Afghanistan ab Klasse 9 Abzug der Internationalen Schutztruppen – Zur Sicherheitslage in Afghanistan M1 Der Krieg in Afghanistan Afghanistan ist ein großes Land (652 000 km² – im Vergleich Deutschland mit 350 000 km²), das aber von schätzungsweise nur knapp 30 Millionen Menschen bewohnt wird. Die Bevölkerung gehört verschiedenen Völkern und Sprachen an. Anstelle des Nationalgefühls tritt oft die Volkszugehörigkeit. Will man die Situation in Afghanistan auch nur ansatzweise verstehen, muss man einen Blick auf die Gegebenheiten und die Geschichte dieses Landes werfen. Hintergrund Der derzeitige Konflikt in Afghanistan ist einer in einer langen Reihe von Kriegen. Bereits 1979 marschierte die damalige Sowjetunion ein, nach zehn Jahren verließen Moskaus Truppen geschlagen das Land. Was folgte, war ein Bürgerkrieg zwischen den Taliban*¹, die die Sowjets maßgeblich bekämpft hatten, und den Truppen der einzelnen Lords der Volksgruppen. Im September 2001 erschütterte der Angriff auf das New Yorker Word Trade Center die Welt. Die USA entschieden, dass die Taliban fortan als Verbündete der Terrororganisation al-Qaida unter Osama Bin-Laden zu sehen seien. Es begann der Feldzug gegen das islamistische Taliban-Regime. Deutschland als NATOMitglied und Verbündeter der USA schloss sich dem Militäreinsatz an und entsandte eigene Truppen in den nördlichen Teil Afghanistans. Ziel des Einsatzes der alliierten Truppen unter US-amerikanischer Führung war bzw. ist es, die Demokratie in Afghanistan zu errichten, damit den islamistischen Terror der Taliban zu brechen und damit auch Rückzugsräume von alQaida zu zerstören. Die Welt sollte dadurch sicherer werden. Bilanz Gelitten hat vor allem die Zivilbevölkerung. Seit Beginn der Kämpfe starben jedes Jahr Tausende durch Terroranschläge, Massaker und den Einsatz von Kriegsgerät. Über den nachhaltigen Erfolg des Einsatzes wird heftig gestritten. Besonders die Regierungen der beteiligten westlichen Staaten betonen, dass der Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte (Armee, Polizei) soweit fortgeschritten sei, dass eine weitere Anwesenheit von NATO-Truppen nicht mehr nötig sei. Vorgesehen sind in den kommenden Jahren nur noch unterstützende Maßnahmen wie die Ausbildung von Militär und Polizei. Kritiker stellen die Lage in Afghanistan nach über zehn Jahren völlig anders dar. Sie bezweifeln, dass die Afghanen in der Lage sein werden, den Taliban allein standzuhalten. Zudem sei die Korruption im Land so groß, dass eine echte Demokratie kaum möglich sei. Tatsache ist: Etwa sechs Millionen Kinder haben mittlerweile Zugang zur Bildung, darunter fast drei Millionen Mädchen. Über 80 Prozent aller Afghanen haben Zugang zu einer Form der Gesundheitsfürsorge, um die 80 Prozent der Kinder werden gegen Tetanus, Diphterie und Keuchhusten geimpft. Vor 15 Jahren waren es nicht einmal halb so viele. Für den sachunkundigen Bürger in Deutschland ist eine eigene Beurteilung kaum möglich. Ob die vielen gefallenen, verwundeten und traumatisierten Soldaten für eine dauerhafte Verbesserung der Verhältnisse in Afghanistan geopfert wurden oder nicht, das wird die Zukunft zeigen. Sicherheitslage Bevor es zum Krieg zwischen der Sowjetunion und den afghanischen Widerstandskämpfern (1979) kam, war das Land ein lohnendes Ziel für Touristen. Doch nach Jahrzehnten der Gewalt und Zerstörung ist eine Reise in dieses verwundete Land heute nicht mehr ratsam. Wer beruflich nach Afghanistan reisen muss, sollte bedenken: In ganz Afghanistan gibt es das Risiko, entführt oder Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden. Selbst in den großen Städten wie der Hauptstadt Kabul sind Attentate, Überfälle, Entführungen, Morde und andere Verbrechen mehr oder weniger an der Tagesordnung. Ausländische Einrichtungen und Personen sind den Taliban besonders unwillkommen. Obwohl die afghanischen Sicherheitskräfte inzwischen weitgehend die Sicherheit übernommen haben, ist die Lage jedoch bisher noch lange nicht überall unter Kontrolle, vor allem bei Überlandfahrten und Übernachtungen in ungesicherten Orten. Diese Warnungen sind auf der Internetseite des deutschen Außenministeriums nachzulesen und werden regelmäßig aktualisiert. Autorentext *¹ Taliban: 1990 von afghanischen Islamisten gegründete Bewegung, die 1994 weite Teile Afghanistans eroberte und Dschihadisten aus aller Welt Zuflucht gewährte, unter ihnen Osama Bin Ladens al-Qaida. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2014. Autor: Heinrich Lübbert, Steinhagen Von diesem Arbeitsblatt ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterricht gestattet. Für inhaltliche Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung. Onlinemagazin Politik/Wirtschaft Afghanistan M2 Chronik des Afghanistan-Krieges ab Klasse 9 9. Oktober 2004: Karsai wird zum Präsidenten gewählt. 11. September 2001: Terroranschlag auf das World Trade Center in New York City 20. August 2009: Wiederwahl Karsais (massive Betrugsvorwürfe) 7. Oktober 2001: Die „Operation Enduring Freedom“ („Operation andauernde Freiheit“) beginnt. Bombardierung des Teils Afghanistans, wo Osama bin Laden vermutet wird 2. April 2010: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erklärt, dass man von Krieg in Afghanistan sprechen könne. 13. November 2001: Eroberung Kabuls (Hauptstadt Afghanistans) durch alliierte Truppen (NATO) 2. Mai 2011: Bin Laden wird in Pakistan von US-Soldaten getötet. 5. Dezember 2001: Abkommen über einen Stufenplan; Planung einer demokratischen Regierung 2014: Abzug aller Kampfeinheiten der allierten Streitkräfte; Verbleib von unterstützenden Einheiten in den kommenden Jahren (Voraussetzung: das Abkommen „Resolute Support“ mit der afghanischen Regierung). 20. Dezember 2001: Der UN-Sicherheitsrat beschließt die Schaffung der Schutztruppe Isaf (International Security Assistance Force). 08.12.2014: Schließung der Nato-Kommandozentrale in Kabul nach 13 Jahren Einsatz Autorentext 22. Dezember 2001: Die Übergangsregierung nimmt ihre Arbeit auf (Präsident Hamid Karsai). Zustimmung des Bundestages zur Isaf-Beteiligung Deutschlands M4 Afghanische Helfer der Bundeswehr – Komplizen der Ungläubigen Bis Ende 2014 werden die letzten Bundeswehrsoldaten Afghanistan verlassen haben. Zurück bleiben die meisten ihrer einheimischen Mitarbeiter, die in ihrer Heimat um ihr Leben fürchten müssen. […] Vielleicht wird er irgendwann dem falschen Mann begegnen, irgendwo, zur falschen Zeit am falschen Ort. […] Vielleicht steht er längst auf einer Todesliste, vielleicht interessiert sich niemand für ihn. Youssuf Ahmads (Name geändert; SZ) Leben könnte davon abhängen. Ahmads Arbeitgebern genügt das nicht, um ihn als bedroht einzustufen. Das Problem ist nur: Sie werden bald gehen, und womöglich wird er zurückbleiben. Ahmad ist Dolmetscher bei der Bundeswehr in Afghanistan. Er hat neulich Streit mit einem Soldaten der Regierungsarmee gehabt, im Stützpunkt in Masar-iSharif, wo er arbeitet. Der Mann, sagt er, habe ihn beschimpft: „Du Hurensohn hältst zu den Ungläubigen.“ Als er Ahmad das nächste Mal sah, warf der Mann einen Stein nach ihm, er bedrohte ihn körperlich und verbal. Vielleicht ist da eine Rechnung offen. „Niemand sonst hat mich bisher bedroht“, sagt Ahmad, „trotzdem habe ich Angst um meine Familie. Wir werden hier nicht bleiben können.“ Nicht über 2014 hinaus. Bis Ende des Jahres werden die letzten Nato-Kampftruppen aus Afghanistan abgezogen sein. Ob sich das Land dann so alleine behaupten kann, wie westliche Politiker und Generäle behaupten, steht in den Sternen. Die Zukunft ist ein offenes Buch, und Ahmad ist sicher, dass nichts Gutes darin stehen wird; nicht für seine Heimat und gewiss nicht für ihn. Ein Übersetzer, ermordet aufgefunden in einem Auto in Kundus Zunächst einmal könnte er seinen Job verlieren, wie wohl die meisten der noch etwa 900 von einst 1500 „Ortskräften“; so nennt die Bundeswehr ihre einheimischen Angestellten. Manche sollen bei der kleinen Nato-Nachfolgemission für Beratung und Ausbildung unterkommen […]. Ahmad arbeitet seit acht Jahren für © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2014. Autor: Heinrich Lübbert, Steinhagen Von diesem Arbeitsblatt ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterricht gestattet. Für inhaltliche Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung. Onlinemagazin Politik/Wirtschaft Afghanistan die Nato-Truppe Isaf. Die von den UN mandatierte Mission war für ihn wie für viele westlich gesonnene Afghanen eine Hoffnung auf Frieden nach der Terrorherrschaft der Taliban. Doch der Frieden kam nicht. Ahmad hat die Soldaten auf Kampfeinsätze begleitet, als einziger Mann ohne Gewehr. Er hat im Gefängnis von Masar-i-Sharif übersetzt. Er hat in kalte, feindselige Augen geblickt: „Jeder, der dort saß, kennt mich“, sagt Ahmad, „Taliban, Kriminelle, Drogenhändler.“ Ende 2013 wurde eine Leiche auf dem Rücksitz eines Autos in Kundus gefunden, jenem Stützpunkt, den die Bundeswehr wenige Wochen zuvor geräumt hatte. Der Mann hatte für die Nato übersetzt. Die Mörder wurden nie gefunden, niemand weiß, wer sie waren. Die Bundeswehr geht von einem Verbrechen ohne politische Hintergründe aus; möglicherweise habe es persönliche Motive, so die Polizei in Kundus. Oder auch nicht. Die Angaben der afghanischen Ermittler müssen nicht stimmen, ein politischer Mord wäre peinlich für die Regierung in Kabul. Der Dolmetscher war als latent gefährdet eingestuft. Ende Oktober entschied das Bundesinnenministerium innerhalb eines Tages, der Mann solle aufgenommen werden. Das geht aber erst, wenn sich die vielen Stellen in Deutschland geeinigt haben, ein Bundesland und eine Wohnung gefunden sind, die Kostenfrage geklärt ist. Dieser Prozess, hieß es später, sei im „konkreten Fall noch nicht abgeschlossen“ gewesen. Der Dolmetscher starb, das sichere Ufer vor Augen. „Du arbeitest für die Ungläubigen“ „Der Mord war für uns alle ein Schock“, sagt Iqbal Bagir, ein Kollege. Er kannte den Mann persönlich: „In Kundus geschah genau das, was wir alle fürchten“, sagt er. Die meisten Dolmetscher sind überzeugt, dass die Gotteskrieger hinter dem Mord stecken. Das Opfer habe noch Geld in den Taschen gehabt, sagen sie, die Leiche sei in dem Auto regelrecht zur Schau gestellt worden als Warnung an all die anderen. Masar-i-Sharif liegt im vergleichsweise ruhigen Norden des Landes. Die Stadt war stets ein Hort der Opposition gegen die Taliban, die Nato hat hier das Regionalkommando Nord errichtet. Und dennoch: Iqbal Bagir kennt das Gefühl, einer unsichtbaren und doch sehr realen Gefahr ausgesetzt zu sein. „Die Probleme begannen, als der Abzug der Nato beschlossen wurde“, sagt er. Fünf Jahre lang dolmetschte Bagir für sie und versuchte, seinen Job vor den Nachbarn geheim zu halten. Dann, nicht weit von seiner Wohnung, stellte sich ihm ab Klasse 9 ein Mann in den Weg und drückte ihm einen Brief in die Hand. Ein Motorradfahrer fuhr heran, der Unbekannte stieg auf den Beifahrersitz, fort waren sie. Der Mann hatte kein Wort gesagt, aber der Brief sagte genug: Du arbeitest für die Ungläubigen, sei ein guter Moslem, denk an deine Familie. Er kam eigentlich schnell aus dem Land. Sein deutscher Vorgesetzter stufte ihn als „Kategorie eins“-Fall ein, unmittelbar bedroht. Als nächstes folgte ein Expertenhearing in der Bundeswehr im Feldlager, es stimmte zu. Im deutschen Konsulat erhielt er einen Stoß Papiere, verlangt werden Nachweise aller Art wie die Geburtsurkunde. Es dürfte Millionen Afghanen geben, die keine solche besitzen, aber Bagir hatte sie. Bei der Bundeswehr versucht man, rasch zu handeln. „Wir haben die moralische Verpflichtung, unseren örtlichen Mitarbeitern zu helfen“, sagt ein hoher deutscher Offizier, „sie haben jahrelang an unserer Seite gearbeitet, ohne sie hätten wir den Auftrag gar nicht richtig erledigen können.“ Deutsche Sicherheitskreise gehen davon aus, dass die Drohungen keine präzis gesteuerte Kampagne islamistischer Terroristen sind. Masar-i-Sharif mag für afghanische Verhältnisse eine Boomstadt sein, es gibt neue Bürogebäude, eine aufblühende Universität und eine Fußball-Akademie. Viele alte Gassen werden überragt von modernen Wohnhäusern, errichtet im Stile eines spektakulären Orientkitsches. Doch blüht auch der Drogenhandel, die Kriminalität ist hoch. Nato-Angestellte verdienen gut, sie sind ein leichtes Ziel. Oftmals verschwimmen die Grenzen zwischen Kriminalität und Untergrundkampf. Das Aufnahmesystem sei bürokratisch, kritisiert Pro Asyl In Masar-i-Sharif haben die Gotteskrieger Anhänger genug, um im Untergrund aktiv zu bleiben und alle ihre Gegner wissen zu lassen, was ihnen blüht. Für den deutschen Offizier gilt daher: „Im Zweifel für den Antragsteller. Wer gefährdet ist, der sollte so schnell wie möglich nach Deutschland ausreisen dürfen.“ Er darf dann Frau und Kinder mitnehmen, aber nicht die Eltern oder Geschwister. […] Beteiligt sind neben der Bundeswehr die Ministerien des Inneren, des Äußeren, die Sicherheitsbehörden, das Bundesamt für Migration und das Bundesland, das den Bewerber aufnehmen soll. Ein Großteil der Verhandlungen dreht sich darum, wer die Kosten über- © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2014. Autor: Heinrich Lübbert, Steinhagen Von diesem Arbeitsblatt ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterricht gestattet. Für inhaltliche Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung. Onlinemagazin Politik/Wirtschaft Afghanistan nehmen soll. Bagir mag nicht klagen. Er galt als so gefährdet, dass die deutsche Botschaft auf schnellere Ausreise drängte, als er selbst für möglich gehalten hatte; er wollte noch seinen Hausrat verkaufen, das erledigen jetzt Verwandte. ab Klasse 9 ten völlig wertlos.“ Dieses System wurde in deutschen Ministerien erdacht, fern von Menschen, die wirklich in Gefahr sind. Wie womöglich Youssuf Ahmad, der bislang keine Aufnahmeerlaubnis bekam. […] Viele andere aber scheitern an den Aufnahmekriterien. Das sei, sagt ein weiterer Offizier in Masar, „der schwache Punkt in unserem System: Wie definieren wir Gefährdung?“ Schnell geht es, wie bei Bagir, bei Stufe eins: konkreter Gefährdung, inzwischen auch bei Stufe 2, latenter Bedrohung. Und dann sind da die vielen Mitarbeiter der Stufe 3, bei denen keine aktuelle Gefährdung festgestellt wird. Den Taliban ist egal, ob man in der Wäscherei oder als Fahrer gearbeitet hat Was aber, wenn die Mörder ohne Vorwarnung zuschlagen, das Opfer völlig ahnungslos ist wie vielleicht in Kundus? „Sollte es einen weiteren Toten geben“, sagt der Offizier, „dann sind all diese weltfremden Formalitä- Youssuf Ahmad wartet. Er klagt nicht, er sagt nur: „Ich könnte ja behaupten, ich würde persönlich bedroht. Aber das werde ich nicht tun. Mein Leben soll nicht auf einer Lüge beruhen.“ Vielleicht muss er deshalb bleiben in diesem Land, in dem es so wenig Hoffnung gibt und so viel Hass und Gewalt: „Wenn ich hier bleiben sollte, ist es so, als ob das Wort Nato mit leuchtenden Buchstaben auf meine Stirn gemalt wäre.“ Quelle: Joachim Käppner: Afghanische Helfer der Bundeswehr. Komplizen der Ungläubigen. Unter: http://www.sueddeutsche.de/politik/afghanische-helfer-derbundeswehr-komplizen-der-unglaeubigen-1.1913200 (eingesehen am 03.12.2014, gekürzt) © Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH/Süddeutsche Zeitung GmbH. Arbeitsvorschläge: 1. Afghanistan – Land des Krieges: Fasst die Fakten aus M 1 und M 2 zusammen. 2. Vergleicht ausgehend von M 1 die Positionen der westlichen Regierungen und ihrer Kritiker zum Zustand und den Zukunftsaussichten Afghanistans. 3. Begründet, warum es für uns in diesem Zusammenhang so schwierig ist, uns eine eigene Meinung zu bilden. 4. Beschreibt die Aussage von M 3 und nehmt Stellung zum dargestellten Sachverhalt. 5. Schreibe eine E-Mail an die Bundesregierung (z.B. an das Verteidigungsministerium), in der du deine Meinung zur Frage der Einreise der früheren Helfer der Bundeswehr nach Deutschland formulierst. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2014. Autor: Heinrich Lübbert, Steinhagen Von diesem Arbeitsblatt ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterricht gestattet. Für inhaltliche Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung. Onlinemagazin Politik/Wirtschaft Afghanistan ab Klasse 9 Abzug der Internationalen Schutztruppen – Zur Sicherheitslage in Afghanistan Lösungsvorschläge: AV1 Afghanistan befindet sich seit 1979, also seit 25 Jahren, fast ununterbrochen im Krieg. Waren es zuerst die Sowjets, die das Land zehn Jahre lang mit Krieg überzogen, kämpften nach dem Abzug der russischen Truppen die einzelnen Stammesführer mit ihren Privatarmeen um die Vorherrschaft in Afghanistan. Mit dem Terroranschlag auf das World Trade Center (2001) änderte sich die Lage dramatisch. Die USA reagierten schnell: Sie begannen ihren Krieg gegen die Taliban, bei denen Osama Bin-Laden Unterschlupf fand. Auch Deutschland – als NATO-Mitglied – trat der Allianz bei und entsandte Kampfeinheiten. Nach dem (geplanten und teilweise schon abgeschlossenen) Abzug der alliierten Truppen wird das Kämpfen nicht enden, sondern weitergehen. Talibaneinheiten und die afghanischen Sicherheitskräfte (Armee und Polizei) werden um die Vorherrschaft im Lande kämpfen. AV2 Die Regierungen, die ihre Truppen nach über zehn Jahren abziehen, argumentieren mit einem gewissen Grad an Stabilität und der Fähigkeit der afghanischen Regierung zur Selbstbehauptung gegenüber den Taliban. Armee und Polizei sind jahrelang systematisch von den westlichen Staaten ausgebildet und ausgerüstet worden. Man hat versucht, demokratische Strukturen zu schaffen, etwa in Form demokratischer Wahlen. Die Kritiker dagegen sagen, dass es weder funktionierende demokratische Strukturen noch schlagkräftige Sicherheitskräfte gibt, die den Taliban auf Dauer standhalten können. Beleg dafür ist die Warnung des deutschen Außenministeriums an Reisende. Das Land wird als instabil und gefährlich eingestuft. Tod und Entführung drohen dem westlichen Reisenden. AV3 Für uns ist es deshalb so schwierig, sich eine eigene Meinung zu bilden, weil wir widersprüchliche Informationen bekommen. Beide Seiten haben überzeugende Argumente für ihre jeweilige Position. In der Tat haben sich die Lebensverhältnisse vieler Afghanis deutlich verbessert (Bildung, Gesundheit). Armee und Polizei umfassen mittlerweile mehrere Hunderttausend Mann. Dagegen haben sich die politischen Strukturen nicht entscheidend verändert, Korruption ist allgegenwärtig, die Kampfkraft der Sicherheitskräfte ist fraglich. AV4 Der Text „Afghanische Helfer der Bundeswehr“ beschreibt die gefährliche Lage, in der sich viele ehemalige einheimische Mitarbeiter der Bundeswehr derzeit in Afghanistan befinden. Grundsätzlich sieht sich Deutschland (moralisch) verpflichtet, vom Tode bedrohte Mitarbeiter nach Deutschland zu holen. Dabei tun sich bürokratische Hürden auf, die ein Überleben in Afghanistan in manchen Fällen gefährden oder unmöglich machen. Die Bundesrepublik hat viele Jahre von der Mitarbeit dieser Menschen profitiert, vielleicht sogar das Überleben deutscher Soldaten bewirkt. Nun zu zögern, die ehemaligen Helfer aufzunehmen, ist schwer zu akzeptieren. AV5 Es sind individuelle Lösungen möglich. © Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2014. Autor: Heinrich Lübbert, Steinhagen Von diesem Arbeitsblatt ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterricht gestattet. Für inhaltliche Veränderungen durch Dritte übernimmt der Verlag keine Verantwortung. Onlinemagazin Politik/Wirtschaft