HAWK – China 2010 Ein Bericht Im Herbst 2010 ergab sich die einzigartige Möglichkeit für Studierende der Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen in Holzminden, auf einer Reise zwei wichtige Aspekte miteinander zu verbinden: Besuch zweier Metropolen der immer einflussreicher werden Wirtschaftsmacht China – Shanghai und Peking und der Besuch der bislang grössten Weltausstellung – EXPO Shanghai 2010. Dank der Unterstützung des Akademischen Auslandsamtes der HAWK und der Fakultät m in Holzminden konnte Studierenden aus allen Studiengängen diese Gelegenheit geboten werden. Insgesamt nahmen 41 Studierende aus Holzminden an dieser Exkursion teil. Mit China Eastern Airways ging es am 28.09.2010 von Frankfurt nach Shanghai Pudong. Man landet dort am Terminal 1 (Architekt Paul Andreu, Paris) sozusagen am Hintereingang. Bei dieser Art von Bauvorhaben geht es offenbar nicht um ästhetische Phänomene, es herrscht purer Pragmatismus. Man verlässt den Flieger durch die üblichen Gangways um sich dann durch unendlich lange Korridore zur Gepäckausgabe zu begeben. Die eigentlich anspruchsvolle Architektur des demnächst grössten Flughafens der Welt bleibt dem ankommenden Reisenden verborgen. Das Ambiente passt so gar nicht zur Funktion eines solchen Gebäudes, welches einen doch willkommen heissen soll in einem schönen und interessanten Land. Dies ist weltweit zu beobachten, ob in Frankfurt, Hongkong. Chicago oder Fughafen Shanghai Pudong Terminal 1 Abflug Erst beim Rückflug kann man im Abflugbereich die Dimensionen und Qualitäten dieses gewaltigen Gebäudes ermessen. Der Genuss des Meisterwerks des Architekten Paul Andreu, Terminal 2, bleibt den Nutzern ausländischer Fluggesellschaften vorbehalten. Einer der schönsten Grossbauten, die der Verfasser dieses Berichts je besichtigen durfte. Auch hier gewaltige Ausmaße, ein höchst elegantes Tragwerk exzellent ausgeführt. Flughafen Shanghai Pudong Terminal 2 Abflug Wie es sich gehört, geht es dann mit dem ‚Maglev-Train’ (Transrapid) in die Innenstadt von Shanghai, wobei es bei den Dimensionen dieser Stadt (mittlerweile ca. 20 Mio. Einwohner) nicht wirklich eine Innenstadt gibt, man landet irgendwo mittendrin. Und hier wird auch die Perspektivlosigkeit der Magnetbahntechnik deutlich: mit gewaltigem Aufwand hat man eine Schneise durch die Vororte geschlagen, der Fahrwerg steht komplett auf Stelzen, dennoch geht es nur noch mit Tempo 300 voran, um, wie bereits beschrieben, irgendwo ausserhalb zu landen, um dann mit dem Bus, der Metro oder dem Taxi weiter zu fahren. Zwar ist eine Fortsetzung in die ‚Innenstadt’ (Geschäftsviertel Pudong) und eine Strecke zwischen Shanghai und Hangzhou geplant, mittlerweile erobern aber chinesische Hochgeschwindigkeitszüge das Terrain, in den nächsten Jahren sollen über 1.300 km Schiene für den CRH 380 verlegt werden, der schnellste Zug der Welt mit ca. 400 km/h. Geplant ist die Verbindung zwischen Shanghai und Peking mit einer Fahrzeit von ca. 4 Stunden (bislang 12 Stunden, reine Flugzeit ca. 2 Stunden). Sachgasse landen, ähnlich wie der Überschall Passagierflugverkehr zuvor (Concorde, Tupolev). Hochgeschwindigkeitszug CRH 380 Vom Bahnhof des Transrapid ging es dann noch einmal mit dem Bus ca. 30 Minuten ins Geschäftsviertel Pudong. Ziel war das Shanghai World Financial Center (Architekten Kohn, Petersen. Fox – New York USA) mit der derzeit noch höchsten Aussichtsplattform der Welt SWFC Shanghai Chin Mao Tower Durch den gläsernen Fussboden des Sky Walks schaut man dann in ca. 500 m Tiefe auf die Umgebung des Geschäftsviertels Pudong, aber auch von hier oben ist der Stadtrand von Shanghai nicht zu erkennen. Maglev-Train, Shanghai Die aus Deutschland stammende Technologie des Transrapid (Siemens, MBB, ua. aus Kassel) wird wohl in einer technologischen Für unsere Mitreisenden aus dem Studiengang Immobilienwirtschaft und Management ein interessantes Beispiel lukrativer Anlageformen: Von einer japanischen Investmentgesellschaft errichtet werden dort zur Zeit für den qm Bürofläche 5 $ pro Tag erzielt, d.h. für 100 qm Bürofläche entfallen im Monat 15.000 $ Miete. Auf dem Platz des Volkes steht das Museum für Stadtplanung Shanghai, wo man auf der Fläche einer Dreifeldsporthalle über 5 Geschosse die vergangene und zukünftige baulichen Entwicklung der Stadt präsentiert bekommt. Ein Modell (Maßstab ca. 1: 200, würde den Lichthof am Haarmannplatz in Holzminden füllen) zeigt die wahren Dimensionen der Stadt. Wenn man sie durchqueren möchte, ist das so, als würde man von Holzminden nach Hildesheim fahren, rechts und links der Stadtautobahnen beginnt die Bebauung bei ca. 30 Geschossen. Museum für Stadtplanung Shanghai Modell Kernstadt Ein Muss für jeden Shanghaibesucher: der Bund, die Flaniermeile am Huang Pu River, zum Fluss hin hat man die Gründerzeitbebauung im Rücken, viel mehr hat diese Stadt an Baugeschichte nicht zu bieten, vor einem die Skyline von Pudong. Und um einen herum zehntausende von Menschen, typisch für unsere Reise, es war Nationalfeiertag und von den 1,2 Mrd. Leuten in China hatten sich einige Millionen auf den Weg gemacht, ihr land zu erkunden. Bund Shanghai Folgt man den Führern vor Ort, so trifft man immer wieder auf Stadtteile, die als Altstadt bezeichnet werden, obgleich es so etwas im herkömmlichen europäischen Sinne in den grossen Städten Chinas nicht gibt. Es sind Reste gewachsener Strukturen, die noch nicht unter die Walze der zentralistisch gesteuerten „Stadtentwicklung“ geraten sind. So landeten wir im einem Randbereich des Bund: viergeschossige Blockrandbebauung mit einem Hauch von Urbanität. Unten gibt es Handel und Gewerbe, oben wird gewohnt. Ein Gewirr von Stromleitungen deutet auf eine längere Geschichte des Stadtteils hin. Und dann wird einem die „Altstadt“ gezeigt: ein Stahlbetonskelettbau ca. 4 – 5 Geschosse, höchstens 10 Jahre alt, davor wurde eine pseudochinesische Plastikfassade geklebt. Und die Leute mögen es, konsumieren in einer Art Disney World. Und wie man hört, findet man so etwas in China häufiger, Shopping Mal im Stile Versailles, als Toscana-Dorf, neuestes Projekt wird der Nachbau eines kleinen Ortes aus Andalusien sein. Vom Motto der EXPO 2010 war auf dem Gelände selbst wenig zu spüren. Der übliche weltweite Jahrmarkt der Eitelkeiten, ‚höher, grösser, weiter’, eine gigantische Nabelschau auf der Grundlage eines wenig schlüssig erscheinenden Gesamtkonzepts. Durchkreuzt durch zwei ‚Skywalks’, deren Ausrichtung wenig nachvollziehbar ist, die Hauptachse endet im Huang Pu River, bzw. auf einem Parkplatz, erreicht man die nach Clustern geordneten Pavillons ebenerdig. Die mit viel Aufwand errichteten Erschliessungswege auf der ersten Etage waren daher auch relativ verwaist, ein paar Klohäuschen, wenige Shops, kaum Publikum unter dem grössten Membrandach der Welt (made in Germany) . Historismus, alles Plastik “Better City, Better Life“ das Motto der EXPO 2010 in Shanghai. ‚Skywalk’ mit Membrandach Im Hintergrund der Pavillon China Hauptaugenmerk der Reisegruppe lag selbstverständlich auf dem Deutschen Pavillon. Durch unsere Voranmeldung konnten wir unter Verzeigen unserer Reisepässe einen VIP-Eingang benutzen und so die ca. 3 Stunden Wartezeit am Haupteingang umgehen. Deutscher Pavillon ‚Produktion in der Stadt’ Deutscher Pavillon „BalanceCity“ Im Inneren dieses ‚begehbaren Kunstwerks’ wurde die Menschenmasse dann durch enge Korridore geschoben, die das Motto ‚Balancecity’ beschreiben sollten. Hier wurde dann die weise Erkenntnis vermittelt, dass eine Stadt aus unterschiedlichen Nutzungsbereichen besteht: Wohnen, Gewerbe, Handel, Dienstleistung, etc. alles irgendwie miteinander verflochten. Dabei wurde zu Beginn des Rundgangs auf Menschen verwiesen, die sich besonders um die Kooperation zwischen Deutschland und China verdient gemacht haben. Da konnte man dann auch das Konterfei eines Kollegen aus Hildesheim betrachten (wobei man sich den Hinweis erspart hatte, wo dieser lehrt). Der Rundgang endete dann in einem dunklen Trichter. Auf mehreren Rängen stand man hinter einem Stahlnetz um eine Kugel herum, bestückt mit ein paar100.000 LEDs. Vor einem turnten zwei Animateure herum, ein Deutscher sprach englisch, eine Chinesin ihre Muttersprache. Und die verkündeten, dass man nun seine Energie abgeben solle, um die grosse Kugel zum schwingen zu bringen, also brüllte zunächst die eine Hälfte die Kugel an, die dann begann, in die andere Richtung zu schwingen. Woraufhin dann die andere Hälfte versuchte, noch lauter zu schreien, um die Pendelbewegung in die andere Richtung fortzusetzen. Gesteuert durch einen Mechanismus in der Decke (die Bewegungen wurden durch einen Elektromotor bewirkt) verstärkte die Kugel dann die Pendelbewegungen und dass Gebrüll wurde immer lauter. Auf der Kugel erschienen dann typische Bilder aus Deutschland, dabei sah man auch Bastian Schweinsteiger bei der WM ein Tor für Deutschland schiessen (Wie war noch das Motto des deutschen Pavillons?). Sympathischer erschien ein kleiner Pavillon in der Nachbarschaft: ‚Deutsch-Chinesische-Beziehungen’ entworfen von Markus Heinsdorff aus München. Eine Konstruktion aus Bambus, die Verbindungspunkte aus Edelstahlknoten, etwas fragwürdig vor dem Hintergrund des Themas ‚Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen’, aber schön. Pavillon Spanien – Rattan-Matten verkleiden eine Stahlkonstruktion Pavillon ‚Deutsch-Chinesische-Beziehungen’ Die Besichtigung weiterer Pavillons erwies sich vor dem Hintergrund der Ausmaße des Geländes und der Besuchermassen als schwierig an nur einem Tag. Drum gibt es beim Verfasser dieses Berichts einige wenige Impressionen: Pavillon Neuseeland – Landschaft auf dem Dach EXPO Culture Center – rechts Pavillon Indien Pavillon Niederlande – ‚Lustiges’ Patchwork eine Rampe herunter Pandas auf der Wiese Pavillon Norwegen – Ästhetik in Holz Mittlerweile ist Religiosität in China nicht nur geduldet, mit ihr und ihren Monumenten will dieses Land sein Image aufpolieren wobei die baulichen Zeugen des Glaubens auch trefflich vermarktet werden. Drum wurden in der jüngsten Vergangenheit Tempel, Pagoden, Gärten usw. wiederaufgebaut, renoviert und für den Tourismus erschlossen. Dabei fällt auf, dass ausserordentlich viele chinesische Besucher Räucherstäbchen anzünden, vor Buddha-Statuen niederknien oder an der Gebetstrommel drehen. Um Shanghai herum gibt es im, Yangze-Delta noch einige Orte, in denen der typische Charakter der „Wasser-Siedlungen“ in den Feuchtgebieten des grössten Flusses Chinas erhalten geblieben ist: Suzhou, Quingpu, Zhouzhuang, ... Zhujiajiao haben wir besucht. Enge Gassen, Kanäle, in der Regel zweigeschossige Bebauung, im Erdgeschoss wird gehandelt, oben gewohnt. Alles saniert oder rekonstruiert und für den Tourismus herausgeputzt. Mit dem Boot auf dem Hauptkanal – gesungen wurde nicht Peking Mit China Eastern von Shanghai nach Peking, Flugzeit ca. 2 ½ Stunden. Leider landen Domestic Flights im alten Teil des Pekinger Flughafens, sodass wir eines der grössten zusammenhängenden Gebäude der Welt (Architekt Norman Forster, London) nicht erleben konnten. Tempel des Jade-Buddha in Shanghai. Früchte, Licht und Duft sollen es der Gottheit angenehm machen. Erkennbar ist der Tibetisch-Indische Habitus der JadeFigur. Der Himmelstempel, eine von 5 Tempelanlagen, die etwa gleichzeitig mit dem Kaiserpalast (verbotene Stadt) im 15. Jahrhundert errichtet wurden, hier zur Erflehung eines günstigen Klimas unter anderem mit der Darbietung tierischer Opfer. (vgl. Merian Reiseführer Peking, aktuelle Ausgabe 2008 S. 50) Hauptpagode des Himmelstempels Peking – auf einem dreistufigen Sockel (symbolisch den drei Stufen der Chinesischen Gesellschaft) Der Himmelstempel wurde zum Anlass der Olympischen Spiele 2008 rekonstruiert und restauriert. Palast des Volkes am Platz des himmlischen Friedens – eine gewisse Ähnlichkeit mit der Herrschaftsarchitektur der 30er Jahre in Europa ist erkennbar Im bevölkerungsreichsten Land der Welt mit der längsten Mauer der Welt, mit der grössten Palastanlage der Welt (mit dem höchsten Gebäude wird es leider nichts), der grössten EXPO und den grössten Olympischen Spielen aller Zeiten gibt es in dessen Hauptstadt Peking den grössten Platz der Welt (Zweifel sind berechtigt, aber nicht wichtig): Der Platz des himmlischen Friedens, benannt nach dem anschliessenden Tor des himmlischen Friedens in die verbotene Stadt (Kaiserpalast). Aufmarschplatz für immer noch übliche Militärparaden, zu trauriger Berühmtheit gelangt durch die Ereignisse 1989, es ist eben der Platz des himmlischen Friedens und nicht des irdischen. Zum Zeitpunkt unseres Besuches glich dieser dann auch eher einem Hochsicherheitstrakt, umzäunt, die Menschenmassen wurden kanalisiert durch Chek Points, mit Gepäckund Körper-Scannern kann man in China gute Geschäfte machen. In den Kaiserpalast haben wir uns dann wieder durch einen Nebeneingang geschlichen, durch das Tor des Göttlichen Kriegers gelangt man in den Kaiserlichen Garten, verglichen mit anderen Gärten in China (Suzhou) ein kleines Gärtchen, der Kaiser hatte schliesslich wichtigeres zu tun: mehr als 20 Paläste in der verbotenen Stadt mit Leben erfüllen, musste Tempel und Paläste in der Umgebung von Peking besuchen und sich um mehr als 100 Konkubinen kümmern, die sich alle ein Kind von ihm wünschten. Kaiserpalast – Tor des Göttlichen Kriegers Und so folgte unsere Reisegruppe dann unserem Betreuer mit der hochgehaltenen Deutschlandflagge zum Palast der Irdischen Ruhe, zur Halle der Geistespflege, zum Palast der Himmlischen Klarheit, zum Tor der Himmlischen Klarheit, es ging vorbei an der Halle der vollkommenen Harmonie zur Halle der Himmlischen Harmonie. „It’s crowded, that’s China“ Vor der Halle der Himmlischen Harmonie – ca. 100.000 Besucher waren an diesem Tag im Kaiserpalast, davon 42 Leute von der HAWK in Holzminden Ein Foto mit den Langnasen Und für viele chinesische Besucher war unsere Reisgruppe eine besondere Attraktion; es gab die Chance für ein Foto von den Angehörigen mit einem Langnasen. Den Besuch des Sommerpalastes mag der Verfasser dieses Berichts nur kurz kommentieren: „Das war der Horror. Ein künstlicher See mit vielen Attraktionen drum herum, Pagoden, Paläste, Wandelgänge, einem Boot aus Marmor und wahren Besuchermassen. Man reiht sich ein, dann gibt es kein ‚Zurück’ mehr. Hinter mir schiebt ein ungeduldiger Familienvater die Seinen vor sich her ohne zu bedenken, das da noch Europäer mittendrin ist, der langsam Platzangst bekommt. Lautes Palavern, hin und wieder spuckt jemand in einen Papierkorb neben dem Weg, wie komme ich hier wieder raus? Auf dem Rückweg an einem Kiosk kaufe ich mir ein Bier (Heinecken), finde einen Platz zum sitzen. Ein freundlicher Chinese setzt sich zu mir, ‚ It’s crowded, that’s China’ sagt er in gutem Englisch zu mir, es ergibt sich ein schönes Gespräch“ (Prof. Wolfgang Rettberg). Rekonstruktionen, die man von der Rikscha aus besichtigen kann. Sommerpalast Peking – der längste Wandelgang der Welt ‚Die längste Mauer der Welt’, 11.000 km lang soll sie gewesen sein (in Deutschland hat man es einmal auf ca. 1.000 km gebracht), die genaue Lage von ca. 6.000 km ist überliefert, einige hundert km sind rekonstruiert und restauriert und können nun besichtigt werden. Von Millionen von Chinesen, als Ausländer ist man hier immer in der Minderheit. Das war die sportlichste Übung unserer Reise: die Mauer folgt der Topographie und ist ein gigantischer Klettersteig. Eine einzige Treppe mit relativ schmalen Trittstufen und Stufenhöhen bis zu einem halben Meter. Rekonstruktion eines historischen Stadthauses Die Olympiabauten in Peking wurden in einem Areal errichtet, in dem zuvor recht gut funktionierender Wohnungsbau bestand, Reste sind an der Peripherie noch zu erkennen. . Es heisst, das ca. 1 Million Bewohner umgesiedelt wurden, um den Bestand abzuräumen (Immobilienwirtschaft auf chinesisch), um einem gigantischen Ensemble Platz zu machen. Das Thema Nachnutzung (Nachhaltigkeit) spielte dabei zunächst keine Rolle. Klettersteig ‚Grosse Mauer’ Auch in Peking gibt es kleine Stadtviertel, die den Besuchern als Altstadt ‚verkauft’ werden, historische Reste mögen durchaus bestehen, das Meiste sind Water Cube – Olympiade Peking 2008 Water Cube – Olympiade Peking 2008 Der Water Cube (Architekten: PTW Australien) soll komplett entkernt werden, wer möchte sich schon vergnügen in einer 50mSchwimmbahn vor Zuschauerrängen. Ein ‚WellnessCenter’ soll entstehen, zu ähnlichen Kosten wie beim Neubau des Olympiabades. (?) Chinas erstes und damit einziges 7-Sterne-Hotel Am Rande des Olympiageländes steht Chinas erstes 7-Sterne-Hotel. Es heisst, George Bush soll aus seinem Appartement im obersten Geschoss das Abschlussfeuerwerk der Olympischen Spiele verfolgt haben. Und Bill Gates hat hier eine Wohnung für 12 000.000 $ erworben, mit Wellness-Bereich, einem Mini-Golflatz und was man sonst noch so zum Leben braucht. Das Vogelnest – Markenzeichen und Synonym der Olympischen Spiele 2008 in Peking. Und ein Beweis, dass Architektur nicht immer vernünftig und rational sein muss; ein weiterer Beitrag zum ewigen Streit zwischen Immobilienwirtschaft und Architektur: wie weit darf man eigentlich bei der Effekthascherei gehen? Dieses Stadion für ca. 80.000 Leute ist aus architektonischer Sicht völliger Humbug. Die eigentliche Funktion wird ganz pragmatisch abgewickelt: eine grosse Schüssel für Leichtathletik, den Normen entsprechend, drumherum dann dieses Gespinnst aus Stahlträgern, ohne Funktion (ausser der Optischen) und wider alle Regeln vernünftiger Tragwerksplanung. Das Vogelnest – Dekoration pur Der Zweck heiligt offenbar auch hier alle Mittel: Es wird kolportiert, dass das Synonym „Vogelnest“ als Markenzeichen zur Zeit zur Versteigerung steht, das Höchstgebot soll derzeit bei 1 Mrd. $ liegen, damit wären die Baukosten (ca. 350 Mio. $) und die Umbaukosten in gleicher Höhe mehr als gedeckt. Als Nachnutzung steht der Umbau zu einem Einkaufszentrum zur Diskussion, Sportstätten gibt es in der unmittelbaren Umgebung mehr als genug. Die Chinesische Küche ist wie überall auf der Welt recht regional geprägt; im Süden ist man alles, was kriecht und fliegt, in der Mitte (Peking) ist es so, wie in Europa beim Chinesen und im Norden mag man ‚Feuertopf’. Drum durfte bei unserem Besuch die Peking-Ente nicht fehlen. „Rem Kohlhaas hat das Hochhaus neu erfunden“ hiess es einmal zum CCTV-Gebäude in Peking in einer namhaften Fachzeitschrift. Man verbiegt eine Rechteckröhre und stellt sie irgendwie schief auf. Peking-Ente in Peking Wie bereits beschrieben, toleriert das Regime religiöse Aktivitäten im Land und vermarktet diese trefflich. Auf jedem Reiseprogramm durch Peking steht daher auch der LamaTempel, Buddha sieht man hier eher im ostasiatischen Stil (der grinsende Dicke mit dem Hakenkreuz). Lama Tempel Peking – rühren an der Gebetstrommel Verwaltungsgebäude CCTV Peking Architekt Rem Kohlhaas Rotterdam NL An der Fassade gibt noch ein paar Dekorationen, der Entwurf ist fertig und spektakulär. Und das ist das, was man in China mag, spektakuläres, hohes, grosses, Kosten spielen keine Rolle. Das Gebäude hat 54 Geschosse, über 234 m Höhe und soll alle Einrichtungen aufnehmen, die zur Produktion von über 300 Fernsehprogrammen erforderlich sind. Die Kosten schätzt man auf ca. 850 Mio. $, so was wird in China selten veröffentlicht. Nebenan steht ein Gemeinschaftszentrum (Architekt Rem Kohlhaas), in dem ein Hotel, Wellnessbereiche, Restaurants etc. untergebracht werden sollten. Die Fassade wurde während des Chinesischen Neujahrsfestes (man vermutet die Einwirkung von Feuerwerkskörpern) abgefackelt, nun wird saniert. Die, die die Feuerwerkskörper geworfen haben sollen, haben sich wohl bei der Chinesischen Regierung entschuldigt. Immobilienwirtschaft ist China natürlich ein besonderer Fall: Während der ‚Kulturrevolution’ wurde beinahe der gesamte Grundbesitz enteignet (vergesellschaftet, verstaatlicht). Der Chinesische Staat verfügt daher über gewaltige Grundstücksressourcen und damit auch Werte. Will man ein Gebäude errichten, pachtet man das Grundstück (ähnlich, wie in grossen Teilen der Niederlande), ein winwin-business, beim Investor entfallen die Grundstückskosten, der Grundstückseigentümer erzielt teilweise horrende Pachteinnahmen. Immobilienwirtschaft auf chinesisch. Holzminden im November 2010 Prof. Wolfgang Rettberg CCTV Nachbargebäude – ein Sanierungsfall An unserer Reise haben 41 Studierende der Fakultät m in Holzminden aus 5 Studiengängen aus allen Semestern teilgenommen. Die Reiseziele waren so ausgewählt worden, dass es für jede Fachrichtung umfassende und interessante Informationen gab. Die Wirtschaftsingenieure Infrastruktur hatten ihre Freude an der selbst genutzten Infrastruktur, die Damen und Herren aus dem Studiengang Gebäudetechnik konnten ermessen, dass es in China noch viel Beratungsbedarf gibt, für die Architekten gab es viel zu sehen, auch das Bauingenieurwesen kann auf seine Kosten und für die