Patientenmerkblatt „Gefässverschlüsse“ Auch im Auge können Verschlüsse der Netzhautarterien und Netzhautvenen auftreten. Diese zum Teil sehr schwerwiegenden Augenkrankheiten können zu einem erheblichen, zum Teil bleibenden Sehverlust führen. Häufig leiden Patienten mit Gefässverschlüssen der Netzhaut an einem zu hohen Blutdruck oder an einem erhöhten Cholesterin- und Blutfettwert. Andere Risikofaktoren für Gefässverschlüsse sind Übergewicht und Rauchen, sowie eine Belastung in der Familiengeschichte. Venenverschlüsse der Netzhaut Es gibt einerseits Verschlüsse der Zentralvene als auch der kleineren Venenäste. Die Patienten klagen meist über eine schmerzlose Sehschärfenverminderung, welche zumeist nur einseitig auftritt. Klinisches Bild: Bei der Untersuchung mit dem Mikroskop findet man auf der Netzhaut zahlreiche fleckförmige Blutungen, Netzhautschwellungen und auch harte und weiche Exudate. Bei der Zentralvenenthrombose gibt es zwei Typen: Gut durchbluteter Typ: Bei diesem Patienten erholt sich die Sehschärfe häufig wieder innerhalb Wochen bis Monaten. Schlecht durchbluteter Typ: Bei diesen Patienten bleibt meist eine starke Sehverminderung auf dem betroffenen Auge bestehen. Es können sogar noch schwerere Komplikationen auftreten wie beispielsweise ein grüner Star als Folge des Gefässverschlusses. Behandlung: Häufig müssen Patienten mit Venenverschlüssen zuerst an einer Augenklinik eine Fluoreszenzangiographie (=Gefässdarstellung mit Kontrastmittel) durchführen lassen. Aufgrund dieser Bilder kann beurteilt werden, ob eine Lasertherapie notwendig und auch effektiv sein kann. Die Laserbehandlung dient nicht primär nur dazu, dass der Patient wieder besser sehen kann, sondern hat vor allem den Zweck schwere Komplikationen wie Blutungen in den Glaskörperraum oder auch einen erhöhten Augeninnendruck zu vermeiden. Verlauf und Procedere: In den ersten Wochen bis Monaten nach einer Venenthrombose müssen regelmässige monatliche bis zweimonatliche Kontrollen im ersten Jahr durchgeführt werden. Das 1 Patientenmerkblatt Gefässverschlüsse Wahrscheinlichkeit, dass eine Venenthrombose auch am zweiten Auge auftreten kann, ist bei Risikopatienten grösser. Deshalb muss man häufig auch blutverdünnende Medikamente verordnen. Bei Augeninnendruckerhöhung ist auch eine Lokaltherapie mit drucksenkenden Augentropfen notwendig. Arterienverschluss der Netzhaut: Gefässverschlüsse der Netzhautarterien können einerseits am Sehnervenkopf selber, als auch bei den grösseren und kleineren Netzhautgefässen auftreten. Dies führt meist zu einer massiven schmerzlosen Sehverminderung. Die Risikofaktoren sind ebenfalls hoher Blutdruck, erhöhte Cholesterin- und Blutfettwerte, Übergewicht und auch Rauchen. Therapie und Verlauf: Meistens bleibt ein starker Sehverlust bestehen, nur selten lösen sich die kleinen Verschlüsse in den Gefässe wieder auf und es kommt zu einer Sehverbesserung. In ganz seltenen Fällen kann in den ersten sechs Stunden durch eine gezielte Augeninnendrucksenkung und eine intravenöse Abgabe von verschlusslösenden Medikamenten eine Verbesserung erreicht werden. Nach einem Verschluss der Netzhautgefässe muss man eine gründliche internistische Abklärung durchführen. Häufig müssen nachher blutverdünnende Medikamente eingenommen werden, damit ein solcher Verschluss sich nicht auch am zweiten Auge ereignen kann. Huwyler 2001 2