Partizipation_Bremen_Storck 2012

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Partizipation –
Chance zum mehrseitigen
Lernen und demokratische
Herausforderung
Vortrag von Remi Stork
Fachtag „Beteilige mich und ich werde
verstehen“ in Bremen am 08. November 2012
1
Partizipation von Kindern und
Jugendlichen – eine Erfolgsgeschichte
 Zukunftsorientierung der Gesellschaft gibt Kindheit
und Jugend besondere Bedeutung
 Forschung erkennt den „kompetenten Säugling“
 Verändertes Generationenverhältnis
 Veränderte Erziehung: Vom Befehls- zum
Verhandlungshaushalt
 Moderne Erziehung ist ohne Partizipation undenkbar.
Fraglich ist nicht das OB? aber das WIE?
2
Partizipation in der Heimerziehung –
ein dringendes Erfordernis
 … denn die Rechte der Mädchen und Jungen sind immer
wieder gefährdet,
 … denn je mehr Schwierigkeiten Kindern und Jugendlichen
zugeschrieben werden, desto stärker setzt sich immer
wieder Expertenherrschaft durch,
 … denn Partizipation erfordert und sichert Qualität in der
Erziehungs- und Bildungsarbeit,
 … denn Partizipation fordert zu kreativer, lernender Praxis
heraus.
3
Partizipation und Demokratie

„Partizipation meint als Sammelbegriff sehr verschiedene Arten und Formen
der Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung und Mitbestimmung. (…) Sie
soll eine Öffnung von Entscheidungsprozessen (…) erreichen.“ (H.
Pfaffenberger)

John Dewey: „Embrionic society“: Demokratische Lebensformen bieten beste
Voraussetzungen für die Vorbereitung auf das Leben in einer demokratischen
Gesellschaft.

Demokratie als Lebensform orientiert sich nicht an den demokratischen
Formen, die Staat und Gesellschaft bestimmen (Wahlen, Abstimmungen, ...)
sondern eher am Habermas‘schen Demokratie- und Diskursmodell: dem Prinzip
der „Deliberation“.

Hier kommt dann der päd. Gedanke ins Spiel: Solche Dialog- und
Aushandlungsrunden können als moralische Entwicklungsförderung begriffen
werden.
4
Warum Beteiligung in moderner
Erziehung unerlässlich ist …
 Beteiligung ist ein Menschenrecht und sichert die Rechte
der Kinder und Jugendlichen
 Beteiligung macht Kinder und Jugendliche stark und gibt
ihnen das Gefühl der Selbstwirksamkeit
 Beteiligung ist ein Beitrag zur moralischen
Entwicklungsförderung
 Beteiligung befördert Bildungsprozesse
 Beteiligung ist ein wichtiger Bestandteil der
Demokratieerziehung
5
Zentrale Bedenken aus der
Sicht der Praxis
 Angst vor Machtverlust bzw. Ohnmacht.
 Sorge, die Fachlichkeit zu schwächen.
 Angst vor Anarchie und Scheitern !!!
6
Bausteine eines modernen Beteiligungskonzeptes in der Heimerziehung
Beteiligung
an
Hilfeplanung
Beteiligung
im
Alltag
Gruppenregeln
Grundhaltung
Beschwerdemöglichkeiten
Rechtekatalog
Beteiligungsgremien
7
Rechte-Katalog
 Gibt es einen Konsens im Team und in der gesamten
Einrichtung über die Rechte der Kinder und
Jugendlichen?
 Gibt es schriftlich fixierte Grundrechte für alle Kinder und
Jugendlichen? Z.B.: Kann ich mein Zimmer gestalten,
meine Freunde selbst aussuchen, meine Freizeit
gestalten…?
 Wurden diese Rechte mit den Jugendlichen erarbeitet?
 Werden neue Jugendliche und Fachkräfte über ihre
Rechte aufgeklärt?
8
Beteiligung im Alltag
 Ist die Einrichtung lebensweltlich orientiert?
 Gibt es individuelle, vertrauensvolle
Beziehungen?
 Werden die Jugendlichen in alltägliche
Entscheidungen einbezogen: Tagesablauf,
Hausarbeiten, auch in Finanzfragen,
Personalfragen, ...?
9
Gruppenregeln
 Werden die Gruppenregeln mit den
Jugendlichen gemeinsam erarbeitet?
 Werden sie regelmäßig aktualisiert?
 Beschreiben sie die Regeln für
Jugendliche und Fachkräfte?
10
Beteiligungsgremien
 Gibt es Beteiligungsgremien in Gruppe
und Gesamteinrichtung, die
funktionieren?
 Werden die Beteiligungsgremien
pädagogischen und politischen
Ansprüchen gerecht?
11
Beteiligung an der
Hilfeplanung
 Gibt es ein einrichtungsinternes Konzept oder einen Q-
Standard für die Beteiligung an der Hilfeplanung?
 Nutzen Sie alters- und entwicklungsbezogene
Methoden?
 Sind das Jugendamt und andere Kooperationspartner
(Schule, Eltern) hierbei einbezogen?
 Wie sichern Sie die Autonomie der Kinder und
Jugendlichen bei der einrichtungsinternen
Erziehungsplanung?
12
Beschwerdemöglichkeiten
 Gibt es ein Beschwerde- und
Anregungskonzept?
 Funktioniert dieses Konzept?
 Sind die Jugendlichen hierin
eingebunden?
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Grundhaltung
 Welche Bedeutung spielen Dialog und Aushandlung in
Ihrem Leben und in Ihrem Denken über Erziehung?
 Interessieren Sie sich für methodische und
konzeptionelle Ideen zur Partizipation?
 Unterstützen Sie die Stärkung von Kinderrechten und
Beschwerdemöglichkeiten?
 Setzen Sie sich aktiv für Mitbestimmung in Ihrer
Einrichtung ein?
 Begreifen Sie Ihre Arbeit als Beitrag zur
Demokratisierung?
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Die Beteiligungsleiter (nach S. Arnstein)
Nicht - Beteiligung
Manipulation
Umdefinition von Bedürfnissen
Therapie
Quasi - Beteiligung
Information
Beratung
Beschwichtigung
Beteiligung
Partnerschaftliche Aushandlung
Delegation von Entscheidungskompetenz
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Und: Wie weit geht Ihre Beteiligung auf der
„Beteiligungsleiter“?
1.
2.
3.
P. entscheiden autonom
P. entscheiden autonom, haben
aber Anhörungspflicht
P. entscheiden; K. haben
Vetorecht
1. Z.B. über eine neue Aufnahme
2. Votum der Gruppenmitglieder
3. Kinder müssen neuen
Gruppenmitgliedern zustimmen
4. Wechselseitiges Vetorecht /
4.
P. und Kinder müssen zustimmen
5.
Kinder entscheiden; P. haben
Vetorecht
5. Z.B. bei Einrichtung des eigenen
Kinder entscheiden, müssen aber
P. anhören
Kinder entscheiden autonom
6. Z.B. beim Kauf von Möbeln
6.
7.
Konsenspflicht
Zimmers
7. Z.B. bei der Verwendung von
Taschengeld
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(Ein Vorschlag von J. Blandow,U. Gintzel und P. Hansbauer
in: Partizipation als Qualitätsmerkmal in der Heimerz.)
Ein neuer Vorschlag aus Schleswig-Holstein:
Das Beteiligungskonzept als
Verfassung gestalten
 Fachkräfte und Leitung entscheiden über
Selbst- und Mitbestimmungsbereiche (analog
Beteiligungsleiter)
 Fachkräfte und Jugendliche klären Gremien,
Verfahren, Methoden
 Fachkräfte und Jugendliche reflektieren die
Erfahrungen und arbeiten an der
Weiterentwicklung
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„Ich habe mich im Verlaufe eines halben Jahres fünfmal dem Gericht gestellt …
Ich behaupte mit aller Entschiedenheit, dass diese wenigen Fälle Grundstein
meiner eigenen Erziehung zu einem neuen „konstitutionellen“ Pädagogen
waren, der den Kindern kein Unrecht tut, nicht weil er sie gern hat oder liebt,
sondern weil eine Institution vorhanden ist, die sie gegen Rechtlosigkeit, Willkür
und Despotismus des Erziehers schützt.“
(Janusz Korczak)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !!!
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