Das elektrische Feld der Atmosphäre Thomas Kuster, André Welti 14. August 2007 Hintergrund Die Erdoberfläche ist negativ geladen, wodurch positiv ionisierte Teilchen aus der Atmosphäre entlang der elektrischen Feldlinien in Richtung Erde beschleunigt werden. Die Atmosphäre ist insgesamt positiv geladen, da die Summe aller Ladungen im System Erde ungefähr neutral sein muss. Dabei sorgen die weltweiten Gewitter dafür, dass das elektrische Feld im wesentlichen konstant bleibt, denn sie führen der Atmosphäre neue Ladungsträger zu, währen in Schönwettergebieten geladene Teilchen aus der Atmosphäre zum Boden zurück sinken. Ohne die Gewitteraktivität würde der bestehende Gradient innert kurzer Zeit neutralisiert werden. Bei schönem, wolkenlosen Wetter entspricht die Ladungsverteilung den oben beschriebenen Verhältnissen, also positive Ladung der Atmosphäre und negative Ladung der Erdoberfläche. Dabei kommt es im Schnitt in Bodennähe zu elektrischen Potentialunterschieden von ca 100V pro Meter Höhendifferenz. In der Höhe werden die Potentialänderungen in der vertikalen geringer und betragen in 20km Höhe nur noch 1V/m. Insgesamt kann man bei schönem Wetter von einem ruhigen Feldverlauf ausgehen bei dem die Feldlinien orthogonal zur Erdoberfläche stehen. Objekte die geerdet sind, verformen das elektrische Feld. Das gleichzeitige Bestehen einer elektrischen Spannung in der Atmosphäre und der Leitfähigkeit der Atmosphäre ergibt zudem durch die Wanderung der freien Ionen einen ständigen geringen vertikalen Strom. Die Luft ist ein sehr schlechter Leiter, was gut ist um nicht ständig Stromschläge abzubekommen. Messung des elektrischen Felds der Atmosphäre und des vertikalen Strom Um das Potential zu bestimmen wird die isolierte horizontale Messplatte dem elektrischen Feld der Atmosphäre ausgesetzt. Die Messung wird in trocken, schönwetter Bedingungen durchgeführt, da Wolken das Feld beeinflussen würden. Der Fluss der positiv geladenen Ionen induziert eine Ladung auf der Plattenoberfläche. Die zwischen der Messplatte und der geerdeten Grundplatte entstehende Spannung ist proportional zum elektrischen Feld dem die Messplatte ausgesetzt ist. Q = εAE Q: induzierte Ladung ε: Dielektrikum, in diesem Fall Luft A: Fläche der Messplatte E: elektrische Feldstärke des Feldes dem die Messplatte ausgesetzt ist Die Spannungsänderung zwischen den Platten kommt durch die induzierte Ladung auf der Messplatte und der Kapazität des Systems Messplatte, Grundplatte zustande, welches einen Plattenkondensator darstellt. U = Q/C U: Spannung C: Kapazität des Plattenkondensators Q: Ladung Die Kapazität des Kondensators berechnet sich folgendermassen: C = ε A/d A: Fläche der Messplatte d: Plattenabstand Aus diesen Gleichungen lässt sich die elektrische Feldstärke des Kondensators berechnen. E = UC/εA = Q/εA = U/d Der Kondensator wird durch alle in der Zeit t auftreffenden Ionen mit der Ladung q aus der Atomsphäre geladen. Dies entspricht einer totalen Ladung pro Zeit Q/t, wodurch folgende Gleichung für Q/t folgt: Q/t = εAU/(dt) Q = 8.85·10-12 C/(Vm)·1.0006·0.82 m2·π·2.78V/(0.02 m·15·60 s) = 2.75·10-12 C/s t: Zeit Nehmen wir an, dass die Platten nach 15 Minuten (maximale Messdauer) vollständig geladen sind (Steady State erreicht) und das Feld der Platten somit demjenigen in der Atmosphäre entspricht. Daraus ergibt sich folgendes durchschnittliches elektrisches Feld: E = U(t=15 Minuten)/d = 139 V/m E: Elektrisches Feld Der zeitliche Verlauf ist in der Abbildung „Elektrisches Feld der Atmosphäre“ dargestellt. Der Messtag war ein sonniger Tag mit vereinzelten konvektiven Wolken. Der ansteigende Verlauf entspricht dem gemäss Literatur erwarteten Verlauf (am Nachmittag zunehmendes elektrisches Feld). Da der Abstand zwischen den Platten nur grob gemessen werden kann und die Messplatten nicht vollständig Eben ist, ergibt sich daraus eine nicht zu vernachlässigende Unsicherheit der Resultate. Elekt risches Feld der At m osphäre 150 elekt risches Feld [ V/m ] 147.5 145 142.5 140 137.5 135 132.5 130 127.5 125 12:28 12:43 12:57 13:12 13:26 13:40 13:55 14:09 14:24 14:38 14:52 Zeit [ MESZ] Wird die Messplatte abgedeckt bildet sie mit der Boden und Abdeckplatte einen gegenüber der Atmosphäre abgeschirmten Kondensator. Die mittlere Platte entlädt sich über das Dielektrizitätsmedium (Luft) auf beiden Seiten. Der Spannungsabfall einer Minute wird gemessen und daraus mit folgender Formel die mittlere Stromdichte J berechnet: I = ΔQ/Δt = CΔU/Δt = (εA/d)ΔU/Δt = εAΔU/(dΔt) J = I/A = εAΔU/(dΔt)/(2A) = εΔU/(2dΔt) 8.85·10-12 C/(Vm)·1.0006·0.94V/(2·0.02m·60s = 3.46·10-12A/ m2 I: Stromstärke ΔU: Änderung der Spannung wärend der Zeit Δt J: Stromdichte Der Kondensator ist kein idealer Plattenkondensator. Es gibt Randeffekte (Abbildung 6-13), nach [1] Seite 593 können diese wie folgt korrigiert werden: Akorrigiert = A f f = Akorrigiert/A = (r+3/8d)2π/(r2π) = (r+3/8d)2/r2 f = 1.0188 f: Formfaktor Der Verlauf ist in Abbildung „Vertikaler Stromfluss der Atmosphäre“ dargestellt. v ert ikaler St rom fluss [ A/m ^ 2] Vert ikaler St rom fluss der At m osphäre 4.20E-12 J [ A/m ^ 2] J_korrigiert [ A/m ^ 2] 4.10E-12 4.00E-12 3.90E-12 3.80E-12 3.70E-12 3.60E-12 3.50E-12 3.40E-12 3.30E-12 3.20E-12 3.10E-12 3.00E-12 2.90E-12 12:28 12:43 12:57 13:1213:26 13:40 13:55 14:0914:24 14:38 14:52 Zeit [ MESZ] Anhang Abbildungen Alle Englisch beschrifteten Abbildungen stammen aus [1]. Literatur [1] Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands (1987): Feynman Vorlesungen über Physik Band II. Oldenbourg, 166-182. Daten und Tabellen Messung mit abgeschirmten Eingang am Keithley Electrometer. Mit Cap. U_L [ V] 0.0093 0.0083 St art Ende Zeit U [ V] 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 0.0055 0.0096 0.0140 0.0190 0.0235 0.0285 0.0335 0.0385 0.0430 0.0475 0.0525 0.0565 0.0610 0.0660 0.0710 0.0760 Zeit Skala [ C] 09:20:00 1E-10 0.0088 09:39:00 U-U_L [ V] -0.0033 0.0008 0.0052 0.0102 0.0147 0.0197 0.0247 0.0297 0.0342 0.0387 0.0437 0.0477 0.0522 0.0572 0.0622 0.0672 Spannung Ua [ V] Gerät eeigenschaft en 0.0700 0.0650 0.0600 0.0550 0.0500 0.0450 0.0400 0.0350 0.0300 0.0250 0.0200 0.0150 0.0100 0.0050 0.0000 -0.0050 0 2.5 5 7.5 Zeit 10 12.5 15 Mit Cap. U_L [ V] 0.0100 St art Zeit Skala [ C] 09:44:00 1E-10 0.0100 Zeit U [ V] 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 0.0045 0.0110 0.0160 0.0220 0.0285 0.0355 0.0430 0.0500 0.0570 0.0640 0.0720 0.0790 0.0870 0.0940 0.1000 0.1100 U-U_L [ V] -0.0055 0.0010 0.0060 0.0120 0.0185 0.0255 0.0330 0.0400 0.0470 0.0540 0.0620 0.0690 0.0770 0.0840 0.0900 0.1000 Gerät eeigenschaft en 0.1000 0.0900 Spannung Ua [ V] 0.0800 0.0700 0.0600 0.0500 0.0400 0.0300 0.0200 0.0100 0.0000 -0.0100 0 2.5 5 7.5 Zeit Feldmessungen auf dem Dach 10 12.5 15 Feldm essung d 2 cm + /- 1m m Zeit (auf Band) 20 23.13 24.5 Zeit U [ V] + /- 0.1VFakt or 12:00:00 0 12:15:00 1 12:23:00 12:38:00 1 Skala [ C] E = U/d [ V/m ] 1E-09 0 1 1E-09 2.4 nach 12' w echsel auf 3x 2.5 1.65 nach zudecken 125 0.85 3.75 6.13 12:40:00 12:54:00 0 2.55 1.75 nach zudecken 127.5 0.8 6.5 9.63 12:55:00 13:10:00 0 2.8 1.7 nach zudecken 140 1.1 10 13 13:11:00 13:26:00 0 2.9 1.8 nach zudecken 145 1.1 13 16 13:28:00 13:43:00 0 2.65 1.8 nach zudecken 132.5 0.85 16.13 19 13:44:00 13:59:00 0 2.95 1.95 nach zudecken 147.5 1 19.38 14:00:00 14:15:00 0 2.95 1.95 nach zudecken 147.5 1 22.5 1.5 14:16:00 14:31:00 0 2.7 1.8 nach zudecken 135 0.9 1.75 4.75 14:33:00 14:48:00 0 3 2.1 nach zudecken 150 0.9 Dat en für Plot Zeit elekt rische Feld [ V/m ] Delt a U J [ A/m ^ 2] J_korrigiert 12:38:00 125 0.85 3.14E-12 12:54:00 127.5 0.8 2.95E-12 13:10:00 140 1.1 4.06E-12 13:26:00 145 1.1 4.06E-12 13:43:00 132.5 0.85 3.14E-12 13:59:00 147.5 1 3.69E-12 14:15:00 147.5 1 3.69E-12 14:31:00 135 0.9 3.32E-12 14:48:00 150 0.9 3.32E-12 Durchschnit t 138.89 0.94 3.48E-12 [ A/m ^ 2] 3.20E-12 3.01E-12 4.14E-12 4.14E-12 3.20E-12 3.76E-12 3.76E-12 3.38E-12 3.38E-12 3.55E-12