Gefässerkrankungen der Netzhaut Krankheitsformen und Ursachen Die Netzhaut wird im wesentlichen von einer grossen Arterie und einer grossen Vene versorgt, die sich in 4 Netzhautarterien (Blutzuleitung) bzw. 4 Netzhautvenen (Blutableitung) verzweigen. Die Arterie und die Vene erreichen die Netzhaut mit dem Sehnerv (Arteria und Vena centralis retinae). Verschlüsse der Zentralarterie können, je nachdem ob sie vollständig oder unvollständig sind, zu vollständigem oder teilweisem Sehverlust führen. Verschlüsse der vier aus der Zentralarterie hervorgehenden Arterie, führen zu Gesichtsfeldausfällen und, wenn die temporalen Äste betroffen sind, häufig zum Verlust der Lesefähigkeit, weil die Blutversorgung der Stelle des schärfsten Sehens (Macula) mitbetroffen ist. Verschlüsse der Venen können eine leichtgradige Sehverschlechterung bedingen, wenn sie unvollständig sind; wenn sie vollständig sind, sie können aber auch einen kompletten Sehverlust verursachen, wenn die arterielle Blutversorgung mitbetroffen ist. Die häufigste Ursache sowohl von arteriellen als auch von venösen Gefässverschlüssen ist die artherosklerotische Gefässerkrankung, besonders im höheren Lebensalter, bei erhöhten Blutfetten und Cholesterin und bei Bluthochdruck (Hypertonie). Verlauf Gefässverschlüsse treten im allgemeinen plötzlich auf und verursachen dann auch eine plötzliche eintretende Sehverschlechterung. Im Verlauf einer vollständigen oder teilweisen Gefässverschlusserkrankung realisieren sich nicht selten weiter Komplikationen wie z. B. das hämorrhagische Sekundärglaukom: Hier kommt es aufgrund des durch den Gefässverschluss bedingten Sauerstoffmangel zur Bildung von krankhaften Gefässneubildungen der Netzhaut und/oder der Regenbogenhaut und im Kammerwinkel, der für den Abfluss des Kammerwassers zuständigen Region des Auges. Hierdurch entsteht nicht selten ein massiver Augendruckanstieg. Häufig, insbesondere bei Venenverschlüssen, die die Netzhautmitte (Macula) betreffen, entsteht ein cystoides (zystenartiges) Maculaödem. Nur bei unvollständigem Venenverschlüssen kann es zu einer weitgehenden Wiederherstellung der Funktion ohne Therapie kommen. Diagnostik Allgemein gilt, dass auch bei Gefässverschlüssen der Netzhaut nicht Resignation und therapeutischer Nihilismus angebracht sind, sondern eine möglichst frühzeitige Differentialdiagnose der genauen Verschlussform und deren Ursache. Allerdings sind bleibende Funktionseinschränkungen trotz intensiver Therapie oft unvermeidbar. Wichtige diagnostische Massnahmen sind u.a. die Untersuchung der Blutgerinnung, der Herzfunktion, der Ausschluss bestimmter entzündlicher und immunologischer Erkrankungen, die Ultraschalluntersuuchung der Halsschlagader, eine genaue Netzhautuntersuchung und eine Fundusangiographie und/oder eine Untersuchung mittels optischer Cohärenztomografie (OCT). Behandlung Die Behandlung des akuten Gefässverschlusses (sowohl arteriell als auch venös) erfordert ein rasches Eingreifen, also möglichst bevor Netzhautzellen durch akuten Sauerstoffmangel dauerhaft geschädigt sind. Hier wenden wir in Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt oder Internisten eine blutverdünnende und nötigenfalls auch antientzündliche Therapie an. Häufig ist eine allgemeine Infusionstherapie erforderlich, die wir direkt in unserer Tagesklinik ausführen können. Bei älteren Verschlüssen ist nach entsprechender Diagnostik häufig eine allgemeine oder sektorielle Lasertherapie angezeigt, um einen sekundären grünen Star zu vermeiden oder zu behandeln. Häufig ist die Sehschärfe nach Gefässverschlüssen durch eine durchblutungsbedingte Störung der Macula erheblich beeinträchtigt. Zur Behandlung des Maculaödems wenden wir je nach Ausprägung eine intravitreale Injektion eines winzigen Medikamentendepots (Injektion in den Glaskörperraum des Auges) und oder eine vorsichtige, fokale Lasertherapie an. Besonders bewährt hat sich bei uns die rechtzeitige Anwendung der intravitrealen Therapie, durch die der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst werden kann. Zur Verbesserung von Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Macula können auch bestimmte allgemeine Medikamente beitragen. Das moderne Blutreinigungsverfahren der Plasmapherese (Rheopherese) bietet bei bestimmten, nicht zu alten Verschlüssen Aussicht auf Funktionsstabilisierung oder Funktionsbesserung. Wir verfügen in unserer Praxis über alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Für Fragen und weitere Auskünfte stehen Ihnen meine Mitarbeiterinnen und ich gerne zur Verfügung. Dr. Hartmut Kuck Augenarzt FMH