Buchzusammenfassung: Globale Güterketten Diese Zusammenfassung ist von einigen Student*innen im SoSe 2010 zusammengestellt worden. Sie ist nicht von der LVL gegengelesen oder korrigiert worden. 1. Weltweite Arbeitsteilung und ungleiche Entwicklung Einleitung von Karin Fischer 2007 Wende in internationaler Arbeitsteilung zw. armen und reichen Staaten. z.B USA mehr Importe aus Entwicklungs- als aus Industrieländern Grund: Veränderung der Organisation ökonomischer Aktivitäten bis 70er Jahre vertikal integrierte und räumlich konzentrierte Großunternehmen Entwicklung zu räumlicher (offshoring) und/oder organisatorischer (outsourcing) Auslagerung Beispiel für funktionale Integration der Weltwirtschaft ist Computerindustrie. Modularisierung und Standardisierung begünstigt dies. z.B.: Halbleiterchips aus Mexiko, Schottland oder Malaysia, Festplatte Singapur, Thailand, Philippinen, Monitor aus Japan, Grundplatine aus China. Neben der räumlichen Betrachtung und der dadurch bedingten Ungleichheit von Wertaneignung bietet sich auch an die ungleiche Wertschöpfung in unterschiedlichen Funktionen der Güterkette zu betrachten. Dabei zeigt sich, dass Produktion geringe Bedeutung für Wertsumme, jedoch auf Entwicklung und Marketing und Einzelhandel der größte Anteil der Wertsumme entfällt. ==> geringwertige Funktionen in peripheren Regionen, hochwertige Aktivitäten in zentralen Regionen konzentriert Diese Globalisierung, die sich von ihrem Vorgänger der Industrialisierung durch räumlich und organisatorisch komplexe Wertschöpfungsketten auszeichnet wird zumeist durch in den Zentren angesiedelte Leitunternehmen (zumeist transnationale Konzerne TNC) gesteuert. Entstehung globaler Güterketten nur vor dem Hintergrund des Machtgewinns von TNCs im 20. Jhdt. Bedingt durch: Sinken der Transaktionskosten, Verminderung der Fertigungstiefe durch Outsourcing ==> „Industrieunternehmen ohne Fabrik“ z.B Nike Konzerne weisen Produktionsschritte jenen Standorten zu für welche komparative Vorteile bestehen. Entwicklungsländer: niedrige Arbeits- , Sozial- und Umweltkosten südl. Produktionsorte: klimatische Bedingungen:Kakao, Fisch Integration folgt jedoch nicht mehr ausschließlich diesen traditionellen Vorteilen, sondern knüpft an die steigenden technologischen Kompetenzen von Zulieferunternehmen an. Outsourcing und Offshoring von tech. Anspruchsvollen Prozessen. Weiters eine Zunahme des intra-sektoralen und des intra firm-Handels zulasten des klassischen intersektoralen Handels. Intra firm-Handel: überschreitet zwar nationalstaatliche Grenzen, wird aber innerhalb der Netze transnationaler Konzerne abgewickelt. Seit Ende der Importsubstitution im Zuge der Öl- und Schuldenkrise Aufbau industrieller Exportkapazitäten in Ländern des Südens durch neoliberale Hegemonie bedingte exportorientierte Entwicklungsstrategien. Muster und Lehrbuchbeispiel asiatische Tigerstaaten. Jedoch Zweifel an Replizierbarkeit exportorientierter Erfolge, da Pfade der asiatischen Länder stark differieren. Außerdem wurde industrielle Basis in diesen Ländern unter protektionistischen Verhältnissen aufgebaut. Eine zentrale Frage der Güterkettenforschung bezieht sich auf Entwicklungseffekte durch Integration von AkteurInnen armer Länder. Kann Wissen zur Aufwertung eigener Unternehmensaktivitäten erlangt werden? Sind neue Produktionsstandorte in die lokale Wirtschaftsstruktur eingebettet? Lokale linkages? Wie verändern sich Löhne und Arbeitsbedingungen? ==> unterschiedliche Ketten- und Netzwerkansätze Forschungsansätze über globale Güterketten und Produktionsnetzwerke Einerseits Beschreibung der Stationen eines Produkts/Dienstleistung: Planung, Rohstoffe, Fertigungsprozesse, Dienstleistungsinputs, Vertrieb, Konsum, Entsorgung. Andererseits von wem globale Produktion organisiert und gesteuert wird und wie wertschöpfende Aktivitäten verteilt sind. Entwicklungsforschung: Wer sind Profiteuere? Auswirkungen auf Entwicklungschancen? 4 Stränge: 1. Commodity Chain, CC: erstmals von Hopkins und Wallerstein definiert. Ungleiche Verteilung der Möglichkeiten sich Wert anzueignen . Dadurch reproduzieren und strukturieren globale Produktionsketten ein hierarchisches Weltsystem 2. Global Commodity Chain, GCC: von einem Team um Gary Gereffi eingeführt, und weist vier Dimensionen auf: 1. Input Output Struktur, 2. räumliche Dimension, geographische Streuung der Konzentration, 3. Governance-Struktur wie menschl. Ressourcen koordiniert und kontrolliert werden, 4. das institutionelle Gefüge; Großteil der Analysen befasst sich mit Fragen der Koordination und Steuerung von GCC und der Rolle der Leitunternehmen; Konzept des Upgrading wird aufgegriffen: Aufwertung von geringwertigen zu höherwertigen Aktivitäten in einer Güterkette mit der ein erfolgreicher Entwicklungspfad unterstellt wird. Annahme, dass unterschiedliche Positionen in internationaler Arbeitsteilung in hierarchischer Abfolge durchlaufen werden: simples assembly subcontracting ==> komplexere Bündel an Aktivitäten 3. Global Value Chain, GVC: globale Wertschöpfungskette: Seit Jahrtausendwende neue Strömung; es werden Upgrading- Potenziale unter gegebenen, aber auch veränderbaren Transaktions und Koordinationsbedingungen identifiziert; Der GVC Ansatz hat neue differenzierte Typologien im Bereich der Governance und des Upgradings vorgelegt. Dichotome Kategorien produzenten- und käufergesteuerte Governance wurde durch fünf Steuerungsformen ersetzt: 1. firmeninterne 2. Hierarchische oder kaptive Strukturen: hohe Kontrolle durch Leitunternehmen über abhängige Zulieferer 3. Relationale GovernanceStrukturen, als Folge dieser Konstellation entstehen wechselseitige Abhängigkeiten und relativ symmetrische Machtbeziehungen; 4. modulare Governance-Strukturen: einzelne Produktteile werden weitgehend unabhängig voneinander gefertigt, an viele unterschiedliche Käufer geliefert und somit die Produktion unabhängig von diesen organisiert, es bestehen geringe Abhängigkeiten und Machtsymmetrien Manche Governance- Formen können förderlich, anderer als Barrieren für die Aufwertung von Aktivitäten in Entwicklungsländern wirken. Somit liefert der GVCAnsatz eine Typologie im Bereich Upgrading 1. durch Upgrading werden höherwertige Produkte hergestellt und es werden höhere Stückpreise erzielt 2. bei Prozess-Upgrading führen neue Technologien zu Effizienzgewinn 3. funktionelles Upgrading verbessert Position von Firme in der Güterkette entweder dadurch, dass sie Arbeitsschritte mit höherer Wertschöpfung übernehmen (Logistik, Design) oder eigene Vertriebsstrukturen aufbauen 4. intersektorale bzw. inter-chain-Upgrading: in Kette angeeignete Fähigkeiten werden in anderer, höherwertigen Kette eingesetzt 4. aus Wirtschaftsgeografie stammende Konzept der globalen Produktionsnetzwerke (Global Production Networks, GPN) in kritischer Auseinandersetzung mit GCC und GVC entwickelt Kritik: GCC und GVC vernachlässigen räumliche Dimension und auf Unternehmen verengte Perspektive betonen, dass Begriff Netzwerk bessere Annäherung an komplexe Realität die nicht unbedingt linear und vertikal wie eine Kette sein muss und stehen für eine breitere polit-ökonomische Betrachtungsweise Verdienste der Güterkettenforschung es entwickelte sich umfangreiche empirische Literatur in der Form von Untersuchungen unterschiedlicher Industriezweige (Textil, Automobil, Elektronik, Agrar, Dienstleistungen) liefern vielfältige Einsichten in die qualitativen, strukturellen Veränderungen der internationalen Arbeitsteilung; erlaubt es die Staatszentriertheit der Sozialwissenschaften zu überwinden Die Forschungsergebnisse unterstützen Arbeit von NGOs , die Konzernpraktiken öffentlich machen und die KonsumentInnen sensibilisieren Verbinden von Fragen der Steuerung und Kontrolle mit Upgrading versucht man Antworten auf entwicklungspolitische Fragen zu finden: Wie können Akteure des Südens Wissen erlangen um am globalen Produktionsnetzwerk teilzuhaben? Wie können lokale Unternehmen ein Upgrading schaffen? Wie können Unternehmen und Gesellschaften im Süden, aktiv die Art ihrer Einbindung in Güterketten verändern? Positiv: strategische Ansätze gegen Washington Konsens Konzeptionelle Beschränkung kapitalismuskritische Tradition des Weltsystemansatzes ging verloren Ketten- und Netzwerkanalysen fokussieren auf TNCs ==> Vernachlässigung von anderer AkteurInnen und des regulativen Kontextes Abkehr des Fokus vom Staat ist problematisch, da dieser großen Einfluss auf Gestaltung von Produktionsnetzwerken zB Multifaserabkommen der WTO, Strukturanpassungsprogramme Enge Auffassung von Upgrading, welches als Entwicklungsfortschritt gesehen und in alter modernisierungstheoretischer Tradition zu einem allgemein gültigen Muster werden UNCTAD (2007) nur in 7 von 24 Güterketten in LDCs konnte ein Upgrading verzeichnet werden, 12 verzeichneten sogar ein Downgrading für LDCs , Jedoch selbst erfolgreiche Unternehmen ernten nicht zwangsläufig Früchte eines Upgradings, noch weniger die ArbeiterInnen Empirische Herausforderungen 1. Operationalisierung der unterschiedlichen Kettenansätze für empirische Forschung keineswegs trennscharf ==> zwar unterschiedliche Konzepte jedoch unterscheiden sich Arbeiten nicht signifikant 2. oftmals schwierige Datenlage: abstrakte Kategorien, liegen nicht in gewünschter Kategorisierung vor, Daten über Flüsse von Kapital, Arbeit, Wissen und Gütern sind kaum verfügbar; selbst wenn Daten vorhanden nur eingeschränkter Zugang (Geheimhaltung von Infos in Unternehmen) ==> gleichsam detektivisch anmutende empirische Forschungspraxis Globaler Kapitalismus und Güterketten Rückblick und Ausblick von Jennifer Bair Beitrag beschäftigt sich mit Errungenschaften und Grenzen der Güterkettenforschung. a. Von Güterketten zu globalen Güterketten Der Begriff der Güterkette kann auf einen Artikel (1977) von I. Wallerstein und T. Hopkins zurückgeführt werden. Autoren beabsichtigen damit ihr Verständnis des räumlichen Wirkungsfelds des Kapitalismus von der orthodoxen Denkweise über Globalisierung abzugrenzen. Anstatt die weltwirtsch. Entwicklung als Prozess in dem sich nationale Märkte durch Expansion des Außenhandels in den intern. Markt eingliedern zu sehen, schlagen sie das Konzept der Güterkette vor: take an ultimate consumable item and trace back the set of inputs that culminate in this item – prior transformations, the raw materials, the labor input... 1980er tauchen in der Weltsystemforschung mehrere an dieses Konzept anknüpfende Untersuchungen auf. 1994 erste Ausführliche Darstellung von Güterketten in der Publikation Commodity Chains and global Capitalism (Hrg.: Gary Gereffi, Miguel Korzeniewicz). Diese begründet Global Commodity Chain Ansatz (GCC) unter expliziter Berücksichtigung der Weltsystemtheorie (WST). 2 Unterschiede zwischen Güterkettenforschung, die auf die Formulierung von Wallerstein und Hopkins zurückgreift und GCC-Paradigma von Gereffi und KollegInnen: 3. WST geht davon aus, dass Globalisierung schon mit dem Aufkommen des Kapitalismus im 16. Jahrhunderts einsetz. Für GCC-Ansatz ist es ein zeitgenössisches Phänomen 4. Zielsetzungen variieren: GCC-Ansatz befassen sich vorrangig mit der Organisation globaler Industrien. Welche Unternehmen an der Produktion und Distribution einer Ware beteiligt sind. Zu verstehen wo, wie, durch wen Wert geschaffen und entlang der Güterkette verteilt wird. Besonderes Augenmerk auf Leitfirmen (leadfirms), da diese großen Einfluss auf die beteiligten Firmen ausüben, und als Katalysatoren für Upgrading-Prozesse und Entwicklung gesehen werden. Gegen letzteres, die Betonung der Entwicklungsperspektiven im GCCAnsatz, stellt sich die WST und bezeichnet sie als „developmentalist illusion“. WST erkennen zwar schon die Möglichkeit der Mobilität zwischen den versch. Ebenen des Weltsystems an, entscheidender ist jedoch die Reproduktion der hierarchisch strukturierten kapitalistischen Weltwirtschaft. Analyseeinheit ist das Weltsystem – und nicht Länder und noch weniger die Netzwerke bestimmter Unternehmen, die vorrangiger Gegenstand der GCC-Analysen sind. Das Kettenkonzept erweist sich als brauchbar für die WST, da es die Dynamiken der Kapitalakkumulation an einem bestimmten Punkt des Weltsystems beleuchtet. Durch GCC-Ansatz seit Mitte 90er verschiedene Untersuchungen unterschiedlichster Güterketten → Entstehung Literatur über globale Industrie Was können wir von der GCC-Forschung lernen? Bedeutende Beiträge dieser Schule in den Bereichen: Methodologie: Globale Industrien als räumlich verstreute und in ihrer Organisation komplexe Produktionsnetzwerke abzubilden und zu analysieren. Dies ermöglicht global-lokale Verbindungen aufzuzeigen, also Globalisierung vor Ort zu analysieren. Durch diese Betonung von locality und place verabschiedet sich der GCC-Ansatz zum Großteil von der WST, da diese makroökonomisch Ausgerichtet ist. Weiters schreibt der GCC-Ansatz Unternehmen eine weit wichtigere Rolle innerhalb aller zentralen Akteure der kapitalistischen Ökonomie zu als die WST. Theorie: Leistet einen großen Beitrag zum Verständnis der Funktionsweise, besonders bez. der Frage wie Macht in der globalen Industrie ausgeübt wird. Gereffi unterscheidet hier in vier Dimensionen: Input-Output-Struktur (Rohmaterialtransformation bis zum Endprodukt), Raummuster (räumliche Konzentration oder Steuerung), Governance-Strukturen Machtstruktur innerhalb einer Kette) und institutionelles Gefüge. (Aufschluss über die Producerdriven Commoditiy Chains: charakteristisch für kapitalintensivere Industrien (z.B.: Automobilindustrie), mächtige Produktionsunternehmen kontrollieren oder besitzen Zulieferer. Buyer-Driven commodity chains: charakteristisch für verarbeitende Industrien (z.B.Textilindustrie), dezentrale Zuliefernetzwerke, die von auf Design spezialisierten Unternehmen, Einzelhandel oder Marktunternehmen gesteuert werden. Big Buyer (große Kaufunternehmen) kontrollieren die Kette selbst wenn sie keine Eigentumsrechte an denen für sie Produzierenden Unternehmen haben. Politik: In den Güterketten werden Entwicklungsperspektiven durch Upgrading gesehen. GCCAnsatz kann dadurch in Politikberatung und entwicklungsstrategischen Empfehlungen eingesetzt werden. Neben Regierungen und internationalen Institutionen auch für NGOs: Anti-SweatshopBewegung, Fair-Trade. Von globalen Güterketten zu Wertschöpfungsketten? GCC-Paradigma nur eines unter vielen Netzwerk- und Kettenzugängen: wurde vorgeschalgen sich auf den Begriff der Wertschöpfungskettenanalyse (value chain analysis) zu eineigen. Theorie der Wertschöpfungsketten-Governance: Beziehungen von Leitunternehmen und Zulieferern können aufgrund bestimmter Merkmale der Produktion und der Organisation der Industrie unterschieden werden. Z.B.: Stand und Verfügbarkeit der verwendeten Technologie, das Vorhandensein oder Fehlen von (technischen und prozessualen) Normen oder das Asumaß, in dem rasche Umschlagzeiten oder der schnelle Markteintritt von Inovationen wesentlich für die Wettbewerbsfähigkeit sind. Die drei Kettenansätze (WST, GCC und GVC) teilen in gewissem Ausmaß intellektuelle und theoretische Grundlagen, unterscheiden sich jedoch in Analyseebene und Zielsetzung. GCC und GVC orientieren sich analytisch an der Mikroebene (Unternehmen) bzw. der Mesoebene (Sektoren), im Gegensatz zur Makroebene und der holistische Betrachtungsweise welcher sich die WST bedient. Weiters sind die jüngeren Theorien (besonders der GVC-Ansatz) durch ihre Anwendungsorientierung gekennzeichnet. PolitikerInnen und AkteurInnen des Privatsektors, die potenzielle Vorteile aus der Integration in intern. Handels- und Produktionsnetzwerke vergrößern wollen, werden zu AdressatInnen dieser beiden Schulen gerechnet. GCC und GVC teilen Interesse an Upgradingprozessen. Widmen sich der Frage wie Unternehmen ihre Position innerhalb der Kette verbessern können, um mehr Wert hervorbringen und einbehalten zu können. GVC unterscheidet vier Formen des Upgrading: (1) intra-chain, bed. funktionelles Upgrade innerhalb der Kette, bessere Position für Unternehmen durch größere Bandbreite der Übernommenen Funktionen. (2) Produkt-Upgrading: Unternehmen produziert höherwertige Güter zu höheren Stückpreisen. (3) Prozess-Upgrading: Verbesserung der Technologie/Produktsystems. (4) inter-chain: von einer Industrie in eine andere zu wechseln Orientierung am Unternehmen wirft ein Problem mit der Analyseeinheit auf. Upgrading soll Entwicklungsperspektive darstellen. Wer profitiert von Upgrading? Unternehmen die z.B. intra-chain Upgraiding schaffen, erten nicht notwendigerweise die Früchte – höhere Sicherheit und Rentabilität. Außerdem: Rolle der ArbeiterInnen. Erfolgreiche Unternehmen geben Gewinne nicht notwendigerweise in form von höheren Löhnen, größerer Beschäftigungssicherheit oder bessere Arbeitsbedingungen weiter. Abschließend spricht sich die Autorin dafür aus, dass die nächste Generation der Güterkettenforschung ihren Analysebereich erweitern sollte. Mit einbezogen werden sollten regulative Mechanismen (Handelsregime), Marktinstitutionen und die strukturelle Beschaffenheit des zeitgenössischen Kapitalismus. 2. Bewegliche Ziele Aufstieg in globalen Wertschöpfungsketten und die Qualität der Arbeit Jörg Flecker Thema: Wechselwirkungen zw. der Dynamik von Wertschöpfungsketten bzw. Netzwerkbeziehungen und den Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen. Global value chains: Seit 1970-er „neue internationale Arbeitsteilung“ Wertschöpfungskette (value chains): lineare Abfolge von Verarbeitungsschritten Produktionsnetzwerke: neben diesen linearen Verkettungender Wertschöpfungsketten auf jeder Stufe auch horizontale Beziehungen/Vernetzungen (Zulieferungen, in Anspruch genommene Dienstleistungen) Offshoring: Auslagerung von Produktionsstätten Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen als „ bewegliche Ziele“ Ungleiche Machtverteilung zw. Betrieben: abhängige Betriebe haben oft keinen Einfluss auf Bedingungen Unterschiedliche Beziehungen zw. den beteiligten Firmen innerhalb der global value chains Treibendes Motiv für Aufgliederung von Produktionsprozessen günstigere Produktionsbedingungen ( niedrigerer Lohn, fehlende Arbeitsschutzbedingungen, Arbeitszeiten,…) Beziehungen zw. Firmen selten statisch a)Upgrading = höher bewertete Aufgaben: kann Verbesserung der Arbeitsplätze und der Anforderungen an Beschäftigte bringen, muss aber nicht zwingend Vorteile für die Angestellten mit sich führen! Voraussetzung dafür ist eine bessere Verhandlungsposition des Unternehmens (höhere Preise, stabilere Auslastung) und eine Weitergabe dieser Vorteil an die Beschäftigten. b) Downgrading Verschiedene Dimensionen der Arbeitsveränderung: Tätigkeit, Einkommen, Arbeitszeit, Arbeitsplatzsicherung Können sich unabhängig voneinander Verändern (positive Veränderung eines Faktors, kann gleichzeitig eine negative Veränderung eines anderen bedeuten) Verschiedene Arten von value chains: von Kooperationsformen (ausgeglichene Machtverhältnisse) zu captive value chains ( Unternehmen die vollkommen vom Kernunternehmen abhängig sind) Große Unternehmen setzten ihre Kernbereiche immer mehr der internationalen Konkurrenz aus, etwa, indem sie Projekte konzernweit ausschreiben und dann die kostengünstigsten Standorte auswählen Beispiele zur globalen Bekleidungsindustrie Die Preiskonkurrenz übt enormen Druck zur Senkung der Lohnkosten in dieser arbeitsintensiven Branche aus. Machtverhältnisse begünstigen in der Regel die Markenfirmen bzw. Einzelhandelsunternehmen Türkei 2008: Sandstrahlen von Jeans (um „stone-washed“ Effekte zu erzeugen) hat zu einem großen Skandal geführt, da die Arbeit ohne Schutzvorkehrungen durchgeführt, Silikose verursachen kann, was zum Tod führen kann. Ist jetzt zwar verboten, es bestehen aber Zweifel ob dieses Verbot eingehalten wird. Arbeiterinnen in Bangladesch: Überwiegend Frauen, 13h pro Tag, 40 Euro im Monat (unregelmäßig, verspätet, Überstunden meist nicht bezahlt, sind Beschimpfungen, sexueller Belästigungen, Gewalt ausgesetzt) Unsicherer Arbeitsplatz (sofortige Entlassung bei Fehlen, auch bei Krankheit, bei Prostest, gewerkschaftlicher Aktivität Gegenwehr fast unmöglich Trotzdem 2006 großflächige Revolte Nationales Arbeitsgesetz findet in dieser Branche keine Anwendung Gründe: Korruption, das Interesse der Regierung, die Produktionsosten niedrig zuhalten (machen 75% des Gesamtexportes aus) Ehemalige Großhandelsfirma in Portugal: Ab 1990 immer mehr Funktionen der Wertschöpfungskette übernommen (Beratung, Forschung, Modedesign,…) Produktion ausgelagert (Portugal, Brasilien, Türkei,…) Sind für Vergabe und Abwicklung von Aufträgen von Markenfirmen oder Einzelhandelsketten zuständig hat somit eine zentrale Funktion übernommen ( Upgrading führt nicht zur besseren Arbeitsbedingungen, die nur mehr 24 Beschäftigten stehen unter starkem Zeitdruck und müssen sehr flexibel sein (verschiedene Zeitzonen) Internationalisierung der Software-Entwicklung Seit den 1990-ern und besonders um die Jahrhundertwende Offshoring um Kosten zu sparen Anfangs sorgten Wirtschaftsboom und Engpässe am Arbeitsmarkt dafür, dass die Verlagerung der Arbeitsplätze akzeptiert wurde (USA, Europa) Indische Software-Branche wurde beliebter Standort ( günstige staatliche Bildungs- und investorenfreundliche Steuerpolitik) Durch diese dynamische Internationalisierung Rasante Entwicklung, Beschäftigung in diesem Sektor steigt stark Indische Konzerne Expandieren und gründen Niederlassungen in Europa um Kundenkontakte zu verbessern und Abwicklung von Aufträgen zu erleichtern Nach 2001: Kapazitäten der Firmen nicht mehr ausgelastet Entlassungen vor allem in Westund Nordeuropa (Hohes Lohnniveau), Indien wächst weiter Gründe für upgrading: viele Firmen Konkurrenz am Arbeitsmarkt, Arbeitnehmer können zwischen Betrieben wechseln, wenn sie ihren Ansprüchen nicht genügen (z.B. keine Lernchancen) hohe Fluktuation, was schlecht ist für die Projektorientierten Geschäfte Unternehmen reagieren vielfach durch eine Aufwertung der Niederlassungen oder Bedeutet aber keine durchgängige Verbesserung der Arbeitsbedingungen Beispiel: Internationaler Technologiekonzern in Österreich , Betrieb mit mehrere tausend Beschäftigten der für alle Konzernbereiche Software entwickelt Expansion in mittelosteuropäische Länder Mitte der 1990-er ( Slowakei, Ungarn, Tschechische Republik, Kroatien Firmen werden übernommen oder Tochterkonzerne gegründet) Projektleiter in Österreich bilden das Personal aus hohe Qualifikation, Management in Ungarn will auch höher bewertete Aufgaben übernehmen Branchenkrise und Rückgang der Aufträge Ende der Expansion in Österreich Abbau von 5 % des Personals, allerdings nur in Österreich Ungarische Niederlassungen übernehmen Projekte Aufwertung des Standorts Gründe: hohe Qualifikation, flexibler Arbeitseinsatz (Wochenendarbeit, Dienstreisen,…) Allerdings werden sie in den letzten Jahren durch noch günstigere Bedingungen von z.B. der Slowakei ausgeboten Folgen: weniger anspruchsvolle Arbeit wird nach Rumänien/ Bulgarien ausgelagert Arbeit am unteren Ende der Wertschöpfungskette bestimmt durch: Niedriglöhne, lange Arbeitszeiten, hohe Flexibilitätsanforderungen, Unfallgefahren, körperlich und psychische Belastungen, fehlende Sicherheit, unsichere Beschäftigung mangelnde ArbeitnehmerInnen Schutz ,… Aufwertung eines Betriebes innerhalb er Wertschöpfungsketten: Chance auf anspruchsvollere Tätigkeit, berufliche Entwicklungsperspektiven, führt nicht unbedingt zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen! 3. Bernhard Ungericht Die Regulation transnationaler Wertschöpfungsketten als interessenpolitsch umkämpftes Terrain S. 58 bis 75 Die Regulation globaler Wertschöpfungsketten unterliegt der Global-Governance-Problematik (auseinanderklaffen zw. Problematik und Instrumentrium zur Bewältigung der Probleme). Das zugrunde liegende Problem: Verantwortungsvakuum und Regulierungslücke: Verantwortungsvakuum impliziert die Tatsache, dass (wirtschaftliche) Unternehmen die Fähigkeit sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu entziehen haben und diese auch wahrnehmen. Was jedoch kein neues Phänomen darstellt. Das gegenwärtige transnationale Verantwortungsvakuum kann als Resultat einer an ihrem Höhepunkt angekommenen globalen kapitalistischen Integration interpretiert werden. Es kam im 18 JHD zu einer Übertragung von Marktrisiken auf die untersten Schichten (gesellschaftliche „Entbettung“ der Ökonomie). Infolge dessen kam es zur Auflösung traditioneller Fürsorgepflichten (bspw: Verantwortung des Gutsherren für die Pächter). Das entstehende gesellschaftliche Verantwortungsvakuum (wer ist für wen verantwortlich?) wurde durch die räumliche Ausdehnung ökonomischer Aktivitäten und durch juristische Revolutionen (bspw: beschränkte Haftung der Eigner) verschärft. Gesellschaftliche „Entbettungsprozesse“ und das Problem des Verantwortungsvakuums sind bis heute charakteristische Merkmale der Weltwirtschaft. Das Verantwortungsvakuum wird durch die Ausweitung der Regulationslücke (Regeln für internationale Aktivitäten von Untermehmen fehlen fast vollständig und nationale sowie lokale Regeln verlieren an Bedeutung) und durch die mit der ökonomischen Globalisierung einhergehende erfolgreiche Abwehr von Verantwortungszuschreibungen verstärkt und begünstigt. Transnationale Unternehmen (TNCs) sind die wahren Gewinner der gegenwärtigen Globalisierung. Dies hängt direkt mit ihrer Struktur und ihren Fähigkeiten (siehe a,b,c) zusammen. a) Fähigkeit zur Koordination und Kontrolle grenzüberschreitender Wertschöpfungsaktivitäten b) Fähigkeit, Vorteil aus geografischen Unterschieden hinsichtlich der Verteilung von Produktionsfaktoren (natürliche Ressourcen, Arbeit,..) c) Fähigkeit der geografischen Flexibilität Trotz vielen vorhandenen TNCs konzentriert sich die Macht in den Händen weniger. Weiters ergibt sich die Machtposition der TNCs zunehmend aus der Fähigkeit, transnationale Netzwerke formal unabhängiger Unternehmen zu kontrollieren (Manufacturers without factories) und nicht mehr nur durch die direkte Verfügungsgewalt über Tochtergesellschaften. Trotz alle dem erhielten sie bei der Entwicklung des internationalen (Menschen)-Rechts wenig Aufmerksamkeit. Ansätze der Regulation transnationaler Unternehmensaktivitäten. Derzeit verfügen weder die internationalen Institutionen über Mechanismen welche den gesellschaftlichen und menschenrechtlichen Implikationen internationaler Unternehmenstätigkeit gerecht werden noch sind die Herkunftsländer der TNCs dazu verpflichtet die Missachtung von Menschenrechten zu sanktionieren. Kein internationales Recht legt menschenrechtliche Verpflichtungen für TNCs fest (!) Die wichtigsten Ansätze: Der vereinten Nationen: UN-Normen für transnationale Unternehmen: Durch den zunehmenden Druck der Öffentlichkeit und der Entwicklungs- sowie OPEC-Länder gab es durch den „UN-Verhaltenskodex für Transnationale Unternehmen“ einen ersten Versuch internationale Standards festzulegen. Dieser scheiterte am Widerstand der Industrieländer. Der UN-Global Compact (GC) – eine freiwillig Alternative: Unternehmen werden aufgefordert Menschrechte, Umweltstandards und Arbeitsnormen zu fördern. Austausch, Dialog, Diskussion stehen im Vordergrund. Sehr allgemein formulierte Prinzipien. Keinerlei bindende Wirkung. Unternehmen werden nicht überprüft. Dient eigentlich nur zur Imagepflege und führte zu keinen Verbesserungen in den internationalen Wertschöpfungsketten. Wichtige Themen bleiben ausgespart. Wird dadurch von TNCs und Lobbyingorg’s begrüßt. Von der Internationalen Handelskammer wird der nicht bindende Charakter des GC verteidigt Die UN-Norms on the Responsibilities of transnational Corporations – ein zweites Scheitern: Ziel war es, die Schwächen von freiwilligen Instrumenten bzw. des GC aktiv anzugehen. TNCs wird explicit eine menschenrechtliche Verantwortung auferlegt. Interessensverbände der TNCs torpedieren durch Lobbyarbeit den Prozess. Resolution zur Auflösung der UN-Normen (entsprachen dem Trend , die menschenrechtliche Verantwortung auch auf private Akteure auszudehnen) wird verabschiedet. ILO: vertritt klassischen Ansatz, dass primär die Staaten und nicht die Unternehmen verpflichtet werden sollen. Entwickelte mehrere Instrumente wobei v.a. die ILO-Konventionen von (großer) Bedeutung sind. ILO-Deklaration über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit (Kernarbeitsnormen zum Schutz von Menschenrechten in der Arbeitswelt). Vier Themen: a) Verbot der Zwangsarbeit. b) Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen c) Beseitigung geschlechtsspezifischer Lohndiskriminierungen und dem Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf d) Verbot der Kinderarbeit. Alle ILO-Mitgliedsstaaten müssen (!) die Konventionen fördern auch wenn sie sie nicht ratifiziert haben (!). Sind in der Frage der Regulation transnationaler Wertschöpfungsketten zum international akzeptierten Referenzpunkt geworden. Problem: geringe Durchsetzungskraft. V.a (nur) moralisch-symbolische Bedeutung OECD: OECD-Guidelines for Multinational Enterprises sind das am häufigsten erwähnte Instrument bzgl der Regulation transnationaler Wertschöpfungsaktivitäten. Ihnen kommt jedoch keine Rechtswirksamkeit zu. Verpflichtet werden die OECD-Mitgliedsstaaten nicht die TNCs.Einhaltung der Mindeststandards wird nur empfohlen. Nur freiwilliger Charakter (durch Widerstand der Unternehmensvertretung) keinerlei strukturwandelnde Wirkung. Selbstregulative Ansätze – Business Codes of Conduct: Bisher scheiterten die Versuche einen verbindlichen Rahmen für das Verhalten von TNCs zu schaffen am Widerstand von Interessensgruppen der Wirtschaft. Durch den wachsenden öffentliche Druck und Krtik zivilgesellschatlicher Org’s kommt es in den 80ern dazu das Interessensvertretungen oder Unternehmen selbst Verhaltensrichtlinien entwickeln. Unternehmen selbst bestimmen ihre Verantwortlichkeit und die Angemessenheit der von ihnen gewählten Normen. Damit kommt es zu schwerwiegenden Legititmitäts-und Effizienzdefiziten. Multistakeholderinitiativen: Zivilgesellschatliche Org’s beginne in den 90ern Standards verantwortungsbewussten unternehmerischen Handelns zu entwickeln. Strengere Standards sind vorgesehen. Schwächen: Durch die Vielzahl an Initiativen haben Unternehmen die Möglichkeit, die jeweils passenden/schwächsten zu wählen. Außmaß/Komplexität von transnationalen Unternehmensaktivitäten übersteigt oft die Möglichkeiten von Multistakeholderinitiativen. Nur wenige Branchen werden erfasst und nur wenige halten sich freiwillig an die Verhaltenskodizes. Trends und Strategien: Der europäische CSR-Diskurs als politische Arena der Verantwortungszuschreibung Verantwortungsabwehr. In Europa ist die Frage der Regulation transnationaler Unternehmensaktivitäten über die Debatte um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility = CSR) wieder in das öffentliche Interesse gerückt. CSR-Diskurs wird innerhalb einer politischen Arena, in welcher unterschiedliche gesellschaftspolitische Akteure um die Definitionshoheit und die Durchsetzung ihrer strategischen Interessen kämpfen. Der Positionswandel der EU-Kommission: 2001 wurde das Grünbuch „Europäische Rahmenbedinungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“ der europ. Kommission veröffentlicht. Erstmals wurde der Diskurs um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen auf eine breite und offizielle Ebene gehoben Gleichzeitig gab es initiativen des Europäischen Parlaments. Ziel war die Schaffung gesamteuropäischer Rahmenbedingungen. Darin wird der Politik eine bedeutende Rolle zugesprochen. Auch die Frage der Transparenz und der Überwachung der CSRAktivitäten wird klar definiert. Es kam zu einer Gründung von Lobbyingorg’s durch die Arbeitgeber und infolge wurden auch ArbeitnehmerInnenvertretungen und zivilgesellschatliche Akteure aktiv. In den Grünbüchern 2002 und 2006 rückt die Europäische Kommission von vielen Positionen und Zielen ab und es wird das Prinzip der Freiwilligkeit hervorgehoben. Wachstums- und Beschäftigungsstrategien werden in den Mittelpunkt gerückt. „Nachhaltigkeit“ wird zu „Nachhaltigem Wachstum“. Position von Arbeitgeberorg’s wird unterstüzt. Kertwende von der Sicherstellung gesellschaftlicher Verantwortung hin zu primär wettbewerbsorientierten Zielen. Sowie verändert Position hinsichtlich Regulation und Verbindlichkeit der Standards. Der CSR-Diskurs als politische Arena ungleicher Akteure: Der oben erwähnte Wandel lässt sich durch das Kräfteverhältnis der beteiligten Akteursgruppen erklären. Neben der EU-Kommission und dem EU-Parlament sind Unternehmensorg’s wie „Business Europe“ und „CSR-Europa“ die Hauptakteure. Diese Parteien warnen vor den Folgen der Standards, bemühen sich um das Prinzip der Freiwilligkeit und um eine Absage an Standardisierungsbedinungen. Weiters ist CSR-Europe eng organisatorisch und personell mit der Kommission verbunden. Propagiert wird das Konzept einer auf Freiwilligkeit basierenden nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit. Ökonomisches Wachstum und Profite werden als zentrale und unabdingbare Elemente unternehmerischer Verantwortung konstruiert. Als Antwort wird die European Coaltion for Corporate Justice (ECCJ) gegründet. Sie betrachtet die Position der Kommission als Verneinung der intationalen CSR-Debatte und betont v.a. die Notwendigkeit der Regulation als Ergänzung und Unterstützung freiwilliger Initiativen. Die ECCJ fordert beispielsweise: Schaffung unabhängiger Monitoring- und Überprüfungsmechanismen Verankerung einer Sorgfaltspflicht für Unternehmen hinsichtlich sozialer, ökologischer und menschrechtlicher Standards. Sicherung der Transparenz aller europäischen Unternehmen mittels Berichterstattung über soziale ökologische Auswirkungen … Prägender Erfolg der Arbeitgeberorg’s und ihrer Lobbyingarbeit. Die Europäische Kommission ignoriert mit der Gründung der Unternehmensinitiative European Alliance for CSR die Argumente und Positionen von Gewerkschaften und NGOs weitgehend. Das Parlament kritisiert den Ansatz der Europäischen Kommission als zu schwach und unterstrich die bedeutung internationaler Standards und unabhängiger Überprüfungen, sowie die Rechenschaftspflicht der Unternehmen. Es fordert eine triple-bottom-line-Berichterstattung (Auskunft über ökonomische, soziale und ökologische Perfomance der Unternehmen und die Einhaltung der Menschrechte. Vorschlag eines Kriterienkatalogs. Politische Charakter des CSR-Diskurses zeigt sich an einer (widersprüchlichen) Entwicklung: Während sich die Position der Europäischen Kommission stak an die der Unternehmensverbände angleicht und das Prinzip der Freiwilligkeit und die Ablehnung deines stärker regulativen Zugangs betont, produziert sie regulative Instrumente in zentralen Bereichen bzgl. der Regulation transnationaler Wertschöpfungsketten (öffentliches Beschaffungswesen, Berichterstattung und Schutz der Öffentlichkeit vor irreführender Werbung). Eine verpflichtende Umwelt-und Sozialberichterstattung für Großunternehmen wird vom Europäische Parlament unterstützt. Eine Direktive des Europäischen Rates und des Parlaments hält fest, dass irreführende oder falsche Informationen in firmeneigenen Verhaltenskodizes sanktioniert werden sollen. Weiters können Unternehmen verpflichtet werden den Nachweis der Richtigkeit ihrer Behauptungen zu erbringen. Bislang scheiterten alle Versuche, einen verbindlichen internationalen Rahmen für das Verhalten der TNCs zu schaffen. Die aktuelle Interpretation geht davon aus, dass auch Unternehmen eine aktive Verpflichtung zur Wahrung und Förderung der Menschenrechte haben. Es werden vor allem operative Fragen diskutiert. Bspw.: welche Maßnahmen Unternehmen setzen müssen, um die Einhaltung von Mindeststandards in ihrem Einflussbereich zu garantieren. Institutionelle Reformen sind notwendig. Bspw.: Gründung von Monitorin-Orgs, welche das Verhalten der TNCs überwachen. Schaffung von starken Beschwerdemechanismen vorstellbar. Die bestehenden (bei OECD,Weltbank, ILO, NAFTA) sind zu schwach. Ein internationaler Gerichtshof für die Vergehen der TNCs wäre denkbar. Stiglitz schlägt zudem internationale Rechtshilfe vor. Die gegenwärtigen Instrumente, die die Aktivitäten von TNCs regulieren sollen sind ineffektiv. Weil sie auf freiwilliger Basis beruhen und keine Sanktionsmöglichkeiten vorsehen. Es ist eine deutliche Schieflage zu beobachten: Während Investoren- und Besitzrechte international geschützt sind, sind die Instrumente, welche ökologische, soziale und menschrechtliche Aspekte internationaler Unternehmenstätigkeit betreffen, rechtlich nicht bindend. Diese Schieflage ist Spiegelbild der ungleichen Verhandlungsmacht der Akteure in den politischen Arenen, in denen unterschiedliche Interessenslagen aufeinander treffen. Angesichts der globalen Regulationslücke und der Konsequenzen dieses Verantwortungsvakuums ist viel Bewegung in die Diskussion um eine stärkere Regulation von TNCs gekommen. Ob effektive institutionelle Arrangements und Instrumente entwickelt und umgesetzt werden wird davon abhängen, ob es gelingt eine breite Koalition sozialer Kräfte zu mobilisieren. Diese sollte am Ziel einer gesellschaftlich verantwortlichen Rückbettung von Unternehmen mit transnationalen Wertschöpfungsketten orientiert sein. 5. Weltmarkttextilien - Globale Güterketten im historischen Wandel Andrea Komlosy Das Manufaktur- und Verlagswesen, das seit dem 17./18. Jahrhundert die textile Massen-produktion für überregionale Märkte prägte, kann als frühe Form der Globalisierung gesehen werden. Die Einführung von kraftbetriebenen Maschinen für das Spinnen, Weben und den Textildruck erforderte die Zentralisierung der textilen Produktion in Fabriken. Da sie als Erstes in der Baumwollspinnerei praktiziert wurde, wird diese als leading sector der Industriellen Revolution bezeichnet. Mit dem industriellen Großbetrieb, der sämtliche Stufen der Verarbeitung unter einem Dach zusammenfasste, stand das Fabriksystem im Gegensatz zur dezentralen Form der Unter-nehmensorganisation im Verlagswesen. Die Fabrik fügte sich in überregionale Produktionsketten ein. Asiatische Textilregionen durchliefen im 19. Jahrhundert keine Entwicklung des Fabriksystems. Europäisches Fabrikgarn floss als Vorleistung in die Handweberei ein. (1820) Während die Handspinnerei rückläufig war, arrangierten sich die HandweberInnen mit der neuen Produktions-kette, die westeuropäisches Fabrikspinnerei mit asiatischer Handweberei verband. Als Organisatoren der Güterkette, traten in der Regel „Fabrikanten“ auf. Die Fabrik agierte somit als Vermittler entlang einer Produktionskette, die durch die Mechanisierungslücke in der Weberei bestimmt war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auch das Weben in Fabriken zentralisiert. HandweberInnen in ländlichen Regionen wurden obsolet. In ehemaligen Heimweberregionen entstanden mechanische Webereien. Diese Regionen fungierten auch als Fabrikstandorte im Sinne verlängerter Werkbänke. Neue Formen der Heimarbeit entstanden, da die textile Produktpalette ausdifferenzierter wurde. In urbanen Zentren wurde in Stücklohnarbeit alle möglichen modischen Applikationen (Zuschneiden, Anpassen, Borten...) hergestellt. Der Begriff „sweat shop“ entsteht. Die im Zuge der Entkolonialisierung entstandenen neuen Nationalstaaten versuchten eine eigenständige Fabriksindustrie aufzubauen. Das vorherrschende fabriksindustrielle Modell wurde übernommen, jedoch mit billigen, bereits ausgereiften Technologien. Dies wurde, mangels Kapital versucht, mit arbeitsintensiven Produktionsprozessen zu kompensieren. Viele der NICs legten den Schwerpunkt auf textile Massenproduktion. Der Aufbau einer Textilindustrie als nationalökonomische Entwicklungsperspektiven stieß im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den 1970er Jahren an seine Grenzen. Die Neuauflage räumlich dislozierter Formen im Textil- und Bekleidungsbereich wurde mit der Weltwirtschaftskrise der 1970er Jahre eingeleitet. Weder der maschinenintensive Textilsektor noch der arbeitsintensive Bekleidungssektor wiesen zu diesem Zeitpunkt ein Potenzial für Basisinnovationen auf. Der Wettbewerb wurde und wird vielmehr über eine kostengetriebene Standortkonkurrenz ausgetragen. Durch weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen wurden Chancen auf erfolgreiche Industrialisierung massiv eingeschränkt. Die internationalen Textilabkommen von GATT bzw. WTO 1974-2005 (1974-1995 Multi-faserabkommen bzw. 1995-2004 Welttextilabkommen) bewirkten, dass nicht westliche Unter-nehmen auf die passive Lohnveredelung beschränkt waren. Diese Textilabkommen begünstigten die multinationalen Konzerne der alten Industrieländer und begünstigte Zulieferer auf niedrigen Stufen der Wertschöpfungskette. Die in den Ursprungsregeln für Textilien nach einem komplizierten Schlüssel festgelegten Verarbeitungsschritte durften nicht mehr als zwei Etappen der Verarbeitungskette ausmachen und behinderten somit die NICs, höhere Positionen in der Wertschöpfungskette zu erreichen. Diese Regeln standen im krassen Gegensatz zu den nationalökonomischen Entwicklungsstrategien, die auf positive Anstoßeffekte des Textil- und Bekleidungssektors auf andere Branchen und Sektoren abzielten. Die Textilabkommen begünstigten Produktionsketten, die von westlichen Konzernen kontrolliert wurden, gegenüber selbstständigen Anbietern aus Entwicklungsländern. Erste Phase der Neuordnung: Standardisierte und arbeitsintensive Produktionsschritte wurden zunehmend in Billig-lohnstandorte ausgelagert, während Unternehmensleitung, Logistik, Forschung und Entwicklung in den alten Zentren verblieben. Zweite Phase der Neuordnung: Das Kommando über die Güterkette ging von den produzierenden Konzernen auf Handelshäuser und Markeninhaber über. Dies brachte Verleger neuen Typs hervor; sie stehen hohlen Konzernen vor, die über keine eigenen Produktionsstätten verfügen. Sie organisieren die Beteiligung der zentralen Akteure an der Produktionskette. Während mit der Industrialisierung im Textilbereich geregelte Lohnarbeitsverhältnisse eine Ausweitung erlebt hatten, eröffnete die Bekleidungsindustrie ein neues Feld von ungeregelten, ungesicherten, informellen Arbeitsverhältnissen. Die Produktionskette ist nicht von technologischen Erfordernissen, sondern von der Möglichkeit des Zugriffs auf Arbeitskräfte bestimmt, die bereit sind, just in time, unregelmäßig, zu Niedriglöhnen und ohne soziale Rechte zu arbeiten. Dies verstärkt die Konkurrenz zwischen urbanen und ländlichen Standorten, Männern und Frauen, sowie alteingesessenen und neue zugewanderten Arbeitskräften. Das Auslaufen des Welttextilabkommens und die Liberalisierung des Welttextilhandels, sowie der EUBeitritt der osteuropäischen Staaten stellt eine neue Situation dar. Die Liberalisierung verschärft allerdings die Konkurrenz zwischen den weltweiten Anbietern. Die großen Käufer bzw. Auftraggeber, sprich die internationalen Bekleidungsketten, erleben in den letzen Jahren einen rasanten Konzentrationsprozess. Die Liberalisierung räumt außereuropäischen Regionen eine zentrale Rolle als globale Produktionsstandorte ein, die einigen wenigen das Upgrading zu Drehscheiben globaler Produktionsnetzwerke erlaubt. Die verschärfte Konkurrenz treibt aber auch die Differenzierung im Kampf um die guten Plätze in der Wertschöpfungskette voran. Um „vorne“ zu sein, müssen Konkurrenten verdrängt und andere als noch billigere Zulieferer erschlossen werden. Der historische Rückblick zeigt, dass das Auslagern von textilen Produktionsschritten an Standorte mit niedrigeren Produktionskosten unter Ausnützung von Lohn-, Preis- und Rechtsdifferenzen eine lange Geschichte hat - es erweist sich als Konstante im kapitalistischen Weltsystem. Der Preiskampf und die Verbilligung der Transport- und Kommunikationskosten leiteten immer neue Formen des Unterbietens und des Ausweichens an neue, noch kostengünstigere Standorte ein. Sie brachten auch das Ende des entlang der Produktionskette integrierten Konzerns mit stabilen Beschäftigungsverhältnissen und gesicherten Arbeitsrechten und Sozialleistungen für die Belegschaft. An seine Stelle traten Produktionsnetzwerke, die verschiedene Arbeits- und Rechtsverhältnisse kombinieren und auf diese Weise soziale Rechte, Tarifverträge, Steuern und Umweltauflagen in einzelnen Staaten unterlaufen können. Diese Entwicklung eröffnete ein race to the bottom. So genannte Global Unions, zB die International Textile, Garment and Leather Workers Federation, begannen in den letzten Jahren zaghafte, Länder- und Spartengrenzen überschreitende Kampagnen, um sämtliche Beteiligten entlang der textilen Produktionskette in ihren Forderungen zusammenzuspannen - und sich nicht länger gegeneinander ausspielen zu lassen. 7. Niels Fold - Angebotssicherung in kleinbäuerlich dominierten Wertschöpfungsketten Private Regulierung der westafrikanischen Kakaoproduktion Inhalt d. Textes: Fold untersucht die Verschiebung der Regulierungsmechanismen der Kakao-SchokoladenWertschöpfungskette in bedeutenden Produktionsländern neue private Regulierung, die allmählich die ehem. kolonialen Marketing-Boards ersetzen Kann diese neue Form d. Regulierung Verbesserungen für die Kleinbauern garantieren? Kurze Übersicht über die Struktur, Raummuster, Exportzahlen für Kakao-Schoko-CC diese GCC: ausgeprägte Süd-Nord-Ausrichtung v.a. kleinbäuerliche Produktion i. Westafrika 90% d. Kakaos weltweit – von KleinbäuerInnen produziert Verzerrung d. Exportzahlen: beträchtliche Reexporte, v.a. von EU, Anstieg d. Handels weiterverarbeiteter Produkte Hauptimporteure v. Kakao: EU u. USA Elfenbeinküste: beherrscht Export m. 40% d. weltweiten Exportwerts (danach Ghana u. Indonesien). Weiterverarbeitetet Produkte ca. 1/3 d. Exportwerts / Importe d. USA seit Jahrtausendwende verdoppelt EU = Hauptmarkt f. afrikan. Kakaobohnen – v.a. aus Ghana Veränderung i. Welthandel mit Bohnen u. weiterverarbeiteten Produkten: Verschwinden brasilianischer u. malaiischer Bohnenexporte ABER: Exporte weiterverarbeiteter Produkte seit 2000 in Malaysien wieder angestiegen (wg. massiven Bohnenimporten aus Indonesien – Exporte v.a. in USA u. Japan) Tendenz: Südostasien mit US-Markt verbunden afrikan. Exporte – EU Kakaoexporte v. Lateinamerika stagnieren (obwohl Ecuador die letzten Jahre aufgeholt hat) Globales Kakaoangebot und Grenzzonenverschiebungen Ruf´s Modell (1995): Modell erklärt die verändernden Muster des globalen Kakaoangebots durch „innere Erosion“ von „Kakaogrenzzonen“ (cocoa frontiers) Ausbeutung des Bodens durch Migrationswellen! Folge: zivile Unruhen! Am Anfang: MigrantInnen arbeiten f. lokale Bevölkerung als LohnarbeiterInnen oft durch Kredite od. durch Tausch v. Bodenrechten eigenes Land Boden laugt sich aus Ausbruch ethn. Konflikte manchmal Unterbrechung d. Kakaoangebots Bsp: Sulawesi (Indonesien): MigrantInnen eigneten sich Boden v. lokalen Bauern an oft auch zw. Bevölkerungruppen und MigrantInnen tief verwurzelte Gegensätze Konflikte (Burkina Faso, Mali) Probleme des Kakaoanbaus: im letzten Jahrzehnt: verheerende Auswirkungen v. Schädlingen u. Krankheiten in alten Anbauregionen u. Monokulturen Bsp: Brasilien. Zusammenbruch d. Kakaosektors Verbreitung d. Armut unter 90.000 Farmbeschäftigten – Regionalwirtschaft schwere Rezession schwerwiegendstes Problem f. kommerzielle Großplantagen: relativ hohe Lohnkosten in Schwellenländern (Bsp: BRAS, Malaysien) somit: Wettbewerbsvorteil f. KleinbauerInnen, da riesige Plantagen nicht möglich, wg. Schädlingen, Bodenauslaugung und auch Lohnkostenproblem (Problem ethnischer und ziviler Konflikte bleibt aber) Governance in der globalen Kakao-Schokoladen-CC zentrale AkteurInnen der Kakao-Schokoladen-CC nicht vertikal integriert über lange Zeit: Schokohersteller gliederten Produktion d. Zwischenprodukte aus neues Phänomen: Trend zur „Rückwärtsintegration“ in Exporttätigkeiten (in Form direkter Kontrolle über lokale Exportfirmen od. durch Besitz). In Handel noch nicht eingestiegen. TREND: in Richtung Integration und strengeren Kontrolle der vorgelagerten Stufen von den Hauptabnehmern allmähliches Entstehen v. neuen, privaten Regulierungsmechanismen 2 Gründe dafür: Bohnenqualität Angebotsvolumen Bohnenqualität: vor SAP´s d. späten 80er: lokaler Kakaoankauf, Handel, Export von Marketing Boards – d.h. staatlich reguliert seit Einführung d. SAP´s: Bohnenqualität mehr Bedeutung weil Bohnen aus Afrika früher höherer Preis als Bohnen aus BRAS u. Südostasien (wegen höhere Lohnniveaus in BRAS u. Asien die Nacherntebehandlung nicht so sorgfältig wie in Afrika) durch SAP´s: keine staatl. Qualitätskontrollen mehr. Lokale afrikan. HändlerInnen kauften Bohnen mit dubioser Qualität Folge: Preis afrikan. Bohnen nahm ab (Ausnahme: Ghana) ABER ungleiche Besorgnis über Qualität – kommt auf die verschiedenen Akteure an Angebotssicherstellung: gemeinsames Interesse d. verarbeitenden Industrie: Sicherstellung eines stabilen Kakaoangebots (es werden keine neuen Kakaogrenzzonen kolonisiert u. alte Zonen durch Krankheiten, zivilen Unruhen usw. gefährdet) Integration u. strengere Kontrollen in den vorgelagerten Stufen: Amsterdam errichtete Betriebe in Westafrika von denen aus sie internationale kakaoverarbeitende Unternehmen betreuen früher von Marketing Boards durchgeführt – durch Liberalisierungspolitik der späten 80er wurden die meisten dieser staatl. Institutionen demontiert Entstehen von neuen privaten Regulierungen: Aufrechterhaltung d. kleinbäuerlichen Beteiligung und diese Kakaoproduktion in ausgelaugten Gebieten wiederzubeleben d.h. die globale Industrie musste in die Konsolidierung und Produktionssteigerung in bestehenden Anbaugebieten investieren neuen, privaten Regulierungsmechanismen: inhaltlich: Ausbildungs- u. Sensibilisierungsmaßnahmen vermittelt v. lokalen NGO´s, Arbeitsbedingungen werden verbessert, Produktionsverbesserungen usw. ABER: staatl. Institutionen auf Nebengleis weitere Gründe: auch durch Medienberichte im 2001er Jahr: Einsatz v. Kinderarbeit großes Thema führte zu Regulierungen wie z.B. Harkin-Engel-Protokoll (verbietet Kinderarbeit im Kakaosektor, was globale Industrie sicherstellen muss) 2005: International Cocoa Initiative (ICI) – VertreterInnen d. Industrie, NGO´s und Gewerkschaften – Einführung Zertifizierungssystem 2004: Pilotprojekt in Ghana u. Elfenbeinküste: verantwortungsvolle Kakaopraktiken fördern 2006: ICI u. Pilotprojekt: „Best-Practice-Ansatz“: gegen Kinder- u. Zwangsarbeit, Arbeitsnormen usw. World Cocoa Foundation (WCF) in 90er gegründet von großen Unternehmen. Neueste Entwicklung von WCF i. Bereich privat- u. privat-öffentlicher Organisationen: institutionelles Rahmenwerk – um „sauberes“ Kakaoangebot zu garantieren = bemerkenswerte Besonderheit warum organisierte sich die Industrie? (früher mehr Wettkampf und Konkurrenz) Ernsthaftigkeit d. Angebotssituation (globales Kakaoangebot vermehrt abhängig v. kleinbäuerlichen Produktion Westafrikas – ist v.a. in EU spürbar) „gemeinsame Schlachten“ (wie z.B. Kinderarbeitsproblematik) Ausnahme: GHANA bei SAP´s: durch WB-Konditionalitäten Widerstand GHANA: 1992 SAP – Liberalisierung u. Privatisierung d. Kakaokette implementiert Unterschied zu anderen Ländern: Ankauf, Behandlung, Transport, Verarbeitung, Marketing, Verschiffung usw. wurde in andere staatl. Regulierungsbehörden eingegliedert (zB in Landwirtschaftsministerium) oder nach Auflösung monopolistischer Position in der Kette privatisiert Marketing Board (COCOBOD) wurde nicht zerschlagen! (ist auch heute noch f. Regulierung verantwortlich) ghanaische Bohnen erzielen Premiumpreise und ein landesweites und übersaisonales Festpreissystem (auch wg. hoher Qualität) COCOBOD ist einziger Exporteur und auch als einziger f. Qualitätskontrollen zuständig mittlerweile schon Ankaufsfirmen (Licensed Buyer Companies) auf denen Margen auf Mengenbasis verteilt werden (sind v.a. Transportfirmen u. Lageragenturen) Private Regulierung - Auswirkung auf Kleinbauern? Regulierungen noch in Anfangsphase – kann zu Ausschluss von Haushalten u. Gebieten außerhalb der Kakaogebiete führen private Regulierung kann zu ungleichen und privat gesteuerten Kapitalismus führen Vorbild: Ghana – staatl. Regulierung KANN eine bedeutende Rolle (wenn keine Korruption und/oder Klientelismus mitspielt) in der Sicherstellung d. Lebensgrundlagen d. Bauern spielen 8. Christiane Stephan Faire Wertschöpfungsketten Sozialverträgliche Formen der Modernisierung in Sri Lankas Zimtsektor Wenn lokale Verarbeiter, Exporteure, internationale Handelsunternehmen und führende Marktfirmen in Wertschöpfungsketten interagieren, ergeben sich Möglichkeiten, sich neue Kenntnisse und Wissen anzueignen. Diese Lernprozesse ermöglichen es auch auch kleineren ProduzentInnen, ihre Position innerhalb der Wertschöpfungskette zu verbessern. Ob und wie diese Aufwertung (Upgrading) geschieht, hängt davon ab, wie die Beziehung zwischen den AkteurInnen auf den unterschiedlichen Stufen gestaltet sind. Die zunehmende Durchsetzung von internationalen Standards unterstützt den Übergang von kurzfristigen Markttransaktionen zu längerfristigen integrierten Wertschöpfungsketten und stellt einen Weg dar, Wissen entlang der Kette weiterzugeben. Im Lebensmittel- und Genussmittelsektor handelt es sich vor allem um Regeln und Normen, die der Lebensmittelsicherheit und dem VerbraucherInnenschutz dienen. Gleichzeitig setzten sich weitgehende Standards durch, die auch eine soziale Dimension der Produktion umfassen, v.a. Standards im Fairen Handel. Globale Wertschöpfungsketten, Governance, Upgrading Für die entwicklungspolitische Wirkung einer weltmarktorientierten Produktion ist die Frage, wie die globalen Wertschöpfungsketten organisiert sind, von besonderer Bedeutung. Durch die Untersuchung von Governance Strukturen können Aussagen darüber gemacht werden, wie Effizienz n einer globalen Wertschöpfungskette hergestellt wird, wie Marktzugang stattfindet, wie Fähigkeiten angeeignet werden und wie die Gewinne innerhalb der Wertschöpfungskette verteilt werden. Bedeutend ist oftmals die Beziehung zwischen lokalen ProduzentInnen und sogenannten Lead Firms. In vielen für Entwicklungsländer relevanten Wertschöpfungsketten übernehmen die internationalen Käufer, oft Großunternehmen der Agroindustrie oder des Einzelhandels, die Rolle der Lead Firm. Internationale Käufer verlassen sich oft nicht auf den freien Markt, sondern gehen dazu über Wertschöpfungsketten zu organisieren und längerfristige Beziehungen zu den ProduzentInnen aufzubauen, weil je differenzierter und spezialisierter ein Produkt ist, umso wichtiger sind genaue Anweisungen und genaue Kontrolle ob diese auch eingehalten werden. Ein anderer Grund ist die wachsende Anfälligkeit der Produktions- und Handelsketten für Fehler, die über die Wettbewerbsfähigkeit auf den anspruchsvollen Märkten in den Industrieländern entscheiden. International gehandelte Agrargüter müssen in hoher und gleichbleibender Qualität geliefert werden. Außerdem wächst die Bedeutung von Sicherheits-, Arbeits- und Umweltstandards. Beziehungen in globalen Wertschöpfungsketten können marktbasiert, modular, beziehungsbasiert (relational), gebunden oder hierarchisch (captive) organisiert sein. Marktbasierte Ketten zeichen sich dadurch aus, dass der Wechsel von einem zum anderen Interaktionspartner mit geringen Kosten verbunden ist. Eine Wertschöpfungskette ist ein dynamisches System, das sich in seiner Organisationsform und bezüglich anderer Charakteristika im Zeitablauf verändern kann. Es kann beispielsweise zu Upgrading-Prozessen kommen → Prozesse die ein Unternehmen in die Lager versetzten, wertschöpfungsintensivere Funktionen in der Kette zu übernehmen, sich weniger leicht substituierbar zu machen und sich einen größeren Teil der erwirtschafteten Gewinne anzueignen. Es gibt vier unterschiedliche Formen des Upgrading: 5. Prozess-Upgrading: Durch die Reorganisation des Produktionsprozesses oder durch die Einführung moderner, angepasster Technologien wird die Effizienz des Produktionsprozesses erhöht und eine konstantere Produktqualität erzielt. 6. Produkt-Upgrading: Mit der Einführung neuer Technologien, eines neuen Designs und weitere Produktkriterien werden höherwertige Güter erzeugt. 7. Funktionelles Upgrading: Es werden komplexere Schritte und höherwertige Aktivitäten in der Wertschöpfungskette übernommen, wie Marketing oder Design und einfacherer Funktionen ausgelagert. 8. Upgrading der Wertschöpfungskette: Werden erlangte Kompetenzen angewendet, kann bestimmten Kettensegmenten eine „Seitwärtsbewegung“ in neue Segmente gelingen. Für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) gibt es eine Hierarchie bezüglich der beschriebenen Upgrading-Formen. → Sie beschreiben die Abfolge der Upgrading-Prozesse auf einem bestimmten Pfad, der mit Prozess-Upgrading beginnt und zuletzt beim Upgrading der Wertschöpfungskette endet. Dies ist allerdings ein idealtypisches Modell und muss in der Praxis nicht zwingend erfolgen. Die Durchführbarkeit von Upgrading ist maßgeblich von der Governance Struktur abhängig. Bedingungen für Upgrading Die Unternehmen müssen selbst daran arbeiten ihr technisches Know-how und das Wissen über die Zugänge zu den Märkten zu erweitern. Gleichzeitig müssenauch im Unternehmerunfeld auf nationaler und internationaler Ebene Bedingungen vorhanden sein, sich entwickeln zu können. Fünf Faktoren die Upgrading-Prozesse maßgeblich beeinflussen: 6. 7. 8. 9. 10. die grundlegenden Strukturen des Marktes die Substituierbarkeit des jeweiligen Partners das Kompetenzniveau des Unternehmensmanagement die Einbindung eines Unternehmens in lokalisierter Cluster die Leistungsfähigkeit des institutionellen Umfelds Die Lead Firms gewinnen ihre dominierende Position vor allem dadurch, dass sie über besonderes Wissen verfügen, das ihnen einen Konkurrenzvorsprung verschafft. Spezifische Know-how ist ein entscheidender Faktor, der die relative Machtposition einzelner Unternehmen innerhalb von Wertschöpfungsketten bestimmt. Die starken AkteurInnen in der Kette werden daher sehr selektiv vorgehen, wenn es um die Weitergabe von Wissen geht. In aller Regel sind die Lead Firms darauf bedacht, das Wissen, das ihre Vormachtstellung in der Kette sichert, zu monopolisieren. 2. Substituierbarkeit: Je leichter ein/e AkteurIn in der Kette durch andere ersetzbar ist, desto weniger werden die großen Firmen Wissen an diese weitergeben. Ob jemand substituierbar ist, hängt davon ab, wie komplex der Produktionsprozess ist und wie spezifisch die hergestellten Produkte sind. Bei geringer Substituierbarkeit ist die Lead Firm also bestrebt, die ProduzentInnen mit Wissen und technologischen Kapazitäten auszustatten → Ansatzpunkte für ein Upgrading. 3. Kompetenzniveau: Es entscheidet darüber, bis zu welchem Grad Upgrading möglich ist. 4. Cluster: Unter bestimmten Umständen erfolgen in Clustern kollektive Lernprozesse. Informationen und Wissen werden von oben nach unten hierarchisch weitergegeben. Dieser Prozess erfolgt in einer netzwerkartigen Struktur auf unterschiedlichen Ebenen. → günstige Ausgangslage für Upgrading. 5. Institutionelles Unfeld: Es bestimmt darüber wie erfolgreich Bemühungen um Upgrading innerhalb von Wertschöpfungsketten sind. Es ermöglicht den Unternehmen auf Leistungen zurückzugreifen, die es nicht von selbst erzeugen kann, wie z.B. technologisches Wissen und Beratungsleistungen. Zwei Typen von Wertschöpfungsketten: Modular Value Chain und Captive Value Chain. Modular Value Chain: Die ProduzentInnen stellen ein mehr oder weniger vordefiniertes Produkt für einen bestimmten KäuferInnenkreis her. Es obliegt den ProduzentInnen selbst, die Parameter der Produktion zu bestimmen. Die Unabhängigkeit der ProduzentInnen ist relativ groß. Durch die losen Kontakte und die begrenzte Interaktion zwischen ProduzentInnen und AbnehmerInnen kann nur ein geringes Maß an Feedback, Informations- und Wissensfluss stattfinden, was eine wesentliche Voraussetzung für Upgrading ist. Captive Value Chain: Die gebundenen bzw. quasi-hierarchische Wertschöpfungskette, umfasst KleinproduzentInnen, die für feste VertragspartnerInnen ein spezifisches Produkt anfertigen. Durch diese Spezialisierung in ihrer Produktion sind die kleinen Unternehmen auf einen bestimmten AbnehmerInnenkreis festgelegt und von diesem abhängig. Sie erhalten aber ein hohes Maß an Unterstützung da die AbnehmerInnen an einer Optimierung des Systems interessiert sind und das Risiko von Fehlern minimieren wollen. Empirische Untersuchung zu agroindustriellen Clustern in Lateinamerika: Lead Firms hindern ihre ProduzentInnen und LieferantInnen daran funktionales Upgrading durchzuführen. Die Einbindung in Cative Value Chains birgt also für die ProduzentInnen aus Entwicklungsländern die Gefahr, dass sie in Beziehungen „gefangen“ sind, in denen sie über die Aufwertung des Arbeitsprozesses und der Produkte nicht hinauskommen. Es gibt eine enge Verbindung zwischen Innovationen und Upgrading. Um Innovationen zu tätigen, ist ein hohes Maß an Kreativität, aber auch an finanziellen Ressourcen erforderlich. Im Falle von Entwicklungsländern zeigt sich, dass die ersten Schritte, die zu Upgrading führen, meist in der Übernahme und Anpassung bewährter Technologien aus anderen Ländern liegen, also in kontinuierlichen Lern- und Anpassungsprozessen.. Dies erfordert ständige und konstante Investitionen in der Übernahme neuer Technologien und Fähigkeiten. Die Fallstudie: Upgrading in Sri Lankas Zimtsektor Feldstudie: Zeitraum zwischen November und Dezember 2008; Zimtsektor Sri Lanka Ziel war es, die unterschiedlichen Organisationsformen und Typen von Wertschöpfungsketten zu charakterisieren und Aussagen über deren Effizienz und Wirkungsweise zu machen. Wertschöpfungsketten im Zimtsektor Die Landwirtschaft hat bis heute eine zentrale Bedeutung für die sozio-ökonomische Entwicklung in Sri Lanka. Der Agrarsektor dort ist wesentlich durch kleinbäuerliche Produktionssysteme geprägt. 91% der landwirtschaftlichen Anbaufläche werden von Bauern und Bäuerinnen mit einer Anbaufläche von unter neun Hektar bebaut. Zimt war ein wesentlicher Grund für das frühe Interesse der Kolonialmächte an der Insel. Früher das wichtigste Ausfuhrgut des Landes, erwirtschaftet der Zimtsektor heute weniger als ein Prozent der Exporterlöse. Vier unterschiedliche Typen von Wertschöpfungsketten in Sri Lanka: 1. 2. 3. 4. desintegrierte Wertschöpfungsketten mit reinenMarttransaktionen schwach integrierte Wertschöpfungsketten stark integrierte , relationale Wertschöpfungsketten vertikal integrierte Wertschöpfungsketten In Sri Lanka lassen sich Typ 2 und 3 wiederfinden. (siehe Grafik S. 147) Typ 2: Es bestehen nur sporadische Interaktionen zwischen den AkteurInnen, die überwiegend an der Börse in der Hauptstadt Colombo stattfinden. Für viele ZimtproduzentInnen bestimmen jedoch die Zwischenhändler, die den Zimt direkt bei den ProduzentInnen abholen, über den Preis. Diese sind meisten die einzige Informationsquelle bezüglich des aktuellen Zimtpreises, was eine hohe Abhängigkeit hervorruft. Regelmäßiger Kontakt und langjährige Geschäftsverbindungen lassen sich zwar erkennen, aber die ProduzentInnen haben in der Regel keine Sicherheiten, dass ihre Waren abgenommen werden. Sie sind von steigenden oder fallenden Weltmarktpreisen direkt betroffen und der Konkurrenz durch anderer ZimtlieferantInnen ausgesetzt. Mittelgroße Unternehmen, die sich auf den Export von Zimt spezialisiert haben, stehen vor dem Problem, kein konstantes Qualitätsniveau der Zimtstangen liefern zu können. → In dieser Wertschöpfungskette sind Mechanismen der Qualitätskontrolle und der Traceability sehr schwach ausgebildet. Der Hauptabnehmer des srilankischen Zimts ist Mexiko. Andere lateinamerikanische Länder und der Nahe Osten sind ebenfalls wichtige Abnehmer. Die Ansprüche an Qualität und Rückverfolgbarkeit der Produkte sind auf diesen Märkten sehr niedrig, so dass hier vor allem günstige Massenware geliefert wird. Typ 3: Stark integrierte , relationale Wertschöpfungsketten sind durch langanhaltende Handelsbeziehungen gekennzeichnet. Dies ist in Sri Lanka bisher nur bei solchen Unternehmen der Fall, die zum Bio- und/oder Fair Trade-Segment zählen. Hier dominieren Outgrower Schemes. → Der Begriff bezeichnet eine vertraglich geregelte, meist langfristige Beziehung zwischen Kleinbauern und -bäuerinnen und mittleren und großen Unternehmen. Es findet ein Wissen- und Technologietransfer statt. Sie weisen eine starke Verknüpfung zwischen den AkteurInnen auf und schaffen die Möglichkeit, einen sicheren und hohen Qualitätsstandard zu erfüllen und eine Rückverfolgbarkeit entlang der Wertschöpfungskette zu gewährleisten. Ein weiterer Unterschied zu den konventionellen Systemen ist, dass hier Economies of Scope ausgenutzt werden können. → Meistens werden von den ProduzentInnen neben Zimtstangen noch andere landwirtschaftliche Güter erzeugt, die ebenfalls von den VertragspartnerInnen abgenommen und exportiert werden. Neben vielen Vorteilen weisen diese Wertschöpfungsketten aber auch spezielle Herausforderungen für Unternehmen auf wie hohe Transaktionskosten, es müssen geeignete Produktionsräume und Flächen gesucht werden wie auch geeignete PartnerInnen im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion. Der Aufbau dieser Wertschöpfungsketten ist deshalb auch mit erheblichen Risiken für die kontraktierenden KMU verbunden. Formen, Triebkräfte und Barrieren für ein Upgrading im konventionellen Sektor Bedeutsame Standards im Zimtsektor sind Hazard Analysisund Critical Control Points und der Standard für Lebensmittelsicherheit der internationalen Organisation für Normung ISO 22000 → Richtlinien für die wichtigsten Prozesse der Zimtproduktion. Bislang gibt es in Sri Lanka erst eine kleine Zahl von zimtverarbeitenden Betrieben, die internationale Standards einhalten und entsprechend zertifiziert sind. Angesichts des potenziellen Nutzens, der sich aus einer Zertifizierung nach den internationalen Standards ergeben kann, stellt sich die Frage, warum die notwendigen Upgrading-Schritte bislang erst in wenigen Unternehmen vorgenommen wurden und nur dann, wenn externe Unterstützung erfolgte. Hemmfaktoren: Der überwiegende Teil des Zimts wird in Länder exportiert, deren Märkte bislang noch geringe Anforderungen hinsichtlich nachweisbarer Qualitätsstandards haben. Die srilankanische Nominierungsorganisation arbeitet bisher noch ineffizient. Bislang gibt es keine nationalen Standards für Zimt. Die Durchsetzung nationaler Standards für Zimt wird von einigen führenden Unternehmen des Sektors verhindert. Das institutionelle Umfeld des Zimtsektors in Sri Lanka ist sehr schwach ausgebildet. Bisher gibt es keine Einrichtung in der im Bereich Forschung und Entwickelung öffentliche und private AkteurInnen zusammenarbeiten. Der Zimtsektor ist auf der ProduzentInnenseite stark durch Kleinbauern und -bäuerinnen geprägt. Sie verfügen weder über Kenntnisse, welche Vorteile welche Vorteile sich aus einer Zertifizierung ergeben, noch über das Wissen und die finanziellen Ressourcen, um den Prozess initiieren zu können. Die Kleinbauern und- bäuerinnen sind nur in geringem Maße organisiert, was kollektives Handeln deutlich erschwert. Auf Seiten der verarbeitenden oder exportierenden Unternehmen reichen die Managementkompetenzen nur in wenigen Fällen aus, um eigenständig Marketing oder die Entwicklung eines eigenen Designs durchzuführen und somit die Investitionen in das Upgrading in Wert zu setzten. Neben Investitionen in technische Mittel fordert Upgrading immer auch Investitionen in Arbeitskräfte. Im traditionellen Zimtsektor ist dies jedoch nicht ohne weiteres möglich. Der Beruf der Zimtschälers/schälerin hat einen sehr geringen sozialen Status, weshalb ein Arbeistkräftemangel vorherrscht. Darunter leidet v.a. die Produktivität des Sektors, die Qualität der Produkte und somit die internationale Konkurrenzfähigkeit der Zimtproduktion. Machtbeziehungen in der Wertschöpfungskette werden überwiegend von den großen Käufern dominiert. Diese sind aus eigenem Interesse zwar bereit, srilankanische Unternehmenbeim Prozessund Produkt-Upgrading zu unterstützen, nicht jedoch bei weitreichenden Bemühungen, die zu einem funktionalen Upgrading führen könnten. Upgrading im Fair Trade Sektor In den vergangenen Jahren ist der Faire Handel stark gewachsen. Trotzdem ist sein Anteil an internationalen Handelsumsätzen sehr gering. Produktions- und Handelssysteme die durch ein internationales Label des Fairen Handels zertifiziert werden, müssen viele Kriterien erfüllen, die u.a. sicherstellen, dass nachhaltige Produktion stattfindet, dass ein angemessener Preis an die ProduzentInnen gezahlt wird, dass insbesondere Frauen gefördert werden, dass ein direkter Kontakt zwischen ProduzentInnen und Importorganisationen im Ausland besteht und dass Beiträge in den Bereich Bildung und berufliche Weiterbildung für ProduzentInnen und VerarbeiterInnen im Herkunftsland geleistet werden. So findet u.a. eine Förderung kleinbäuerlicher Strukturen statt, die das Einkommen vieler Familien sichert. Der direkte Kontakt zwischen ProduzentInnen und den Importorganisationen des Fairen Handels unterstützt Lernprozesse. Es kann ein direktes Feedback bezüglich Produktqualität gegeben werden und Traceability ist gewährleistet und es herrscht eine geringe Substituierbarkeit. Neben Prozess- und Produkt-Upgrading findet auch funktionales Upgrading statt. In Sri Lanka gibt es aber nur vier Organisationen die fair gehandelten Zimt exportieren. Die ProduzentInnen des fairen Handels wirtschaften auf einer von Staat unabhängigen Ebene. Der Faire Handle umgeht bewusst manche Marktmechanismen und konzentriert sich auf die Einhaltung der eigenen Kriterien. Fazit und Ausblick Globale Wertschöpfungsketten bieten ihren AkteurInnen Chancen, von direkter Wissens- und Informationsweitergabe zu profitieren. Dadurch können richtungsweisende Innovations- und Upgrading-Prozesse ausgelöst werden. Der Bedeutungsgewinn internationaler Standards hat die Einhaltung grundlegender Produktionskriterien und die damit verbundene Wissensweitergabe an die Produzentinnen zu einem wichtigen, auch in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Faktor gemacht. Diese Idee deckt sich jedoch oftmals nicht mit der Realität. Erst durch die Veränderung von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen kann eine Verbesserung der Lebenssituation der ProduzentInnen bewirken. 9. Wolfram Manzenreiter Zusammenfassung – Globale Güterketten – Manzenreiter Wolfram – A(sian) race to the bottom? Asiatische Produktionsnetzwerke im globalen Sportartikelmarkt. Sport, und die darum organisierten Industrie- und Dienstleistungsunternehmen als Versinnbildlichung der Globalisierung der Welt. Die Sportartikelindustrie gilt aufgrund der hohen Bedeutung von Markenfirmen wie Nike und Adidas, deren Beschaffungsprozesse und Absatzstrukturen, als ein typisches Bsp. für Käuferdominierte Warenketten. – Oligopol geprägter KonsumentInnenmarkt – mittlerweile durch Diversifizierung relativiert. Mittlerweile beliefern sie einen heterogenen Markt und lassen sich in 3 Segmente aufteilen: Sportausrüstung, Sportbekleidung und Sportschuhe. Der Produktionsablauf lässt sich in 5 Bereich gliedern: Bestellung von Rohstoffen wie natürliche od. synthetische Fasern; Herstellung von Grundbestandteilen wie Garn oder Stoffe oder Komponentenfertigung; Endfabrikation der Kleidung; Schuhe od. Sportgeräte; Export und Vermarktung für den Endkonsumenten. Je nach Grad der Spezialisierung des Endprodukts unterscheiden sich Kapitalbedarf, Technologieinput, Preiskalkulation und die Verteilung der Wertschöpfung innerhalb der Segmente der Fertigungskette. Welche Rolle spielt Asien in der globalen Sportartikelproduktion? Durch den enormen Bedarf an Arbeitskräften konnten sich viele Staaten dieser Region „nachholend entwickeln“. Sportschuhe und Sportbekleidung ergeben gemeinsam mehr als die Hälfte des globalen Marktes. Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedliche Muster der „intraregionalen“ Arbeitsteilung herausgebildet. Eckdaten bzw. Tabellen im Buch auf den S. 159,162,166,170 Es gibt versch. Variationen von Produktionsnetzwerken- zunehmend asiat. Firmen. Verlagerungen der Produktionsnetzwerke innerhalb Asiens gehen auf staatliche und international-ökonomische Initiativen zurück. Der Staat spielte/spielt in jeder genannten Region eine zentrale Rolle! Produktionsbedingungen kritisch, daher im Visier von „Solidaritätsorg.“ . Der Wettlauf nach unten (Titel) bezieht sich auf die Wettbewerbsstrategie- Ausbeutung d. Arbeitskraft in den am wenigsten „entwickelten Ländern“ d. Welt für Profitmaximierung. Asien in der Weltwirtschaft: Seit Beginn d. 21. Jhdt = Asien neues Zetrum d. Weltwirtschaft- stärkste Wachstumsdynamik in der Phase der ökonomischen Globalisierung = Paradebsp. für gelungene „nachholende Entw.“ Japan u. China 2 der 3 größten Wirtschaftsmächte d. Welt. In Ostasien = Hongkong, Singapur, Südkorea u. Taiwan- Entw. von Schwellenländern zu Industriel.- ähnliche Entw. in den 90igern in Malaysia, Thailand, Indonesien u.Philippinen (= 2. Generation Tigerstaaten) 3. Generation: China, Vietnam u. Indien- in den nächsten 10 J. Kambodscha, Sri Lanka u. Laos, durch Importsubstitution und exportgestütztem Wachstum = typisch für Asien. Der Bekleidungssektor trägt enorm zum Wachstum bei- Asien trägt ein ¼ der gesamten Wirtschaftsleistung u. 1/3 des Weltmarktes- Aufstieg Asiens verbunden mit „fundamentalen Strukturwandel- große Produktionsnetzwerke sind entstanden. „Intraregionaler“ Warenfluss = 5 (seit 1980er von 2,5 auf 5 verdoppelt)- öko. Interdependenz in Ostasien heute enorm hoch. Terms of Trade: 50% der Exporte bleiben i. d. Region; Zwischenprodukte u. Halbfertigung mit 65% überproportional = Anzeichen für anhaltende indust. Entw. u. zunehmende Verzahnung der Ökonomien i. d. Region. Zw. 1990 u. 96 intrareg. Handel verneunfacht; Industr. Handel zw. 1992 u. 2005 von 33 auf 47% für Gesamtexport gestiegen = „ricardische Tradition“ (komparative Kostenvorteile), in Verbindung mit einer zentralen Rolle des Staates. – Protektionismus d. einh. Marktes fördert Aufbau von Wettbewerbsfähigkeit d. eigenen Märkte. Staat = Investor, Auftraggeber und Unternehmer. – Akamatsu Kaname (1930): Staat soll für wachstumsfördernde, ökon. Entwicklungsbedingungen sorgen = „Gänseflugmodell“ = Technologie, Kapital u. Güterproduktion aus fortgeschrittenen Unternehmen, Industriesektoren u. Ländern wurde in Industrien u. Länder weitergegeben, welche in ihrem Windschatten heranreiften. Cumings (1894) beschreibt dies als kontinuierliche Abfolge eines zyklischen Prozesses, der über 4 Stadien Importsub., Aufbau wettbewerbsfähiger Industrien, Unterstützung eines einh. Nachfragemarktes und Export von Investitionsgütern verlief. Korea u. Taiwan sind neue Standorte der jap. Industrie. 1. Bekleidung u. Textilind., 2. Schwer- u. Chemieind., 3. Elektronik- u. Automobilind., jedoch nie ganze Fertigungssektoren. Japan lagerte nur technologiearme u. unrentable Sektoren d. Produktion aus. Steuerung u. Entw. neuer Produktionsprozesse blieben im Ursprungsland. Daher hat sich weder T. u. K, noch China so entw. wie es das „Gänseflugmodell“ prognostizierte. Theorie glob. Güterketten vs. Netzwerkansatz: Gütterketten blenden aus, dass Differenzierung u. Hierachien in Macht u. Kontrolle über die Wertschöpfung nicht auf einen endog. Automatismus des spezialisierten Organisationstypus zurückzuführen sind. Unterschlägt die Vielschichtigkeit der Beziehungen, die vertikal. horizontal u. multidimensional innerhalb eines Produktionnetzw. verlaufen können. Bsp. der Sportartikelind. zeigt die Machtsym zw. Akteuren des Produktionsnetzwerkes. NDP = amerikanisches Marktforschungsunternehmen. – Übergang zw. funktioneller Sp.bekleidung und moderner Lifestyle-Wear fließend, daher mehr Verkauf. 2 Gründe für zentr. Rolle Asiens in der Sportgüterind.: 1.) wichtiger Absatzmarkt (siehe Tab. im Buch). Märkte im „Westen“ durch z.B. demogr. Entw. beschränkt. Asien u. Lateinamerika gelten als fast unbeschränkt. 2.) wichtiger noch ist Asien für das Angebot der Sportgüter auf dem glob. Markt. 90% der Sportschue werden in China, Vietnam, Indonesien u. Thailand hergestellt. Z.B. in China 58% in 4 Ländern. Ähnliche Entw. auch bei Sp.bekleidung (geographische Streuung größer). Adidas u. Nike beherrschen 60 % des Schumarktes, ca. 1/5 des Sp.bekleidungsmarks – bezieht Produkte aus erdumspannenden Netz von 100ten unabhängigen Lieferanten (meisten Betriebe in Asien). 69% der Zulieferer in Asien; Nike sogar 73%. Andere Weltmarken sind Puma, Mizuno u. Umbro- lassen ihr Sortiment in Fabriken zw. Indonesien und Indien herstellen. Regionalisierung der Sportartikelindustrie: Asien seit Mitte 1960 in glob. operierende Sportartikelind. inkorporiert- seit 1970 „Neue Nationale Arbeitsteilung“ (i. d. Sportartikelind.) durch veränderter Konsumgewohnheiten in EU u. USA. Fallbsp.: Kooperation zw. Onitsuka (heute Asics) u. Blue Ribbon Sports (seit 1978 Nike) = Startpunkt der Globalisierung in der Sportartikelproduktion. Geschäftsmodell der Nike-Gründer beruhte auf Kostenvorteilen die der Direktimport aus dem Schwellenland Japan ermöglichte. Ab Mitte 70er Japan nicht mehr rentabel genug (reale Löhne verdoppelten sich; durch Aufkündigung des BrettonWoodsAbkommens endete die künstliche Unterbewertung des Yen = Verteuerung d. Exp.). Folgen: Nike wanderte nach S-korea, Thailand u. Taiwan ab (2. Werke auch USA); ab 1980, 82% d. Schuhe aus S-korea u. Taiwan; bewirkte das Hauptbezugsquellen Fabriken in „Niedriglohnländer“ gründeten und arbeiten mit Auftragsgarantien um finanzielles Risiko zu senken. Ab 1990 wurden China, Thailand, Indonesien, Philippinen u. Vietnam zu den wichtigsten Standorten des südasiatischen P.-netzwerks. Adidas: Nach Nike 2. größtes Unternehmen punkto Gewinn u. Beschäftigungszahl; erst seit 1990 Lifestyleprodukte; ist nur mehr Handelsuntern. (Prod. ausgelagert); übernahm 2005 Rebok (mehr Macht, Skaleneffekt); beschäftigt ca. 40 000 Ma; 69% der 1128 Fabriken in Asien; 27 in China; auch Indien, Indn., V. u. J. Rawling Sporting Goods (Baseball, Basketball etc.): Sitz in St.Luis; ab 1953 Suche nach neuen (günstigeren) Standorten innerhalb Missouri (um Gewerkschaft los zu werden); 1964 durch Steueranreiz u. Streikverbot neuer Standort Haiti; anschl. Costa Rica u. a. Niederlassungen in der Karibik; Mittelamerika spielt gr. Rolle ähnlich wie Osteuropa, Nordafrika u. die Türkei für europ. Absatzmärkte. Warum: reduzierte Transport- u. Kommunikationskosten, schnellere Reaktionszeiten auf Nachfrageentw. und Quotenregelungen. Nachbarreg.; bevorzugte Ziele von Direktinv.; Rohstoffe u. Komponenten werden zur Fertigung an ihre lokalen Zulieferer od. Fertigungbetriebe weitergegeben u. anschl. in den Zielmarkt reimportiert. Variationen d. Produktionsnetzwerke in Asien: Wettbewerb um Markenanteile in der Sport- u. Lifestyleind. findet über Marken (brands) und entsprechendes Marketing statt. Markenunternehmen = Flaggschiffe = Schnittstelle zw. vorgelagerten Produktionsprozessen u. Endkonsumenten; in Asien beheimatete Hersteller u. Zwischenhändler laufen analog zu den Bedingungen der reg. Hierarchien u. den glob. Beschaffungsproz./Produktionnetzwerken; „lead firms“ org. stellvertretend für ihre Auftraggeber den gesamten Ablauf zw. Beschaffung, Produktion, Absatz u. Marketing. Li Ning = wie Nike u. Wal Mart gemeinsam, nur 30-40% billiger; profitiert u. a. vom dichten Netzwerk seiner Einzelhandelsgeschäfte (auch in Provinzen); 2008 gibt es 1012 Filialen (98% Gewinn im eigenen Land); Wirtschaftskrise hatte (daher) kaum Auswirkunken; plant Verlagerung nach Westen (allgemeiner Trend in Asien, weg von den Küsten ins Binnenland); Fujian Provinz u. Guangdong = Zentren der chin. Sportartikelproduktion. Damit sollen Lieferwege u. Zeiten verkürzt werden. Durch maßgeschneiderte Software werden Lagerkosten massiv gesenkt – „point of sales daten“ = direkte Verbindung zw. Kassa und Hersteller. Li Ning kann weder als Handelsbetrieb noch als Herst. klassifiziert werden (Grenzen zw. Prod., Händler u. VK unscharf). Ein Bsp. für hochgradig vertikal integriertes Produktionsnetzwerk = Esquel (Hersteller) = führender Baumwollhersteller für Nike, Lacoste, Esprit u. Tommy H.- in Xinjiang eigene Baumwollplantagen (NW Chinas)- Weiterverarbeitung in Guangdong- Fertigung der Kleidung in China aber auch Malaysia, Sri Lanka u. Mauritsius- seit 2002 eigenes Modelabel u. Einzelhandelskette. Ein Bsp. für Mutation vom Herst. zum VK = Yue Yuen (gegr. 1988 in China, seit 1995 in Vietnam) = 3. gr. Untern. in der Sportartikelb. = Tochterkonzern = Pon Chen- beteiligt an der Prod. von 6% der weltw. getragenen Schuhe- produziert in Dongguang u. Guangdong- 110 000 Ma- Unternehmenscluster. YY hat rasch expandierendes Vertriebsnetz- vorgelagerte Produktionsstufen, z.B. Beschaffung von Rohm.- 2006 beteiligt an 76 Firmen- arbeitet mit glob. Logistikuntern- Einsatz von geschütztem Managementsyst., daher Bezugszeiten verkürzt u. Absatzwege beschleunigt. Ähnlich auch Nikanas Gemilang- 43 000 MA- 85% Frauen- erzeugt für unterschiedliche Marken Schuhe. Bsp. Für Bekleidunghändler = bieten gesamtes Paket- Beschaffung, Fertigung u. Qualitätskontrolle- typ. Beschaffungsmanager = Li&Fung (Hongkong)- Stoffe aus Korea- in Taiwan gefertigt- Knöpfe aus China- Fertigung in Thailand- 80 Niederlassungen in 40 Ländern- Netzwerk von 12 000 Zulieferern- 2/3 d. Umsätze kommen aus USA- Li&Fung Retailing (Tochterf.) Einzelhandel in China, Singapur, M., T., Indonesien u. S.korea. Ähnlich Luen Thai- hat mit Konzentration auf seine Fertigungstätte (Supply Chain City inkl. Wohnheime u. ein Hotel) in Dongguang auf das Auslaufen des „Multifaserabkommens“ reagiert, dadurch kann d. Produktion effizienter geplant werden. (Auslauf des Multif.Abkommens = Quotenbeschränkungen d. Welthandels fallen) Industrielles Upgrading u. Diversifizierung: Industrialisierung = Rückstufung von Industrien welche die Konkurrenzfähigkeit verloren haben und Aufbau von designierter Zukunftsind. (Nationale Industriepol. spielte zentr. Rolle) Ablauf: 1. Verschiebung von USA + EU nach Japan- Produktion von Naturfasern- Ziel: exportorientierte Textilind. Bis zum 2. WK stetig wachsender Sektor; nach 1945 Verlust von Weltmarktanteilen. Ministerium f. Handel und Wirtschaft koordienierte Zusammenspiel von Industrieverband, Zulief., Gewerkschaft, Handelshäuser u. Einzelhandel = gezielte Förderung um Niedergang zu stoppen. Japan = Nettoexp. von syntethischen Stoffen u. Garnen- arbeitsintensive Proz. ausgelagert (H, T u. K.)- 70er u. 80er: dominieren die Exportm. für T.- z.B. Asics lagert in „neu entw. Industrienationen“ aus (erst T. dann S.korea um Produktionskosten nieder zu halten)- 1988: 50% (Asics) wurde bereits im Ausland prod. u. es wurde ständig expandiertseit 2005 Umsätze durch Sp.-schuhe i. Ausland stark gestiegen. Mizuno hingegen erzielt 6070% seinen Umsatzes Im Binnenmarkt. Mizuno begann d. Expansion (in „Niedrieglohnländer“ u. i. d. Nähe wichtiger Absatzmärkte)) mit der Gründung einer Tochterfirma (1970).- Tochterfirmen in H., Shanghai, USA, Kanada u. EU- Hintergrund: steigender Wechselkurs des Yen. 1985: führende Wirtschaftsmärkte hatten im „Plaza Accord“ die kontrollierte Einflussnahme auf Währungskurse = Maßnahme gegen d. Handelsbilanzdefizit der USA. Taiwan und Korea entw. sich wie Japan.- starke Beteiligung d. Staates- 1950: Naturfasern1960: Kunstfasern + Weiterverarbeitung- Höhepunkt 1980: führender Bekl.-exporteur für USA- dann durch steigende Löhne, Regulierung der Arbeit u. Umweltschutzauflagen durch d. Regierung sowie Wechselkursverluste der komp. Vorteile in den arbeitsintensiven Bereichen des Sektors Verlagerung. S.korea 1960: 5 Jahrespläne mit Schwerpunkt Textilexport.– u. a. Importrestriktionen u. Staatskredite förderten den Sektor bis 1970 auf chemische Ind. U. Kunststoff umgestellt wurde. 2 Generation Tigerstaaten: Südasien- erst Malaysia, Thailand, Indonesien u. Philippinen, dann VR China und nun südasiat. Staaten. Wettbewrbsnachteil wurden durch „nachholende Gesellschaft“ ausgeglichen- Kapital kam aus nationalen Ersparnissen- später haupts. Direktinvestitionen aus dem umliegenden Ausland (meist Japan). Unterschiedliche Preise im Ex.- u. Import weisen auf Niveauunterschiede hin = bracheninterne hierarchische Struktur. 2002: Sk.u. T. = weltgr. Exporteur von synth. Garnen. T. exportiert Garne (billig) u. importiert qualitativ hochwertiges Garn; Sk. Exportiert G. (mittel) und imp. Hochwertig; Indien, Malaysia u. Thailand = Nettoexp. von Garn u. Gewebe (minderer Wert), imp. Fasern (mittel + hochwertig). Japan = gr. Nettoexp. von Garn u. Gewebe (im Hochpreissegment). Verlagerung der Abhängigkeit von J, T u. USA auf China. (z.B. Taiwan abh. von Ch.) Standortverschiebungen aufgrund von: Arbeitsproduktivität, Kapital u. Technologieausstattung, staatliche Investitionsanreize, Arbeitsschutzbedingungen u. Umweltauflagen. Staat: Errichtungen von Exportproduktionszonen i. Malaysia oder in den Sonderwirtschaftszonen in China wegen besonderen Bedingungen oder Steuern, Quoten u. Tarife. Indonesien folgte dem Bsp. in den 80ern- Bedingungen für ausl. Investoren: 85% ihrer Prod. für Export- Zeichen für Textil- u. Schuhproduktionscluster (im Besitz der Prod. aus H., Korea u. T)- Export direkt in d. Zielmärkte d. Westens, welche durch Tarife u. Quoten für die 1. Generation der neuen Ind. hermetisch abgeriegelt waren.- daher ind. Rahmen der internationalen, pol. Ökonomie im Bekleidungssektor von gr. Bedeutung. Sweatshops i. d. Globalisierungkritik: Renditenmaximierung durch Ausschöpfung der Kostenvorteile. Konsumenten werden mit Marketingstrategien getäuscht + Proteste gegen „Sweatshops“ der krit. Anti-Globalisierungsbewegung. Seit 1990igern Aufklärung durch Solidaritätsnetzwerke, krit. Journalisten und Gewerkschaftsverbände.- krit. niedrige Löhne, lange Arbeitszeit ohne Pause, Akkordarbeit, Zwang zu unbezahlten Überstd., Entlassungen von Menschen die sich gewerkschaftlich org. wollen, Kinderarbeit u. Produktion in Strafgefangenengefängnissen. Folge von Studentenprotesten: Nike etc. Imageverlust.- 1990 unter anderem Gründung von Fair Labour Association (FLA) = Zusammenschluss von Unternehmen, Universitäten u. NGO’s- wollen: Vereinsfreiheit, Evaluation d. Geschäftspraktiken inkl. Offenlegung d. Wertschöpfungskette u. Lohnkriterien.- brachte leichte Verbesserung, aber gilt allgemein als nicht durchsetzbar wegen Profitmaximierung, Wettbewerb u. unzureichenden staatlichen Schutz. Kritik an FLA: keine festen Bestimmungen zu Fragen des Existenzminimums, d. Arbeitszeit u. zum Schutz des Rechts auf kollektive Verhandlungen. Schlussbemerkung: 2 Probleme: 1. ILO-Prinzipien wie z.B. das Recht auf Vereinigungsfreiheit in China u. Vietnam nicht anerkannt- Gewerkschaften oft Handlanger d. Managements oder d. Partei (China)- helfen bei Ausbeutung der Ma- keine Tarifverhandlungen- Arbeitszeiten u. Löhne = Druckmittel- es gibt auch zw. Arbeitgeber u. Auftraggeber keine kollektiven Verhandlungspartner- Sportartikelhersteller weigern sich verbindlich für alle Mitglieder des FLA Abkommens mit anderen Stakeholdern zu reden. 2. Abhängigkeit von Weltkonjunktur u. Lage auf den Absatzmärkten des N. sowie Zunahme von atypischen Beschäftigungsverhältnissen u. Missbrauch von kurzfristigen Anstellungsverträgen 10. Leonhard Pland –Cornelia Staritz Globale Produktionsnetzwerke und „prekäres Upgrading“ in der Elektronikindustrie in Mittelund Osteuropa Beispiel Ungarn und Rumänien Transnationale Konzerne (TNCs) spalten den Produktionsprozess auf und verlagern ihn global durch breite Politikverschiebung seit den 1980ern (Washington Consensus/ Exportorientierung). Elektronikindustrie ist eine kapital- und innovationsintensive Industrie und sollte zu höheren Beschäftigungsmöglichkeiten, Wirtschaftswachstum, Deviseneinnahmen, Zugang zu neuen Technologien, qualifizierter Arbeit und einem rasch wachsendem Markt führen. Deswegen bemühten sich viele post-sozialistische Länder Mittel- und Osteuropas (MOE) und Entwicklungsländer um Investitionen in Hightech. Viele MOE Länder schon vor 1989 in der Elektronikindustrie durch den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Es wurde angenommen dass ArbeiterInnen vom „industriellen Upgrading“ der transnationalen Konzerne profitieren, da dadurch höherwertige Tätigkeiten gefragt werden und bessere Arbeitsbedingung entstehen („soziales Upgrading“). Die durchgeführte Analyse dieser Industrie baut auf einem Global-Production-Network(GPN) Ansatz auf und betrachtet neben den Unternehmen auch Lead Firms, nichtunternehmerische AkteurInnen und institutionelle und regulative Kontexte. Ein adaptierter GPN-Ansatz 4 Forschungsstränge: Commodity Chains, Global Commodity Chains, Global Value Chains und Global Production Networks (GPN). Für diese Untersuchung der GPN Ansatz am geeignetsten. 3 Bereiche die in den aktuellen Ketten- und Netzwerkliteratur unterrepräsentiert sind: 1. Analyse von TNCs und Intra-Firm-Beziehungen. Beziehungen zwischen Unternehmen und nichtunternehmerischen AkteurInnen sowie breite institutionelle und regulative Kontexte werden vernachlässigt. Nur gründliche Beforschung von Unternehmensstrategien und organisatorischen Dynamiken. 2. Wie können AkteurInnen ihre Position innerhalb der internationalen Hierarchie der Produktion verbessern? Industrielles Upgrading. In der Elektronikproduktion wird zwischen 2 Formen des industriellen Upgrading unterschieden: 1. „interne industrielle Upgrading“ Aktivitäten der TNC-Werke in den „Gastländern“ 2. „externe industrielle Upgrading“ Auswirkungen auf lokale Unternehmen v.a. durch lokale Verflechtungen und Wissenstransfer. 3. Sozioökonomische Auswirkungen werden vernachlässigt. Soziales Upgrading (menschenwürdigere Arbeitsbedingungen). Annahme dass Upgrading Gewinne einen TrickleDown-Effekt für ArbeiterInnen zur Folge haben, dies ist jedoch nicht immer der Fall. Globale Produktionsnetzwerke der Elektronikindustrie Hardwarebereich zählt zu den am schnellsten wachsenden Fertigungsindustrien der Welt (ca. ¼ des Welthandels industriegefertigter Güter). Großer Einfluss der Lead Firms. Modell der „vertikalen Spezialisierung“. Übernahme liberaler Investitions- und Handelsregime zählt zum regulativen Kontext v.a. in Entwicklungs- und Transformationsländern. Veränderung der Wettbewerbsdynamik in der globalen Elektronikindustrie Lead Firms werden als Original Brand Manufactures (OBM) bezeichnet z.B. IBM und Digital Equipment in den USA, Fujitsu in Japan, Siemens in Deutschland. Fordistische, vertikale Unternehmensmodell wurde seit den 1940er stark verändert. „PC Revolution“ 1980er ausgehend von Silicon Valley IBM produzierte standardisierte Komponenten basierende Produkte. Unternehmen konzentrierten sich auf spezifische Segmente des Produktionsprozesses (z.B. Mikroprozessoren von Intel oder Betriebssysteme von Microsoft). Endprodukte der Elektronikindustrie wurden zunehmend komplexer Lead Firms gingen weg von der Kontrolle und Besitz des gesamten Produktionssystems. Lead Firms neue Technologien oder Produktionsdesigns und Schaffung neuer Märkte. Produktionssystem verwandelt sich von vertikal integrierten in ein hierarchisch „modulares“ marktförmiges (Outsourcing). Produktion eines Netzwerkes besteht heute aus hunderten formal unabhängigen Unternehmen asymmetrische Beziehungen. Neu entstehende mächtige AkteurInnen der Unternehmenssphäre: ODM und CEM 2 wichtige Akteure: Original Design Manufacturers (ODM) und Contract Electronics Manufacturers (CEM) ODM entstanden seit den 1960er aus den Offshoring- und Outsourcing-Aktivitäten der Lead Firms, speziell in Taiwan. Ihre Aktivitäten wurden im Laufe der Zeitstark aufgewertet. Regierung Taiwans unterstützt Unternehmen. Expansion des ODM Modelles v.a. durch Auslagerungen nach China. Bekanntestes Bsp. Foxconn-City in Shenzen. CEM z.B.: Flextronics (Singapur, vormals USA), Jabil (USA), Celestica (Kanada). Diese erweitern ihren Aktivitätsbereich (auch Supply-Chain-Management-Funktionen). CEM beschäftigt sich im Gegensatz zu ODM nicht mit Design und Produktentwicklung. Viele CEM begannen als unabhängige ProduzentInnen in den späten 1970er im Silicon Valley. CEM wurden seit den 1990er bedeutender. Lead Firms wechselten von ODM zu CEM, da ODM eine Konkurrenz darstellten (z.B. Acer). Größe CEM beschäftigen heute ca 10 000 ArbeiterInnen. Die Grenzen zwischen CEM und ODM verschwimmen zunehmend. Die zunehmende Standardisierung erlaubt die Fragmentierung des Produktionsprozesses in arbeitsintensive und kapital- sowie wissensintensivere Anteile. Die politische „Infrastruktur“ der globalen Elektronikindustie Vorbedingung: seit den 1980er Freihandel in Entwicklungsländern. Besondere Bedeutung hatten Exportproduktionszonen (EPZ) und ähnliche Instrumente die Steuer- Zoll- und Infrastrukturerleichterungen boten. Informationstechnologie-Übereinkommen (ITA) 1996 (unter WTO). Die Geografie der Elektronikindustrie: globale und regionale Dimensionen Zunehmende Beteiligung Asiens. Seit den 1990er Strategieverschiebung der Lead Firms zur Internationalisierung der CEM und er sich verstärkenden regionalen Integration. Regionale Produktionsnetzwerke nicht nur durch niedrige Lohnkosten, und Handelsregulierungen sondern auch wegen schnellerer Reaktionsfähigkeit durch geografische Nähe und kürze Lieferzeiten. Billige Exportplattform: Die Rolle von MOE in der globalen Elektronikindustrie Vertiefte europäische Integration Verlagerung nach MOE von W-Europa. V.a. Philips und Siemens verlagerten ab der 1. Hälfte der 1990er in MOE Regionen. 2.Welle Mitte der 1990er (CEM nach MOE). Platzen der „New-Economy-Blase“ 2001 CEM verstärkt nach MOE und Asien. Seit 1990er versuchen MOE durch Politiken ausländische Direktinvestitionen anzuziehen (v.a. Ungarn und Tschechien). Ungarn finanzierte Entwicklung von 115 Industrieparks (Fextronics, IBM, Jabil, Philips). Durch staatssozialistische Vergangenheit, neoliberalen Politiken und EU-Eintritt beeinflusst. Politiken stehen im Gegensatz zu interventionistischen und pro-aktiven der Tigerstaaten. Industrielle und soziale Upgrading-Prozesse in Ungarn und Rumänien 1996-2006 Ungarn weltweit höchste Elektronikwachstumsrate. Ungarn, Polen, Tschechien sind etablierte Standorte, in Rumänien noch im Aufbau, jedoch viele wichtige CEM (Flextronics/Solectron, Celestica, Elcoteq, Benchmark, Zollner und Plexus, Nokia) verweisen auf Rumänien. Internes industrielles Upgrading Verlagerung von arbeitsintensiverer Arbeit von Ungarn nach Rumänien, Ukraine und China führt zu höherwertigen Tätigkeiten in Ungarn. Z.B. Ende des 20.Jhd. beschäftigte Videoton in Ungarn 17.000 ArbeiterInnen. 2008 nur mehr 8.000 Produktionsverlagerung nach Bulgarien, heute 150 IngenieurInnen in Ungarn. „Komplementäre Spezialisierung“ höher- und minderwertige Tätigkeiten. Fortbestehen hierarchischer Stukturen innerhalb Europas und innerhalb der MOE, doch interne Upgrading-Prozesse. Externes industrielles Upgrading: Lokale Verflechtungen und Wissenstransfer Verflechtungen und Wissenstransfer in die lokale Ökonomie positive Entwicklung. Vorwärts(Vorleistungen der TNCs) und Rückwärtsverflechtungen (Vorleistungen der Lokalen). In Ungarn und Rumänien nur Rückwärtsverflechtungen relevant. Vier Wissenstransferkanäle: 1. Investitionen der TNCs in ihre Belegschaft (ArbeiterInnen nehmen Wissen nach Verlassen des TNC mit) 2. Vorführeffekte aus der Nachahmung oder Nachbau der TNCTechnologien oder TNC-Standards 3. und 4. Transfer über Vorwärts- und Rückwärtsverflechtungen. Jedoch geringer wertige Produktionsaktivitäten weniger externes Upgrading-Potenzial. In Ungarn wird das Wachstum der Elektronikindustrie zwar als positiv interpretiert, jedoch keine signifikanten lokalen Verflechtungen. In Ungarn lokale Vorleistungen maximal 10%. Fallstudien von Hürtgen u.a. dass in Ungarn, Polen und Rumänien lokale Unternehmer als Zulieferer nur 3-5% ausmachen. Lokale üblicherweise nichtelektronische Komponenten, Verbrauchsmaterial, Verpackung, Papier, Dienstleistungen (Verpflegung, Reinigung, Bewachung,…) kein industrielles Upgrading!!! Lokale Unternehmen mangelt es oft an technologischen und organisatorischen Kapazitäten („missing absorptive capacity“ oder „performance gap“). Lead Firms haben auch bereits etablierte Zulieferbeziehungen auch wenn sie die ODM/CEM verlagern, oft bestimmte Zulieferliste. TNCs haben lokale Unternehmen nicht signifikant eingebunden Regierungsinitiativen. Wissenstransfer wird ebenfalls nicht besonders positiv betrachtet, da hochqualifizierte (wichtigster Wissenstransfer) nicht in lokale Unternehmen wechseln würden (schlechtere Konditionen). Neugründung eines Unternehmens in MOE auch sehr schwierig. Nachahmung fast nicht möglich (Industrieparks sind meist „isolierte Inseln“, ArbeiterInnen minderwertige Tätigkeit, wenige lokale Unternehmen vorhanden) soziales Upgrading Hightech Industrie besteht aus erheblichen Anteil an arbeitsintensiven Aktivitäten. Lead Firms und CEM der Elektronikindustrie zahlen oft weniger als das regionale Durchschnitts-Lohnniveau. In rumänischen CEM monatliche Bruttogrundlohn für Fertigungsarbeit in Einstiegspositionen zw. 192-219€. Variable Lohnanteile ca. 20-40%. In Ungarn Nettolöhne zw. 280-480€. 12stündige Schichten. Modelle flexibler Arbeitszeiten und Schichtarbeit ist übliche Praxis angesichts des „Industrieerfordernisses“ 24-Std. pro Tag zu produzieren. Arbeitszeit auch von Aufträgen abhängig, Urlaub wird eingeteilt oder ArbeiterInnen kurzfristig gekündigt. Die International Metalworkers Federation (IMF) schätzt dass bis zu 50% der Belegschaft in Elektronikwerken ZeitarbeiterInnen sind (In Rumänien 20-30%). Laut der ungarischen Gewerkschaft VASAS waren von den 68.000 Arbeitskräften 2007 10.000 ZeitarbeiterInnen. Frauen Großteils FertigungsarbeiterInnen (60-70% der Belegschaft in Rumänien, 60% in Ungarn). 2005 wanderten 30.000 WanderarbeiterInnen aus der Slowakei ein. In Estland 2008 im CEM Elcoteq 70-80% der Belegschaft Frauen zw. 30-40Jahren meist aus dem Nordosten. Schwache Gewerkschaften aufgrund ihrer Delegitimierung nach 1989, galten als Teil des alten Systems und wurden auch durch Privatisierung geschwächt. VASAS schaffte es jedoch Werke wie Nokia, Sanyo und Philips zu organisieren. Neues Arbeitsrecht 2003 in Rumänien Vorbereitung auf EU-Beitritt IWF kritisierte den starken Einfluss der Gewerkschaften und die restriktiven Regulierungen der Arbeitszeit 2004 Neuverhandlungen zwischen der Regierung, dem Council of Foreign Investors und dem IWF führte (ohne Gewerkschaften). ufträge der Lead Firms können zwischen den Produktionswerken leicht verschoben werden, ständiges „Benchmarking“ der Standorte. 11. Lukas Lengauer – Fliran Wukovitsch Globale Wertschöpfungsketten in der Automobilindustrie unter besonderer Berücksichtigung der Strukturen und Politiken in Mittel- und Osteuropa S. 201-219 Automobilindustrie (AMI) ist eine Schlüsselindustrie und maßgebend für viele vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche. GESCHICHTE UND STRUKTUR DER AMI Anfänge der AMI Beginn des 20. Jhr., mit den USA als wichtigster Produzent bis in die 1960er in der Nachkriegszeit symbolisierte AMI fordistische Produktionsweise (=strikte Trennung von intellektuellen und ausführenden Aufgaben und eintönige Fließbandarbeit, die standardisierte Massenproduktion ermöglichte) Aber: mangelnde Anpassungsfähigkeit der Produktionsweise + Internationalisierung der Märkte und Produktion führten zu Dämpfung des Binnenwachstums , fordistische Produktionssysteme 1970 in Krise deshalb Konzentration auf Produktentwicklung + Innovation + Flexibilisierung der Arbeitsorganisation Zwei Modelle der Flexibilisierung setzten sich durch: o Arbeitsorganisation, die intellektuelle Fähigkeiten der ArbeiterInnen mobilisierte + neotayloristische Flexibilisierungsstrategien (zB Flexibilisierung der Löhne) USA verlor Marktanteile an japanische Konkurrenz und an Europa 1987 überholte Japan USA als größten Automobilproduzenten aber Fahrzeugverkäufe hinkten der Produktion hinterher, durch Asienkrise 1990er noch verstärkt Industrie war geprägt von Überkapazitäten, starkem Kostendruck und geringe Profitabilität seit 2000er bis zur jetzigen Krise stiegen weltweite Verkaufszahlen wieder, vor allem auf Nachfrage in Schwellenländer zurückzuführen China mittlerweile auf Platz drei der größten Autoproduzenten oligopolistische Herstellerstruktur in der AMI, zB 15 größten Automobilhersteller produzieren über 80% aller weltweit verkauften Fahrzeuge obwohl es zu einer Ausweitung internationaler Produktionsnetze kommt, bleiben Heimatländer der führenden Länder wichtigste Innovations- und Produktionsstandorte und Absatzmärkte Durch Wirtschaftskrise stehen Veränderungen an: o 2009 wurde GM (2. größter Automobilhersteller) verstaatlicht von USA o bei kleineren Herstellern: Zunahme von Kooperation, Übernahmen, Fusionen o Hersteller aus Schwellenländer und globale Zulieferer übernehmen zunehmend europäische Traditionshersteller um an fortschrittliche Technologien zu gelangen und dadurch eigene Qualität und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern o Rentabilität der führenden Autokonzerne wird damit weiterhin erheblichen Druck ausgesetzt (Werkschließungen, Kündigungen,...) GLOBALE TRENDS IN DER AUTOMOBILPRODUTKION o o o o o o o o GRÜNDE FÜR DAS FORTBESTEHEN REGIONALER UND NATIONALER PRODUKTIONSSYSTEME IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE o internationaler Handel mit automotiven Produkten hat stark zugenommen, es sind grenzüberschreitende Produktionsnetzwerke entstanden outsourcing von Produktionsschritten: Hersteller konzentrieren sich auf Design und Produktion zentraler Komponenten und lassen immer mehr Teile extern fertigen aus vertikal integrierter Industrie hat sich eine komplexe Netzwerkstruktur bestehend aus Herstellern, Zulieferern, strategischen Allianzen und Joint Ventures, entwickelt die größten Zulieferer haben sich zu transnationalen Konzernen entwickelt aber keine starke räumliche Konzentration der Produktion in 1990ern verlagerten die großen Autohersteller ihre Investitionen Richtung Süden Ford und GM eröffneten in 1970ern Produktionsstätten in Mexiko, im Rahmen der NAFTA allmähliches Upgrading der mexikanischen Werke (höherwertige Komponenten,....) verstärkte Kooperation zwischen Schwellenländern, v.a. Argentinien und Brasilien, die allerdings in ASEAN Staaten nicht so erfolgreich war/ist Wunsch existiert, die AMI Produktion zu standardisieren und gleiche Endprodukte weltweit zu vertreiben (war/ist aber nicht erfolgreich) =Stichwort follow design o pos: maximale Ausnutzung von Skalenerträgen, Konzentration der Produktion in wenigen Regionen naheliegend o bisher nur auf Forschung, Entwicklung, Autodesign konzentriert o Plattformlösungen, die von mehreren Konzernmarken oder auch einzeln von mehreren Konzernen gemeinsam entwickelt und genutzt wird o warum war „follow design“ nicht erfolgreich? Einkommensdifferenziale zw Industrieländern und Entwicklungsländern unterschiedliche Kundenwünsche (Extras,...) nationale Kundenpräferenzen (Design,...) Schwellenländer robustere Autos Unterschiedliche rechtliche und steuerliche Regelungen (Umwelt...) Steuern und handelspolitische Instrumente wie Zölle und Kontingente werden dazu verwendet heimische Industrien zu schützen = Produktionsstrukturen und Absatzmärkte blieben dispers im Zuge der ISI haben Schwellenländer eigene nationale Autoindustrien und Wertschöpfungsketten entwickelt liberaler Zugang (bauen Schutzmaßnahmen ab) in Australien, Südafrika,.... dagegen: China, Indien, Brasilien knüpfen Investitionen an Bedingungen + local content Regelungen (heimische Zulieferer fertigen wesentlichen Teil) vier Typen: WORLD COMPANIES: komplette Strukturen in allen Ländern, ausgeprägte internationale Hierarchie MULITDOMESTIC COMPANIES: regional ausdiffernzierte Produktion, Dezentralisierung, MULTIREGIONAL COMPANIES: Dezentralisierung, stärkere interregionale Abhängigkeit der Produktion TRANSREGIONAL COMPANIES: hierarchisch organisiert STRUKTUR DER WERTSCHÖPFUNGSKETTEN an der Spitze: kleine Anzahl an führenden Automobilherstellern = Original Equipment Manufacturers (OEMs) multinaltionale Firmen für Forschung, Entwicklung, Design, für Herstellung der wichtigsten technolgieintensiven Komponenten verantwortlich hierarchisch untergeordnet sind die Zulieferer: GLOBAL MEGA SUPPLIERS: zunehmend komplexe Aufgaben, erfordern eigenen Entwicklungsleistungen FIRST TIER SUPPLIERS: technologieintensive Komponenten, aber Reichweite geringer SECOND TIER SUPPLIERS: produzieren nach Produktspezifikationen der Hersteller THIRD TIER SUPPLIERS: wenig technologieintensive Komponenten, gering globalisierter Markt, mit starkem Preiskampf AFTERMARKT: Markt für Ersatzteile, kaum Innovation In Entwicklungsländer (EL): verschiedene Produktionsstufen, aber keine Forschung, Entwicklung, Design ob EL von Integration in globale Wertschöpfungsketten in die AMI profitieren hängt ab von: Ausgestaltung der Politik Strategien und Unternehmenskultur der jeweiligen Konzerne allgemeine Instrumente wie Steuerpolitik, Zölle, Clusterpoliti, Forschungs- und Techonolgiepolitik, Arbeitsmarktpolitik Ausgestaltung des institutionellen Umfelds kann zur Stabilität der Lieferbeziehungen beitragen und Upgrading ermöglichen aber starke Konzentration der OEMs auf einige Nationalstaaten ein Hindernis MACHTBEZIEHUNGEN IN DER WERTSCHÖPFUNGSKETTE enorme Marktmacht + finanzielle Überlegenheit ermöglicht einzelnen Konzernen eigene Produktionsstandards durchzusetzen aber größten Zulieferer gewinnen an Selbstständigkeit, aber Zulieferer in EL noch hierarchisch weit unten Marktbeziehungen (reiner Zukauf einer Komponente von einem Zulieferer): MODULARE BEZIEHUNGEN: formal geregelte Beziehungen, Wissen wird ausgetauscht (Hersteller+ wichtigster Zulieferer) RELATIONALE BEZIEHUNGEN: hohes Maß an Gegenseitigkeit und kollektives Lernen KAPTIVEN BEZIEHUNGEN: einseitig dominierte Machtbeziehungen FIRMENINTERNE BEZIEHUNGEN: von jeweiliger Unternehmenskultur geprägt erhebliche Unterschiede in Governence der Wertschöpfungsketten USA; Westeuropa: mittel, kurzfristige Marktbeziehungen, häufiger Wechsel von Lieferanten, harter Preiskampf, aber keine einseitige Orientierung Japan: langfristge, relationale Bez. : erschwert technologisches uprgrading DIE GEOGRAPHIE DER AUTOMOBILWIRTSCHAFT IM EUROPÄISCHEN BINNENMARKT – BESTÄNDIGKEIT IM WANDEL Krise des Fordismus führte bis 1990 zu einigen Veränderungen in der europäischen Geographie, die Hierarchie festigte sich bis in die 1990er Jahre Produktionsstandorte auf Deutschland, Belgien, Spanien, UK verteilt technischen und organisatorischen Innovationen führten zu neuen räumlichen Organisationen und Produktionen, neue Formen von Zusammenarbeit mit Zulieferern, neuen Arbeitsorganisation, stärkerer Beteiligung von ArbeiterInnen mit der Transformation Osteuropas begann die Integration der mittel und osteuropäischen Länder (MOEL) in europäische Produktionsnetze DER UMBRUCH IN OSTEUROPA: STRATEGISCHE NEUORIENTIERUNG VON STAATEN UND HERSTELLERN Autohersteller die ersten die in postsozialisitsche Staaten investierten gute Vorraussetzungen hatten jene, die schon vorher auf Automobilindustrie spezialisiert waren FIRST TIER COUNTRIES: Tschechien, Polen, Ostdeutschland SECOND TIER COUNTRIES: Ungarn, Slowakei, Slowenien UNCERTAIN TIER: Rumänien THIRD AND RISKY TIERS: restliche Staaten OEMs verhielten sich unterschiedlich, vier Typen zuzuordnen: o Front Runner, Follower, Peripheral, Lock-out Networks FRONT RUNNER: die schon vor Regimewechsel enge Beziehungen hatten FOLLOWERS: offene Produktionsnetze, Einstieg war vorsichtig, bedacht auf Rückzugsstrategien PERIPHERAL: versuchten westeuropäischen Markt durch osteuropa zu erschließen VOLUNTARY LOCK OUT NETWORKS: primär auf Exporte vertrauten und kaum internationale Arbeitsteilung anstrebten AUSWIRKUNGEN DER NEUSTRUKTURIERUNGEN DER OSTEUROPÄISCHEN AUTOMOBILWIRTSCHAFT Direktinvestitionen in den MOEL in den 1990er Jahren regional und sektoral stark konzentriert FIRST TIER Länder wurden schnell in westeuropäische Produktionsnetze integriert erhielten 2/3 der Direktinvestition Tschechien und Slowakei haben Modernisierung der Produktions- und Handelsstruktur erfolgreich gemeistert Handelsposition schien aufgrund komparativen Kostenvorteils gesichert, allerdings zunehmende Handelsbarrieren, starke Abhängigkeit von westeuropäischen Mutterkonzernen Polen: Abhängigkeit, Verlust von Arbeitsplätzen, Schließungen Tschechien, Slowakei: kaum regional eingebettete Entwicklungspfade, defensive Restrukturierungen(Niedriglöhne,...) bestimmend Bild änderte sich in der 2. Hälfte der 90er, Anfangsinvestitionen vorüber, Ziel: Zulieferer in den MOEL für gesamten Konzern aufbauen, ansiedlungspolitische Strategien in Form von Steuererleichterungen, Subventionen, Infrastrukturinvestitionen heute: Cluster und Einbettung der Direktinvestition in lokale Zuliefererstrukturen CLUSTERENTWICKLUNG IN DER SEMIPERIPHERIE DER EUROPÄISCHEN AUTOMOBILWIRTSCHAFT Cluster als Kerninstrument zur Erhöhung regionaler Wertschöpfungsanteile Cluster= räumliche Ballung von Unternehmen bestimmter Wertschöpfungsketten, die spezialisierte Dienstleister anziehen und durch Arbeitsteilung und Externalitäten ihre Wettbewerbsposition verbessern 2 Beispiele. Ostdeutschland, und Umgebung Wien. S. 216 Wien: Konkurrenzsituation machte es schwierig da AMI von global operierenden Herstellern dominiert wird, schwierig, Dominanz zu ihnen führte in beiden Fällen zu Hemmnissen Cluster können aber durch einen gemeinsamen Marktauftritt, der Bereitstellung von relevantem Wissen, Förderung der Forschung und Kooperationen die Position regionaler Zulieferer verbessern und Abhängigkeiten verringern SCHLUSSBEMERKUNGEN Regionale Einbettung multinationaler Konzerne und strategischer Verbindungen mit lokalen Firmen können Entwicklungspotentiale für periphere Regionen eröffnen politischer Handlungsspielraum kleinerer Länder begrenzt, da wegen supranationaler Abkommen keine protektionistischen Maßnahmen gesetzt werden dürfen, deshalb hängt Aufstieg von jeweiligen OEMs ab Dominanz der großen Hersteller - Gefahr der dauerhaften Abhängigkeit und geringe Wahrscheinlichkeit von Upgrading hohe Marktmacht der OEMs, in der hierarchisch organisierten und zentral koordinierten Wertschöpfungskette producer-driven chain d.h. durch kapital- und technologieintensive Lead Firms dominiert und kontrolliert macht der Hersteller hat Entstehung robuster Industriestandards, die Zulieferer eine größere Unabhängigkeit garantieren würde, verhindert Fehlen generischer Zuliefererteile führt zu fehlender Ausschöpfung von Skalenerträgen Automärkte in Industrieländern weitgehend gesättigt – in Entwicklungsländern + Schwellenländer noch wachsend wachsende Nachfrage wird dort durch lokale Produktion befriedigt WTO und Handelsabkommen versuchen interventionistischen Strategien Grenzen zu setzten, aber Staat ist mit entscheidend ob Wertschöpfung in der Region nachhaltig verankert wird und value capture und value enhancement erreicht wird 12. Christian Zeller – Die ungleiche Expansion der Pharmaindustrie. Globale Warenketten und der Aufstieg Indiens und Chinas Pharmaindustrie weltweit: bis Mitte d. 1980er: große Konzerne verfolgen multidomestic Strategien: bauen Produktionsund Verkaufsstätten in mehreren wichtigen Märkten in verschiedenen Ländern auf (man konnte nur so die unterschiedlichen Märkte erreichen – Länder mit ImportsubstitutionStrategien schrieben die Produktion im eigenen Land vor! -> dorthin konnte man nicht exportieren) 1990er: Gegenbewegung: Konzentrierung der personalintensiven pharmazeutischen Produktion in den größten Märkten. V.a.: chemische Wirkstoffproduktion nur noch in wenigen global ausgerichteten Produktionsstätten. Verstärkt Bezug einzelner Wirkstoffkomponenten von Zulieferfirmen (-> selektive vertikale Desintegration, Entstehung eines Pharma-Biotech-Komplexes! Man lagert Produktionsschritte aus, produziert nicht jede Komponente selbst!). Noch ungleicher verteilt als die Produktion: die Forschungstätigkeiten: auf wenige Regionen in Europa, USA, Japan beschränkt. historisch: ein Wandel von multidomestic zu global integrierend Konzeptionelle Ansätze des Artikels: 1.: Die Expansion u. Errichtung d. Netzwerkes nur in ihrer historischen Entwicklung verstehbar! 2.: Die Ansätze der globalen Werteketten und der globalen Produktionsnetzwerke als Erklärung f. d. Organisierung der transnationalen Arbeitsteilung in der Pharmaindustrie (Integrierung lokaler Netzwerke in globale Konzernstrukturen + Sicherung d. Zusammenhalts durch die global agierenden Konzerne). 3.: Die Strategien nur in Hinsicht auf die oligopolistische Rivalität zu verstehen (durch Übernahmen u. Fusionen: Oligopole entstanden: wenige große Firmen weltweit stehen in Rivalität u. Abhängigkeit) Transnationale Produktionsnetzwerke und der Pharma-Biotech-Komplex Entwicklung der Netzwerke: 1970er: sinkende Profitraten in d. Pharmaindustrie. - Versuche, damit umzugehen: zuerst weitere Internationalisierung und Diversifizierung. Ab Mitte 1980er aber: efficiency seeking strategies: stattdessen Konzentration von Produktmandaten in wenigen Produktionsstätten. Transnationale Netzwerke entstehen, die alle Produktionsschritte umfassen. 1990er: nur mehr auf Pharmazeutika, nicht mehr Chemie (Pharmazeutika profitabler). Globale Oligopole entstehen. Patente als strategischer Faktor für Firmen bei Konkurrenzkampf. Neue Märkte erschließen wollen + kostengünstiger produzieren wollen -> ab späten 90ern: Expansion in aufstrebende Länder wie Indien, China. Verschärfter Wettbewerb: Druck, Risiken zu externalisieren -> fördert vertikale Desintegration u. Outsourcing. Phänomen der Auftragsproduktion aber wesentlich stärker verbreitet im Bereich der Generika (erfordert hauptsächlich günstige Produktion, keine großen Forschungsleistungen). Bereich der lukrativen patentgeschützten Pharmazeutika dagegen: Wissen = strategisch bedeutsam, außerdem Schnelligkeit in der Produktion wichtig (deswegen weniger Desintegrationstendenzen!) Die Wertekette in der pharmazeutischen Industrie Forschung und Entwicklung Entwicklung eines Medikaments: Beginn: ForscherInnen finden Wirkstoff. Dann folgen: -> Präklinische Untersuchungen: Tierversuche, In-vitro-Systeme: Überprüfung der Wirksamkeit, Verträglichkeit. -> Klinische Prüfung: 4 Phasen: Test an freiwilligen gesunden Personen, kleine Zahl von freiwilligen kranken Personen (mit Placebokontrolle), dann statistische Absicherung durch Verabreichung an mehrere Hundert bis Tausend PatientInnen. Erst nach der Zulassung und Registrierung des Medikaments: weitere Überwachung der Wirkung bei der medizin. Praxis (Nebenwirkungen…) Gesamte Entwicklungszeit 5-8 Jahre. Gleichzeitig: galenische Entwicklung (Art der Verabreichung festlegen: als Kapsel, Tropfen…), Upscaling Prozesse (Methoden entwickeln, um d. Medikament rationell in großen Mengen produzieren zu können) Produktion Produktion der einzelnen Wirkstoffe (chemisch, biotechnisch) = normalerweise zentralisiert ablaufend (ist sehr kapitalintensiv) Da keine großen Mengen -> Transportkosten der Stoffe vernachlässigbar. Manche Wirkstoffe auch von spezialisierten Unternehmen produziert. V.a. kleine Pharmaunternehmen, auf Generika spezialisierte: kaufen meist von spezialisierten Fabrikanten, produzieren nicht selbst. Galenische Produktion: eher dezentralisiert (Märkte so besser erschließbar), denn Größe und Kapitalausstattung hier nicht so wichtig, u. Transport kostet wenig. Ungleiche Expansion von Forschung, Entwicklung und Produktion Die ungleiche Geografie der Pharmaforschung Historische Entwicklung der geograf. Verteilung: 4 Phasen: 1. Forschungszentren der Unternehmen = in den Hauptsitzen. 2. Zentren werden in wichtige Wirtschaftsregionen mit großen Wissensbeständen platziert. 3. Räumlich konzentrierte Biotechnologieindustrie entsteht. Forschungszentren werden in diese Forschungsgebiete zentriert. -> Ballung in bestimmten Gebieten 4. Forschungszentren in Indien und China werden gebaut. Pharma-Biotech-Komplex: spezifische Geografie angenommen! Konzerne beobachten die technische Entwicklung, lokalisieren strategisch (wo viel Wissen angehäuft ist, ziehen auch sie hin -> bestimmte Gebiete, an denen viel geforscht wird). Bsp. Novartis: zuerst nur Forschung in der Schweiz. Dann USA und Europa generell. Seit 2000ern: Interesse an China. Die selektive Expansion und Integration der Produktion 4 Prozesse laufen ab: - chemischen Wirkstoffproduktion: globale Fokussierung - pharmazeutische Produktion: selektive globale Fokussierung und multinationale Abstützung -organisatorische Trennung der Produktion von: patentgeschützten Medikamenten, Generika und Selbstmedikation. -Auslagerung von Produktionsschritten. Im Moment: rezenteste Phase der internationalen Expansion der Basler Chemie und Pharmaunternehmen: Aufmerksamkeit nach China, Indien, Russland, Brasilien,… -> man baut entweder neue Anlagen dort oder Übernahme von Firmen Indien: wechselhaftes Interesse der transnationalen Konzerne Märkte für pharmazeutische Produkte in Indien und China wachsen überdurchschnittlich Entwicklung der Pharmaindustrie in Indien ab 1970er: Protektionismus, Abschaffung der Produktpatente für Medikamente – eine nationale Pharmaindustrie entwickelt sich (-> eigene Arzneien aus bestehenden geschützten Medikamenten gebildet). Besonders Herstellung von Wirkstoffen. 20% Anteil an der weltweiten Wirkstoffproduktion für Generika. Binnenmarkt: 80% indische Firmen decken den Bedarf Indiens. Anfang der 90er: neoliberal geprägte Wende der Regierung, stärkere Integration in die Weltwirtschaft, Gesetzgebung TRIPS-angepasst. -> Indische Konzerne versuchen Internationalisierung (v.a. Generikamärkte), oder als Auftragsproduzenten für ausländische Firmen zu arbeiten, bzw. Kooperation mit ausländ. Firmen, oder auch Versuch eines wissenschaftlichen Catch-Ups. Ausländische Firmen beginnen Markterschließung in Indien (Übernahmen, Produktionsstätten bauen…) Novartis: Frühe Präsenz in Indien und Aufbau einer starken Produktion bei den Generika Novartis in Indien: teure Medikamente (patentgeschützt, sich nur obere Klassen leisten können): aus den Produktionsstätten Europas importiert u. in Indien verkauft. Novartis Pharmaceuticals in Indien keine eigene Produktionsstätte. Sandroz aber (= Marke, die Novartis gehört, Generika produziert): hat Stätte in Kalwe, dort ältere Novartis-Medikamente und Generika produziert, u. werden auch exportiert. Fabriken f. spezifische Wirkstoffe in Turbhe und Mahad. = In den globalen Markt integriert, das Tuberkulosegeschäft in Indien selber aber stagniert. Sandoz = Konkurrenz für indische Firmen. Aufwertungsprozess des Status Indiens in der Produktionskette, mit Zunahme von Forschungstätigkeit findet aber bei alldem nicht statt! Expansion in China Ökonomischer Wandel und schneller Aufstieg der Pharmaindustrie in China Vor 1990ern: Mao: staatliche Konglomerate zuständig für Medikamente. Ab 90ern: staatlich unterstützte Programme zum Ausbau von Forschungsinfrastruktur. -> sehr schnelles Wachstum der Pharmaindustrie. (auch: Ausbau der Gesundheitsversicherungswesens) 2001 Anpassung an internationale Regulierung von intellektuellen Eigentumsrechten (Patente), wachsende Nachfrage nach Medikamenten wegen aufsteigender Mittelschicht -> Konzerne beginnen von außen zu investieren. China v.a. attraktiv für Forschungsaufträge, da sehr kompetent in der Forschung. Auch Aufträge für einzelne Wirkstoffproduktion. Novartis: Von der vorsichtigen zur offensiven Expansion in China. Zuerst nur vorsichtig, in den 80ern nach der Öffnung Chinas: Kooperation Ciba-Geigys (Vorgängerin von Novartis) mit der Beijing General Pharmaceuticals Corporation. = erstes schweizerisch-chinesische Joint-venture. Eröffneten ein Werk in China. Ciba Geigy nahmen dann immer mehr Kapitalanteil, immer mehr Einfluss. Strategie von Novartis in China: 1. Markt erobern (Produktangebot erzeugen und Aufbau eines Vertriebsnetzwerkes). 2. Produktionsinfrastruktur aufbauen (chemisch und pharmazeutisch), aber nicht nur auf chinesischen Markt ausgerichtet, sondern Aufgaben der konzerninternen internationalen Arbeitsteilung übernehmend 3. das chinesische Forschungspotenzial erschließen. Schlussfolgerungen - Der Expansionsprozess von transnationalen Konzernen = selektiv. Abhängig von historischem Hintergrund, Dynamik der Rivalität, … - kein linearer Prozess. - Die großen globalen Konzerne bleiben die bestimmenden Akteure der Warenketten. Trotz Desintegration etc,… -> sie halten die Wertschöpfungskette zusammen und behalten die Macht über sie. - Entwicklungsperspektiven für Indien und China hängen davon ab, ob sie es schaffen, dass ihre eigenen Konzerne sich international durchsetzen (Fähigkeit zum internationalen Wettbewerb).