Formblatt Stellungnahme Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes Formular für Stellungnahmen Anmerkung: Alle Stellungnahmen werden personalisiert elektronisch veröffentlicht. Sie werden als Beilage zum Ergebnisbericht dem Entscheidungsgremium im Anschluss an den Facharbeitsgruppenprozess zur Kenntnis gebracht. Bitte füllen Sie das Formular elektronisch aus und senden es anschließend via E-Mail an: [email protected] Formular ausgefüllt von: Titel: Dr. Vorname: Barbara Nachname: Hasiba Meine E-Mail-Adresse für etwaige Rückfragen: [email protected] Datum: 2.2.15 Bitte zutreffendes ankreuzen: Ich bin nominiertes Mitglied der Facharbeitsgruppe. Ich bin nominiertes, stellvertretendes Mitglied der Facharbeitsgruppe. Ich bin nicht Mitglied der Facharbeitsgruppe, meine Stellungnahme erfolgt als Privatperson im Namen folgender Institution/Organisation: Seite 1 von 3 Meine Stellungnahme bezieht sich auf folgendes Screening: Screening auf Asymptomatische Bakteriurie (behandelt in der Facharbeitsgruppensitzung am 20.1.2015) Bitte ordnen Sie Ihre Stellungnahme einem oder mehreren der folgenden sechs Punkte zu: 1. Erkrankung/Risikofaktor: Relevanz der Gesundheitsbedrohung, auf welche gescreent werden soll (z.B. Österreichische, epidemiologische Quellen, Implikationen für die zukünftige Zielgruppe des Screenings etc.) bzw. Eignung der Gesundheitsbedrohung für ein Screening (z.B. frühzeitiges Erkennen der Erkrankung bzw. des Risikofaktors führt zu einem besseren Behandlungsverlauf) Stellungnahme/Kommentar Aus den TGAM-News 2/2015: In der Literatur wird geschätzt, dass rund eine von 15 Schwangeren von einer asymptomatischen Bakteriurie betroffen ist, unbehandelt entwickelt sich bei einem Drittel davon eine aufsteigende Infektion mit Nierenbeckenentzündung (also etwa bei jeder 50. Schwangeren). Eine asymptomatische Bakteriurie in der Schwangerschaft geht mit einem erhöhten Risiko einer Pyelonephritis (Nierenbecken- entzündung) einher. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Harnwegsinfektionen und asymptomatischen Bakteriurien mit Frühgeburtlichkeit, reduziertem Geburtsgewicht, erhöhter Sterblichkeit der Neugeborenen und Auftreten eines Bluthochdrucks mit Eiweißverlust über die Niere und Wassereinlagerung (Präeklampsie) zu geben. Referenz (Publikation, Link etc.) Siehe unten 2. Screening-Test: Verfügbarkeit, Durchführbarkeit oder Akzeptanz des Screening-Tests in Österreich (inkl. Screening-Zeitpunkt, Screening-Intervall, zu berücksichtigender Qualitätssicherungsaspekte): Stellungnahme/Kommentar Schwangere sollten mindestens einmal in der Frühschwangerschaft mittels Urinkultur auf eine asymptomatische Bakteriurie untersucht und gegebenenfalls Seite 2 von 3 behandelt werden6. Harnteststreifen auf Nitrite haben eine geringe Empfindlichkeit; ihre Anwendung soll nur erfolgen, wenn eine Harnkultur nicht möglich ist. Harnstreifen werden auf Grund von Schwierigkeiten mit dem Transport der Proben in die Labors besonders in ländlichen und abgelegenen Regionen häufig verwendet. Urinteststreifen auf Nitrite sind nach Ansicht der Australischen Leitlinie zwar bei po- sitivem Resultat ausreichend genau, aber nicht ausreichend empfindlich. Lässt sich Nitrit im Harn nachweisen, so besteht bei 9 von 10 Schwangeren tatsächlich eine asymptomatische Bakteriurie, aber der Test hat nur eine geringe Empfindlichkeit (meist um 50 %), jede zweite Bakteriurie würde somit übersehen7. Die australische Leitlinie spricht sich dafür aus, eine Harnkultur anzulegen, wenn es möglich ist, da es sich dabei um die akkurateste Testmethode handelt. Bei mehr als 100.000 Keimen pro Milliliter Mittelstrahlharn geht man von einem positiven Testergebnis aus. Screening mittels Harnkultur ist zwar teuer, jedoch aufgrund der höheren Empfindlichkeit die Methode der 1. Wahl. Als preiswerte Alternative bietet sich die Untersuchung in der Praxis mittels Eintauch-Nährböden (z. B. Uricult®) an. Die Resultate liegen nach 12–24 h vor; ein Probenversand ist nur bei den wenigen positivem Resultaten (> 100.000 Keime) erforderlich. In einer holländischen Arbeit wurde die Zuverlässigkeit eines in der Praxis bebrüteten und abgelesenen Eintauch- Nährbodens getestet: Bei negativer Kultur waren in 68 % tatsächlich keine Keime nachweisbar (negativer Vorhersagewert), ein 1/3 wurde aber übersehen. Ein positiver Befund stellte sich in 95 % als richtig heraus (positiver Vorhersagewert). Damit sind Eintauch-Nährböden besser als Harnstreifen, aber schlechter als die konventionelle Harnkultur im Labor8. Referenz (Publikation, Link etc.) Siehe unten 3. Konsequenzen: (nachfolgende) Behandlungs-/ Interventionsmöglichkeit in Österreich (weitere diagnostische Abklärung, Überweisung, Einleitung einer Behandlung etc.)? Stellungnahme/Kommentar Schwangere Frauen mit nachgewiesener asymptomatischer Bakteriurie sollen mit Antibiotika behandelt sowie nach der Therapie weiterhin beobachtet werden. Es gibt keine klaren Studienresultate, welches Antibiotikum am besten für die Behandlung geeignet ist und welcher Zeitraum die ideale Therapiedauer ist. Eine drei- bis siebentägige Behandlung wird empfohlen. Die Therapie sollte möglichst erst eingeleitet werden, wenn das Resultat der Harnkultur (Antibiogramm) vorliegt; dieses gibt über etwaige Resistenzen des Krankheitserregers gegenüber Seite 3 von 3 Antibiotika Auskunft. Die Wirksamkeit der Behandlung sollte mit einer weiteren Harnkultur überprüft werden9. Referenz (Publikation, Link etc.) TGAM-News Februar 2015 6 DEGAM-LL Brennen beim Wasserlassen 7 Australian Health Ministers’ Advisory Council (AHMAC). Clinical practice guidelines: Antenatal care – Module 1. Canberra: Australian Govern- ment Departure of Health and Ageing; 2012 [07/05/2014 8 DEGAM-LL Brennen beim Wasserlassen 9 Reinsperger I., Piso B: Eltern-Kind-Vorsorge neu, Update Teil IX 4. Verhältnismäßigkeit: Verhältnis von Nutzen zu Schaden oder Kosten des Screenings: Stellungnahme/Kommentar Referenz (Publikation, Link etc.) 5. Leitlinien: in der Facharbeitsgruppe zitierte Empfehlungen der evidenzbasierten Leitlinien (z.B. Richtung der Empfehlung, Empfehlungsgrad/Evidenzlevel, Nennung einer zusätzlichen, bisher nicht berücksichtigten evidenzbasierten Leitlinie etc.): Stellungnahme/Kommentar Referenz (Publikation, Link etc.) 6. Meine Stellungnahme bezieht sich nicht auf die o.g. Punkte, sie lautet: Stellungnahme/Kommentar Referenz (Publikation, Link etc.) Seite 4 von 3 Zusammenfassend empfehle ich daher auf Basis der o.g. Punkte der Stellungnahme (Zutreffendes bitte ankreuzen) eine Aufnahme keine Aufnahme des o.g. Screenings in ein weiterentwickeltes Mutter-Kind-Pass-Programm. Seite 5 von 3