Aktiengesellschaft für Dienstleistungen in der Schweineproduktion Geschäftsbereich SGD-SSP Literaturrecherche Hormonal profiles, behavioural responses, and short-term growth performance after castration of pigs at three, six, nine, or twelve days of age J. A. Caroll et al. Journal of Animal Science 84, 2006, 1271-1278 Immer noch ist das ideale Kastrationsalter ein Thema, das zu Diskussionen Anlass gibt. Der Stress, der durch eine Kastration entsteht, kann eine Menge von Faktoren beeinflussen wie Verhalten, endokrine und immunologische Eigenschaften und Wachstumsrate. Bisher liegt eine Vielzahl von Versuchen betreffend Ferkelkastration vor, wobei die Resultate stark gegensätzlich sind. Deshalb wurden in dieser Untersuchung die Effekte einer Kastration zu unterschiedlichen Zeitpunkten (am 3., 6., 9., 12. Lebenstag) anhand von endokrinen Faktoren, kurzzeitiger Wachstumsrate und Verhalten als Stressindikatoren gemessen. 90 männliche Ferkel von primiparen Sauen wurden für den Versuch eingesetzt, dabei wurden 24 Würfe zufällig einer Behandlung zugeordnet. Innerhalb der Würfe wurden die männlichen Tiere den Gruppen CAS (kastriert) oder NC (nicht kastriert) zugeteilt, wobei insgesamt 8 Gruppen gebildet wurden. 3 Stunden bevor die ersten Tiere kastriert wurden, erhielten alle einen JugularVenenkatheter. Für die Kastration wurden die Ferkel mit dem Kopf nach unten gehalten, das Skrotum wurde mit Betadin-Lösung besprüht und eine sterile Skalpelklinge verwendet. Die Schnittwunde wurde nochmals mit Betadin besprüht und die Ferkel anschliessend wieder in ihre Buchten verbracht. Auch die Ferkel der NC Gruppen wurden mit dem Kopf nach unten gehalten, mit Betadin besprüht und für 45 bis 60 Sekunden gehalten. Die Blutproben wurden direkt vor der Kastration und anschliessend 0.5, 1, 1.5, 2, 24 und 48 Stunden danach entnommen. Zusätzlich wurden die Tiere 24 und 48 Stunden nach dem Eingriff gewogen. In den gewonnen Blutproben wurden folgende Faktoren bestimmt: Totales Kortisol, porzines kortikosteroid-bindendes Globulin (pCBG) und Dehydroepiandrosterone Sulfat (DHEA-S). Um den freien Kortisolindex (FCI) zu bestimmen wurden die Werte des totalen Kortisols durch die Werte des pCBG geteilt. Weil nur das freie Kortisol biologisch aktiv ist, wird der FCI als sensitiver Indikator für Stress erachtet. Die Daten für das Verhalten (jeweils Liegen, Sitzen, Stehen in der Bucht und unter der Lampe, Aktivität und Saugen) wurden im 3-Minuten Takt während 2 Stunden nach der Kastration erhoben. Es konnte kein Unterschied in der Wachstumsrate beobachtet werden, weder zwischen den kastrierten und nicht kastrierten Tieren, noch zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Das totale Kortisol war bei den kastrierten Tieren signifikant höher als bei den nicht kastrierten. Sowohl bei der Gruppe CAS als auch bei der Gruppe NC waren die Werte des totalen Kortisols im Alter von 9 und 12 Tagen signifikant höher als bei den Tieren im Alter von 3 Tagen. Ein Zusammenhang zwischen Alter und Kastration konnte nicht nachgewiesen werden. Die Kortisolspiegel stiegen bei den Ferkeln aller Alterskategorien eine halbe Stunde nach der Kastration dramatisch an. 24 Stunden nach der Kastration sanken die Werte wieder auf die Basis ab. Auf die pCBG Werte hatte die Kastration keinen Einfluss, jedoch konnten altersabhängige Unterschiede verzeichnet werden. Für das FCI konnten bei den CAS Gruppen 0.5 und 1.5 Stunden nach der Kastration signifikant höhere Werte bestimmt werden. Zwischen den verschiedenen Altersstufen gab es jedoch keine Unterschiede. Eine Interaktion zwischen Alter, Kastration und Zeitpunkt nach erfolgtem Eingriff konnte bei den DHEA-S Konzentrationen abgelesen werden. Bei der NC Gruppe stiegen die Konzentrationen mit dem Alter an und blieben während 48 Stunden nach der Behandlung relativ konstant. In der CAS Gruppe waren die DHEA-S Werte für die älteren Tiere ebenfalls höher und sanken bei allen Alterskategorien 0.5 Stunden nach der Kastration rapid ab, wobei die Konzentration im Serum der 12 Tage alten Tiere auch 2 Stunden nachher noch deutlich höher waren als bei den jüngeren Tieren. Während der ersten 2 Stunden nach dem Eingriff konnte im Verhalten der beiden Gruppen keine Unterschiede festgestellt werden, obwohl die CAS Ferkel tendenziell weniger Aktivität zeigten. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 30.06.2006 Seite 1 von 2 Verglichen mit vorgängigen Studien konnten hier keine Unterschiede im Verhalten und in der kurzfristigen Gewichtszunahme zwischen kastrierten und nicht kastrierten Ferkeln und zwischen Ferkeln die zu unterschiedlichen Zeitpunkten kastriert wurden, festgestellt werden. Bisher wurde berichtet, dass Tiere, die im Alter von 3 Tagen kastriert wurden, häufiger Saugperioden verpasst haben und deshalb kurzfristig geringere Gewichtszunahmen zeigten. Anhand der FCI Werte wurde gefolgert, dass die Kastration altersunabhängig Stress auslöst, der nach 24 Stunden wieder abnimmt. Da die Tiere einen Venenkatheter eingesetzt bekamen, war das Handling für die Blutentnahme nicht ganz so aufwändig. Es konnte jedoch trotzdem erkannt werden, dass je älter die Tiere wurden, umso höher die FCI Werte anschliessend an die Blutentnahme anstiegen. DHEA-S ist antagonistisch mit Glukokortikoiden gekoppelt. Bei der Produktion der Steroidhormone kann Hydroxy-Pregnenalone entweder zu DHEA umgewandelt werden oder zu Hydroxyprogesteron, woraus schlussendlich Kortisol gebildet wird. Die adrenale Androgenproduktion könnte aufgrund der Steigerung der Serumkortisolkonzentration zurückgehen, um auf Stressoren reagieren zu können. Anhand dieser Theorie wurde der Verlauf der DHEA-S Konzentration bei der CAS und NC Gruppe erklärt. Der Abfall der DHEA-S Serum-Konzentration zusammen mit dem Anstieg an Kortisol in der CAS Gruppe wurde als notwendig erachtet, damit die kastrierten Ferkel mit dem physikalischen Trauma umgehen können. Obwohl bei der Tieren aus den NC Gruppen die Kortisolkonzentration ebenfalls anstieg, schien der Stress durch das Handling nicht so gross zu sein, dass eine Veränderung der Glukokortikoidproduktion auf Kosten der Androgene statt fand. Als weiterer Grund für das Absinken der DHEA-S Werte wird erwähnt, dass die Hauptproduktion des Hormons in den Hoden statt findet. - - - In dieser Studie wurden die Effekte der Ferkelkastration auf die kurzfristige Wachstumsrate, Hormonprofile und Verhalten bei einem Alter von 3, 6, 9 oder 12 Tagen untersucht. Es konnte kein Einfluss der Kastration auf die kurzfristige Wachstumsrate beobachtet werden. Bei den kastrierten Ferkeln konnte eine Erhöhung der Serumkortisolwerte gemessen werden. Diese war jedoch altersunabhängig. Die Behandlung hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Verhalten der Ferkel (Saugen, Liegen, Stehen oder Sitzen), obwohl die kastrierten Tiere tendenziell weniger aktiv waren. Die Resultate weisen darauf hin, dass die Kastration unabhängig vom Alter Stress bedingt. Der Handling-Stress jedoch mit dem Alter scheinbar ansteigt. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 30.06.2006 Seite 2 von 2