WARNUNG: DIES IST KEIN OFFIZIELLES SKRIPTUM! ES IST EINE GETIPPTE VERSION MEINER MITSCHRIFT VON DIESER VORLESUNG, D.H. ES SIND FEHLER MÖGLICH! Grundprobleme der Zeitgeschichte (Überblicksvorlesung Zeitgeschichte) 7.10.2003 Klausur: Stoff + 1 Frage aus dem angebotenen Lesestoff weitere Zeugnisanforderungen: je ¾ Seite beschreiben: 3 Videos eigenständige kleine Arbeit: 3 Aufsätze lesen → pro Aufsatz 3 Seiten schreiben man kann’s aus Handapparat aussuchen Handapparat: Abteilung Zeitgeschichte Mittwoch 9:30-11:15: Schmidlechner Sprechstunde Tel.: 0316/380-2619 → auf mailbox sprechen, sie hört sie immer ab email: [email protected] Was ist Zeitgeschichte? → keine definitive Epocheneinteilung → Frankreich: beginnt mit Revolution häufig: russische Revolution weitere Definition: „Periode, in der es noch lebende Zeitzeugen gibt“ Pflichtfach Neuzeit: Überschneidungen Pflichtfach Neuzeit: beansprucht bis 1945 Bsp: S.Beer: Neuzeitler, bietet auch Vorlesungen für Zeitgeschichte an Hobsbawm: „Das Zeitalter der Extreme“ → lt. Schmidlechner wichtig für Fachprüfung Kritik wichtig, objektive Geschichte gibt es nicht → nach Motiven des Historikers fragen „dem langen 19. Jh. folgte das kurze 20. Jh.“ 19. Jh. begann mit amerikanischer/französischer Revolution Ende: Beginn des 1.WK 20. Jh.: 1914-1989 Dandorf: „Ablauf folgt nicht einem verborgenen Plan, wird von Menschen gestaltet und erklärt.“ (Historismus: Geschichte verfolgt einen Plan) Sir Karl Popper: „Geschichte hat keinen Sinn. Wir sind es, die ihr Sinn geben können.“ Die Konstruktionen, die wir Jahrhunderte nennen, sind vom Menschen vorgegeben (jüd. Zeitrechnung, chinesischer Kalender) Welchen Sinn geben wir der Zeit? Dandorf: „Das Jahrhundert, in dem die beiden Kinder der Aufklärung sich überall durchsetzen, die Vollendung der Modernisierung (Ende der patriarchalischen Strukturen), war das sozialdemokratische Jahrhundert.“ (Nicht im Sinne sozialdemokratischer Parteien, sondern sozialdemokratischem Projekt [= Idee des Wohlfahrtsstaates]) sozialdemokratisches Projekt: primär in Europa → Verdienst sozialer Bewegungen → jetzige Zeit: Projekt sozialdemokratischer Idee erfolgreich schlecht gemacht → Neoliberalismus (Beispiel England) Modernisierung: Auflösung patriarchalischer Strukturen, Gegenbewegung gegen das Althergebrachte, oft Zerstörung des Alten, nicht immer positiv bewertet unterer Mittelstand: Modernisierungsverlierer → Abwehrung alles Fremden, zurück zum Brauchtum, rettet die deutsche Sprache Globalisierungsdebatte: Teil der Globalisierungsgegner sind Modernisierungsgegner frühes 19. Jh.: Maschinenstürmer → zerstörten Maschinen → Modernisierungsgegner Modernisierung: positive Seite: löst Privilegien auf → Gleichwertigkeit aller: relativ neue Idee franz. Revolution: erstmals Grundidee: Freiheit, Gleichheit Ausweitung des Wahlrechts: Modernisierungsprozess USA: erst 60er Jahre: Wahlrecht für alle, Gleichheit vor Gesetz, auch für Schwarze → soziale Bewegung ausschlaggebend manche Länder: noch nicht abgeschlossen, Deutschland aufgehalten durch faschistische Bewegung, Faschismus: als antidemokratisch auch antimodernistisch Weimarer Republik: nicht in der Lage, das explosive Gemisch nach 1. WK zu entschärfen: 2 Bewegungen, junge Demokratie wurde damit nicht fertig schon vor dem Aufstieg der antidemokratischen Bewegung wurde der Prozess beeinflusst durch die russische Revolution: sie hatte nichts zu tun mit der durch Marx vorausgesagten Revolution des Proletariats, sie war ein Gegenstück zur bürgerlichen Revolution Folgen: Durchsetzung moderner Wirtschaftsstrukturen, Ende der Feudalordnung in Zwangsjacke der Diktatur, unter Stalin wurde es immer mehr zur Tyrannei: immer mehr Säuberungen, bewusst herbeigebrachte Hungersnöte, Exekutionen, Lager 30er Jahre: Nomenklatur der Staatspartei: Russland damals Land von sehr unvollkommener Modernität kennzeichnend für 20.Jh.: Länder, die den Modernisierungsprozess erst später in Gang setzten, zahlten einen hohen Preis dafür Bsp.: Indien → erst spät modernisiert China: → nicht bürgerliches, sondern russisches Modell → viele Millionen Opfer des Prozesses zuerst nach Machtergreifung der KP, dann durch Kulturrevolution Modernisierung war zwar ein wichtiges Thema für dieses Jahrhundert, aber nicht das Einzige. Jh. wird charakterisiert auch dadurch, dass die europ./nordamerik. Welt den Ton angab kennzeichnend: Thema: Wege zu suchen, mehr Menschen in den Genuss der Segnungen der Modernisierung, des sozialdemokratischen Projekts, zu bringen USA: z.B. Roosevelt: 4 Freiheiten: Freiheit vor Furcht, Not, zu Rede und Religionsausübung sowie Wilson 20. Jh.: sozialdemokratisch 19. Jh.: das liberale Jahrhundert Liberalismus: Gedankenfreiheit, Verfassung, Wahlrecht Rechte und Pflichten des Staates, Rechte der Staatsbürger, alle Menschen sind gleich Schmidlechner: „Wir wissen alle, Männer und Frauen sind natürlich nicht gleich. Natürlich sind die einen gescheiter und die anderen sind stärker...“ → vor dem Gesetz gleich, gleiche Vorraussetzungen für alle 19. Jh.: Arbeiter: Legitimation der Ungleichheit ging davon aus, dass gewisse Menschen nicht gleichwertig sind: Frauen, Arbeiter, Einwohner der Kolonien → mit dieser Ansicht lässt sich jede Moral umgehen Möglichkeit für alle: 19. Jh.: allgemeine Schulbildung 20. Jh.: Chancengleichheit → freier Bildungszugang (Kreisky) Neoliberalismus: z.B. Privatunis (nächste Stunde, Datum: ?) heute: Europa & USA: Kluft Unterscheidung altes und neues Europa altes Europa: frühere US-Verbündete neues Europa: früher Reich des Bösen bald nach 1. WK: sozialdemokratisches Projekt erhielt Auftrieb früher: bestenfalls Wahlrecht ausgeweitet, nach 1. WK: auch Frauen allgemeines Wahlrecht nach 1. WK: Durchsetzung der Gleichheit vor dem Gesetz. damit war das liberale Jahrhundert zu Ende, liberale Bewegungen geraten in die Bedeutungslosigkeit sozialdemokratische Bewegungen setzen sich durch Manchester-Liberalismus geriet in Misskredit, soziale Abdämpfung dieses Prinzips wurde verlangt liberale Thematik nicht aufgegeben, im sozialdemokratischen Projekt zum Gemeingut erklärt und weitergeführt überall unterschiedlich durchgeführt in den USA: auch aufgegriffen Franklin D. Roosevelt: Staat greift ein, um Bürger vor Armut und Arbeitslosigkeit zu schützen → Staudämme und Straßen in den 30er Jahren errichtet außerdem: Sozialgesetzgebung → die (wenigen) Sozialgesetze der USA stammen aus der Roosevelt-Ära Europa: diese Idee zu dieser Zeit nicht verwirklicht (faschistische Bewegungen kommen auf) faschistische Bewegung ist auch eine soziale Bewegung Nationalsozialismus: tat auch so, als würde er viel für die Bürger tun → aber nur für Kriegsvorbereitung → Zweck heiligt nicht jedes Mittel Europa: sozialdemokratisches Projekt verschiebt sich durch Faschismus → nach 1945 stärker in Gang gesetzt, aber überwiegend durch bürgerliche, nicht sozialdemokratische Regierungen Churchill: man soll sozialer Bewegung ihren Lauf lassen Deutschland: christdemokratische Regierungen: Adenauer: Idee des Wohlfahrtsstaates akzeptiert 1914: 1.WK 1917: russische Revolution 1933: NS-Machtergreifung 1939: 2.WK beginnt 1942: Holocaust 1945: 2.WK zu Ende, antiliberale, antidemokratischer Imperialismus von Deutschland und Japan zerschlagen → Sieg der Demokratie → Aufbau beginnt, auch Kanada, Australien → Entstehung der 1. Welt 1960: OECD gegründet (Länder der 1. Welt) Vorgänger: Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit Marshall-Plan Mythos des Wiederaufbaus: in Wahrheit Marshall-Plan → Ostländer dürfen das Geld nicht akzeptieren Niederlage der Achsenmächte beendet deutschen Anspruch nach 1945: Dollar wird Leitwährungssystem nach 1945: UN gegründet, damals stark von den USA dominiert Sicherheitsrat: USA, GB, China (nicht Rotchina), Frankreich (eher freundliche Geste, Frankreich war damals kaum bedeutend) Völkerbund funktionierte nicht, Idee der Völkergemeinschaft änderte sich nach 1945 rasch USA: USSR sind große Gefahr! USSR: große Ansprüche auf Europa US-Diplomat George Kennan berichtet Truman: USSR benutzen internationale Institutionen nur zur Erlangung der Weltherrschaft Churchill: Reden: „Ein eiserner Vorhang teilt liberale Demokratien von kommunistischen Staaten.“ USSR errichten System der Satellitenstaaten → USA können das nicht akzeptieren → kalter Krieg → prägte die Nachkriegswelt für ca. 40 Jahre USSR vs. USA USA suchen Bündnispartner gegen USSR → gute Beziehungen USA – Europa beispielloser wirtschaftlicher Aufschwung der USA und der europäischen Länder → Versuch wirtschaftlicher Zusammenschlüsse → gescheitert lange ging es gut, dass Europa ein gutes Verhältnis zu den USA hatte, sehr zum Leidwesen Frankreichs 30 glorreiche Jahre dann: Störfaktoren gesellschaftlich: Mitte der 60er: weltweite Bewegung: 1968: scheinbar stabile Verhältnisse werden aufgebrochen, Alternativen werden sichtbar Prag: Prager Frühling → dem folgt Prager August: sowjetische Panzer rollen das nieder Berkley, Berlin: rebellierende Studenten → angestrebte Kulturrevolution, hatte nichts mit MaoTseTung zu tun China: Terrorstaat Studenten wollen gegen autoritäre Strukturen rebellieren → Gründung marxistischer Organisationen Vietnamkrieg: massive Proteste, Ted-Offensive:Wende „Kulturrevolution“ der amerikanischen und europäischen Studenten: keine Revolution, man wollte einfach elterliche Autoritätsstrukturen abwerfen auch bei geschlechtlichen Beziehungen postindustriell postmaterialistisch postmodern → Neues wurde angeregt, aber nicht alles durchgesetzt überkommene Familienstrukturen nicht aufgelöst zwar: Kommunen (neue Geschlechtermoral) → später: WGs (eher pragmatisch) Antibabypille: sexuelle Revolution wirtschaftlich: goldene 30er Jahre erleben Krise in 70er: 73/74: Ölkrise: erstmals Zweifel an Haltbarkeit der Weltordnung und des Wohlfahrtsstaates damals Pläne für europäische Währungsunion, wie soll Wirtschaftswachstum weitergehen? Grünbewegungen nehmen ihren Ursprung neue Initiative: europäische Einheit 21.10.2003 Einen der Vorträge anhören! (Flyer) Schmidlechner: sie würde gehen: So, 7. Dez. 11.00: dritter Hauptvortrag: die entwickelte Globalisierung: eine Vorschau auf übermorgen ad Hobsbawmvortrag: States, Parties and social movements edited by Jack A. Goldstone Buch ab S. 27: Pflichtlektüre: Buch lesen, nicht lernen → von Charles Tilly 3 Aufsätze auswählen → man sollte in der Lage sein, kurz in der Prüfung darüber zu schreiben 1. Frage: Theorie 2. Frage: Überblicksfrage 3. Frage: detaillierte Frage 4. Frage: zu den gelesenen Texten → „Stellen Sie kurz die Texte vor, die Sie gelesen haben!“ Dawndorf: Globalisierung begann 69: Mondlandung Frage an 3. Astronauten: Ist dir klar, dass du der Einzige bist, der diese Mondlandung nicht im Fernsehen sehen kannst? HOBSBAWM SPRACH VOR DÖW! soziale Bewegungen: nicht unbedingt „sozial“ im Sinn von „menschenfreundlich“, sondern im Sinn von „aus der Gesellschaft heraus“ Produkt der Moderne → moderne Bewegungen moderne Bewegungen: seit franz. Revolution → verursacht durch gesellschaftliche Veränderungen → beeinflussen Gang der Geschichte (besonders der politischen Geschichte) 19., 20. Jh.: verstärkt soziale Bewegungen diese Bewegungen sind immer Massenbewegungen durch sie hat auch die Politik ein neues Gesicht bekommen früher: Geschichte von Einzelpersonen gemacht (außer: Bauernaufstände → aber: keine soziale Bewegung, weil zu kurze Dauer) später: Geschichte wird von Bewegungen gemacht nicht nur Bewegungen, auch technische Entwicklungen aber wenn Massen was bewirkten, dann in Form von sozialen Bewegungen → das Volk bestimmt, also sind soziale Bewegungen demokratisch wenn aus Bewegungen Parteien werden, sind diese Parteien nicht unbedingt demokratisch (Faschismus) soziale Bewegungen sind prinzipiell progressiv aber: auch Bewegungen, die Fortschritt aufhalten wollen (→ Maschinenstürmer: konservativ) soziale Bewegungen: Indikatoren sozialen Wandels: → zeigen Widerspruch/Konfliktpunkte in der Gesellschaft → zeigen Wandlungsmöglichkeiten zeitliche Eingrenzung: moderne soziale Bewegungen seit franz. Revolution Linie: vormoderne Bewegungen (z.B. Bauernaufstände) – moderne Bewegungen moderne Bewegungen: 5 Punkte: 1. soziale Bewegung ist ein historisches Phänomen 2. soziale Bewegung ist ein strukturiertes Phänomen 3. soziale Bewegung ist ein rationales Phänomen 4. soziale Bewegung ist ein Phänomen sozialen Wandels 5. soziale Bewegung als gesellschaftliche Differenzierung ad 1.: das heißt nicht, dass jede der in der Vergangenheit sich ereignet habenden Bewegungen einzigartig (d.h. unvergleichbar) ist → das ist Ansatz des Historismus → wenn man sie nicht in ihrem historischen Umfeld sehen würde, würde man sie falsch verstehen. Bsp.: 68er-Bewegung historischer Kontext: warum entstand Bewegung? → aber Vergleich möglich, sowohl mit damals stattfindenden Bewegungen als auch mit später stattfindenden Studentenbewegungen betrachtet man sie als historisches Phänomen, kann man Gesetzmäßigkeiten gegenüber skeptisch sein Soziologie: generalisiert Gesetzmäßigkeit im Marxismus vorhanden bei Bewegungen: keine Generalisierung! ad 2.: soziale Bewegung verankert in strukturellen Ursachen, Ziele oft Beseitigung der sozialen Ursachen, außerdem: Bewegung gibt sich oft eine bestimmte Struktur Struktur in dem Fall: Organisation Organisation: kein adhoc-Kollektiv, aber auch nicht ganz formalisiert sobald formalisiert: Partei Bsp.: die Grünen Bsp. für adhoc-Kollektiv: Aufstand, kurzfristiger Streik → daraus kann eine Bewegung werden, muss aber nicht ad 3: in sozialen Bewegungen sind Ursachen, Ziele, Mobilisierung und Aktion so miteinander verknüpft, dass es rationalen Bezug hat, auch für alle erkennbar ist. Das heißt nicht, dass soziale Bewegung frei wäre von Irrationalität abweichendes oder nonkonformistisches Verhalten: abweichend: absurde Ziele soziale Bewegungen: nonkonformistisch in Bezug auf bestimmte gesellschaftliche Normen/Werte und wollen sie durch ihre Aktivitäten ändern Bsp.: nonkonformistisch: liberal; abweichend: anarchistisch ad 4.: sozialer Wandel oft durch soziale Bewegungen oft Bewegungsforschung nur zwecks Analyse sozialen Wandels für uns ist aber wichtig: soziale Bewegung ist ein bewusstes und gezieltes Handeln zur Abschaffung sozialer Missstände, mehr als nur eine Variable sozialen Wandels sozialer Wandel von vielen als negativ empfunden, bedingt Missstände/ruft sie hervor ad 5.: soziale Bewegungen ordnen wir zwecks Vereinfachung der Beschäftigung damit Teilbereichen zu: Politik, Wirtschaft, Kultur aber oft Überschneidungen Definition: Bewegung: Gegenteil von Ruhen, aktiv, Fortschritt, Veränderung Bewegungen: Rassenbewegungen, Friedensbewegungen, Umwelt-, Arbeits-, Bürgerrechts-, aber auch Fitnessbewegungen Bei Historikern heißt jede kollektive Handlungstendenz „Bewegung“ → wenn mehr als 2 Leute was gemeinsam machen dann ist es eine Bewegung Politologen: Wirkung wichtig „Auch wo sich nicht viel tut: Ist erst einmal der Bewegungstitel erworben, hat man fast schon eine Anwartschaft auf historischen Wandel.“ Gegenstand historischer Forschung waren: Kunsterziehungsbewegung, Heimatbewegung, Europabewegung, Trimm-dich-Bewegung, Heimwerkerbewegung, etc. Definition ist notwendig zwecks Abgrenzung 1. Annäherung: „soziale Bewegung ist ein kollektiver Akteur, der in den Prozess sozialen/politischen Wandels eingreift.“ 28.10.2003 „Soziale Bewegung ist ein mobilisierender kollektiver Akteur, der mit einer gewissen Kontinuität auf der Grundlage hoher symbolischer Integration und geringer Rollenspezifikation mittels variabler Organisations- und Aktionsformen das Ziel verfolgt, grundlegenderen sozialen Wandel herbeizuführen, zu verhindern oder rückgängig zu machen.“ (J. Raschke) 1. Eine Person kann nie eine soziale Bewegung sein. 2. Es muss eine Masse mobilisiert werden. Es ist keine starre Organisation, ständig auf der Suche nach Unterstützung, weil keine Verpflichtung besteht, dabeizubleiben 3. Nur eine spontane Erhebung ist noch keine soziale Bewegung 4. Wir-Gefühl, Zusammengehörigkeitsgefühl (auch Gefahr der Emotionen, der Irrationalität) 1927: Schattendorf: 2 Sozis getötet, Mörder freigesprochen → spontane Demonstration (keine soziale Bewegung) → Justizpalast in Brand gesetzt → Regierung geht mit Militär gegen Demonstranten vor → 80 Tote Wir-Gefühl: auch ein Gefühl: „die Anderen“ 5. nur wenige Rollen festgelegt: keine formelle Mitgliedschaft, keine Funktionen 6. schon gewisse Organisation, aber Bewegung immer weiter gefasst als Organisation ad 2.: Ziel oft nicht klar, kann sich ändern im Lauf der Zeit soziale Bewegungen sind dauerhafter als spontane Ausbrüche (spontane Ausbrüche: kollektive Episode) - längere Dauer, festere Kommunikations- und Rollenstrukturen, Ziele stärker strukturiert verschiedene Formen von Zusammenschlüssen, die Ausnahme bilden: Ausschüsse, Aktionskomitees, Unterschriftenaktionen → zwar auf Veränderung aus, aber keine soziale Bewegung Außerdem Abgrenzung zu festen Organisationsformen wie Parteien soziale Bewegungen nehmen eine Mittelposition ein zwischen schwach und stark strukturierten Organisationen Aber: z.B. Parteien können auch Teil einer sozialen Bewegung werden → Doppelcharakter Handapparat Zeitgeschichte: Buch als Kopie ab wann spricht man von sozialen Bewegungen? → 19. Jh. → Arbeiterbewegung (erste Bewegung des Industriezeitalters) „Wenn es das Bürgertum nicht ist, dann sind es die Arbeiter.“ Arbeiterbewegung: erste moderne Massenbewegung, weil die bürgerliche Bewegung keine Massenbasis hat vormoderne Massenbewegungen: z.B. Heilsbewegungen, Bauernaufstände (nicht in unserem Sinn eine „Bewegung“) Hobsbawm: Vorform: archaische Volksbewegungen → in Aktionen nicht von sozialen Bewegungen zu unterscheiden, aber sie agieren in einem anderen Umfeld Arbeiterbewegung: gab es nur eine, oder gab es mehrere? → es gab mehrere 19. Jh.: katholische Arbeiterbewegung, linke, anarchistische auch nach Themen gliederbar: Teilorganisationen: Frauen und Jugend neue soziale Bewegungen (seit 2.WK): Teilbewegungen spalten sich nicht auf, dafür große Themendifferenzierung z.B. ökologisch, Frauen, Frieden (Frieden: bereits 50er Jahre) Österreich: Antiatombewegung → erreichte ihr Ziel (Verhinderung von Zwentendorf) → wirihr-Schema, nicht altersspezifisch in der Bewegung: Verbindungen quer über die Parteien, die später die Innenpolitik beeinflussten 3 Videodokus, 1 Mainstreammovie, 3 Aufsätze Rahmenbedingungen für soziale Bewegungen: Schluss aus Vergleich der Umstände sozialer Bewegungen: „Diese und jene Rahmenbedingungen führen zu sozialen Bewegungen“ ein großes Überwort für den sozialen Prozess der letzten 2 Jh.: Modernisierung Unterteilung: politische und soziale Modernisierung sehr komplexer Prozess Kernstück des Modernisierungsprozesses: Mobilisierung → daher ist Mobilisierung Kernstück sozialer Bewegung soziale Mobilisierung: 1. Kommunikation 2. Qualifikation 3. Organisation ad 1.: seit französischer Revolution sehr verändert, große und dichte Kommunikationsräume entstanden: Straße, Café, Stadt (Urbanisierung und Medialisierung) Zeitungen, Radio, Fernsehen: → moderner Typ sozialer Bewegungen wird möglich ad 2.: Qualifikation: Verbreitung von Bildung (intellektuelle Elite der Arbeiterbewegung im 19. Jh.: Buchdrucker bis 1867: Parteien in Österreich verboten ad Qualifikation: Alphabetisierung Mindestindikator dieses Prozesses ad 3.: Leute können ihre eigenen Interessen autonom organisieren wo haben moderne soziale Bewegungen ihre Zentren? → Städte Handwerk, Handel, Industrie in Zentren große Industriestädte bedeutender als Touristenstädte, wegen vielen Arbeitern → Berlin vormoderne Organisationsform: Zünfte soziale Modernisierung ist wesentliche Grundlage für politische Modernisierung 4.11.2003 soziale und politische Modernisierung müssen nicht gleichzeitig auftauchen Bsp.: Polen, Ungarn: Druck auf Änderung durch soziale Modernisierung vorindustrielle Phase industrielle Phase nachindustrielle Phase Beschäftigungsstruktur, Berufsstruktur, Bildungsstruktur Beschäftigungsstruktur: Verteilung der Beschäftigten auf die 3 klassischen Wirtschaftssektoren (Landwirtschaft, Handwerk und Industrie, Dienstleistung) Verschiebung von 1 auf 3: Merkmal der Industrialisierung 1800: vorindustriell 1980: nachindustriell Berufsstruktur: Berufsverhältnisse (sind Leute selbstständig, sind sie Arbeiter, Angestellte, Beamte?) Dt.: 83 v. 100 selbstständig bzw. mithelfend später: 13 selbstständig, 43 Arbeiter, Rest Angestellte/Beamte Dt. 1980.: 6% Landwirtschaft, 44% Industrie, 40 % Dienstleistungsbereich Bildungsstruktur: Alphabetisierung vorindustriell: Analphabetismus noch existent (aber gering) industriell: Analphabetismus vollkommen verschwunden nachindustriell: Bildung vollkommen ausgebaut entsprechen Typen von sozialen Bewegungen diesen Phasen? → ja vorindustrielle Phase: frühbürgerliche Bewegungen: nationale etc. Teilbewegungen Besitz; vorindustrielles Kleinbürgertum (Professoren und Handwerker) → mehr als nur Proteste, bereits Bewegungen industrielle Phase: industrielle Fertigungsmethoden durchgesetzt typische soziale Institution dieser Phase: Fabrik mit Industrialisierung verbunden: Massenarbeitslosigkeit, Elend → allmählich verändert, Lebensbedingungen verbessert 50er Jahre: Massenkonsum Entwicklung des Wohlfahrtsstaates (sozialdemokratisches Projekt) → tendenzielle Stilllegung des Klassenkonfliktes Sozialstruktur in der industriellen Phase: Mehrheit der Erwerbstätigen im sekundären Sektor die Anzahl der Erwerbstätigen im primären Sektor schrumpft, im tertiären gibt es Zuwachs, aber die meisten sind immer noch im sekundären Sektor Beschäftigt Phase dauert hundert Jahre Bildungsstruktur: zwar Ausbau des Hochschulwesens, aber keine Massenbeteiligung, Hochschulbildung immer noch Privileg der Bürgerlichen nachindustrielle Phase: Massenunis je mehr Kinder Zugang zum Gymnasium haben, desto höher ist der Zugang zu den Unis charakteristisch für die industrielle Phase ist die Vielfalt in den Bewegungen „Prototyp“: Arbeiterbewegung nachindustrielle Gesellschaft: struktureller Wandel → noch nicht geklärt seit 1960er: sozialstrukturelle Veränderungen, die auf der Ebene der Bewegungen bei ihren Trägergruppen einen deutlichen Wandel bewirkten Änderung in Qualität der Arbeit Hervorragen des Dienstleistungssektors gegenüber dem produktiven Sektor Berufsstruktur entspricht Beschäftigungsstruktur: weniger Arbeiter, mehr Beamte/Angestellte in letzter Zeit: neuer Typus: freier Dienstnehmer → gerade Hochschulabsolventen: Personen, die nicht in fixes Arbeitsverhältnis eingebunden sind, daher auch keine Rechte wie Versicherung und keine Gewerkschaft haben → diese Struktur könnte zu einer neuen sozialen Bewegung führen ein Element in diesen theoretischen Überlegungen: Versuch einer Typologie → Typen können nicht wirklich geklärt werden, d.h. keine einheitliche Typologie Wenn wir bis jetzt von sozialen Bewegungen sprachen war das Einteilung nach Selbstbezeichnung, auf Träger der Bewegung bezogen 2. Möglichkeit: Bewegungen nach Zielen unterscheiden 1.: Bereich: religiös, humanitär, politisch, ökonomisch oder 2.: Ziele: sind entweder wert- oder normorientiert, oder machtorientiert, oder partizipationsorientiert machtorientiert: totalitäre, faschistische, kommunistische Bewegungen wertorientiert: demokratische Arbeiterbewegungen, religiöse Bewegungen partizipationsorientiert: Mitglieder der Bewegung sollen am Meisten davon haben → Orientierung kann sich im Lauf der Zeit ändern: Nazis: von wertorientiert auf machtorientiert neben Art der Ziele kann man auch nach Reichweite und Ansatzpunkt einteilen Reichweite: reformerisch oder revolutionär? Ansatzpunkt: Individuum oder Gesellschaft soll sich ändern? Kombination der Einteilung: 4 Typen: transformative Bewegung reformative Bewegung Erlösungsbewegung alternative Bewegung transformativ: will totalen Wandel in der Gesellschaft reformativ: will Teilwandel in der Gesellschaft Erlösungsbewegung: will Wandel vom Individuum alternative Bewegung: will Teilwandel im Individuum Einteilung nach Ansatzpunkt und Ausmaß amerik. Soziologe Turner: nach Großthemen einer Epoche gruppiert grenzt 3 Epochen ab: jeweils vorherrschende Definition von Unrecht liberal-humanitäre Ära: Hauptthema: politische Freiheit und Mitbestimmung Hauptbewegungen: liberale und demokratische Bewegungen Teile davon: Frauenstimmrechts- und Sklavenbefreiungsbewegung sozialistische Ära: Europa seit Mitte 19. Jh.: Hauptthema: materielle Gleichberechtigung und Sicherheit Hauptbewegung: Arbeiterbewegung in verschiedenen Richtungen (kommunistisch, anarchistisch...) Entfremdungsära (2. Hälfte des 20. Jh.): Hauptsymbol: Entfremdung Hauptthema: Suche nach Sinn, Identität, Selbstwertgefühl Hauptbewegungen: neue soziale Bewegungen: vor allem von der Jugend getragen prägend: Studentenbewegung noch eine Typologie: soziale Bewegungen auf Prozess der Modernisierung bezogen Modernisierungsbewegung: bejaht und legitimiert den Prozess der Modernisierung Exponenten: z.B. liberale, demokratische Bewegungen Gegenmodernisierungsbewegung: Widerstand zur Modernisierung Exponenten.: z.B. konservative, faschistische Bewegungen Entmodernisierungsbewegung: Ausstieg aus der modernen Gesellschaft: historische Jugendbewegung, Studentenbewegung der 60er, 70er, 80er: bietet Alternativen zum zu der Zeit laufenden Prozess der Modernisierung Geschichte von sozialen Bewegungen am Beispiel von Deutschland langjährige Kontinuität fehlt, aber Komplexität bezüglich Mobilisationsform, Zielrichtungen und Aktionsform franz. Revolution: veränderte auch die politische Sprache vor franz. Revolution: „Bewegung“: Begriff für Unruhe und Aufruhr, etwas wodurch die Ordnung gestört wurde nachher andere Bedeutung: dauerhaft, zielgerichtet, nicht zufällig in Übergangszeit von Absolutismus zur industriellen und damit weitgehend demokratischen Bewegung wird Bewegungsbegriff sehr häufig verwendet → für Manche „Schlüsselbegriff“, Metapher für gesellschaftspolitischen Wandel liberaler und sozialistischer Fortschrittgedanke: Gedanke der Zielgerichtetheit teleologische Ideologie: z.B. Marxismus: Ziel steht von vornherein fest seit 1830er: Frühliberale: Deutschland: von sich selbst als Bewegung gesprochen: Partei als Bewegungspartei → hier: „Bewegung“ als Gegenteil von Beharrung → „Partei“ als Parteinahme, als Eintreten-für-etwas 11. 11. 2003 nächste Woche: Schmidlechner nicht da! aber: Video in der Mediathek → Videodoku über Frauenbewegung Raschke: Buch: „Soziale Bewegungen“ (ist aber kein Historiker) heute: soziale Bewegungen am Beispiel Deutschland Verschiebung von 3. auf 2. Sektor, dann vom 2. auf 1. (→ fragen!) Arbeiter(in), Beamte(r), Angestellte(r) 3 Parameter: Bildung: Rate der Analphabeten sowie Zugänglichkeit der Hochschulbildung wesentlich für die Entwicklung von sozialen Bewegungen: Rahmenbedingungen Rahmenbedingungen: 2 Bereiche: - politische Modernisierung - soziale Modernisierung politische Modernisierung: Demokratie ist Gipfel Anfang: Monarchie, Absolutismus Schmidlechner: „Also I seh’ Anarchie net so negativ.“ Weitere Definition der Modernisierung der Politik: Partizipation des Volkes soziale Modernisierung: Rationalisierung, soziale Mobilisierung Mobilisierung: Kommunikation (Urbanisierung, Medialisierung), Organisation (Fähigkeit, soziale Bewegung zu organisieren), Qualifikation Typologie: unzählige Einteilungsmöglichkeiten: Selbstbezeichnung, Ziele Reichweite, Ansatz, Bereiche, Art revolutionär/reformativ Reichweite und Ansatz kombiniert: transformativ, reformativ, Erlösungsbewegung, Alternativbewegung Modernisierung: fortschrittlich; Gegenmodernisierung: rückschrittlich; Entmodernisierung: alternativ Die Geschichte sozialer Bewegungen in Deutschland: große französische Revolution anregende Konstante, soziale Bewegung wird Handlungsfaktor Sprache verändert sich: früher: „Bewegung“ rein negativ Wunschgedanke von Harmonie: „alles passt“ Ständestaat: Propaganda: alles ist okay, alle sind happy Gegenpole: arm und reich → Konflikt (nicht notwendigerweise) Konflikt muss Ursachen haben: Armer oder Reicher gibt Anlass, dann kommt es zum Konflikt Grundkonflikt: Arbeitgeber – Arbeitnehmer Linke Arbeitgeber: Graz: Grazer McDonald’s-Chef international: George Soros Bewegung: zielgerichtet, dauerhaft Bewegungsbegriff: Schlüsselbegriff im Revolutionszeitalter: Bewegung: Metapher für Wandel erste soziale Bewegung: Arbeiterbewegung → keine politischen Ziele, nur soziale Ziele → von Frankreich aus wurde die Idee der Revolution verbreitet Deutschland: Rahmenbedingungen: politische Modernisierung → bis 1848: Polizeistaat, Einschränkungen der politischen Meinungsfreiheit, Vereine und Versammlungen verboten/eingeschränkt institutionelle Beteiligung sehr beschränkt Österreich: kein Parlament Bayern: schon so was Ähnliches wie ein Parlament, aber nur „Oberhaus“ → für wenige Ausnahmen: Lockerungsphasen nach Revolution (Deutsche Reiche: 1805: Franz I. legte römisch-deutsche Krone nieder [1. Deutsches Reich] 1871: 2. Dt. Reich: Wilhelminisch-Bismarck 1933: 3. Dt. Reich) bemerkenswerte Aktionen entwickelten sich nach Festen Bsp.: Hambacher Fest 1. März 1933: Parlament aufgelöst: Abstimmung ob Eisenbahnerstreik legitim ist → 1. Präsident wollte mitstimmen, hatte als Präsident aber kein Stimmrecht und trat zurück, dann der 2. und der 3. auch → Dollfuß erklärt Parlament für aufgelöst → 1. Mai-Märsche verboten → Arbeiter gehen am Ring „spazieren“ vorindustrielle Phase: Deutschland sehr repressiv Österreich: ab 1867 keine Möglichkeit für Arbeiter, Vereine zu gründen (bis auf Bildungsvereine) außerdem: Turnvereine (zu großem Teil nationalistisch) → damals war nationalistisch progressiv → heute konservativ politische Partizipation soziostrukturelle Basis der frühbürgerlichen Bewegung: Bürger (nicht Bauern) frühbürgerlich: liberal Vereine, Presse Restriktionen für politische Organisation → Turnerbünde, Gesangsvereine gegründet als Ausweichmöglichkeiten Burschenschaften: → keine Erweiterung, auf Studenten beschränkt frühbürgerliche Bewegungen: Hambacher Fest: nationale und demokratische Bewegungen → Liberalismus: eher elitär Liberalismus: spaltet sich auf in liberalen und demokratischen Flügel nationale Bewegung: Widerstand gegen Napoleon → progressiv: gegen Absolutismus, Feudalismus, Partikularismus nur Protest gegen Napoleon: nationale Burschenschaften, Jahn’sche Turnvereine frühbürgerliche Bewegungen: wenn einige hundert Anhänger, dann war das schon sensationell Arbeiterbewegung: erste wirkliche soziale Bewegung Mehrzahl der Arbeiter damals Bauern Arbeiter: Heimarbeiter, Taglöhner Arbeiter arbeiten 16 Stunden in der Fabrik, nachher zu erschöpft für Arbeit an einer sozialen Bewegung 1870: Erkenntnis: Arbeiter, die nicht so schwer arbeiten (z.B. Schneider), außerdem Buchdrucker: größtes Potential für soziale Bewegung Führungsschicht: Bildungsbürgertum, Intellektuelle heute: Gewerkschaft vs. Partei → Partei repräsentiert Bildungsbürger-Führungsschicht, Gewerkschaft repräsentiert Arbeiter erste Ansätze der deutschen Arbeiterbewegung: Paris bringt Ideen Marx: Stufenmodell für sozialistische Revolution → russische Revolution keine proletarische Revolution: verspätete bürgerliche Revolution Massenbewegung: Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung etwas mehr als 15.000 Mitglieder → Handwerksgesellen → Verlagerung der Ziele: weg von Zielen, hin zu Ideologie 25. November 2003 internationaler Tag gegen Gewalt gegen Frauen Film in der Mediathek: nur den 1. Film, nicht die Versammlung bei Kunst-Stücke 48/49: Kristallisationspunkt in der sozialen Bewegung die jahrzehntelange Unterdrückung der sozialen Bewegungen hatte nicht nur negative Folgen: negativ: Mobilisation gering positiv: durch die Revolution konnte sich schnell eine wirkliche Bewegung bilden Warum ist 48/49 noch wichtig? - frühbürgerliche Bewegungen verlieren vollkommen an Bedeutung, auch Liberale nicht mehr so stark → Arbeiterbewegung nimmt zu Arbeiterbewegung: bürgerliche Ideologen auf der Seite des Staates: auch Konsequenzen (repressive Vereins- und Versammlungsgesetze) bei jeder Versammlung war ein Staatsspitzel dabei → es wurde dort nur noch in Chiffren gesprochen die Protokolle der Spitzel waren eine wichtige Quelle so viel zur vorindustriellen Phase. industrielle Phase: 1860-1918 (1981?)(Richtwerte): Industriegesellschaft hat sich entwickelt, soziale Bewegungen entstehen Gesellschaft entwickelt sich nicht mehr ohne soziale Bewegungen wenn es einen Unterschied gibt zwischen politischer und sozialer Modernisierung, werden soziale Bewegungen aktiv in unserem Fall: soziale Modernisierung, keine politischen Modernisierung durch Entwicklung der kapitalistischen Industriegesellschaft gibt es eine neue Sorte des Konflikts: Klassenkonflikt Österreich ist seit 1945 bekannt für seine Verringerung der sozialen Konflikte durch die Sozialpartnerschaft der Klassenkonflikt verdrängt andere Konflikte (z.B. Kirche gegen Staat, Stadt gegen Land, ...) spätes 19. Jahrhundert: teilweise das Wahlrecht eingeführt (nicht allgemein und gleich: Frauen ausgeschlossen) Klassenkonflikt: Polarisierung (Feindschaften sind klar ausformuliert, keine Zwischenstufe, keine Schattierungen) Arbeiter: Unternehmer = Ausbeuter Unternehmer: Arbeiter = rote Gefahr 2. Schlagwort: Organisierung weg von den spontanen Bewegungen der vorindustriellen Phase vor allem die Arbeiterbewegung durch Organisationsstruktur ist der Mobilisierungseffekt größer war aber weit entfernt von Level der Organisation und Mobilisierung des 20. Jh. 3. Schlagwort: Differenzierung: Großbewegungen. Um die herum: konkrete Interessen seit 1860er: Frauenbewegung, Lebensreformbewegung, Friedensbewegung seit Jahrhundertwende: Jugendbewegung Frauenbewegung: beginnt zuerst als allgemeine Bewegung → spaltet sich in bürgerliche und proletarische Frauenbewegung einziges gemeinsames Thema der beiden: Erlangung des Wahlrechts für Frauen Friedensbewegung: weitgehend homogen bürgerlich auch kulturorientierte Bewegungen: Lebensreformbewegung: vergleichbar mit grünalternativer Bewegung (aber kein Vorläufer) → schon 100 Jahre vor 1970er Frage nach gesunder Umwelt Lebensreform: viele Punkte gingen direkt in den Nationalsozialismus über Grüne: zu Beginn ihrer Bewegung: viele alte Nazis kulturorientierte Bewegungen: früher bürgerlich Frauenbewegung: Von der Tradition her eindeutig demokratisch, da für Gleichberechtigung schon in der 48er-Revolution wurden mehr oder weniger illegal Frauenvereine gegründet Deutschland: erste bürgerliche Frauenbewegung: „Erster Deutscher Frauenverein“ fordern: Bildung und Ausbildung für Frauen (bürgerlich) Lebensperspektive für bürgerliche Frauen damals: heiraten Arbeiterinnen waren (und mussten sein): erwerbstätig → für Frauen schlechte Arbeitsbedingungen und für gleiche Arbeit weniger Lohn → fordern, das abzustellen lange gab es für Frauenberufe Heiratsverbot einziges Anliegen das beide Frauenbewegungen hatten war das Wahlrecht für Frauen → Bewegung weitgehend geschrumpft im 20. Jahrhundert → in 60er-Jahren: Revival eine wirkliche Massenbewegung war die Frauenbewegung nicht erster Aktionismus in Großbritannien, in Deutschland nicht Friedensbewegung: neue soziale Bewegung (gemeint: „alte“, „erste“ Friedensbewegung) → im 19. Jahrhundert angelsächsische Länder: schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts → Kongresse, die international beschickt waren deutschsprachiger Raum: Berlin: erste Friedensbewegung (bürgerlich) → Initiative: aus Österreich: Berta von Suttner, Alfred Fried Anliegen: über den nationalen Raum hinaus 1914: 10.000 Mitglieder (also keine Massenbewegung), 200-300 aktiv, soziale Basis: untere Mittelschicht → ganz stark: Volksschullehrer, keine Gymnasiallehrer und Professoren (die waren statt dessen bei den Alldeutschen), auch keine Bauern politisch: demokratisch, links, liberal (nicht auf die Weise links wie die Arbeiter, Arbeiter distanzieren sich) Ziel einer Friedensbewegung zur damaligen Zeit: internationales Schiedsgericht, kein Angriffskrieg (Verteidigungskrieg schon); Kriegsdienstverweigerung wurde abgelehnt Aktivitäten: Aufklärung, Appelle an die politischen Entscheidungsträger Friedensbewegung war nicht sehr erfolgreich: erster Weltkrieg brach aus nach Ende des 1. Weltkriegs: gesamte Bevölkerung sehr friedensbewegt, sogar ehemalige Generäle schlossen sich der Bewegung an; neu: Zustrom von Linksintellektuellen und Sozialdemokraten Friedensgesellschaft blieb nicht die einzige Friedensbewegung 20er: Deutsches Friedenskartell vom Parteispektrum her: sozialdemokratisch ad Lebensreformbewegung: aus kleineren Teilen zusammengesetzt gemeinsames Ziel: Wiederherstellung einer natürlichen Lebensweise → individuelle Veränderung verlangt gesunde Ernährung, Heilung durch Naturkräfte, körperlicher Kontakt mit Erde, Wasser, Luft Naturheilkunde- und vegetarische Bewegung: Wurzeln in den 60ern 80er: Antialkoholbewegung, Bodenreformbewegung Lebensreformbewegung: 90er: Garten-, Stadt- und Siedlungsbewegung; Nacktkultur, ausgeweitet als Kritik auf alle Bereiche des urbanen Lebens starker Kulturpessimismus im Bürgertum propagierten gesundes Leben, Reformvorschläge für Kultur Lebensreform: Pro-Tradition, gegen Industrialisierung damals war die Lebenssituation vieler sehr ungesund Träger der Lebensreformbewegung: Bildungsbürgertum; keine Arbeiter, keine Frauen in einzelnen Teilvereinen war die Mitgliederzahl gering der Deutsche Bund für gesunde Lebensweise hatte aber 150.000 Mitglieder Deutsche Bodenreformer: auch über 100.000 Arbeiter nudistische Bewegung hatte Pendant in der Arbeiterbewegung (das zeitweise stärker war als die bürgerliche nudistische Bewegung) Aber: Nie Dachorganisation aller Lebensreformbewegungen 2. 12. 2003 Grundbedingungen: 3 Aufsätze, 3 Videodokus, 1 Mainstreammovie Film: „Der stille Amerikaner“ → frühe Involvierung der USA in Vietnam historische Chronik der Ereignisse mehrere Jugendbewegungen: einerseits vom Religiösen aus zwischen Jahrhundertwende und Faschisten: von Gymnasiasten getragen. Gegen konventionelle Autoritäten und gegen die Großstadtkultur 1901: Organisationsursprung → Verein zur Organisation von Wanderfahrten → „Wandervogel“ → ursprünglich lokal, bis 1910 überregional daraufhin: Freideutsche Jugend: ca. 20-jährige ideologisch zunächst links orientiert, romantischer Touch, das änderte sich ab 1920 → deutlich nationalistisch, antisemitisch, rassistisch, völkisch 1930: keine Ambitionen mehr → konnte weder personell noch ideologisch etwas ihrer Integration in die Hitlerjugend entgegensetzen Zahl der Anhänger: ca. 60.000 → nicht im Massenbereich christliche Jugendvereine: schon vor dem 1. Weltkrieg 1.000.000 Mitglieder ad Freideutsche: bürgerlich, aber nicht großindustriell, nicht im katholischen Bereich etabliert bis 1911: Mädchen überhaupt nicht zugelassen, nachher durften sie an Wanderungen teilnehmen → etliche Bezugspunkte zur Lebensreformbewegung war antimodern orientiert → Ablehnung von Politik und Wirtschaft, aber nie wirkliches Programm → keine Verbesserungsvorschläge, keine Verbindung zu Parteien wichtig: Zuwendung zur Natur → Wandern als Zweck der Nähe zur Natur → Rückzug in die Natur wegen Unbehagen über die Urbanisierung Beeinflussung von außen. Gegen Konventionen und Autoritäten, aber sie griffen Konventionen und Autoritäten (z.B. im Moralischen) nicht an relevant: Es gab schon frei gebildete Jugendbewegungen vor 1968 zur damaligen Zeit wurde erstmals die Jungend als spezielle Lebensphase entdeckt → „Jugend als neue Gottheit“ → heute sehen sich auch 30jährige noch als Jugendliche → Jugendsymbole nicht mit Alter aufgelöst → keine Musik mehr, die die Jugendlichen für sich beanspruchen Jugendlichkeit auch in die andere Richtung verschoben: schon 12jährige sehen sich als Jugendliche Jugendbewegung wird auch ideologisch: Arbeiterbewegung später stark an Parteien angegliedert Pfadfinder: ursprünglich paramilitärisch, imperialistisch Revolution 1918: das Datum, an dem die Bewegungsform in die Krise kommt charakteristisch Krise der Bewegungsform spontane Aktivitäten zwischen November 1918 und Frühjahr 1919 eigene Aktions- und Organisationsformen: „Rote Republik“ → „alle Macht dem Volk“ horizontale und vertikale Spaltung der Arbeiterbewegung: 1918 wurde klar, dass die Arbeiterbewegung gescheitert war → mehrere Nachfolgebewegungen → Aufkommen totalitärer Bewegungen mit der Phase der totalitären Bewegungen 1919-1945: neue Phase der sozialen Bewegungen → neu im System der sozialen Bewegungen: totalitäre Bewegungen November 1932 (letzte freie Wahlen der Weimarer Republik): 50% der Wähler wählten Parteien totalitärer Bewegung: NSDAP, KPD → NSDAP, KPD: stark bei der Jugend unterstützt beide Parteien sind radikalisierte traditionelle Parteien NSDAP: völkisch KPD: aus der sozialdemokratischen Bewegung 1919: KPD und NSDAP gegründet, damit war noch nicht die totalitäre Bewegung ins Leben gerufen, sondern nur Parteien mit totalitärem Potential späte 20er: KPD: Stalinisierung nationalsozialistische Bewegung: totalitäres Element seit 1924 → Idee des Führers, Militarisierung totalitäre Bewegungen sind also in der Traditionslinie zu älteren Bewegungen. Sie waren in ihren Grundzügen ausgebildet, noch bevor die Weltwirtschaftskrise sie zu Massenbewegungen machte Ursache der Wende zu totalitären Bewegungen: Die Weltwirtschaftskrise erklärt noch nicht die Entstehung der totalitären Bewegungen, nur deren Ausbreitung Gibt es Totalitarismus ohne Masse? → ja, ein System kann auch ohne Massenhilfe totalitär werden Ursachen der totalitären Bewegungen: Krise der Zielrealisation: die Vorläuferorganisationen (z.B. Arbeiterbewegung, Faschisten) waren in ihren Zielen gescheitert: Arbeiterbewegung: Versagen: 1914 kam es doch zum Krieg revolutionäre Situation 1918: auch gescheitert ab 1919: die Arbeiterbewegung konnte sich gegen ihre Unterdrückung nicht wehren → das trug dazu bei, dass die KP zu einer totalitären Bewegung wurde NS-Bewegung: enttäuschendes Ende des Krieges → außerdem: Folgewirkungen des 1. Weltkrieges: mobilisierende und radikalisierende Wirkungen der Krieg war gekennzeichnet durch große Mobilisierung das Gewaltpotential wurde entfesselt außerdem kam es zur Deklassierung breiter Gesellschaftsschichten: Ex-Soldaten → die Soldaten waren frustriert über die Weimarer Republik → die Dolchstoßlegende wirkte Die Kommunisten lernten von der Sowjetunion: Disziplinierte, zentralistische Organisation, klares Feindbild, Gewalt legitim Leninismus: erste Stufe der Radikalisierung Für die Nationalsozialisten war das erfolgreiche Beispiel: der Faschismus in Italien die Umwandlung des Herrschaftsapparats in Italien ging langsam, in Deutschland schnell in Italien war der Totalitarismus nie so totalitär wie in Deutschland weiterer Grund: liberale Demokratie → erst dadurch konnte eine totalitäre Bewegung zur Massenbewegung werden 1945-1960: keine neue Struktur, was soziale Bewegungen anbelangt Nach 1945: Entwicklung: Grundkonsens in Deutschland zuerst antifaschistisch Nationalsozialismus wurde nach 1945 abgelehnt → dann wurde der Antifaschismus zu Antitotalitarismus: antifaschistisch, antikommunistisch Russland trug die Hauptlast im Kampf gegen den Faschismus → Aufteilung Europas Ablehnung des Kommunismus verbunden mit der Erfahrung sowjetischer Besatzung Charakteristikum für die BRD: Misstrauen gegenüber dem eigenen Volk → Verbotsgesetze für demokratiefeindliche Parteien: das Aufkommen totalitärer Bewegungen sollte verhindert werden → großes Misstrauen gegenüber jeder Form von Bewegung → Verschiebung von Antifaschismus über Antitotalitarismus zu Antikommunismus Grund: Stalin, DDR, Osteuropa, Besatzungszonen → der Antifaschismus gerät in den Hintergrund, in Österreich gab es nie wirklich eine Aufarbeitung der NS-Vergangenheit aufgrund des Antikommunismus war die Arbeiterbewegung gespalten Bewegungsfeindlichkeit insgesamt: 50er: kaum Bewegungen ab 1951: Protestaktionen gegen die Wiederbewaffnung, die waren vereinzelt und zersplittert Ende der 50er: Antiatomwaffenbewegung: zwar nur kurz, dafür hatte sie eine breite Basis traditionalistisch ideologisch von linker Seite her Aktionsformen konventionell: Demonstrationen, Kundgebungen, Parlamentsdebatten Träger: Schmidlechner: „Arbeiter und ein bisschen Intelligenz“ („Intelligenz“: Lehrer etc.) Motive: - moralisch (grundsätzliche Ablehnung von Massenvernichtungswaffen) - politisch (das, was die Wiedervereinigung unmöglich machen würde, wurde abgelehnt) → die Anlehnung an die SPD führt zum raschen Zerfall der Bewegung 3. Faktor: Fehlen einer autonomen Subkultur (die bildet sich erst in den 60ern) das einsetzen neuer sozialer Bewegungen in den 60ern fällt damit zusammen mehr Freizeit, auch die Ausbildungszeit verlängert mit grundlegendem Wandel war auch soziostruktureller Wandel verbunden → soziale Bewegungen wandeln sich neue Trägergruppe: Gruppe der „Intelligenz“ wandelt sich Intellektuelle tragen die Bewegungen Themen ändern sich: Fragen aus dem sozioökonomischen Bereich verlieren an Bedeutung, statt dessen ging es mehr um soziokulturelle Fragen (Fragen nichtmaterieller Art) mit diesen Themen sind auch neue Formen wichtig geworden: unbürokratische Aktionsformen Übergangsbewegung: Ostermarschbewegung von der Größe her eine Randgruppe Änderung in der Teilnehmerstruktur, nur mehr 10% Arbeiter → Rest: „Intelligenz“ → antibürokratisch kennzeichnend für diese nachindustrielle Gesellschaft ist die Umwandlung in eine Dienstleistungsgesellschaft tertiärer Sektor: Spaltung: konservativer Flügel: pro-CDU reformistischer Flügel: pro-SPD modernistisch: links der SPD: Trägergruppe für neue soziale Bewegungen in den späten 60ern und 70ern die Verbindung zwischen der SPD und den neuen Bewegungen war der SDS, der Sozialistische Deutsche Studentenbund 1961 war er von der SPD ausgeschlossen worden ab Mitte der 60er bildete er den Kern der Studentenbewegung die Leute vom leitenden Kader verstanden sich als Sozialisten (allgemeinerer Begriff als der enge Parteibegriff) für soziale Bewegungen relevant: erstmals trat eine zahlenmäßig relevante Studentenschaft als eigenständiger Akteur auf bei der frühliberalen Bewegung wurden schon Studenten erwähnt, damals allerdings als Teil der nationalen Bewegung und weniger zahlreich 9.12.2003 Nächstes Mal: keine Vorlesung aber: in der Mediathek: Video über neue soziale Bewegungen ECTS zu Wochenstunden-Umrechnung: Schmidlechner: 1 ECTS-Punkt: 25 Stunden Arbeitsbelastung Hausmann: Fachprüfung: 4 Wochenstunden Fachprüfung: der aus dem Buch ausgewählte Text ist gleichzeitig der Modultext diese Texte kommen schon in Modulen Kombi-Frage: eine ganz sicher über hiesige Vorlesung, eine im weiteren Sinne eine Frage über England (Beer) Essay: eine Frage über weitgehend Stoff der Vorlesung außerdem werden im Jänner gezielte Fragen ausgegeben wir waren in der nachindustriellen Phase die theoretische Literatur für die neuen sozialen Bewegungen kommt hauptsächlich aus den USA, weniger aus Deutschland neue soziale Bewegungen: Bezeichnung gerechtfertigt, weil alle diese Bewegungen doch eine übergreifende Einheit bilden, obwohl es Gruppenvielfalt und Dezentralisierung gibt ein Kennzeichen der Grundstruktur (deswegen ist die Bezeichnung gerechtfertigt): Teilbewegungen haben hohe Autonomie was haben sie gemeinsam? → die meisten bewegen sich im soziokulturellen Bereich (Lebensgestaltung, Lebensweise, Wertvorstellungen) sind zwar autonom, aber doch untereinander vernetzt 2. Punkt: liegt darin, dass die neuen sozialen Bewegungen sich von der Rekrutierungsbasis her anders ansiedeln als die alten, und zwar in den nichtindustriellen Sektoren → deswegen nachindustrielle Bewegungen 3. Punkt (vage formuliert): es gibt mehr oder weniger keine Grenzen im Sinne dessen, was wünschenswert ist → es gibt immer wieder Einschränkungen, Pragmatiker können jede Idee „umbringen“ → dafür ist in den neuen Bewegungen kein Platz prägnanteste neue soziale Bewegung: 68er-Bewegung mit Vorstufen in den 50ern Vorstufen: schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA in Europa: Kampagnen für nukleare Abrüstung (nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritannien) Notstandsgesetz-Debatte in der Bundesrepublik Deutschland Abspaltung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes von der SPD weltpolitisch ist für uns vor allem der Vietnamkrieg relevant Forrest Gump: schöne Quelle für die Entwicklung von Bürgerrechtsbewegung zu Antivietnamkriegsdemos, Flowerpower, Hippiebewegung 27. Mai 1968: die amerikanische Studentenbewegung ging von Berkeley aus BRD: 1966: APO (außerparlamentarische Opposition) Berlin 1967: Demos gegen den Besuch des Schahs von Persien Radikalisierung erfolgt während dieser Zeit, als während dieser Demos ein Student erschossen wurde unterschiedliche Länder als Schauplätze: Frühjahr 1968: Versuch der Demokratisierung der damaligen CSSR: Prager Frühling → erfolglos auch in Italien kommt es zu Protestaktionen → auch die italienische Studentenbewegung radikalisiert sich 4. April: Martin Luther King wird in Memphis erschossen 1 Woche später: Berlin: Rudi Dutschke wird angeschossen, überlebt zur selben Zeit: Paris: Demos, Straßenschlachten Mai 1968: Verabschiedung der Notstandsgesetze im deutschen Bundestag Sommer 1968: zahlreiche Städte der USA: Demos, Rassenunruhen Juli 1968: Neuwahlen in Frankreich August 1968: Prager Frühling endgültig niedergeschlagen Herbst 1969: Italien: Anschläge von Linksextremen, Demos, Streiks Frühjahr 1970: Auflösung des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes 27. Mai 1968: „Der Spiegel“ hat brennende Autos auf seinem Titelblatt, und als Schlagzeile: „Französische Revolution“ zu dieser Zeit: Medien- und Erziehungswesen total gelähmt → erinnert an 1789, 1830, 1848, 1870 etc. 1936 in Frankreich: auch so ein Tag 1934: Frankreich: Volksfrontregierung (so nannte man einen Zusammenschluss von Sozialisten und Kommunisten) → es gibt die These, dass die Nichtzusammenarbeit von Sozialisten und Kommunisten zu Aufschwung des Faschismus führte 1936: Volksfrontregierung durch Wahlen bestätigt → deswegen 1936: Welle von Fabriksbesetzungen durch Arbeiter 1968: „Der Spiegel“ berichtet von Aufruhr Metternich sagte schon: „Wenn Paris niest, erkältet sich der Rest Europas“ Frankreich war noch nicht von der Studentenrevolution erfasst, als sie schon in der BRD und Italien war Hintergrund der Studentenproteste: Fülle von Missständen wichtig für diese Studentenbewegungen: nationale Besonderheiten (z.B. USA: Vietnamkrieg) grundsätzlich lehnten die Studenten die Politik der nuklearen Abschreckung ab, auch den quasi-westlichen Neokolonialismus ein eher regionaler Punkt der Lebenspraxis der Studenten war die Kritik an den Unis, die zu autoritär waren und zu konformistisch mit der Konsumgesellschaft und im militärischen und industriellen Bereich SPD-CSU-Koalition habe Chancen für wirkliche demokratische Opposition zunichte gemacht Notstandsgesetze gegen die kommunistische Bedrohung von innen sollten beschlossen werden → das brachte die Studenten auf die Barrikaden Studenten waren gegen Vätergesellschaft, NS-Ideen 50er-Jahre: Antiatombewegung, von Großbritannien aus, auch auf Deutschland übertragen → nicht zahlenmäßig riesig Ostermärsche: Teilnehmer aus verschiedenen sozialen Schichten den sozialistischen Studentenbund gab es schon in den 50ern, er radikalisierte sich zunehmend 60er: Rudi Dutschke wird Anführer, als die Abspaltung erfolgte von ihm kam auch die Idee, dass die Öffentlichkeit durch spektakuläre Aktionen wachgerüttelt werden müsse → das führte 1966 zur Gründung der außerparlamentarischen Opposition DOKU über Martin Luther King 13.01.2003 letztes Mal: Film über die Bürgerrechtsbewegung in den USA jetzt: 68er-Revolution Fachprüfung: Vorlesung ist ein Modul Klausur über die Vorlesung: - ein Termin wäre die letzte Vorlesungsstunde - eine Termin der erste Mittwoch im Februar (der 4.) - ein weiterer Termin: nach der Vorlesung jeweils am 1. Mittwoch im Februar - Anmeldung nicht unbedingt nötig, aber hilfreich - die Bedeutung der Klausur ist nicht so groß → wir müssen Arbeiten abgeben verpflichtend: Angela Davis- Video; Video über Frauenbewegung (beides Prüfungsstoff) zusätzlich: 3 Videodokus über etwas, das mit dem 20. Jh. etwas zu tun hat die schwarze Bürgerrechtsbewegung war die Vorläuferbewegung für die Bewegungen in den 60ern in den USA nicht nur in Deutschland Aufruhr, auch in Frankreich in Frankreich: Terminologie: „Der Mai“ für den Mai 1968 Im Mai 1968 fanden in beiden Ländern Protestaktionen gegen die jeweilige Regierung statt in Paris: Straßenschlachten um die Uni herum → Studenten gegen Polizisten 30.000 Studenten beteiligt ein Anführer der Studenten: Daniel Cohn-Bendit → blieb im politischen Geschehen aktiv, ist jetzt im Europaparlament für die Grünen aktiv „Der rote Dani“ (rote Haare, rote Gesinnung) 10.000 Polizisten → zeigt die Einschätzung der Proteste durch die Regierung Barrikaden der Studenten → Polizei setzt Tränengas und Brandbomben ein zur gleichen Zeit in Deutschland Proteste → Zug nach Bonn → 10.000 Gegner der damals erlassenen Notstandsgesetze „Stimmung war lustig... Schlusskundgebung: 60.000 Teilnehmer“ die Folgen dieses Aufmarsches waren anders als die Folgen der Demonstrationen in Frankreich in Frankreich: Gewerkschaften riefen zu einem 24stündigen Streik auf, sie solidarisierten sich mit den Demonstranten in Deutschland passierte das nicht, der DGB arbeitete daran, dass sich die Arbeiter nicht mit den Studenten solidarisierten der DGB hielt in Dortmund eine Versammlung ab, während in Bonn die Studenten demonstrierten. Gründe: in Deutschland war die Gewerkschaft ideologisch eher „rechts“ (rechts der Studenten, aber nicht rechts der Mitte) in Deutschland: 30. Mai in Deutschland stimmten die Abgeordneten gerade über die Notstandsgesetze ab in Frankreich hielt Präsident De Gaulle eine Rede übers Radio (dem Fernsehen war der Strom abgestellt worden), er werde nicht zurücktreten, warnte vor Kommunismus und Sieg der Diktatur, sagte, man werde nicht vor Gewaltmaßnahmen zurückschrecken → nach der Rede zogen 10.000 Franzosen durch Paris zum Place de la Concorde zur selben Zeit wurde der Beschluss der Notstandsgesetze in Deutschland bekanntgemacht → keine nennenswerte Reaktion Frankreich und BRD nicht die einzigen Schauplätze auch andere Konflikte: USA: Zeit des Vietnamkrieges, Zeit der Ted-Offensive → von großem Einfluss auf die USA in diesem Jahr (auch auf die restliche westliche Welt) → nachträglich gesehen war die Ted-Offensive die Wende in diesem Krieg → Verteidigungsminister Robert McNamara trat zurück der damalige Präsident Johnson kündigte an, er werde nicht mehr kandidieren Johnson hatte den Vietnamkrieg vom ermordeten Präsidenten Kennedy geerbt → in nachträglicher Betrachtung wird er aber als Hauptakteur in dem Krieg gesehen Vietnamkrieg: großer Schlag für die US-Bevölkerung, sehen zu müssen - dass US-Soldaten zu Grausamkeiten fähig sind - dass die USA nicht allmächtig sind auch heute wird das Thema Vietnam noch bearbeitet, auch von ehemaligen Akteuren aber Vietnam war damals nicht der einzige Einsatzort der USA Indochina: Kambodscha und Laos wurden hineingezogen → USA richten auch in Laos einiges an USA lernen aus Vietnam: Öffentlichkeit darf nicht mit Bildern von leidenden Soldaten konfrontiert werden → Folge: Golfkrieg wird als „sauber“ hingestellt erst die Bilder brachten die US-Bevölkerung gegen den Vietnamkrieg auf → Bilder durch ostdeutsche Dokumentationen 1968: 2 Ereignisse: - Wendepunkt im Vietnamkrieg - Prager Frühling (zum Zeitpunkt des Prager Frühlings noch nicht als so wichtig erfunden, erst im Herbst, als russische Panzer den Aufstand niederschlugen) außerdem: Rassenunruhen in den USA April 1968: Martin Luther King wird ermordet → Proteste es gab auch Proteste gegen die Regierung in Mexiko → Studenten protestieren → brutal niedergeschlagen Vietnam: in vielen (west-)europäischen Städten gab es Demonstrationen gegen die USA Osteuropa: auch (z.B. Budapest) man kann von internationaler Synchronisierung reden warum? - die Gründe liegen in der Rolle der USA als Hegemonialmacht → Feindbild USA außerdem: Antiimperialismus, Antikolonialismus Kuba: war sehr populär deswegen → als Zwerg, der sich gegen den Riesen behauptet hat → dient als Beweis, dass Auflehnung doch nicht ganz hoffnungslos ist es gab zu dieser Zeit einen Kulturkongress in Havanna Konvergenz unterschiedlicher soziokultureller Strömungen sie hatten gemeinsam, alle Jugendbewegungen zu sein, Studenten bildeten den prägenden Kern Dauer und Intensität der Protestaktionen war unterschiedlich 1964: USA: Gründung der free-speech-Bewegung (1964-70) BRD: nachhaltige Aktionen ab 1967 (bis 1969) Frankreich: am extremsten → alles auf Mai hin kulminiert (vorher und nachher nicht viel) Bedeutung der Studenten ist klar: Abkürzung der Studenten in Deutschland die gleiche wie die der Studenten in den USA SDS → students for a democratic society / Sozialistischer Deutscher Studentenbund Prüfung: - Vorlesung - die Texte im Handapparat (3 davon so gut können, das man darüber schreiben kann) - Dokus Angela Davis und Frauenbewegung abgeben - 3 x 2 Seiten Besprechung von Artikeln (wissenschaftliche Aufsätze zum Thema) → im Handapparat sind einige Bücher zu dem Thema - + Videodokus - + 1 Spielfilm mit einem Zeitgeschichte-Thema damals war es nicht ganz klar, als was man das, was sich da abspielte, bezeichnen kann zuerst war es eine Studentenbewegung, dann nahmen Schüler und Lehrlinge Teil → Terminus „Jugendbewegung“ dann gab es in Deutschland die Gründung der APO → auch Nichtjugendliche waren beteiligt → das führte dazu, dass man von einer antiautoritären Bewegung sprach (denn es wurden von den Bewegungen vor allem Phänomene der Autorität zentral behandelt) Bezug auf NS-Zeit: Generation der Söhne und Töchter: 1. Vorwurf an die Eltern, sich nicht dagegen gestellt zu haben 2. Punkt: politisch war der Nationalsozialismus weg vom Fenster, aber im sozialen Umfeld befand sich das noch (z.B. autoritärer Erziehungsstil) Pflichtgefühl, Pflichterfüllung, Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit waren wesentliche Elemente der Erziehung → Jugend revoltiert gegen die Erziehung, die vom Faschismus geprägt war die Bewegung nannte sich „antiautoritär“ → antiautoritäre Erziehung wurde gepredigt → Kinder erinnern sich, wie unglaublich anders die US-Soldaten waren im Vergleich zu ihren Vätern (die aus dem Krieg zurückkamen) Amerikanischer Einfluss: Zuerst durch die Soldaten, dann durch Kulturbeeinflussung schon in den 50er Jahren: Jungendproteste: „Halbstarkenkrawalle“ → männliche junge Arbeiter lehnen sich gegen die autoritäre Phase der Nachkriegszeit auf → amerikanische Kultursymbole: Rock, James Dean, Marlon Brando waren Symbole für die protestierenden Arbeiter weiteres Symbol: Moped Protest gegen nationales Bürgertum antiautoritäre Tendenz kann man auch philosophisch begründen: die Grundlagen kommen aus der kritischen Theorie (ideologiekritisches System: Theodor Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse) → Institut für Sozialforschung, 1922 in Frankfurt gegründet, später von den Nazis wieder geschlossen → Theorien von autoritären Gesellschaften wurden entwickelt von dort stammt die Theorie vom autoritären Staat Begriff von Horkheimer erfunden, aufgrund des Hitler-Stalin-Pakts außerdem: Theorie der autoritären Persönlichkeit: 1945, 1946: empirische Untersuchung der US-Mittelschicht auf Anfälligkeit für antisemitische Vorurteile der Bevölkerung verschiedene Skalen → Mittelpunkt: F-Skala (Faschismus-Skala) Charaktereigenschaften eines potentiellen Faschisten: - starke Bindung an herrschende Werte - Ordnungsliebe, Diskriminierung von Außenstehenden Psychologie: Persönlichkeitsstruktur durch ein schwaches Ich gekennzeichnet → d.h. schon früh Überlegungen in diese Richtung Persönlichkeitsuntersuchungen heute gegen Ausländerfeindlichkeit: Leute mit wenig Selbstvertrauen sind eher xenophob antiautoritäre Bewegung: Ziele: Veränderungen - soziokulturelle - politische → das parlamentarische System sollte in eine radikale (= sozialistische) Demokratie umgewandelt werden konkrete Vorhaben: 1. Abschaffung der Ordinarienuniverstiät → Demokratisierung der Universitäten → mittlerweile: laut Schmidlechner besteht seit 1. Januar die Demokratie an den Unis nicht mehr → damit wurde ein Ergebnis von 1968 rückgängig gemacht 2. Deutschland: Notstandsgesetze sollen verhindert werden, da sie antidemokratisch waren → das gelang nicht 3. NPD (damals im Aufschwung) sollte verboten werden → wäre in Österreich wegen Verbotsgesetz kein Punkt gewesen 4. Entflechtung der Medienkonzerne → speziell des Axel-Springer-Verlags: wesentliches Feindbild: Der Spiegel 5. Rückzug der USA aus Vietnam (Forderung in BRD!) → alles gescheitert bis auf die Verhinderung des Einzugs der NPD in den Bundestag (das war aber eher ein Nebenziel) sonst: Vietnam ging noch mehrere Jahre weiter, Springer-Konzern veränderte sich nicht, Notstandsgesetze wurden durchgezogen Folge: Frust → führt zu innerer Radikalisierung der antiautoritären Bewegung → wird gewalttätig (Schmidlechner: „wird in die Gewalt getrieben“) → RAF entwickelt sich → RAF verliert später den Bezug zur Realität, sieht sich im Bürgerkrieg mit der autoritären Gesellschaft, denkt, Gewaltanwendung sei gerechtfertigt schon 1969 wurde die antiautoritäre Bewegung gespalten der SDS fiel auseinander das Wort „antiautoritär“ wurde inhaltsleer, weil „antiautoritär“ war dann Schlagwort für alles die einzigen Änderungen, die stattfanden, fanden im soziokulturellen Bereich statt: offene Ehe, Kommunen „Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.“ → später wurden die Frauen aktiv, das führte zur Frauenbewegung 20. 1. 2004 in der Videothek wird eine CD-ROM deponiert werden über das Civil Rights Movement → Schmidlechner: „ganz gute Ergänzung zur Videodokumentation für alle, die sich besonders interessieren“ nächstes Mal: Vortrag, sonst noch normal ad Klausur: → auch möglich: eine zusätzliche Buchbesprechung von einem Buch aus dem Handapparat, das würde die Klausur ersetzen → ab 5 bis 10 Seiten akzeptabel → abgeben im Lauf des nächsten Semesters letzte Woche: Theorien der autoritären Persönlichkeit → in BRD: Konflikt mit Vätergeneration, die zum großen Teil der NS-Bewegung angehörte → letztes Mal behauptete Schmidlechner, die 68er wären sehr schlecht ausgegangen, sie wären ohne Ergebnis geblieben aber: im Alltagsleben wirkten die 68er nachhaltig die momentane Erfolglosigkeit führte zur Radikalisierung eines kleinen Teils der Bewegung → Baader-Meinhof-Gruppe: gutbürgerliche Kinder aus gutbürgerlichem Hause, die aber durchgehend gekennzeichnet sind durch strenge Väter die Linksextremen kommen zu einem großen Teil aus einem extrem konservativen Elternhaus dazu Film: „Deutschland im Herbst“ vernachlässigt wurde, dass in Deutschland die NS-Vergangenheit in der 68er-Bewegung eine große Rolle spielte → es erfolgte kein wirklicher Bruch mit der NS-Vergangenheit ehemalige Nazis gliederten sich in die Gesellschaft ein was ist aus den Aktivisten geworden? Cohn-Bendit: wurde EU-Parlamentarier Joschka Fischer: wurde Außenminister von Deutschland → hat kein Studium abgeschlossen besondere Rolle spielte Frankfurt Schröder: kein 68er historische Aufarbeitung der 68er: erstmals in den 80ern, vor allem in den USA und Frankreich: umfangreiche Darstellungen, sogar mit oral history erst nach der deutschen Einigung wurden in Deutschland die 68er zum Thema erwählt Tagung: „68 - vom Ereignis zum Gegenstand der Geschichtswissenschaft“ 3 Bezugsmöglichkeiten: 1. im Rahmen der postindustriellen Gesellschaft 2. im Rahmen der postmaterialistischen Gesellschaft 3. im Rahmen der postmodernen Gesellschaft neuer Forschungsansatz: Gedächtnis- und Erinnerungskultur → welche Rolle nimmt 1968 in der deutschen Gesellschaft ein? → eine sehr wichtige: die Gründung der „neuen Gesellschaft“ wird damit verbunden geplante Ausstellung in Berlin über das Jahr 1968 → heftige Kritik → daran merkt man (lt. Schmidlechner) das konservative Grundklima → es heißt, die Ausstellung sei Verherrlichung von Terror (heutzutage ist die „Terrorismuskeule“ stark) → wahrscheinlich wird die Ausstellung nicht zustande kommen die antiautoritäre Bewegung trug entscheidend zur Festigung der liberalen Demokratie bei, ohne es zu wollen (Bewegung wollte statt dessen Linksruck) es ist sinnvoll, sich das in der Verbindung anzuschauen → wo sind die Verbindungslinien der „transatlantischen Protestkultur“? der Historiker Dan Diner verfasste eine Studie die er „verkehrte Welten“ nannte → setzt sich auseinander mit der Affinität von Antisemitismus und Antiamerikanismus → interessant, weil die Leute heute scheuen, sich über Palästina/Israel zu äußern → Kritik an Israel wird oft zum Instrument des Antisemitismus → auch Demonstrationen gegen die USA sind oft antisemitisch Frage: Was genau ist Antiamerikanismus? Antiamerikanismus: entweder: Ablehnung der Regierung oder: Ablehnung von allem, was aus den USA kommt → „es kommt nichts Gutes aus den USA“ → während dem Irak-Krieg gab es selbst Ablehnung von amerikanischem Jazz Diner sieht auch eine eigenartige Verbindung zwischen den Deutschen und den Amerikanern, was die Grundwerte betrifft → Grund dafür: Amerikanisierung die USA waren für die linke der imperialistische Hauptfeind andererseits hat sich doch damals in den USA die Kultur entwickelt, die Demonstrationen gegen die US-Politik innerhalb der USA ermöglichte → seit dem 11. September und dem U.S.A. P.A.T.R.I.O.T.-Act ist das auch nicht mehr der Fall → Forderung nach der Durchleuchtung von Demonstrationsteilnehmern Politik war antiamerikanisch von den Zielen her Protest war amerikanisch vom Stil her das liegt auch daran, dass z.B. Cohn-Bendit schon in den USA war, auch sehr beeindruckt war von der Bürgerrechtsbewegung und Martin Luther King die Entwicklung der Studentenbewegungen in den USA und Deutschland kongruiert politisch-ideologisch sowie zeitlich → beide Studentenbewegungen waren durch Aspekte der Befreiungsbewegungen stark beeinflusst → Zurückweisung des Althergebrachten, des Kapitalismus der westlichen Staaten, aber auch Ablehnung der nominell sozialistischen Länder aus der Studentenbewegung bildete sich die „Neue Linke“ → das sind ihre Basiskonzepte: - gegen westliche kapitalistische Staaten - gegen sozialistische Staaten - gegen alte Werte → was wollten sie dann? → wichtige Rolle für die Orientierung war die kubanische Revolution → gescheiterte Invasion in der Schweinebucht 1961, Raketenkrise 1962 → führen zu Protestaktionen amerikanischer Studenten von Bedeutung war auch ein anderes Element: Besuche von europäischen Intellektuellen auf Kuba; teilweise enthusiastische Schilderungen Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir: begeistert von den gesellschaftlichen Umwälzungen → es entstand der Eindruck, in Kuba sei ein neues gesellschaftliches System entstanden, das für Linke eine Alternative bilde → eine „freie“ Gesellschaft weiße Studenten waren eher an Kuba orientiert als schwarze die schwarzen Studenten orientierten sich an entkolonialisierten afrikanischen Ländern → ein großer Teil der schwarzen amerikanischen Studenten war in den USA „kolonialisiert“ → das führte zur Militarisierung von schwarzen Verbänden → die Studentenbewegungen arbeiteten mit den Civil Rights – Aktivisten zusammen ab Herbst 1964 (?): Vietnam gerät in den Mittelpunkt der Aktivitäten Marsch auf Washington: aktivierte auch nichtpolitische Studenten, war eine große Manifestation auf dem Campus der Universitäten beginnt sich eine kritische Bewegung zu bilden, die sich innenpolitischen Themen widmet → Unterdrückung der Schwarzen afrikanische Studenten: gehen nach Afrika, identifizieren sich mit Afrika und mit dem Befreiungstheoretiker Franz Fanon → der wurde zum Guru für schwarze amerikanische Studenten Malcom X: Gegenstück zu Martin Luther King: Martin Luther King: Gandhimäßig, auch Weiße unterstützen ihn Malcom X: lehnt Integration ab, „wir brauchen die Weißen nicht, wir können eigenständig in unserer Gesellschaft leben“ es gab auch früher schon das Konzept der gänzlichen Trennung von Schwarzen und Weißen → aber auf freiwilliger Basis anders als in den USA war Kuba in Deutschland noch kein Thema in den 60ern, aber die Befreiungsbewegungen gegen den Kolonialismus schon → Protest gegen Kongolesischen Ministerpräsidenten später: Studenten setzen sich mit z.B. Fanon auseinander auch Vietnam wird ein Thema USA Hauptfeind, wegen der Mittel der Kriegsführung in Vietnam werden die USA mit dem 3. Reich geglichen Aufschwung der Underground-Presse, die über die Gräuel des Krieges berichtet großen Einfluss hatte das so genannte Vietnam-Tribunal (von Jean-Paul Sartre und Bernard Russell initiiert) Marcuse: „Der Eindimensionale Mensch“ → kommt ins Spiel ab 1967: Ché Guevara (vor allem seine Theorien über den Guerillakrieg) im US-Studentenbund fiel die Entscheidung, vom Protest zum Widerstand überzugehen Studenten treffen sich mit der Südvietnamesischen Nationalen Befreiungsfront Radikalisierung fand auch in Deutschland statt: nachdem Benno Ohnesorg erschossen wurde → die Studentenbewegung hatte in Deutschland, anders als in den USA, keine breite gesellschaftliche Akzeptanz → es gab keine gesellschaftliche Unterstützung, deswegen wurde auch die Theorie von Ché Guevara angenommen, die besagt, dass auch eine kleine Minderheit gesellschaftlichen Wandel bewirken kann → Ché behielt nicht Recht die Identifikation der Studentenbewegung mit Befreiungsbewegungen der 3. Welt wurde verstärkt auch in Japan gab es Studentenproteste, auch (in geringer Anzahl) in den Staaten, die von der UdSSR beeinflusst waren auch ein großer Held für die damalige Bewegung: Ho Chi-Minh und Mao Tse-Tung (Mao für die Kulturrevolution) → waren Helden wegen damaligem geringen Wissen über die Zustände in China und Vietnam RAF: sah sich im Krieg gegen das System, die Mitglieder wollten auch, als sie gefangen wurden, den Status von Kriegsgefangenen haben