VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen A: Grundlagen B: Prozess des Risikomanagements C: Maßnahmen des Risikomanagements D: Risikomanagement mit der Balanced Scorecard Literaturhinweise: Götze, U./Henselmann, K./Mikus, B. (Hrsg.): Risikomanagement, Heidelberg 2001 Eller, R./Gruber, M./ Reif, M. (Hrsg.): Handbuch des Risikomanagements, 2. Aufl., Stuttgart 2002 Johanning, L./ Rudolph, B. (Hrsg.): Handbuch Risikomanagement, 2 Bände, Bad Soden 2000, 1 VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen A: Grundlagen 1. Aufgaben und Instrumente des RM 2. Risiko und Risikomessung 2 VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 3 A: Grundlagen: 1. Aufgaben und Instrumente des RM Wirtschaftliches Handeln erfolgt unter Unsicherheit. Unsicherheit bedeutet, dass eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der mit einzelnen Handlungsalternativen verbundenen Ergebnisse vorliegt. Risiko: die möglichen Abweichungen der Ergebnisse von ihrem erwarteten Wert. Risiko beinhaltet sowohl die möglichen positiven Abweichungen als auch die möglichen negativen Abweichungen. Als Verlustrisiko bezeichnen wir die Gefahr möglicher negativer Abweichungen der Ergebnisse von ihrem erwarteten Wert. Allgemeine Definition des Risikomanagements: Risikomanagement ist die Gesamtheit der Maßnahmen einer Unternehmung, mit denen die Wahrscheinlichkeitsverteilung des Unternehmenserfolges optimiert wird. VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 4 Marktunvollkommenheiten, die ein Risikomanagement im Unternehmen notwendig erscheinen lassen: ▪ Transaktionskosten: ▪ Informationsasymmetrie: ▪ Insolvenzkosten: ▪ Steuern: ▪ Wohlfahrtsverluste und opportunistisches Verhalten: Aufgabe des Risikomanagements ist es, ein Portefeuille aus Realinvestitionen und finanziellen Maßnahmen herzustellen, das für die betroffenen Personen eine optimale Kombination von Ertrag und Risiko erzeugt. Systematisierung der risikopolitischen Instrumente ▪ Kriterium: Ansatzpunkt der Risikosteuerung ► Ursachenbezogene Maßnahmen: Beseitigung der Risikoursachen, um das Eintreten von Verlusten zu verhindern. ► Wirkungsbezogene Maßnahmen: Verringerung der negativen Wirkungen, die auf den Eintritt einer Risikoursache folgen. VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen ▪ Neuere betriebswirtschaftliche Einteilung ► Risikovermeidung ► Risikoverminderung ► Risikoüberwälzung: ► Risikoakzeptanz 5 VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 6 2. Risiko und Risikomessung Mögliche Ergebnisgrößen: Zahlungsstrom Marktwert des Zahlungsstroms Gewinn Zahlungsstrom als Ergebnisgröße Ergebnisgröße: der Zahlungsüberschuss des gesamten Unternehmens, der auf die Kapitalgeber entfällt. Ergebnisgröße: ~e t bezeichnet den Einzahlungsüberschuss des gesamten Unternehmens in der Periode t, der auf die Kapitalgeber entfällt. E (~ e1, ~ e2 ,.... ~ e t ,...., ) Risiko der Kapitalgeber: Risiko, das sich aus dem Zahlungsstrom E ergibt. (= ökonomisches Risiko) VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 7 Einperiodenmodell: Unternehmung: Portfolio ökonomischer Aktivitäten i = 1 .... n, deren Ergebnisse die einzelnen risikobehafteten Cash Flows Xi sind. Das Gesamtergebnis X ergibt sich als Summe der Einzelergebnisse: n X Xi i 1 n ( X ) ( X i ) i 1 n 1 n ( X ) ( X i ) 2 2 2 i 1 i 1 n (X ) (X ) (X , X ) ji 1 i j i j Die Varianz des Gesamtergebnisses ist das Risiko der Unternehmung, das sich ohne explizites Risikomanagement aus der Mischung der n geschäftlichen Aktivitäten (Basisaktivitäten) ergibt. Das Gesamtrisiko hängt wesentlich von den Korrelationen zwischen den CF der Basisaktivitäten ab. VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 8 Marktwert des Zahlungsstroms als Ergebnisgröße Ergebnisgröße: Marktwert des Zahlungsstroms in einem zukünftigen Zeitpunkt (~ e3 ) (~ e3 ) (~ e2 ) V1 e 1 ......... 2 3 (1 k) (1 k) (1 k) e1 die im Zeitpunkt 1 eintreffende Zahlung (~ et ) die erwartete Zahlung im Zeitpunkt t k der von den Kapitalgebern verwendete risikoangepasste Kalkulationszinsfuß Risiko wird dann am Risiko des Marktwertes gemessen. Das (heute bestehende) Risiko des Marktwertes V1 hängt ab: − vom Risiko der Zahlung e1 − von den Risiken der erwarteten Zahlungen (~e t ) − vom Risiko des Kalkulationszinsfusses k − von den Korrelationen zwischen den Zahlungen − von den Korrelationen zwischen Zahlungen und Kalkulationszinsfuß Planungshorizont: − kurzfristig: V1 − langfristig: z. B: V5 VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 9 Konflikte zwischen Zahlungsstrom und Marktwert: Beispiel: Anlage von 100 € über 5 Perioden Anlagemöglichkeiten: 5-jähriger Zerobond, Preis 100, Zahlung in t=5: 133,82 (Rendite von 6% jährlich) Festverzinsliche Anleihe NW 100 Restlaufzeit 5 Jahre, Kurs 100, jährliche Zinszahlung 6 % vom NW Variabel verzinsliche Anleihe NW 100, Restlaufzeit 5 Jahre, Kurs 100, jährliche Zinszahlung in Höhe des jeweiligen 12-Monats-Euribor (Marktzinssatz) Annahme: keine Wiederanlage der Zinszahlungen, kein Bonitätsrisiko. Zahlungsstromrisiko Titel t=0 t=1 t=2 t=3 t=4 t=5 ZB - 100 0 0 0 0 133,82 FVA - 100 6 6 6 6 106 VVA -100 6 ? ? ? 100+? VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 10 Risiko des Marktwertes V1 V1 z1 z2 z3 z4 z5 (1 r1 ) (1 r1 )2 (1 r1 )3 (1 r1 )4 Annahme: Flache Zinsstruktur, die sich um zwei Prozentpunkte nach oben oder unten verschieben kann. Der Zinssatz r1 ist der Marktzinssatz in t=1 in Form des 12-Monats-Euribors. Zerobond festverzinsl. Anleihe variabel verzinsl. Anleihe r1 = 0,04 114,39 113,26 106,00 r1 = 0,06 106,00 106,00 106,00 r1 = 0,08 98,36 99,38 106,00 VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 11 Risiko des Marktwertes V5 Marktwert unmittelbar vor der Zahlung in t=5, ergibt aus den in t=5 erfolgenden Zahlungen. Diese Zahlungen sind beim Zerobond und bei der festverzinslichen Anleihe fest, so dass beide risikolos sind. Die Zinszahlung der variabel verzinslichen Anleihe ist aus heutiger Sicht unsicher, weil der für die 5te Periode geltende Zinssatz noch nicht feststeht, so dass der Marktwert hier ein Risiko aufweist. Zusammenfassung: ZB Zahlungsstrom V1 V5 kein Risiko höchstes kein Risiko Risiko FVA kein Risiko geringeres kein Risiko Risiko VVA Risiko der kein Risiko Risiko der Zinszahlungen Zinszahlung in t2, t3, t4, t5 in t5 VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 12 Gewinn als Ergebnisgröße Kapitalgeber knüpfen bei der Beurteilung des Unternehmens am Jahresabschluss, insbesondere dem Bilanzgewinn an. Kapitalgeber nutzen den Jahresabschluss vorrangig zu Prognosezwecken, deshalb sind der Trend und die Stabilität der Gewinnentwicklung sehr wichtig. Aufgabe des Risikomanagements ist es, Gewinnrisiken einzuschränken. Dabei sind die Rechnungslegungsvorschriften zu beachten. VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 13 Exkurs: Entscheidungstheoretische Grundlagen Unsicherheit der Entscheidungssituation: Eine Zielgröße, z.B. der Marktwert Wahl zwischen mehreren Handlungsalternativen Ergebnis hängt davon ab, welche Handlungsalternative gewählt wird und welcher Umweltzustand eintritt. Entscheidungsträger kennt die möglichen Umweltzustände, weiß aber nicht, welcher Zustand eintritt. Entscheidungsträger kann nicht beeinflussen, welcher Zustand eintritt. Ergebnisfunktion: Ergebnis einer Entscheidung kann als Funktion zweier klar trennbarer, unabhängiger Variabler dargestellt werden: ▪ gewählte Alternative a ▪ eintretender Umweltzustand s VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 14 Ergebnismatrix: sj s1 .... sj .... sn e11 .... e1j .... e1n . . . . .... .... . . .... .... . . ai ei1 .... eij .... ein . . . . .... .... . . .... .... . . em1 .... emj .... emn a1 am Zustandsbezogene Betrachtungsweise: Unsicherheit wird durch die Menge der möglichen Zustände beschrieben. Umweltzustand ist eine mögliche Konstellation der in einer bestimmten Entscheidungssituation relevanten Daten. Daten sind Größen, die der Entscheidungsträger nicht beeinflussen kann, die aber das Ergebnis der Entscheidung beeinflussen. Zustände müssen immer so definiert werden, dass sie unabhängig von der gewählten Alternative sind. Der Zustandsraum enthält die Menge der für die Entscheidung relevanten Umweltzustände. VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 15 Wahrscheinlichkeiten: Wahrscheinlichkeiten müssen folgende Eigenschaften aufweisen: Wahrscheinlichkeiten sind nicht negativ. Ein unmögliches Ereignis (Zustand) hat die Wahrscheinlichkeit 0. Das sichere Ereignis (Zustand) hat die Wahrscheinlichkeit 1. Die Wahrscheinlichkeit, dass eines von mehreren sich ausschließenden Ereignissen eintritt, ist gleich der Summe der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Ereignisse. Ergebnismatrix: sj w(sj) s1 w1 .... .... sj wj .... .... sn wn e11 .... e1j .... e1n . . . . .... .... . . .... .... . . ai ei1 .... eij .... ein . . . . .... .... . . .... .... . . em1 .... emj .... emn a1 am VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 16 Kennzeichnung der Wahrscheinlichkeitsverteilung: Mittelwert der Verteilung: Er gibt die mittlere Ergebnishöhe an. Erwartungswert: E~ ei μ i n e is ws s 1 Standardabweichung σ und Varianz σ2 σ σ 2 m σ eis μi w s 2 2 s 1 2 ~ Eei μi Standardabweichung gibt das mittlere Niveau der möglichen Abweichungen vom Erwartungswert an. VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 17 Semivarianz [SV]: Semivarianz erfasst nur die möglichen Abweichungen vom Erwartungswert nach oben oder nach unten. Zur Berechnung der Semivarianz definiert man zwei Zufallsvariablen, die zu der Ergebnisgröße in folgender Beziehung stehen: ~ e falls ~ eu μ falls ~ eμ ~ eμ 2 SVu E~ eu μ 2 ~ SVo Ee o μ μ falls ~ eo ~ e falls ~ eμ ~ eμ VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 18 Verlustwahrscheinlichkeit [p*]: Wahrscheinlichkeit, dass in der Planungsperiode ein Verlust realisiert wird. Erwartungswert des Verlustes: Verlust: ~ e falls ~ e 0 falls ~ e0 ~ e0 Erwartungswert des Verlustes E~ ei λ i e is w s s VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 19 Beispiel: s 1 2 3 4 5 ws 0,1 0,1 0,2 0,3 0,3 es 70 90 100 120 160 Erwartungswert: E~ ei μi eis w s n s 1 0,1 70 0,1 90 0,2 100 0,3 120 0,3 160 120 Varianz: m σ eis μi w s 2 2 s 1 2 ~ Eei μi 70 120 0,1 90 120 0,1 2 2 100 120 0,2 120 120 0,3 2 160 120 0,3 900 2 σ 900 30 2 VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 20 Semivarianz: ~ eu 70;90;100 ~ eo 160 2 SVu E~ eu μ 70 120 0,1 90 120 0,1 2 2 100 120 0,2 2 420 2 ~ SV0 Ee o μ 160 120 0,3 2 480 Erwartungswert des Verlustes: Annahme: Investitionsbetrag 100, damit Verluste in den Zuständen 1 und 2. Verlust: e 30; 10; ~ Erwartungswert des Verlustes E~ ei λ i e is s 30 0,1 10 0,1 4 ws VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 21 Value at Risk (VaR) Der VaR ist der maximal erwartete Verlust, der nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit überschritten wird. Der VaR ist definiert als: ▪ erwartete maximale negative Änderung in Geldeinheiten ▪ des Marktwertes einer Position (Portefeuilles) ▪ innerhalb einer festgelegten Haltedauer der Position ▪ für ein bestimmtes Konfidenzniveau 1-α VaR ist ein Risikomaß, das insbesondere bei Kreditinstituten Anwendung findet, aber auch außerhalb des Bankgewerbes zunehmend verwendet wird. VWA: Risk Management Folien A: Grundlagen 22 VaR-Ermittlung mit der Varianz-Kovarianz-Methode für ein Portfolio (PF) mit drei Marktfaktoren Eingabedaten: Marktfaktoren (MF) 1 2 3 Gewichte 0,5 0,3 0,2 Renditen der MF Erwart.-Wert Std.-Abw. 0,123 0,236643191 0,176 0,375499667 0,141 0,294957624 1 1 0,89 0,91 Korrelationskoeffizienten 2 3 0,89 0,91 1 0,79 0,79 1 Konfidenzniveau des VaR (1-): 95,00% Marktwert des Portfolios (in DM): 500.000 Ergebnisse: PF-Rendite: 14,25% 7,71% 27,77% PF-Wertänderung (in DM): Erwart.-Wert: 71.250 Std.-Abw.: 138.833 VaR (in DM): MF 1: 66.561 MF 2: 66.246 MF 3: 34.416 Summe MF: 167.223 Portfolio: 157.110 Erwart.-Wert: Varianz: Std.-Abw.: Der Value at Risk des PF von 157110 DM bedeutet, daß innerhalb der nächsten Periode der Wertverlust des PF mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % nicht mehr als 157110 DM beträgt.