Das elektrische Feld der Atmosphäre Thomas Kuster, André Welti 21. August 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1.1 Entstehung und Aufrechterhaltung des atmosphärischen trischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Ladungsverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Verlauf des elektrischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Vertikaler Stromfluss in der Atmosphäre . . . . . . . . 2 elek. . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 2 4 2 Theorie, Herleitung der verwendeten Formel 4 3 Messungen 3.1 Ladungsänderung mit der Zeit 3.2 Elektrisches Feld E . . . . . . 3.3 Elektrischer Strom . . . . . . 3.4 Fehler . . . . . . . . . . . . . 5 6 6 6 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Resultate 8 4.1 Ladungsänderung mit der Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 4.2 Elektrisches Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4.3 Elektrischer Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Zusammenfassung In diesem Versuch wird das elektrische Feld der Atmosphäre gemessen. Dieses kommt durch Gewitter und ionisierende Strahlung zustande. Gemessen wurde das elektrische Feld mit einem Plattenkondensator welcher aus drei übereinanderliegenden Metallplatten besteht. 1 1 Einführung Das elektrische Feld der Atmosphäre kommt folgendermasse zustande: Gewitter und ionisierende Strahlung bewirken eine Ladungstrennung, wodurch die Ionosphäre positiv geladen wird. Es gibt verschiedene Theorien die Versuchen diesen Effekt zu erklären [1]. Die Erdoberfläche trägt negative Ladung, wodurch positiv ionisierte Teilchen aus der Atmosphäre entlang der elektrischen Feldlinien in Richtung Erde beschleunigt werden. Die Atmosphäre ist insgesamt positiv geladen, da die Summe aller Ladungen im System Erde neutral sein muss. 1.1 Entstehung und Aufrechterhaltung des atmosphärischen elektrischen Feld Weltweiten Gewitter sorgen dafür, dass das elektrische Feld konstant bleibt, sie führen der Erdoberfläche durch Blitze neue negative Ladung zu, während in Schönwettergebieten positiv geladene Teilchen aus der Atmosphäre zum Boden sinken. Ohne die Gewitteraktivität und ionisierenden Strahlungen würde der bestehende Gradient des elektrischen Feld der Atmosphäre innert kurzer Zeit neutralisiert werden. 1.2 Ladungsverteilung Bei wolkenlosen Wetter entspricht die Ladungsverteilung den oben beschriebenen Verhältnissen, positive Ladung der Atmosphäre und negative Ladung der Erdoberfläche. Dabei kommt es im Schnitt in Bodennähe zu elektrischen Potentialunterschieden von ≈ 100 V pro Meter Höhendifferenz. In der Höhe werden die Potentialänderungen in der vertikalen geringer und betragen in 20 km Höhe nur noch 1 V/m. 1.3 Verlauf des elektrischen Feld Insgesamt kann man bei schönem Wetter von einem ruhigen Feldverlauf ausgehen bei dem die Feldlinien orthogonal zur Erdoberfläche stehen (Abbldung 1). Objekte die geerdet sind, verformen das elektrische Feld (Abbldung 2), dies ist bei der Messung zu beachten. 2 Abbildung 1: Verlauf des elektrischen Feldes über einer Ebenen Fläche [1]. Abbildung 2: Veränderung des elektischen Feldes in der Nähe eines geerdeten Körpers [1]. 3 Abbildung 3: Elektrischer Stromfluss in der Atmosphäre [1] 1.4 Vertikaler Stromfluss in der Atmosphäre Das gleichzeitige Bestehen einer elektrischen Spannung in der Atmosphäre und der Leitfähigkeit der Atmosphäre ergibt zudem durch die Wanderung der freien Ionen einen ständigen geringen vertikalen Strom (Abbildung 3). Die Luft ist ein sehr schlechter Leiter, was gut ist um nicht ständig Stromschläge abzubekommen. Trotzdem fliesst ein geringer Strom. 2 Theorie, Herleitung der verwendeten Formel Die elektrische Feldstärke des Feldes (E) dem die Messplatte ausgesetzt, hängt mit der Fläche (A) der Messplatte und der induzierten Ladung (Q) wie folgt zusammen: Q = AE (1) Wobei die Dielektrizitätskonstante des die Platten umgebenden Mediums, in diesem Fall Luft, ist. Das zur Messung benutzte System besteht aus zwei Platten (Bodenplatte und Messplatte, Abbildung 4) welche einen Plattenkondensator bilden. Dieserkann wie folgt beschrieben werden: U = Q C (2) Wobei U die Spannung zwischen den Platten, Q die Differenz der Ladungen der beiden Platten ist und C die Kapazität dieses Plattenkondensators. 4 d Deckplatte Messplatte Bodenplatte Erdoberfläche Abbildung 4: Versuchsaufbau. Der Abstand der unteren beiden Platten wurde mit 2 cm grossen Abstandhaltern realisiert (d=2 cm). An der Deckplatte ist an beiden Seiten ein U-Profil montiert, dieses sorgt beim Abdecken für den notwendigen Abstand und stellt gleichzeitig eine elektrische Verbindung zur Bodenplatte her Die Kapazität eines Plattenkondensators kann wie folgt berechnet werden: A C = (3) d In der Gleichung (3) ist d der Abstand der beiden Platten und A die Fläche der Messplatte. Durch einsetzen von Gleichung (3) in Gleichung (2) ergibt sich: U = Q A d = Qd AU ⇒Q= A d (4) Die Gleichung (4) wird nun in die Gleichung (1) eingesetzt, welche nach E gelöst werden kann: U AU = AE ⇒ E = (5) d d Wodurch das elektrische Feld der Atmosphäre mit einem Plattenkondensator gemessen werden kann. Der Fluss der positiv geladenen Ionen induziert eine Ladung auf der Plattenoberfläche. Die zwischen der Messplatte und der geerdeten Grundplatte entstehende Spannung ist proportional zum elektrischen Feld dem die Messplatte ausgesetzt ist. 3 Messungen Das elektrische Potential der Atmosphäre wird gemessen, in dem eine isolierte Messplatte horizontal dem zu bestimmen elektrischen Feld der Atmosphäre ausgesetzt wird. Optimalerweise werden die Messungen bei trockenen 5 schönwetter Bedingungen durchgeführt, da Wasserdampf die Leitfähigkeit der Luft verändert und Wolken die Ladungsverteilung der Atmosphäre beeinflussen. Wir führten die Messungen am Mittwoch, 23. Mai 2007 auf dem Dach des IAC Gebäude. Das Wetter an diesem Tag zeichnet sich durch eine Hochdrucklage mit ganztagigem Sonnenschein und vereinzelten konvektiven Wolken aus. Das Dach bietet sich an da es eine ausgedehnte horizontale Fläche ist mit wenigen störenden Objekten in der Nähe. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass das elektrische Feld ungestört orthognal über dem Dach vorliegt. 3.1 Ladungsänderung mit der Zeit Der Kondensator wird durch alle in der Zeit t auftreffenden Ionen mit der Ladung q aus der Atomsphäre geladen. Dies entspricht einer totalen Ladung pro Zeit Q/t, wodurch folgende Gleichung für Q/t aus Gleichung (1) folgt: AU Q = t dt 3.2 (6) Elektrisches Feld E Die zeitliche Aufzeichnung der Messdaten zeigt einen leicht abflachenden Anstieg der Spannung. Wir nehmen an, dass sich die Spannung einem maximalen Wert annähert. Da jeweils nur maximal 15 Minuten gemessen wird, bleibt dies eine Vermutung. Wir nehmen an, dass sich nach 15 Minuten die Spannung genügend Nahe an den Maximalwert angenähert hat und somit das Feld der Platten demjenigen in der Atmosphäre entspricht. Mit der Gleichung (5) lässt sich somit das elektrische Feld der Atmosphäre berechnen. 3.3 Vertikaler elektrischer Stromfluss J Wird die Messplatte abgedeckt bildet sie mit der Bodenplatte und der Abdeckplatte einen gegenüber der Atmosphäre abgeschirmten Kondensator. Die mittlere Platte entlädt sich über das Dielektrizitätsmedium (Luft) auf beiden Seiten. Der resultierende Spannungsabfall wird wärend einer Minute gemessen. Der dabei fliessende Strom I ist gegeben durch: I = ∆Q (2) C∆U (3) = = ∆t ∆t 6 A ∆U d ∆t = A∆U d∆t (7) Der Stromfluss J kannn nun aus dem Quotient des Strom I und der Kondensatorfläche A bestimmt werden. Für den gesuchten Stromfluss J folgt dann mit Gleichung (7): J = = I A (8) A∆U d∆t 2A = ∆U (2d∆t (9) Der Faktor 2 vor der Fläche kommt daher, dass die Messplatte sowohl mit der Bodenplatte als auch mit der Abdeckplatte einen Kondensator bildet und sich über beide Seiten entladen kann. Mit den gemessen Werten (jeweils die Durchschnittswerte gemäss Tabelle 1) kann nun die mittlere Stromdichte J mit Gleichung (9) berechnet werden: ∆U 2d∆t C · 1.0006 · 0.94 V 8.85 · 10−12 Vm = 2 · 0.02 m · 60 s A = 3.46 · 10−12 2 m J = (10) (11) (12) Der Kondensator ist kein idealer Plattenkondensator. Es gibt Randeffekte (Abbildung 5). Der Randeffekt kann korrigiert werden, wenn die Kondensatorplatten am Rand um jeweils 38 d vergössert werden, wobei d der Abstand der Kondensatorplatten ist. Daraus folgt für den Korrekturfaktor f : Akorrigiert = Af Akorrigiert f = A (r + 38 d)2 π (r + 38 d)2 = = r2 π r2 = 1.0188 3.4 (13) (14) (15) (16) Fehler Der Fehler der Spannungsmessung wird durch eine Eichmessung mit abgeschirmten Eingang bestimmt (Abbildung 6) und beträgt nach 15 Minuten 7 Abbildung 5: Verlauf des elektrischen Feld am Rande eines Plattenkondensators. Die Feldlinien reichen über den Rand hinaus [1]. maximal 0.1 V. Dieser Fehler ist einseitig, der gemessene Wert kann also auf Grund dieses Fehlers maximal 0.1 V zu hoch sein. Die isolierten Abstandshalter sind 2 cm hoch. Dazwischen ist die Platte nicht fixiert. Daher ist eine Durchbiegung anzunehmen. Wir nehmen eine maximale Abweichung von ±1 mm für den Abstand an. 4 4.1 Resultate Ladungsänderung mit der Zeit Die Ladungsänderung mit der Zeit kann durch einsetzen der gemessen Druchschnittswert U (t = 15) (Tabelle 1) berechnet werden: Q AU = t dt 8.85 · 10−12 = (17) C Vm · 1.0006 · (0.8 m)2 · π · 2.78 V 0.02 m · 15 · 60 s = 2.75 · 10−12 A (18) (19) 8 Tabelle11 Geräteeigenschaften 0.1000 0.0900 Spannung Ua [V] 0.0800 0.0700 0.0600 0.0500 0.0400 0.0300 0.0200 0.0100 Messung 1 Messung 2 0.0000 -0.0100 0 2.5 5 7.5 10 12.5 15 Zeit [Minuten] Abbildung 6: Geräteeiegnschaften: Messung mit abgeschirmtem Eingang am Keithley Electrometer. Seite 4 Tabelle8 Tabelle 1: Aus den gemessenen Daten mit Gleichung (5) und (9) berechnete Daten für Plot Werte und deren Durchschnittswerte Zeit 12:38:00 12:54:00 13:10:00 13:26:00 13:43:00 13:59:00 14:15:00 14:31:00 14:48:00 Durchschnitt elektrische Feld [V/m] U(t=15) Delta U J [A/m^2] J_korrigiert [A/m^2] 125 2.5 0.85 3.14E-12 3.20E-12 127.5 2.55 0.8 2.95E-12 3.01E-12 140 2.8 1.1 4.06E-12 4.14E-12 145 2.9 1.1 4.06E-12 4.14E-12 132.5 2.65 0.85 3.14E-12 3.20E-12 147.5 2.95 1 3.69E-12 3.76E-12 147.5 2.95 1 3.69E-12 3.76E-12 135 2.7 0.9 3.32E-12 3.38E-12 150 3 0.9 3.32E-12 3.38E-12 138.89 2.78 0.94 3.48E-12 3.55E-12 9 Tabelle9 Elektrisches Feld der Atmosphäre elektrisches Feld [V/m] 155 150 145 140 135 130 125 120 12:28 12:43 12:57 13:12 13:26 13:40 13:55 14:09 14:24 14:38 14:52 Zeit [MESZ] Abbildung 7: Gemessenes elektrisches Feld der Atmosphäre, von 12:38 bis Seite 12 14:48 MESZ. Die beiden Schwankungen um 13:40 und 14:30 könnten eine Folge von vereinzelten konvektiven Wolken und aufgewirbeltem Staub, welcher als Ladungträger in Frage kommt, sein. 4.2 Elektrisches Feld E Für das durchschnittliche elektrische Feld ergibt sich mit der Gleichung (5) und U (t = 15) = 2.78 V (Tabelle 1) sowie d = 0.02 m: E= U 2.78 V V = = 139 d 0.02 m m (20) Der gemessene Verlauf zeigt eine Zunahme des elektrischen Feldes am Nachmittag (Abbildung 7). Grössenordung und Verlauf entsprechen den Literaturwerten (Abbildung 8). 4.3 Vertikaler elektrischer Stromfluss J Der mit dem Formfaktor f korrigierte Verlauf der atmosphärischen Stromdichte (Jkorrigiert ) sowie der unkorrigierte (J) ist in Abbildung 9 dargestellt. 10 Abbildung 8: Messung eines typischen Tagesverlauf über dem Meer weissen eine vergleichbare Zunahme des elektrischen Feldes am Nachmittag auf. Diese sind mit den von uns gemessenen Werten Abbildung 7 vergleichbar [1]. Der Fehler auf Grund des Randeffektes ist wesentlich im Gegensatz zu den bei dieser Messung vernachlässigbaren Fehlern welche im Abschnitt 3.4 erwähnt sind. Literatur [1] Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands (1987): Feynman Vorlesungen über Physik Band II. Oldenbourg, 166-182. 11 Tabelle9_2 vertikaler Stromfluss [A/m^2] Vertikaler Stromfluss der Atmosphäre 4.20E-12 J [A/m^2] J_korrigiert [A/m^2] 4.10E-12 4.00E-12 3.90E-12 3.80E-12 3.70E-12 3.60E-12 3.50E-12 3.40E-12 3.30E-12 3.20E-12 3.10E-12 3.00E-12 2.90E-12 12:28 12:57 13:26 13:55 14:24 14:52 Zeit [MESZ] Abbildung 9: Gemessener vertikaler Stromfluss (J) in der Atmosphäre, von Seite 13 12:38 bis 14:48 MESZ. Der gemessene Stromfluss entspricht der erwarteten Grössenordnung wie sie in der Literatur angegeben wird. Die Schwankung kann durch die Advektion von Staub in der Luft zwischen den Platten erklärt werden. Staub kann auf der Oberfläche Ladung tragen und so die empfindliche Messung stören. Am Messstandort am IAC wird zum Teil Staub aufgewirbelt, ebenso kann von der nahen Baustelle Staub zum Versuchsstandort verfrachtet werden 12