+ Punkt - Plusport

Werbung
PLUSPunkt
Integration durch gemeinsamen Sport
Nr. 03/08
______________________________________________________
Inhaltsverzeichnis
1. Das Wort zum Sport
Paralympics auf chinesisch
2
2. Aktuell
Run and Bike und mehr
3. Einblick
Was ist Heilpädagogisches Reiten?
3-6
7-10
4. Tête-à-Tête
Pferdesport als Paradedisziplin
11-13
5. Spitzensport
Facts Paralympics 2008
14-19
6. Breitensport
PLUSPORT-Tag 2008
20
7. Sportgruppen
Portrait Sportclub Obwalden
21-23
8. Services
Schlossrüti
24-25
9. Impressum
+punkt
26
1/26
1. Das Wort zum Sport- oder die Paralympics auf Chinesisch....
Die Vorbereitungen auf die Paralympischen Spiele in Peking waren
begleitet von Unsicherheiten und Schwierigkeiten:
Hund zum Mittagessen und Katze zum Znacht. Ein
Organisationskomitee, welches spontan das Regelwerk von Tag zu
Tag ändert. Chinesen die kein Wort englisch sprechen. Die kleinen
Paralympics nach den gigantischen Olympischen Spielen.
Doch dann kam alles anders...
Eine perfekte Organisation – volle Wertschätzung für die
Paralympischen Spiele.
Mit dem Motto Passion. Power. Performance angetreten hat die
Schweizer Delegation in China Spiele mit sehr viel ‚Passion’
(Leidenschaft) erlebt – insbesondere von Seiten der Chinesischen
Organisatoren, welche die Paralympischen Spiele sehr ernst
genommen und keinen Aufwand für eine perfekte Organisation
gescheut haben (u.a. wurden unzählige Olympic-Fahnen, -Tafeln
und -Beschriftungen innert weniger Tage und Nächte zu ParalympicBezeichnungen). Tausende Volunteers, welche zwar nicht englisch
gesprochen, dafür mit umso mehr Freundlichkeit geholfen haben.
Zehntausende von Zuschauer, welchen das Zuschauen zwar
befohlen wurde, welche aber vor Ort eine grosse, ehrliche
Begeisterung zeigten.
Die Schweizer Athletinnen und Athleten konnten den ‚Power’ (Kraft),
welche sie in den Jahren zuvor aufgebaut haben auch in die
sportliche Leistung umsetzen – für die meisten waren diese
Leistungen zufriedenstellend, auch wenn das eine oder andere Mal
damit „nur“ ein vierter anstatt dritter Platz erreicht werden konnte.
Insgesamt hat die Schweizer Delegation eine gute ‚Performance’
(Leistung, Auftritt) geliefert – wenn auch ein etwas distanzierter Blick
auf die Resultate zeigt, dass ohne professionellen Sport in Zukunft
wohl kaum mehr vierte – geschweige den Medaillenränge erreicht
werden können.
In diesem Sinne: Danke für alles und auf erfolgreiche Spiele 2010 in
Vancouver und 2012 in London.
Christof Bär
Leiter Spitzensport
+punkt
2/26
2. Aktuell – Run and Bike Day in Zofingen
Den Erlös des neuen Charity Sport Event in Zofingen werden
PLUSPORT Behindertensport Schweiz und PLUSPORT
Zofingen erhalten.
Zu verschiedenen Zeiten starteten Topathleten und Athletinnen auf
die unterschiedlich langen Strecken. Um 10.00 Uhr absolvierte die
sehbehinderte Läuferin Olivia Bader mit ihrem Blindenhund Blue die
fünf Kilometer lange Strecke. Begleitet wurden sie vom langjährigen
Sportcamp-Teilnehmer Lukas Erzinger.
Beda Zimmermann, sehbehinderter A-Kader-Athlet Ski Alpin,
machte sich um 10.30 Uhr auf die fünf Kilometer lange Runde. Der
frisch gebackene Schweizermeister im Triathlon (Hauptklasse),
Christian Wittensöldner, folgte um 11 Uhr. Der Powerman 2007 Loic
Hélin (Be) absolvierte die 10km-Distanz.
Am Nachmittag standen die Velofahrer im Mittelpunkt. Um 12 Uhr
ging Armin Köhli an den Start. Der mehrfache Medaillengewinner an
Schweizermeisterschaften fuhr die 50 km-Strecke. Natascha
Badmann nahm die 20 km unter die Räder und auch Beda
Zimmermann machte sich nochmals auf den Weg. Diesmal begab
er sich mit dem Velo auf die 20 km-Runde. Beny Furrer und Martin
Jakob, zwei Teilnehmer vom RAAM (Race Across America), stiegen
um 15 Uhr in die Pedalen und absolvierten die 50 km- bzw. 20 kmStrecke.
Am Vormittag konnten die Läufer ihre Runden ohne Regen drehen,
am Nachmittag war es eine nasse Angelegenheit. Doch auch das
Wetter hielt die Sportler nicht ab, für den wohltätigen Zweck zu
laufen oder zu radeln.
Susanne Ryser
+punkt
3/26
Fünfte hinter deutschem Quartett
Die Sportgruppe St. Pölten organisierte das 25. Europäische
Sitzballturnier in der Landessportschule St. Pölten. Das
Schweizer Nationalteam belegte Rang fünf.
Neben vier österreichischen Mannschaften kämpften vier deutsche
Bundesländer-Teams sowie die Nationalmannschaften aus
Deutschland und der Schweiz um den Turniersieg. Von Beginn weg
zeichnete sich die Überlegenheit der Deutschen ab. Mit dem
Nationalteam, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Nordrhein-Westfalen
belegten sie die ersten vier Ränge.
Die Schweizer Nationalmannschaft konnte ihre ersten Spiele gegen
Oberösterreich mit 27:19 und TU Schwaz 24:23 gewinnen. Das
Spiel gegen die Nationalmannschaft aus Deutschland wurde danach
klar mit 16:29 verloren. Der Match gegen Hessen verlief
ausgeglichen. Die Schweizer konnten einen knappen Vorsprung
über die Zeit retten.
Das Spiel gegen Sachsen verlief doch überraschend ebenfalls
ausgeglichen. Bis zur Halbzeit konnten die Schweizer mithalten. Zu
Beginn der zweiten Halbzeit zogen die Norddeutschen davon und
sahen wie die sicheren Sieger aus. Die Schweizer konnten sich
nochmals herankämpfen und verloren zum Schluss nur mit 18:22.
Gegen Lokalmatador St. Pölten lief es nahezu optimal und es
resultierte ein 26:20 Sieg. Durch einen Regelfehler von Wien
(falsches Anspiel) gewannen die Schweizer einen weiteren Match
(26:25). In der letzten Partie gegen Nordrhein-Westfalen besassen
die Schweizer mit einem Sieg die Möglichkeit, den 4. Schlussrang
zu erreichen. Bis kurz vor Schluss konnte das Spiel ausgeglichen
gestaltet werden.
Weitere Informationen: http://www.vsgstp.com:8081/v/europameisterschaft-2008
+punkt
4/26
50 Jahre Behinderten- Sport Club Zürich
In Adliswil fand das 20.Internationale Torball -Turnier
Zürich (ITTZ) statt. Bei den Männern siegte das nicht
mehr existierende Team „Black Flash“, bei den Frauen
gewannen zum 9. Mal die Spielerinnen aus Vorarlberg.
Am Freitag wurde auf dem Bahnhofplatz Adliswil auf den
Anlass aufmerksam gemacht. Trotz regnerischem Wetter
stellten Helfer, die meisten gehören dem Rotary Club
Küsnacht an, das von der Schweizerischer Torball
Vereinigung (STBV) neu angeschaffte Aussen -Torball-Feld
auf. Dieses soll dazu dienen, vermehrt mit der attraktiven
Ballsportart in der Öffentlichkeit präsent zu sein.
Als der Regen etwas nachliess, stellten Spieler ihren Sport
vor. An einem Info-Stand erfuhren die Zuschauer mehr über
die Tätigkeit des Behinderten-Sport Club Zürich (BSCZ), der
dieses Jahr sein 50jähriges Jubiläum feiert. Die Tambouren
von Adliswil umrahmten den Anlass und für das leibliche Wohl
sorgte Andy Schober vom Restaurant Werdgut Zürich mit
einem Imbiss-Stand.
Zürich im Final
Am Samstag erfolgte um 08:50 Uhr der Startschuss des 20. ITTZ in der Tüfi
Halle. Verschiedene Gewinner aus den letzten 20 Jahren wurden eingeladen
und lieferten sich spannende Partien. Bei den Männern erreichte das nicht
mehr existierende Team "Black Flash" den ersten Platz. Die Mannschaft
Chiavai aus Italien verlor das Finalspiel, den dritten Platz belegte das Team aus
Tirol. Bei den Frauen sicherte sich Vorarlberg bereits zum 9. Mal die
Goldmedaille. Die Österreicherinnen bezwangen das Team aus Zürich im
Finale knapp. Vige Mol aus Belgien erkämpfte sich Rang drei.
Viele Besucher kamen zum Jubiläums -Anlass und freuten
sich, alte Bekannte zu treffen und gemeinsam mitfiebern zu
können. Am Nachmittag gab es für die vielen tre uen Gönner
und Helfer den Jubiläums-Apéro. Den Abend verbrachten
die Spieler zusammen mit einem Teil der einsatzfreudigen
Rotaryer, welche das Turnier bereicherten. Leiter, Helfer
+punkt
5/26
sowie Ehrengäste des BSCZ waren ebenfalls geladen, bei
Musik und Essen interessante Gespräche zu führen.
Janka Steiner, OK-ITTZ
Spezielle Erfahrung mit dem Rollstuhl
Bewegung war das Thema während des letzten Jahres an der
Primarstufe Lengnau.
Der Abschluss des Themas Bewegung an der Primarstufe
Lengnau war ein Sponsoring Laufevent aller Schülerinnen und
Schüler. „Bewegung“ bewirkte damit nachhaltige Fitness und
einen schönen Geldbetrag. Jede Klasse lief eine halbe Stunde
Runden und die Kinder konnten sich mit drei Sponsoren die
maximal einen Franken pro Runde leisteten, sponsern lassen.
6300 Franken kamen durch 3203 Runden und die gelaufenen
1153 Kilometern zusammen. Das gesammelte Geld sollte
jemandem zugute kommen, dem die Bewegung nicht so leicht
fällt. Die Organisation PLUSPORT wurde gefunden, die sich für
jene Menschen einsetzt, bei denen Bewegung schwierig ist. So
kam es, dass die Lengnauer Kinder sich im Rollstuhlfahren und im
Klangball-Spielen üben konnten.
„Ich bin froh, dass ich wieder aus dem Rollstuhl aufstehen
kann“,
sagte eine Schülerin. Für einige war die Fahrt mit dem Gefährt,
das bereits beim kleinen Hindernis anstellt, Megacool. Sie werden
die gemachte Erfahrung wohl später einordnen können. Wie ist
es, wenn man die dunkle Brille nach dem Spiel mit dem Klangball
nicht ausziehen kann, also blind ist und nur nach dem Gehör
spielt? Da ist es besser, seinen Heimweg sehend gehen zu
können.
+punkt
6/26
3. Einblick - -Was ist Heilpädagogisches Reiten?
Heilpädagogisches Reiten ist ein pädagogisch- therapeutisches
Angebot für Menschen mit Behinderungen, Einschränkungen,
Krankheiten und / oder Verhaltensauffälligkeiten. Mit Hilfe des
Pferdes werden Möglichkeiten zu ganzheitlichen Erfahrungen
und Erlebnissen angeboten.
Heilpädagogisches Reiten „bewegt“ den Menschen körperlich,
emotional, geistig und sozial.
Pferde sind Meister im „Lesen“ der Körpersprache. Sie reagieren auf
kleinste Zeichen des Menschen, der vor ihnen steht. Diese
vorurteilsfreie Spiegelung von eigenem Verhalten kann Türen zu
sich selbst öffnen und zu Veränderungen motivieren. Fachleute mit
pädagogischem Grundwissen, Berufserfahrung und solidem
Pferdehintergrund begleiten die Klienten auf diesem spannenden
Weg.
Was geschieht beim Heilpädagogischen Reiten?
Für jede Reiterin und jeden Reiter wird ein individueller Förderplan
zusammengestellt. Dazu gehören Beziehungsaufbau, Pflege und
Führen des Pferdes, aber auch die Mithilfe im Stall. Wo können
vorhandene Fähigkeiten bewusst gemacht und verstärkt werden?
Wo kann durch sinnvolles Üben eine Funktion verbessert werden?
Es ist ein spannendes Miteinander, auf das sich alle Beteiligten in
gegenseitigem Respekt einlassen. Auf geführten Ausritten können
sich die Reiter dem lösenden Bewegungsrhythmus angstfrei
hingeben.
Wann eignet sich Heilpädagogisches Reiten als
Fördermassnahme?
Heilpädagogisches Reiten wird angeordnet bei:
 Verhaltensstörungen verschiedenster Ursachen
 Formen psychischer und psychosomatischer Erkrankungen
 Störungen in der emotionalen Entwicklung
 Kommunikations- und Beziehungsproblemen
 Psychomotorischen Befunden
 Mangelndem Körperbewusstsein
 Konzentrationsschwierigkeiten
+punkt
7/26
 Störungen in der Wahrnehmung
 Lern- und geistiger Behinderung
 Störungen in der Sprachentwicklung oder Sprachbehinderungen
Wo wird Heilpädagogisches Reiten angeboten?
In der Schweiz wird Heilpädagogisches Reiten vorwiegend in
Privatbetrieben, vereinzelt auch in Heimen, Sonderschulen oder
Kliniken angeboten.Eine aktuelle Betriebsliste sowie ausführliche
Informationen erhalten sie unter: www.sv-hpr.ch
Selbstvertrauen durch Eigenleistung
An einer viel befahrenen Verkehrsachse liegt das Lagerhaus
„Schossrüti“ Langnau wirklich nicht. Selbst
Gemeindeangestellte der Eishockey-Hochburg müssen
überlegen, wie sie den Weg erklären sollen. Dort oben
vergnügen sich aber nicht nur Fuchs und Hase.
Ein Ostschweizer im Bernbiet wird zum Zweifler. Die schmale
Strasse kann doch nicht zu einem Lagerhaus führen, in dem Kinder,
Jugendliche oder Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen
Ferien verbringen können - und schon gar nicht wollen. Wenige
Minuten später weicht das „Um Himmels Willen, wo bin ich?“-Gefühl
in einer Sackgasse dem „Aha“ und „Oho“-Erlebnis. Aussenplätze,
Stallungen mit einem getüpfelten Pippi Langstrumpf-Pferd, ein
stattlicher Hof, Wiesen und Wälder, Fliegen, ein Hund, eine
wunderschöne Umgebung empfangen den Besucher. Hier in der
Ruhe des Emmentals lässt es sich lagern.
Allround-Lagerleiterin Katrin Tschirky und ihr Team fordern das
vereinigte „Schossrüti“-Volk auf, pünktlich für das
Nachmittagsprogramm bereit zu sein. Eine Gruppe wird im
umgebauten Stall an der Wand klettern, die andere sich mit den
hofeigenen Pferden in Gotthelfs freier Natur vergnügen. Aus der
Küche dröhnen Oldies der feinsten Art. Der erfahrene Küchenchef
verrät damit indirekt sein Alter. Die Gretchenfrage bleibt allerdings:
Werden die unterschiedlich alten Kursteilnehmer überfordert?
Spitzenreiter Markus Fuchs weist immer wieder darauf hin, Pferde
seien Lebewesen und in ihren Launen unberechenbar.
+punkt
8/26
Wieder verfliegen die Zweifel innerhalb von Sekunden. Von den
Helferinnen unterstützt widmen sich die künftigen Jockeys zuerst
der Pflege der bockstill stehenden Vierbeiner. Diese werden geputzt
und gefüttert und gesattelt und getätschelt und gezäumt und
gestreichelt und von den Fliegen befreit und nochmals gestreichelt.
Ob im Rollstuhl sitzend oder ziemlich gross gewachsen spielt weder
den Helfern noch den Pferden eine Rolle. Ein Alt-Bundesrat würde
die Szene am Ende der Welt mit „Freude herrscht“ beschreiben.
Weg und Wald
Eine Viertelstunde später sitzt das Glück tatsächlich auf dem
Rücken der Pferde. Auf den coupierten Wegen durch den Wald
beweisen die strahlenden Jugendlichen ein erstaunliches
Gleichgewichtsgefühl, sie winken ein- und zweihändig, schwenken
farbige Tücher, freuen sich an den Konzentrationsspielen,
absolvieren einen Parcours mit engen Wendungen und traben
lachend durch die Gegend. Auch die MähmaschinenFehlzündungen auf dem nahen Hügel, die sich wie Schüsse
anhören, vermögen daran nichts zu ändern.
Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen der gut abgesicherten
Lagerleute steigt von Minute zu Minute. Nicht, weil ihnen von den
Erwachsenen bei jeder Gelegenheit eingetrichtert wird, wie gut sie
seien, sondern sie sind stolz auf die erbrachten Leistungen, werden
immer mutiger und verlieren die Angst, auf einem schmalen Pfad zu
reiten. Unter den Reitern entsteht wegen der individuellen
Förderung kein Konkurrenzkampf. Selbst die auf einen freien Sattel
wartenden Gruppenmitglieder sind nicht nur dabei, sondern
mittendrin.
Kletterwand
Im Haus geht es ebenfalls hoch hinaus. Eine moderne Kletterwand
fordert die andere Hälfte der Teilnehmer heraus. Nicht alle drängen
spontan in die erste Reihe. Einige wollen zuerst zuschauen und
sicher sein, dass die Sicherung durch den erfahrenen Bergführer
und die andern Lagerleiter gesichert ist. Die Bewegungen des
Chefkletterers und dessen leichtfüssiger Aufstieg zur Glocke sorgen
für Vertrauen. Die Devise „Ich versuche es“ hält Einzug, die beiden
Routen sind ausgelastet.
+punkt
9/26
Der Wille, einmal zuoberst an der Wand läuten zu dürfen, treibt die
Kletterer vorwärts. Selbst als die Kräfte zu schwinden drohen,
kämpft sich ein Neuling mehrmals auf der Profitour Richtung Decke.
Ob er mehrmals abgestürzt wäre, spielt keine Rolle. Erstens ist er
gesichert und zweitens hängt sein Erfolgserlebnis nicht von der
perfekten Technik ab. Mehr Mühe bereitet den Reinhold Messners
und Evelyne Binsacks der Abstieg. Sich rückwärts ohne Bodensicht
abseilen zu lassen, weckt seltsame Gefühle.
Lagerfeuer
Nach zwei Stunden kehrt kurzfristig Ruhe ein. Zvieri im Freien ist
angesagt. Eine nächste Überraschung folgt nach Tee und Eis. Die
aus der Ostschweiz stammende Lehrerin, Sozial- und
Reitpädagogin Katrin Tschirky beginnt mit der Ämtli-Verteilung. Was
ist bloss mit der heutigen Jugend los? Niemand versucht zu
flüchten, sich französisch zu verabschieden. Die Jungs melden sich
wie die Erwachsenen freiwillig. Kein „Ich hab schon gestern…“Protest.
Absolut verständlich ist dagegen die Bereitschaft, beim Vorbereiten
für das abendliche Lagerfeuer zu helfen. In einer polysportiven
„Schlossrüti“-Woche wird nicht nur geritten, geklettert und
geschwommen, sondern auch gesungen und gespielt. Geklärt
werden muss noch, wer jeweils am Wochenende mehr Erholung
nötig hat. Die Teilnehmer oder die Leiter. Tendenziell… (uhu)
+punkt
10/26
4. Tête-à-Tête – Pferdesport als Paradedisziplin
Die Schweizer Para-Pferdesportler bzw. Reiter mit einem
Handicap fehlten an den Paralympics in Peking. In London 2012
soll dies wieder anders sein. Vielleicht wird dann sogar ein
neues Integrationskapitel geschrieben.
Es gibt inzwischen Sportarten, welche in die internationalen
Verbände integriert sind. Die Radrennfahrer gehören beispielsweise
dazu (UCI). Das Paradebeispiel bilden jedoch die Pferdesportler.
Wer die Homepage der Fédération Equestre Internationale (FEI)
aufschaltet (www.fei.org), staunt. Neben Dressur, Springreiten und
den andern Disziplinen gibt es den Bereich „Para-Equestrian“ und
die Resultate der Paralympic Games können ebenfalls auf der
Startseite angeklickt werden. Dort ist zu lesen, dass an den fünf
Tagen über 30'000 Zuschauer die Wettkämpfe verfolgt haben.
Zu den Initianten und Förderern der Integration des BehindertenReitsports in den „normalen“ Dressursport gehört seit Jahrzehnten
die auch in der Ausbildung an vorderster Front tätige Simone Rubli
(Ramsen). Dank ihrer vielschichtigen Beziehungen über den
Behindertensport hinaus kann sie quer durch alle Gremien hindurch
Kontakte und Verbindungen knüpfen. „Ich spreche nicht von
Behindertensport, sondern Para-Reiten“, stellt die Schweizer
Equipenchefin in ihrer neu umgebauten Küche zuerst einmal fest.
Durch das Fenster beim Abwaschtrog sieht sie auf den
„Streichelzoo“ mit ihrem Lieblingsesel, Ziegen, Pferden oder Hasen.
„Mein Traum bleibt, dass es in London erstmals nur einen
olympischen Wettkampf geben wird.“
+punkt
11/26
Simone Rubli, gehören die Para-Reiter in London der Schweizer
Delegation an?
„Darauf arbeiten wir konsequent hin. Die Vorbereitung für 2012 hat
in den Köpfen bereits begonnen. Peking wäre für uns noch zu früh
gekommen, doch bis London sollten wir bereit sein. Also nicht um
den zweitletzten Platz kämpfen Wobei ich überzeugt bin, dass wir
nicht an den Paralympics starten werden.“
Wo starten sie denn, wenn nicht an den Paralympics?
Rubli:„Mein Traum bleibt, dass es in London erstmals nur einen
olympischen Wettkampf geben wird. Unsere Reiter absolvieren das
identische Programm und erbringen gleiche Leistungen und
Punktzahlen wie die Reiter ohne Handicap. Aus meiner Sicht
braucht es nicht zwei verschiedene Veranstaltungen, sondern nur
die Olympischen Spiele. Für die Briten könnte es eine besondere
Herausforderung sein, ein erstes Zeichen zu setzen. Ich hoffe
jedenfalls, dass der Trend in dieser Richtung weiter geht.“
Bildet der Reitsport bezüglich Integrationschance eine
Ausnahme?
Rubli: „Eine grundsätzliche Integration der Paralympics in die
Olympischen Spiele macht keinen Sinn. In den meisten Sportarten
ist es eine Zusammenlegung wegen der unterschiedlichen
Voraussetzungen nicht 1:1 möglich. Bei uns ist immer ein Pferd der
Partner und es gelten die gleichen Regeln. In Genf waren die
Zuschauer fasziniert, welche Leistungen ohne Arme oder ohne
Beine erbrachte werden können. Die Integration muss in der
Dressur das Ziel sein.“
Lassen sich die Reglemente tatsächlich übernehmen?
Rubli: „Grundsätzlich geht es darum, dass wir nicht doppelspurig
fahren. Wir müssen keine eigenen Reglemente schaffen, sondern
die bestehenden Richtlinien in Absprache mit den zuständigen
Stellen innerhalb der Verbände in einzelnen Punkten anpassen.
Wenn beispielsweise für ein Brevet oder in einer Ausbildung ein
Sprung gefordert wird, gilt es diesen Passus zu streichen und durch
eine uns entsprechende Forderung zu ersetzen.“
Dann geht es nicht nur um den Spitzensport?
+punkt
12/26
Rubli: „Im Gegenteil. Die Ausbildung und damit der Breitensport sind
Anliegen, die auf keinen Fall vernachlässigt werden dürfen. Der
Spitzensport ist dem Namen entsprechend nur die Spitze. Die
Grundlage muss in Zusammenarbeit mit den zuständigen
Verbänden in der Ausbildung gelegt werden. Ich stelle immer wieder
fest, dass die Bereitschaft für einen gemeinsamen Weg beim
Pferdesportverband durchaus vorhanden ist. Aber es braucht
Überzeugungsarbeit und Argumente.“
Und gute Beziehungen zum Nichtbehinderten-Sport?
Rubli: „Dem ist so. Wir müssen uns nach aussen orientieren. Mir
kommt entgegen, dass ich mich seit Jahrzehnten im Pferdesport
engagiere und beispielsweise beim Aufbau des Islandpferde-Sports
mitgeholfen habe. Dadurch kenne ich viele Leute im nationalen und
internationalen Verband und kann unsere Ideen direkt einfliessen
lassen. Von Person zu Person lässt sich vieles einfacher regeln.“
Bei den Islandpferden hat der Spitzensport finanzielle
Konsequenzen.
Rubli: „Das ist richtig. Vor 40 Jahren konnten talentierte Pferde für
unter 1000 Franken gekauft werden. Heute kostetet ein Isländer der
gleichen Qualität mehrere zehntausend Franken. Im Reitsport,
gleich in welcher Disziplin, braucht der Sportler ein Spitzenpferd, um
vorne dabei zu sein. Die Preise haben sich dem Markt angepasst.
Das ist bei uns nicht anders. Davon müssen wir ausgehen.“
„Wir müssen umdenken“
Wie soll das im Para-Reitsport funktionieren?
Rubli: „Die Springreiter sitzen selten auf Pferden, die ihnen gehören,
Sie werden ihnen von den Besitzern zur Verfügung gestellt. Dies ist
auch für uns der Weg, um zu geeigneten Pferden zu kommen.
Wenn wir Leistung zeigen, wird man vermehrt auf uns aufmerksam
werden und die Chancen steigen. Aber wir brauchen Resultate. Wir
treten nicht als Bittsteller, sondern Partner mit Perspektiven auf.“
Werden talentierte Pferde nicht den Nichtbehinderten zur
Verfügung gestellt?
Rubli: „Wir müssen umdenken. Es geht nicht primär darum, ob
Reiter behindert oder nicht behindert sind, sondern um deren
+punkt
13/26
Leistungen. An den Paralympics in Peking waren Pferde am Start,
die unabhängig der Besetzung abräumen würden. Die
Pferdebesitzer müssen überzeugt sein, dass erstklassige Arbeit
geleistet wird“
Demnach wollen Idealisten den Olymp erobern?
Rubli: „Bei uns wird der Grossteil aller Kosten noch immer aus der
eigenen Tasche bezahlt. Dieser Idealismus bei den Aktiven ist ein
Grund für meine Zuversicht, dass wir in London mit mehr als einem
Reiter dabei sein werden. Wir werden in unserer Aufbauarbeit aus
Deutschland tatkräftig und fachmännisch unterstützt.“ (uhu)
5. Spitzensport – Medaille, Kenianer und vierte Ränge
Der unterschenkelamputierte Urs Kolly hat an den Paralympics
in Peking die Bronzemedaille im Fünfkampf gewonnen.
Weiteren PLUSPORT-Athleten und Athletinnen sind im National
Stadion, auf dem Rad und in der Schwimmhalle
Spitzenklassierungen gelungen.
In China begann im Behinderten-Leistungssport eine neue
Zeitrechnung. Das erste Kapitel konnte nach 24 Jahren geschlossen
werden. In Seoul wurden 1988 diverse Einrichtungen nach den
Olympischen Spielen noch abgebaut. Nicht so 2008. Die Chinesen
zogen unter anderem auch die Verkehrsbeschränkungen
(gerade/ungerade Nummern durften fahren) konsequent durch,
wechselten die Olympia- Fahnen und Tafeln an den Strassen aus,
beschrifteten die Busse neu und zauberten eine Eröffnungs- und
Schlussfeier ins ausverkaufte „Vogelnest“, die einen Vergleich mit
Olympia nicht zu scheuen brauchten.
6000 Medienvertreter, darunter nur sieben aus der Schweiz,
verfolgten den zweitgrössten Anlass der Welt vor Ort, an
Spitzentagen besuchten 170'000 Zuschauer die Wettkämpfe in den
olympischen Stadien. Insgesamt werden es zwei Millionen gewesen
sein. Bei den „Spielen der Herzen“ wurden die Athleten ebenso
bestaunt wie drei Wochen zuvor der achtfache Gold-Boy Michael
Phelps, Weltrekord-Sprinter Usain Bolt oder unsere nationalen
Helden Roger Federer und Fabian Cancellara. Bei den Paralympics
standen weniger einzelne Stars, sondern der faszinierende Sport mit
+punkt
14/26
all seinen Facetten im Zentrum. In einer Hitliste der meist
bewunderten Sportler hätten die Blinden Platz eins belegt.
Cavin Vierte
Für Schwimmerin Chantal Cavin lösten die Sympathiepunkte
allerdings nur bedingt Freude aus. Zwei vierte Ränge (50m/100m
Freistil) für eine Mitfavoritin kommen der Höchststrafe gleich. Zumal
die 30jährige Bernerin mit ihrem Trainer Martin Salmingkeit und
„Hauerin“ Linda Zimmermann während der Vorbereitung
professionell arbeitete. Aber wenn staatlich geförderte
Berufssportlerinnen den Weltrekord am wichtigsten Anlass um drei
Sekunden verbessern, bleibt einer Amateur-Schweizerin nur die
Erkenntnis, schnell zu schwimmen reicht an den Paralympics nicht
mehr. 13 Hundertstel fehlten.
Dem meistens weit springenden Kollegen Lukas Hendry klebte
dagegen nach Ansicht von Trainer Hubert Pauchard Leim an den
Sohlen. Das Timing mit Guide Benedikt Sturny klappte zwar, aber
der Absprung war zu zögerlich, die Flugbahn zu flach und die
Sprünge zu kurz. Seine persönliche Bestleistung (6.03m) hätte für
Lukas Hendry zu Rang vier gereicht. Eine Medaille lag ausser
Reichweite. Die 100m-/200m-Sprints absolvierte er mit Silvio Rolli
als wettkampfmässiges Training. Sie liefen Saisonbestleistung und
klassierten sich im Vorlauf auf Platz vier.
Renggli Vierter
Rad-Allrounder Ivan Renggli gab im Zeitfahren rund um das
olympische Triathlongelände nach Mittelfeldrängen im Velodrom auf
der Strasse in einer traumhaften Umgebung Vollgas. Bei 35 Grad
ging der 41jährige Tessiner an seine Leistungsgrenze, kämpfte bis
zum letzten Meter um eine Medaille und wurde Vierter. Zwei
Sekunden fehlten zum Triumph.
Fünfkampf-Titelverteidiger Urs Kolly schien es gleich zu gehen wie
Cavin/Renggli. Drei Amerikaner lagen nach drei von fünf Disziplinen
vor dem Freiburger Käsermeister. Der nächste vierte Rang und eine
weitere Ledermedaille drohte. Bis einer aus Überseer das
Kunststück schaffte, den Diskus dreimal ungültig zu werfen. Der
eine ärgerte sich, der andere jubelte. Vor dem abschliessenden
400m-Lauf hielt der oft verletzt gewesene Hobby-Fussballer Bronze
bereits in den Händen und gab die Medaille nicht mehr her.
+punkt
15/26
Weisser Kenianer
Einen vierten Rang hätte sich auch Christoph Sommer verdient.
Der 5000m-Läufer kämpft seit Jahren erfolgreich gegen die
afrikanische Konkurrenz. In Peking musste sich der weisse Kenianer
nach einem erstklassigen Rennen nur zwei Mexikanern und vier
schwarzen Afrikanern geschlagen geben. Als bester Europäer, in
dessen Augen auf der letzten Runde die Pupillen kaum mehr zu
sehen waren, feierte Christoph Sommer einen Sieg über sich selbst.
Der sprintende Kollege Christoph Bausch bot als Usain Bolt mit
Prothese den Zuschauern und Fotografen eine Show, die selbst
japanische Agentur-Profis bodigte. Sie legten sich flach auf den
Boden, um den „Hey Fans“-Typen mit Sonnenbrille und Fehlstart ins
richtige Licht zu rücken. Der Schweizer aus dem Kanton Schwyz
qualifizierte sich als Dritter (100m) und Vierter (200m) für die Finals
und erzielte mit den Rängen sieben und acht Achtungserfolge.
Talent Beeler
Seine Selektion bestätigte der erst 18jährige sehbehinderte Manuel
Beeler über 800m. Von der Kampfkraft her könnte der Mittelstreckler
ein Bruder von Christoph Sommer sein. In der entscheidenden
Phase wartete der Neuling nicht gut schweizerisch ab, sondern
ergriff die Initiative. Dass er das Tempo nicht ganz durchzuhalten
vermochte, spielte im Hinblick auf die Zukunft keine Rolle. Manuel
Beeler lief Saisonbestleistung.
Bereits zum vierten Mal nahm Pistolenschütze Patrik Plattner an
Paralympics teil. Zu einer Finalqualifikation (Top 8) hat es auch in
Peking auf der grössten Schiessanlage der Welt nicht gereicht. Wie
an den Olympischen Spielen seinen nichtbehinderten Kollegen
fehlte auch dem Zürcher die Leistungskonstanz. Mit der Luftpistole
(23.) schoss er in der 4. Passe 88, danach zweimal 95. Ein Schnitt
von 94 hätte gereicht. Mit der Sportpistole (11.) lag der EM-Dritte bei
Halbzeit auf Rang fünf – und verabschiedete sich mit 89/90 aus der
Entscheidung.
Die Bilanz fiel mit einmal Bronze, drei vierten, einem fünften
(Weitsprung Urs Kolly) und weiteren Top 10-Klassierungen
zufriedenstellend aus. Cavin/Renggli fehlten insgesamt rund fünf
+punkt
16/26
Sekunden für dreimal Bronze, Urs Kolly im Weitsprung mit 6.36m
sechs (989:983) bzw. fünf Punkte für Silber oder Bronze. Podestund Ehrenplätze liegen immer näher beieinander.
Bekenntnis zum Spitzensport
Die gigantischen, spektakulären, perfekt inszenierten
Paralympics von Peking gehören der Vergangenheit an. Mit elf
Medaillen haben die Schweizer Sportler und Sportlerinnen die
Zielsetzung erfüllt.
Das Echo auf die Spiele fällt weltweit positiv aus. In London 2012
werden die elektronischen und Print-Medien umfassender berichten.
Auch in weiten Teilen der Schweizer Bevölkerung ist das Interesse
an den Paralympics nicht zuletzt durch die Übertragungen der
deutschen TV-Sender ARD und ZDF geweckt worden. 317
Weltrekorde haben die 4027 Athleten aus 148 Nationen verbessert
oder egalisiert.
Allerdings weisen die Schweizer Medaillen auch Kehrseiten auf. Mit
dem jetzigen System werden es in vier Jahren nicht mehr elf
Podestplätze sein. Die Behindertensport-Welt rüstet ähnlich auf wie
dies bei den Nichtbehinderten zum Alltag gehört. Entschädigungen
von 200'000 Dollar oder 75'000 Pfund werden den Athleten im
Ausland jährlich ausbezahlt, damit sie ihren Sport professionell
ausüben können. Goldmedaillen werden in den Nachbarländern
teilweise mit über 100'000 Franken entschädigt. In der Schweiz sind
es 6’000 Franken.
Amateure
Ob der Spitzensportweg beschritten werden soll und kann, darüber
lässt sich streiten. Sicher ist, dass es zwischen Spitzen- und
Breitensport eine Wechselwirkung braucht, die Bereiche gegenseitig
voneinander profitieren. Wenn von Chantal Cavin, Christoph
Sommer, Christoph Bausch oder Manuel Beeler künftig
Topleistungen erwartet werden, brauchen sie mehr (finanzielle)
Unterstützung. Amateure werden 2012 auf verlorenem Posten sein.
Gefordert sind neben dem Swiss Paralympic Committee die
Verbände. Swiss Olympic wird im Rahmen der Möglichkeiten
+punkt
17/26
mitziehen, aber zuerst muss das (finanzielle) Bekenntnis zum
Spitzensport von der Behindertensport-Seite vorliegen. Bis Athen
2004 trafen Amateure auf Amateure. Doch während der
vergangenen vier Jahre hat eine Entwicklung eingesetzt, von der die
Schweiz überrollt zu werden droht. Peking hat auch dies gezeigt.
(uhu)
Bundesrat in Peking
Drei Tage weilte Bundesrat Samuel Schmid in Peking. Er
verband politische Gespräche mit dem Besuch der
Paralympics. Er lud die Schweizer Delegation mit den Fans
zusammen zu einem Empfang in die Schweizer Botschaft ein.
Dort zeigte sich (einmal mehr), dass der Sportminister dem
Behindertensport nicht nur von Amtes wegen wohl gesinnt ist,
sondern freundschaftliche Beziehungen zwischen dem sportlichen
Politiker und den politisch denkenden Sportlern entstanden sind.
Heinz Frei widmete seine erste Goldmedaille denn auch Samuel
Schmid. Der erfolgreiche Handbiker betonte, er rechne es dem
Bundesrat hoch an, dass er trotz der für ihn schwierigen Situation in
der Schweiz an die Paralympics gekommen sei. (uhu)
Halbe Million
Erstmals hat Swiss Olympic die von Ruedi Spitzli als Chef de
Mission geleitete 51köpfige Paralympic-Delegation (18 Athleten und
9 Athletinnen) finanziert. Dabei handelte es sich um einen Betrag
von rund einer halben Million Franken.
Denkbar ist auch, dass Swiss Olympic einzelne (drei bis vier?)
Sportler in den Status „Top Athleten“ aufnimmt. Diese bekämen
monatlich 1000 Fr. Klar ist in diesem Zusammenhang, dass die
Verbände (analog den andern Sportverbänden) ihre Anstrengungen
im Interesse des Spitzensports zuerst verstärken müssten. (uhu)
+punkt
18/26
Simon Vögeli
Die Frage, ob ein Leichtathlet mit einer Hand bei den
Nichtbehinderten oder Behinderten starten muss, würden 99.99
von 100 Personen falsch beantworten. Simon Vögeli hätte in
Peking auch nicht geglaubt, dass er im sportlichen Sinn nicht
behindert ist und von der Teilnahme ausgeschlossen wird.
Weil er sein Handgelenk mit einem minimalen „Stumpf“-Ansatz
leicht bewegen kann, fiel er bei den Chefdenkern durch. Nach
Reglement muss alles steif sein, weil sonst beim Start ein Vorteil
entstehen könnte. Dass er bei den Nichtbehinderten ohne Hand
einen Nachteil haben dürfte, spielt(e) keine Rolle. Simon Vögeli
müsste das Handgelenk versteifen, um behindert zu sein.
Andererseits hätte er vor der Reise nach Peking klassifiziert werden
müssen. Weil eine offizielle Einstufung jedoch nur an Titelkämpfen
möglich ist und er noch nie dabei war, gab es im Vorfeld keine
Möglichkeit. Auf die Idee, Simon Vögeli sei nicht behindert, kam
auch deshalb niemand, weil er selbst in Frankreich starten durfte.
Die Karriere des nicht behinderten behinderten Leichtathleten ist
damit bei den Behinderten zu Ende. (uhu)
Karrierenende?
Für die blinde Schwimmerin Chantal Cavin (Bern) hat
inzwischen für viele Sportlerinnen und Sportler bereits die
Vorbereitung auf die Paralympics 2012 in London begonnen.
Derzeit geht es um die Optimierung des persönlichen Umfeldes. Im
Zentrum steht bei vielen Athleten die Finanzierung der kommenden
vier Jahre. Sponsoren, Verbände, Gönner und Vereine helfen oft
mit, dass sich die Amateure professionell vorbereiten können. Swiss
Olympic unterstützt die nationalen Top Athleten mit 1000 Fr.
monatlich.
Bisher konnten keine Sportler mit einer Behinderung von diesem
Angebot profitieren. Von den Resultaten müsste Chantal Cavin eine
Kandidatin sein. „Für mich wären die 12'000 Fr. enorm viel Geld,
+punkt
19/26
das mir auf dem Weg nach London vieles erleichtern würde und das
ich extrem gut gebrauchen könnte. Ich muss professioneller
trainieren als auf Peking hin, um den Anschluss zu halten.“ Erhält
die zweifache Paralympics-Vierte und Weltrekordhalterin keine
finanzielle Absicherung, droht das vorzeitige Karrierenende. (uhu)
6. Breitensport – Sport, Show und Emotionen
In Magglingen stand am 47. PLUSPORT-TAG die Integration
durch Sport im Zentrum der Aktivitäten. 1300 Sportlerinnen und
Sportler mit einer Behinderung zeigten im Beisein von
Bundesrat Samuel Schmid trotz teilweise heftiger Regenfälle in
einer Turnfest-Atmosphäre ausgezeichnete Leistungen und
viele Emotionen.
Selbst die heftigen Regenfälle vermochten den flexiblen VollblutAthleten nichts anzuhaben. Die Einzel- und Gruppen-Wettkämpfe
wurden mit Unterbrüchen trotzdem auf dem Sportplatz abgehalten.
Die Show-Einlagen sowie die eindrückliche Schlussvorführung mit
den Schwungtüchern konnten problemlos in die Halle verlegt
werden. Die besondere Stadion-Atmosphäre und die Konzentration
des Publikums auf nur noch eine Arena erwies sich sogar als
Motivationsschub.
Die Show-Auftritte der Steelband "Extrem Normal - Normal Extrem"
und "SIMPA", die Gymnastik-, Hip-Hop und andern TanzVorführungen von regionalen Sportgruppen verliehen dem Tag im
Mekka des Schweizer Sports einen zusätzlichen Reiz.
Axpo Kids & Family Day
Dank dem erstmals organisierten Axpo Kids & Family Day wurde
der Nachwuchsförderung noch mehr Beachtung geschenkt. BungyTrampolin, Rollstuhl-Parcours, Torwandschiessen oder Rafroball
stiessen bei den Kindern und Jugendlichen, den Geschwistern,
Eltern, Sport- und Schulgruppen auf Interesse.
+punkt
20/26
Gäste-Empfang
Zum alljährlichen Gäste-Empfang besammelten sich über 100 Gäste
aus Sport, Politik und Wirtschaft im neuen Gästezelt auf der Wiese
"End der Welt".
Die Mitarbeiter der Abteilung IT Private Banking, Credit Suisse,
haben zu Gunsten von PLUSPORT eine Geldsammlung
durchgeführt und einen stolzen Betrag von CHF 3150.00 erzielt. Die
Übergabe fand am Gäste-Empfang des PLUSPORT-Tages statt.
7. Sportgruppen – BSG Obwalden
34‘000 Einwohner bevölkern die sieben Gemeinden des Kanton
Obwalden. Rund 100 Personen bilden die
Behindertensportgruppe BSG Obwalden.
Die Mitglieder sind aufgeteilt in eine Turngruppe und verschiedene
Schwimmgruppen. Glücklicherweise verfügen wir im Moment über
ein motiviertes und kompetentes Leiterteam. In der hektischen Zeit
ist dies keine Selbstverständlichkeit. Immer wieder dürfen wir auf
treue Betreuer, Helfer, Samariter und Fahrer zählen, ohne die wir
den Schwimm- und Sportbetrieb nicht aufrecht erhalten könnten. Im
Sonderschulheim Rütimattli Sachseln und in der Sporthalle Alpnach
finden wir die Infrastruktur für unsere Aktivitäten vor.
Neben den wöchentlichen Schwimm-und Turnlektionen gibt es
jährliche Fixpunkte in unserem Vereinsleben:
 Im März treffen wir uns zur Generalversammlung, an der auch die
Geselligkeit gross geschrieben wird.
 Um die Finanzen im Lot zu halten, führen wir alle zwei bis drei
Jahre im Mai einen Sponsorenlauf durch. Dass auch unsere
Mitglieder mitlaufen, walken oder die Festwirtschaft betreuen, ist
Ehrensache. Dieser Anlass ist im Kanton ein Begriff und jedesmal
ein kleines Fest unter der Läufergilde.
+punkt
21/26
 Unsere Jugendgruppe und die jungen Erwachsenen nehmen im
Frühling regelmässig an regionalen Plausch–
Schwimmwettkämpfen teil und kämpfen um Medaillen und
Diplome.
 Im Juni organisiert das Leiterteam den Schwimmwettkampf mit
anschliessendem Grillfest. Damit alle eine faire Chance auf den
Sieg haben, führen wir ein Differenzschwimmen durch. Es ist
nicht wichtig, der Schnellste zu sein, sondern zweimal
regelmässig zu schwimmen. Sieger ist, wer die kleinste
Zeitdifferenz zwischen den beiden Durchgängen erzielt. Hinzu
kommen noch verschiedene Geschicklichkeitsdisziplinen.
Anschliessend pflegen wir die Kameradschaft und knüpfen
Kontakte zu andern Gruppen.
 Seit Beginn unseres Bestehens (1978) nehmen wir regelmässig
am PLUSPORT-Tag in Magglingen teil. Die Fahrt mit dem Car
bieten eine willkommene Abwechslung. Während der Wettkämpfe
kommt ein gesunder Ehrgeiz auf. Man schenkt sich nichts und
freut sich von Herzen über eine gute Punktzahl oder gar einen
Rekord und spornt sich gegenseitig an.
 Im Herbst organisiert der Vorstand jeweils einen Vereinsausflug.
So waren wir schon im Zirkus, auf dem Niesen, im Zoo Zürich und
dieses Jahr besuchten wir das Verkehrshaus in Luzern.
 Gruppenintern findet ein Jassturnier statt. Pro Monat trifft man
sich zum gemütlichen Spiel und so entsteht eine Rangliste
pünktlich zur GV. Dort wird der Jasskönig oder die Jasskönigin
gekürt.
 Wenn der Winter Einzug hält und es Advent wird, findet der
Samichlaus und sein Schmutzli immer den Weg zu uns.
Lebkuchen und Nidel gehören genauso dazu wie die Geschichte
vom Nikolaus und die Gaben, die er allen verteilt.
Schwimmen und Turnen
+punkt
22/26
Im Zentrum unseres Vereins steht der Schwimm-und Turnbetrieb.
Wir bieten wöchentlich eine Turnlektion von 70 Min. an. Erwachsene
jeden Alters mit verschiedenen Behinderungen treffen sich zu
Gymnastik, Spiel und Spass Stretching und Entspannung.
Unser Leiterteam bildet sich regelmässig weiter. So ist Qualität und
Abwechslung gewährleistet.Unsere Kindergruppe wird von einer
professionellen Schwimmlehrerin unterrichtet. So können sie die
Schwimmtechnik spielerisch erlernen, ihre Angst abbauen und
Freude entwickeln. Jedes Kind freut sich, wenn es ein weiteres
Schwimmabzeichen in Empfang nehmen und seine eigenen
Fortschritte erleben darf.
Die Jugendgruppe ist im Moment klein, aber fein. Die Teenager
können eine Stunde austoben, Schulstress und Alltagssorgen
vergessen und sich entspannen. Das Ziel bleibt, ihre Technik zu
verfeinern, Spass und Freude an der Bewegung zu vermitteln.
Momentan führen wir vier Gruppen mit erwachsenen Personen. Während
50 Minuten bieten wir ihnen Wassergymnastik, Aquafit, Schwimmen und
Entspannung. Verschiedene Handgeräte gewährleisten Abwechslung im
Programm. Spiele und Stafetten runden die Lektionen ab.
Heile Welt?
Auch wir haben ab und zu mit diversen Problemen zu kämpfen. Es ist
oftmals schwierig, alle Wünsche zu erfüllen. In erster Linie müssen wir
die Autos füllen, Leute aus der gleichen Gemeinde zusammen in eine
Gruppe nehmen. Auch ist es recht schwierig, neue Leute für die
Vorstandsarbeit zu gewinnen. Ehrenamtliche Tätigkeiten sind nicht “in”.
Manchmal strampelt man sich ganz schön ab, wenn es um die Finanzen
geht. Den Gönnern sitzt das Geld nicht mehr so locker in der Tasche.
Trotzdem glauben wir an unsere Zukunft und sind überzeugt, uns für eine
gute und sinnvolle Sache einzusetzen. (mowa)
+punkt
23/26
8. Service- Lagerhaus Schossrüti- eine Unterkunft der
besonderen Art
In Einklang zu kommen mit sich und der Umgebung - dafür ist die
Schossrüti der richtige Ort. Für Kinder und Jugendliche aus dem
Sonderschulbereich, die einen ihren besonderen Bedürfnissen
entsprechenden, familiären Rahmen für ihre Lagerwoche brauchen.
Für geistig oder körperlich behinderte Menschen, die ihre
Gruppenferien in einer gemütlichen, alle Sinne ansprechenden
Atmosphäre verbringen wollen.
Für zwei oder drei Familien, die in naturnaher Umgebung
gemeinsam Ferien machen möchten, in denen die Erwachsenen
und die Kinder auf ihre Rechnung kommen.
Mitten im Grünen ist das Lagerhaus doch nur 4 km von Langnau
entfernt.
In einem zweijährigen Um- und Ausbau wurde die Schossrüti in ein
Lagerhaus besonderer Art verwandelt. Im Charakter noch immer ein
gemütlicher Emmentaler Bauernhof, bietet sie mit sieben
Schlafzimmern (total 20 Betten), Aufenthalts- und
Schulungsräumen, einem Esszimmer, vier Badezimmern, einer
Kletterwand und viel gedecktem Aussenplatz modernen
+punkt
24/26
Wohnkomfort und genügend Raum für geplante Aktivitäten.Wenn
wir auch kein traditioneller Bauernhof mehr sind, gibt es doch noch
viele Arbeiten in Garten, Stall, Wald und Umgebung, bei denen
unsere Gäste gerne mitanpacken dürfen. Tierfreunde helfen, unsere
fünf Pferde und Ponys versorgen, verwöhnen Hund und Katzen oder
schauen dem Nachbarn beim Melken zu. Die frische Milch für das
Frühstück bringen sie dann im Milchkessel gleich mit.
Spielen am Bach und im Wald, eine erste Begegnung mit den gut
ausgebildeten Pferden, ein Tagesritt mit bräteln am Fluss, ein
gemütlicher Abend auf der Laube: die Möglichkeiten rund ums Haus
und in der näheren Umgebung sind vielfältig und kindergerecht.
Als Ausflugsziele bieten sich Bern, Luzern, Burgdorf, die
Schaukäserei in Affoltern, das Räbloch mit seiner wilden
Flusslandschaft oder einer der vielen Aussichtsorte im oberen
Emmental und im nahe gelegenen Biosphärenreservat Entlebuch
an.
Lagerhaus Schossrüti,3550 Langnau im Emmental, Frau Katrin
Tschirky Tel +41 / 34 402 63 37
+punkt
25/26
11. Impressum
Offizielle Publikation von PLUSPORT Behindertensport Schweiz –
Sport Handicap Suisse – Sport Andicap Swizzera
Geschäftsstelle: Chriesbaumstrasse 6, CH-8604 Volketswil,
Telefon 044 908 45 00, Fax 044 908 45 01,
E-Mail: [email protected], Internet: www.plusport.ch,
Druck: Fotorotar AG, Gewerbestrasse 8, CH-8132 Egg
Auflage: 12’000 Exemplare
Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr
Abonnement: Fr. 22.— pro Jahr
Redaktionsschluss nächste Ausgabe: Dezember 08
Redaktion: Hanni Kloimstein, Tel. 044 908 45 16,
[email protected], Urs Huwyler, Tel. 079 246 04 05,
[email protected] (uhu)
Übersetzung: Ann Graiss
Inserate: PLUSPORT, Chriesbaumstrasse 6, CH-8604 Volketswil,
Telefon 044 908 45 00
ISSN 1662-1859
+punkt
26/26
Herunterladen