Erfahrungsberichte.. - Studienseminar für Gymnasien in Frankfurt

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Dr. Aurora Presti-Ritz (Italien). APL 1994/1996: Deutsch, Englisch
Der Anpassungslehrgang hat sich für mich als eine sehr lehrreiche und
fruchtbare Zeit erwiesen. Wie bei allen Lernprozessen blieben dabei
Schwierigkeiten nicht aus. Eine unterrichtspraktische Tätigkeit über einen
Zeitraum von zwei Jahren wirft viele Fragen auf, und manchmal auch
Probleme. Für mich war es sehr wichtig diese "Hürden" nicht als negative
Stressfaktoren zu erleben, sondern vielmehr als eine Chance, meine
jeweiligen Grenzen zu erkennen und zu überwinden.
Das nötige Selbstvertrauen, um mich mit Problemsituationen auseinander zu
setzen, ist das Ergebnis des glücklichen Zusammenspiels von vielen
verschiedenen Faktoren. Die wichtigsten davon möchte ich hier kurz
schildern. Durch die tägliche lange Fahrtzeit (von Petersberg bei Fulda bis
Frankfurt und zurück, d.h. ca. fünf Stunden) und die Unterrichtsvorbereitung
blieb mir sehr wenig Zeit für meine Familie übrig. Mein Mann und meine
Tochter reagierten zum Glück mit viel Verständnis und mit Interesse auf
diese neue Situation. So hat mein Mann sich als geduldiger Zuhörer
erwiesen und die meisten Texte, die ich im Unterricht behandelt habe,
gelesen und mit mir besprochen, und selbst meine Tochter hat bei der
Gestaltung meiner Arbeitsblätter sehr interessiert zugeschaut und oft
versucht mitzumachen. Ein weiterer wichtiger Faktor war der meistens sehr
positive Umgang mit Schülern und Kolleginnen und Kollegen, vor allem mit
Frau Roether, die mein Selbstvertrauen gestärkt hat und immer ein offenes
Ohr für mich gehabt hat.
Termine
Neuer
Eine wesentliche Rolle in diesem Lernprozess haben meine Ausbilderinnen Terminkalender
und Ausbilder gespielt. Durch ihre fachliche Kompetenz, ihre Offenheit und
die vielen aufregenden Ideen, die sie mir im Laufe dieser zwei Jahre
angeboten haben, ist es ihnen gelungen, den Anpassungslehrgang als eine
Bereicherung für mich zu gestalten und dadurch meine Motivation stets
aufrecht zu erhalten. Dabei scheint mir besonders erwähnenswert, dass sie
mir in Beratungsgesprächen keine "fertigen Lösungen" angeboten haben,
sondern vielmehr mich bei der Suche meines ganz persönlichen Wegs in
dem Umgang mit Problemen unterstützt haben. Ich habe mit Freude daran
gearbeitet, die neuen Anregungen und Ideen in meinen Unterricht einfließen
zu lassen. Dieser freie Raum, in dem man die eigene Kreativität einbringen
kann, macht meiner Meinung nach, zusammen mit dem Umgang mit den
Schülerinnen und Schülern, den größten Teil des Charmes dieses Berufs aus.
Leider hatte ich sehr wenig Zeit, um an weiteren schulischen Aktivitäten,
wie Kollegiumsfeiern, Ausflügen, Klassenfahrten und anderen gemeinsamen
Aktivitäten mit Schülerinnen und Schülern teilzunehmen. Auch einige Ideen
für Arbeitsgemeinschaften und Workshops konnte ich leider nicht
verwirklichen.
Wenn ich auf diesen Lehrgang zurückblicke, scheint er mir wie eine
anstrengende, aber anregende Entdeckungsreise, bei der ich sicherlich viel
über das hessische Schulsystem und über die Fachdidaktik meiner beiden
Fächer gelernt habe, und -vielleicht nicht weniger wichtig-, viel über die
Bedeutung von Offenheit und Freundlichkeit auch in dem Arbeitsleben
erfahren habe.
November 1996
Frau Dr. Presti-Ritz hat nach ihrem Anpasssungslehrgang noch eine
Erweiterungsprüfung in Italienisch abgelegt und unterrichtet als Lehrerin im
hessischen Schuldienst Deutsch, Englisch und Italienisch.
Alexander Wreth (Deutsch/Britisch) APL 12/96-7/97
London - Frankfurt - Hollywood?
EU-Lehrer kommen aus vieler Damen und Herren Laender (demnaechst
wohl auch aus Polen, Litauen usf.!), mit den unterschiedlichsten
Vorkenntnissen und Motiven und teils ausgefallenen Faecherkombinationen
ans Studienseminar. Eines haben sie wohl alle gemeinsam: einen bunten
Lebenslauf.
Geboren in London, Grundschule in Belgien (ich erinnere mich immer noch
an meine Rolle im Krippenspiel als einer der Koenige aus dem Morgenland auf Flaemisch!) - danach verbrachte ich tatsaechlich lange genug an einem
Ort, um sowohl ein deutsches Abitur als auch das erste Staatsexamen
(Deutsch und Englisch, L3) zu erwerben. Trotz guter, um nicht zu sagen:
sehr guter Endnote schien eine laengere Wartezeit auf einen
Referendarsplatz unvermeidbar, also ging ich stattdessen nach Cambridge,
um dort am Homerton College die Befaehigung zum Unterrichten an
Schulen in England und Wales zu erwerben (Faecherkombination Deutsch
und Englisch). Die 700 Jahre alte Uni war sehr huebsch, allein, das
Unterrichten im Umland glich mehr einem Stellungskrieg und so kam ich
nach einem Jahr zwar mit Diplom (Postgraduate Certificate in Secondary
Education), aber doch ein wenig desillusioniert wieder an den Main zurueck.
Der englische Abschluss war den deutschen Behoerden zur Gleichstellung
nicht gut genug (das war noch vor der PISA Studie...), also musste ein
"Anpassungslehrgang" (großartiges Wort!) her. Gluecklicherweise kam ich
an das Studienseminar und an die Schillerschule in Frankfurt, wo die
Schueler, Kollegen (sowohl EU wie eingeborene) und Mentoren meinen
Glauben an meine Berufswahl als Paedagoge wiederherstellten. Wegen guter
Fuehrung, bzw. jahrelanger Teilzeittaetigkeit als Sprachlehrer, hatte ich vom
Kultusminister die "Mindeststrafe" fuer meinen Lehrgang bekommen: acht
Monate, die leider viel zu schnell vorbei waren. Aber keine Sorge, als
bilingualer Sprachlehrer mit drei erstklassigen Abschluessen und weiterer
Berufserfahrung stand ich ja auf Listenplatz numero uno. Nur schade, dass
im September 1997 im Lande Hessen nicht viele Lehrer eingestellt wurden.
Kein einziger, um genau zu sein.
Das deutsche Schulwesen wollte mich und ich wollte das englische nicht;
etwas Neues musste her. Zwischen vergeblichen Bewerbungen als
Flugbegleiter bei der Lufthansa (zu groß) und im Auswaertigen Amt (zu alt)
sah ich eine Stellenausschreibung, die perfekt auf mich zugeschnitten schien:
Redakteur fuer ein zweisprachiges Lernwoerterbuch bei Oxford University
Press ("Das Grosse Oxford Schulwoerterbuch" - unverzichtbare Studienhilfe
fuer deutsche Englischlernende: unbedingt kaufen!!!). Wie so manches im
Leben stellte sich die Lexikographie als innige, aber nur kurzlebige Affaere
heraus; zudem fehlten mir die Schueler. Also packte ich anderthalb Jahre
spaeter wieder die Koffer, dieses Mal mit einem one-way Ticket nach Japan,
wo ich die naechsten vier Jahre lang an der British School in Tokyo als Head
of English taetig war. Tokyo ist ein Kapitel fuer sich (wer es nicht kennt, hat
nicht gelebt!); an dieser Stelle sei nur erwaehnt, dass ich, neben
Klassenfahrten zum Mount Fuji und ins Tokyoter
Erdbebenbereitschaftszentrum, nach Australien und Thailand, auch den
Drama-Unterricht und verschiedene Schulauffuehrungen zu leiten hatte. Die
Schauspielerei tat es mir dann auch so richtig an, und so bin ich jetzt
folgerichtig in London an einer Schauspielschule gelandet. Naechster Stopp
Hollywood oder das Londoner West End? Eher nicht. Es treibt einen doch
immer wieder an die Schule zurueck. Wo das sein wird, kann ich allerdings
noch nicht sagen: ich habe gerade eine Stelle an der Academica Britannica in
El Salvador ausgeschlagen. Wunderbar ausgestattete Schule in einem
traumhaft schoenen Land, aber man braucht ein Auto, um zur Arbeit zu
kommen, und zum Fuehrerschein habe ich bisher noch keine Zeit gefunden...
Valérie Weishaupt (Frankreich) APL 1996/1998: Französisch/Latein
Persönliche Voraussetzungen
Wie fast alle meiner Europalehrerkolleginnen hatte ich, als ich nach
Deutschland kam, bereits eine vollständige Ausbildung hinter mir, und zwar
das Studium der Altphilologie in Lyon. Ich kam also nicht in erster Linie für
Studienzwecke nach Deutschland, sondern vielmehr, um das Land und die
Leute kennen zu lernen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und mir neue
Einsichten und Perspektiven zu schaffen. Während die Dauer meines
Aufenthaltes zunächst unbestimmt war, wuchs in mir der Wunsch, mich
dauerhaft in Deutschland niederzulassen und mir hier eine Existenz
aufzubauen. Der Wunsch, einen Neubeginn zu wagen, verband sich schnell
auch mit dem Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung. Ich versuchte
mich zunächst erneut als Studentin. Von dem Studium des Bibliothekwesens
versprach ich mir zum einen Kontakte zu anderen jungen Leuten, zum
anderen einen Zugang zu der Arbeit mit Büchern und Menschen. Bald
jedoch wurde mir klar, dass der Beruf der Bibliothekarin nicht das Richtige
für mich war. Ich hoffte, mit jungen Leuten arbeiten zu können und schaute
mich nach möglichen Aufgaben in der Jugendarbeit um. Über eine Bekannte
tat sich mir in dieser Zeit eine ganz neue Perspektive auf. Sie erzählte mir
von dem Anpassungslehrgang, der es mir als Ausländerin mit einem
französischen Abschluss möglich machen könnte, in Deutschland als
Lehrerin zu arbeiten. Diese Möglichkeit hatte ich bis dato nicht in Betracht
gezogen, weil ich angenommen hatte, man müsse die deutsche
Staatsbürgerschaft besitzen, um in den deutschen Staatsdienst kommen zu
können.
Der Anpassungslehrgang
Meine Erkundigungen ergaben, dass es am Studienseminar für Gymnasien in
Frankfurt tatsächlich einen solchen Anpassungslehrgang gibt. Er bietet
ausländischen Lehrkräften die Möglichkeit, sich in das deutsche
Schulsystem und in Grundsätze des Unterrichtens an deutschen Schulen
einzufinden und sich so Schritt für Schritt für die Tätigkeit als Lehrkraft an
deutschen Schulen zu wappnen. Dabei geht es nicht – so konnte ich zu
meiner Erleichterung feststellen – darum, die eigene Identität abzulegen,
sondern vielmehr, Verständnis für das Umfeld deutscher Schüler zu
entwickeln. Immerhin kann man nicht, wie etwa deutsche Referendare auf
die eigene Schulzeit in Deutschland und damit auf die eigenen
Schulerfahrungen zurückgreifen. Die Idee und die Konzeption des
Anpassungslehrgangs interessierten mich sofort.
Ich bewarb mich mit den Fächern Französisch und Latein am
Studienseminar und wurde angenommen, so dass ich den Lehrgang im
Dezember 1996 antreten konnte.
Aufbau des Lehrgangs
Der Anpassungslehrgang für EU-Lehrer/innen überschneidet sich zum Teil
mit der Ausbildung junger Lehrer/innen am Studienseminar. Wie sie
besuchen die EU–Lehrer/innen alle vierzehn Tage so- genannte
Fachseminare in ihren beiden Unterrichtsfächern. Die Seminare in
Erziehung- und Gesellschaftswissenschaften, die einmal pro Woche an den
Schulen für die Referendare stattfinden, sind für die EU-Lehrer/innen
dagegen nicht Pflicht. Es empfiehlt sich jedoch sehr, diese Seminare zu
besuchen. Zum einen erleichtern sie den Kontakt zu den Referendaren/Innen,
zum anderen bilden sie einen wichtigen Bestandteil der Zusammenarbeit mit
den EG-Ausbildern, die für die Ausbildung mitverantwortlich sind.
Ein Seminar, das nur für die EU-Lehrer/innen veranstaltet wird, ist die
vierzehntägige Sitzung mit Herrn Dr. Jöckel, der sich speziell die EULehrer/innen betreffenden Themen widmet. Neben Einführungen in das
deutsche Schulsystem und in die Pädagogik stehen Themen wie der Umgang
mit dem Lehrplan, Schulrecht, Elterngespräche auf dem Plan, sowie die
vertragliche Situation der EU-Lehrer/innen betreffende Fragen. H. Dr. Jöckel
war dabei für alle unsere Fragen offen und gab uns viele wertvolle Tipps.
Die Zusammenarbeit mit den anderen EU-Lehrer/innen habe ich sehr
genossen. Es war schön, mit jungen Leuten aus England, Frankreich und
Italien zusammenzukommen und mit ihnen Erfahrungen austauschen zu
können.
Verlauf
Ähnlich wie die Referendare durchläuft man zunächst eine
Einführungsphase, in der man an der Ausbildungsschule hospitieren und
Kontakt zu Schülern und Kollegen finden kann. Während man in dieser Zeit
noch keine regulären Fachseminare hat, haben die EG-Seminare schon eine
wichtige Bedeutung. So stand mir die EG-Leiterin meiner
Ausbildungsschule (Lessing-Gymnasium in Frnkfurt) zur Seite, als es um
die Frage ging, wo man am sinnvollsten hospitieren könnte. Sie half mir
auch über erste Eindrücke hinwegzukommen. Mir schienen die deutschen
Klassen sehr laut zu sein, ich fand den Unterricht chaotisch, die Schüler
vorlaut und Stundenverläufe - gelinde gesagt - turbulent.
Erst nach und nach fand ich heraus, dass das, was ich als Chaos wahrnahm,
etwas mit Offenheit und Lebendigkeit zu tun hat und eventuell mehr Platz
für Schülerkreativität zulässt als der für französische Schulen typische rigide
Frontalunterricht.
Eigene Erfahrungen im Unterrichten an einer deutschen Schule machte ich,
nachdem die dreimonatige Hospitationsphase vorüber war. Wie für die EULehrerinnen üblich, unterrichtete ich zehn Stunden pro Woche etwa zu
gleichen Teilen in beiden Fächern. Dabei standen mir meine Fachausbilder
stets für Fragen zur Verfügung. Besonders der Lateinunterricht stellte für
mich eine große Herausforderung dar - ich unterrichtete eine Fremdsprache
in einer Fremdsprache! Ich musste in dieser Zeit sehr viel Energie für meine
Arbeit aufwenden.
Rückmeldung für die geleistete Arbeit erhält man in dem
Anpassungslehrgang durch Unterrichtsbesuche, an denen sowohl die
Fachausbilder als auch der EU-Ausbilder und der Seminarleiter des
Studienseminars teilnehmen können.
In meiner Zeit am Studienseminar habe ich nach und nach Grundsätze der
dort vermittelten Pädagogik gelernt, mit denen ich bis dahin nicht vertraut
gewesen war. Mir wurde allmählich deutlich, was hinter den Begriffen
Schülerorientierung, Kreativität, entdeckendes Lernen, erwerbsorientierter
Sprachlernansatz steht.
Ich lernte den Wert eines vielfältigen Medieneinsatzes zu schätzen und
verwendete zunehmend Bilder, Comics, Rollenspiele, lateinische Rezepte,
Filme und Musik in meinem Unterricht. Heute nutze ich meine in dem
Anpassungslehrgang erworbenen Kenntnisse bezüglich der neuen Medien
für meinen Unterricht: Ich nutze sie für die Zusammenstellung aktueller und
interessanter Materialien und versuche meinen Schülern durch angeleitete
Internetrecherchen eine größere Lernerautonomie zu ermöglichen.
Neben inhaltlichen Aspekten achte ich sehr auf eine vielseitige Organisation
von Unterricht. Ich versuche, den Unterricht mit verschiedenen Phasen und
Sozialformen zu gestalten. Ich gehe auch in der Organisation von Unterricht
im Klassenraum sicherer mit verschiedenen Sozialformen, Partnerarbeit,
Gruppenarbeit, Plenum und Phasenwechsel um.
Fazit
Der Anpassungslehrgang verlangt sehr viel Arbeit und Engagement. Man
wird mit einer Flut neuer Eindrücke konfrontiert und nicht immer ist es
leicht, den schulischen Alltag und nebenbei noch die vielen verschiedenen
Ausbildungsveranstaltungen zu bewältigen. Dennoch kann ich sagen, dass
mir der Lehrgang sehr viel Spaß gemacht hat. Mir wurde es möglich
gemacht, hier in Deutschland meinen Weg zu finden und eine Aufgabe, die
mich sehr erfüllt, zu übernehmen.
Ich habe erst eine Vertretungsstelle, dann eine Feststelle an der Freiherrvom-Stein-Schule in Frankfurt bekommen. Nach einem Jahr wurde mir eine
Stelle in der Ziehenschule angeboten. Obwohl ich die Arbeit in
Sachsenhausen genoss, habe ich diese Gelegenheit wahrgenommen, weil
meine Kompetenzen als Französin im bilingualen Zweig in dieser Schule
besser zur Geltung kommen würden. Heute habe ich eine Beamtenstelle in
der Ziehenschule, und meine Erwartungen sind erfüllt worden. Dies gelang
mir dadurch, dass ich nebenbei Geschichte studiert habe, um ein Sachfach
auf Französisch unterrichten zu können. Im Kollegium haben wir drei
Französinen. Die Schüler und die Eltern freuen sich, dass auch
Muttersprachler unterrichten, die von sich und ihrem Land erzählen.
Dies bringt an der Ziehenschule insbesondere dadurch eine große
Verantwortung mit sich, dass die Schüler/innen dort das französische Abitur
– unter anderem in Geschichte – ablegen können. An den Prüfungsverfahren
war ich letztes Jahr zum ersten Mal beteiligt. Ich bin sehr glücklich in
meinem Lehrberuf und dankbar, dass man mir die Möglichkeit gegeben hat,
ihn hier in Deutschland ausüben zu können. Und ich hoffe, dass diese
Möglichkeit auch noch anderen gegeben werden kann.
Almut Küppers (Deutschland/England) APL 1998/1999: Deutsch,
Englisch
PGCE + APL = PRIMA
Angepasst wurden wir und sind wir nicht. Und das prophezeite uns auch
Herr Lauer in seinen einleitenden Worten, als sich die neuen EULehrerInnen zum ersten Mal im November1998 - damals noch im alten
Studienseminar I, das in Hausen zu Hause war, trafen.
"Anpassungslehrgang" - das deutsche Wortungetüm mit seiner semantischen
Unschärfe bereitete auch Herrn Lauer deutliches Unbehagen. Eine Tatsache,
die die neuen TeilnehmerInnen des "APLs" dann doch sehr beruhigte;0))
Ich selbst habe die Zeit des APLs vor dem Hintergrund meiner damals
frischen Erfahrung mit dem englischen Teacher Training erlebt und muss
vorab als Fazit sagen, ich bin froh drum!
Aber kurz der Reihe nach, und zwar von hinten: Dadurch, dass ich meine
Lehrbefähigung 1998 durch einen PGCE-Abschluss (Postgraduate
Certificate in Education in Modern Foreign Languages/German) erworben
hatte, konnte ich mich als EU-Lehrerin für den APL in Frankfurt bewerben.
Vor dem PGCE hatte ich an der Uni in Frankfurt Englisch, Deutsch und
Sozialkunde für das Lehramt an Gymnasien studiert und schon während des
Studiums keimte in mir der Wunsch auf, auch meine Muttersprache einmal
als Fremdsprache unterrichten zu wollen. Als angehende
Fremdsprachenlehrerin, so dachte ich, sei dies bestimmt eine wichtig
Erfahrung. Gedacht, getan - denn nach etlichen hundert Stunden (Tagen,
Wochen, Monaten) Einsamkeit vor dem Computer (Promotion) war ich
ohnehin reif "für die Insel", sprich: für neue Erfahrungen und Anregungen.
Etliche (nicht ganz hundert!) Telefonate (zwischen Wiesbaden, Kassel,
Frankfurt) später wusste ich dann, wohin mich mein Weg führen würde:
zunächst nach England, um ein PGCE-Aufbaustudium zu absolvieren, und
im Anschluss daran ins Studienseminar I, um am Anpassungslehrgang
teilzunehmen.
Das Jahr in England war für mich rückblickend ein entscheidendes und hat
mich nicht zuletzt in meinem Selbstverständnis als Lehrerin in mehrfacher
Hinsicht geprägt. Ich habe ein fremdes Schulsystem und eine andere Lernund Lehrkultur kennen und schätzen gelernt, diese aber auch nicht gerade
selten verflucht und durchlitten. Durch die fremdkulturelle Brille habe ich
selbstverständlich auch meine eigenen Wurzeln besser wahrnehmen können.
Die verinnerlichten Erfahrungen nach 13 Jahren hessischer Schule (und
einiger Schulpraktika) wurden vor dem Hintergrund meiner Arbeit an einer
großen englischen Gesamtschule und einem katholischen
Mädchengymnasium in Birmingham nicht nur ins Bewusstsein gehoben,
sondern in einem gesunden Maße auch relativiert und neu bewertet.
Besonders verblüffend waren für mich häufig die "Kleinigkeiten" des
Schulalltags, nicht unbedingt das "große, andere Schulsystem" (auf diese
Unterschiede war ich ja mehr oder weniger gut vorbereitet). Als ich mich in
meinen ersten Arbeitstagen in der Gesamtschule beispielsweise auf den Weg
zum Klassenraum machte, verschlug es mir anfangs fast die Sprache. Wie in
den Korridoren der deutschen Schulen herrschte hier ein erstaunlicher
Geräuschpegel, Schülerscharen drängelten sich vor den Klassenzimmern,
johlten, balgten und prügelten sich.... mit dem kleinen Unterschied, dass es
sofort ruhiger wurde, sobald sich ein Mitglied des "Lehrkörpers" der
Lärmquelle näherte, die Raufbolde und Schnattertaschen auseinanderstoben
und den Lehrenden den Weg frei machten, um sie ungehindert passieren zu
lassen. Zwischentüren wurden einem aufgehalten, nette Begrüßungen mit
auf den Weg gegeben. In deutschen Schulen kann es einem hingegen
durchaus passieren, dass (bis an die Zähne mit Unterrichtsmaterial und
Medien bewaffneten) Lehrern die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Und
in der Regel muss man sich seinen Weg vom Lehrer- zum Klassenzimmer
auch mühsam um Schülerknäule herum und durch Schülermengen hindurch
bahnen, die noch dazu in den wenigsten Fällen Notiz von einem nehmen.
Der PGCE-Kurs war aber nicht nur auf dieser alltagspraktischen und
interkulturellen Ebene ungeheuer lehrreich. In meiner Arbeit als
Praktikumsbetreuerin an der Uni in Frankfurt merke ich immer wieder, wie
stark mich auch fachliche und fachdidaktische Dinge geprägt haben, denen
ich während meiner Zeit in Birmingham begegnet bin. Da ich an dieser
Stelle aber über meine Erfahrungen mit dem APL berichten will, würde es
zu weit führen, über meine Erfahrungen mit und im englischen Schulsystem
weiter auszuholen. (Wer Interersse daran hat, kann dies online in den L-news
nachlesen: http://www.uni-frankfurt.de/studium/download/l-news06.pdf
Abschließend nur soviel: Ich habe die Lehrerausbildung dort als sehr
zeitgemäß erlebt und zwar vor allem im Bereich der
1) Praxis-Theorie-Verzahnung (neben eigenverantwortlichem
Unterricht wurden etliche wissenschaftliche Hausarbeiten
geschrieben und die Kurse an der Uni gingen weiter)
2) Bewertung und Evaluation des eigenen Unterrichts(es fanden
ständig offizielle und halboffizielle Unterrichtsbesuche von Mentor,
Tutor und Kontaktlehrern statt. Das Bewertungssystem ist kumulativ,
das heißt, es gibt nicht eine besonders wichtige Lehrprobe zum Ende
des Lehrgangs, sondern "alles zählt", womit sich der Druck verteilt.
Man bekommt in regelmäßigen Abständen ein Feedback über den
Leistungsstand, neue Ziele werden in wöchentlichen Sitzungen
gemeinsam mit dem Mentor vereinbart. Was mir besonders gefallen
hat, war der hohe Stellenwert der Selbst-Evaluation des eigenen
Lernfortschritts - Planung, Durchführung, Bewertung des Unterrichts
- in mündlicher und schriftlicher Form).
3) Entwicklung der Reflexionskompetenzen(wir mussten ein
wöchentliches Journal - Lerntagebuch - schreiben, was vom UniTutor gelesen und kommentiert wurde. »Theorie-PraxisVerzahnung« sowie ein Portfolio anlegen.) Gerade letzteres diente
auch der
4) Profilbildung. So habe ich mir ein Profil erarbeitet in den
Bereichen Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, Drama
Methoden und kreative Verfahren, fächerverbindender und übergreifender Unterricht, Integration lernschwacher Schüler /
Differenzierung.
Nicht alles hat mir an der englischen Lehrerausbildung jedoch gefallen.
Kritisieren würde ich z.B. die nur sehr oberflächliche Behandlung von für
den Lehrberuf wichtigem Hintergrundwissen im Bereich der pädagogischen
Psychologie, der Erziehungswissenschaft oder der Bildungspolitik. Darüber
hinaus gibt es eine relativ starke Abhängigkeit vom Mentor, der einen in den
Zeiten der sogenannten Placements an der Schule betreut (Anpassung an
seinen/ihren Unterrichtsstil -> Training on the job). Systemimmanente
Zweifel hatte ich auch sehr große (Nationale Tests, Rankings etc. und den
daraus resultierenden wash-back-Effektim Unterricht), bin aber vor dem
Hintergrund der bildungspolitischen Entwicklungen in Deutschland nach
PISA sehr froh, Erfahrungen mit und in diesem anderen System gemacht zu
haben.
Das PGCE-Jahr war insgesamt so lehrreich wie arbeitsintensiv und immer
wieder auch krisengeschüttelt. Nach der Lektüre der Beiträge anderer
ehemaliger EU-LehrerInnen habe ich den Eindruck, dass es mir in England
wohl so ging wie etlichen EU-LehrerInnen nicht deutscher Nationalität im
APL. Aus meinen Erfahrungen mit dem PGCE würde ich sagen, es ist ganz
wichtig, sich nicht von den vielfältigen Anforderungen "auffressen" zu
lassen und sich mindestens einen Freiraum zu gönnen, in welchem Schule
und Ausbildung nichts zu suchen haben. Mein "Lichtblick der Woche" war
damals das Basketball-Spielen mit den Kollegen und Kolleginnen der
Gesamtschule am Freitagnachmittag. Und obwohl dieses Ereignis in der
Schule statt fand, hatte es für alle nur einen einzigen Sinn: einmal
abzuschalten, zusammen Spaß zu haben und eben nicht über Schule und
Unterricht zu reden.
Nach meiner Rückkehr aus England empfand ich den APL als reinste
Wohltat. Das hatte einerseits sicherlich viel damit zu tun, dass ich mich im
deutschen Schulsystem ähnlich bewegen konnte wie "ein Fisch im Wasser"
und nicht überall Gefahr lief anzustoßen oder anzuecken wie in England.
Darüber hinaus hatte ich andererseits im englischen Klassenraum oft das
Gefühl in einem Arbeitskontext zu arbeiten, der mir vorkam wie ein starres
Korsett, in dem ich nicht mehr und nicht weniger war als ein kleiner
Bildungssoldat, der die Befehle (Inhalte) aus London (National Curriculum)
auszuführen (zu vermitteln) hatte. Mit großer Freude genoss ich nicht nur die
inhaltlichen und methodischen Freiheiten, die uns 1998-1999 der hessische
Lehrplan einräumte, sondern nutzte sie auch sehr bewusst. In der 11. Klasse
habe ich z.B. im Englischunterricht damit experimentiert, den SchülerInnen
Shakespeare mit der Methode des Stationenlernens näher zu bringen. In
einer 8. Klasse in Deutsch habe ich einen Wochenplan zu einer
Balladeneinheit entwickelt und dabei die Muttersprachen der nicht deutschen
SchülerInnen mit einbezogen. Die "Fachkrise", die ich in England hatte, war
wie verflogen - Sprachen bzw. Fremdsprachen zu unterrichten machte
plötzlich richtig Spaß. Besondere Freude hatte ich mit einer 8. Klasse in
Englisch, den selbst ernannten "Black Jacks", mit denen ich dann auch auf
Klassenfahrt gegangen bin - ein unvergessliches Erlebnis! (Alle Jungs hatten
in ihren Zimmern deutlich sichtbar Equipment fürs Rasieren aufgestellt - um
für den eventuellen plötzlich einsetzenden Bartwuchs gerüstet zu sein. Und
die Mädchen beeindruckten mich dadurch, dass sie bei bevorstehenden
"anstrengenden" Wanderungen ganz plötzlich kollektiv alle "ihre Tage"
bekamen;0).
Meine vielen positiven Erinnerungen an den APL sind aber nicht nur durch
das gute Verhältnis zu den Schülern und Klassen und die gute
Arbeitsatmosphäre an der Schillerschule geprägt, sondern und gerade auch
durch die kompetente Betreuung am Studienseminar, das heißt durch Herrn
Jöckel, Herrn Bech und Herrn Lochner. Unser kleines EU-Seminar (mit
zeitweise nicht mehr als vier oder fünf TeilnehmerInnen) verlief stets in
gemütlicher Atmosphäre und ich habe die Sitzungen als äußerst nützlich und
als eine ideale Ergänzung zu meiner englischen Lehrerausbildung erlebt.
Dass die Inhalte auf die Bedürfnisse der TeilnehmerInnen zugeschnitten
waren, empfand ich als sehr hilfreich - auch wenn dadurch der Zeitplan
manchmal ins Wanken geriet. Das familiäre EU-Seminar und das überaus
anregende Deutschseminar von Herrn Bech waren außerdem die Orte, an
denen ich Etliches über die durch die anderen EU-LehrerInnen vertretenen
europäischen Kulturen gelernt habe. So habe ich hier z.B. Interessantes über
italienische und spanische Schulen und deren Unterrichtsmethoden und die
romanischen Literaturen erfahren. Auch das Fachseminar für Englisch habe
ich stets mit Gewinn besucht. Hier konnte ich weitere Defizite (z.B.
Erstellen von Klausuren, Bewertungs- und Korrekturverfahren etc.)
ausbügeln und habe viele nützlich Anregungen für die Unterrichtsgestaltung
und zum Einsatz von Medien mit nach Hause nehmen können. Der
Austausch mit den "normalen Referendaren" im Englischseminar war
darüber hinaus auch sehr wertvoll und aufschlussreich.
Positiv erwähnen möchte ich unbedingt auch die kleineren
Unterrichtsbesuche und die offiziellen Unterrichtsversuche bzw. die
professionelle Beratung durch die Betreuer im Umfeld dieser Stunden und
die anschließenden Besprechungen. Die vielen Gespräche verliefen stets in
sehr freundschaftlicher, konstruktiver Atmosphäre und ich hatte durchweg
das Gefühl, dass es nicht darum ging, eine "herrschende Lehrmeinung"
(Seminarphilosophie?) umzusetzen, sondern dass diese Situationen
Angebote zur Reflexion waren, die das Ziel beinhalteten, die eigenen
Kompetenzen auszuloten, um Entwicklungsräume abzustecken. Kurzum, ich
empfand die Beratungs- und Besprechungssituationen als Fortschreibung der
Profilfindung und Profilentwicklung, die ich schon in England so positiv
kennen gelernt hatte.
Wenn ich den jetzigen und zukünftigen EU-LehrerInnen einen Rat mit auf
den Weg geben sollte, dann vielleicht folgenden: Auch wenn man manchmal
das Gefühl hat, in Arbeit zu ersticken, es ist äußerst hilfreich die vielfältigen
Angebote des Studienseminars zu nutzen. Sei es sich Rat von Fachleitern
(auch anderen) einzuholen, die Bibliothek "auszuräumen", an den
Fortbildungsangeboten teilzunehmen (pädagogische Tage, die
Wochenendseminare der Referendare etc.) oder sich im Seminarrat
einzubringen. All diese Angebote stehen Referendaren wie EU-LehrerInnen
gleichermaßen zur Verfügung und eröffnen einem manchmal völlig
unerwartete Perspektiven bzw. liefern gute Ideen nicht zuletzt auch für den
Unterricht.
Rückblickend muss ich sagen, dass ich die Kombination aus PGCE und APL
als eine wahrhaft europäische Ausbildung erlebt habe. Und weil ich meine
Erfahrungen und mein Wissen an die Studierenden in der ersten
Ausbildungsphase an der Uni oft und gerne weitergebe, habe ich
abschließend auch eine große Bitte bzw. ein Anliegen, das durchaus als
Kritik zu verstehen ist (die allerdings in Richtung Kassel und nicht Frankfurt
geht): Können die Aufnahmetermine für neue EU-LehrerInnen nicht
flexibler gestaltet werden? Warum gibt es nur noch den Mai-Termin bzw.
dann den Februar-Termin? Dadurch verlieren diejenigen, die z.B. einen
PGCE-Abschluss in England machen (endet im Juli) und anschließend gerne
den APL besuchen würden, unglaublich viel Zeit. Inhaltlich ist dieses rigide,
bürokratische Vorgehen auch nicht nachvollziehbar. Denn das Zauberwort
im EU-Lehrgang heißt ohnehin Differenzierung. In den sehr heterogenen
EU-Gruppen sind Menschen verschiedener Nationen mit so
unterschiedlichen Biografien, Lebensläufen, Lehrerfahrungen, Abschlüssen
und Studieninhalten versammelt, dass Herr Jöckel ohnehin Großartiges
leisten muss und leistet, um alle Interessen und Bedürfnisse in den größer
werdenden Gruppen unter seinen kleinen Hut zu bringen. Neue
TeilnehmerInnen zu verschiedenen Zeitpunkten im Jahr zu integrieren, ist
u.U. sogar einfacher (zumal es sich wahrscheinlich häufig um Deutsche mit
anderen europäischen Abschlüssen handeln dürfte), als eine große neue
Gruppe in eine bestehende "alte" zu integrieren.
Susanne Weyrich (Deutschland/Frankreich) APL 2001/2002:
Deutsch/Französisch
Im Herbst 1989 ging ich nach dem Grundstudium (Germanistik/Romanistik
auf Lehramt als deutsche Assistentin nach Frankreich. Ich wollte ein
Schuljahr bleiben, doch insgesamt wurden fast zehn Jahre daraus. Ich
beendete also mein Studium „les études franco-allemandes“ in Paris an der
Sorbonne mit der „maîtrise“ (Magister). Nachdem ich zunächst im Bereich
des Umweltschutzes für eine Organisation gearbeitet habe, habe ich mich
dann für das Unterrichten entschieden. Vier Jahre lang habe ich in den
Vogesen für die Industrie- und Handelskammer als Leiterin für deutsch-
französische Projekte (u.a. im Bereich des interkulturellen Managements für
frz. Firmen) und als Deutschlehrerin in einer Berufsschule und in einer
Betriebswirtschaftsschule gearbeitet.
Im August 1999 kam ich aus privaten Gründen nach Deutschland zurück
und habe in Sprachschulen als Lehrerin (auf Honorarbasis!, was recht
unsicher und unbefriedigend war) für Französisch und Deutsch als
Fremdsprache gearbeitet. Aus Zufall erfuhr ich von der Existenz eines so
genannten Anpassungslehrgangs (ich hielt es bis dahin für unmöglich, dass
man ohne deutsches Staatsexamen in den deutschen Schuldienst eintreten
könne). Ich setze mich dann mit Frau Dr. Dick und Herrn Götte in
Verbindung, die ich als sehr nett und hilfsbereit in Erinnerung behalte.
Der Anpassungslehrgang (1.5.2001 – 30.6.2002) selbst war für mich sehr
interessant (teilweise auch sehr anstrengend) und ich glaube, ich habe nie in
so kurzer Zeit soviel gelernt! Einerseits habe ich in der Schule (Carl-SchurzSchule Frankfurt) sehr viel gelernt, doch auch das Studienseminar mit seinen
tollen, kompetenten und hilfsbereiten Ausbildern (ich möchte hier besonders
Herrn Dr. Jöckel und Herrn Bech nennen, bei denen ich sehr viel
mitbekommen und gelernt habe) hat mir sehr gut gefallen. Der ständige
Austausch von Erfahrungen und Ideen im Seminar ist zu betonen.
Da ich Deutsche bin (ich sah mich im APL als „Rückkehrerin“), fiel es mir
bestimmt leichter den Anpassungslehrgang ohne größere Schwierigkeiten zu
absolvieren und mich im deutschen Schulwesen zurecht zu finden. Doch
weiß ich, dass sehr viele der EU-Lehrer den APL sehr positiv bewerten.
Hinzufügen möchte ich noch, dass im EU-Seminar ein Gefühl der
Zusammengehörigkeit herrschte und ich die Atmosphäre als sehr angenehm
empfunden habe.
Seit Sommer 2002 bin ich nun als Vertretungslehrerin mit einer vollen Stelle
an der Elisabethenschule und ich hoffe sehr, dass ich bald in Frankfurt eine
Planstelle bekomme, das wär’ schon schön!
Gwendoline Even (Frankreich), APL 1999/2001: Französisch, Deutsch
So...Womit fange ich an?! Ich soll mich vorstellen, über den APL und meine
aktuelle Tätigkeit berichten! Na dann...
An der Universität Rennes (Frankreich) studierte ich die Fächer Germanistik
und Französisch als Fremdsprache und erwarb dabei die „Maitrise“
(entspricht dem deutschen Magisterabschluss). Aus privaten Gründen (bis
dahin dachte ich, dass Paris eigentlich die Stadt der Liebe sei ...) zog ich
nach Darmstadt und erfuhr von der Möglichkeit für EU-Mitglieder, an dem
Anpassungslehrgang teilzunehmen. Nach einer erfolgreichen
Bewerbungsphase begann ich meinen Lehrgang im Dezember 1999.
Im Rahmen dieses Anpassungslehrgangs habe ich zwischen 10 und 12
Stunden pro Woche am Lessing-Gymnasium in Frankfurt unterrichtet. Dies
geschah sowohl in Doppelbesetzung (in einer 5., 6., 7. und 12. (GK) Klasse
in Deutsch), als auch eigenverantwortlich (9., 10., und 12. Klasse in
Französisch und 6. Klasse in Deutsch –meine Doppelbesetzung musste eine
für längere Zeit erkrankte Kollegin vertreten und überließ mir die Klasse-).
Zuerst ein paar Worte über den Französischunterricht...
Durch die verschiedenen Lernvoraussetzungen meiner Lerngruppen habe ich
die Chance bekommen, sowohl Schüler aus dem Anfangsunterricht (9.
Klasse, 3te Fremdsprache) als auch welche mit einem fortgeschrittenen
Niveau (12. GK) zu unterrichten. Die Themen und Erwartungen waren
natürlich je nach Jahrgangsstufe und Lernvoraussetzungen verschieden
( „la famille et les amis, les vacances, les jeunes et la culture, le choix d’un
métier...“ für die 9. und 10. Klasse und „la société multiculturelle, la
délinquance juvénile, la francophonie, le colonialisme, les relations francoallemandes avec la résistance et la collaboration...“ für die Oberstufe GK) .
Ich sah meine Aufgabe darin, das Interesse der Schüler zu wecken, damit sie
die französische Kultur besser kennen lernen und ihre
Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache stärken. Dabei habe ich unter
anderem verschiedene Sozialformen (Einzel-, Partner-, und Gruppenarbeit)
und verschiedene Unterrichtsmethoden ( Rollenspiele, szenische
Interpretationen, Standbilder, Streitgespräche...) eingesetzt, die sowohl die
Lernmotivation der Schüler/innen als auch ihre Kompetenzen förderten,
damit sie ihre Qualifikationen in der Fremdsprache einbringen können:
Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Sprachbefähigung in den
Bereichen des Alltagslebens, Rezeption und Produktion von Texten
(Rahmenplan, Gymnasiale Oberstufe, 2. Neue Sprachen, S.7).
Durch den Einsatz audio-visueller Medien (aktuelle Filme wie „La petite
voleuse“, „Lacombe Lucien“ oder „La haine“, Lieder von bekannten
modernen Sängern oder Gruppen wie „IAM“, „Tonton David“, „Khaled“...)
und von den „Neuen Medien“ (Computerprogramm Mediator zur
Herstellung eines Foto-Romans), war es möglich, verschiedene Aspekte der
Gesellschaft Frankreichs, insbesondere die Lebenswelt junger Menschen und
die Entwicklung Frankreichs zu einer multikulturellen Gesellschaft, kennen
zu lernen.
Zusammenfassend hat der Französischunterricht in den 17 Monaten sowohl
mir als auch den Schüler/innen Freude bereitet und eine sehr angenehme,
offene und vertrauliche Lernatmosphäre geschaffen, die zur Selbständigkeit
der Schüler/innen geführt hat und ihnen ein Verantwortungsgefühl geben
konnte.
Und jetzt ein paar Worte zu dem Deutschunterricht...
Mein Einsatz sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der Sekundarstufe II
gab mir die Gelegenheit, verschiedene Themen und Literaturepochen zu
behandeln und verschiedene Methoden einzusetzen. In der Sekundarstufe I
werden Themen angesprochen, Bücher gelesen, die - dem Alter der
Schüler/innen entsprechend- ihre Lebenswelt und Probleme (die Kindheit,
die Schwierigkeiten des Erwachsenwerden, die Beziehung Kinder/Eltern...).
Mir haben die Einheiten „Wer bin ich?“, „Balladen“, das Buch „Allein in der
Wildnis“ von G. Pawlsen und „Gespräche untersuchen - Rollen erproben“
besonders gut gefallen, denn die Schüler/innen haben selbständig gearbeitet
und eindrucksvolle sowie originelle Ergebnisse präsentiert : Elfchen zum
Thema „Wer bin ich?“ für das Elfchenbuch der Klasse, Balladenwettbewerb,
Rollenspiele, Lernen an Stationen... In der Sekundarstufe II ( 12. GK) habe
ich mit dem Kurs „Woyzeck“ von G. Büchner gelesen und durch das
szenische Interpretieren konnte ich die Schüler/innen für das Stück
begeistern, indem sie sich nicht nur als reine Schauspieler/innen sondern
auch als echte Figuren des „Woyzecks“ versucht haben. Dies diente nicht
einfach der Spielfreude, sondern setzte Reflexionsprozesse über den Text in
Gang.
Die Zusammenarbeit mit den Schülern aus beiden Sekundarstufen war sehr
produktiv und erfreulich, das Verhältnis der Schüler/innen untereinander
sowie mir gegenüber war sehr gut.
Ich bin dank dem Anpassungslehrgang in vieler Hinsicht reicher geworden:
Ich habe ein neues Schulsystem kennen und schätzen gelernt, neue
Unterrichtsmethoden entdeckt, offene und hilfsbereite Kollegen und
Ausbilder getroffen und vor allem Freude am Lehrerberuf gefunden. Ich
habe darüber hinaus aber auch andere EU-LehrerInnen kennen gelernt und
dadurch Freunde gewonnen, mit denen ich immer noch Kontakt pflege.
Ich bekam nach Beendigung des Anpassungslehrgangs (April 2001) sofort
eine Planstelle in einer integrativen Gesamtschule mit einer Oberstufe
angeboten. Ich unterrichte seitdem dort meine Fächer vor allem in der
Oberstufe (was mich besonders freut, obwohl ich nächstes Jahr sowohl in
Deutsch als auch in Französisch den Genuss haben werde, mich in die
Abiturvorschlägen zu vertiefen!), dazu Kunst (fachfremd muss leider sein) in
meiner eigenen Klasse. Seit August bin ich nämlich Klassenlehrerin einer 5.
Klasse. Ich habe eine volle Stelle mit 25 Stunden, muss insgesamt 8 Stunden
Deutsch in einer 5. Klasse und in einem Grundkurs 12 unterrichten. Als mir
im Dezember 1999 gesagt wurde, dass ich später für das Fach Deutsch
eingesetzt werde, wollte ich nicht daran glauben! Aber doch! Die Schulleiter
haben kein Mitleid mit uns und es ist gut so! Ich muss zugeben, dass ich
dieses Fach sehr gerne unterrichte (auch in der Oberstufe), obwohl es nicht
meine Muttersprache ist! Es liegt vielleicht daran, dass bis jetzt keine
Beschwerden seitens der SchülerInnen und Eltern kamen...
Das Schulleben in einer Gesamtschule ist sowohl für die Schüler als auch für
die Lehrkräfte eine harte Probe, ich muss Probleme (Gewalt unter anderem)
meistern, die ich am Lessing-Gymnasium nicht hatte. Ich glaube, dass es für
die Zukunft gut wäre, die neuen EU-LehrerInnen intensiver darauf
vorzubereiten.
Ich wünsche allen neuen EU-LehrerInnen viel Erfolg und vor allem nicht zu
viel Stress für die Zukunft!
Catherine Hartmann (EU-Lehrerin - Herderschule) und Catherine
Jamard-Kleinert (EU-Lehrerin - Wöhlerschule) 01.05.2002 bis
31.01.2004
1. Welche Erfahrungen hatten wir am Anfang des Anpassungslehrgangs?
Was war uns neu?
Zu Beginn des APL im Mai 2002 konnten wir auf eine jahrelange
Berufserfahrung in der Erwachsenenbildung als Französischlehrerinnen
zurückblicken. Insofern war uns die Lehrerrolle nicht ungewohnt und vor
einer Klasse zu stehen war uns nicht fremd. Wir wussten, dass eine Klasse
aus unterschiedlichen Persönlichkeiten von unterschiedlichem
Kenntnisstand, Lerneifer und verschiedenen Fähigkeiten besteht. Auch in
der Erwachsenenbildung spielt die Schülerorientierung eine wichtige Rolle.
Man setzt sich Ziele und organisiert den Unterricht dementsprechend. Da
aber die SchülerInnen freiwillig zum Unterricht kommen und die
Lerngruppen wesentlich kleiner sind, findet Lernen dort unter ganz anderen
Bedingungen statt. Auch müssen die Lernziele nicht nach einer festgesetzten
Zeit erreicht werden. Diese Berufserfahrung gab uns von Anfang der
Ausbildung an eine gewisse Sicherheit in der Klasse. Mit bestimmten
Gegebenheiten mussten wir uns jedoch erst vertraut machen.
Dies waren:
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die Klassengrößen in einem deutschen Gymnasium
das Alter der Schüler
die Lerninhalte und die Lerngegenstände (Lehrbücher – Lehrpläne)
der Deutschunterricht für deutschsprachige Schüler
das deutsche Schulsystem
2. Was haben wir im APL gelernt? Was können wir jetzt?
Die verschiedenen Seminarleiter haben uns durch den APL begleitet. Wir
empfanden die wöchentlichen Seminare als eine notwendige Ergänzung zu
unserem Unterricht.
In den 21 Monaten APL
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haben wir gelernt, wie eine deutsche Schule organisiert ist:
Stundenplan, Vertretungsplan, Termine für Klausuren, Eintragen der
Klassenarbeiten, die verschiedenen Medien, die Konferenzen
(Klassenkonferenzen, Schulkonferenzen), Dienstbesprechungen,
Elterngespräche, Elternabende, Tagesausflüge, Klassenfahrten usw.
haben wir unsere Pflichten und Rechte als Lehrerinnen kennen
gelernt – im Hinblick auf Dienstordnung für Lehrkräfte,
Konferenzordnung, Verordnung über die Aufsicht über
SchülerInnen.
haben wir die Kriterien kennen und anzuwenden gelernt, um
mündliche Beteiligung und schriftliche Arbeiten der SchülerInnen
bewerten zu können.
vor allem aber haben wir gelernt Unterricht zu planen:
Ausgangspunkt sind didaktische Überlegungen, durch die wir uns
über die jeweiligen Lernziele Klarheit verschaffen. Daran müssen
sich methodische Überlegungen anschließen, die die Gestaltung des
Unterrichts bestimmen.
Besonders im Deutschunterricht fühlen wir uns als NichtMuttersprachlerinnen jetzt sicherer. Im Deutschseminar haben wir – unsere
Erfahrungen französischer Schul- und Unterrichtspraxis ergänzend – gelernt:
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eine Lektüre im Einvernehmen mit den SchülerInnen auszuwählen
die SchülerInnen in den Unterricht einzubeziehen, mehr auf sie
einzugehen und damit den Unterricht offener zu gestalten
den Deutschunterricht mit außerschulischen Angeboten zu erweitern
über unseren Unterricht zu reflektieren.
3. Wie fühlen wir uns in unserer Lehrerrolle?
a) als unterrichtende Person: mit dem APL sind wir selbstbewusster
geworden. Wir wissen jetzt besser, wo unsere Stärken und unsere
Schwächen liegen. Die Nachbesprechungen der Unterrichtsbesuche haben zu
dieser genaueren Selbsteinschätzung beigetragen und uns den Weg zu einer
Verbesserung aufgezeigt.
b) im Umgang mit den Schülern: wir betrachten den Klassenraum jetzt nicht
mehr nur als einen Lernraum, sondern auch als einen Begegnungsort, wo ein
Austausch zwischen dem Lehrenden und den Lernenden stattfindet. Unter
diesem Gesichtspunkt hat sich unsere Lehrerrolle verändert: vom reinen
Dozenten hin zu einem Gesprächspartner. Insoweit fühlen wir am Ende des
APL wesentlich gelassener in der Klasse.
4. Was hat uns an dem APL besonders gefallen?
Unser wöchentliches Treffen im Studienseminar fand jedes Mal in einer
freundlichen Atmosphäre statt, die ein gutes und angenehmes Arbeitsklima
schuf.
Die von den KollegInnen vorgestellten konkreten Beispiele aus der
Unterrichtspraxis gaben uns die Anregung, Ähnliches selber auszuprobieren.
Dabei möchten wir besonders den gut funktionierenden
Materialienaustausch im APL unterstreichen.
Die Ausbilder waren stets zu persönlicher Beratung bereit; wir hatten
niemals den Eindruck, dass unsere Fragen als störend empfunden wurden. Es
ist den Ausbildern damit gelungen eine breite Vertrauensbasis herzustellen.
Nicht nur ihre fachliche Beratung, sondern auch dieses Vertrauen hat uns
sehr stark bei der Entwicklung unserer Lehrkompetenz unterstützt.
5. Verbesserungsvorschläge
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Um eine Differenzierung zwischen „AnfängerInnen“ und
„Fortgeschrittenen“ bei den EU-LehrerInnen zu gewährleisten und
Wiederholungen in den behandelten Themen zu vermeiden, sollten
die EU-und Deutschseminare parallel laufen.
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Eine genauere Zeitplanung wäre sinnvoll, damit die von uns
vorbereiteten Referate nicht mehrmals verschoben werden müssen.
Zum Schluss
Der APL stellte für uns eine wahre Herausforderung dar. Wir mussten unser
Konzept des Unterrichtens, das wir jahrelang erfolgreich in die Praxis
umgesetzt hatten, grundsätzlich in Frage stellen. Außerdem hatten wir das
Fach Deutsch für deutschsprachige SchülerInnen aller Jahrgangsstufen zu
unterrichten. Das war für uns eine völlig neue Erfahrung!
So haben wir denn auch zu Anfang des APL manchmal an uns gezweifelt.
Jetzt sind wir zuversichtlich, die Fächer Deutsch und Französisch an einer
deutschen Schule eigenverantwortlich unterrichten zu können.
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