Liebe Freunde „Für eine Zeit wie diese“: Dieses Wort führte im vergangenen Sommer zur Entscheidung, das das Le Rüdli seine Türen für Flüchtlinge öffnen soll. Leitung und Vorstand kamen zum Schluss, dass das Bauernhaus sich am besten für Familien eignen würde. Wir nahmen Kontakt mit dem Gemeindepräsident von Spiez und mit der Verantwortlichen der Sozialdienste Spiez, sowie den Migrationsbehörden Thun auf. Damit war von Beginn an eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden möglich. Unser Angebot wurde gerne angenommen. Für uns bedeutete es umräumen und alles so vorbereiten, dass im Oktober in der unteren Wohnung eine irakische Familie mit 5 Kindern und nur einen Tag später in der oberen Wohnung eine kurdisch-irakische Familie mit 2 sehr kleinen Kindern, einziehen konnten. Drei der fünf Kinder gehen mittlerweile in den Kindergarten oder die Schule. Die Jüngste ist erst 3 und bleibt noch zu Hause. Für den 18jährigen Sohn ist bis heute noch keine Lösung gefunden worden. Es ist alles nicht so einfach und braucht sehr viel Zeit und Geduld. In der nächsten Woche werden wir mit der Verantwortlichen der Migrationsbehörde zusammensitzen um Bedürfnisse und weiteres Vorgehen zu klären. Der nicht abreissende Strom von Flüchtlingen führte dazu, dass wir von Anfang November für 3 Wochen auch im Chalet Flüchtlinge aufnahmen. Eine sehr positive Erfahrung für alle beteiligten Seiten. Nachdem bei uns die letzte Veranstaltung Ende November vorbei war, wurde das Chalet zu einer „Aussenstation“ des Durchgangszentrums Freyberg in Hondrich. Die Erfahrungen vor über dreissig Jahren mit der Aufnahme von tamilischen Flüchtlingen ins damalige JMEM Zentrum in Biel und in unsere Familie kommen uns in der heutigen Situation zustatten. Roger ist aktiv in die Betreuung der Flüchtlinge involviert und die täglichen Begegnungen schaffen Offenheit und Vertrauen. Seit einer Woche erteilt er einer ganzen Männergruppe Deutschunterricht. Azim ist ihm dabei als Übersetzer eine grosse Hilfe, da er Farsi, Arabisch und gut Englisch spricht. Das Bildungsniveau ist sehr unterschiedlich und die Einzelnen müssen dementsprechend abgeholt und ermutigt werden. Vieles musste in den vergangenen Wochen mit Verantwortlichen und Behörden abgeklärt werden, damit wir auf eine gute Integration hinarbeiten können. Möglichkeiten gibt es ja hier im Le Rüdli sehr viele…. Wir sind dankbar, konnten wir uns in den vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht auf diese Zeit vorbereiten. Das klare Wort, das wir vor 7 Jahren erhielten: „Get ready – macht euch bereit“ haben wir auf vielen Ebenen umgesetzt. Ganz praktisch auch im Bereich Landwirtschaft und Gemüseanbau. Wir haben gut vorbereitetes Land, das ab Frühjahr zur Selbstversorgung für viele bepflanzt werden kann. In der ersten Gruppe im November waren bereits einige, die mit Freude im Park alles Laub gerecht und als Abdeckung auf einen neuen Garten verteilt haben. Sie lernten praktisch, wie mit Pferdemist, Laub und Holzschnitzeln neue Gärten angelegt werden können. Die ganz praktische Unterstützung mit vielen warmen Winterkleidern und Schuhen von ein paar Familien aus dem Dorf zu Weihnachten hat uns sehr ermutigt. Wir konnten am Weihnachtstag für unsere Flüchtlinge eine richtige schöne Bescherung herrichten. Herzlichen Dank allen die dazu beigetragen haben, dass dies möglich wurde. In den letzten Monaten haben wir die verschiedenen Herausforderungen zu Zweit bewältigen können. Mittel-und langfristig benötigen wir dazu allerdings MitarbeiterInnen. Wir glauben es ist „für eine Zeit wie diese“ ebenfalls Zeit für ein neues Mitarbeiter Team. Im Bereich Gastfreundschaft-und Hauswirtschaft braucht es MitarbeiterInnen, da das Schlössli weiterhin als Seminar-und Gästehaus benutzt wird. Roger sucht einen AssistentIn damit er für seine anderen Aufgaben und Dienste mehr Zeit hat. Ursula sucht ebenfalls eine Assistentin im Büro, in der Organisation und Planung von Anlässen, Seminaren und Workshops. „Für eine Zeit wie diese“. Wir haben jetzt die grosse Chance Arbeitsprogramme zu entwickeln und umzusetzen, die bei der Integration unterstützen. Dies bedeutet Tagesstruktur und Rahmenbedingungen zu schaffen die es Migranten ermöglichen, sich in der schweizerischen Gesellschaft zurechtzufinden um in der Zukunft für den normalen Arbeitsprozess fit zu sein. Anderseits sind diese so konzipiert, dass diejenigen, die zum Wiederaufbau in ihre Heimat zurückkehren wollen, ihren „Rucksack“ mit dem was sie hier lernen und erfahren packen können Es ist die Stunde für die Praktiker: für Handwerker: Schreiner, Gärtner, Landschaftsgärtner, Landwirte, HauswirtschafterInnen und Allrounder. Kurz Fachleute, die ihr Können und Wissen in kleinen Arbeitsgruppen weitergeben können. Die daraus entstehenden Beziehungen werden ihnen langfristig zu einer guten Integration in unsere vollkommen andersartigen Gesellschaft verhelfen. Dringend gesucht sind: Männer!!! Ob jung oder älter, Senioren, die ihre langjährige Berufserfahrung mit Freude an Menschen weitergeben möchten oder junge Berufsleute, die anderen einen guten Start in eine doch sehr ungewisse Zukunft ermöglichen wollen. Wer wollte schon lange irgendwo einen humanitären Einsatz machen? Oder eine Auszeit mit einem humanitären Einsatz verbinden. Nachfolge Jesu ganz konkret leben? Hier auf dem Le Rüdli ist beides möglich: persönlich zur Ruhe kommen, Teil der Gemeinschaft sein und Menschen ganz praktisch auf ein Leben in der Schweiz vorbereiten oder ausrüsten zum Wiederaufbau in den vom Krieg versehrten Heimatländern. Bitte ruft uns an oder schreibt uns, wenn euer Interesse geweckt ist. Wir möchten so bald wie möglich mit Interessierten einen Informationstag durchführen. Nähere Angaben zu den verschiedenen Möglichkeiten gibt es auch auf unserer Webpage unter „Mitarbeit“. Auch in der „Stallgemeinschaft“ hat sich im vergangenen Jahr einiges verändert. Nach sieben Jahren ist Katrin Schlunegger mit ihren zwei grossen Pferden Indi und Roscoe ins langersehnte eigene Heim gezogen. Noch vor ihrem Auszug kam jedoch bereits eine Anfrage, zwei Pferde bei uns aufzunehmen. Mittlerweile sind alle Ställe in der Scheune vermietet und wir sind dankbar für das gute Miteinander. Wir freuen uns darüber, dass das Le Rüdli für immer mehr Menschen und auch Tiere zu einem Zuhause und einem Zufluchtsort wird. Zudem ist die therapeutische Wirkung der grossen und kleinen Pferde für traumatisierte Erwachsene und Kinder eine grosse Bereicherung in unserer Arbeit mit Menschen. Auch in dieser Beziehung haben wir im vergangenen Jahr viel Gutes erlebt. Unsere zwei kleinen Ponys sind bei den Kindern sehr beliebt, ebenso wie unsere beiden Eselchen. Der jährliche Einsatz als Samichlous Eseli wird zum wichtigen Bindeglied zwischen uns und jungen Familien im Dorf.