(Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/1 Allerlei aus der Gegenwart XVII 131. Bis 10.7.1966 schoß Parkwächter Peter Janoschka im Schwanteich mit einem Luftgewehr 11 Bisamratten. 2 alte und 9 junge. Eine junge wurde noch gesichtet. Später noch 2 Bisamratten geschossen. Im Kirchteich sind noch welche, die auch die Dämme durchwühlen. 132. Im Kindergarten sind 41 Kinder untergebracht. Für mehr Kinder reicht der Platz nicht aus. Wegen Baulichkeiten ist der Kindergarten z. Z. von Golenz nach Gaußig verlegt. Die Hygieneinspektion hat Golenz wegen Abortangelegenheiten im Augenblick gesperrt. 133. 15.7.66: Es gibt Sommergäste im Schloß, die schon das elfte Jahr nach Gaußig kommen, es scheint ihnen doch hier zu gefallen. Ein Gast kommt wegen des Flugzeuglärms nicht mehr nach Gaußig. 134. Die Gelbsucht tritt z. Z. gehäuft auf, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. In der hiesigen Fleischverkaufsstelle, ehem. Fleischerei Weidner, hatte ein Kind die Gelbsucht und kam ins Krankenhaus. Die Fam. Noack [Ang. des KONSUM und im Hause wohnend] durfte nicht in den Laden. Auswärtige Kräfte wurden für den Verkauf eingesetzt. Später wurde auch Fleischer Noack von der Gelbsucht befallen und kam ins Krankenhaus. Die Ursache für das gehäufte Auftreten ist der Bevölkerung noch unbekannt. Am 30.8.1966 liegt Fleischer Noack noch im Krankenhaus. 6 Wochen. 135. Da vom Volksgut auf dem Gelände am Kirchenteich weniger Enten gehalten werden, sind Kirchenteich und Schwanteich nicht von so viel Entengrütze überzogen wie die Jahre vorher. Auch die Geruchsbelästigung ist nicht mehr so stark. 136. Im Juli 1966 waren wieder Ungarn zur Erholung im Schloß untergebracht. Wie bei einer früheren Belegung fielen sie durch Verkauf von Zigaretten auf. Sie kauften auch Lederwaren ein. 137. Ende Juli schwankte der tägliche Umsatz im Gemüseladen Schneider zwischen 100 und 1500 MDN. So viel wurde früher nicht erreicht. Neue Kartoffeln und Gemüse. 1 kg Frühkartoffeln 50 [Pfennig]. Ein Zeichen, daß viel Geld unter der Bevölkerung steckt. 138. Zwei Finger an den Kopf anlegen ist ein kameradschaftlicher Gruß, wohl von Kraftfahrern übernommen, die ihn zuerst einführten. 139. Am 27. und 28.7.1966 bekam unsere Dorfstraße einen neuen Belag von Splitt und Teer. Dabei wurden in der Hauptsache Maschinen und ein LKW eingesetzt. Die Arbeit ging ohne Verkehrseinschränkungen vor sich. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/2 140. Am 30. und 31. Juli 1966 konnte die Schrebergartenvereinigung ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Am 30.7. auf dem Saale Festveranstaltung mit Tanz, der Saal war mit Blumen schön geschmückt und für den allgemeinen Besuch zugänglich. Kurz vor dem allgemeinen „Reinemachen“ hatten einige Kühe des Volksgutes drei Schrebergärten einen „Besuch“ abgestattet und dabei Hecke und Gärten allerlei Schaden zugefügt. 141. Eingebürgert hat sich der Sonntagsspaziergang in den Park. Dabei bleibt man vor allem bei den Schwänen stehen und füttert sie auch gern, davon profitieren die Karpfen (600 Stück sind heuer im Schwanteich ausgesetzt worden). Parkwächter Janoschka klagt allerdings immer wieder über den vielen Unfug, den die sog. Halbstarken im Park anrichten. Es werden z. B. Angeln gelegt. Naturdenkmäler in Gaußig Aus Max Militzer, „Die Naturdenkmäler der Sächsischen Oberlausitz“, Bautzen 1936, S. 43/44 Zahlreiche starke Eichen zeichnen den Ort aus: So am Mühlteiche, deren stärkste 5,3 m im Umfang mißt; von drei Eichen an der Rieglitz beträgt der Umfang der stärksten 4,2 m, ein besonders prächtiger Baum steht auf einer Wiese östlich des Parkes unweit des Weges nach Golenz, an dessen Flurgrenze die stärkste Eiche mit 6,3 m Umfang aufragt, in drei Meter Höhe sich in zwei Stämme teilend. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/3 Allerlei aus der Gegenwart XVIII 142. Botanisches 1966: Auf dem Friedhof steht eine einzige Ulme mitten zwischen den Gräbern. Alter? Neben der Leichenhalle wächst ein Trompetenbaum. Am Kanal, am südlichen Teil des Schwanteiches wurde ein Mammutbaum gepflanzt. Die Erbsen waren 1966 gering madig. 143. Von den Imkern: Gründung der Fachgruppe Imker im Jahre 1920. Mitgliederzahl am 14.5.1938: 35 Zahl der Bienenvölker: 1938 255 1939 272 1955 580 1956 510 1961 5118 1963 569 1964 572 1966 541 Mitgliederzahl am 16.1.1955: 51 Weitgehende Aussprachen über die Unterstützung der einberufenen Imkerkameraden, Anlernen der Imkerfrauen und allen internen Bienenangelegenheiten bildeten den Schluß der Versammlung am 5.3.1940. Honigabgabe am 29.6.1940. Hierzu wird bekanntgegeben, daß dieses Jahrerstmalig eine Honigabgabepflicht, und zwar 3 kg pro Volk, besteht. 23.2.1941: Der Futterzucker wird in Zukunft vergällt geliefert (Oktosan). 7.11.1943: Für die Unterbringung von Bienen Bombengeschädigter sind verschiedene Möglichkeiten vorgesehen und bereits gemeldet. 1956 bestand die Sparte Imker in Demitz 100 Jahre. 144. An vielen Tagen wird die dörfliche Ruhe Gaußigs durch die modernen Düsenflugzeuge gestört, die vom Militärflugplatz Litten hier vorbeifliegen. Oft fliegen sie zu zweit. Unangenehm wird der Durchbruch durch die Schallmauer empfunden, wobei ein Knall, einer starken Explosion ähnlich, entsteht. Sonstige Flugzeuge – Hubschrauber, Doppeldecker etc., selten nur Passagierflugzeuge, IL18 mit Turboprop, kreuzen unseren Luftraum täglich mehrmals, auch nachts, von Berlin in Richtung Prag fliegend. Bei klarem Wetter sieht man die rote Seitenbeleuchtung aufblinkend. Im Sommer flog öfters ein Doppeldecker in niedriger Höhe in Nord-Süd-Richtung. Angeblich Geräte an Bord, die die Uranstrahlung feststellten. Auf dem Klosterberg beginnen Bohrungen durch den Granit, dem Gerücht nach will man 300 m tief bohren. Um abzulenken heißt es, man wolle Split herstellen. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/4 145. 1966 beginnt man mit dem Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses. Vorläufig ist erst der Grund abgesteckt und der Straßengraben mit Rohren versehen. Baubeginn? Im Oktober Grund gegraben und gemauert. 146. Anfang Oktober Schwanteich abgefischt. Ein 20-pfündiger Karpfen war drin, keine Aale. 147. 1966 war das Jahr der großen Obsternte. Die Erdbeerernte war schon gut, wenn auch nicht so wie 1965. Kirschen, Pflaume, Äpfel, Birnen – alles war gut geraten. Äpfel je Zentner 40 MDN, bei Bekannten 35 MDN. Bei Pflaumen lohnt sich teilweise das Pflücken nicht, man bekommt sie umsonst. Viele Hausfrauen klagen, dass es ihnen an leeren Gläsern fehlt. Tomaten und Erdbeeren litten unter der Braunfäule. 148. Seit Wochen schon geht das Gerücht um, Gaußig bekäme hohen Besuch. Man munkelte über diesen und jenen Gast. Als ich gestern nach Diehmen zu durch den Park ging, fielen mir die vielen großen Autos auf, an sich nichts Neues an dieser Stelle. Heimwärts begegneten mir 2 junge Menschen, die mir dadurch auffielen, daß sie weiße Jacken trugen. Sie grüßten höflich und ich zählte sie zu den Bediensteten des angekündigten hohen Besuches. Wer da war, konnte ich nicht erfahren. Wie es in solchen Fällen üblich ist, wird das fehlende genaue Wissen durch Fantasie ersetzt, die dem einfachen Menschen auch genügt. Ich hoffe, nachträglich die Wahrheit zu erfahren. Böse Zungen meinten, der Besuch solle auf den schlechten Zufahrtsstraßen nach Gaußig kommen, dann würde endlich der Ärger aus der Welt geschafft. Die Straße nach Zockau ist auch seit vielen Jahren in schlechtem Zustand, desgleichen die nach Medewitz. Ein Generalleutnant sei dabeigewesen. 149. In Günthersdorf, in der Nähe des Mühlteiches, der 1966 geschlämmt wurde, hatte Frieder Schmidt Karpfenteiche angelegt und besetzt. Im Oktober 1966 sind die Karpfen vergiftet worden. Täter unbekannt. Berichtigung: Es handelte sich nicht um Karpfen, sondern um Forellen. Die 16000 [?] Forellen sind nicht vergiftet worden, sondern an Parasiten zugrunde gegangen. Diese Parasiten sollen angeblich aus dem Kirchenteich stammen; ob ein Zusammenhang mit der Entenzucht des Volksgutes besteht? (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/5 150. Am 11.9.1966 fand das kirchliche Erntedankfest statt. Wie alljährlich wurden auch heuer am Altar Gaben niedergelegt, die dann an das Bethlehemstift in Neukirch abgeliefert werden. Diesmal waren es 11 Säcke Weizen, einige Seiten Speck. Trotz der guten Obsternte wenig Obst, eine Schwinge voll Eier und etwas Gemüse. Der Besuch im Gottesdienst zeigte auffällig wenig Männer. 151. Bisher wurde die Trinkmilch lose ausgegeben. Seit 19.11.1966 erhalten wir die Milch in Halbliterflaschen. Die leere Flasche wird mit 20 [Pfennig] berechnet. Es gibt auch noch Milch aus der Kanne. 152. Im Sommer klagten viele Schrebergärtner über schlechte, von Braunfäule befallene Tomaten. Bei Kartoffeln ist diese Krankheit ebenfalls zu beobachten. Da man dies bei der Ernte nicht gleich sehen kann, sollten die Kartoffeln erst 14 Tage im Freien lagern. Anscheinend wird dies nicht in jedem Falle befolgt. 153. Am 27. November wurde in Gaußig die Winterkirche eingeweiht. Sie ist von der Hauptkirche abgetrennt, unterhalb von Orgel und Chor. Sie bietet Platz für 100 Besucher. Die notwendigen Stühle und sonstigen Kosten wurden von den Gemeindemitgliedern getragen. 154. Die Walnüsse der 1966er Ernte weisen eine noch nie beobachtete auffällig dünne Schale auf. Die Ursache ist nicht bekannt. Hängt sie mit den vielen Niederschlägen zusammen? Auch in Dresden klagte man über die dünnen Schalen. Von den Taufnachrichten 1648-1799 Teil I Das mit Com. abgekürzte Wort, das ich mir zunächst nicht erklären konnte, aber als „die Paten“ deutete, heißt Compatres. Damit sind, wie ich richtig vermutete, diePaten gemeint. 1667, 30. Mai: Eodem die [am gleichen Tag] sind Hannß Kliemanns dem Schulmeister allhier zwei Söhne geboren, darunter der eine Tot auf die Welt kommen, der andere aber alsbald mit Namen George getauft worden. Die Paten sind gewesen Hannß Noack von Cossern, Matz Heinrich des Heinrichs Sohn von Gaußig. 1668, 5. September: Den 5. September ist Michael Schubes des Puscher Möllers [wohl Puscher-Müllers] Töchterlein mit Namen Agnisa od. Hanuscha getauft worden. Die Paten sind gewesen Meister George Gahr, der Möller [s.o.] von Klein-Gaußig, Ursula Hanß Liebschens des Richters Weib von Gaußig und Agnisa Hans Markes Tochter von KleinGaußig. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/6 1670: Den 28. April ist des alten Hanß Witschas Töchterlein von Klein Gaußig mit Namen Elisabeth getauft worden. Die Pathen sind gewesen Hans Michael , der Schreiber aufm Hofe, bey der Frau Grünrodin und Sabina des Schneiders Tochter von Göda, dero Zeit Obermagd aufm Hofe. 1673: Den 15. Juni ist Gertrud einer Köchin Hurenkind . 1675: Die Paten sind gewesen und Marscha des Schulmeisters Tochter allhier zu Gaußig. 1. Januar Die Hofeköchin zu Mädewitz Christian Kliemann, des Schulmeisters Sohn allhier zu Gaußig 1677: 27. Februar des Kretschmers Töchterlein von Mädewitz Impfschein (Abschrift) [Original vorhanden] Daß Johanne Karoline Noack [?] aus Golenz in dem Alter von einem Jahr 3 Monaten von mir mit guten Erfolg durch 40 Pusteln vaccinirt worden, solches bescheinige hiermit vorschriftmäßig. Gaußig, am 26sten Juli 1842 A. Rothe [?] Districts Impfarzt Rothe stirbt 1854 Kaufkontrakt 1818 Golenz Wir, Gräflich Schall-Riaucoursche Gerichten zu Gaußig mit Golenz und ich Johann Heinrich Klenzel verpfl. Gir.dir. daselbst beurkunden hiermit, und fügen an zu wissen, daß dato untergesetzten Tages uns Georg Teich, Kleingärtner und Richter zu Golenz, als Verkäufer, und dessen Sohn, Peter Teich, der Versicherung nach über 21 Jahre alt, als Käufer, nachstehenden Kauf vorgetragen haben. Es verkauft nämlich ersterer an letzteren seine besage Kaufbriefs vom 4. April 1791 ihm zugehörige Kleingärtnernahrung, wie solche an Feldern und Wiesen in ihren Rainen und Steinen liegt, somit allen Ein- und Zugehörungen und was darin Erd- Wand-Band- Mauer niet- und nagelfest ist, jedoch exclusive der auf dem Grund und Boden wachsenden Eichen, Eschen und Linden, als welche der Gerichtsherrschaft gehören, ingleichen mit allen nach dem Urbarium darauf haftenden Oneribus an Steuern, Zinsen und Diensten als ………… hat wöchentlich sechs Tage Männer-Dienste; wenn er aber um den 16. Scheffel in der Scheune drischt, tut er daneben Weiber-Dienste. Die Dienste nehmen früh um 7 Uhr ihren Anfang, dauern bis 12 Uhr, centinuiren nachmittags von 2 bis wiederum 7 Uhr. Solange er mit der Sense zu Hofe geht, hat er auf dem Felde eine Verper-Stunde. Wenn Korn und Weizen gehauen wird, bringt er des Jahres fünf Tage einen Abraffer mit. Wenn er Winterszeit au ein Gespann genommen wird, so dauern die Dienste fünf Stunden. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/7 Wenn ein halber Feiertag einfällt und in Gaußig gepredigt wird, gehet ihm ein halber Tag zu Gute. Desgleichen wird ein halber Tag vor den hohen Fasten zum Baden nachgelassen. Alle vierzehn Tage wird ihm ein wird ihm ein halber Hofedienst – Tag zum Baden – gleichfalls gegönnt. Statt der Kost erhält er jährlich sechs Scheffel Mittel-Korn. Steuert zu jeder Steuer sieben Groschen nach Gaußig und verhältnismäßiges Soldatengeld. Zinset jährlich zwei alte Hühner und 60 Stück Eier, wie auch sieben Groschen Wachgeld. Spinnt zwey Stück Garn, wovon er vors Stück einen groschen zehn Pfennige Lohn bekommt. hebt und legt mit der Gemeinde, läuft auch Botschaften. Des Bieres und Branntwein muß er sich bei allen Ausrichtungen in Gaußig erholen. Mählt auch in der Kleingaußiger Mühle. Dem Schulmeister in Gaußig gibt er am Gründonnerstag und Heil. Weihnachtsabend jedesmal 6 [Pfennig]. Erb- und eigentümlich um und für Einhundert Thaler ganzer Haupt- und Kaufsumme, welche folgendermaßen zu bezahlen ist als 25 Thaler an Magdalenen Teichin 25 Thaler an Annen Teichin, 25 Thaler an Marien Teichin und 25 Thaler an Agnes Teichin, käufers Schwestern, wenn sich dieselben verheiraten. Bis dahin behalten dieselben freie Herberge in der Nahrung und bis zur Bezahlung vorbestimmter Kaufgelder die Hypothek an der Nahrung. Käufern wird von Hochgräflicher Herrschaft zugestanden, daß 1. solange er mit keinem Zugvieh versehen ist, die von dem Landes Kommissariat ausgeschriebenen Lieferungen von dem Gaußiger Hofe fortgeschafft werden, hiernächst 2. von ihm, wenn starke Reparaturen, oder neue Baue vorkommen, da er solche selbst verrichten muß, solange als selbige dauern, keine Hofedienste verlangt werden sollen, wie dem auch 3. wenn der Wirt oder die Wirtin auf dieser Nahrung stirbt, von selbiger vier Tage keine Hofedienste verrichtet werden. Zum Ausgedinge hat Käufer an Verkäuferin zu entrichten und zu verstatten: lebenslang freie Herberge, bei Käufers Holze frei zu baden, demselben die Wäsche unentgeldlich zu reinigen, eine Kammer zur Aufbewahrung der Sachen, die Freiheit, sich auf der Ofenbank zu bedienen; jährlich sechs Viertel gutes Korn, zwei Viertel gute Gerste, ein halbes Viertel Leinacker, 1 Beet Kraut, ein Beet Erdbirnen, den dritten Teil von allem zugewachsenen Obste, vier Kannen Butter, 1 Kanne Butter sind 4 Stück, von Walpurgis bis Michaelis alle Sonntage eine Kanne gute Milch und zu jedem hohen Feste zwei weiße Kuchen. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/8 Sollte Verkäufer eher sterben als seine jüngsten Töchter Marie und Agnes mit zum Heil. Abendmahl gegangen sind, so hat der Käufer dieselben unentgeldlich zu beköstigen und das Schulgeld für sie zu bezahlen. Nachdem nun die Kontrahenten diesen Kauf auf Verlegen [Vorlegen?] genehmigt und um dessen Ausfertigung und Konfirmation gebeten haben, diesem Suchen auch einiges Bedenken nicht entgegen gestanden hat, so ist vorbesagter Kauf Obrigkeitsegen in quantum juris confirmiret, in die reservierte Hypothek wegen der unbezahlten Kaufgelder und zu dessen Urkund dieser Kauf in gegenwärtiger Form, unter Verdruckung des Gerichtssiegels und des Gerichtsdirektors Unterschrift ausgefertigt und in das Gerichtshandelsbuch dato 1811 Fol. 210 b gleichlautend eingetragen worden. So geschehen Gaußig mit Golenz, am 28. Dez. 1818. Gräflich Schall-Riaucoursche Gerichten allda 5 Thaler Abzug sind entrichtet Johann Heinrich Klengel Gedir 167. Von den Taufnachrichten 1648-1799 Teil II 1681: Christian Reich ein kurfürstlicher Silberdiener von Dresden … 1691, 9. Dez.: Paul Lehmanns, Schenkens in Gaußig … 1701: … Patin Kammermädchen Hanscha und Hila als häufige Vornamen 1732: Patin Eva Magdalena Frauenlobin, Schulmeisters allhier … (erstmals Frauenlob erwähnt) 1735, 12. Jan. ward Johann Prils Lustgärtner allhier Söhnlein geboren Comp. [Pate] August Ritter Materialist [Material-Händler] in Budissin In dieser Zeit kommt Schmied schon als Familienname vor. 1738, 24. Aug. früh um 2 Uhr ward Hans Christoph Rößlers Leinewebers in Diehmen Söhn lein geboren, eodem die [am gleichen Tag] 1739, 28. Nov. abends um 10 Uhr ward Martin Böttigs Söhnlein von Golents geboren und weil es sehr schwach war, so empfings bald darauf die Nottaufe mit Namen Andreas. 1740, 6. Febr. früh um 2 Uhr ward Gottfried Dietrich, Kürassierer unter dem Herrn Bersten von Nassau Compagnie, welcher z. Zt. in Cossern im Quartier liegt, ein junger Sohn geboren, den 8. getauft und Johann Friedrich genannt. Comp.[Paten]: …. 1740, den 5. Juli abends um 11 Uhr ward Andreas Säubrichs von Diehmen frühzeitiges Söhnlein geboren, den 6. getauft und Johann Christoph genannt. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/9 1741, den 28. Jan. früh um 2 Uhr ward Agnisa Hartmannin von Diehmen unehelicher Sohn geboren. Der Vater soll nach ihrem Vorgeben ein Soldat gewesen sein. 1741, den 26. April nachm. 3 Uhr ward Anna Paulickin von Gnaschwitz ein unehelicher Sohn geboren. Der Vater ist Christian Steglich von Neukirch. 1741, den 14. Juni früh 5 Uhr ward Hans Jatzkens von Klein-Gaußig Söhnlein geboren. 1742, den 18. Juli früh um 1 Uhr ward Elisabeth Bantzschin von Gaußig unehelicher Sohn geboren. Der Vater ist Andreas Kmoch von Diehmen. 1742, den 1.Nov. nachts ward Maria, Peter Probstes von Gnaschwitz ältester Tochter ein unehelicher Sohn geboren. Der Vater soll ein Soldat in Bautzen gewesen sein. 1743, den 5. Jan. nachmittags um 1 Uhr ward Joh. Gottfrieds Verlehrne Jäger in Arnsdorf Töchterlein geboren, den 7. getauft und Johanna Sophia genannt. Comp. [Paten]: Jgfr. Johanna Magdalena H. Christian Kliens, Past. in Wilthen Tochter, Johanna Sophia, Christian Michael (Alberti Baders in Wilthen Ehefrau Adena Förster) Fried rich Förster in Tautewalde 1743, den 24. Febr. abends um 5 Uhr ward Joh. Christoph Gurts, Schulhalters in Gnaschwitz Töchterlein geboren. 1743 unter den Comp. taucht auf Christian Kliens, Pastoris in Wilthen Frau Ehrliebste [?] 1743, den 19. August um 6 Uhr ward George Hertzogs von Naundorf Töchterlein geboren, und zwar im 6. Monat nach der Copulation 1746 Joh. Gottfried Langens, Pacht Schenkens in Gaußig Der Name Schattel, Günthersdorf, taucht oft auf. 1748 Hans Fröhde, Schmied in Gaußig 1748, 7. März Andreas Noack, Pfarrers Söhnlein, Carl Gottlieb 1748, 14. Mai wurde einer fremden Frauensperson in Günthersdorf, welche dem Vorgeben nach Joh. Christian Müllers Kammerdieners bey dem Hn. Obristen Rixin Ehefrau solle, wurde mit einer jungen Tochter entbunden, welche den 17. getauft und Johan na Friederica genannt worden. Comp.: Anna Rosina, Martin Haasers Müller in Thumitz Anna Rosina, George Pietzsches seel. Tochter von Diehmen, Johann Gott lob. Johann Christoph Lehmanns Verwalters allhier Sohn. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/10 1749 gibt es drei Zwillingspaare: 18. Jan., Gnaschwitz 6. Febr., Gnaschwitz 16. Juni, Medewitz 1751 Hans Fischer, Schuster in Gaußig Theinert, Jäger in Gaußig 1751 Martin Urban, Leineweber in Naundorf 1751 Unehelicher Sohn, Vater ist ihrem Vorgeben nach Gottfried Schöne, ein Soldat von dem Minkwitzschen Regiment 1753, den 8. Jan. früh 5 Uhr ward hn. Friedrichs Mustapha, Bettmeisters allhier Töchter lein geboren, den 9. getauft und Carolina Erdmuthe Margaretha genannt. Comp. [Paten]: Ihre Exzellenz Herr Hermann Carl Graf von Keyserling als hiesige hohe Herrschaft; Die hochgeb. Gräfin und Frau Catharina Erdmuthe Gräfin Keyserling geb. Gräfin von Dallwitz; Mademoiselle Margarethe Gentherin. 1753 Vater eines unehelichen Töchterleins soll sein ein herrschaftlicher Mundkoch in Dresden. 1756 Comp.: Zacharias Adlers Mittags Predigers und Katechetens Ehefrau 1757 abends 10 Uhr ward Michael Schöbel Kramers allhier Töchterlein geboren. 1757 Johann Christian Rothenburg, Schreiber bei dem Herrn Grafen von Keyserling jun. 1757 ward Carl Ernst Krause, Schenkwirts allhier am 11. Jan. ein Söhnlein geboren im 7. Monat nach der Copulation. 1757 ein Söhnlein geboren im 4. Monat nach der Copulation. 1757 Uneheliche Tochter in Günthersdorf geboren. Der Vater des Kindes ist Ferdinand Feige, ein Bildhauer aus Dresden. 1757 - Schwachheitshalber die Haus- und Nottaufe. 1757 - frühzeitiges Töchterlein geboren 1757 Karl Ernst Krausens Schenkwirts allhier Söhnlein geboren. Comp. [Paten]: Michael Schöbel Kramer allhier; Joh. Gottlob Frauenlob, Schulmeister allhier (3 Hinweise) 1757 Joh. Gottlieb Ludewig Schenkwirts in Gaußig ein Söhnlein geboren 1757 George Kirnsches Curassier Reuters Töchterlein in Schlungwitz, wo sich sein Ehe weib aufhielt, geboren. 1757 Comp. [Paten]: Joh. Heinrich Rößler, Brauer allhier; als Vorname: Agnisa 1757 Gottfried Försters Gärtners allhier; Comp. [Paten]: Johann Heinrich Rößler, Bräu er allhier 1760 Schöbel, Kramer allhier. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/11 1760 Töchterlein des Gottfried Förster, Lust- und Ziergärtners allhier, geb. am 31. Dez. Comp. [Paten]: Johann Gottlieb Theunert, Jäger allhier 1761 Als Comp. wird genannt: Johann Heinrich Matusewitz, Oekonomie Inspektor allhier 1761 Johann Christes allhier, Kramer allhier 1761 Daniel Günther – Böttiger allhier 1762 Johann Gottlieb Ludewig Schankwirt allhier et quidem mensi sato post copulationem 1762 Taufe eines Töchterleins in Weißnaußlitz, Dragoner, welche sich anietze hier im Winterquartier befinden, Tennbeur ist der Vater 1762 26. Dez. Töchterlein geboren, Paten sind 2 Dragoner und 2 Dragoner Eheweiber und eines Proviant-Knechts Eheweib aus Naundorf alle 1763 Eines Dragoners in Gnaschwitz Söhnlein geboren; aus der Kompagnie des Majors von Schleinitz. Comp. [Paten]: Mundkoch bei dem Herrn Major. 1763 15. Juni ward Johann Gottlob Frauenlobs, Schulmeisters und Organ. Allhier Söhn lein geboren. Comp. [Paten]: Jakob Noack, Erbrichter in Weißnaußlitz, Phillipp Ja kob Dittmann, Verwalter in Neukirch, Juliana Dorothea Gottfried Weitzmanns ehel, Mediciners practici von Neukirch Jungfer Tochter. 1763 Christian Gottfried Prentzel – Kauf- und Handelsherr in Budissin Jungfrau Tochter, und Joh. Heinrich Kießlings Schwarzfärbers Tochter aus Budissin sind Paten beim gewesenen Wirtschafts-Schreibers Töchterlein 1763 Söhnlein bei hiesiger Herrschaft Bedienten Johann Schmieds. Comp. [Paten]: Herr Heinrich Matusewitz, Oekonomie Inspektor allhier und Heinrich Walter, Wirt schaftsschreiber in Crosta, Herrn Gottfried Perls, Hofkomisärs Eheliebste 1764 Gottlieb Förster, Lust- und Ziergärtner allhier 1764 Gotthelf Ehrenfried Christens, Kramers allhier Töchterlein geboren, 18. März 1764 Daniel Günthers, Böttiger in Golenz Töchterlein geboren. 1764 Benofski Hufschmied in Diehmen 1764 Michael Schöbels, Kramers Eheweib 1764 Johann Heinrich Rößler Mätzer und Brauer allhier 1765 3. April früh 10 Uhr ward ChristianWilhelm Lorenzens Wirtschaftsschreibers allhier Töchterlein in Medewitz geboren den 5. getauft und Johann Maria Margaretha ge nannt. Comp. [Paten]: Hl. Johannes Matusewitz, Inspektor allhier, Margareta von Gesewitz, Frau Ewa Maria, Johann Heirich Ochsens, hochgräfl Keyserlingischer Leib-Chirurgi und Kammerdieners Eheliebste. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/12 1765 Gottfried Försters Lustgärtners allhier Eheweib 1765 Joh. Gottlieb Ludewigs Schenkwirt allhier Eheweib 1765 ward Joh. George Schmied Leinewebers von Gaußigs frühzeitiges Töchterlein gebo ren. Comp. [Paten]: Michael Schöbels, Kramers allhier Tochter, Katharina Gott fried Försters, Lustgärtners allhier Eheweib. 1765 Gottlieb Theinerts Jägers allhier ältester Sohn 1765 George Kubitz Schulhalter in Gnaschwitz 1766 George Schmied Leineweber allhier 1767 Michael Schöbels Eheweib, Kramers allhier 1767 Mattusewitz, oecon Inspektor in Chrosta [Crostau, Crosta?] 1770 Gottfried Förster, Lust- und Ziergärtner allhier 1770 Comp. [Paten]: Johann Schmied, Schloß-Verwalter allhier 1770 Comp. [Paten]: Johann Traugott Weitzmann, Medicinae pract. In Oberneukirch und Joh. Ludewig, Schenk- und Gastwirt allhier 1770 Mstr. Joh. Christoph Schmied, Tischler allhier 1771 Joh. George Schmied Leineweber allhier 1771 Peter Kiehls, Pacht-Inhabers der hiesigen gräfl. Riaucourschen Güther Söhnlein geboren. Comp. [Paten]: Johann Heinrich Schumann Landrichter auf der Seyda bey Budissin 1771 keine unehelichen Geburten 1772 Gottfried Säubrichs allhier Söhnlein 6 Wochen [Monate?]nach der Copulation ge boren. 1772 Christian Scholtzes Leinewebers von Diehmen + 1772 Zwillinge von Weißnaußlitz, 2 Jungen 1772 Comp. [Paten]: Joh. Christoph Schmied, Tischler allhier 1773 bei der Puschermühle 1773 Mstr. Johann Rolle, Maurermeister allhier 1773 Johann Rade Schuster in Gaußig 1773 Andreas Grollmuß Medewitz 1773 Michael Ackermann, Leineweber in Gaußig 1773 Mstr. Johann Gottfried Sommer, Brauer und Mätzer allhier 1774 Jakob Voigt, Hofeschmied allhier 1775 Brösang noch Briesang genannt, Naundorf wird Neudorf geschrieben. 1775 führt Michael Rietscher die Bezeichnung Kirchbauer – Zwillinge 1. Jan. 1775 1775 11. Mai vormittags um 12 Uhr ward Gottfried Grohmanns von Golenz Töchterlein im 4. Monat nach der Copulation geboren. 1775 Comp. [Paten]: Joh. Christoph Schiemann, Schulhalter in Bautzen 1775 Comp. [Paten]: Benowski Schmied in Diehmen + (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/13 1775 den 1. Nov. nachmittags um 3 Uhr ward Maria Christina Baumann von Budißin all hier eine uneheliche Tochter geboren. Den 3. getauft und Maria Christina genannt. Den Kindes Vater soll sein Christian Panisch, Jäger bei hiesiger Herrschaft. Des Kindes Paten sind: Johann Gottlieb Schäfer Bader und Chirurgus allhier; Anna Ro sina, Gottfried Steglichs Schenkwirts allhier Eheweib; Erdmuth Hedwig, Joh. Gott fried Ulbrichs Schloßverwalters allhier in Gaußig Eheweib. 1776 Andreas Grollmus von Medewitz als Pate 1776 Karl Friedrich Fischer Kunst und Lustgärtner von Gaußig 1776 abends 9 Uhr ward in der neuen Schenke in Diehmen 10. Juni Christiane Krausin von Neusalz ein unehelicher Sohn geboren und Johann Gottfried genannt. Comp. [Paten]: Gottfried Steglich, Schenkwirt in Gaußig; Michael Schöbels Cramers Weib allhier; Johann Rolles Maurermeisters Weib allhier. Nachsatz: des Kindes Vater soll sein Joh. Gottfried Angermann, ein Fleischerbur sche aus Dresden. 1776 … aus der Postschenke 1776 Christian Riedel, Brauer und Mältzer allhier 1776 Christian Scholtze, Leineweber aus Diehmen + Agnisa: ein häufiger Vorname die Puschermühle taucht gesondert auf. 1776 Karl Theinert Baretmacher allhier 1777 Vincetii Schmied, herrschaftlicher Jäger von Wilthen, annietzo in Dretschen wohn haft Comp. [Paten]: Gottfried Ulbrich, Schloßverwalter allhier; Steglich Schenkwirt allhier. Schuster in Gaußig. 1778 Joh. Gottlob Frauenlob, Schulmeister allhier 1778 24. März um 11 Uhr ward Jacob Noacks von Gaußig Septimo post copula, tionem mense [im siebten Monat nach Zeugung] Carl Fischers, Kunst- und Ziergärtners allhier … Michael Ackermann Leineweber allhier Joh. Gottfried Holtsch Schenkwirt in Neudiehmen + Mstr. Joh. Christoph Riedel, Mältzer und Bräuer allhier Christian Traugott Böthigs, herrschaftl. Gärtners allhier ... Comp. [Paten]: Gott fried Bürkner, Bürger und Buchbinder aus Budissin; Gotthelf Ehrenfried, Kauf- und Handelsmann von Bischofswerda. 1790 Johann Georg Krause, Schuhmacher von Diehmen + 1790 Christian Vogel Formschneiders allhier … Comp. [Paten]: Albrecht Michael, Orga nist und Schulmeister allhier 1790 Lehmanns Söhnlein, Schenkwirts aus dem Kleebusch, auch Neudiehmen genannt + 1779 1779 1780 1780 1789 (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/14 1790 Leberecht Michael, Organist und Schulmeisters Söhnlein am 21. Dezember geboren Comp. [Paten]: Johann George Michaels, Organist und Schulmeisters aus Göda jüngster Jungfrau Tochter. Postschenke als Ortsbezeichnung 1790 als Comp. [Paten]: Gotthelf Leberecht, Organist und Schulmeister allhier 1794 den 22. Mai ward Mstr. Gottfried Theinerts Barethmachers allhier Töchterlein gebo ren. Leistungen der Sparte Kleingärtner im Jahre 1966 kg Obst und Beeren Erdbeeren Gemüse Spargel Eier Federn Geflügelfleisch Tauben Kaninchenfelle Kaninchen Ziegenmilch Ziegenfleisch Ziegen- und Zickelfelle MDN 6074 4447 9195 50 41068 Stück 25 100 50 Stück 364 Stück 860 100 100 5 546,66 11.117,50 4.597,50 150,00 12.320,40 50,00 450,00 150,00 564,00 6.020,00 68,00 220,00 15,00 Gesamt 36.251,06 Mat. W – Stunde[NAW-Std., unbezahlte ?] 196 Mitgliederzahlen: Gesamt: Zugang Abgang: Frauen 31.12.1965 100 22 31.12.1966 97 2 5 19 Nachweis der Bader im Kirchenbuch 1743 5. Jan. Christian Michael Alberti [s. o.] 1771 14. April ward Martin Albrecht, ein Schneider und Bader in Gaußig mit der Leichen predigt begraben, alt 67 Jahr + etliche Monate 1772 25. Mai ward Christian Michael Alberti, Bader und Chirurgus mit der Leichenpredigt begraben, alt 71 Jahr + 1Monat 1775 als Comp. [Paten]: Johann Gottlieb Schäfer, Bader und Chirurgus allhier 1. Nov. … 1775 den 4. November ward Anna Elisabeth weyl. Martin Ulbrechts Baders und Schneiders allhier nachgelassene Witwe mit der Leichenpredigt begraben, 65 Jahre (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/15 Allerlei aus der Gegenwart XVIII 142. Heute, am 2.II.1967, gab es einen Zusammenstoß an der Parkecke zwischen einem Motorrad und einem Traktor. 143. Nichtkirchliche Begräbnisse, ohne Glockengeläut und ohne Pfarrer, bilden z. Z. Die Ausnahme. Auffällig daher die vielen Neugierigen bei den nichtkirchlichen Begräbnissen, bei denen ein Fremder die Grabrede hält. Christian Alberti im Gaußiger Urbarium (Gutsgeschichte) [um 1720] Bader allhier, ein Schutz- und Jurisdiktionsuntertan, besitzt ein erbliches Haus, entrichtet gewöhnliche Fr. Jur an Abzugs- und Teilschillingsgeldern zu 5 pro Cent, da ferner er oder seine Kinder sich aus hiesiger Juridiktion wegbegeben, wird der Laßbrief nur mit zwei Reichstalern sechzehn Groschen exkl. der Schreibgebühren und anderen Unkosten gelöset, gibt einen jährlichen Erbzins von drei Talern zwölf Groschen; ist sonst von Dienst, Steuern, Einquartierungen, Soldatengeld, landes- und gerichtsherrschaftlichen wie auch der Gemeinde sonst obliegenden Abgaben und Zechen frei, des hinter seinem vorbeigehenden Fließes darf er sich weiter nicht anmaßen, als daß er das daraus benötigte Wasser schöpfen kann, muß sich auch bey allen Ausrichtungen und Bedürfnissen des Bieres und Branntweins in Gaußig erholen. Kinder: 1 Mädchen so 1 Jahr alt ist. Buhhütte Auf ehemaliger Rittergutsflur befindet sich eine sog. Buhhütte oder Krähenhütte. Von dort aus schoß man Krähen. Als Lockvogel diente ein Uhu, der für die Jagd mit in die Hütte genommen wurde. Es ist unbekannt, seit wann dieses Gebüsch besteht. Wahrscheinlich schon lange. 1967 im März wurde dieses Gebüsch entfernt, die Buhhütte besteht nicht mehr, ein interessantes Jagdobjekt gehört der Vergangenheit an. 20.3.1967 (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/16 Sterbeursachen 1800 -1834 Herzensangst Leibschmerzen Entkräftung Blattern Steckfluß Geschwulst Friesel Beulen Scharlachfieber Seitenstechen und Husten Masern Schwere Entbindung Auszehrung Faulfieber Geschwulst und Husten Schwämme Leibschmerzen und Mattigkeit Gallenfieber Altersschwäche Hitziges Faulfieber Lungenentzündung Ruhr Mattigkeit Schlagfluß Ertrinken Krämpfe Wassersucht Schwindsucht Brustbräune Entkräftung und Husten Hitze und Husten Nervenfieber Stäupchen Epileptische Anfälle Altersschwäche Husten Erfroren Schlag Fieber Brustentzündung Mastdarmfistel mit Geschwulst Kurzer Atem und Geschwulst Treppensturz bei Trunkenheit Husten und kurzer Atem Epilepsie seit 9. Lebensjahr Gicht Verwundungen im Kriege Epilepsie Rote Ruhr Erschossen von Marodeur Bluthusten Geschwulst und Brustgeschwüre Krebsschaden im Gesicht, Schwäche Bräune Knieschmerzen Gliederschmerzen Rückenschmerzen und Angst Seitenstechen Schwäche und Beängstigung Am Zahnen Stickfluß Entkräftigung Schwämmchen Schwäche Gelbe Sucht Schlagfluß Keuchhusten Starrkrampf Unglücklicher Fall Verstopfung (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/17 Blutsturz Durchfall Schlagfluß Einklemmung des Bruchs Brustwassersucht Zahnen und Schwämmchen Halsentzündung Hals- und Gehirnentzündung Erbrechen Kopfschmerz Halskrankheit Bösartiger Ausschlag Leibschmerz Sturz vom Dach Krebsschaden Darmverhärtung und Schwämmchen Erbrechen und Seitenstechen Böser Ausschlag Blutschlagen nach Entbindung Magenkrankheit Augenentzündung Lähmung und Entkräftung Folgen des Schreckens Nervenschwindsucht Erquetscht von einer Welle Hals- und Gehirnentzündung Scharlachkriese Kopfschmerz Überfallen und ermordet Schwellen des Unterleibs, Blutsturz Durchfall und Stäupchen Ertrunken beim Wasserholen Krebsschaden an der Brust Lungenlähmung Lähmung und Entkräftung Johann Christian August Rothe Juv. hon. [Ehrbarer Jüngling] h. Johann Christian August Rothe, examinierter und verpflichteter Wundarzt und Geburtshelfer, wie auch Hausbesitzer allhier, hn. Johann Christian Rothes, und Feldbesitzers in Hoyerswerda ehel. jüngster Sohn heiratet Virg. Hon. [Ehrbare Jungfrau] Elisabeth Henriette Stumm, Kammerjungfer bei der hiesigen Hochgräfl. Herrschaft, Herrn Joseph Stummes, Fürstl Thurn- und Taxischer pensionierten Kammerdieners in Regensburg ehel. 4ter Jungfrau Tochter. 1833, 21. April [Wahrsch. aus dem Urbarium] (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/18 Johann Traugott Benofsky etc. 1829 lebt in Gaußig Johann Traugott Benofsky, Schlosser, Einwohner und Pachter der sogenannten wendischen Schmiede, weil. Johann Huf- und Waffenschmieds in Diehmen nachgel. ehel. 2. Sohn, jetzt Gottlieb Hentschels daselbst Stiefsohn. 1828 lebt in Cossern ein Johann Thunig, ein Häusler und Leineweber. 1803 taucht erstmalig ein George Teubner in Arnsdorf als Stellmacher auf. Der Berethmacher in Gaußig führt den Doppelberuf Strumpf- und Barethmacher. Ein Johann Samuel Philipp Lüdicke Kunst- und Ziergärtner in Gaußig, Johann Martin Lüdickes Bürger und Gärtner in Eisleben ehel. Ältester Sohn cop. mit Anna Marien weil. Christianen Frenzels Gärtner in Tröbigau ehel. Tochter. 27. Nov. 1804 Juv. hon. [Ehrbarer Jüngling] Mstr. Johann Gottlieb Adler, Einwohner und Seiler in Gaußig, Johann Gottlob Adlers Einwohners und Strickers in Taubenheim ehel. ältester Sohn – Braut. Virg. Hon. [Ehrbare Jungfrau] Johannia Dorothea Haertig, weil. Johann August Haertigs Bürgers und Webermeisters in Frankenberg ehel. jüngste Tochter. 14. Jan. 1827 Juv. hon. [Ehrbarer Jüngling] Herr Carl Friedr. Esbig, Schullehrer in Ober-Neukirch, Hn. Johann Karl Esbigs Papiermachers auf der Seyda bei Budissin, anietzo Einwohners in Ober-Neukirch ehel. einziger Sohn + Virg. Hon. [Ehrbare Jungfrau] Johanna Henriette Lüdicke, Herrn Johann George Lüdickes, hochgräfl. von Schall-Riaucourschen Kunst-, Lust- und Ziergärtners ehel. einziger Tochter. 23. Okt. 1831 Juv. hon. [Ehrbarer Jüngling] Herr Friedrich August Ackermann, Rittergutspachter in Diehmen, weil. Gottlieb Johann Ackermanns, Pastor in Groß-Drebnitz nachgel. ehel. 2ter Sohn + Virg. Hon. [Ehrbare Jungfrau] Caroline Amalie Röthig, Herrn Karl Friedrich Röthigs Hausbesitzers und Leinewandhändlers in Ebersbach ehel. einzige Tochter. 31. Jan. 1832 Andreas Wilhelm Haupt, Musketier beim Linieninfanterieregiment Prinz Anton weyl. Johann Haupts aus Wilthen ehel. jüngster Sohn + Magdalena weyl. Jakob Mütterleins bei der Puschermühle hinterlaßene ehel. jüngste Tochter. 13. Okt. 1811 Juv. [Jüngling] Johann Foerster, verabschiedeter Musketier, Johann Försters, Häusler in Gaußig ehel. 2ter Sohn + Anna weyl. Michael Petraschens gew. Häusler in Gaußig nachgel. ehrbare Witwe. 25. Okt. 1812 (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/19 Johann Gottlob Zenker, Schenkwirt in Gaußig, Johann Gottfried Zenkers Fleischers in Wilthen ehel. 4ter Sohn cop. mit ….22. Nov. 1803 1775 und 1805-1828 taucht der Name Schäfer als Chirurg in Gaußig auf: - Johann Gottlieb Schäfer 1775 / 1805 - Wilhelm Eduard Schäfer 1820 - Heinrich Adolf Schäfer 1828 Herr Wilhelm Eduard Schäfer, Hausbesitzer und Chirurg allhier in Gaußig. Von seiner ersten Frau geschieden + Virg. Hon. [Ehrbare Jungfrau] Christiane Caroline, weil. Johann Gottfreid Anders, gewesenen Müllermeisters in Cannewitz und nachmaligen Einwohners in Göda nachgel. ehel. jüngste Tochter. 15. Juni 1820 Heinrich Adolf Schäfer, Häusler und Böttcher in Gaußig, weil. H. Johann Gottlieb Schäfers Chirurg und Häuslers hieselbst nachgel. ehel. 2ter Sohn + Juliane Magdalena H.Johann Samuel Kaulfußes Schulmeisters in Schönborn ehel. 3ter Tochter. 27. Jan. 1828 Johann Gottlieb Schäfers Chirurgus in Gaußig Söhnlein, Ernst Theodor, im Alter von 2 Jahren 1 Monat 3 Wochen am 29. Dez. 1805 verstorben an Blattern. Bis 18. April 1806 verstarben 19 Kinder an den Blattern, insges. bis 18. April 35 Sterbefälle Sterbealter 1813 Gaußig: bis 1 Jahr 28 1-10 Jahre 27 10-20 Jahre 8 20-30 Jahr 2 30-60 Jahr 40 über 60 Jahre 37 (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/20 Allerlei aus der Gegenwart XVIX 155. In der Puschermühle ist bis 1923 Mehl gemahlen worden. Heute wird nur noch geschroten. Die Puschermühle war ehemals nicht nur Mahlmühle, sie war auch Ölmühle und Brettschneide. Im Gaußiger Taufregister 1668 taucht die Puschermühle erstmalig auf. S. S. 5 Sie ist seit 1936 im Besitz der Familie Preusker, vorheriger Besitzer hieß Feurich. 156. In der ehemaligen Brauerei in Gaußig wird z. Z. das Gebäude, das an den [Schloss]Garten grenzt, als Wohngebäude ausgebaut. 4 Wohnungen sin dort geplant. Unter den alten Dielen fand man angenagelt ein 21 x 21 cm großes Brettchen, auf dem die Namen der damaligen Arbeiter verzeichnet waren: Johann Hensel, Zimmermann Robert Schöne, Brauergeselle Fiedler, Maurergeselle Gustav Schulze, Brauergeselle Ernst Stiebitz, Golenz unleserlich, Böttchermeister 12. November 1882 Gefunden im April 1967 Im gleichen Gebäude wurde unter Dielen ein Jagdgewehr gefunden, gut verpackt und geölt. Die Kinder übergaben den Fund der Polizei. 157. Pfingstsonntag fand auf der Terrasse des Schlosses durch das Deutsch-Sorbische Theater Bautzen die Aufführung der Kaffeekantate von Joh. Sebastian Bach und Pimpinone von Georg Philipp Telemann statt. Wetter gut und Besuch ebenfalls. Im Park beginnt es jetzt zu blühen. Eintritt 1,55 für Rentner und 3,60 DM für die sonstigen Besucher. 158. Die fortschreitende Motorisierung merkt man zur Blütezeit von Azaleen und Rhododendren im Park. Die Zahl der Besucher, die mit Auto und Motorrad anrollen, wächst von Jahr zu Jahr. Am 21.5.67 waren 64 Autos an der Kirche, im Park und auf dem Hof des Volksgutes abgestellt. 159. Gestern erfuhr ich eine Nachricht über den Flügelaltar in der Kapelle des Schlosses. Danach hing er bis 1870 in der evangelischen Kirche. Beim Neubau der evang. Kirche wußte man nicht, wo man ihn unterbringen solle. Der Graf als Patronatsherr bot das Schloss zum vorläufigen Unterbringen an. Demnach ist der Flügelaltar weder gekauft noch geschenkt worden. Man versäumte jegliche Niederschrift. Nun wird es Streitigkeiten geben, wenn man von evangischer Seite wieder Anspruch auf den Flügelaltar erhebt. Fräulein Hütter erzählte mir schon früher, daß der Flügelaltar in der evangelischen Kirche gehangen habe. Ich erfuhr aber nicht, daß die Sache mit dem Bau der Gaußiger Kirche zusammenhängt. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/21 160. 1967 ist ein Jahr, in dem an Ungeziefer recht viele Eichenwickler auftreten. Bei dieser Gelegenheit merkt man, daß in unserer Pflege recht viele eichen vorhanden sind. Jetzt fallen die kahlgefressenen Eichen auf. In wenigen Tagen ist alles wieder belaubt. 161. In der Nacht vom 26. zum 27. Mai 1967 ist im Schwanteich nach Karpfen geangelt worden. Täter unbekannt, früher ist auch schon geangelt worden. Wird allgemein als Unfug verurteilt. 162. Golenzer Aberglauben: Am Tage des Hexenbrennens soll man zeitig füttern, daß die Hexen nicht in den Stall kommen. 30.4.1967 163. Sterbealter 1813: [s. S. 19] 164. 1 Pfund Salz kostete vor dem 1. Weltkriege 10 Pfennige. Angeblich seien die Kosten für die Salgewinnung 2 Pfg. für das Pfund, die restlichen 7 Pfg. seien indirekte Steuern. 165. Die Erdbeerernte ist, nachdem sie anfangs schlecht zu werden schie, doch noch ertragreich. Sorgen machten zuerst die vielen faulen Beeren. Nun kam wärmeres Wetter, und der Ertrag stieg an. Ähnlich erschien auch die Honigernte anfangs sehr mager wegen der kalten Witterung. Aber die folgenden warmen Tage ließen bessere Erträge zu. 6.7.1967 166. Am 15.7.1967 wird die KONSUM-Parkgaststätte in Gaußig wieder eröffnet. Sie war Monate lang geschlossen. In der Blütezeit im Park, als ganze Scharen von Autosnach Gaußig kommen, konnte es passieren, daß ein fremder Gast in Gaußig kein Glas Bier bekam – sowohl der Gasthof als auch Sportlerheim Hesse waren geschlossen. Wer war schuld daran, daß der Gasthof so lange geschlossen blieb? Gaststätten sind auch anderwärts viele geschlossen. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/22 167. Postalisches aus Gaußig: Das Postauto erscheint täglich von Bautzen aus in der 9. Stunde. Als Briefträger sind ein Mann [Löschau] und eine Frau [Johanna (Hanne) Riedel] eingestellt. In der 3. Nachmittagsstunde nimmt ein Autobus Postsachen mit nach Bautzen, die bis um diese Zeit auf der Post abgegeben waren. Gaußig hat z. Z. 3 Briefkästen: 1 an der Post, 1 bei der Gärtnerei, 1 in Kleingaußig, außerdem einer in Günthersdorf. 31.7.1967 168. Nähe Sammelbecken der Schlosswasserleitung [Nordwestseite vom Holtschberg] wurde 1966 eine massive Jagdhütte erbaut. 169. Da Gaußig keinen Badeteich besitzt, da der Kirchenteich als solcher außer Mode gekommen ist, da bis 1966 viele Enten sich auf ihm tummelten, wird der ehemalige Zockauer Steinbruch zum Baden benutzt. Starker Andrang besonders an den heißen Tagen des Juli 1967. Die Jugend ist unter den Badegästen besonders stark vertreten. 170. im Park und in seiner unmittelbaren Nähe sind jetzt eine große Anzahl Bänke, allerdings ohne Lehnen, aufgestellt worden. Die „Beine“ dieser Bänke sind aus Beton, darauf liegen 5 breite, abgerundete Latten. Die im Dorf von der Gemeinde aufgestellten Bänke sind rot angestrichen und haben Lehnen mit Eisenhalterung. Im Winter wurden die Dorfbänke untergestellt. Die Parkbänke sind nicht gestrichen. 171. Haufe, Albin [Alwin?] ist in Günthersdorf ein Besenmacher mit einem großen Kundenkreis.Das Birkenreisig schneidet er selber im Busche. Sind die Besen nur noch Storzel – zur Arbeit nicht mehr zu verwenden – Kinder nehmen sie dann noch gern fürs Hexenbrennen. Max Zenker aus Naundorf fertigte im Alter auch Reisigbesen an. 172. In diesem Sommer wurden in Gaußig neue Wegweiser aufgestellt. Einer steht am Buswartehäuschen, er hat 12 Schilder. 173. In Golenz veranstalteten die Dorfbewohner an einem Sonnabend auf dem Grundstück der ehemaligen Fischerschen Gastwirtschaft 1966 ein Sommerfest. Auch für den 19. August 1967 ist in Golenz wieder ein Sommerfest geplant. innerhalb des Dorfes Golenz herrscht mehr Zusammenhalt als in Gaußig – dieser Zusammenhalt der Golenzer existiert schon seit längerer Zeit. Einen solchen Zusammenhalt wie in Golenz vermißt man auch in Günthersdorf. 14.8.67: Das Golenzer Sommerfest war sehr stark besucht. Gaußig war vertreten, kaum ein Haus ohne Besucher. Leider begann es in der 8. Abendstunde zu nieseln. Das diesjährige Sommerfest war das vierte, das Golenz veranstaltete. Für 1968 ist ein Fest mit Kegelbahn und Schießbude geplant. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/23 174. Der Leichenwagen ist nicht mehr in Gebrauch. 1967 wurde er, nachdem er längere Zeit unbenutzt in der Leichenwagenhalle gestanden hatte, verschrottet, die Leichenwagenhalle von einem Lehrer [Rolf Fieber] in eine Garage umgebaut. Leichen werden sofort in die Leichenhalle gebracht. Auf dem Friedhof, in und vor der Totenhalle, findet die Trauerfeier statt. Am Grabe selbst nur noch eine kurze Feier. Bei auswärtigen Leichen wird der Sarg auf einen schwarz umrandeten Tafelwagen gestellt und mit Pferdegeschirr nach Gaußig gebracht. 175. Die Gaußiger Rentner fuhren im August mit 2 Autobussen aus, Blaufahrt. 25 MDN, 63 Mitfahrende. Fahrstrecke von Gaußig nach Dresden und Meißen. Besuch der Porzellan-Manufaktur. Anschließend Mittagessen, dann Moritzburg, das stark besucht war. Keine Führungen, Erläuterungen auf Tonbandaufnahmen. Kaffeetrinken in Pillnitz, dort auch Führung durch den Park. Abendessen in Neukirch, anschließend kleines Tänzchen. 176. Erinnerung an die Kindheit [um 1910]: Damals gab es in vielen Wohnungen einen Spucknapf. Damit er nicht ohne weiteres sichtbar war, stand er hinter einem Blechschirm, gefüllt war er mit Sägespänen. In einer modernen Wohnung findet man keinen Spucknapf mehr. Wann kam er aus der Mode? 20.8.1967 177. Bau des Feuerwehrhauses wird im August 1967 weitergeführt. An der geringen Beteiligung der Feuerwehrleute kann mna auf eine Art passive Resistenz [?] schließen. Man scheint mit manchen Dingen nicht einverstanden zu sein. Dieser Widerstand lässt sich anscheinend nicht anders ausdrücken. Nichts gehört, nur eine Vermutung meinerseits. 178. Es gab zu allen Zeiten Nassauer. Ein solcher saß einst in der Schenke. Niemand wollte ihm diesmal Schnaps kaufen, also mußte er ihn selber bestellen. Nun mußte er aber dringend austreten. Er befürchtete, daß ihm die Zechkumpane in der Zwischenzeit seinen Schnaps austrinken würden. Das konnte leicht passieren. Also schrieb er heimlich auf einen Zettel: „Ich habe ins Glas gespuckt.“ Damit glaubte er seinen Schnaps geschützt zu haben. Groß war sein Erstaunen, als er wieder in die Gaststube zurückkehrte. Die Zechkumpane hatten auf den gleichen Zettel zwei Worte geschrieben, und als er sie gelesen hatte, verging ihm der Appetit. Es stand dort geschrieben: „Wir auch“. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/24 179. Nachdem der Schuttabladeplatz auf dem Jahrmarktsplatz eine zeitlang „Schande des Dorfes“ gewesen war, weil jeder seinen Abfall dorthin schaffte, wo es ihm einfiel, ohne sich um Ordnung zu kümmern, ist endlich Ordnung geschaffen worden. Der Platz wurde sauber planiert. Künftige Übeltäter werden mit 50 MDN bestraft. Größerer Abfall soll in den ehemaligen Haaserschen Steinbruch [an der Diehmener Straße, später Schlosspark-Parkplatz] geschafft werden, bei dem allerdings die Anfuhr infolge der Steigung der Straße etwas umständlich ist. 23.8.1967 180. An Bisamratten hat Janoschka 1967 im Schwanteich 7 Stück, im Kirchenteich 4 Stück geschossen. 2.9.1967 Verluste im Gaußiger Kirchspiel 1864, 1866, 1870/71 Weder im Deutsch-Dänischen Kriege 1864, noch im Preußisch-Österreichischen Kriege 1866 gab es Verluste aus unserem Kirchspiel. Im Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 sind 2 Soldaten unseres Kirchspiels gefallen, einer stammte aus Arnsdorf, der andere aus Gaußig. Gaußiger Bader 1757 Ums Jahr 1757 gingen übrigens kränkelnde Neukircher gern „zu der Ärztin nach Schwarznaußlitz“ oder zu dem Gaußiger Bader, welcher eine Frau zur Ader ließ „ und zwar am rechten Fuße über der großen Zehe, weil sie Kopfschmerzen gehabt“. Quelle: Neukirch im 18. Jahrhunderte von Dr. phil. Georg Pilk, Oberlehrer i. R. Wer war 1757 Bader in Gaußig? Alberti? 30 Taler für einen Rekruten 1734 im Herbste mußte von Neukirch und den dazugeschlagenen Dörfern Gaußig, Diehmen, Golenz und Prautitz ein Rekrut gestellt werden. Weil die anderen Orte den Rekrut nicht aufbringen konnten, stellte ihn Neukirch. Der Herrschaft wurden für denselben 30 Taler bezahlt, der Mann selbst erhielt nach Verordnung 3 Taler und als Geschenk der gesamten Untertanen weitere 7 Taler. Da man jeden Rekruten bis zu seiner Ablieferung in Arrest behielt, so waren noch 12 Groschen „Sitzgebühren“ und 6 Groschen für „Bewährung“ zu entrichten. Pilk – Neukirch im 18. Jahrhundert, S. 56 (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/25 Kofferschreibmaschine Da viele Menschen heutzutage höhere Schulen oder Fachschulen besuchen und ihre Prüfungsarbeiten in doppelter Ausführung mit der Schreibmaschine angefertigt abgeben müssen, gehört die Schreibmaschine zu den vielgebrauchten Artikeln. Statt der großen Büromaschine erfreut sich die kleinere Koffermaschine großer Beliebtheit. Da ein großer, wahrscheinlich der größte, Teil der Koffermaschinen ausgeführt wird, bleibt für den Inlandsmarkt nicht mehr viel übrig. Die „Erika“ ist z. Z. nicht zu bekommen. Die eingeführten tschechischen Maschinen sind nicht von gleicher Güte. 24.9.1967 Franzosenkraut Ein Unkraut, das sich in den letzten Jahren stark vermehrt hat, ist das Franzosenkraut. Man findet es in Gärten und auch auf dem Felde. Wie es zu seiner ungewöhnlich starken Vermehrung gekommen ist, kann ich nicht beurteilen. 25.9.1967 HO-Drogerie Vom 1. Oktober 1967 ist die bisherige private Schloßdrogerie der HO angeschlossen. Inhaber und Gründer ist Herbert Sonntag. Seit 1938 besteht die Drogerie. Er ist also von diesem Zeitpunkt an Kommissionshändler. Außer den beiden Bäckereien gibt es in Gaußig keine Privatgeschäfte mehr. Elektriker und Klempner Walter Pietsch und Elektriker Horst Garten sind noch privat. Überprüfung der Fahrräder Eine Überprüfung der Fahrräder, mit denen die Schulkinder zur Schule kommen, fand kurz vor den Herbstferien statt. Die Polizei führte mit einem Lehrer gemeinsam die Überprüfung durch. Reparatur des Kirchendaches Infolge eines Schadens am Kirchendach wird ein Gerüst aufgestellt. Durch einen heftigen Sturm stürzte dieses Gerüst, ehe die Dachreparatur durchgeführt war, zusammen. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden. Im Oktober 1967 wurde ein neues Gerüst aufgestellt. Der Sturm hatte auch an den älteren Obstbäumen und im Walde großen Schaden angerichtet. (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/26 Feuerwehrgerätehaus Bis Anfang Oktober 1967 konnte man am Feuerwehrgerätehaus nur geringe Fortschritte beobachten. Bis jetzt sind noch keine Umfassungsmauern fertig. Die geringen Fortschritte beim Bau des Feuerwehrgerätehauses werden als Unfähigkeit der Gemeindeverwaltung angesehen. Kaum möglich. Gasthof – Parkgaststätte Der Gaußiger Gasthof scheint von einem Unstern verfolgt zu sein. Der letzte Pächter hat wieder gekündigt. Nur drei Monate hat er ihn gepachtet. Freilich – an Arbeit fehlt es bei einem Gastwirt selten, die Arbeitsstunden möchte er nicht zählen. Ein Anfänger dürfte auch einem gerissenen Gast zum Opfer fallen. Die Gemeinde Gaußig als die Besitzerin der Parkgaststätte hat seit 1960 viel ‚Geld hineingesteckt. Familienbetriebe scheinen z. Z. die besten Aussichten zu haben. Wann wird Gaußig das Glück haben, ein Familienbetrieb zu werden? Die Zahl der Gaststätten ist auch anderwärts rückläufig. Im November benutzt der KONSUM den Gasthof als Textilverkaufsstelle wegen Umbau der Verkaufsstelle. Apfelernte 1967 Die LPG Seitschen nahm auch heuer Obst ab. Z. T. handelte es sich dabei um solches, bei dem vorher ein Vertrag abgeschlossen, bei dem Menge und Preis festgelegt waren. Teils nahm die LPG auf freie Spitzen ab. Da heuer viel Obst gewachsen war, entstand ein Überangebot. Das hatte zur Folge, daß die LPG die Abnahme verweigerte. Um das Obst nicht wieder nach Hause schleppen zu müssen, haben manche Lieferanten Obst einfach in den Seitschener Hay geschüttet, obwohl es sich um einwandfreie Ware handelte. Die Obstpressen sind nicht imstande, den Anfall zu bewältigen. Oktober 1967 Viel Obst verdirbt. Bei vielen Obstbaumbesitzern taucht der Plan auf, die Obstbäume abzusägen. Pflaumen lohnten 1966 das Pflücken nicht, 1967 schlechte Ernte. Fünftagewoche und Schulkinder Nach Einführung der Fünftagewoche, als es in der Schule am Sonnabend keine Mahlzeit mehr gab, äußerte sich ein Schuljunge so: Lernen möchten wir wie die Verrückten, aber zu essen kriegen wir nichts. 1967 (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/27 Kinder als Henker Schuljungen wollten einen anderen hängen. „Du taugst einmal nichts.“ Er ist etwas in der Entwicklung zurückgeblieben. Die Schlinge hatte man schon um den Hals gelegt. Ein Erwachsener, der rechtzeitig dazukam verhinderte das Gehängtwerden. Zeichen für die Verrohung der Jugend. Katholische Geistliche seit 1841 Aus einem Schreiben von Dr. Bulang, Domkapitel Bautzen, vom März 1963; [wohl die Schlossgeistlichen betreffend] 1841 Franz-Xaver Leonhard aus der Erzdiözese [Kirchl. Verwaltungsbezirk) Paderborn 1881 Johannes Pagel aus der Diözese Hildesheim 1884 Theodor Parensen aus der Erzdiözese Paderborn 1887 Josef Unkraut aus der Diözese Münster 1890 Karl Engelke aus Duderstadt, Eichsfeld 1898 Friedrich Wenzel Boser, Prag 1899 Franz Herig, Trier 1903 Jakob Engels 1904 Carl Nawrath 1906 Christian Kaulen 1914 Dr. Georg Kurze, Zittau 1916 Johannes Lindner, Zittau 1933 Paul Buch; Johannes Kindermann, Meißen 1935 Johannes Hogrebe, geb. 1879, zum Priester geweiht 1903, Pfr. in Westfalen und in Bernburg 1942 Johannes Bayer PSM [Pallottiner-Orden] 1945 Eduard Preiß, Leitmeritz Zaun um den Park Der Maschendrahtzaun um den Park bietet im Augenblick keinen schönen Anblick. Vor dem Maschendrahtzaun war ein Kreuzstengelzaun vorhanden. Der Draht soll angeblich ein Geschenk des Schwiegervaters des letzten Grafen zu dessen Hochzeit, also um 1907 [genau am 30.09.1907] gewesen sein. Der größte Teil des Drahtzauns ist inzwischen verrostet, die eisernen Zwischensäulen entfernt, umgebrochen oder verwachsen. Auch einige Steinsäulen sind umgebrochen, dann entfernt worden. Alle an der Straße von der Parkecke im Dorf bis zur Diehmenschen Parkecke. Wie ich neulich von Herrn Janoschke erfuhr, ist ein Teil der Zaunsäulen aus dem Steinbruch im Park, ein Teil in dem Haaserschen Bruch [später Schuttplatz, dann Lagerplatz der Gemeinde hinter dem Parkplatz an der Diehmener Straße] gebrochen worden. Für die (Abschrift der mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2015. [Anmerkungen]) III/28 Zukunft soll der Parkzaun erneuert werden, und zwar verteilt auf vier Jahre. Material wäre angeblich da. Die Kosten für ein Viertel des Zaunes sollen angeblich 55.000 Mark betragen, der ganze Zaun also 220.000 Mark. Hoffentlich reicht diese Summe, und hoffentlich wird der Neubau nicht durch irgendwelche Umstände wesentlich verzögert. 5. November1967 Mit dem Bau, dem Neubau, ist heute, am 5.11.1967 noch nicht begonnen worden. Eichhörnchen Bei der heurigen Nußernte merkte man, daß die Zahl der Eichhörnchen mit einem Male gestiegen war. Vorher hatte ich im Park nur zwei Eichhörnchen beobachtet. Angeblich hätte es eine Seuche unter den Eichhörnchen gegeben. Oder hatten sie sich nach dem starken Abschuß in den 1930er Jahren nicht wieder vermehrt? Steine für Parkzauhn Der Zaun um den Park hat mehr als 4 km Länge mit vielen steinernen Säulen. Außerdem befinden sich im Park auch viele steinerne Platten für die Überquerungen der Gräben und sonstigen Wasserläufen. Auch steinerne aufrecht stehende Steine zieren Wege und den Wald. Zu all dem hätte der Steinbruch an der Straße nach Diehmen nicht ausgereicht. Ob vorher von Anfang an oder erst später der Stein aus dem Bruch von Haase entnommen wurde, ist mir bis jetzt nicht bekannt. 6. Dezember 1967 Telefonkabel durch Gaußig Durch Gaußig wird ein neues Telefonkabel gelegt, das allerhand Schwierigkeiten zu überwinden hat. So stieß man am Friedhof mit dem Bagger in mehr als 1m Tiefe auf einen kräftigen Stein, der den Bagger außer Betrieb setzte. Schwierigkeiten hatte man auch, als man bei der Unterführung des Kabels unter der Straße diese wegen des starken Autoverkehrs nicht aufgraben wollte. Im Augenblick unterbricht die Witterung die Arbeiten. Tauwetter. Ehemaliger Schießstand In den 1930er Jahren, als wir in Gaußig noch eine Schützengesellschaft besaßen, wurde im Garten des Gasthofes ein Schießstand mit massivem Schießhaus errichtet. Da nach 1945 die Schützengesellschaft nicht wieder Auflebte; dient das Schießhaus jetzt dem Werkunterricht, und zwar wird z. Z. dort Unterricht in ………….. erteilt. 4. Februar 1968 (Abschrift der von M. Müller bis 1970 mit Maschine geschriebenen Fassung durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/29 156. Parkwächter Janoschka schoß im Jahr 1967 nach seinen Angaben 17 Bisamratten mit seiner Luftbüchse. 157. Die einzige im Park befindliche Sumpfzypresse wurde im Jahre 1928 gepflanzt. 1968 wurde ein Entwässerungsgraben angelegt, da sie zu feucht stand. Außerdem wurde sie mit einem Gatter umgeben, da Nichtkenner sie nur als einen dürren Baum ansehen und wegsägen wollten. 158. 1968 ist ein Schaltjahr. Nach einer alten Wetterregel ist ein Schaltjahr auch ein Kaltjahr. 16. April 1968 159. Alte Kränze vom Herbst werden zum großen Teil an der Friedhofsmauer abgelegt. Auffällig ist, daß sowohl Erwachsene als auch Kinder diese Ablagerung nach etwas Brauchbarem durchsuchen. Die Hauptsache wird dann nach dem Sportplatz [gemeint ist der alte gegenüber der Töpferei] gebracht und zum Hexenbrennen verwendet. 160. Volksentscheid 6.4.1968: Annahme neuer Verfassung der DDR. Wahllokal war die Schule. Die Blaskapelle der FFW Göda spielte ein Konzert im Buswartehäuschen. Wenige Nein-Stimmen. Am gleichen Tage fand auf dem Gasthofsaale die heurige Jugendweihe statt. 161. Der KONSUM in Golenz sollte 1967 geschlossen werden. Einwohner von Golenz wehrten sich dagegen und erreichten, dass Golenz seinen KONSUM behält. Angeblich wäre der Umsatz zu niedrig. 162. Nach Wilke – Chronik von Bautzen ist 1661 eine Hungersnot infolge Trockenheit. Im gleichen Jahre hat Gaußig einen Sterbeüberhang, da es wahrscheinlich wie Bautzen von der Trockenheit-Hungersnot betroffen wurde. 1719 ein weitverbreiteter Sterbeüberhang wegen der Trockenheit. 1661 wird in Strahwalde als heißer Sommer verzeichnet. Sonstige Hinweise auf die Trockenheit von 1661 fand ich noch nicht. 163. Am 19. Mai 1968 fand eine Begehung der Schrebergärten durch den Vorstand statt. Die Gärten sind in gutem Zustand. Auffällig sind die vielen Lauben, auch eine massive ist dabei, die in letzter Zeit gebaut wurden. (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/30 164. Am Aufgang der Treppe vom Schloßhof zur Kapelle befindet sich zu beiden Seiten ein prächtiges handgeschmiedetes Geländer. Ob jeder Besucher diese Kunstwerke zu würdigen weiß? 29.5.1968 165. Eine kleine private Gärtnerei betreibt Christian Schmidt, gelernter Gärtner, der zur Zeit den Schulgarten in Bautzen pflegt. Hauptlieferant für gärtnerische Erzeugnisse ist die früher selbständige, jetzt der LPG angeschlossene Schloßgärtnerei. Mai 1968 166. Pfingstsonntag 1968, 2. Juni, Hauptblütetag der Freilandazaleen und der Rhododendren war verregnet. Dabei Gasthof noch geschlossen. Pfingstmontag brachte endlich gutes Wetter. 167. Wenn uns jemand fragt, was bis heute gut geraten sei, kann man ohne zu schwindeln sagen, Heu ist früher in rauhen Mengen gewachsen. Man verschenkt das Heu, wenn mehr gewachsen ist als man verwenden kann. Man wartet sehnsüchtig auf Sonnenschein. 7.6.68 168. Im Park befindet sich 1968 der Horst eines Hühnerhabichts. Auskunft durch Parkwächter Peter Janoschka. (Der Horst des Hühnerhabichts ist nicht im Park, Ort z. Z. unbekannt) Juni 1968 169. Schloßkapelle und Schloß sind von einem Gerüst umgeben. Steht längere Zeit, da Handwerker nur Teile bearbeiten. Z. Z. steht Gerüst am Mittelteil. Dachrinnen 12.6.1968 170. Heute brachte die Zeitung die Mitteilung, daß Kurt Fasold aus Gaußig, beschäftigt im VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen Neustadt beim Bau des Mähdreschers E 512 als Gruppenkonstrukteur des Schneidewerks maßgebend beteiligt ist. Kurt Fasold ist ein Sohn des Richard Fasold aus Neudrauschkowitz, der dort eine Windmühle besaß, die 1913 durch die Unaufmerksamkeit eines Handwerksburschen, der in der Mühle übernachten wollte, abbrannte. 14.6.68 171. In den letzten Wochen wird Gaußig oft von einem Hubschrauber überflogen. Gaußig berührt der Hubschrauber nur in etwa 100m Höhe. In der Bevölkerung herrscht die Meinung, daß er bei seinen Flügen Uran spüren soll. Juni 1968 172. Die Erdbeerernte 1968 scheint nicht von gleicher Güte, viele Schnecken und von gleicher Menge zu werden, viele Beeren sind faulig, wie in den letzten Jahren. 1968 werden von den Schrebergärtnern erstmalig freiwillig Erdbeeren an den Golenzer Kindergarten abgegeben. Es ist der Vorschlag gemacht worden, je Garten ½ abzugeben. Es herrscht heuer auch nicht das passende Wetter. Der Preis für 1 Pfd. Erdbeeren schwankt zwischen 1,35 DM und 1,60 DM, nach dem Marktpreis wird im privaten Verkehr sich nur selten gerichtet. 1968 ist der Preis niedriger als 1967. 173. Der dieses Jahr in Betrieb genommene Aufzug in der Parkgaststätte hat nach ungenauen Auskünften einen Kostenaufwand von 25000 M verursacht. Da z. Z. in der Parkgaststätte kein Wirt wohnt, kann es passieren, daß durch ungenügende Lüftung im Gebäude Schaden entsteht. Daß der (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/31 Gasthof keinen Wirt hat, wird allgemein bedauert. Juni 1968 174. Zwei Schilder, eins beim Doktor, eins bei der Töpferei Fischer, begrüßen den fremden Kraftfahrer bei der Einfahrt ins Dorf Gaußig. Der Text lautet: „Gaußig heißt Sie herzlich willkommen. Kraftfahrer, fahrt vorsichtig!“ 2.7.68 175. Die Freiwillige Feuerwehr Diehmen feierte das 75jährige Bestehen am 28.-30. Juni 1968. Freitag, 28. Juni abends, Bierprobe. Sonnabend Platzkonzert. Sonnabend, Sonntag Frühschoppen mit Blasmusik, nachmittag Platzkonzert mit 4 Blasorchestern. Abends Tanz und Feuerwerk. Die neugebaute große Scheune, dazu schönes sommerliches Wetter trugen dazu bei, daß das Fest gelang. Der Bierumsatz an den 3 Festtagen betrug 28 hl Bier. Ein derartiges Feuerwerk wie Diehmen kann Gaußig nicht liefern. Woran liegt das? 176. Die Ziegeln, die für den Bau des Spritzenhauses verwandt werden sollen, fanden neulich Verwendung bei der Schmutzwasserbeschleusung der Schule. Juli 1968 177. Die Obsternte für 1968 ist heuer nicht geraten, auch von den Gurken versprechen wir uns nicht viel, Pflaumenernte nicht besonders. Für Gurken zu kalte Nächte. 178. Niederschlagsmessungen durch Kinder ausgeführt, mitgeteilt von Lehrer Herberg: 1965 720,0 1966 704,1 1967 820,0 1968 179. Nach dem 1. Weltkriege am 28.10.1921 fand die Glockenweihe statt. 180. Am 19.1.1963 bestätigte mir Herr Jatzke, daß ein Abfluß des Kirchenteiches früher zwischen Hille und Förster auf der einen seite und Tischlerei Henker Graf durchflossen sei. Wann erfolgte Verlegung des Abflusses? Auf den Wiesen in Richtung Töpferei Fischer sei noch ein Damm. Im Volke ist dieser Abfluß nicht bekannt. Zwei Steinplatten erinnern noch an den Abfluß. 181. Da der Gasthof noch keinen Wirt gefunden hat, der letzte wohnte noch im Gasthof, und da die Gastwirtschaft Hesse Montag und Dienstag geschlossen ist, kann ein Fremder an diesen zwei Tagen auch bei Hitze keinen Schluck zu trinken bekommen. Juli 1968 182. Für den 25. August 1968 war ein Schloßkonzert geplant – das aber aus verschiedenen Gründen nicht stattfand. Auf dem Volksgut ist unter den Rindern die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Das Konzert fand doch statt, mußte aber wegen eines einsetzenden Regens abgebrochen werden. 183. Auf dem Hofe des Volksgutes wird ein Schuppen für landwirtschaftliche Geräte errichtet. Aug. 1968 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/32 184. Die Gäste des Schlosses mußten ihren Aufenthalt vorzeitig abbrechen, da dort Menschen untergebracht werden, die wegen der kritischen Ereignisse in der Tschechoslowakei nicht heimreisen können, also Interzonenreisende, Dauer noch nicht bekannt. Aug. 1968 185. Am Nachmittag des 26.8.1968 saßen auf einer hohen Kiefer im Park 2 anscheinend junge Störche. Sie flogen erst ab, als im Park gelärmt wurde. 186. Am 24.8.1968 mußten 2 Feuerwehrleute nachts wachen. Motorengeräusch von Panzern aus Richtung Göda zu hören. 187. Am 5.8.1968 Beginn der Erneuerung des Zaunes am Park. 188. Am 15.8.1968 erfolgte ein Aushang der Gemeinde über das Thema:Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit! Sauberhaltung der Straßen und Plätze, Neuanlage und Pflege von Grünflächen, Vor- und Hausgärten, Streichen und Verputzen der Hausfronten, Fenster und Zäune, Instandsetzung der Wohnung. NAW (Nationales Aufbauwerk)-Programm der Gemeinde 1. Fertigstellung des Feuerwehrgerätehauses. 2. Fertigstellung der Schmutzwasserbeschleusung der Schule 3. Reparaturarbeiten an kommunalen Straßen 4. Verschönerung in Schule und Kindergarten Ziel: Bis 20. Jahrestag (derDDR) in der Gemeinde insgesamt: 254 000 M für den Einzelbürger 295,40 M 1. Preis: 150,00 M 2. Preis: 100,00 M 3. Preis: 50,00 M Für 500 Aufbaustunden: 300 125 Goldene Aufbaunadel silberne bronzene Auszeichnung bis 7. Oktober 1969 189. Am 29.8.1968 stellte die Gemeinde für die Zeit bis 1970 einen Perspektivplan auf. Seine wichtigsten Punkte lauten: 1. Entwicklung der Landwirtschaft Steigerung der Produktion durch Kooperation mit dem VEG Gaußig. umfang der landwirtschaftlichen Nutzfläche vin ca. 1100 ha. Es ist Anschluß an Gnaschwitz und Großpostwitz gesucht. Die Bodenfruchtbarkeit kann gesteigert werden durch Melioration, Kalkung des Bodens, Vertiefung der Ackerkrume, Düngung nach Nährstoffkarten, verbesserte Humuswirtschaft, Pflege der Wiesen und Weiden. Es sind Großflächen von 20 ha geplant. Produktion von Grünmehl ist das Hauptziel. Der Maschinenbestand soll gesteigert werden, Reparatur in der Werkstatt des VEG. Die Hektarerträge von 35 dt bei Getreide und 240 dt bei Kartoffeln. Gemeinsame Viehhaltung ist geplant. Durch (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/33 Scheunenausbau in Zockau sind Stallplätze für 60 Kühe bis 1970 geplant. Gaußig braucht für die industriemäßige Produktion in der Trocknungsanlage besonders auch Wohnungen für Arbeiter. 2. Entwicklung der Wald- und Forstwirtschaft Der private Wald ist in die Genossenschaft zu überführen, da dadurch der Holzertrag gesteigert wird. Z. Z. gibt es auf dem Territorium Gaußig noch 50 ha Privatwald. 3. Bereich der Volksbildung Erstrebt wird die allgemeine 10jährige Oberschulpflicht. Außerschulisch bestehen gegenwärtig 9 Arbeitsgemeinschaften. Bis 1970 ist ein Schulerweiterungsbau auf dem Gelände des jetzigen Schulgartens vorgesehen. 1968 und 1969 ist die Fertigstellung der Schmutzwasserbeschleusung geplant. Durch Neuanpflanzung von Bäumen und Sträuchern vor der Schule soll ein freundlicheres Bild erreicht werden. Nicht nur in Gaußig, sondern auch in anderen Orten des Schulbezirkes ist Wohnraum für die Lehrer zu schaffen, um Fluktuation zu vermeiden. Im Staatsbürgerkunde-Unterricht sind auch hervorragende Werktätige zuzuziehen. Der Prozentsatz der Arbeiter- und Bauernkinder für die erweiterte Oberschule ist zu erhöhen. Falls es nicht gelingt, den Saal des Parkgasthofes für die Durchführung des Turnunterrichtes zu bekommen, ist in dem Klassenzimmer,das jetzt die Turnhalle ersetzt, Parkett zu legen. In Golenz sind Konsum-Verkaufsstelle und Kindergarten zu trennen. Neubau eines Kindergartens ist bis 1975 nicht möglich. Zwischenlösung: Schule Dretschen als Kindergarten ausbauen, wenn Schulerweiterungsbau in Gaußig durchgeführt ist. 4. Körperkultur und Sport Höhepunkte: Olympische Spiele 1968 und 1972 20. Jahrestag der Gründung der DDR V. Turn- und Sportfest in Leipzig Wettkampfmannschaften für die Sektionen Fußball, Schach, Tischtennis, Volleyball und Leichtathletik und die notwendigen Übungsleiter sind auszubilden und neue Mitglieder zu gewinnen. Eine Frauengymnastikgruppe zu gründen. Von den Sportlerinnen sind 500 NAW-Stunden zu leisten. Im Perspektivzeitraum ist eine Bademöglichkeit zu schaffen. 5. Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens Zusammenarbeit zwischen Gemeindeschwester und Rat der Gemeinde ist zu verbessern. Großküche wäre angebracht. Besteht Bademöglichkeit im Kirchenteich? 70% unserer Kinder sind Nichtschwimmer. 6. Bereich der Kultur Dorfklub: Volksgutchor wieder ins Leben rufen. Werbung neuer Mitglieder für Theaterring. Laienspielgruppe ist aufzubauen, Parkkonzerte sind zu veranstalten. Parkplätze für Kraftfahrzeuge sind zu schaffen. 7. Bereich des Handels Großraumverkaufsstelle für Gaußig wird vorgeschlagen. Halbfertige und tischfertige Gerichte sollen angeboten werden. Für die Förderung des Fremdenverkehrs sollen Fremdenzimmer geschaffen werden. Für Golenz ist der Bau einer Kleinverkaufsstelle vorgesehen. In Gaußig Annahme für chemische Reinigung und elektrische Haushaltsgeräte, ferner für Waschleistungen der Firma Ulrich in Wehrsdorf. Umstellung der Straßenbeleuchtung auf Quecksilberdampflampen. Eine Annahmestelle für das Wiederbefüllen von Propangasflaschen ist zu errichten. Generalreparatur der Straßen in Zockau ist nötig. Schuttabladeplatz in naher Zukunft ist der ehemalige Steinbruch in Golenz. Zentrale Garage für Kfz. samt Waschanlage wird notwendig. 1968 wird Nähe Bushaltestelle ein Münzfernsprecher aufgestellt (ist bereits im Sept.erfolgt). (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/34 190. Das Jahr 1968 bringt viele Pflaumen, auch Birnen. Während Äpfel wenig gewachsen sind. Pflaumen bekommt man heuer geschenkt. 191. Münzfernsprecher ist am 10.9.1968 neben der Bushaltestelle aufgestellt. Bis 16.9. noch nicht an das Telefonnetz angeschlossen. Hoffentlich vergreifen sich nicht Halbwüchsige an dem Fernsprecher und zerstören seine Funktion. 192. Mutwillige Zerstörungen an einzelnen Lampen der Straßenbeleuchtung sind immer wieder zu beklagen. Sept. 1968 193. Das kirchliche Erntedankfest fand am 15.9.1968 statt. Auf dem Altar lagen neben andren Gaben 17 Säcke mit Getreide. Diese Gaben werden an das Bethlehemstift in Neukirch wie alljaährlich abgeliefert. 194. Auf dem Kirchenteich sind jetzt 5 junge Schwäne, z. Z. sind sie noch grau. Ob sie später weiße Farbe bekommen werden, weiß ich nicht. S. a. Nr. 198. Sept. 1968 195. Hausmusik wird in Gaußig nicht mehr gepflegt. Dagegen ist Mode geworden das Spielen von Radio, auch das Fernsehen ist „Mode“ geworden. Ein Arbeiter, der Löcher für die Säulen des Parkzaunes grub, hatte bei seiner „Arbeit“ ein Kofferradio. In der Schule sind z. Z. Schüler vorhanden, die ein Instrument lernen. Den Unterricht erteilt ab aus Bautzen. 196. Parkwächter Peter Janoschka ist seit 1917, also 51 Jahre in Gaußig. In früheren Jahren versah er das Amt eines Waldwärters. Er hatte in jüngeren Jahren den linken Arm eingebüßt, war aber trotzdem ein guter Schütze. Seit 195_ wohnt er in einem eigenen Heim am Kirchenteich. Sein Nachfolger ist Richard Proske, ehemals Brenner auf dem Rittergut. Baute für sich nach dem Kriege ein Wohnhaus. Sein Sohn kehrte aus dem Kriege nicht wieder heim. Der einzige Junge von Janoschka starb an den Folgen einer Ohrfeige als Schulkind. Sept. 1968 197. Im Gasthof saßen zwei Gäste, beide voll des guten Bieres. Es war in der Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg. Beide dachten an ihre Sünden, die sie in der Zeit der Lebensmittelknappheit begangen hatten. Da sagte der erste, ein Bauer, zum anderen, einem Fleischer aus dem Nachbardorf: „Du Schwarzschlächter“. Der so Angesprochene blickte ihn scharf an und erwiderte: „Reich mir die Hand, Bruderherz“. Darauf tranken beide ihr Glas Bier schmunzelnd aus. 198. Einer von den 5 grauen Schwänen auf dem Kirchenteich, Besitzer ist der Direktor des Volksgutes, Schaschek, ist heute von unbekannten Tätern getötet worden. Einzelpreis eines Tieres gegen 150 Mark. 27.9.1968 199. Am 28. und 29. September fand eine Posaunenfeierstunde statt, an der über 60 Bläser teilnahmen. Auffällig wenig Zuhörer. Der Autoverkehr störte teilweise die Vorträge vor der Kirche. 29.9.1968 200. Was wurde 1968 in Gaußig gebaut? Im Vergleich mit früheren Jahren wurde 1968 in Gaußig viel gebaut. Anscheinend wird viel Geld verdient. Wäre die Materialbeschaffung leichter, würde noch mehr gebaut werden. (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/35 1. In Kleingaußig Neubau eines Wohnhauses. 2. Kein Neubau, aber ein Anbau bei Dr. Bahr 3. Im Oberdorf – Haus von Frau Richter, ehem. Oberlehrer Wahode – Umbau, massive Garage. 4. Haus von Frau Schneider, Schneider August, Wohnstube und Fenster umgebaut. 5. Haus Herrmann, Textilkonsum, Umbau, Edelputz. 6. Neue, massive Garage, Schmidt Frieder. 7. Kaufer – neuer Putz, Vorhaus 8. Hausputz – Edelputz_ Schmied Richard Lange 9. Vorhäusel Bäcker Erbe 10. Bei Schwager Dach neu gedeckt auf Seitengebäude Außer den reinen Bauarbeiten, die in diesem Jahr geleistet wurden, kann man auch solche Arbeiten hinzuzählen wie Umdecken des Daches, Streichen des Gartenzaunes, Neubau eines eisernen Gartentores. Welche Motive den Einzelnen veranlaßt haben, dies oder jenes bauen zu lassen, wird man nicht in jedem Falle feststellen können. Hauptsache: Es wird gebaut. Hoffentlich unterbricht nicht ein Krieg diese Lust am Bauen. 201. In diesem Jahr sind zwar viele Pflaumen gewachsen, wir bekamen unsern Verbrauch geschenkt, dagegen gab es keine Äpfel von den Besitzern, von denen wir regelmäßig kauften, höchstens Birnen. 202. Das Schaltjahr 1968, das nach alter Wetterregel auch ein „kalt Jahr“ ist, hat sich bisher als nasses Jahr entwickelt. Besonders die Kartoffelernte leidet unter der nassen Witterung. 203. Der Gärtnerberuf in Gaußigs Geburtenregister 1. Johann Pril 1735 Lustgärtner1 2. Gottfried Förster 1757 Gärtner2 - allhier 3. Gottfried Förster 1760 Lust- und Ziergärtner 4. Gottlieb Förster 1764 Lust- und Ziergärtner 5. Gottfried Förster 1765 Lustgärtner 6. Katharina, Gottfried Försters Eheweib 1765 Lustgärtner 7. Gottfried Förster 1770 Lust- und Ziergärtner 8. Karl Friedrich Fischer 1776 Kunst- und Lustgärtner 9. Karl Fischer 1779 Kunst- und Ziergärtner 10. Herrschaftl. Gärtner Christian Traugott Pöthig 1789 herrschaftl. Gärtner 11. Johann Georg Lüdicke 1831 Kunst- und Lust- und Ziergärtner Hochgräfl. Schall-Riaucoursch. 204. Nachtrag: Die Kirche Flügelaltar: Auszug aus Gurlitt, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 31./32. Heft, Amtshauptmannschaft Bautzen, S. 326 Holz, geschnitzt und bemalt. Der Schrein 137 cm hoch, 104 cm breit. Im Mittelschrein unter gotischer Galerie drei Holzstatuen, bemalt: die heilige Katharina, in der Rechten den Griff eines (fehlenden) Schwertes, in der Linken wohl früher das Rad. Die heilige 1 frühere Bezeichnung für eine Gärtner im heutigen Sinne 2 frühere bezeichnung für Kleinbauern (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/36 Jungfrau mit dem Kinde, dem die linke Hand fehlt. Ferner die heilige Barbara, in der Linken den Turm. Die Gestalten ziemlich kurz, großkopfig, mit langen schlanken Nasen. Die Kronen vielfach beschädigt. Auf glattem, versilbertem und lackiertem Hintergrund. Auf den Flügeln je zwei Bilder: Links der heilige Sebastian, auf den zwei Krieger schießen, darunter der heilige Georg, den Drachen bekämpfend. Rechts eine Monstranz mit der Hostie, von zwei knienden Engeln angebetet, darunter die heiligen drei Könige vor dem Kinde. Auch die Bilder auf lackiertem Silbergrunde, der auf eine auf die Flügel geklebte Leinwand aufgetragen ist. Die Hintergründe zeigen nur bescheidene Andeutungen der Landschaft oder einige Baulichkeiten. 27.10.1968 205. Münzfernsprecher. Am 29.10. begannen die Vorbereitungen zum Anschluß des Münzfernsprechers, der neben dem Buswartehäuschen aufgestellt ist. Man hatte einen Platz mehr Richtung Kirche geplant. Beim Ausschachten fand man aber Knochen. Und dadurch wurden die Arbeiter so verschüchtert, daß man einen Platz mehr an der Straße wählte. Es ist anscheinend schon in Vergessenheit geraten, daß der Platz um das Kriegerdenkmal früher der Gaußiger Friedhof war. 2.11.1968 206. An manchen Tagen stehen an der Fleischverkaufsstelle , ehemals Fleischerei Weidner, viele Fahrräder, auch Mopeds. Man hört selten, daß ein Fahrrad vertauscht oder gar gestohlen sei. Diebstähle an Fahrrädern kamen aber kurz nach dem 2. Weltkriege vor. Von der Schule hört man öfters herüberklingen, daß ein Rad vertauscht oder gar gestohlen sei oder man hätte die Luft abgelassen. 2.11.1968 207. In unserm Park gibt es viele Laubbäume – viele Buchen, Eichen und Birken. Das hat zur Folge,daß im Herbst ein tüchtiger Fall von Laub zu verzeichnen ist.Das Laub wird auf vielfache Weise verwendet. Wer Laub zum Versetzen braucht, holt sichs. Laub gibt gute Komposterde. Deswegen holt sich der Demitzer Gärtner Paul Laub aus dem Gaußiger Parke schon seit Jahren. 2.11.1968 208. Die „alte Mode“ bei den Fenstern waren solche mit drei Scheiben, die „neue Mode“ sind solche mit zwei Scheiben, einer größeren unten und einer kleineren darüber. Wann diese Mode, man bezeichnet sie als Berliner Fenster, also wann sie aufgekommen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls werden jetzt bei Neubauten oder Fenstererneuerungen die Berliner Fenster gefertigt. Wahrscheinlich waren größere Scheiben früher teurer. 2.11.1968 209. Vor einer Woche konnte man aus dem Gelände des Volksgutes Düngekalk abholen. Preis nach Eimern. Da der Schrebergarten im allgemeine kalkarm ist, machten viele Schrebergärtner von dieser Möglichkeit Gebrauch. Ein Zentner wurde zum Preise von 3 Mark abgegeben. 2.11.1968 210. Hubschrauber überfliegen jetzt öfter Gaußig, sowohl in nördlicher als auch südlicher Richtung. Welchen Zweck diese Flüge verfolgen, konnte ich noch nicht feststellen, danach fragt auch niemand. Es fliegt auch jeweils nur eine Maschine. Nov. 1968 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/37 211. Auszug aus Unsere Heimat – Sonntagsbeilage zum Sächsischen Erzähler Nr. 44, 4.11.1935: In Gaußig widersetzte sich der katholische Pfarrer Jentsch 1559 und 1575 den Visitatoren, auch seine Nachfolger blieben katholisch innerhalb einer evangelischen Gemeinde. Erst 1619 konnte in der (evangelischen) Gaußiger Kirche die lutherische Lehre verkündigt werden. 212. Ausgabestelle für Propangasflaschen Da Gaußig nicht an das Netz für Leuchtgas angeschlossen ist, haben viele Einwohner sich Propangasflaschen besorgt. Die geleerten Flaschen mussten bisher in Bautzen nachgefüllt werden. Nun ist es möglich, daß die leeren Flaschen in Gaußig abgegeben werden und die gefüllten dannauch hier wieder abgeholt werden können. Annahmestelle ist die frühere Schmiede Richard Lange. Montag Abgabe der leeren Flaschen und Dienstag Abholen der wieder gefüllten. 19.11.1968 213. Totensonntag 1968 Am heurigen Totensonntag, neuerdings auch Ewigkeitssonntag genannt, wurde der Gottesdienst ohne Orgelbegleitung, aber mit den Posaunen durchgeführt. Die Orgel wird z. Z. regeneriert, man hofft sie zu Weihnachten in Ordnung zu haben. Die Kosten werden sich wahrscheinlich auf über 5000 M belaufen. Die Orgelbauarbeiten führt die Bautzener Firma Eule durch. Die Kirche war voll besetzt, nur die Emporen wiesen weniger Besucher auf. Beim Grabschmuck fielen heuer die vielen Bindereien mit Zapfen auf. 214. Johann Domaschke, Pastor, schreibt 1841: Im Jahre ein Tausend, acht Hundert und Eilf (1811) den 25. Oktober, Abend@ um ½ 12 Uhr, ward Noaken@ bei der Puschermühle und Annen, Andrea@ Poethig@ in Polen@ ehelichen Tochter uneheliche@ Kind, eine Tochter zu Golenz geboren, den 27ten dies. M. allhier getauft und Magdalena genannt. Daß vorstehende Nachricht aus dem hiesigen originalen Kirchenbuch wörtlich extrahiert worden und mit selbigem völlig gleichlautend ist, wird hiermit sub. fide pastorale bezeuget. Sigl. Gaußig, den 1ten Maerz 1841 215. Auszug aus Zittauer Nachrichten und Anzeiger vom 8. Dez. 1896: Der in den letzten Tagen herrschende orkanartige Sturm hat in den nahen Waldungen großen Schaden angerichtet. Wohl aber am schlimmsten ist leider der so herrliche gräfliche Schloßpark davon betroffen worden. Mächtige, über 100jährige Fichten mit einem Stammumfang bis drei Meter liegen zur Erde. An einem Theil, wo der Sturm am meisten gewütet, sind zahllose entwurzelte und zerbrochene Bäume übereinander geworfen und zeigen dem Naturfreund ein grauenhaftes Bild der Verwüstung. 25.11.68 Mitgeteilt von Günter Rapp, Görlitz, Fischmarktstr. 5 216. Anzahl der Trauungen 1800-1834 1800 1801 36 22 1807 1808 24 34 1814 1815 39 33 1821 1822 25 20 1828 1829 41 18 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) 1802 1803 1804 1805 1806 29 26 28 26 18 1809 1810 1811 1812 1813 31 27 45 42 17 1816 1817 1818 1819 1820 26 31 29 22 17 1823 1824 1825 1826 1827 28 26 29 30 28 III/38 1830 1831 1832 1833 1834 18 38 35 47 36 217. Auffällig ist die starke Hühnerhaltung heuzutage. Das ist ein einträgliches Geschäft. Während früher Hühner nur auf dem Bauernhofe (Hüfner) gehalten wurden, halten heutzutage auch Hausbesitzer und wer irgendwo Platz hat Hühner. Die Hühnerhaltung lohnt sich, weil die Eier gut bezahlt werden. Die Preise wechseln, richten sich nach der Jahreszeit. 29.11.68 218. Im Park wurden 1963 einige starke alte Buchen gefällt. Zwei standen nahe an der Straße nach Diehmen und gefährdeten den Verkehr durch Fall starker trockener Äste. Eine Kette war in eine eingewachsen. Sie ergab 27 Festmeter Brennholz, eine andere Buche in der Nähe des Tennisplatzes mußte ebenfalls gefällt werden. Sie ergab 29 fm Holz. Eine starke Eiche in ihrer Nähe mußte ebenfalls gefällt werden. 1.12.68 219. Soweit ich verfolgen konnte, wird der Weihnachtsbaum 1968 eine Kiefer sein, nicht Fichte, wie in den Jahren zuvor. In der Vorweihnachtszeit wurde die Gaußiger Orgel einer gründlichen Renovierung unterzogen, ausgeführt von der Fa. Eule aus Bautzen. Trotzdem die beiden Arbeiter bis abends in die 8. Stunde arbeiteten, konnten sie ihr Ziel der Fertigstellung noch nicht erreichen. 20.12.1968 220. Gegen 50 Wildenten bevölkern gegenwärtig den Schwanteich, der nicht ganz zugefroren ist. Zwei Schwäne sind auch noch vorhanden. Im verflossenen Jahre haben sie nicht gebrütet. Sie haben noch nie gebrütet. 221. Der Münzfernsprecher ist seit dieser Woche angeschlossen. Hoffentlich wird er nicht mutwillig beschädigt. Das ist allerdings zu befürchten. Und man sollte doch über diesen Fortschritt erfreut sein. 222. Am 21.12.1968 bei der Weihnachtsfeier der Schrebergärtner wurde gerügt, daß Gaußig bis zu diesem Datum noch keinen öffentlichen Christbaum wie in anderen Jahren besäße. In manchen Jahren brannten manchmal 2 Christbäume. Daraufhin brannte schon am nächsten Tage ein derartiger Baum mit elektrischer Beleuchtung im Garten der Revierförsterei. derartige Bäume brennen auch in anderen Dörfern und Städten, ist also Mode geworden. Wann brannte in Gaußig erstmalig ein „öffentlicher“ Christbaum? „Öffentliche“ Christbäume brannten auch bei der Weihnachtsfeier der Rentner. Ebenso, allerdings mit Kerzen, in der Kirche. Die Christbäume wurden heuer im Hofe der Revierförsterei verkauft. 223. In den Jahren 1951 oder 1952 wurde der Schwanteich geschlemmt. Angeblich nahm man an, daß die grafschaft Schmuck oder andere Wertgegenstände in den Teich versenkt hätte. Da der alljährliche Laubfall viel Erdreich gebracht hatte, wurde die Ausbaggerung durch Loris auf Feldbahngleisen erleichtert. Der gewonnen Boden wurde im Park verteilt. Davon merkt man 1968/69 nichts mehr. Es ist auch nicht bekannt worden, ob man damals Schätze gefunden hat. Seitdem ist der Schwanteich nicht mehr geschlemmt worden. 2.1.1969 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/39 224. In dem Testament des Pfarrers Lukas Jentsch aus dem Jahre 1576 wird dem Glöckner Thomas ein Betrag von zweene Taler ausgewiesen. Also gab es damals schon einen Kirchturm mit Glocke und den dazu gehörigen Glöckner (War wohl ein hölzerner Dachreiter, der steinerne Turm wurde 1786 gebaut). 225. Auszug aus Sächs. Erzähler 1935, Nr. 44: In Gaußig widersetzte sich der … (s. Nr. 211). 1559 wurde Steinigtwolmsdorf, 1554 Wilthen, 1559 Goldbach und Großdrebnitz evangelisch. Neukirch 1554. Also ist Gaußig 1969 410 Jahre evangelisch. 1969 Aus Sagen der Oberlausitz, Seite 39/40: Lutkenhochzeit (Lutgen – menschenfreundliche Zwerge) Wenn die Lutken Lust verspürten, erfreuten sie sich auch am Tanz. Zwischen Gaußig und Neukirch liegt eine Wiese, die im Volksmund der „Tanzplatz“ genannt wird. Dort stieg jedes Jahr zu Johannis Nebel aus der Erde; und aus ihm trippelten kleine zierliche Gestalten, Männlein und Weiblein, Greise und Kinder. Sie gingen immer zu zweien. Aus dem Walde traten Musikanten und begannen zu spielen. Zuletzt kam der Bräutigam mit der Braut, und alle umtanzten das Paar dreimal, setzten sich darauf zu Tisch und feierten Hochzeit. Der Tanz dauerte an, bis die Morgennebel sich senkten. Dann kehrten alle in die Erde zurück. Waren zufällig einmal Menschen in der Nähe, so wurden sie eingeladen und beschenkt. Die Geschenke brachten Glück ins Haus. Wer die Lutken aber bei ihrem Vergnügen störte, der erhielt von einer unsichtbaren Hand Schläge. Auszug aus Budissiner Nachrichten vom 12. Juli 1860: Budissin, 10. Juli 1860. Eine wahrhaft wohltätige Herrschaft findet man in dem Orte Gaußig. Daselbst wird von Seiten der gräflichen Herrschaft den armen Kranken und Gebrechlichen nicht selten kräftige Nahrung, Kleidung und Holz verabreicht, und sollen wie alljährlich auch in diesem Herbste unter die notorisch Armen gegen 12 Schock Reißig aus der gräflichen Waldung verteilt werden. Auch hat die selig verstorbene Frau Gräfin, eine wahre Wohltäterin der Armen, im Jahre 1843 daselbst eine Arbeitsschule gegründet, in der unausgesetzt 30 Mädchen im Nähen, Stricken und Zeichnen unentgeltlich unterrichtet werden. Die dabei angestellte Lehrerin wird aus der gräflichen Hauptcasse besoldet. Gott segne solche christlich gesinnten Herrschaften, die der Worte eingedenk sind: Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht, denn solche Opfer gefallen Gott wohl. Mitgeteilt von Günter Rapp, Görlitz, Fischmarktstr. 5 226. Schuljugend und Fahrrad In den Jahren 1965 und 1966 kamen in Gaußig 454 Kinder zur Schule. Von diesen benutzten 265 für ihren Weg zur Schule ein Fahrrad. 227. Die Töpferei Fischer stellte bisher zumeist Blumentöpfe her. Der Bedarf ist z. Z. fast gedeckt. Kleinere Töpfe wurden mit Pressen hergestellt, die eine gute Haltbarkeit aufwiesen, bei größeren benutzte man die Töpferscheibe. Jetzt hat sich der Betrieb umgestellt, und zwar auf Vasen mannigfacher Art. 228. Das 1912 gebaute Spritzenhaus ist 1968 verkauft worden. Ein neues ist im Bau. 1967 wurde mit dem Neubau begonnen und 1969 soll es fertiggestellt werden. Man hofft auf die Mithilfe der Einwohner. Durch freiwillige NAW-Stunden. Daß der Bau so langsam vorwärtsschreitet, wird (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/40 unangenehm empfunden. 4.2.1969 229. Der Winter 1969 Der Winter des Jahres 1969 zeichnet sich durch Dauer und Härte aus. Jetzt am 16. März schneit es noch wie die ganze Nacht durch. Vorher ärgerte sich die Bevölkerung an dem Eis, das nicht weichen wollte, und vom Säen im März ist keine Rede. Kohlen und Holz sind im Schwinden begriffen. Alles wartet auf das Frühjahr. Der März 1969 war der zweitkälteste in diesem Jahrhundert. Erst die Ostertage brachten das langersehnte Tauwetter. 230. Durch den langen Winter verspätet wurden 370 cbm neuer Sand für die 7 km Parkwege angefahren, vorläufig noch auf Haufen. Der Sand wurde von der Grube an der Puschermühle geholt. Die Anfuhr erfolgte durch Fahrzeuge der TU Dresden, dann maschinell ab 15.4. breitgefahren. Am 16.4. aber schon wieder unterbrochen, weil der Boden zu weich war und die Fahrzeuge einsanken. 231. Sitzung der Schrebergärtner und des Dorfklubs im Gasthof. Gegenseitige Behinderung beim Sprechen. Dorfklub hat eine Veranstaltung durchgeführt, dann geschlafen. Schuld daran die fehlende Eigeninitiative, es wurde zu viel kommandiert, der Zwang ist nicht beliebt. Ich sehe auch für die Zukunft noch kein Aufblühen des Dorfklubs voraus. 232. 1962 äußerte ich bei einer Veranstaltung, daß dem Dorfchronisten die Stunde Arbeit mit 1 (denar=Pfennig) bezahlt würde. Damals erhielt ich für meine Arbeit eine einmalige Entschädigung von 150 M. Von 1962 bis zum Jahre 1969 habe ich nichts erhalten, obwohl der Bürgermeister von meiner Arbeit Bescheid wußte, zwar nicht von ihrem genauen Umfang, aber von der Tatsache, daß ich arbeite. Zu Antworten oder Vorträgen trat man an mich heran. Sowohl von der Ortsschule als auch von Schülern aus Bautzen erhielt ich für meine Hilfe nur Kleinigkeiten, in den meisten Fällen keinen Pfennig. Wer tat ein Gleiches? 17.4.1969 233. Alte Kleidung will heutzutage niemand geschenkt haben, obwohl neue Kleidungsstücke oftmals nicht viel taugen. Liegt es darin, daß heutzutage viel Geld unter den Leuten steckt? 17.4.1969 234. Nachdem der Rundfunk oder das Radio in den meisten Haushalten anzutreffen ist, kann man ein ähnliches vom Fernseher sagen, der zwar noch nicht die gleiche Verbreitung wie der erstere erlangt hat, aber eingebürgert hat er sich und Unterhaltungen über bestimmte Übertragungen sind häufiges Gesprächsthema. 7.4.1969 235. Statt der bisher geschätzten 50 Wildenten, die im Winter den Schwanteich bevölkern, wurden kürzlich ca. 200 vermutet, eher mehr als weniger. Teich ist ganz vereist. 17.4.1969 236. 1969 ist ein spätes Frühjahr. Heute, zum 19. April, schneite es. Nachts Frost, Schneefall. Bis jetzt noch keine Kartoffeln gesteckt. Die Wintersachen hatte man im guten Glauben an das baldige Frühjahr schon weggepackt 19.4.1969 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/41 237. Zum Steinelesen auf dem Felde an der Feldscheune waren am 23. und 24. April Schulkinder eingesetzt. 24.4.1969 238. Schaden richten Rehe auf dem Schrebergartengelände an. Dieser Tage wurden 8 Rehe gezählt. Verärgerung. 24.4.1969 239. Seit dem Jahre 1960 Sammlung von Zeitungsausschnitten, die in der Hauptsache Gaußig betreffen. Im Januar fing ich mit dem 6. Heft an. Heute zählte ich die einzelnen Ausschnitte und kam auf die unerwartete Zahl von 541. 24.4.1969 Wenn auch nicht alles Gaußig betrifft, es sind auch andere Personen enthalten – ein späterer Leser wird in der Sammlung eine Art Chronik vorfinden – also bleibt ihr Wert erhalten, wenn auch viele nebensächliche Ereignisse eingeklebt wurden. Die Heimatgeschichte findet natürlich noch Lücken darin – aber in welcher Art der Ausführung gäbe es keine Lücken? Allseitige Geschichte bibt es nicht. Gespannt bin ich auch auf die Rückkehr von der Schulung des Bürgermeisters, wie er sich künftig mir gegenüber verhalten wird. Zu wem habe ich mich über ihn geäußert? 25.4.1969 Auch meine Art der Chronikschreibung ist nicht allseitig. In meiner bisherigen Art fehlt die Bildchronik, vielleicht kann ich dazu Herrn Rausendorf begeistern. Auch eine Sammlung früherer Fotografien ließe sich anlegen. Ein Gedanke, der nicht neu ist. Was will ich überhaupt mit meiner chronikalischen Arbeit erreichen? 240. Die Brücke, unter der das Wasser des Schwanteich abfließt, ist baufällig. Busse dürfen nicht mehr darüber. Auch das Geländer ist zerstört. Mai 1969 241. Gestern abend in der achten Stunde fand in der Kirche die sogen. Kirchenvisitation statt durch den Landesbischof aus Dresden. Erste Kirchenvisitation im Jahre 1559. Der Gaußiger Pfarrer ist z. Z. noch krank. Es herrschte ein starker Kirchenbesuch. Außer dem Kirchenchor trat der Posaunenchor hervor. Zu den Bläsern gehören viele Jugendliche. Die Orgel ist inzwischen repariert und zeichnet sich durch einen guten Klang aus. Mai 1969 242. Am 31.5.1969 war die Fleischverkaufsstelle, ehemals Fleischerei Weidner, angeblich wegen Krankheit geschlossen, so daß viele Einwohner keinen Sonntagsbraten genießen können. Was die wirkliche Ursache für diese Entscheidung war, ist unbekannt. Hoffentlich werden Gaußig, Göda, Doberschau und einige Verkaufsstellen in Bautzen wieder geöffnet. Dann werden wir sicher auch die Ursache für diese Maßnahme erfahren. 1.6.1969 Sonnabend vormittag aller Verkauf gesperrt. Nachmittag wieder geöffnet. 243. Der ehemalige Seitschener Hay hatte eine Fläche von 35 ha. 244. Zu den 4 Schwänen auf dem Kirchenteich gesellte sich ein fremder, zänkischer Schwan. Seine Herkunft blieb unbekannt. Inzwischen ist er wieder fortgeflogen, ohne daß man weiß wohin. 8.6.1969 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/42 245. Kaskade – oder das Brautbukett wird die farbenreiche Anpflanzung von Freilandazaleen genannt am Zufluß zum Schwanteich. Die Rhododendronbüsche zeichnen sich 1969 weniger durch Blütenreichtum als durch Wachstum der Zweige aus. 11.6.1969 246. Wachsender Beliebtheit erfreut sich die amerikanische Schaukel, man bezeichnet sie auch als Hollywood- Schaukel. Baumaterial sind Stahlrohre. Die Schaukeln sind teils im Schrebergarten, teils im Dorf anzutreffen. 22.6.1969 247. Fortschritte sind jetzt beim Bau des Feuerwehrgerätehauses zu verzeichnen. Im laufe der vergangenen Woche konnte das Dach gehoben werden. Am Bau beteiligten sich besonders Angehörige der FFW. Ziel der Fertigstellung ist der 20. Jahrestag der DDR (7.10.69). 29.6.1969 248. Heuer gibt es viele faulige Erdbeeren. Über den Preis gab es anfangs Unklarheiten. Das Pfund kostet jetzt 1,60 M, also etwas weniger als 1968. Was die <menge anbelangt, wird 1969 eine geringere als im vergangenen Jahr erreicht. Schuld daran sind die häufigen Niederschläge und die fehlende Nachtwärme. Beim Siebenschläfertag regnete es heuer. An die Wetterregel glaubt man noch. Trotzdem bringt 1969 eine Hitze- und Trockenperiode. 249. In diesen Tagen geht der Bau des Feuerwehrgerätehauses weiter. Am 27. Juni fand das traditionelle Hebefest statt. Da die Arbeitskräfte sich teilweise auf freiwillige Helfer stützen, geht der Bau nur langsam vorwärts – aber es geht doch vorwärts.. Das ehemalige alte Spritzenhaus ist inzwischen verkauft und ist als Wohnung bereits belegt (Familie Erber). 6.7.1969 In der Nähe des alten ehemaligen Spritzenhauses ist der Sand für die Frostperiode gestapelt. Das Ziel für den Winter ist es, die täglichen Fahrten der Busse. durch Freihalten der Straßen zu ermöglichen. Es sammeln sich im Laufe des Winters Mengen von Sand an den Straßenrändern an, dessen Beseitigung im Frühjahr viel Arbeit mit sich bringt. Vordringlich die Arbeiter müssen zur Arbeitsstelle mit Bussen und der Bahn gelangen können. 250. Aus Anlaß des 20. Jahrestages der DDR wird von den Mitgliedern der CDU Walter Bergt, Schmiedemeister und Alfred Voigtländer (Anwohner) in Kleingaußig ein Buswartehäuschen errichtet. 8.7.1969 251. Zum 60jährigen Bestehen der Schule 1960 gab es an der Feier eine bisher nicht wieder erreichte allgemeine Teilnahme. Ob für eine Feier zum 20. Jahrestag das gleiche gelten wird? Hoffentlich. 252. Hühnerhalter erhalten bei Abgabe von Eiern für 1 kg Eier im Winterpreis vom 1.10. bis 20.3. 6,40 M im Sommerpreis 5,40 M. Ein Liefersoll an Eiern gibt es z. Z. nicht mehr. 15.7.1969 253. Kunstblumen werden z. Z. in Gaußig nur von einer Person angefertigt. Die fertigen Blumen werden nach Naundorf geschafft. Von dort holt sie der Betrieb ab. Früher machten mehr Frauen (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/43 Blumen. 4.8.1969 254. Seit ungefähr 14 Tagen erleben wir eine Hitzeperiode, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Alles wartet sehnsüchtig auf Regen. Die Schrebergärtner müssen tüchtig gießen. Die Trockenheit fängt an, sich unangenehm bemerkbar zu machen. 4.8.1969 255. in diesen Tagen kommen neue Geldstücke in Umlauf, Stücke zu 20 Pfennig aus Messing, etwas größer als die Groschen und auch schwerer. Das erste neue Messinggeld erhielt ich heute auf der Post. Am Sonnabend wurden sie bereits erstmalig gezeigt. 4.8.1969 256. Eine Frau fuhr von Diehmen nach dem Gaußiger Friedhof. Wegen der z. Z. herrschenden Hitze war sie nur mäßig bekleidet, d. h. sie trug nur einen Unterrock. Das ist auch bei Hitze nicht üblich. Statt des Kleides eine Kleiderschürze zu tragen, stört niemanden. 6.8.1969 257. Beim Umbau der ehemaligen Stellmacherei Biesold, jetzt Wäscherei Schneider, August, fand man Fensterpfosten mit der Jahreszahl 1756. Dank der Aufmerksamkeit eines Gaußiger Einwohners wurde ich davon benachrichtigt. 1756 ist der Beginn des siebenjährigen Krieges. Ob das Jahr 1756 auch Baujahr ist, konnte noch nicht ermittelt werden. Leider bilden derartige Hinweise eine Ausnahme. Urkunden, alte Zeitungen und dergleichen wurden mir nur selten ausgehändigt. 258. Vom 8. – 11. August weilte eine tschechische Fußballmannschaft zu einem Freundschaftsspiel in Gaußig. Wie im Vorjahr waren die Tschechen bei Einheimischen untergebracht. 259. Eiserne Baugerüste aus Rohren – vor Jahren sah ich sie schon in Prag – sind nun auch in Gaußig aufgetaucht. Z. Z. ist das Gemeindeamt damit eingerüstet. Das Einrüsten besorgte früher ein Zimmermann aus Günthersdorf, der aber hölzerne Gerüste verwendete. 23.8.1969 260. Gaußiger Bäcker: Z. Z: gibt es in Gaußig zwei Bäckereien: Bäckerei Frenzel und Bäckerei Erbe (früher Bjarsch – Teich). Bäcker Frenzel ist bekannt durch die gleichmäßige Güte seiner Semmeln. Fremder Besuch behauptet, noch nie solch gute Semmeln gegessen zu haben. Auch die Kuchenware ist bei beiden Bäckern gut. Es macht sich das Bestreben bemerkbar, eigene Ware zu verkaufen als nur von den Leuten gelieferten Teig abzubacken. Wer einen Propangasherd besitzt, kann selber backen und ist nicht auf die Bäcker angewiesen. 26.8.1969 261. Heute brachte Schneider, August, den Fensterbalken, den er bei der Hausrenovierung gefunden hatte. Das ehemalige Haus Biesold war früher eine Försterei. Haus Hille, Grundstück Wahode, Frenzel (Land hinter Wahode gemeint) wurden später dazugekauft. Ob auch Pakosnick und Kuhne ist noch unbekannt. Wer kann Auskunft geben? Welchen Umfang hatte Gaußig um 1800? Was wurde inzwischen neugebaut? Eine Aufgabe für die Zukunft. Was sind die ältesten Häuser? 24.8.1969 262. Abschrift: Gaußig, den 25.3.1946 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/44 An die Bodenreform in Bautzen Im Park des Rittergutes Gaußig sind sehr große Grasflächen, welche keinen zeitgemäßen Nutzen bringen. Es soll und muß jetzt jede Fläche für die Volksernährung genutzt werden. Daher schlage ich vor, die gen. Flächen zum Anbau für Gemüse und Kartoffeln für die in Gaußig und Umgegend wohnenden Siedler zu benützen. Es ist der Boden, um in der Sprache des Landwirts zu sprechen, ausgeruhter Boden, auf dem ohne Stall- oder Kunstdüngergaben bei intensiver Bodenbearbeitung durch Handbetrieb gute Erträge zu erzielen sind. Die Interessenten warten auf die Benutzungserlaubnis. Die Zeit für den Beginn der Vorbereitungsarbeiten drängt. Ich bitte deshalb um die entsprechenden Vollmachten, damit mit der Arbeit begonnen werden kann. Der Vorsitzende des Ausschuß für Volkssolidarität. An das Sekretariat für Volkssolidarität in Bautzen. Ich bitte meine Eingabe zu unterstützen 263. Rundschreiben des Kreisausschusses der Volkssolidarität. Betr. Aktion „Wir bauen auf“ Kartoffelkäfer suchen 21.7.1950 Weit über 300 Kartoffelkäferbefallstellen wurden bis jetzt alleine in unserem Kreis festgestellt. ihre Lage entlang der Eisenbahnstrecken und großen Staatsstraßen beweist, daß Agenten des westlichen Imperialismus ihre Hand im Spiel haben, um unsere Wirtschaftsplanung zu stören. Die diesjährige Kartoffelernte ist in größter Gefahr! Deshalb ist ein Masseneinsatz aller Arbeitskräfte notwendig. Entgegen der bisherigen Regelung werden aus diesem Grunde ab sofort gelbe Aufbaumarken gegeben. 264. Propangasflaschen – Die Versorgung mit Propangasflaschen klappt nicht mehr. Angeblich ist ein Werk in die Luft geflogen. Auch das Abholen der leeren und der gefüllten Flaschen entspricht nicht dem Plan. Es gibt viel Ärger. Sommer 1969 265. An der Ecke des Gasthofes ist eine stark leuchtende Lampe angebracht worden. Kein Vergleich mehr mit der ersten Lampe, die der ehemalige Gastwirt anbringen wollte, was aber abgelehnt wurde. Sommer 1969 266. 1969 ist ein Jahr, das viele Wespen hat, auch die Hornissen sind zahlreich vertreten. Wir beide wurden tüchtig gestochen. Abwehr – gegen Abend am nächsten Tage mit Spiritus und Petroleum abgebrannt. Erster Versuch gelang nur teilweise. 7.9.1969 267. Am 7.9.1969 wurde auf der Freitreppe vor dem Schloß die komische Oper „Doktor und Apotheker von Dittersdorf“ aufgeführt. Das Wetter war angenehm. Besuch könnte besser sein. 268. Salzkosten: Vor dem ersten Weltkriege kostete 1 10 Pfg. Die Kosten für die Förderung sollen 3 Pfg. betragen haben, die übrigen 7 Pfg. waren indirekte Steuern. Was kostete damals 1 Pfd. Butter? (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/45 (Um 1900 kostete in Stettin 1 Kilo Butter 1,86 Mark, 1920 reichten 10 Mark gerade einmal für ein Pfd. Butter ) Jetziger Preis für 2 Pfd. Salz (940 g) 30 Pfg. 20.9.1969 269. Beim Schulanfang 1969 fiel mir auf, daß Schulanfänger sehr bald für den Schulweg ein Fahrrad benützten – früher dauerte es Jahre, ehe sie mit Fahrrad zur Schule kamen. Ich habe erst im Alter von 21 Jahren Radfahren gelernt. 21.9.1969 270. Für die Feier des 20. Jahrestages (der DDR) ist das Gemeindeamt vorgerichtet worden. Der Putz ist ausgebessert worden und wurde gestrichen – wird fortgesetzt, da der Plan bis 7.10. nicht erfüllt war. 271. Als der Gaußiger Gastwirt Nitschmann vor reichlich 60 Jahren über den Rückgang des Umsatzes zu klagen hatte, suchte er nach einem Umsatzschlager, von dem er sich eine hohe Einnahme versprach. Er suchte nach einer Sensation und glaubte eine solche gefunden zu haben, wenn er einen Ochsen am Spieß braten würde. Das ist noch nie dagewesen, das wird die Leute heranlocken, und mein Umsatz, den ich so notwendig brauche, wird steigen. Meine Schulden bei der Brauerei werde ich endlich abstoßen können. Das Geschäft ging nicht schlecht, aber der große Schlager wurde es nicht. Die Schulden bei der Brauerei waren zwar nicht gewachsen – aber er konnte sie auch noch nicht abstoßen. Und Nitschmann entschloß sich zu einem zweiten Versuch. Ach, hätte er es nicht getan. Der Ochse war schwerer, aber auch teurer. Und als zweite Attraktion hatte er extra in Dresden eine Militärkapelle bestellt, die auch bezahlt sein wollte. Und als der Tag herankam, an dem der Ochse am Spieß gebraten werden sollte, da zog ein Gewitter am Himmel auf, bald krachte es Schlag auf Schlag. Außerdem goß es in Strömen, und der Mann, der den Ochsen am Spieß drehen sollte, riß aus und ließ Ochsen Ochsen sein. Das Feuer aber war nicht gelöscht und bald bestand die Gefahr, daß der Ochse verbrannte. Nitschmann fluchte und bat händeringend den bestellten Mann, doch weiterzudrehen. Aber der entgegnete ruhig: „Ich drehe nicht, sonst erschlägt mich noch der Blitz!“ Was blieb Nitschmann übrig, als selber den Ochsen zu drehen. Da er wohlbeleibt war und es ununterbrochen weiterregnete, ließ die Glut allmählich nach, aber statt des schmackhaften Fleisches gab es nur ein zähes, zum Teil angebranntes Fleisch, das niemand schmeckte. Das sprach sich bald herum, und statt des erhöhten Umsatzes brachte der zweite Ochse erhöhte Ausgaben und nur geringe Einnahmen. Die Schulden waren gewachsen und die Schuldner drängten auf Zahlung. Nitschmann hatte schwere Tage. Was blieb ihm anders übrig als den Gasthof zu verkaufen. Er verließ Gaußig und zog nach Dresden. Die Älteren unter uns werden sich seiner noch erinnern. 272. Einweihung des Feuerwehrgerätehauses. Nach dreijähriger Bauzeit wurde am 27.9.1969 das Feuerwehrgerätehaus eingeweiht. Am 26.9. Bierprobe. Als Attraktion wurde ein Ochse am Spieß gebraten. Leider war das Wtter recht kühl. Trotzdem wurde alles verzehrt, und viele hatten am Sonntag einen schweren Kopf. Ein Zelt war aufgebaut. Zur Unterhaltung und Tanz spielte die Kapelle der Reichsbahn Bautzen. Ausgezeichnet wurden Kameraden der Feuerwehr und diejenigen, die sich beim Bau hervorgetan hatten. 3.10.1969 273. Das Jahr 1969 zeichnet sich dadurch aus, daß heuer sehr viel Nüsse gewachsen sind. Solchen Reichtum gab es seit Menschengedenken noch nicht. Leider gibt es nicht mehr viele Nussbäume. Ein Pfd. wird mit 3 Mark bezahlt. (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/46 274. Ein Fackelzug zu Ehren des 20. Jahrestages der DDR wurde am 5.10. veranstaltet. – Ebenfalls zu Ehren des 20. Jahrestages war eine Hobbyschau in der Schule vom 5.-7.10. Dabei merkte man die vielseitigen Interessen der Bewohner. Im gasthof wurde am 7.10.69 eine Festsitzung veranstaltet, die Festansprache hielt der Bürgermeister (Manfred Mutscher). Anschließend wurden die besten Aufbauhelfer mit einer Urkunde, einem Buch und einem Blumenstrauß ausgezeichnet. Anschließend Tanz. 275. Da die Kartoffelernte 1969 nur mäßig war, da infolgedessen pro Person nur 2 Zentner ausgegeben wurden, gegenüber 2,5 Zentner, war das Interesse beim Stoppeln heuer recht groß. Und es gab manche Streitigkeiten. 16.10.1969 276. Die Brücke am Schwanteich war z. Z. für Busse gesperrt, für den sonstigen Autoverkehr aber bisher erlaubt, eine Zwischenlösung, da der Bau eine Notwendigkeit war. Damit ist dieser Tage begonnen worden. Ab heute steht an der Parkecke ein Schild – Umleitung. Allgemeinherrscht die Meinung vor, daß sich der Bau in die Länge ziehen wird. Das Wasser des Schwanteiches wurde wieder abgelassen – seit dem letzten Fischen war er fast noch völlig gefüllt. 277. In früheren Jahren war eine Hochzeit ohne Myrthe nicht denkbar. In vielen Wohnungen standen auch Myrthenstöcke. hier ist eine Wandlung eingetreten. Der Myrthenkranz gehört nicht unbedingt zur Hochzeit, vor allem nicht zur nichtkirchlichen Trauung. Und Myrthenstöcke sind zur Seltenheit geworden. Nach meiner Meinung gibt es z. Z. in Gaußig keinen Haushalt mit Myrthenstock. Für die Ranken am Stuhl bei der Trauung in der Kirche verwendete man früher ausschließlich Buchsbaum. Wie die Myrthe ist auch der Buchsbaum seltener geworden. Wir besitzen noch eine Rabatteneinfassung aus Buchsbaum. Vor Jahren gaben wir Buchsbaumpflanzen an Preusche. Sie haben die Pflanzen aber nicht gepflegt. Wo sonst noch Buchsbaum steht, habe ich nicht beachtet. Okt. 1969 278. Bäume an der Schule: Die Tannen an der Schule sind heute gefällt worden. Sie nahmen für die oberen Schulstuben Licht weg und beschädigten auch das Dach. Reisig holte sich der Gärtner Lehmann. Kleinere Bäume in Richtung Frau Schneider (auf der Fläche soll der Erweiterungsbau entstehen) wurden schon vorher entfernt. 31.10.1969 279. Heute wurde die Brücke am Schwanteich gesprengt, später ein zweites Mal. Die Buchen, die dort standen, müssen vor dem Bau der neuen Brücke wegen der starken Wurzeln entfernt werden. Es wurde ein provisorischer Übergang geschaffen. Für den Abfluß der Abwässer aus dem Schloß wurden neue Rohre gelegt. Der Graben wurde schon ausgebaggert. 23.10.1969 280. Krauthobel: Der Krauthobel, den wir uns seit Jahren bei Wolfs (Lebensmittelgeschäft) borgen, stammt aus dem Jahre 1834. Früher lieferte das Rittergut fertig gehobeltes Kraut zum allgemeinen Verkauf. Inzwischen ist eine Änderung eingetreten. Fertiges Sauerkraut beziehen die meisten vom Konsum, der es faßweise bezieht. Lieferant ist eine Firma aus Neukirch. Der Hobel von Wolfs liefert gröberes Kraut als das aus dem Konsum bei Schneiders. Den Topf zum Einlegen kauften wir uns in der Töpferei Gagel in Göda. 4.11.1969 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/47 281. Der für 1970 geplante Anbau die Schule ist verschoben. Es findet eine Umgruppierung der zugehörigen Schulorte statt (Medewitz soll künftig zu Demitz gehören, so daß die Kinderzahl in Gaußig rückgängig ist) Ob es bei Gaußig an der notwendigen Rührigkeit gefehlt hat, kann ich nicht sagen. Auch Naundorf soll angeblich ausgeschult werden. 282. Zwiebelernte 1969 im Schrebergarten Heuer sind die Zwiebeln nur bei einigen Schrebergärtnern geraten. Im Konsum gibt es nur selten Zwiebeln zu kaufen. Dort heißt es, die Betriebe hätten noch keine Zeit zur Ernte. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Die Zwiebelernte 1969 war wohl nicht gut, ob man es nun zugibt oder bemäntelt – weiß ich nicht. Für die Zwiebelfreunde ist heuer ein schlechtes Jahr. Oder fehlt es heuer an der notwendigen Einfuhr? 7.11.1969 283. Deckreisig versorgte früher der Forst, auch private Waldbesitzer. Nach dem Kriege, als Arbeitskräfte fehlten, mußte man selber Reisig schneiden. Der Forst wies nur an, wo geschnitten werden durfte. Es gab auch ein Jahr, wo das Deckreisig in fertigen Bündeln bei Friedrichs (Forsthaus am Moritzweg) abgeholt werden konnte. Heuer musste es vorher bestellt werden. Man bekam es in Bündeln, je ¼ m zum Preise von 3 Mark. Diese Regelung wird auch noch nicht die letzte sein. Auf dem Taucherfriedhof (Bautzen) ist das Decken der Gräber mit Reisig untersagt. 8.11.1969 284. Ich ginge wohl abernten, wurde ich diese Woche gefragt, als ich in den Schrebergarten ging. Seit wann existiert dieser Ausdruck? Haben ihn die Schlesier eingeführt oder war er mir nicht aufgefallen? Ich bilde mir nicht ein, alle Ausdrücke der Sprache zu kennen. Deswegen kann möglicherweise ein Ausdruck nicht bewußt werden. Ein früherer Streitpunkt war das Wittern – Stritten wir uns um Wittern oder Gewittern – ich weiß nicht mehr. Nov. 1969 285. Wir leben jetzt in einer Zeit der vielen Stürme. Die bringen auch viel dürres Holz von Buchen, Lärchen und anderen Bäumen. Viele Einwohner warten geradezu auf Stürme. Rentner sind natürlich im Vorteil, da sie jederzeit in den Wald gehen können. Nicht alle Einwohner beteiligen sich an diesem Holzsammeln. Manche sind zu stolz dazu, wer aber einmal dem Holzfimmel verfallen ist, den lockt es immer wieder in den Wald. 1969 gibt es wenig und dazu noch schlechte Kohlen. Da ist ein Holz zuschuß willkommen. Etwas außer Mode gekommen ist das Stöckespalten. Das Spalten ist eine schwere Arbeit. Nach dem Kriege war es große Mode geworden. Mit dem verbesserten Lebensstand ist die Sucht nach dem Holz zurückgegangen und schon ein wenig in Vergessenheit geraten. 10.11.1969 286. Mitteilung von Christian Schmidt am 4.3.1969: „Als die Lausitz vor 500 Jahren zu Ungarn gehörte, war Matthias Corvinus König. Am Schloßturm ( der Ortenburg Bautzen) ist (seit 1468)eine Plastik von ihm, er wird auch Matthiasturm genannt. Dr. Biehl fand als Schöpfer Briccius Ganske (auch Gauske), der wahrscheinlich aus Gaußig stammt. Er war auch in Görlitz und Breslau (Erker am Rathaus)tätig. Fritz Rauda (Architekt und Hochschullehrer, 1879 bis 1945) konnte stilistische Ähnlichkeiten beim Schmuck des Breslauer Rathauses feststellen.“ 23.11.1969 287. Windmühle Drauschkowitz Von einer Windmühle findet man keine Spur mehr. Sie ist am 22. Sept. 1913 abgebrannt. In der (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/48 Wohnstube des letzten Windmüllers Hermann Fasold hängt von ihr ein Ölbild, hölzerne Holländerwindmühle, auf einem reichlich türhohen Sockel aus Ziegelsteinen, mit einer drehbaren Kappe, aus der an der waagerechten hölzernen Hauptwelle ein Wellenkopf aus Eichenholz ragt. Die vier Ruten (Flügel) waren mit je vier auswechselbaren , 1qm großen „Türen“ versehen. Die Außenwände der Windmühle bestanden aus 16 Teilen, die durch einen mächtigen Reifen zusammengehalten wurden. Ursprünglich stand die Mühle in Commerau bei Königswartha, wurde 1866 in Rammenau aufgestellt und kam wenige Jahre später nach hier (22.12.1872). Ihre Leistung lag zwischen 500 und 1000 Ztr. jährlich. 24.11.1969 288. Auf dem Friedhof stehen Denkmäler mit Goldschrift, bei manchen ist die Schrift aus weißer, auch schwarzer Farbe, bei älteren ist die Schrift nur eingehauen. Auf dem Gaußiger Friedhof ist die Goldschrift seit längerer Zeit verboten, während auf anderen Friedhöfen, die den jeweiligen Gemeinden unterstellt sind, Goldschrift zugelassen ist. Bei der Predigt am Totensonntag erwähnte der Pfarrer (Pahler), daß sich im letzten Jahr 2 Personen nicht an das Verbot gehalten hatten und auf ihren Grabdenkmälern Goldschrift angebracht hatten. 26.11.1969 289. Schwanteichbrücke befahrbar. Die Straßenbrücke am Schwanteich ist kurz vor dem Einbruch strengen Frostes wieder befahrbar. Die Sperrung ist aufgehoben. Es ist ja möglich, daß sich das Erdreich noch setzt, so daß im Frühjahr Ausbesserungen notwendig werden, aber die Hauptarbeit ist schon getan. Das war nur durch die Verwendung langer und starker Zementrohre möglich, sonst hätte der Bau länger gedauert. Am Bau waren drei Arbeiter beschäftigt. Die Betonmischmaschine und die Bodenrammen waren motorisiert. Bauzeit also ca. 1 ½ Monate. 5.12.1969 290. Bruno Zimmermann gestorben Nach langer schwerer Krankheit starb am 16. Oktober 1969 der Revierförster und Forstschutzbeauftragte Bruno Zimmermann, geboren am 24, November 1895 in Radnitz Kreis Görlitz. Er war vor allem tätig auf dem Gebiete der Entomologie, wobei er sich besonders mit Schmetterlingen und Käfern befaßte. Von 1921 bis 1935 gehörte er der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz an. 1935 erhielt er für seine Arbeiten auf dem entomologischen Gebiet das Diplom. Er arbeitete mit den Forstwissenschaftlichen Instituten Tharandt, Eberswalde und Jena zusammen. Einen guten Ruf erwarb er sich als Präparator. Ich fertigte für seine Präparate die Beschriftung an. 5.12.1969 291. Die für den 14.12.1969 geplante Weihnachtsfeier für unsre Rentner ist abgesagt worden. Grund: Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Seitschen. Auf welchen Zeitraum sich das Verbot erstrecken soll – ist vorläufig nicht bekannt gegeben worden. Bei verschiedenen Eingängen sind Seuchenschutzanlagen angebracht. Den Seuchenschutzverordnungen ist auch das für den 13.12. geplante Weihnachtsvergnügen der Schrebergärtner zum Opfer gefallen. Auch Gottesdienst durfte am 14.12. nicht abgehalten werden. 292. Die Anordnungen wegen der Maul- und Klauenseuche werden streng durchgeführt und auch gewissenhaft überprüft. Das Durchfahren von Großseitschen mit Autos ist z. Z. untersagt. Die (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/49 entstehenden Härten werden ertragen ohne großes Murren. 17.12.1969 293. Jetzt im Winter bemerken wir überall die Amsel, die zum Gartenvogel geworden ist. Mitleidige Menschen füttern die Vögel oft. Dez. 1969 294. Durch die anhaltende Kälte werden für den Hausbrand viele Kohlen gebraucht. Leider ist die Zuteilung von Kohlen recht niedrig, auch an der Güte ist viel auszusetzen. an wünscht sich lange Briketts, die eine längere Brenndauer besitzen, dementsprechend ergiebiger sind. Leider liefert uns der Kohlehandel nur selten die gewünschten langen Briketts. Wir (Herr und Frau Müller) haben an Kohlen nur 22 Ztr. geliefert bekommen. Mehr als 25 Ztr. durften angeblich nicht ausgeliefert werden. Was ist der wahre Grund für die heurige Kohlenknappheit? Wahrscheinlich spielt die hohe Politik eine ausschlaggebende Rolle. Nach den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung wird wenig gefragt. Glücklich sind die zu preisen, die Propangas zur Befeuerung haben. Leider ist die Belieferung mit Propangasflaschen nicht zuverlässig und gleichmäßig. Angeblich ist ein Werk ausgefallen. Genaues weiß man nicht. Wer auf Propangas angewiesen ist und sich von der Kohleheizung und – feuerung befreit hat, sieht sich mit einem Male in eine Notlage versetzt. Hoffentlich tritt bald eine Änderung ein, sowohl bei der Propangaslieferung als auch bei den Briketts – der strenge Winter möchte bald ein Ende haben. 4.1.1970 295. Die Bäckerei Frenzel hat zum 1.1.1970 ihren Betrieb eingestellt. Es ist nicht bekannt, wie lange sie bestanden hat (genaueres ist .hier bzw. in der Chronik Thunig/Mibs zu lesen). Auf jeden Fall war schon (Johann Traugott Frenzel,) der Vater (von Georg Frenzel,) hier Bäcker und lieferte gute Ware. Besonders durch seine guten Semmeln war Gaußig bekannt. Der Bruder Martin fiel im letzten Kriege. Die Tochter ist nach Berlin verheiratet. Dort hat ihr der Vater eine Villa gekauft. Im Augenblick besteht noch die Bäckerei Bjarsch-Erbe, die nun den gesamten Bedarf decken muß. Backwaren liefert auch in erhöhtem Maße der Konsum. Unbekannt ist, was aus den Räumen der Frenzelschen Bäckerei künftig werden wird, die Pläne sind unbekannt. Aus der Geschichte der Gaußiger Bäcker ist nichts bekannt. Die Frage nach dem ersten Bäcker kann ich nicht beantworten. Die Privatbäckerei war früher jedenfalls viel verbreitet. 2.1.1970 296. Kennzeichen unserer Zeit sind die vielen Autos. Es wird auch viel gefahren. Ob jede Fahrt notwendig ist, mag dahingestellt bleiben. Erst in den letzten Monaten fällt mir auf, daß viele Autobesitzer wegen der Kinder fahren, d. h. die Kinder werden teilweise zur Schule gefahren – auch wieder abgeholt. Autobesitz deutet nicht mehr auf Reichtum wie ehemals hin. 3.1.1970 297. Seit dem 10.1.1970 herrscht ein arger Sturm. Da lockerer Schnee lag, entstanden viele Verwehungen. Diehmen hat schon zweimal Alarm gegeben. Am Kleebusch waren angeblich mehrere Autos stecken geblieben. Da die ganze Nacht über der Sturm tobte, war jeglicher Verkehr mit Autos, Bussen und Bahn eingestellt. Infolgedessen kam gestern auch keine Post, auch heute nicht. Die ärztliche Betreuung ist nur teilweise möglich. Bei Schmied Bergt hat sich eine 2 m hohe Wehe gebildet. Die Milch für den Konsum konnte erst am späten Nachmittag von Leutwitz geholt werden. Nicht alle Milch (von den Bauern) konnte gestern abgegeben werden. Das Mehl bei Bäcker Erbe (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/50 würde für 14 Tage reichen. Telefonverkehr mit Dresden war heute möglich. Die Gaußiger Feuerwehr wurde nicht alarmiert. Bestellte Backware (Semmeln) wurde nur teilweise bei Bäcker Erbe abgeholt, so daß 2 Körbe Semmeln am 10.1. nicht verkauft wurden. Auswärtige Kinder konnten nicht zur Schule kommen. ich besinne mich ähnlicher Zustände während des Krieges, als ich allein von Gaußig nach Siebitz kam und die Kinder nicht zur Schule kamen. 11.1.1970 298. Am 9.1.1970 fand ich einige frühere Arbeiten von mir. Sie waren alle im letzten Jahr des Krieges entstanden. Soll ich sie Herrn Lodni übergeben? Immer wieder taucht die Frage auf, wem ich bisherige Chronik übergebe. Daß ich sie auf keinen Fall Gaußig überlassen wollte, hatte seine Ursache in einer gewissen Verärgerung – Gaußig verdiene es einfach nicht, daß ich ihr nicht die Chronik überlassen wollte. Ich wünsche mir auch ein Wiedersehen mit Alfred Ranft, jetzt in Blankenstein. Er erinnert mich an die Wilsdruffer Zeit, die für mich sehr befruchtend war. Ich habe in letzter Zeit drei Hefte von Wilsdruff gefunden, ich bedaure, daß ich nicht mehr besitze. Wilsdruff ist für mich das Muster heimatkundlichen Schaffens, das ich selber kaum erreiche. Verärgert denke ich oft an den Mann, der mit meinen Vorträgen nicht einverstanden war. Ich war damals nicht schlagfertig genug, einer meiner häufigen Fehler. Sehnsucht nach Aussprachen mit Christian Schmidt, auf das Januarheft der Kulturschau warte ich. Das wtter hat die Überbringung verzögert. Es wird schwerfallen, für ihn einen Nachfolger zu finden. Ich müßte ihm einmal meine bisherigen 3 Hefte der Dorfchronik zur Kritik überlassen, u. R. natürlich. 11.1.1970 299. Wann kam der Schwanteich zu seinem Namen? Wann taucht er namenlos zuerst auf? Hat man von Anfang an markanten Örtlichkeiten Namen gegeben? Etwa Flüssen, Teichen, Bergen, Städten, Straßen. Wann machte sich Namensgebung notwendig? Jan. 1970 300. Im letzten Kriege sind die Lehrer Brückner, König und Mühlpfort, die an der hiesigen Schule angestellt waren, gefallen. Jan. 1970 301. Trotzdem ich die Geschichte Gaußigs schon vielseitig durchgearbeitet habe, so merkte ich doch immer wieder, daß mein bisheriges Wissen nicht allseitig ist, immer wieder stoße ich auf neue Lücken. Es ist dabei zweierlei möglich: 1. daß ich auf Fragen stoße, die ich schon früher lösen könnte, es fehlte nur die Problemstellung, die notwendige Frage, z. B. Zahl der Straßenlampen 2. es kann auch sein, daß ich auf neue Probleme stoße, die ich früher noch nicht kannte, die auch andere noch nicht kannten. Es können sich auch neue Fragen bilden – meinetwegen die Zahl der eingezogenen Lehrer während des Krieges. Das sind zukünftige Probleme: Dazu gehören die Frage nach der Zahl der Fahrräder, der Mopeds bei den Schulkindern. Die sich ändernden Fragen – Lehrer, Lampen, Arbeiter, Kinder – Jan. 1970 302. Vor Jahren, als der Graf dem Schulausschuß angehörte, äußerte ein hiesiger Einwohner bei einem zufälligen Zusammentreffen, der sich Lieb Kind machen wollte, er wüßte, daß die Leute den Grafen ständig bestehlenwürden. Er entgegnete ihm, das wüßte er längst. Er rechne damit, daß 10% der Ernte auf diese Weise verloren gingen. Das sei zwar ärgerlich, aber er brauche die Leute zur (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/51 Arbeit und da müsse er das Stehlen in Kauf nehmen. 22.1.1970 303. Der Weg am Friedhof wird der Dschungelweg genannt. Ob Einzelname oder allgemeine Bezeichnung konnte ich noch nicht feststellen. Ich fand ihn erst in letzter Zeit erstmalig erwähnt. Gaußig ist arm an Straßennamen. Genannt werden: Naundorfer Straße Medewitzer Straße Straße nach Diehmen Günthersdorfer Straße. Als etwas anzügliche Bezeichnung: die Sackzerre Jan. 1970 304. Am 25.11.1969 trat der erste Schneefall diese Winters ein. Kein Tauwetter in den folgenden Wochen bis 26.1.1970. Vom Bau einer Chronik hatte ein ehemaliger Großbauer anscheinend keine Ahnung, das merkte ich an einer Frage – ob ich noch etwas aus der Zeit von 1960 wüßte. Leider habe er vergessen, wann die letzten Zahlungen zur Tilgung alter Schulden erfolgt seien. Es erinnerte mich an Neudrauschkowitz, wo alte Rechte im Grundbuch heute noch nicht gelöscht sind. Jan. 1970 305. Doktor Bahr rechnete am 29.1.1970 mit einem Zugang an Grippekranken von täglich 80 bis 90 Personen. Es handelt sich also um eine Grippe-Epidemie, die allerdings meist harmlos verläuft und nach ungefähr 5 Tagen abgeklungen ist, ohne Fieber. Jan. 1970 306. Am 25. Jan. 1970 merkte ich ganz deutlich, und das war das erste Mal, daß auch wohlwollende Menschen meinen bisherigen Arbeiten fremd gegenüberstanden. Auf die mögliche Wirkung meiner Arbeiten auf die Mitmenschen auf ihr mögliches Interesse legte ich bisher wenig Wert. Das war wohl Schuld daran, daß ich bisher so wenig Echo auf meine Arbeiten fand. Jan. 1970 307. Wenn einer am Mittwoch mehr Eier als üblich zur Abgabestelle bei der Gemeinde bringt, und das vielleicht schon mehrmals tat, von dem sagt man, er habe das Kobelchen. In Gaußig sind nur 3 Personen, denen das nachgesagt wird. Ich lasse dahingestellt, ob es ein Kobelchen gibt, ob manche Menschen ungewöhnliche Gaben besitzen. Es gibt auch ernsthafte Menschen, die zugeben, daß sie nicht alles Geschehen der Welt ohne weiteres erklären können. Jan. 1970 308. Das seinerzeit ausgegebene Messinggeld, es wurden Stücke zu 20 Pfennig herausgebracht, ist im Verkehr nur selten anzutreffen. Ist es in Sammlerhände gelangt? Aber Unwahrscheinlichkeit! Daß die ebenfalls im vergangenen …(?) silbernen 3(5?)-Markstücke von Sammlern aufgekauft wurden, ist wohl möglich. Angeblich ist in der ersten Ausgabe auch ein Fehler enthalten – und solche Stücke erhalten sofort Seltenheitswert. Ich habe noch keines gesehen – geschweige denn besessen. Jan. 1970 (Abschrift ab S.366 der Handschrift durch Rudolf Erler, 2011. [Anmerkungen]) III/52 309. Es sind erst wenige dieser Ha Cu L(wohl HQL: Hochdruck-Quecksilberdampflampe)-Lampen angebracht – eine an der Ecke des Gasthofes, eine in Günthersdorf – aber in nächster Zeit soll die ganze Dorfstraße damit ausstaffiert werden. Die Lampen seien schon angekauft, versicherte mir der Bürgermeister (Mutscher) am 17.2.1970 310. Die Frau des verstorbenen Golenzer Bürgermeisters Lange war eine geb. von Hornofsky. Sie stammte von Wolgadeutschen ab und war verarmter Adel. Stammte von Pohla. 16.2.1970 311. wie Nr. 303 312. In den letzten Tagen habe ich die Aufzeichnungen für das Archiv notiert – es war eine Lücke entstanden, die aber nun ausgefüllt ist. Ich habe allerdings nur kurze Nachrichten aufgeschrieben und sehne mich nach umfassenderen Notizen. Für die Gemeinde ließen sich Nachrichten der letzten Vergangenheit zusammenstellen. Da die Menschen der Gegenwart nicht als sensationslüstern zu bezeichnen sind, ihre Gier wird durch die Fernsehsendungen getilgt, vermissen nur wenige den Fernsehapparat. Die winterlichen Sendungen – Skispringen und Eiskunstlaufen werden besonders gern gesehen, von manchen ebenso scharf abgelehnt. Febr. 1970 313. Vor ca. 14 Tagen ging das Gerücht um, das der frühere Gaußiger Bürgermeister Richard Jatzke – er wohnte zuletzt bei seiner Tochter in Bautzen, im Alter von 86 Jahren gestorben sei. Diese Nachricht hat sich als Gerücht erwiesen. Jatzke lebt noch, wenn auch körperlich behindert. nach allgemeiner Ansicht lebt ein fälschlich totgesagte Mensch noch jahrelang. 10.2.1970 314. Daß wir schon so lange Schneefall haben, geht allmählich auf die Nerven. Es ist auch noch kein Ende des Schneewetters abzusehen. Seit Menschengedenken gab es keinen solchen langen und strengen Winter. Als kalter Winter ist noch der Winter des Jahres 1929 in Erinnerung. Manche Menschen haben für abnorme Witterungen ein gutes Gedächtnis. 28.2.1970 315. Zur Bäckerei Frenzel (s. a. 295.): 1971 hätte die eben geschlossene Bäckerei Frenzel das 100jährige Bestehen feiern können. 1871 kam der erste Bäcker (Johann Traugott Frenzel) aus Bautzen Seidau nach Gaußig. Febr. 1970 316. Der gräfliche Kutscher kam beim Einfahren neugekaufter Kutschpferde ums Leben, die Pferde gingen damals durch. Sein Sohn war der spätere Generalvikar Dr. W. Soppa (Soppa, Wilhelm, Dr. (1888-1962) 1924-31 Domvikar und Ordinariatsassessor in Bautzen; 1933 Domkapitular, 1933-37 Generalvikar Bistum Meißen, 1938-60 Offizial Bistum Meißen)in Bautzen. (Ende der handschriftlichen Aufzeichnungen)