dem Gegenüber getreten ist. Es ist mir mittlerweile zu einem Bedürfnis geworden. Ich kann und will gar nicht mehr www.hansjoss.ch anders arbeiten. (das Entlastendste daran ist ja, dass bei dieser Arbeitsweise auch ich nicht perfekt sein muss und Fehler dazugehören) Im Kanton Bern haben einige Fachleute erkannt, dass den Lehrern nicht einfach ein neuer Auftrag (Eltern- und Schülerpartizipation) erteilt werden kann. Sie haben auch erkannt, dass wir nicht nur mit formalen Aufträgen die Schule ändern können. Wenn nicht jede einzelne Lehrperson sich auch auf einen inneren Wandel einlässt, bleibt es die alte Schule in einem neuen Gewand. ……….. Auch gehen jährlich zwei Mal LehrerInnengruppen nach Finnland. Nicht um primär die PISA Ergebnisse zu verbessern, sondern um herauszufinden, welche Grundeinstellungen dazuführen, dass das finnische System so viel besser funktioniert als unseres. (Nur ein Beispiel nebst den besseren Schulergebnissen: Bei den finnischen Lehrpersonen gibt es praktisch kein Burnout bei den Lehrern und die Schüler gehen motiviert in die Schule!) Es wäre an der Zeit, dass wir alle von guten Beispielen aus anderen Kantonen lernen könnten. Und last but not least sollte man auch mal über die Grenzen blicken können, was andere anders machen und als Institution und Politikum Schule auch lernfähig bleiben. Wir verlangen dies ja von jedem Schüler… R.X. www.hansjoss.ch