PLUSPunkt Integration durch gemeinsamen Sport Nr. 03/08 ______________________________________________________ Inhaltsverzeichnis 1. Das Wort zum Sport Paralympics auf chinesisch 2 2. Aktuell Run and Bike und mehr 3. Einblick Was ist Heilpädagogisches Reiten? 3-6 7-10 4. Tête-à-Tête Pferdesport als Paradedisziplin 11-13 5. Spitzensport Facts Paralympics 2008 14-19 6. Breitensport PLUSPORT-Tag 2008 20 7. Sportgruppen Portrait Sportclub Obwalden 21-23 8. Services Schlossrüti 24-25 9. Impressum +punkt 26 1/26 1. Das Wort zum Sport- oder die Paralympics auf Chinesisch.... Die Vorbereitungen auf die Paralympischen Spiele in Peking waren begleitet von Unsicherheiten und Schwierigkeiten: Hund zum Mittagessen und Katze zum Znacht. Ein Organisationskomitee, welches spontan das Regelwerk von Tag zu Tag ändert. Chinesen die kein Wort englisch sprechen. Die kleinen Paralympics nach den gigantischen Olympischen Spielen. Doch dann kam alles anders... Eine perfekte Organisation – volle Wertschätzung für die Paralympischen Spiele. Mit dem Motto Passion. Power. Performance angetreten hat die Schweizer Delegation in China Spiele mit sehr viel ‚Passion’ (Leidenschaft) erlebt – insbesondere von Seiten der Chinesischen Organisatoren, welche die Paralympischen Spiele sehr ernst genommen und keinen Aufwand für eine perfekte Organisation gescheut haben (u.a. wurden unzählige Olympic-Fahnen, -Tafeln und -Beschriftungen innert weniger Tage und Nächte zu ParalympicBezeichnungen). Tausende Volunteers, welche zwar nicht englisch gesprochen, dafür mit umso mehr Freundlichkeit geholfen haben. Zehntausende von Zuschauer, welchen das Zuschauen zwar befohlen wurde, welche aber vor Ort eine grosse, ehrliche Begeisterung zeigten. Die Schweizer Athletinnen und Athleten konnten den ‚Power’ (Kraft), welche sie in den Jahren zuvor aufgebaut haben auch in die sportliche Leistung umsetzen – für die meisten waren diese Leistungen zufriedenstellend, auch wenn das eine oder andere Mal damit „nur“ ein vierter anstatt dritter Platz erreicht werden konnte. Insgesamt hat die Schweizer Delegation eine gute ‚Performance’ (Leistung, Auftritt) geliefert – wenn auch ein etwas distanzierter Blick auf die Resultate zeigt, dass ohne professionellen Sport in Zukunft wohl kaum mehr vierte – geschweige den Medaillenränge erreicht werden können. In diesem Sinne: Danke für alles und auf erfolgreiche Spiele 2010 in Vancouver und 2012 in London. Christof Bär Leiter Spitzensport +punkt 2/26 2. Aktuell – Run and Bike Day in Zofingen Den Erlös des neuen Charity Sport Event in Zofingen werden PLUSPORT Behindertensport Schweiz und PLUSPORT Zofingen erhalten. Zu verschiedenen Zeiten starteten Topathleten und Athletinnen auf die unterschiedlich langen Strecken. Um 10.00 Uhr absolvierte die sehbehinderte Läuferin Olivia Bader mit ihrem Blindenhund Blue die fünf Kilometer lange Strecke. Begleitet wurden sie vom langjährigen Sportcamp-Teilnehmer Lukas Erzinger. Beda Zimmermann, sehbehinderter A-Kader-Athlet Ski Alpin, machte sich um 10.30 Uhr auf die fünf Kilometer lange Runde. Der frisch gebackene Schweizermeister im Triathlon (Hauptklasse), Christian Wittensöldner, folgte um 11 Uhr. Der Powerman 2007 Loic Hélin (Be) absolvierte die 10km-Distanz. Am Nachmittag standen die Velofahrer im Mittelpunkt. Um 12 Uhr ging Armin Köhli an den Start. Der mehrfache Medaillengewinner an Schweizermeisterschaften fuhr die 50 km-Strecke. Natascha Badmann nahm die 20 km unter die Räder und auch Beda Zimmermann machte sich nochmals auf den Weg. Diesmal begab er sich mit dem Velo auf die 20 km-Runde. Beny Furrer und Martin Jakob, zwei Teilnehmer vom RAAM (Race Across America), stiegen um 15 Uhr in die Pedalen und absolvierten die 50 km- bzw. 20 kmStrecke. Am Vormittag konnten die Läufer ihre Runden ohne Regen drehen, am Nachmittag war es eine nasse Angelegenheit. Doch auch das Wetter hielt die Sportler nicht ab, für den wohltätigen Zweck zu laufen oder zu radeln. Susanne Ryser +punkt 3/26 Fünfte hinter deutschem Quartett Die Sportgruppe St. Pölten organisierte das 25. Europäische Sitzballturnier in der Landessportschule St. Pölten. Das Schweizer Nationalteam belegte Rang fünf. Neben vier österreichischen Mannschaften kämpften vier deutsche Bundesländer-Teams sowie die Nationalmannschaften aus Deutschland und der Schweiz um den Turniersieg. Von Beginn weg zeichnete sich die Überlegenheit der Deutschen ab. Mit dem Nationalteam, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Nordrhein-Westfalen belegten sie die ersten vier Ränge. Die Schweizer Nationalmannschaft konnte ihre ersten Spiele gegen Oberösterreich mit 27:19 und TU Schwaz 24:23 gewinnen. Das Spiel gegen die Nationalmannschaft aus Deutschland wurde danach klar mit 16:29 verloren. Der Match gegen Hessen verlief ausgeglichen. Die Schweizer konnten einen knappen Vorsprung über die Zeit retten. Das Spiel gegen Sachsen verlief doch überraschend ebenfalls ausgeglichen. Bis zur Halbzeit konnten die Schweizer mithalten. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zogen die Norddeutschen davon und sahen wie die sicheren Sieger aus. Die Schweizer konnten sich nochmals herankämpfen und verloren zum Schluss nur mit 18:22. Gegen Lokalmatador St. Pölten lief es nahezu optimal und es resultierte ein 26:20 Sieg. Durch einen Regelfehler von Wien (falsches Anspiel) gewannen die Schweizer einen weiteren Match (26:25). In der letzten Partie gegen Nordrhein-Westfalen besassen die Schweizer mit einem Sieg die Möglichkeit, den 4. Schlussrang zu erreichen. Bis kurz vor Schluss konnte das Spiel ausgeglichen gestaltet werden. Weitere Informationen: http://www.vsgstp.com:8081/v/europameisterschaft-2008 +punkt 4/26 50 Jahre Behinderten- Sport Club Zürich In Adliswil fand das 20.Internationale Torball -Turnier Zürich (ITTZ) statt. Bei den Männern siegte das nicht mehr existierende Team „Black Flash“, bei den Frauen gewannen zum 9. Mal die Spielerinnen aus Vorarlberg. Am Freitag wurde auf dem Bahnhofplatz Adliswil auf den Anlass aufmerksam gemacht. Trotz regnerischem Wetter stellten Helfer, die meisten gehören dem Rotary Club Küsnacht an, das von der Schweizerischer Torball Vereinigung (STBV) neu angeschaffte Aussen -Torball-Feld auf. Dieses soll dazu dienen, vermehrt mit der attraktiven Ballsportart in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Als der Regen etwas nachliess, stellten Spieler ihren Sport vor. An einem Info-Stand erfuhren die Zuschauer mehr über die Tätigkeit des Behinderten-Sport Club Zürich (BSCZ), der dieses Jahr sein 50jähriges Jubiläum feiert. Die Tambouren von Adliswil umrahmten den Anlass und für das leibliche Wohl sorgte Andy Schober vom Restaurant Werdgut Zürich mit einem Imbiss-Stand. Zürich im Final Am Samstag erfolgte um 08:50 Uhr der Startschuss des 20. ITTZ in der Tüfi Halle. Verschiedene Gewinner aus den letzten 20 Jahren wurden eingeladen und lieferten sich spannende Partien. Bei den Männern erreichte das nicht mehr existierende Team "Black Flash" den ersten Platz. Die Mannschaft Chiavai aus Italien verlor das Finalspiel, den dritten Platz belegte das Team aus Tirol. Bei den Frauen sicherte sich Vorarlberg bereits zum 9. Mal die Goldmedaille. Die Österreicherinnen bezwangen das Team aus Zürich im Finale knapp. Vige Mol aus Belgien erkämpfte sich Rang drei. Viele Besucher kamen zum Jubiläums -Anlass und freuten sich, alte Bekannte zu treffen und gemeinsam mitfiebern zu können. Am Nachmittag gab es für die vielen tre uen Gönner und Helfer den Jubiläums-Apéro. Den Abend verbrachten die Spieler zusammen mit einem Teil der einsatzfreudigen Rotaryer, welche das Turnier bereicherten. Leiter, Helfer +punkt 5/26 sowie Ehrengäste des BSCZ waren ebenfalls geladen, bei Musik und Essen interessante Gespräche zu führen. Janka Steiner, OK-ITTZ Spezielle Erfahrung mit dem Rollstuhl Bewegung war das Thema während des letzten Jahres an der Primarstufe Lengnau. Der Abschluss des Themas Bewegung an der Primarstufe Lengnau war ein Sponsoring Laufevent aller Schülerinnen und Schüler. „Bewegung“ bewirkte damit nachhaltige Fitness und einen schönen Geldbetrag. Jede Klasse lief eine halbe Stunde Runden und die Kinder konnten sich mit drei Sponsoren die maximal einen Franken pro Runde leisteten, sponsern lassen. 6300 Franken kamen durch 3203 Runden und die gelaufenen 1153 Kilometern zusammen. Das gesammelte Geld sollte jemandem zugute kommen, dem die Bewegung nicht so leicht fällt. Die Organisation PLUSPORT wurde gefunden, die sich für jene Menschen einsetzt, bei denen Bewegung schwierig ist. So kam es, dass die Lengnauer Kinder sich im Rollstuhlfahren und im Klangball-Spielen üben konnten. „Ich bin froh, dass ich wieder aus dem Rollstuhl aufstehen kann“, sagte eine Schülerin. Für einige war die Fahrt mit dem Gefährt, das bereits beim kleinen Hindernis anstellt, Megacool. Sie werden die gemachte Erfahrung wohl später einordnen können. Wie ist es, wenn man die dunkle Brille nach dem Spiel mit dem Klangball nicht ausziehen kann, also blind ist und nur nach dem Gehör spielt? Da ist es besser, seinen Heimweg sehend gehen zu können. +punkt 6/26 3. Einblick - -Was ist Heilpädagogisches Reiten? Heilpädagogisches Reiten ist ein pädagogisch- therapeutisches Angebot für Menschen mit Behinderungen, Einschränkungen, Krankheiten und / oder Verhaltensauffälligkeiten. Mit Hilfe des Pferdes werden Möglichkeiten zu ganzheitlichen Erfahrungen und Erlebnissen angeboten. Heilpädagogisches Reiten „bewegt“ den Menschen körperlich, emotional, geistig und sozial. Pferde sind Meister im „Lesen“ der Körpersprache. Sie reagieren auf kleinste Zeichen des Menschen, der vor ihnen steht. Diese vorurteilsfreie Spiegelung von eigenem Verhalten kann Türen zu sich selbst öffnen und zu Veränderungen motivieren. Fachleute mit pädagogischem Grundwissen, Berufserfahrung und solidem Pferdehintergrund begleiten die Klienten auf diesem spannenden Weg. Was geschieht beim Heilpädagogischen Reiten? Für jede Reiterin und jeden Reiter wird ein individueller Förderplan zusammengestellt. Dazu gehören Beziehungsaufbau, Pflege und Führen des Pferdes, aber auch die Mithilfe im Stall. Wo können vorhandene Fähigkeiten bewusst gemacht und verstärkt werden? Wo kann durch sinnvolles Üben eine Funktion verbessert werden? Es ist ein spannendes Miteinander, auf das sich alle Beteiligten in gegenseitigem Respekt einlassen. Auf geführten Ausritten können sich die Reiter dem lösenden Bewegungsrhythmus angstfrei hingeben. Wann eignet sich Heilpädagogisches Reiten als Fördermassnahme? Heilpädagogisches Reiten wird angeordnet bei: Verhaltensstörungen verschiedenster Ursachen Formen psychischer und psychosomatischer Erkrankungen Störungen in der emotionalen Entwicklung Kommunikations- und Beziehungsproblemen Psychomotorischen Befunden Mangelndem Körperbewusstsein Konzentrationsschwierigkeiten +punkt 7/26 Störungen in der Wahrnehmung Lern- und geistiger Behinderung Störungen in der Sprachentwicklung oder Sprachbehinderungen Wo wird Heilpädagogisches Reiten angeboten? In der Schweiz wird Heilpädagogisches Reiten vorwiegend in Privatbetrieben, vereinzelt auch in Heimen, Sonderschulen oder Kliniken angeboten.Eine aktuelle Betriebsliste sowie ausführliche Informationen erhalten sie unter: www.sv-hpr.ch Selbstvertrauen durch Eigenleistung An einer viel befahrenen Verkehrsachse liegt das Lagerhaus „Schossrüti“ Langnau wirklich nicht. Selbst Gemeindeangestellte der Eishockey-Hochburg müssen überlegen, wie sie den Weg erklären sollen. Dort oben vergnügen sich aber nicht nur Fuchs und Hase. Ein Ostschweizer im Bernbiet wird zum Zweifler. Die schmale Strasse kann doch nicht zu einem Lagerhaus führen, in dem Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen Ferien verbringen können - und schon gar nicht wollen. Wenige Minuten später weicht das „Um Himmels Willen, wo bin ich?“-Gefühl in einer Sackgasse dem „Aha“ und „Oho“-Erlebnis. Aussenplätze, Stallungen mit einem getüpfelten Pippi Langstrumpf-Pferd, ein stattlicher Hof, Wiesen und Wälder, Fliegen, ein Hund, eine wunderschöne Umgebung empfangen den Besucher. Hier in der Ruhe des Emmentals lässt es sich lagern. Allround-Lagerleiterin Katrin Tschirky und ihr Team fordern das vereinigte „Schossrüti“-Volk auf, pünktlich für das Nachmittagsprogramm bereit zu sein. Eine Gruppe wird im umgebauten Stall an der Wand klettern, die andere sich mit den hofeigenen Pferden in Gotthelfs freier Natur vergnügen. Aus der Küche dröhnen Oldies der feinsten Art. Der erfahrene Küchenchef verrät damit indirekt sein Alter. Die Gretchenfrage bleibt allerdings: Werden die unterschiedlich alten Kursteilnehmer überfordert? Spitzenreiter Markus Fuchs weist immer wieder darauf hin, Pferde seien Lebewesen und in ihren Launen unberechenbar. +punkt 8/26 Wieder verfliegen die Zweifel innerhalb von Sekunden. Von den Helferinnen unterstützt widmen sich die künftigen Jockeys zuerst der Pflege der bockstill stehenden Vierbeiner. Diese werden geputzt und gefüttert und gesattelt und getätschelt und gezäumt und gestreichelt und von den Fliegen befreit und nochmals gestreichelt. Ob im Rollstuhl sitzend oder ziemlich gross gewachsen spielt weder den Helfern noch den Pferden eine Rolle. Ein Alt-Bundesrat würde die Szene am Ende der Welt mit „Freude herrscht“ beschreiben. Weg und Wald Eine Viertelstunde später sitzt das Glück tatsächlich auf dem Rücken der Pferde. Auf den coupierten Wegen durch den Wald beweisen die strahlenden Jugendlichen ein erstaunliches Gleichgewichtsgefühl, sie winken ein- und zweihändig, schwenken farbige Tücher, freuen sich an den Konzentrationsspielen, absolvieren einen Parcours mit engen Wendungen und traben lachend durch die Gegend. Auch die MähmaschinenFehlzündungen auf dem nahen Hügel, die sich wie Schüsse anhören, vermögen daran nichts zu ändern. Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen der gut abgesicherten Lagerleute steigt von Minute zu Minute. Nicht, weil ihnen von den Erwachsenen bei jeder Gelegenheit eingetrichtert wird, wie gut sie seien, sondern sie sind stolz auf die erbrachten Leistungen, werden immer mutiger und verlieren die Angst, auf einem schmalen Pfad zu reiten. Unter den Reitern entsteht wegen der individuellen Förderung kein Konkurrenzkampf. Selbst die auf einen freien Sattel wartenden Gruppenmitglieder sind nicht nur dabei, sondern mittendrin. Kletterwand Im Haus geht es ebenfalls hoch hinaus. Eine moderne Kletterwand fordert die andere Hälfte der Teilnehmer heraus. Nicht alle drängen spontan in die erste Reihe. Einige wollen zuerst zuschauen und sicher sein, dass die Sicherung durch den erfahrenen Bergführer und die andern Lagerleiter gesichert ist. Die Bewegungen des Chefkletterers und dessen leichtfüssiger Aufstieg zur Glocke sorgen für Vertrauen. Die Devise „Ich versuche es“ hält Einzug, die beiden Routen sind ausgelastet. +punkt 9/26 Der Wille, einmal zuoberst an der Wand läuten zu dürfen, treibt die Kletterer vorwärts. Selbst als die Kräfte zu schwinden drohen, kämpft sich ein Neuling mehrmals auf der Profitour Richtung Decke. Ob er mehrmals abgestürzt wäre, spielt keine Rolle. Erstens ist er gesichert und zweitens hängt sein Erfolgserlebnis nicht von der perfekten Technik ab. Mehr Mühe bereitet den Reinhold Messners und Evelyne Binsacks der Abstieg. Sich rückwärts ohne Bodensicht abseilen zu lassen, weckt seltsame Gefühle. Lagerfeuer Nach zwei Stunden kehrt kurzfristig Ruhe ein. Zvieri im Freien ist angesagt. Eine nächste Überraschung folgt nach Tee und Eis. Die aus der Ostschweiz stammende Lehrerin, Sozial- und Reitpädagogin Katrin Tschirky beginnt mit der Ämtli-Verteilung. Was ist bloss mit der heutigen Jugend los? Niemand versucht zu flüchten, sich französisch zu verabschieden. Die Jungs melden sich wie die Erwachsenen freiwillig. Kein „Ich hab schon gestern…“Protest. Absolut verständlich ist dagegen die Bereitschaft, beim Vorbereiten für das abendliche Lagerfeuer zu helfen. In einer polysportiven „Schlossrüti“-Woche wird nicht nur geritten, geklettert und geschwommen, sondern auch gesungen und gespielt. Geklärt werden muss noch, wer jeweils am Wochenende mehr Erholung nötig hat. Die Teilnehmer oder die Leiter. Tendenziell… (uhu) +punkt 10/26 4. Tête-à-Tête – Pferdesport als Paradedisziplin Die Schweizer Para-Pferdesportler bzw. Reiter mit einem Handicap fehlten an den Paralympics in Peking. In London 2012 soll dies wieder anders sein. Vielleicht wird dann sogar ein neues Integrationskapitel geschrieben. Es gibt inzwischen Sportarten, welche in die internationalen Verbände integriert sind. Die Radrennfahrer gehören beispielsweise dazu (UCI). Das Paradebeispiel bilden jedoch die Pferdesportler. Wer die Homepage der Fédération Equestre Internationale (FEI) aufschaltet (www.fei.org), staunt. Neben Dressur, Springreiten und den andern Disziplinen gibt es den Bereich „Para-Equestrian“ und die Resultate der Paralympic Games können ebenfalls auf der Startseite angeklickt werden. Dort ist zu lesen, dass an den fünf Tagen über 30'000 Zuschauer die Wettkämpfe verfolgt haben. Zu den Initianten und Förderern der Integration des BehindertenReitsports in den „normalen“ Dressursport gehört seit Jahrzehnten die auch in der Ausbildung an vorderster Front tätige Simone Rubli (Ramsen). Dank ihrer vielschichtigen Beziehungen über den Behindertensport hinaus kann sie quer durch alle Gremien hindurch Kontakte und Verbindungen knüpfen. „Ich spreche nicht von Behindertensport, sondern Para-Reiten“, stellt die Schweizer Equipenchefin in ihrer neu umgebauten Küche zuerst einmal fest. Durch das Fenster beim Abwaschtrog sieht sie auf den „Streichelzoo“ mit ihrem Lieblingsesel, Ziegen, Pferden oder Hasen. „Mein Traum bleibt, dass es in London erstmals nur einen olympischen Wettkampf geben wird.“ +punkt 11/26 Simone Rubli, gehören die Para-Reiter in London der Schweizer Delegation an? „Darauf arbeiten wir konsequent hin. Die Vorbereitung für 2012 hat in den Köpfen bereits begonnen. Peking wäre für uns noch zu früh gekommen, doch bis London sollten wir bereit sein. Also nicht um den zweitletzten Platz kämpfen Wobei ich überzeugt bin, dass wir nicht an den Paralympics starten werden.“ Wo starten sie denn, wenn nicht an den Paralympics? Rubli:„Mein Traum bleibt, dass es in London erstmals nur einen olympischen Wettkampf geben wird. Unsere Reiter absolvieren das identische Programm und erbringen gleiche Leistungen und Punktzahlen wie die Reiter ohne Handicap. Aus meiner Sicht braucht es nicht zwei verschiedene Veranstaltungen, sondern nur die Olympischen Spiele. Für die Briten könnte es eine besondere Herausforderung sein, ein erstes Zeichen zu setzen. Ich hoffe jedenfalls, dass der Trend in dieser Richtung weiter geht.“ Bildet der Reitsport bezüglich Integrationschance eine Ausnahme? Rubli: „Eine grundsätzliche Integration der Paralympics in die Olympischen Spiele macht keinen Sinn. In den meisten Sportarten ist es eine Zusammenlegung wegen der unterschiedlichen Voraussetzungen nicht 1:1 möglich. Bei uns ist immer ein Pferd der Partner und es gelten die gleichen Regeln. In Genf waren die Zuschauer fasziniert, welche Leistungen ohne Arme oder ohne Beine erbrachte werden können. Die Integration muss in der Dressur das Ziel sein.“ Lassen sich die Reglemente tatsächlich übernehmen? Rubli: „Grundsätzlich geht es darum, dass wir nicht doppelspurig fahren. Wir müssen keine eigenen Reglemente schaffen, sondern die bestehenden Richtlinien in Absprache mit den zuständigen Stellen innerhalb der Verbände in einzelnen Punkten anpassen. Wenn beispielsweise für ein Brevet oder in einer Ausbildung ein Sprung gefordert wird, gilt es diesen Passus zu streichen und durch eine uns entsprechende Forderung zu ersetzen.“ Dann geht es nicht nur um den Spitzensport? +punkt 12/26 Rubli: „Im Gegenteil. Die Ausbildung und damit der Breitensport sind Anliegen, die auf keinen Fall vernachlässigt werden dürfen. Der Spitzensport ist dem Namen entsprechend nur die Spitze. Die Grundlage muss in Zusammenarbeit mit den zuständigen Verbänden in der Ausbildung gelegt werden. Ich stelle immer wieder fest, dass die Bereitschaft für einen gemeinsamen Weg beim Pferdesportverband durchaus vorhanden ist. Aber es braucht Überzeugungsarbeit und Argumente.“ Und gute Beziehungen zum Nichtbehinderten-Sport? Rubli: „Dem ist so. Wir müssen uns nach aussen orientieren. Mir kommt entgegen, dass ich mich seit Jahrzehnten im Pferdesport engagiere und beispielsweise beim Aufbau des Islandpferde-Sports mitgeholfen habe. Dadurch kenne ich viele Leute im nationalen und internationalen Verband und kann unsere Ideen direkt einfliessen lassen. Von Person zu Person lässt sich vieles einfacher regeln.“ Bei den Islandpferden hat der Spitzensport finanzielle Konsequenzen. Rubli: „Das ist richtig. Vor 40 Jahren konnten talentierte Pferde für unter 1000 Franken gekauft werden. Heute kostetet ein Isländer der gleichen Qualität mehrere zehntausend Franken. Im Reitsport, gleich in welcher Disziplin, braucht der Sportler ein Spitzenpferd, um vorne dabei zu sein. Die Preise haben sich dem Markt angepasst. Das ist bei uns nicht anders. Davon müssen wir ausgehen.“ „Wir müssen umdenken“ Wie soll das im Para-Reitsport funktionieren? Rubli: „Die Springreiter sitzen selten auf Pferden, die ihnen gehören, Sie werden ihnen von den Besitzern zur Verfügung gestellt. Dies ist auch für uns der Weg, um zu geeigneten Pferden zu kommen. Wenn wir Leistung zeigen, wird man vermehrt auf uns aufmerksam werden und die Chancen steigen. Aber wir brauchen Resultate. Wir treten nicht als Bittsteller, sondern Partner mit Perspektiven auf.“ Werden talentierte Pferde nicht den Nichtbehinderten zur Verfügung gestellt? Rubli: „Wir müssen umdenken. Es geht nicht primär darum, ob Reiter behindert oder nicht behindert sind, sondern um deren +punkt 13/26 Leistungen. An den Paralympics in Peking waren Pferde am Start, die unabhängig der Besetzung abräumen würden. Die Pferdebesitzer müssen überzeugt sein, dass erstklassige Arbeit geleistet wird“ Demnach wollen Idealisten den Olymp erobern? Rubli: „Bei uns wird der Grossteil aller Kosten noch immer aus der eigenen Tasche bezahlt. Dieser Idealismus bei den Aktiven ist ein Grund für meine Zuversicht, dass wir in London mit mehr als einem Reiter dabei sein werden. Wir werden in unserer Aufbauarbeit aus Deutschland tatkräftig und fachmännisch unterstützt.“ (uhu) 5. Spitzensport – Medaille, Kenianer und vierte Ränge Der unterschenkelamputierte Urs Kolly hat an den Paralympics in Peking die Bronzemedaille im Fünfkampf gewonnen. Weiteren PLUSPORT-Athleten und Athletinnen sind im National Stadion, auf dem Rad und in der Schwimmhalle Spitzenklassierungen gelungen. In China begann im Behinderten-Leistungssport eine neue Zeitrechnung. Das erste Kapitel konnte nach 24 Jahren geschlossen werden. In Seoul wurden 1988 diverse Einrichtungen nach den Olympischen Spielen noch abgebaut. Nicht so 2008. Die Chinesen zogen unter anderem auch die Verkehrsbeschränkungen (gerade/ungerade Nummern durften fahren) konsequent durch, wechselten die Olympia- Fahnen und Tafeln an den Strassen aus, beschrifteten die Busse neu und zauberten eine Eröffnungs- und Schlussfeier ins ausverkaufte „Vogelnest“, die einen Vergleich mit Olympia nicht zu scheuen brauchten. 6000 Medienvertreter, darunter nur sieben aus der Schweiz, verfolgten den zweitgrössten Anlass der Welt vor Ort, an Spitzentagen besuchten 170'000 Zuschauer die Wettkämpfe in den olympischen Stadien. Insgesamt werden es zwei Millionen gewesen sein. Bei den „Spielen der Herzen“ wurden die Athleten ebenso bestaunt wie drei Wochen zuvor der achtfache Gold-Boy Michael Phelps, Weltrekord-Sprinter Usain Bolt oder unsere nationalen Helden Roger Federer und Fabian Cancellara. Bei den Paralympics standen weniger einzelne Stars, sondern der faszinierende Sport mit +punkt 14/26 all seinen Facetten im Zentrum. In einer Hitliste der meist bewunderten Sportler hätten die Blinden Platz eins belegt. Cavin Vierte Für Schwimmerin Chantal Cavin lösten die Sympathiepunkte allerdings nur bedingt Freude aus. Zwei vierte Ränge (50m/100m Freistil) für eine Mitfavoritin kommen der Höchststrafe gleich. Zumal die 30jährige Bernerin mit ihrem Trainer Martin Salmingkeit und „Hauerin“ Linda Zimmermann während der Vorbereitung professionell arbeitete. Aber wenn staatlich geförderte Berufssportlerinnen den Weltrekord am wichtigsten Anlass um drei Sekunden verbessern, bleibt einer Amateur-Schweizerin nur die Erkenntnis, schnell zu schwimmen reicht an den Paralympics nicht mehr. 13 Hundertstel fehlten. Dem meistens weit springenden Kollegen Lukas Hendry klebte dagegen nach Ansicht von Trainer Hubert Pauchard Leim an den Sohlen. Das Timing mit Guide Benedikt Sturny klappte zwar, aber der Absprung war zu zögerlich, die Flugbahn zu flach und die Sprünge zu kurz. Seine persönliche Bestleistung (6.03m) hätte für Lukas Hendry zu Rang vier gereicht. Eine Medaille lag ausser Reichweite. Die 100m-/200m-Sprints absolvierte er mit Silvio Rolli als wettkampfmässiges Training. Sie liefen Saisonbestleistung und klassierten sich im Vorlauf auf Platz vier. Renggli Vierter Rad-Allrounder Ivan Renggli gab im Zeitfahren rund um das olympische Triathlongelände nach Mittelfeldrängen im Velodrom auf der Strasse in einer traumhaften Umgebung Vollgas. Bei 35 Grad ging der 41jährige Tessiner an seine Leistungsgrenze, kämpfte bis zum letzten Meter um eine Medaille und wurde Vierter. Zwei Sekunden fehlten zum Triumph. Fünfkampf-Titelverteidiger Urs Kolly schien es gleich zu gehen wie Cavin/Renggli. Drei Amerikaner lagen nach drei von fünf Disziplinen vor dem Freiburger Käsermeister. Der nächste vierte Rang und eine weitere Ledermedaille drohte. Bis einer aus Überseer das Kunststück schaffte, den Diskus dreimal ungültig zu werfen. Der eine ärgerte sich, der andere jubelte. Vor dem abschliessenden 400m-Lauf hielt der oft verletzt gewesene Hobby-Fussballer Bronze bereits in den Händen und gab die Medaille nicht mehr her. +punkt 15/26 Weisser Kenianer Einen vierten Rang hätte sich auch Christoph Sommer verdient. Der 5000m-Läufer kämpft seit Jahren erfolgreich gegen die afrikanische Konkurrenz. In Peking musste sich der weisse Kenianer nach einem erstklassigen Rennen nur zwei Mexikanern und vier schwarzen Afrikanern geschlagen geben. Als bester Europäer, in dessen Augen auf der letzten Runde die Pupillen kaum mehr zu sehen waren, feierte Christoph Sommer einen Sieg über sich selbst. Der sprintende Kollege Christoph Bausch bot als Usain Bolt mit Prothese den Zuschauern und Fotografen eine Show, die selbst japanische Agentur-Profis bodigte. Sie legten sich flach auf den Boden, um den „Hey Fans“-Typen mit Sonnenbrille und Fehlstart ins richtige Licht zu rücken. Der Schweizer aus dem Kanton Schwyz qualifizierte sich als Dritter (100m) und Vierter (200m) für die Finals und erzielte mit den Rängen sieben und acht Achtungserfolge. Talent Beeler Seine Selektion bestätigte der erst 18jährige sehbehinderte Manuel Beeler über 800m. Von der Kampfkraft her könnte der Mittelstreckler ein Bruder von Christoph Sommer sein. In der entscheidenden Phase wartete der Neuling nicht gut schweizerisch ab, sondern ergriff die Initiative. Dass er das Tempo nicht ganz durchzuhalten vermochte, spielte im Hinblick auf die Zukunft keine Rolle. Manuel Beeler lief Saisonbestleistung. Bereits zum vierten Mal nahm Pistolenschütze Patrik Plattner an Paralympics teil. Zu einer Finalqualifikation (Top 8) hat es auch in Peking auf der grössten Schiessanlage der Welt nicht gereicht. Wie an den Olympischen Spielen seinen nichtbehinderten Kollegen fehlte auch dem Zürcher die Leistungskonstanz. Mit der Luftpistole (23.) schoss er in der 4. Passe 88, danach zweimal 95. Ein Schnitt von 94 hätte gereicht. Mit der Sportpistole (11.) lag der EM-Dritte bei Halbzeit auf Rang fünf – und verabschiedete sich mit 89/90 aus der Entscheidung. Die Bilanz fiel mit einmal Bronze, drei vierten, einem fünften (Weitsprung Urs Kolly) und weiteren Top 10-Klassierungen zufriedenstellend aus. Cavin/Renggli fehlten insgesamt rund fünf +punkt 16/26 Sekunden für dreimal Bronze, Urs Kolly im Weitsprung mit 6.36m sechs (989:983) bzw. fünf Punkte für Silber oder Bronze. Podestund Ehrenplätze liegen immer näher beieinander. Bekenntnis zum Spitzensport Die gigantischen, spektakulären, perfekt inszenierten Paralympics von Peking gehören der Vergangenheit an. Mit elf Medaillen haben die Schweizer Sportler und Sportlerinnen die Zielsetzung erfüllt. Das Echo auf die Spiele fällt weltweit positiv aus. In London 2012 werden die elektronischen und Print-Medien umfassender berichten. Auch in weiten Teilen der Schweizer Bevölkerung ist das Interesse an den Paralympics nicht zuletzt durch die Übertragungen der deutschen TV-Sender ARD und ZDF geweckt worden. 317 Weltrekorde haben die 4027 Athleten aus 148 Nationen verbessert oder egalisiert. Allerdings weisen die Schweizer Medaillen auch Kehrseiten auf. Mit dem jetzigen System werden es in vier Jahren nicht mehr elf Podestplätze sein. Die Behindertensport-Welt rüstet ähnlich auf wie dies bei den Nichtbehinderten zum Alltag gehört. Entschädigungen von 200'000 Dollar oder 75'000 Pfund werden den Athleten im Ausland jährlich ausbezahlt, damit sie ihren Sport professionell ausüben können. Goldmedaillen werden in den Nachbarländern teilweise mit über 100'000 Franken entschädigt. In der Schweiz sind es 6’000 Franken. Amateure Ob der Spitzensportweg beschritten werden soll und kann, darüber lässt sich streiten. Sicher ist, dass es zwischen Spitzen- und Breitensport eine Wechselwirkung braucht, die Bereiche gegenseitig voneinander profitieren. Wenn von Chantal Cavin, Christoph Sommer, Christoph Bausch oder Manuel Beeler künftig Topleistungen erwartet werden, brauchen sie mehr (finanzielle) Unterstützung. Amateure werden 2012 auf verlorenem Posten sein. Gefordert sind neben dem Swiss Paralympic Committee die Verbände. Swiss Olympic wird im Rahmen der Möglichkeiten +punkt 17/26 mitziehen, aber zuerst muss das (finanzielle) Bekenntnis zum Spitzensport von der Behindertensport-Seite vorliegen. Bis Athen 2004 trafen Amateure auf Amateure. Doch während der vergangenen vier Jahre hat eine Entwicklung eingesetzt, von der die Schweiz überrollt zu werden droht. Peking hat auch dies gezeigt. (uhu) Bundesrat in Peking Drei Tage weilte Bundesrat Samuel Schmid in Peking. Er verband politische Gespräche mit dem Besuch der Paralympics. Er lud die Schweizer Delegation mit den Fans zusammen zu einem Empfang in die Schweizer Botschaft ein. Dort zeigte sich (einmal mehr), dass der Sportminister dem Behindertensport nicht nur von Amtes wegen wohl gesinnt ist, sondern freundschaftliche Beziehungen zwischen dem sportlichen Politiker und den politisch denkenden Sportlern entstanden sind. Heinz Frei widmete seine erste Goldmedaille denn auch Samuel Schmid. Der erfolgreiche Handbiker betonte, er rechne es dem Bundesrat hoch an, dass er trotz der für ihn schwierigen Situation in der Schweiz an die Paralympics gekommen sei. (uhu) Halbe Million Erstmals hat Swiss Olympic die von Ruedi Spitzli als Chef de Mission geleitete 51köpfige Paralympic-Delegation (18 Athleten und 9 Athletinnen) finanziert. Dabei handelte es sich um einen Betrag von rund einer halben Million Franken. Denkbar ist auch, dass Swiss Olympic einzelne (drei bis vier?) Sportler in den Status „Top Athleten“ aufnimmt. Diese bekämen monatlich 1000 Fr. Klar ist in diesem Zusammenhang, dass die Verbände (analog den andern Sportverbänden) ihre Anstrengungen im Interesse des Spitzensports zuerst verstärken müssten. (uhu) +punkt 18/26 Simon Vögeli Die Frage, ob ein Leichtathlet mit einer Hand bei den Nichtbehinderten oder Behinderten starten muss, würden 99.99 von 100 Personen falsch beantworten. Simon Vögeli hätte in Peking auch nicht geglaubt, dass er im sportlichen Sinn nicht behindert ist und von der Teilnahme ausgeschlossen wird. Weil er sein Handgelenk mit einem minimalen „Stumpf“-Ansatz leicht bewegen kann, fiel er bei den Chefdenkern durch. Nach Reglement muss alles steif sein, weil sonst beim Start ein Vorteil entstehen könnte. Dass er bei den Nichtbehinderten ohne Hand einen Nachteil haben dürfte, spielt(e) keine Rolle. Simon Vögeli müsste das Handgelenk versteifen, um behindert zu sein. Andererseits hätte er vor der Reise nach Peking klassifiziert werden müssen. Weil eine offizielle Einstufung jedoch nur an Titelkämpfen möglich ist und er noch nie dabei war, gab es im Vorfeld keine Möglichkeit. Auf die Idee, Simon Vögeli sei nicht behindert, kam auch deshalb niemand, weil er selbst in Frankreich starten durfte. Die Karriere des nicht behinderten behinderten Leichtathleten ist damit bei den Behinderten zu Ende. (uhu) Karrierenende? Für die blinde Schwimmerin Chantal Cavin (Bern) hat inzwischen für viele Sportlerinnen und Sportler bereits die Vorbereitung auf die Paralympics 2012 in London begonnen. Derzeit geht es um die Optimierung des persönlichen Umfeldes. Im Zentrum steht bei vielen Athleten die Finanzierung der kommenden vier Jahre. Sponsoren, Verbände, Gönner und Vereine helfen oft mit, dass sich die Amateure professionell vorbereiten können. Swiss Olympic unterstützt die nationalen Top Athleten mit 1000 Fr. monatlich. Bisher konnten keine Sportler mit einer Behinderung von diesem Angebot profitieren. Von den Resultaten müsste Chantal Cavin eine Kandidatin sein. „Für mich wären die 12'000 Fr. enorm viel Geld, +punkt 19/26 das mir auf dem Weg nach London vieles erleichtern würde und das ich extrem gut gebrauchen könnte. Ich muss professioneller trainieren als auf Peking hin, um den Anschluss zu halten.“ Erhält die zweifache Paralympics-Vierte und Weltrekordhalterin keine finanzielle Absicherung, droht das vorzeitige Karrierenende. (uhu) 6. Breitensport – Sport, Show und Emotionen In Magglingen stand am 47. PLUSPORT-TAG die Integration durch Sport im Zentrum der Aktivitäten. 1300 Sportlerinnen und Sportler mit einer Behinderung zeigten im Beisein von Bundesrat Samuel Schmid trotz teilweise heftiger Regenfälle in einer Turnfest-Atmosphäre ausgezeichnete Leistungen und viele Emotionen. Selbst die heftigen Regenfälle vermochten den flexiblen VollblutAthleten nichts anzuhaben. Die Einzel- und Gruppen-Wettkämpfe wurden mit Unterbrüchen trotzdem auf dem Sportplatz abgehalten. Die Show-Einlagen sowie die eindrückliche Schlussvorführung mit den Schwungtüchern konnten problemlos in die Halle verlegt werden. Die besondere Stadion-Atmosphäre und die Konzentration des Publikums auf nur noch eine Arena erwies sich sogar als Motivationsschub. Die Show-Auftritte der Steelband "Extrem Normal - Normal Extrem" und "SIMPA", die Gymnastik-, Hip-Hop und andern TanzVorführungen von regionalen Sportgruppen verliehen dem Tag im Mekka des Schweizer Sports einen zusätzlichen Reiz. Axpo Kids & Family Day Dank dem erstmals organisierten Axpo Kids & Family Day wurde der Nachwuchsförderung noch mehr Beachtung geschenkt. BungyTrampolin, Rollstuhl-Parcours, Torwandschiessen oder Rafroball stiessen bei den Kindern und Jugendlichen, den Geschwistern, Eltern, Sport- und Schulgruppen auf Interesse. +punkt 20/26 Gäste-Empfang Zum alljährlichen Gäste-Empfang besammelten sich über 100 Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft im neuen Gästezelt auf der Wiese "End der Welt". Die Mitarbeiter der Abteilung IT Private Banking, Credit Suisse, haben zu Gunsten von PLUSPORT eine Geldsammlung durchgeführt und einen stolzen Betrag von CHF 3150.00 erzielt. Die Übergabe fand am Gäste-Empfang des PLUSPORT-Tages statt. 7. Sportgruppen – BSG Obwalden 34‘000 Einwohner bevölkern die sieben Gemeinden des Kanton Obwalden. Rund 100 Personen bilden die Behindertensportgruppe BSG Obwalden. Die Mitglieder sind aufgeteilt in eine Turngruppe und verschiedene Schwimmgruppen. Glücklicherweise verfügen wir im Moment über ein motiviertes und kompetentes Leiterteam. In der hektischen Zeit ist dies keine Selbstverständlichkeit. Immer wieder dürfen wir auf treue Betreuer, Helfer, Samariter und Fahrer zählen, ohne die wir den Schwimm- und Sportbetrieb nicht aufrecht erhalten könnten. Im Sonderschulheim Rütimattli Sachseln und in der Sporthalle Alpnach finden wir die Infrastruktur für unsere Aktivitäten vor. Neben den wöchentlichen Schwimm-und Turnlektionen gibt es jährliche Fixpunkte in unserem Vereinsleben: Im März treffen wir uns zur Generalversammlung, an der auch die Geselligkeit gross geschrieben wird. Um die Finanzen im Lot zu halten, führen wir alle zwei bis drei Jahre im Mai einen Sponsorenlauf durch. Dass auch unsere Mitglieder mitlaufen, walken oder die Festwirtschaft betreuen, ist Ehrensache. Dieser Anlass ist im Kanton ein Begriff und jedesmal ein kleines Fest unter der Läufergilde. +punkt 21/26 Unsere Jugendgruppe und die jungen Erwachsenen nehmen im Frühling regelmässig an regionalen Plausch– Schwimmwettkämpfen teil und kämpfen um Medaillen und Diplome. Im Juni organisiert das Leiterteam den Schwimmwettkampf mit anschliessendem Grillfest. Damit alle eine faire Chance auf den Sieg haben, führen wir ein Differenzschwimmen durch. Es ist nicht wichtig, der Schnellste zu sein, sondern zweimal regelmässig zu schwimmen. Sieger ist, wer die kleinste Zeitdifferenz zwischen den beiden Durchgängen erzielt. Hinzu kommen noch verschiedene Geschicklichkeitsdisziplinen. Anschliessend pflegen wir die Kameradschaft und knüpfen Kontakte zu andern Gruppen. Seit Beginn unseres Bestehens (1978) nehmen wir regelmässig am PLUSPORT-Tag in Magglingen teil. Die Fahrt mit dem Car bieten eine willkommene Abwechslung. Während der Wettkämpfe kommt ein gesunder Ehrgeiz auf. Man schenkt sich nichts und freut sich von Herzen über eine gute Punktzahl oder gar einen Rekord und spornt sich gegenseitig an. Im Herbst organisiert der Vorstand jeweils einen Vereinsausflug. So waren wir schon im Zirkus, auf dem Niesen, im Zoo Zürich und dieses Jahr besuchten wir das Verkehrshaus in Luzern. Gruppenintern findet ein Jassturnier statt. Pro Monat trifft man sich zum gemütlichen Spiel und so entsteht eine Rangliste pünktlich zur GV. Dort wird der Jasskönig oder die Jasskönigin gekürt. Wenn der Winter Einzug hält und es Advent wird, findet der Samichlaus und sein Schmutzli immer den Weg zu uns. Lebkuchen und Nidel gehören genauso dazu wie die Geschichte vom Nikolaus und die Gaben, die er allen verteilt. Schwimmen und Turnen +punkt 22/26 Im Zentrum unseres Vereins steht der Schwimm-und Turnbetrieb. Wir bieten wöchentlich eine Turnlektion von 70 Min. an. Erwachsene jeden Alters mit verschiedenen Behinderungen treffen sich zu Gymnastik, Spiel und Spass Stretching und Entspannung. Unser Leiterteam bildet sich regelmässig weiter. So ist Qualität und Abwechslung gewährleistet.Unsere Kindergruppe wird von einer professionellen Schwimmlehrerin unterrichtet. So können sie die Schwimmtechnik spielerisch erlernen, ihre Angst abbauen und Freude entwickeln. Jedes Kind freut sich, wenn es ein weiteres Schwimmabzeichen in Empfang nehmen und seine eigenen Fortschritte erleben darf. Die Jugendgruppe ist im Moment klein, aber fein. Die Teenager können eine Stunde austoben, Schulstress und Alltagssorgen vergessen und sich entspannen. Das Ziel bleibt, ihre Technik zu verfeinern, Spass und Freude an der Bewegung zu vermitteln. Momentan führen wir vier Gruppen mit erwachsenen Personen. Während 50 Minuten bieten wir ihnen Wassergymnastik, Aquafit, Schwimmen und Entspannung. Verschiedene Handgeräte gewährleisten Abwechslung im Programm. Spiele und Stafetten runden die Lektionen ab. Heile Welt? Auch wir haben ab und zu mit diversen Problemen zu kämpfen. Es ist oftmals schwierig, alle Wünsche zu erfüllen. In erster Linie müssen wir die Autos füllen, Leute aus der gleichen Gemeinde zusammen in eine Gruppe nehmen. Auch ist es recht schwierig, neue Leute für die Vorstandsarbeit zu gewinnen. Ehrenamtliche Tätigkeiten sind nicht “in”. Manchmal strampelt man sich ganz schön ab, wenn es um die Finanzen geht. Den Gönnern sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche. Trotzdem glauben wir an unsere Zukunft und sind überzeugt, uns für eine gute und sinnvolle Sache einzusetzen. (mowa) +punkt 23/26 8. Service- Lagerhaus Schossrüti- eine Unterkunft der besonderen Art In Einklang zu kommen mit sich und der Umgebung - dafür ist die Schossrüti der richtige Ort. Für Kinder und Jugendliche aus dem Sonderschulbereich, die einen ihren besonderen Bedürfnissen entsprechenden, familiären Rahmen für ihre Lagerwoche brauchen. Für geistig oder körperlich behinderte Menschen, die ihre Gruppenferien in einer gemütlichen, alle Sinne ansprechenden Atmosphäre verbringen wollen. Für zwei oder drei Familien, die in naturnaher Umgebung gemeinsam Ferien machen möchten, in denen die Erwachsenen und die Kinder auf ihre Rechnung kommen. Mitten im Grünen ist das Lagerhaus doch nur 4 km von Langnau entfernt. In einem zweijährigen Um- und Ausbau wurde die Schossrüti in ein Lagerhaus besonderer Art verwandelt. Im Charakter noch immer ein gemütlicher Emmentaler Bauernhof, bietet sie mit sieben Schlafzimmern (total 20 Betten), Aufenthalts- und Schulungsräumen, einem Esszimmer, vier Badezimmern, einer Kletterwand und viel gedecktem Aussenplatz modernen +punkt 24/26 Wohnkomfort und genügend Raum für geplante Aktivitäten.Wenn wir auch kein traditioneller Bauernhof mehr sind, gibt es doch noch viele Arbeiten in Garten, Stall, Wald und Umgebung, bei denen unsere Gäste gerne mitanpacken dürfen. Tierfreunde helfen, unsere fünf Pferde und Ponys versorgen, verwöhnen Hund und Katzen oder schauen dem Nachbarn beim Melken zu. Die frische Milch für das Frühstück bringen sie dann im Milchkessel gleich mit. Spielen am Bach und im Wald, eine erste Begegnung mit den gut ausgebildeten Pferden, ein Tagesritt mit bräteln am Fluss, ein gemütlicher Abend auf der Laube: die Möglichkeiten rund ums Haus und in der näheren Umgebung sind vielfältig und kindergerecht. Als Ausflugsziele bieten sich Bern, Luzern, Burgdorf, die Schaukäserei in Affoltern, das Räbloch mit seiner wilden Flusslandschaft oder einer der vielen Aussichtsorte im oberen Emmental und im nahe gelegenen Biosphärenreservat Entlebuch an. Lagerhaus Schossrüti,3550 Langnau im Emmental, Frau Katrin Tschirky Tel +41 / 34 402 63 37 +punkt 25/26 11. Impressum Offizielle Publikation von PLUSPORT Behindertensport Schweiz – Sport Handicap Suisse – Sport Andicap Swizzera Geschäftsstelle: Chriesbaumstrasse 6, CH-8604 Volketswil, Telefon 044 908 45 00, Fax 044 908 45 01, E-Mail: [email protected], Internet: www.plusport.ch, Druck: Fotorotar AG, Gewerbestrasse 8, CH-8132 Egg Auflage: 12’000 Exemplare Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr Abonnement: Fr. 22.— pro Jahr Redaktionsschluss nächste Ausgabe: Dezember 08 Redaktion: Hanni Kloimstein, Tel. 044 908 45 16, [email protected], Urs Huwyler, Tel. 079 246 04 05, [email protected] (uhu) Übersetzung: Ann Graiss Inserate: PLUSPORT, Chriesbaumstrasse 6, CH-8604 Volketswil, Telefon 044 908 45 00 ISSN 1662-1859 +punkt 26/26