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La Bohème
Giacomo Puccini
Das romantisch verklärte Leben der Pariser Bohème bewegte und inspirierte die
Gemüter unterschiedlichster Künstler. Giacomo Puccini wählte als Grundlage für sein
Libretto Henry Murgers Roman „La vie de Bohème“, der als Fortsetzungsgeschichte
in der Zeitschrift „Le corsaire de Satan“ ein breites Publikum gefunden hatte.
Gemeinsam mit Théodore Barrière erstellte Murger eine Bühnenfassung, die nach
der Uraufführung 1849 zu einem wahren Erfolgsstück wurde. Giuseppe Giacosa, ein
Theaterdichter mit einem sensiblen Sprachgefühl, und Luigi Illica, ein Theatermensch
mit einem sicheren Gespür für dramatische Situationen, erstellten gemeinsam mit
Puccini das Libretto zu „La Bohème“ und begründeten damit eine Zusammenarbeit,
aus der später auch „Tosca“ und „Madame Butterfly“ hervorgehen sollten.
Über den Dächern von Paris fristen der Dichter Rodolfo, der Maler Marcello, der
Musiker Schaunard und der Philosoph Collin ihr Künstlerdasein. Trotz ihrer Armut
wollen sie Weihnachten in ihrem Stammcafé feiern. Rodolfo, der noch einen
Zeitungsartikel fertigstellen muss, will den Freunden später folgen, doch die
schwindsüchtige Nachbarin Mimì, die ihre erloschene Kerze wieder anzünden
möchte, hält ihn auf. Im dunklen Zimmer kommen sich die beiden näher. Zusammen
folgen sie den Freunden ins Café. Auch Musetta, die ehemalige Geliebte Marcellos,
ist unter den Gästen. Obwohl sie mit dem reichen, alten Alcindor zusammen lebt,
liebt sie noch immer Marcello. Die beiden versöhnen sich. Lange hält das junge
Glück jedoch nicht vor. Marcello verfällt in die alte Eifersucht, und auch Rodolfo und
Mimi können nicht miteinander leben, denn Mimì ist zu krank. Schweren Herzens
trennen sich die beiden Paare. Wieder in der Mansardenwohnung, spielen sich die
Künstlerfreunde gegenseitig Ausgelassenheit vor, bis überraschend Musetta mit der
todkranken Mimi eintritt. Im Nu ist alle Eifersucht vergessen, doch für Mimì kommt
alle Hilfe zu spät.
In den 1990er Jahren brachte die Flämische Oper Antwerpen einen Puccini-Zyklus
heraus, für den der kanadische Regisseur Robert Carsen verpflichtet wurde. Die
Antwerpener Idee, eine szenische Neudeutung Puccinis zu erarbeiten, ging auf:
Carsen legte in seinen Inszenierungen für jede einzelne Oper eine individuelle
Lösung vor und riss mit seinen Arbeiten sowohl das Publikum als auch die
Fachpresse zu Begeisterungsstürmen hin. Mit „Turandot“ ist seit der letzten Spielzeit
bereits eine von Carsens Antwerpener Puccini-Opern in Mannheim zu sehen. Mit „La
Bohème“ folgt nun ein weiteres Werk aus seinem erfolgreichen Puccini-Zyklus.
Aida
Giuseppe Verdi
Aus Liebe lebendig begraben
Seit dem Sieg der Ägypter über die Äthiopier wird die äthiopische Prinzessin Aida als
Sklavin im Pharaonenpalast gefangen gehalten. Der ägyptische Offizier Radamès
hat sich in die Fremde aus dem Feindesland verliebt. Als beide Länder vor erneuten
Kämpfen stehen, träumt Radamès davon, Liebe und Krieg miteinander vereinen zu
können. Doch als er als siegreicher Heerführer nach Ägypten zurückkehrt und eine
Heirat mit Aida durchsetzen will, belohnt der König seine Ruhmestaten stattdessen
mit der Hand seiner Tochter Amneris. Aidas Vater Amonasro, einer der
Kriegsgefangenen, nutzt die Verzweifelung seiner Tochter und verlangt von ihr,
Radamès den Kriegsplan der Ägypter zu entlocken. Aida überredet Radamès zur
Flucht vor der erzwungenen Ehe mit Amneris nach Äthiopien und erfährt dabei das
nächste Angriffsziel der Ägypter. Der lauschende Amonasro verlässt triumphierend
sein Versteck und entflieht mit Aida. Radamès stellt sich dem Gericht des
Oberpriester. Als Vaterlandsverräter wird er lebendig eingemauert – zusammen mit
Aida, die sich unbemerkt in die Gruft geschlichen hat.
Eine Dramenskizze des französischen Ägyptologen Auguste-Édouard Mariette sowie
das fürstliche Honorar der Oper in Kairo veranlassten Verdi, sich während des
deutsch-französischen Kriegs von 1870/71 in die mythische Vergangenheit
ägyptischer Urgeschichte zu begeben. Im Mittelpunkt der Oper steht der tragische
Konflikt Aidas, die im fremden Land zwischen dem Pflichtbewusstsein gegenüber
ihrer väterlichen Heimat und der Liebe zum Ägypter Radamès ihre Identität verliert.
Der Krieg, der in dieser Oper allgegenwärtig ist, spitzt nicht nur die
Auseinandersetzungen der Personen zu, sondern bestimmt auch die
Kontrastdramaturgie des Werks: Intime und monumentale Szenen wechseln
miteinander ab, das tragische Kammerspiel weitet sich zu spektakulären
Aufmärschen.
Nach der triumphalen Uraufführung der „Aida“ 1871 in Kairo zog sich Verdi aus dem
Kulturbetrieb zurück, desillusioniert von den politischen Entwicklungen seiner Zeit.
Hellsichtig warnte er mit seiner Oper nochmals vor einem Krieg aus rassistischen
Gründen.
In Szene gesetzt wird „Aida“ von Regisseur Philipp Himmelmann und Bühnenbildner
Johannes Leiacker, die in der vergangenen Spielzeit Monteverdis „Combattimento di
Tancredi e Clorinda“ und Bartóks „Herzog Blaubarts Burg“ erfolgreich erarbeiteten.
Evita
Andrew Lloyd Webber
Die Medien bauten sie zur Symbolfigur auf: Noch heute wird Eva Perón in
Argentinien wie eine Heilige verehrt. 1919 als Eva Duarte in einer argentinischen
Kleinstadt geboren, kam sie 15-jährige nach Buenos Aires. Hier arbeitete sie sich mit
Hilfe einiger Männergeschichten zur bekannten Schauspielerin hoch und lernte
schließlich den 24 Jahre älteren Oberst Perón kennen. Fortan engagierte sie sich
politisch und drängte Perón, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Von
Aristokratie und Militär gemieden, fand sie Unterstützung beim einfachen Volk und
verhalf so ihrem künftigen Ehemann zur Präsidentschaft. Während ihr Mann
Aufstände niederschlug, wurde sie von den Massen vergöttert. Sie weihte
Waisenhäuser ein, sorgte für Mindestlöhne und Frauenwahlrecht und half den Armen
mit lotterieähnlichen Ausschüttungen. Ihr Ehrgeiz war damit noch nicht gestillt. Um
das Ansehen ihres Landes zu verbessern, unternahm sie eine Europareise. Zwar
wurde sie vom Papst persönlich empfangen, doch die europäischen Staatsführer
sahen in ihr zuallererst eine opportunistische Hure, die als Feigenblatt für das
diktatorische Perón-Regime fungierte. In Argentinien strebte sie zuletzt nach dem
Amt des Vizepräsidenten, doch die Opposition gegen sie war zu groß. Schwer
erkrankt, verzichtete sie auf eine Kandidatur. Sie starb 1952, im Alter von 33 Jahren.
Die wichtigsten Stationen aus dem Leben dieser charismatischen Frau erzählen
Andrew Lloyd Webber und sein Texter Tim Rice in „Evita" nach, ohne dabei ein
Abbild der historischen Wirklichkeit geben zu wollen. Um der Gefahr einer Verklärung
auszuweichen, erfanden sie als dramaturgischen Kniff die Figur des Che - eine
Anspielung auf den aus Argentinien stammenden kubanischen Revolutionär Che
Guevara -, der Evas Geschichte kritisch kommentiert.
Die opernhaft durchkomponierte Rockoper war nach „Jesus Christ Superstar" der
zweite Erfolg der Musical-Giganten Webber und Rice. Dabei war das Stück zuerst
nicht für das Theater gedacht: 1976 wurde es in Form einer Schallplatteneinspielung
vorgestellt. Als aber Evas Monolog „Don’t Cry for Me, Argentina" und der Song der
Geliebten Peróns „Another Suitcase in Another Hall" die Hitparaden eroberte,
entschloss man sich, „Evita" für die Bühne umzuarbeiten. 1978 fand am Londoner
Westend in der Regie von Harold Prince die Uraufführung statt. Ein Jahr später kam
das Musical am New Yorker Broadway heraus, wo es mit sieben Tony Awards
ausgezeichnet wurde. Nach Aufführungen in allen Kontinenten - allein in London lief
es unterunterbrochen sieben Jahre lang - zog die Hollywood-Verfilmung von 1996
(Regie: Alan Parker) mit Madonna und Antonio Banderas in den Hauptrollen
Millionen in die Kinos.
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