Die Normannen in Sizilien Dies ist die fiktive Hintergrundgeschichte des Belagerungsszenarios des Mannheimer Tabletopclubs auf dem Attriticon in Ulm. Wir haben versucht, das ungefähre historische Umfeld beizubehalten, die Schlacht an sich, sowie die beteiligten Armeen, sind aber erfunden. Wir möchten das farbenprächtige und fantasieanregende Mittelalter mit seinen normannischen Landräubern, seefahrenden Wikingern und orientalischen Sarazenen in Szene setzen, ohne uns von geschichtlichen Tatsachen allzu sehr einengen zu lassen. Insofern ist der Hintergedanke bei unserem Szenario eher der eines Hollywood-Filmes statt der eines korrekten Nachspielens von historischen Begebenheiten. Die Belagerung von Capua „Man schreibt etwa das Jahr 1150. Der Normanne Roger II. herrscht über Süditalien und Sizilien. Vor kurzem ist der 2. Kreuzzug zu Ende gegangen und der aus dem heiligen Land zurück reisende deutsche König Konrad III. von Hohenstaufen hat ein Bündnisangebot des byzantinischen Kaisers Manuel Komnenos, dem Erzfeind der sizilianischen Normannen, angenommen. Man beschließt für das nächste Jahr einen gemeinsamen Feldzug nach Sizilien. Als Roger II. davon erfährt, verteilt er seine getreuesten Vasallen, seine besten Ritter und einen Großteil seiner Armee auf die äußersten Grenzen seines Reiches. Solchermaßen im eigenen Land geschwächt, ergreift sein Schwager Rainulf Graf von Avellino die Chance, sich selbst zum König von Sizilien zu erheben. Er bekommt finanzielle Unterstützung durch den deutschen König Konrad III. und Papst Innozenz II. und schart eine Streitmacht um sich, die sich nur zu einem kleinen Teil aus seinen normannischen Lehensmännern zusammen setzt. Es ist ihm allerdings mit deutschem und päpstlichen Gold gelungen, eine im Mittelmeer kreuzende kleine Flotte schwedischer Wikinger anzuheuern, die unterwegs sind, um sich der Wärager-Garde des byzantinischen Kaisers anzuschließen. Außerdem hat er Verstärkung erhalten von arabischen Truppen der normannischen Besitzungen in Nordafrika. Als der König in Capua weilt um die Verteidigungsanlagen zu inspizieren, schlägt Rainulf zu. Seine Truppen schließen die Stadt ein und beginnen, die Mauern zu beschießen. In höchster Not sendet Roger II. Boten aus, um seine Ritter von den Grenzen zurück zu rufen. Sie sollen die Invasoren zurückschlagen, den Belagerungsring um Capua sprengen und somit seine Krone retten. Als das Rebellenheer mit seinen ausländischen Söldnern von der herannahenden Ersatzarmee erfährt, befiehlt Rainulf den Sturmangriff auf Capua, während die arabische Reiterei das gegnerische Ritterheer in eine Feldschlacht verwickeln soll. Die Entscheidungsschlacht um Capua und somit um die Krone von Sizilien, hat begonnen...“ Daten und Fakten zu: „Die Normannen in Süditalien und Sizilien“ Die Eroberung Süditaliens und Siziliens ist vielleicht die beeindruckendste, sicher bei vielen die romantischste Leistung der Normannen. Um das Jahr 1000 waren normannische Pilger auf der Heimreise von Jerusalem in die Normandie. In Salerno halfen sie der Bevölkerung sich der Sarazenen zu erwehren. Sie erhielten dort das Angebot, auch weiterhin in ihren Dienste zu verweilen. Anfang des 11.Jh. zogen einzelnen Ritter/Rittergruppen aus der Normandie nach Süditalien, um hier ihr Glück zu suchen. Sie traten als Söldner in die Dienste verschiedener Fürsten (Lombarden). 1030 erhielt einer von ihnen - Rainulf - für seine Dienste die Grafschaft Aversa (nördlich von Neapel). Es wurde das erste normannische Territorium in Süditalien. Immer mehr Normannen kamen aus der Normandie und sie begannen weitere Teile Süditaliens zu erobern. Unter ihnen war auch mehrere Söhne aus der Familien der Hautevilles. Die Normannen besiegten im Laufe des 11.Jh. lombardische Fürsten, byzantinische Statthalter und 1053 auch Papst Leo IX, der extra für den Kampf gegen die Normannen ein Heer aufstellte. Trotz der päpstlichen Niederlage kam es in den folgenden Jahren zu einem Ausgleich zwischen dem Papst und den Normannen, denn die Päpste suchten dringend Verbündete in ihrem Kämpf gegen die deutschen Könige und Kaiser. Es war das Zeitalter des Investiturstreites. 1059 war es dann soweit: Normannen werden zu Lehnsmänner des Papstes, u.a. wurde Robert Guiskard von Hauteville als Herzog von Apulien, Kalabrien und Sizilien belehnt. (Sizilien war dabei noch in der Hand der Araber und mußte erst erobert werden!). Papst Nikolaus II. gab damit für die Eroberung Siziliens seine Zustimmung. Herzog Robert Guiskard (1057-1085) Robert Guiskard war der Gründer des normannischen Reiches in Süditalien, er eroberte den ganzen Süden. 1061 übertrug er seinem Bruder Roger die Aufgabe, Sizilien zur erobern. Innerhalb von 30 Jahre eroberte Roger (1062-1101 Graf von Sizilien) die Insel. Er kämpfte erfolgreich gegen die Sarazenen und gegen Byzanz. 1072 Eroberung von Palermo, der Hauptstadt Siziliens, durch Roger I 1077 wurde das letzte langobardische Fürstentum (Salerno) von Guiskard erobert. Insgesamt beendete die Familie der Hautevilles in Süditalien und Sizilien die Herrschaft der Langobarden und Byzanz (seit dem 6.Jh.) und die der Sarazenen (seit dem Anfang des. 9.Jh.) 1081 Schlacht bei Durazzo. Die italo-normannische Armee unter der Führung Robert Guiscards und seines Sohnes, Bohemund von Tarent, besiegen eine byzantinische Armee. 1084 Die Normannen unter Robert Guiscard plündern Rom 1085 Robert Guiscard stirbt an der Pest. Sein Bruder Roger übernimmt die Regierungsgeschäfte in Sizilien und überläßt Roberts Sohn, Roger von Apulien, die Herrschaft auf dem Festland. 1091 Eroberung Siziliens abgeschlossen. Unter dem Sohn Rogers I., Roger II., wurden die getrennt beherrschten Gebiete Süditalien und Sizilien wieder von einer Hand beherrscht. Die Herrschaft Rogers II. (1101-1154) Roger II. gelang es durch Erbfall, Kauf und Eroberungen alle normannischen Gebiete zu vereinen. Er baute eine machtvolle zentrale Verwaltung, die sich vor allem auf Beamte stützte. Mit ihnen kontrollierte er den Adel, die Städte und die Kirche in seinem Reich. 1127 wurde Roger dann Herzog von Apulien, Kalabrien und Sizilien. 1130 ließ er sich zum König von Sizilien krönen. Palermo wurde zur Hauptstadt seines Reiches, Zentrum von Verwaltung, Heer und Wissenschaft. Das besondere an Sizilien war das Völkergemisch aus Arabern, Normannen, Griechen, Siziliern und Juden. Es herrschte religiöse Toleranz, vor allem auch gegenüber den Muslimen. Roger zog sie sogar in Verwaltung, Industrie (Seide) und Wissenschaft heran. 1032 Schlacht von Norcera. Roger II. von Sizilien wird von apulisch-normannischen Rebellen unter seinem Schwager Rainulf Graf von Avellino geschlagen. Rainulf wird vom deutschen Kaiser Lothar von Supplinburg und Papst Innozenz II. unterstützt. 1139 Roger, Sohn Rogers II., bricht mit 1000 Rittern in der Nähe des Flusses Garigliano (Unteritalien, ca. 100 km südlich von Rom) in die päpstliche Armee ein und nimmt Innozenz II. gefangen. 25. Juli: Bei seiner Entlassung bestätigt Innozenz II. den Herrschaftsanspruch Rogers II. Roger erhält den Titel "König von Sizilien, Herzog von Apulien, Fürst von Capua". Die Exkommunikation Rogers wurde durch den Papst wieder aufgehoben. 1140 verkündete Roger die Assisen von Ariano: es ist ein einheitliches Gesetzeswerk mit Elementen fränkisch-normannischer Herrschaft, byzantinischer Verwaltung und römischen Rechts. 1148 Normannen in Nordafrika. Roger II. gibt seinem Kanzler, Admiral Georgios von Antiochia, den Auftrag, in Nordafrika zu landen. Nach 1130 baute Roger II. verstärkt seine zentrale Herrschaft als König aus. Dies ging auf Kosten des Adels, was immer wieder zu Aufständen führte, die Roger aber niederschlagen konnte. Ebenso konnte er alle Versuche der beiden Kaiser (Lothar von Supplinburg, Manuel I. von Byzanz), Unteritalien zu besetzen, abwehren. Zum Nachfolger bestimmte er seinen Sohn. Wilhelm I., der Böse (1154-1166) Wilhelm I. stand immer im Schatten seines übermächtigen Vaters. Seine Hauptaufgabe sah er darin, die Ländereien zu sichern gegen: Barone, Päpste, Kaiser Friedrich I. und gegen die byzantinischen Kaiser. Sein größter Erfolg war die Abwehr aller diplomatischen und militärischen Eroberungsgelüste der beiden Kaiser. Sein Beiname 'der Böse' trug er zu Unrecht, er wurde ihm von der Kirche gegeben, da er sich des öfteren am Kirchengut vergriff, was durchaus zeitgemäß war. 1160 Normannische Provinzherrschaft in Nordafrika beendet Wilhelm II. der Gute (1166-1189) Wilhelm II. erhielt von kirchlichen Kreisen seinen Beinamen, weil er Kirchen baute, statt plünderte. Wilhelms II. nahm zunächst die Politik seines Vaters auf: durch geschickte Heiratspolitik sicherte er den Frieden nach außen: 1. Er selbst heiratete Johanna, die Tochter Heinrichs II. von England. 2. Er verheiratete seine Tante Konstanze mit Heinrich dem Sohn Friedrich Barbarossa. So abgesichert unternahm Wilhelm II. ein großangelegtes Expansionsprogramm: Er wollte das östliche Mittelmeer erobern, wurde aber von Sultan Saladin (Sultan von Ägypten und Syrien 1173-1193) 1174 zurückgeschlagen. Auch Wilhelms letzer großer Plan, die Leitung des 3. Kreuzzuges zu übernehmen, scheiterte, da er 1189 starb. 1189 endete die normannische Herrschaft in Sizilien und Süditalien, denn Wilhelm verstarb ohne Sohn. Nachfolger seines Reiches wurde der mit Konstanze verheiratete Heinrich, der zukünftige Kaiser Heinrich VI. von Hohenstaufen. Damit beginnt die Herrschaft der Staufer in Sizilien und Süditalien.