„Plastische Chirurgie an Österreichs Kliniken“ Infotag Angeborene kindliche Fehlbildungen Mittwoch, 25. September 2013 Presserückfragen: Fischill PR Kochgasse 4 1080 Wien [email protected] 01/408 68 24-0 www.fischill.at INHALT 1. Aktueller Text 2. Rekonstruktive Chirurgie im Kindesalter 3. Facts & Figures 4. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie 1 Aktueller Text Chirurgische Hilfe für Kleinkinder Angeborene kindliche Fehlbildungen können häufig durch den/die erfahrene/n Plastischen ChirurgIn behoben werden Statistiken zufolge wurden im Jahr 2012 in Österreich um die 77.7001 Kinder geboren. Von diesen weisen schätzungsweise 2 % 2 genetische Besonderheiten oder körperliche Fehlbildungen auf, im Fachjargon auch congenitale Anomalie (angeborene Fehlbildung) genannt. Neben funktionellen Beeinträchtigungen wie Lippen-Gaumen-Kieferspalten, Herzfehlern oder Klumpfüßen kommen besonders häufig auch rein äußerliche Anomalien vor; beides kann einem Kind nicht nur physischen, sondern auch psychischen Schaden zufügen. Die plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie spielt daher auch im Kindesalter eine bedeutende Rolle. Betroffenen Kindern wird so oft nicht nur eine normale Kindheit – ohne Ausgrenzung und Hänseleien durch andere Kinder – ermöglicht, sondern bei gravierenden funktionellen Beeinträchtigungen erst ein langfristiges Überleben ermöglicht. Eine frühzeitige Operation schafft die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung Von den 77.700 Kindern, die in Österreich pro Jahr geboren werden, leiden beispielsweise etwa 35 unter einer Kraniosynostose. Schwere ästhetische aber auch funktionelle Probleme können die Folge sein. Denn im Fall einer "Kraniosynostose" schließen sich eine oder mehrere Schädelnähte vorzeitig, wodurch der Kopf in die betroffene Richtung am Wachsen gehindert wird. 1 2 http://www.statistik.at/web_de/presse/069938 http://de.wikipedia.org/wiki/Fehlbildung In die noch möglichen Richtungen, nämlich dorthin wo die Nähte noch offen sind, wird der Kopf weiterhin größer, was zu teils erheblichen Deformitäten und Asymmetrien führt. Auch Teile des Gesichtes können betroffen sein. „Nur eine frühzeitige, chirurgische Öffnung der vorzeitig verschlossenen Knochennähte kann eine normale Wachstumsentwicklung des Gehirn- und mitunter auch des Gesichtsschädels ermöglichen. Bleibende Schäden können so vermieden werden.“, so Univ.-Prof. Dr. Schwabegger von der Univ. Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie Innsbruck. Funktionellen Störungen als Folge der Fehlbildung Denn besonders dann, wenn mehrere Nähte betroffen sind, ist die Gefahr, gravierende Folgeschäden zu erleiden, groß. Durch die eingeschränkten Wachstumsmöglichkeiten des Kopfes mit gleichzeitiger Zunahme der Gehirnmasse steigt der Gehirndruck an, was zu einer Schädigung von Gehirn und Sehnerv führen kann. Damit verbunden sind oft auch chronische Atemwegserkrankungen wie Bronchitis oder Nebenhöhlenentzündungen, Schwierigkeiten beim Essen sowie Hör- oder Sprachstörung. Ähnlich verhält es sich bei anderen angeborenen Fehlbildungen, wie zum Beispiel am Brustkorb oder an den Händen, wo funktionelle Beeinträchtigungen einerseits Atem- oder Kreislaufprobleme und andererseits Invalidität verursachen können. Auch hierbei gilt es, frühzeitig einen möglichen Behandlungsplan zu erstellen, um funktionelle Probleme und auch ästhetische Mängel, die unter Umständen auch entstellend sind, frühzeitig beheben zu können. Kinder leiden unter Ausgrenzung „Auch bei leichteren Fehlbildungen, beispielsweise abstehenden Ohren, kann es bei Kindern zu einem großen Leidensdruck kommen. Durch eine ästhetische Korrektur wird die Voraussetzung für eine bessere Persönlichkeitsentwicklung und eine psychosoziale Eingliederung geschaffen“, erläutert er die vielschichtige Problematik, der sich Kinder mit Fehlbildungen ausgesetzt fühlen. Eingriffe an Kindern erfordern von den Chirurgen und Chirurginnen großes fachliches KnowHow sowie jahrelange Erfahrung und regelmäßige Weiterbildung auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie. Zudem werden Behandlungen von komplexen Fehlbildungen mehr und mehr interdisziplinär, so dass zum Beispiel bei angeborenen Gefäßfehlbildungen (Blutschwämme, venöse Malformationen etc.) mehrere Fachdisziplinen wie Pädiater, Radiologen, Gefäßchirurgen etc. eingebunden werden, um die Erkrankungen in sog. Boards zu besprechen und Behandlungspfade vorzuschlagen oder festzulegen. 2 Rekonstruktive Chirurgie im Kindesalter3 Die Rekonstruktive Chirurgie wird notwendig, wenn Form und Funktion des Körpers wiederhergestellt (rekonstruiert) werden müssen. In der Regel ist dies nach einem Unfall, einer Krebsoperation oder bei angeborenen Fehlbildungen der Fall. Plastisch-rekonstruktive Chirurginnen und Chirurgen korrigieren Haut und Weichteile, Muskeln, Sehnen und periphere Nerven sowie Knochen und Knorpel. Sie stellen Funktionen an den Gliedmaßen wieder her, ebenso wie die Fähigkeit zur Mimik im Gesicht. Auch abgetrennte Gliedmaßen können wieder erfolgreich angenäht werden. Mit Hilfe des Mikroskops und extrem kleiner Instrumente kann der Chirurg sogar einzelne Nervenfasern wieder reparieren. So können selbst Lähmungen und Sensibilitätsverluste oft mikrochirurgisch oder mit so genannten Ersatzoperationen erfolgreich therapiert werden. Plastische Chirurgie im Kindesalter Auch im Kindesalter spielt die plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie eine bedeutende Rolle. Sie erlaubt betroffenen Kindern eine normale Kindheit - ohne Ausgrenzung von und Hänseleien durch andere Kinder. Für Operateure stellen Eingriffe bei Kindern eine besondere Herausforderung dar. Plastische ChirurgInnen verfügen daher über jahrelange Erfahrungen und bilden sich regelmäßig auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie im Kindesalter fort, um sich auf dem technisch aktuellen Stand zu befinden. Die typische plastisch-rekonstruktive Chirurgie im Kindesalter betrifft - Abstehende Ohren - Entstellende Muttermale und Hämangiome - Handfehlbildungen -craniofaciale Missbildungen - Gynäkomastie - Korrektur entstellender oder funktionsbeeinträchtigender Narben Abstehende Ohren4 3 Quelle: http://www.dgpraec.de/patienten/fachinfos/rekonstruktive-chirurgie/ (22.04.13) Bei abstehenden Ohren handelt es sich um eine angeborene Ohrmuschelfehlbildung – der Abstand und der Winkel zwischen Ohr und Kopf sind größer als im Normalfall. Oft sehen die Ohren auch unterschiedlich aus. Weil Ohrknorpeln bis zur Vollendung des fünften Lebensjahres wachsen können, sollten Operationen erst danach durchgeführt werden. Es gibt unterschiedliche Operationsmethoden, um das Ohr näher an den Kopf zu bringen. Meist werden Operationen über einen Hautschnitt am Hinterrand des Ohres durchgeführt, damit später Narben möglichst unsichtbar sind. Entstellende Muttermale sowie Hämangiome Große und teilweise stark behaarte Muttermale, Feuermale oder Hämangiome sind angeboren und in der Regel harmlos, jedoch können sie – abhängig von deren Lage – psychosoziale Probleme und Ausgrenzung verursachen. Insbesondere an sichtbaren Stellen wie Gesicht und Hände muss daher frühzeitig eingegriffen werden. Dies gilt aber auch für den Genitalbereich. Muttermale werden meist operativ entfernt, je nach Größe sind dafür manchmal mehrere Eingriffe notwendig. Feuermale sind meist sehr ausgedehnt. Es handelt sich um oberflächliche Blutkapillaren, die sehr gut auf eine Laser-Therapie ansprechen. Die gutartigen Geschwulste, sogenannte Hämangiome, kommen im Kindesalter am häufigsten vor. Meist treten sie kurz nach der Geburt auf und wachsen dann bis etwa zum sechsten bis achten Lebensmonat. In der Regel bilden sie sich im Verlauf der nächsten zwei bis drei Jahre langsam wieder zurück. Eine intensive Zusammenarbeit mit Kinderärzten ermöglicht eine optimale, frühzeitige Behandlung. 4 vgl. Beiler, Hans Albert: Plastische Chirurgie im Kindesalter. In: http://www.yourfirstmedicus.de/marktplatz/fachartikel/plastische-chirurgie-im-kindesalter-von-herr-privdoz-dr-med-hans-albert-beiler-facharzt-fuer-kinderchirurgie-ettlingen (01.07.2013) Gynäkomastie und ihre Versorgung Bei der Gynäkomastie handelt es sich um die „männliche Brust“ – eine an einer oder beiden Seiten vergrößerte Brustdrüse des Jungen in der Pubertät. Oft kann diese so ausgeprägt sein, dass sich betroffene Jungen schämen, ins Schwimmbad zu gehen oder am Sportunterricht teilzunehmen und Angst haben, gehänselt zu werden. Bei einer großen Anzahl bilden sich die vergrößerten Brustdrüsen auch nach der Pubertät nicht mehr zurück. Durch plastische Chirurgie können die vergrößerten Brustdrüsen durch einen kleinen Schnitt unterhalb der Brustwarze entfernt werden. Dabei wird ambulant und in Narkose die vergrößerte Brustdrüse vollständig entfernt. Komplikationen sind sehr selten und die Patienten sind in der Regel bereits einen Tag nach dem Eingriff weitestgehend schmerzfrei. Korrektur entstellender oder funktionsbeeinträchtigender Narben Entstellende oder funktionsbeeinträchtigende Narben können sich nach Unfällen, Stürzen aber auch Operationen bilden. Gesicht, Hände, Hals, Dekolletee sowie der Brustbereich sind Areale, an denen Narben besonders störend sind. Diese müssen deshalb korrigiert werden. Narbenkorrekturen werden aber nicht nur aus ästhetischen Gründen durchgeführt – im Kindesalter können Narben zu einem bleibenden Fehlwachstum mit nachfolgender Fehlfunktion führen. Um Narbenkeloide zu vermeiden ist es wichtig, bei der geplanten plastischen Chirurgie die natürlichen Spaltlinien der Haut zu beachten. Auch sollte der Hautschnitt nach Möglichkeit so gelegt werden, dass er die Hautspaltlinien nicht kreuzt. Bei Narbenkorrekturen, speziell an gelenkübergreifenden Narben, sollten Verschiebeplastiken angewendet werden, um den geraden Narbenverlauf zu durchbrechen. Die Nachbehandlung kann meist länger andauern und ist mit Kompressionsverbänden, Silikonauflagen oder speziellen Narben-Gelen verbunden. 3 Facts and Figures Was ist eine angeborene kindliche Fehlbildung? Unter angeborener kindlicher Fehlbildung bzw. congenitaler Anomalie versteht man eine Normwidrigkeit in der körperlichen oder geistigen Entwicklung eines Kindes, die zum Zeitpunkt der Geburt bereits besteht. Wieviele Kinder kommen mit angeborenen Fehlbildungen zur Welt? In Österreich wurden im Jahr 2012 rund 77.700 Kinder geboren 5 . Von diesen weisen Schätzungen zufolge rund 2 % - 4 % 6 genetische Besonderheiten oder körperliche Fehlbildungen auf. Welche Fehlbildungen kommen besonders häufig vor? Zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen zählen Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Pro Jahr erblicken rund 120 – 130 Neugeborene mit dieser Fehlbildung das Licht der Welt 7. Weitere häufige und bekannte Fehlbildungen stellen angeborene Herzfehler, fehlgebildete Gliedmaßen und Gendefekte wie Trisomie 21 dar. Angeborene Fehlbildungen sind im Kindesalter die häufigste Todesursache und die zweithäufigste Ursache der Säuglingssterblichkeit. Kommt es zu einer Kombination mehrerer Fehlbildungen, so spricht man vom Fehlbildungssyndrom. Welche Ursachen für angeborene Fehlbildungen gibt es? Neben Virusinfektionen, radioaktiver Strahlung, chronischen Erkrankungen der Mutter und die Verwendung bestimmter Medikamente können auch chemische Verbindungen die fetale und embryonale Entwicklung verzögern bzw. beeinträchtigen. Fehlende Grundvoraussetzungen wie beispielsweise eine adäquate Vitaminversorgung können sich ebenso ungünstig auf den Fötus bzw. Embryo auswirken wie genetische Defekte. 5 http://www.statistik.at/web_de/presse/069938 6http://www.medizinfo.de/annasusanna/schwangerschaft/fehlbildungen/definition_fehlbildungen.shtml 7 http://www.salk.at/DMS/2-20110913-142727.pdf Wie wirken sich angeborene körperliche Fehlbildungen aus? Je nachdem, wie ausgeprägt eine Fehlbildung ist, kann nicht nur die Lebensqualität des Kindes stark beeinträchtigt sein, sondern auch die Lebensfähigkeit. Chirurgische Eingriffe können nicht nur dazu beitragen, eine positive psychosoziale Entwicklung des Kindes durch die Vermeidung von Hänseleien zu gewährleisten, sondern auch das Überleben zu sichern. 3 Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)8 Die Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie ist die standespolitische Vertretung der FachärztInnen für Plastische Chirurgie. Sie hat die Aufgabe, durch vorgegebene Maßnahmen Ausbildung und Fortbildung praktisch und wissenschaftlich zu fördern, zu überwachen und die Mitglieder in ihren beruflichen Interessen zu vertreten. Jeder Facharzt und jede Fachärztin für Plastische Chirurgie unterzieht sich einer 6-jährigen Ausbildung an einer vom Gesundheitsministerium definierten und zugelassenen Ausbildungsstätte. Aufgrund des extrem breiten Spektrums ist es eine Notwendigkeit und Verpflichtung, spezielle Techniken (wie z.B. Hauttransplantationen, Mikrochirurgie) zur Durchführung verschiedenster Eingriffe zu erlernen. Neben dem medizinisch technischen Know How müssen die plastischen ChirurgInnen auch über gezieltes psychologisches Einfühlungsvermögen verfügen. Alle ordentlichen Mitglieder haben eine spezielle Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Die Mitgliedschaft in der Gesellschaft ist zusätzlich zur Bezeichnung "Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie" Garant für hochqualifizierte ärztliche Betreuung und als diesbezügliches "Schönheitschirurg", Markenzeichen "ästhetischer Chirurg", zu u.s.w. verstehen. entsprechen Bezeichnungen alleine nicht wie den nachzuweisenden Vorgaben und Anforderungen der Gesellschaft. Homepage der ÖGPÄRC Neben der Servicetätigkeit für die Mitglieder der Gesellschaft ist auch die Kommunikation nach außen, also mit Patienten und an der Plastischen Chirurgie Interessierten, ein wichtiges Anliegen der Gesellschaft. 8 Quelle: www.plastischechirurgie.org/de/home (25.04.13) Vor diesem Hintergrund wurde Ende 2000 die Website der ÖGPÄRC online gestellt. 2008 gab es einen Relaunch des Online-Auftritts, mit dem den Mitgliedern der Gesellschaft und der Öffentlichkeit nun ein breites Informationsangebot zugänglich gemacht wurde. Die Website bietet umfassende Information über das Fach der Plastischen, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie, unterstützt bei der Facharztsuche, klärt über Qualitätssicherung und Serviceeinrichtungen - wie die Hotline für verunsicherte Patienten - auf. Veranstaltungshinweise, die Jobbörse und der Zugang zum Implantatregister runden das Angebot ab. Der interne Bereich ist eine Kommunikations- und Informationsplattform für die Mitglieder der Gesellschaft. Website der Gesellschaft: www.plastischechirurgie.org Hotline der Gesellschaft: Tel.: 0820 820 600