Ergänzung zur Anhörung im Landwirtschaftsauschuss von Herrn

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Sehr geehrter Gemeinde Böhl-Iggelheim, sehr geehrter Herr Bürgermeister Roos, sehr geehrte
Fraktionsvorsitzende,
im Nachgang zu o. g. Anhörung erlaube ich mir Ihnen noch folgende Ergänzungen zukommen zu lassen:
Die Gemeinderatsmitglieder Otto Hüther und Jürgen Schweitzer sagten, ich habe nur in Schlagworten
informiert, Hr. Hüther mutmaßte ich wüsste noch mehr.
Das ist schon so, allerdings erlaubten die vielen Wortmeldungen, die Kürze der Zeit und die Tatsache, dass
ich von der Veranstaltung erst so spät erfuhr und mich nicht darauf vorbereiten konnte keine strukturierte
und ausführliche Stellungnahme.
Dies möchte ich nun in diesem Schreiben nachholen, wenn Sie es mir gestatten.
Ich möchte nicht auf die gesamte Thematik Grüne Gentechnik eingehen, sondern nur einige Punkte
ansprechen, über die mir u. a. Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen, aus dem Buch "Gefahr
Gentechnik" von Manfred Grössler und dem Filmbericht "Leben außer Kontrolle" (der im SWR am
17.04.2004 ausgestrahlt wurde und der im Naturkostladen "Abraxas" in Neustadt ausgeliehen werden kann).
Geschäftsgebahren Mosanto
Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, wird derzeit die genetisch veränderte Maissorte MON810 von der
Bundessortenanstalt in Neustadt im Versuchsanbau getestet.
Sollte diese Maissorte später einmal freigegeben werden, so möchte ich vor allem die Landwirte unter Ihnen
darüber informieren, wie der Hersteller dieses Produktes, die US-Firma Monsanto, anderenortes mit
Landwirten umgeht.
1. Beispiel: Kanada, Raps
Dort wird seit 1996 gentechnisch veränderter Raps u. a. dieser Firma angebaut. Eines Tages bemerkte
Percy Schmeisser, ein biologisch wirtschaftender Rapsbauer und Saatgutzüchter, dass auf seiner
Ackerpfläche Rapspflanzen aufgingen, die er nicht ausgesät hatte. Eine Analyse ergab, dass es sich um
Monsanto-Raps handelte, der von einem Nachbarfeld zugeflogen sein musste. Percy Schmeisser, dessen
Ernte sich nun nicht mehr als gentechnikfrei verkaufen ließ verlangte von Monsanto die Entfernung dieser
Pflanzen und Schadenersatz.
Monsanto konterte mit einem Verfahren wegen Lizenzvergehen und forderte seinerseits Schadenersatz von
Percy Schmeisser. Die Gerichtsbarkeit gab Monsanto recht, für das Gericht spielte es keine Rolle, dass
Percy Schmeisser's Anbauflächen, mit diesem GVO-Samen ohne eigenes Zutun kontaminiert wurde.
Der oberste Gerichtshof Kanadas erließ ihm allerdings die Schadenersatzforderungen des ArgrarchemieKonzerns.
Interessant ist es hierbei zu wissen dass der kanadische Staat an den Einnahmen von Monsanto beteiligt
ist.
Tausenden anderer Farmer erging es ähnlich.
Nach nur acht Jahren war in Kanada kein Anbau von gentechnikfreiem Raps mehr möglich.
Es herrscht nun unter den Rapsbauern ein Klima aus Mißtrauen, Bespitzelung und Angst, Monsanto
beschäft sogar Gen-Detektive und bezahlt Bauern Prämien, die ihre Kollegen anzeigen. Die Verträge
zwischen den kanadischen Bauern und Monsanto kommen einer Versklavung der Landwirte gleich.
Der bayerische Bauernverband hat nach einer Vortragsreihe von Percy Schmeisser in Bayern bei Minister
Horst Seehofer gegen den Anbau von GVO interveniert.
Es wurde bei der Anhörung behauptet, ich baue ein Feindbild auf. Das ist gar nicht mehr notwendig, das hat
Monsanto selbst getan. In Kanada ist Monsanto mittlerweile der am meisten gehasste Konzern. (Interview
mit Percy Schmeisser)
2. Beispiel: Indien, Baumwolle
Monsanto verteilte hier kostenlose Werbevideos an die Bauern. In diesen wurde erklärt dass beim Anbau
der gentechnisch veränderten Baumwollsorte Bolguard, so gut wie keine Pestizide mehr gebraucht würden
und dass außerdem die Erträge höher wären als bei herkömmlichen Sorten. Die Bauern glaubten das und
nahmen Kredite bei Banken auf um das 4 mal so teuere Gensaatgut zu erwerben. Die ersten Jahre ging
alles gut, Monsantos Versprechen schienen sich zu erfüllen.
Doch dann gab es eine katastrophale Missernte. Die Erträge brachen dramatisch ein und der eingebaute
Insektenschutz funktionierte nicht mehr.
Die Bauern mussten zusätzliche Mittel für Pestizide aufbringen und sich weiter verschulden. Das führte
dazu, dass tausende indischer Bauern Selbstmord begingen. Monsanto leugnet diese Dinge und lehnt bis
heute jede Verantwortung und Wiedergutmachung ab. Das indische Landwirtschaftsministerium steht
Monsanto mittlerweile äußerst kritisch gegenüber.
3. Beispiel: Indonesien, Bestechung
Monsanto darf dort zwei Jahre lang seine Produkte nicht mehr verkaufen, weil herauskam, dass Monsanto
versuchte Regierungsbeamte zu bestechen.
Nahrungsmittelsicherheit, gesundheitschädliche Auswirkungen gentechnisch
veränderter Organismen (GVO):
Über die viel zitierten "bestgetesteten Nahrungsmittel der Welt" gibt es weltweit keine einzige
veröffentlichte wissenschaftliche Langzeitstudie über gesundheitliche Auswirkungen auf Mensch und Tier.
Fütterungsversuche laufen unter teilweise sehr zweifelhalften Bedingungen ab und es gibt auch nur wenige
brauchbare Kurzzeitstudien.
Quelle:
Dr. Univ.-Prof. Terje Traavik, wissenschaftlicher Direktor, GENOK-Norwegisches Institut für GenÖkologie, Professor für Gen-Ökologie, Medizinische Fakultät Tromsö, Norwegen.
Jack Heinemann, Direktor, NZIGE-Neuseeländisches Institut für Gen-Ökologie Ass. Prof., Fakultät für
biologische Wissenschaften, Canterbury Universität, Christchurch, Neuseeland
Hier noch weitere Zitate derselben Quelle:
"... Es gibt nur ganz wenige Studien über physiologische oder pathologische Auswirkungen und
und diese zeigen einen ziemlich Besorgnis erregenden Trend:
- von der Industrie durchgeführte Studien geben keinerlei Hinweise auf Probleme aber oft
Auswirkungen auf, die einen sofortigen Nachvollzug zur Kontrolle verdienen würden. Diese nötigen
Nachfolgestudien wurden jedoch aus zweierlei Gründen nicht durchgeführt:
das Geld für unabhängige Forschung ist nicht zu bekommen und die Gentechnik-Firmen stellen kein
Gentechnik-Material für weitere Analysen zur Verfügung."
"Bt-Toxine in Bt-transgenen genmanipulierten Pflanzen:
Es ist von vornherein sehr wichtig zu wissen, dass die in genmanipulierten Pflanzen ausgedrückten BtToxine niemals sorgfältig analysiert worden sind und daher ihre Eigenschaften nicht bekannt sind. Es sollte
aber von Anfang an klar sein, dass sie sich erheblich von den bakteriellen Bacillus thuringiensis Protoxinen,
die seit Jahrzehnten in der organischen und traditionellen Land- und Forstwirtschaft verwendet werden,
unterscheiden.
Bei Extrapolation zeigen diese eine Anzahl potentieller ungewollter biologischer Charakteristika der
Löslichkeit des Proteins unter natürlichen Bedingungen und Auswirkungen auf Zellen von Insekten und
Säugetieren bis zur Ablagerung und ungelanten Folgen in der Natur. In den letzten Jahren ist in der LIteratur
eine Anzahl von Beobachtungen erschienen, die man als "frühe Warnung" vor potentiellen Gesundheits- und
Umweltrisiken bezeichnen kann. Es gibt aber kaum ausgedehnte Studien."
jede Freisetzung von GVO ein unverantwortliches
Risiko für das Leben der Menschen und die Natur, da viele Fragen nicht restlos d. h. langzeitlich
Nach Terje Traavik und Jack Heinemann bedeute
und ganzheitlich geklärt seien: GVO müssten wie ein Medikament getestet werden. Erst die volle Befolgung
des Vorsorgeprinzips vor jeder Anwendung könne grünes Licht für GVO geben, falls dies überhaupt
jemals möglich sein wird.
Jedenfalls sei die Freisetzung von GVO zurzeit ganz klar unverantwortlich!"
Hier noch ein paar Meldungen zu diesem Aspekt:
● Sogar die EU-Kommission räumt mittlerweile in einem Bericht ein, dass die Auswirkungen von
gentechnisch veränderten Pflanzen wie dem Genmais MON810 auf Umwelt, Tier und Mensch
bisher nur unzureichend untersucht worden seien. (Die Studie liegt mir in englischer Sprache vor).
● Im Vorfeld der Beratungen des Gesundheitsausschuss (am 5.10.04) zum Gentechnik-Gesetz legt
die Umweltorganisation GLOBAL 2000
eine weitere Studie vor, die Hinweise auf gesundheitliche Risiken von Gentech-Pflanzen liefert.
"Hier weisen die Forscher nach, dass es einen Übergang von DNA aus der Nahrung auf den
Organismus gibt", kommentiert GLOBAL 2000-Gentechnikexperte Werner Müller die Studie.
http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_gesundheit/7416.php
● Hamburg, 19.11.2005: Die australische Forschungsorganisation CSIRO (Commonwealth Scientific
and Industrial Research Organisation) stellt ihre rund zehn Jahre dauernde Forschung an GenErbsen ein. Grund: Fütterungsversuche bei Mäusen führten zur Erkrankung der Versuchstiere. Die
rund 12 Tonnen der bislang geernteten Gen-Erbsen sollen vernichtet werden.
Es gibt eine Fülle weiterer Meldungen, die auf schädliche Wirkungen von GVO bei Tierversuchen hinweisen.
Zum Umgang mit Wissenschaftlern, die gesundheitsschädliche Auswirkungen
feststellten
● Angelika Hilbeck, die Nebenwirkungen von Bt-Mais auf Florfliegenlaven gefunden hatte: Ihr Vertrag
wurde an der schweizerischen Forschungsanstalt nicht verlängert.
● Ignancio Chapela hatte auch keine Chance auf Vertragsverlängerung an der Universität von
Berkeley als er nachwies, dass traditionelle mexikanische Maissorten - trotz eines strikten
Anbauverbotes von Genmais in Mexiko - mit Konstrukten von Genmais kontaminiert waren.
● Der ungarische Forscher Arpad Pusztai führte 1998 am Rowett-Institut in Aberdeen
Fütterungsversuche mit Ratten durch. Die Ergebnisse waren so besorgnis erregend, dass er mit
ihnen in die Öffentlichkeit ging. Die mit GV Kartoffeln gefütterten Ratten zeigten Wandverdickungen
im Dünndarm sowie signifikant längere Darmzotten und signifikant mehr intraepitheliale
Lymphozyten. Daraufhin verlor er seine Stelle.
Terje Traavik schätzt die Anzahl unabhängiger Wissenschaftler auf kleiner als 5 % und er befürchtet, dass
es in Zukunft bald keine mehr geben wird.
Gegenargument zu "Gentechnik macht das Gleiche wie die Natur"
"Das am häufigsten zitierte "Pro-Argument", gentechnische Veränderungen passiere auch in der Natur, ist
nicht haltbar. Natürliche DNS entsteht über sehr lange Zeiträume im lebenden Organismus, gentechnisch
veränderte DNS wird innerhalb kürzester Zeit im Labor synthetisiert, wobei zweckorientierte
Genkombinationen ohne Rücksicht auf natürliche Barrieren (Reproduktion) konstruiert werden."
Quelle: DI Werner Müller, unabhängiger Risikoforscher, Mitarbeiter bei GLOBAL 2000,
Sachverständiger für die Akkreditierung von Biokontrollstellen, Mitglied der Österreichischen
Gentechnikkommission, Wien
Ich könnte hier noch stundenlang Experten zitieren und Beispiele nennen zu allen möglichen Aspekten
dieses Themas, aber ich möchte Sie nicht erschlagen, das Thema ist komplex und kompliziert.
Wenn Sie noch weitere Fragen haben, kann ich Ihnen nur die dringende Empfehlung geben, sich an
mehrere, möglichst unabhängige Quellen zu wenden, da sich die Aussagen der Hersteller und
unabhängiger Wissenschaftler dramatisch widersprechen. .
Mir sind Meldungen bekannt, nach denen es mittlerweile für alle Argumente und Unbedenklichkeitsaussagen
der Befürworter der Grünen Gentechnik, die teilweise auch von RLP AgroScience GmbH am 30.05.2005 bei
der Anhörung vorgebracht wurden, qualifizierte Gegenargumente und Besorgnis erregende Studien von
renommierten, namhaften und unabhängigen Wissenschaftlern gibt.
Bitte bedenken Sie, es geht bei der Freisetzung dieser Risikotechnologie um sehr, sehr
viel, es ist keine theorethische Schaumschlägerei.
Es geht um die Sicherheit unserer Nahrungsmittel, es geht um den Erhalt unserer
Biosphäre, es geht vor allem um Verantwortung für nachfolgende Generationen.
Ich möchte als Nichtwissenschaftler bzw. lernender Laie zum Schluß meines Schreibens
noch einmal den hochkarätigen Fachmann Terje Traavik bemühen.
Er sagt im Film "Leben außer Kontrolle", dass es sich bei der Freisetzung von
gentechnisch veränderten Organismen um etwas ganz anderes handele als bei einer
chemischen Vergiftung. Selbst eine chemische Kontamination ließe sich mit der Zeit und
mit entsprechendem Aufwand wieder bereinigen.
Bei einer "biologischen Verseuchung" (nach Andrew Kimbrell, Verbraucheranwalt USA)
durch GVOs genüge hingegen eine kleine Ursache um eine ökologische Katastrophe in
unserer Biosphäre auszulösen, die nicht mehr rückholbar ist.
freundliche Grüße von Reinhold Siener, BUND Kreisgruppe Südpfalz
Tel. 06342-922 645
P.S. Im Anhang finden Sie noch den Lagebericht "Koexistenz ist unmöglich", über den Anbau von
GVO-Mais in Spanien.
Ich habe übrigens nichts dagegen wenn Sie dieses Schreiben dem Bundessortenamtes bzw. RLP
AgroScience GmbH zur Verfügung stellen.
Über eine fachliche Stellungnahme würde ich mich sogar freuen.
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