Dr. Aurora Presti-Ritz (Italien). APL 1994/1996: Deutsch, Englisch Der Anpassungslehrgang hat sich für mich als eine sehr lehrreiche und fruchtbare Zeit erwiesen. Wie bei allen Lernprozessen blieben dabei Schwierigkeiten nicht aus. Eine unterrichtspraktische Tätigkeit über einen Zeitraum von zwei Jahren wirft viele Fragen auf, und manchmal auch Probleme. Für mich war es sehr wichtig diese "Hürden" nicht als negative Stressfaktoren zu erleben, sondern vielmehr als eine Chance, meine jeweiligen Grenzen zu erkennen und zu überwinden. Das nötige Selbstvertrauen, um mich mit Problemsituationen auseinander zu setzen, ist das Ergebnis des glücklichen Zusammenspiels von vielen verschiedenen Faktoren. Die wichtigsten davon möchte ich hier kurz schildern. Durch die tägliche lange Fahrtzeit (von Petersberg bei Fulda bis Frankfurt und zurück, d.h. ca. fünf Stunden) und die Unterrichtsvorbereitung blieb mir sehr wenig Zeit für meine Familie übrig. Mein Mann und meine Tochter reagierten zum Glück mit viel Verständnis und mit Interesse auf diese neue Situation. So hat mein Mann sich als geduldiger Zuhörer erwiesen und die meisten Texte, die ich im Unterricht behandelt habe, gelesen und mit mir besprochen, und selbst meine Tochter hat bei der Gestaltung meiner Arbeitsblätter sehr interessiert zugeschaut und oft versucht mitzumachen. Ein weiterer wichtiger Faktor war der meistens sehr positive Umgang mit Schülern und Kolleginnen und Kollegen, vor allem mit Frau Roether, die mein Selbstvertrauen gestärkt hat und immer ein offenes Ohr für mich gehabt hat. Termine Neuer Eine wesentliche Rolle in diesem Lernprozess haben meine Ausbilderinnen Terminkalender und Ausbilder gespielt. Durch ihre fachliche Kompetenz, ihre Offenheit und die vielen aufregenden Ideen, die sie mir im Laufe dieser zwei Jahre angeboten haben, ist es ihnen gelungen, den Anpassungslehrgang als eine Bereicherung für mich zu gestalten und dadurch meine Motivation stets aufrecht zu erhalten. Dabei scheint mir besonders erwähnenswert, dass sie mir in Beratungsgesprächen keine "fertigen Lösungen" angeboten haben, sondern vielmehr mich bei der Suche meines ganz persönlichen Wegs in dem Umgang mit Problemen unterstützt haben. Ich habe mit Freude daran gearbeitet, die neuen Anregungen und Ideen in meinen Unterricht einfließen zu lassen. Dieser freie Raum, in dem man die eigene Kreativität einbringen kann, macht meiner Meinung nach, zusammen mit dem Umgang mit den Schülerinnen und Schülern, den größten Teil des Charmes dieses Berufs aus. Leider hatte ich sehr wenig Zeit, um an weiteren schulischen Aktivitäten, wie Kollegiumsfeiern, Ausflügen, Klassenfahrten und anderen gemeinsamen Aktivitäten mit Schülerinnen und Schülern teilzunehmen. Auch einige Ideen für Arbeitsgemeinschaften und Workshops konnte ich leider nicht verwirklichen. Wenn ich auf diesen Lehrgang zurückblicke, scheint er mir wie eine anstrengende, aber anregende Entdeckungsreise, bei der ich sicherlich viel über das hessische Schulsystem und über die Fachdidaktik meiner beiden Fächer gelernt habe, und -vielleicht nicht weniger wichtig-, viel über die Bedeutung von Offenheit und Freundlichkeit auch in dem Arbeitsleben erfahren habe. November 1996 Frau Dr. Presti-Ritz hat nach ihrem Anpasssungslehrgang noch eine Erweiterungsprüfung in Italienisch abgelegt und unterrichtet als Lehrerin im hessischen Schuldienst Deutsch, Englisch und Italienisch. Alexander Wreth (Deutsch/Britisch) APL 12/96-7/97 London - Frankfurt - Hollywood? EU-Lehrer kommen aus vieler Damen und Herren Laender (demnaechst wohl auch aus Polen, Litauen usf.!), mit den unterschiedlichsten Vorkenntnissen und Motiven und teils ausgefallenen Faecherkombinationen ans Studienseminar. Eines haben sie wohl alle gemeinsam: einen bunten Lebenslauf. Geboren in London, Grundschule in Belgien (ich erinnere mich immer noch an meine Rolle im Krippenspiel als einer der Koenige aus dem Morgenland auf Flaemisch!) - danach verbrachte ich tatsaechlich lange genug an einem Ort, um sowohl ein deutsches Abitur als auch das erste Staatsexamen (Deutsch und Englisch, L3) zu erwerben. Trotz guter, um nicht zu sagen: sehr guter Endnote schien eine laengere Wartezeit auf einen Referendarsplatz unvermeidbar, also ging ich stattdessen nach Cambridge, um dort am Homerton College die Befaehigung zum Unterrichten an Schulen in England und Wales zu erwerben (Faecherkombination Deutsch und Englisch). Die 700 Jahre alte Uni war sehr huebsch, allein, das Unterrichten im Umland glich mehr einem Stellungskrieg und so kam ich nach einem Jahr zwar mit Diplom (Postgraduate Certificate in Secondary Education), aber doch ein wenig desillusioniert wieder an den Main zurueck. Der englische Abschluss war den deutschen Behoerden zur Gleichstellung nicht gut genug (das war noch vor der PISA Studie...), also musste ein "Anpassungslehrgang" (großartiges Wort!) her. Gluecklicherweise kam ich an das Studienseminar und an die Schillerschule in Frankfurt, wo die Schueler, Kollegen (sowohl EU wie eingeborene) und Mentoren meinen Glauben an meine Berufswahl als Paedagoge wiederherstellten. Wegen guter Fuehrung, bzw. jahrelanger Teilzeittaetigkeit als Sprachlehrer, hatte ich vom Kultusminister die "Mindeststrafe" fuer meinen Lehrgang bekommen: acht Monate, die leider viel zu schnell vorbei waren. Aber keine Sorge, als bilingualer Sprachlehrer mit drei erstklassigen Abschluessen und weiterer Berufserfahrung stand ich ja auf Listenplatz numero uno. Nur schade, dass im September 1997 im Lande Hessen nicht viele Lehrer eingestellt wurden. Kein einziger, um genau zu sein. Das deutsche Schulwesen wollte mich und ich wollte das englische nicht; etwas Neues musste her. Zwischen vergeblichen Bewerbungen als Flugbegleiter bei der Lufthansa (zu groß) und im Auswaertigen Amt (zu alt) sah ich eine Stellenausschreibung, die perfekt auf mich zugeschnitten schien: Redakteur fuer ein zweisprachiges Lernwoerterbuch bei Oxford University Press ("Das Grosse Oxford Schulwoerterbuch" - unverzichtbare Studienhilfe fuer deutsche Englischlernende: unbedingt kaufen!!!). Wie so manches im Leben stellte sich die Lexikographie als innige, aber nur kurzlebige Affaere heraus; zudem fehlten mir die Schueler. Also packte ich anderthalb Jahre spaeter wieder die Koffer, dieses Mal mit einem one-way Ticket nach Japan, wo ich die naechsten vier Jahre lang an der British School in Tokyo als Head of English taetig war. Tokyo ist ein Kapitel fuer sich (wer es nicht kennt, hat nicht gelebt!); an dieser Stelle sei nur erwaehnt, dass ich, neben Klassenfahrten zum Mount Fuji und ins Tokyoter Erdbebenbereitschaftszentrum, nach Australien und Thailand, auch den Drama-Unterricht und verschiedene Schulauffuehrungen zu leiten hatte. Die Schauspielerei tat es mir dann auch so richtig an, und so bin ich jetzt folgerichtig in London an einer Schauspielschule gelandet. Naechster Stopp Hollywood oder das Londoner West End? Eher nicht. Es treibt einen doch immer wieder an die Schule zurueck. Wo das sein wird, kann ich allerdings noch nicht sagen: ich habe gerade eine Stelle an der Academica Britannica in El Salvador ausgeschlagen. Wunderbar ausgestattete Schule in einem traumhaft schoenen Land, aber man braucht ein Auto, um zur Arbeit zu kommen, und zum Fuehrerschein habe ich bisher noch keine Zeit gefunden... Valérie Weishaupt (Frankreich) APL 1996/1998: Französisch/Latein Persönliche Voraussetzungen Wie fast alle meiner Europalehrerkolleginnen hatte ich, als ich nach Deutschland kam, bereits eine vollständige Ausbildung hinter mir, und zwar das Studium der Altphilologie in Lyon. Ich kam also nicht in erster Linie für Studienzwecke nach Deutschland, sondern vielmehr, um das Land und die Leute kennen zu lernen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und mir neue Einsichten und Perspektiven zu schaffen. Während die Dauer meines Aufenthaltes zunächst unbestimmt war, wuchs in mir der Wunsch, mich dauerhaft in Deutschland niederzulassen und mir hier eine Existenz aufzubauen. Der Wunsch, einen Neubeginn zu wagen, verband sich schnell auch mit dem Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung. Ich versuchte mich zunächst erneut als Studentin. Von dem Studium des Bibliothekwesens versprach ich mir zum einen Kontakte zu anderen jungen Leuten, zum anderen einen Zugang zu der Arbeit mit Büchern und Menschen. Bald jedoch wurde mir klar, dass der Beruf der Bibliothekarin nicht das Richtige für mich war. Ich hoffte, mit jungen Leuten arbeiten zu können und schaute mich nach möglichen Aufgaben in der Jugendarbeit um. Über eine Bekannte tat sich mir in dieser Zeit eine ganz neue Perspektive auf. Sie erzählte mir von dem Anpassungslehrgang, der es mir als Ausländerin mit einem französischen Abschluss möglich machen könnte, in Deutschland als Lehrerin zu arbeiten. Diese Möglichkeit hatte ich bis dato nicht in Betracht gezogen, weil ich angenommen hatte, man müsse die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, um in den deutschen Staatsdienst kommen zu können. Der Anpassungslehrgang Meine Erkundigungen ergaben, dass es am Studienseminar für Gymnasien in Frankfurt tatsächlich einen solchen Anpassungslehrgang gibt. Er bietet ausländischen Lehrkräften die Möglichkeit, sich in das deutsche Schulsystem und in Grundsätze des Unterrichtens an deutschen Schulen einzufinden und sich so Schritt für Schritt für die Tätigkeit als Lehrkraft an deutschen Schulen zu wappnen. Dabei geht es nicht – so konnte ich zu meiner Erleichterung feststellen – darum, die eigene Identität abzulegen, sondern vielmehr, Verständnis für das Umfeld deutscher Schüler zu entwickeln. Immerhin kann man nicht, wie etwa deutsche Referendare auf die eigene Schulzeit in Deutschland und damit auf die eigenen Schulerfahrungen zurückgreifen. Die Idee und die Konzeption des Anpassungslehrgangs interessierten mich sofort. Ich bewarb mich mit den Fächern Französisch und Latein am Studienseminar und wurde angenommen, so dass ich den Lehrgang im Dezember 1996 antreten konnte. Aufbau des Lehrgangs Der Anpassungslehrgang für EU-Lehrer/innen überschneidet sich zum Teil mit der Ausbildung junger Lehrer/innen am Studienseminar. Wie sie besuchen die EU–Lehrer/innen alle vierzehn Tage so- genannte Fachseminare in ihren beiden Unterrichtsfächern. Die Seminare in Erziehung- und Gesellschaftswissenschaften, die einmal pro Woche an den Schulen für die Referendare stattfinden, sind für die EU-Lehrer/innen dagegen nicht Pflicht. Es empfiehlt sich jedoch sehr, diese Seminare zu besuchen. Zum einen erleichtern sie den Kontakt zu den Referendaren/Innen, zum anderen bilden sie einen wichtigen Bestandteil der Zusammenarbeit mit den EG-Ausbildern, die für die Ausbildung mitverantwortlich sind. Ein Seminar, das nur für die EU-Lehrer/innen veranstaltet wird, ist die vierzehntägige Sitzung mit Herrn Dr. Jöckel, der sich speziell die EULehrer/innen betreffenden Themen widmet. Neben Einführungen in das deutsche Schulsystem und in die Pädagogik stehen Themen wie der Umgang mit dem Lehrplan, Schulrecht, Elterngespräche auf dem Plan, sowie die vertragliche Situation der EU-Lehrer/innen betreffende Fragen. H. Dr. Jöckel war dabei für alle unsere Fragen offen und gab uns viele wertvolle Tipps. Die Zusammenarbeit mit den anderen EU-Lehrer/innen habe ich sehr genossen. Es war schön, mit jungen Leuten aus England, Frankreich und Italien zusammenzukommen und mit ihnen Erfahrungen austauschen zu können. Verlauf Ähnlich wie die Referendare durchläuft man zunächst eine Einführungsphase, in der man an der Ausbildungsschule hospitieren und Kontakt zu Schülern und Kollegen finden kann. Während man in dieser Zeit noch keine regulären Fachseminare hat, haben die EG-Seminare schon eine wichtige Bedeutung. So stand mir die EG-Leiterin meiner Ausbildungsschule (Lessing-Gymnasium in Frnkfurt) zur Seite, als es um die Frage ging, wo man am sinnvollsten hospitieren könnte. Sie half mir auch über erste Eindrücke hinwegzukommen. Mir schienen die deutschen Klassen sehr laut zu sein, ich fand den Unterricht chaotisch, die Schüler vorlaut und Stundenverläufe - gelinde gesagt - turbulent. Erst nach und nach fand ich heraus, dass das, was ich als Chaos wahrnahm, etwas mit Offenheit und Lebendigkeit zu tun hat und eventuell mehr Platz für Schülerkreativität zulässt als der für französische Schulen typische rigide Frontalunterricht. Eigene Erfahrungen im Unterrichten an einer deutschen Schule machte ich, nachdem die dreimonatige Hospitationsphase vorüber war. Wie für die EULehrerinnen üblich, unterrichtete ich zehn Stunden pro Woche etwa zu gleichen Teilen in beiden Fächern. Dabei standen mir meine Fachausbilder stets für Fragen zur Verfügung. Besonders der Lateinunterricht stellte für mich eine große Herausforderung dar - ich unterrichtete eine Fremdsprache in einer Fremdsprache! Ich musste in dieser Zeit sehr viel Energie für meine Arbeit aufwenden. Rückmeldung für die geleistete Arbeit erhält man in dem Anpassungslehrgang durch Unterrichtsbesuche, an denen sowohl die Fachausbilder als auch der EU-Ausbilder und der Seminarleiter des Studienseminars teilnehmen können. In meiner Zeit am Studienseminar habe ich nach und nach Grundsätze der dort vermittelten Pädagogik gelernt, mit denen ich bis dahin nicht vertraut gewesen war. Mir wurde allmählich deutlich, was hinter den Begriffen Schülerorientierung, Kreativität, entdeckendes Lernen, erwerbsorientierter Sprachlernansatz steht. Ich lernte den Wert eines vielfältigen Medieneinsatzes zu schätzen und verwendete zunehmend Bilder, Comics, Rollenspiele, lateinische Rezepte, Filme und Musik in meinem Unterricht. Heute nutze ich meine in dem Anpassungslehrgang erworbenen Kenntnisse bezüglich der neuen Medien für meinen Unterricht: Ich nutze sie für die Zusammenstellung aktueller und interessanter Materialien und versuche meinen Schülern durch angeleitete Internetrecherchen eine größere Lernerautonomie zu ermöglichen. Neben inhaltlichen Aspekten achte ich sehr auf eine vielseitige Organisation von Unterricht. Ich versuche, den Unterricht mit verschiedenen Phasen und Sozialformen zu gestalten. Ich gehe auch in der Organisation von Unterricht im Klassenraum sicherer mit verschiedenen Sozialformen, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Plenum und Phasenwechsel um. Fazit Der Anpassungslehrgang verlangt sehr viel Arbeit und Engagement. Man wird mit einer Flut neuer Eindrücke konfrontiert und nicht immer ist es leicht, den schulischen Alltag und nebenbei noch die vielen verschiedenen Ausbildungsveranstaltungen zu bewältigen. Dennoch kann ich sagen, dass mir der Lehrgang sehr viel Spaß gemacht hat. Mir wurde es möglich gemacht, hier in Deutschland meinen Weg zu finden und eine Aufgabe, die mich sehr erfüllt, zu übernehmen. Ich habe erst eine Vertretungsstelle, dann eine Feststelle an der Freiherrvom-Stein-Schule in Frankfurt bekommen. Nach einem Jahr wurde mir eine Stelle in der Ziehenschule angeboten. Obwohl ich die Arbeit in Sachsenhausen genoss, habe ich diese Gelegenheit wahrgenommen, weil meine Kompetenzen als Französin im bilingualen Zweig in dieser Schule besser zur Geltung kommen würden. Heute habe ich eine Beamtenstelle in der Ziehenschule, und meine Erwartungen sind erfüllt worden. Dies gelang mir dadurch, dass ich nebenbei Geschichte studiert habe, um ein Sachfach auf Französisch unterrichten zu können. Im Kollegium haben wir drei Französinen. Die Schüler und die Eltern freuen sich, dass auch Muttersprachler unterrichten, die von sich und ihrem Land erzählen. Dies bringt an der Ziehenschule insbesondere dadurch eine große Verantwortung mit sich, dass die Schüler/innen dort das französische Abitur – unter anderem in Geschichte – ablegen können. An den Prüfungsverfahren war ich letztes Jahr zum ersten Mal beteiligt. Ich bin sehr glücklich in meinem Lehrberuf und dankbar, dass man mir die Möglichkeit gegeben hat, ihn hier in Deutschland ausüben zu können. Und ich hoffe, dass diese Möglichkeit auch noch anderen gegeben werden kann. Almut Küppers (Deutschland/England) APL 1998/1999: Deutsch, Englisch PGCE + APL = PRIMA Angepasst wurden wir und sind wir nicht. Und das prophezeite uns auch Herr Lauer in seinen einleitenden Worten, als sich die neuen EULehrerInnen zum ersten Mal im November1998 - damals noch im alten Studienseminar I, das in Hausen zu Hause war, trafen. "Anpassungslehrgang" - das deutsche Wortungetüm mit seiner semantischen Unschärfe bereitete auch Herrn Lauer deutliches Unbehagen. Eine Tatsache, die die neuen TeilnehmerInnen des "APLs" dann doch sehr beruhigte;0)) Ich selbst habe die Zeit des APLs vor dem Hintergrund meiner damals frischen Erfahrung mit dem englischen Teacher Training erlebt und muss vorab als Fazit sagen, ich bin froh drum! Aber kurz der Reihe nach, und zwar von hinten: Dadurch, dass ich meine Lehrbefähigung 1998 durch einen PGCE-Abschluss (Postgraduate Certificate in Education in Modern Foreign Languages/German) erworben hatte, konnte ich mich als EU-Lehrerin für den APL in Frankfurt bewerben. Vor dem PGCE hatte ich an der Uni in Frankfurt Englisch, Deutsch und Sozialkunde für das Lehramt an Gymnasien studiert und schon während des Studiums keimte in mir der Wunsch auf, auch meine Muttersprache einmal als Fremdsprache unterrichten zu wollen. Als angehende Fremdsprachenlehrerin, so dachte ich, sei dies bestimmt eine wichtig Erfahrung. Gedacht, getan - denn nach etlichen hundert Stunden (Tagen, Wochen, Monaten) Einsamkeit vor dem Computer (Promotion) war ich ohnehin reif "für die Insel", sprich: für neue Erfahrungen und Anregungen. Etliche (nicht ganz hundert!) Telefonate (zwischen Wiesbaden, Kassel, Frankfurt) später wusste ich dann, wohin mich mein Weg führen würde: zunächst nach England, um ein PGCE-Aufbaustudium zu absolvieren, und im Anschluss daran ins Studienseminar I, um am Anpassungslehrgang teilzunehmen. Das Jahr in England war für mich rückblickend ein entscheidendes und hat mich nicht zuletzt in meinem Selbstverständnis als Lehrerin in mehrfacher Hinsicht geprägt. Ich habe ein fremdes Schulsystem und eine andere Lernund Lehrkultur kennen und schätzen gelernt, diese aber auch nicht gerade selten verflucht und durchlitten. Durch die fremdkulturelle Brille habe ich selbstverständlich auch meine eigenen Wurzeln besser wahrnehmen können. Die verinnerlichten Erfahrungen nach 13 Jahren hessischer Schule (und einiger Schulpraktika) wurden vor dem Hintergrund meiner Arbeit an einer großen englischen Gesamtschule und einem katholischen Mädchengymnasium in Birmingham nicht nur ins Bewusstsein gehoben, sondern in einem gesunden Maße auch relativiert und neu bewertet. Besonders verblüffend waren für mich häufig die "Kleinigkeiten" des Schulalltags, nicht unbedingt das "große, andere Schulsystem" (auf diese Unterschiede war ich ja mehr oder weniger gut vorbereitet). Als ich mich in meinen ersten Arbeitstagen in der Gesamtschule beispielsweise auf den Weg zum Klassenraum machte, verschlug es mir anfangs fast die Sprache. Wie in den Korridoren der deutschen Schulen herrschte hier ein erstaunlicher Geräuschpegel, Schülerscharen drängelten sich vor den Klassenzimmern, johlten, balgten und prügelten sich.... mit dem kleinen Unterschied, dass es sofort ruhiger wurde, sobald sich ein Mitglied des "Lehrkörpers" der Lärmquelle näherte, die Raufbolde und Schnattertaschen auseinanderstoben und den Lehrenden den Weg frei machten, um sie ungehindert passieren zu lassen. Zwischentüren wurden einem aufgehalten, nette Begrüßungen mit auf den Weg gegeben. In deutschen Schulen kann es einem hingegen durchaus passieren, dass (bis an die Zähne mit Unterrichtsmaterial und Medien bewaffneten) Lehrern die Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Und in der Regel muss man sich seinen Weg vom Lehrer- zum Klassenzimmer auch mühsam um Schülerknäule herum und durch Schülermengen hindurch bahnen, die noch dazu in den wenigsten Fällen Notiz von einem nehmen. Der PGCE-Kurs war aber nicht nur auf dieser alltagspraktischen und interkulturellen Ebene ungeheuer lehrreich. In meiner Arbeit als Praktikumsbetreuerin an der Uni in Frankfurt merke ich immer wieder, wie stark mich auch fachliche und fachdidaktische Dinge geprägt haben, denen ich während meiner Zeit in Birmingham begegnet bin. Da ich an dieser Stelle aber über meine Erfahrungen mit dem APL berichten will, würde es zu weit führen, über meine Erfahrungen mit und im englischen Schulsystem weiter auszuholen. (Wer Interersse daran hat, kann dies online in den L-news nachlesen: http://www.uni-frankfurt.de/studium/download/l-news06.pdf Abschließend nur soviel: Ich habe die Lehrerausbildung dort als sehr zeitgemäß erlebt und zwar vor allem im Bereich der 1) Praxis-Theorie-Verzahnung (neben eigenverantwortlichem Unterricht wurden etliche wissenschaftliche Hausarbeiten geschrieben und die Kurse an der Uni gingen weiter) 2) Bewertung und Evaluation des eigenen Unterrichts(es fanden ständig offizielle und halboffizielle Unterrichtsbesuche von Mentor, Tutor und Kontaktlehrern statt. Das Bewertungssystem ist kumulativ, das heißt, es gibt nicht eine besonders wichtige Lehrprobe zum Ende des Lehrgangs, sondern "alles zählt", womit sich der Druck verteilt. Man bekommt in regelmäßigen Abständen ein Feedback über den Leistungsstand, neue Ziele werden in wöchentlichen Sitzungen gemeinsam mit dem Mentor vereinbart. Was mir besonders gefallen hat, war der hohe Stellenwert der Selbst-Evaluation des eigenen Lernfortschritts - Planung, Durchführung, Bewertung des Unterrichts - in mündlicher und schriftlicher Form). 3) Entwicklung der Reflexionskompetenzen(wir mussten ein wöchentliches Journal - Lerntagebuch - schreiben, was vom UniTutor gelesen und kommentiert wurde. »Theorie-PraxisVerzahnung« sowie ein Portfolio anlegen.) Gerade letzteres diente auch der 4) Profilbildung. So habe ich mir ein Profil erarbeitet in den Bereichen Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, Drama Methoden und kreative Verfahren, fächerverbindender und übergreifender Unterricht, Integration lernschwacher Schüler / Differenzierung. Nicht alles hat mir an der englischen Lehrerausbildung jedoch gefallen. Kritisieren würde ich z.B. die nur sehr oberflächliche Behandlung von für den Lehrberuf wichtigem Hintergrundwissen im Bereich der pädagogischen Psychologie, der Erziehungswissenschaft oder der Bildungspolitik. Darüber hinaus gibt es eine relativ starke Abhängigkeit vom Mentor, der einen in den Zeiten der sogenannten Placements an der Schule betreut (Anpassung an seinen/ihren Unterrichtsstil -> Training on the job). Systemimmanente Zweifel hatte ich auch sehr große (Nationale Tests, Rankings etc. und den daraus resultierenden wash-back-Effektim Unterricht), bin aber vor dem Hintergrund der bildungspolitischen Entwicklungen in Deutschland nach PISA sehr froh, Erfahrungen mit und in diesem anderen System gemacht zu haben. Das PGCE-Jahr war insgesamt so lehrreich wie arbeitsintensiv und immer wieder auch krisengeschüttelt. Nach der Lektüre der Beiträge anderer ehemaliger EU-LehrerInnen habe ich den Eindruck, dass es mir in England wohl so ging wie etlichen EU-LehrerInnen nicht deutscher Nationalität im APL. Aus meinen Erfahrungen mit dem PGCE würde ich sagen, es ist ganz wichtig, sich nicht von den vielfältigen Anforderungen "auffressen" zu lassen und sich mindestens einen Freiraum zu gönnen, in welchem Schule und Ausbildung nichts zu suchen haben. Mein "Lichtblick der Woche" war damals das Basketball-Spielen mit den Kollegen und Kolleginnen der Gesamtschule am Freitagnachmittag. Und obwohl dieses Ereignis in der Schule statt fand, hatte es für alle nur einen einzigen Sinn: einmal abzuschalten, zusammen Spaß zu haben und eben nicht über Schule und Unterricht zu reden. Nach meiner Rückkehr aus England empfand ich den APL als reinste Wohltat. Das hatte einerseits sicherlich viel damit zu tun, dass ich mich im deutschen Schulsystem ähnlich bewegen konnte wie "ein Fisch im Wasser" und nicht überall Gefahr lief anzustoßen oder anzuecken wie in England. Darüber hinaus hatte ich andererseits im englischen Klassenraum oft das Gefühl in einem Arbeitskontext zu arbeiten, der mir vorkam wie ein starres Korsett, in dem ich nicht mehr und nicht weniger war als ein kleiner Bildungssoldat, der die Befehle (Inhalte) aus London (National Curriculum) auszuführen (zu vermitteln) hatte. Mit großer Freude genoss ich nicht nur die inhaltlichen und methodischen Freiheiten, die uns 1998-1999 der hessische Lehrplan einräumte, sondern nutzte sie auch sehr bewusst. In der 11. Klasse habe ich z.B. im Englischunterricht damit experimentiert, den SchülerInnen Shakespeare mit der Methode des Stationenlernens näher zu bringen. In einer 8. Klasse in Deutsch habe ich einen Wochenplan zu einer Balladeneinheit entwickelt und dabei die Muttersprachen der nicht deutschen SchülerInnen mit einbezogen. Die "Fachkrise", die ich in England hatte, war wie verflogen - Sprachen bzw. Fremdsprachen zu unterrichten machte plötzlich richtig Spaß. Besondere Freude hatte ich mit einer 8. Klasse in Englisch, den selbst ernannten "Black Jacks", mit denen ich dann auch auf Klassenfahrt gegangen bin - ein unvergessliches Erlebnis! (Alle Jungs hatten in ihren Zimmern deutlich sichtbar Equipment fürs Rasieren aufgestellt - um für den eventuellen plötzlich einsetzenden Bartwuchs gerüstet zu sein. Und die Mädchen beeindruckten mich dadurch, dass sie bei bevorstehenden "anstrengenden" Wanderungen ganz plötzlich kollektiv alle "ihre Tage" bekamen;0). Meine vielen positiven Erinnerungen an den APL sind aber nicht nur durch das gute Verhältnis zu den Schülern und Klassen und die gute Arbeitsatmosphäre an der Schillerschule geprägt, sondern und gerade auch durch die kompetente Betreuung am Studienseminar, das heißt durch Herrn Jöckel, Herrn Bech und Herrn Lochner. Unser kleines EU-Seminar (mit zeitweise nicht mehr als vier oder fünf TeilnehmerInnen) verlief stets in gemütlicher Atmosphäre und ich habe die Sitzungen als äußerst nützlich und als eine ideale Ergänzung zu meiner englischen Lehrerausbildung erlebt. Dass die Inhalte auf die Bedürfnisse der TeilnehmerInnen zugeschnitten waren, empfand ich als sehr hilfreich - auch wenn dadurch der Zeitplan manchmal ins Wanken geriet. Das familiäre EU-Seminar und das überaus anregende Deutschseminar von Herrn Bech waren außerdem die Orte, an denen ich Etliches über die durch die anderen EU-LehrerInnen vertretenen europäischen Kulturen gelernt habe. So habe ich hier z.B. Interessantes über italienische und spanische Schulen und deren Unterrichtsmethoden und die romanischen Literaturen erfahren. Auch das Fachseminar für Englisch habe ich stets mit Gewinn besucht. Hier konnte ich weitere Defizite (z.B. Erstellen von Klausuren, Bewertungs- und Korrekturverfahren etc.) ausbügeln und habe viele nützlich Anregungen für die Unterrichtsgestaltung und zum Einsatz von Medien mit nach Hause nehmen können. Der Austausch mit den "normalen Referendaren" im Englischseminar war darüber hinaus auch sehr wertvoll und aufschlussreich. Positiv erwähnen möchte ich unbedingt auch die kleineren Unterrichtsbesuche und die offiziellen Unterrichtsversuche bzw. die professionelle Beratung durch die Betreuer im Umfeld dieser Stunden und die anschließenden Besprechungen. Die vielen Gespräche verliefen stets in sehr freundschaftlicher, konstruktiver Atmosphäre und ich hatte durchweg das Gefühl, dass es nicht darum ging, eine "herrschende Lehrmeinung" (Seminarphilosophie?) umzusetzen, sondern dass diese Situationen Angebote zur Reflexion waren, die das Ziel beinhalteten, die eigenen Kompetenzen auszuloten, um Entwicklungsräume abzustecken. Kurzum, ich empfand die Beratungs- und Besprechungssituationen als Fortschreibung der Profilfindung und Profilentwicklung, die ich schon in England so positiv kennen gelernt hatte. Wenn ich den jetzigen und zukünftigen EU-LehrerInnen einen Rat mit auf den Weg geben sollte, dann vielleicht folgenden: Auch wenn man manchmal das Gefühl hat, in Arbeit zu ersticken, es ist äußerst hilfreich die vielfältigen Angebote des Studienseminars zu nutzen. Sei es sich Rat von Fachleitern (auch anderen) einzuholen, die Bibliothek "auszuräumen", an den Fortbildungsangeboten teilzunehmen (pädagogische Tage, die Wochenendseminare der Referendare etc.) oder sich im Seminarrat einzubringen. All diese Angebote stehen Referendaren wie EU-LehrerInnen gleichermaßen zur Verfügung und eröffnen einem manchmal völlig unerwartete Perspektiven bzw. liefern gute Ideen nicht zuletzt auch für den Unterricht. Rückblickend muss ich sagen, dass ich die Kombination aus PGCE und APL als eine wahrhaft europäische Ausbildung erlebt habe. Und weil ich meine Erfahrungen und mein Wissen an die Studierenden in der ersten Ausbildungsphase an der Uni oft und gerne weitergebe, habe ich abschließend auch eine große Bitte bzw. ein Anliegen, das durchaus als Kritik zu verstehen ist (die allerdings in Richtung Kassel und nicht Frankfurt geht): Können die Aufnahmetermine für neue EU-LehrerInnen nicht flexibler gestaltet werden? Warum gibt es nur noch den Mai-Termin bzw. dann den Februar-Termin? Dadurch verlieren diejenigen, die z.B. einen PGCE-Abschluss in England machen (endet im Juli) und anschließend gerne den APL besuchen würden, unglaublich viel Zeit. Inhaltlich ist dieses rigide, bürokratische Vorgehen auch nicht nachvollziehbar. Denn das Zauberwort im EU-Lehrgang heißt ohnehin Differenzierung. In den sehr heterogenen EU-Gruppen sind Menschen verschiedener Nationen mit so unterschiedlichen Biografien, Lebensläufen, Lehrerfahrungen, Abschlüssen und Studieninhalten versammelt, dass Herr Jöckel ohnehin Großartiges leisten muss und leistet, um alle Interessen und Bedürfnisse in den größer werdenden Gruppen unter seinen kleinen Hut zu bringen. Neue TeilnehmerInnen zu verschiedenen Zeitpunkten im Jahr zu integrieren, ist u.U. sogar einfacher (zumal es sich wahrscheinlich häufig um Deutsche mit anderen europäischen Abschlüssen handeln dürfte), als eine große neue Gruppe in eine bestehende "alte" zu integrieren. Susanne Weyrich (Deutschland/Frankreich) APL 2001/2002: Deutsch/Französisch Im Herbst 1989 ging ich nach dem Grundstudium (Germanistik/Romanistik auf Lehramt als deutsche Assistentin nach Frankreich. Ich wollte ein Schuljahr bleiben, doch insgesamt wurden fast zehn Jahre daraus. Ich beendete also mein Studium „les études franco-allemandes“ in Paris an der Sorbonne mit der „maîtrise“ (Magister). Nachdem ich zunächst im Bereich des Umweltschutzes für eine Organisation gearbeitet habe, habe ich mich dann für das Unterrichten entschieden. Vier Jahre lang habe ich in den Vogesen für die Industrie- und Handelskammer als Leiterin für deutsch- französische Projekte (u.a. im Bereich des interkulturellen Managements für frz. Firmen) und als Deutschlehrerin in einer Berufsschule und in einer Betriebswirtschaftsschule gearbeitet. Im August 1999 kam ich aus privaten Gründen nach Deutschland zurück und habe in Sprachschulen als Lehrerin (auf Honorarbasis!, was recht unsicher und unbefriedigend war) für Französisch und Deutsch als Fremdsprache gearbeitet. Aus Zufall erfuhr ich von der Existenz eines so genannten Anpassungslehrgangs (ich hielt es bis dahin für unmöglich, dass man ohne deutsches Staatsexamen in den deutschen Schuldienst eintreten könne). Ich setze mich dann mit Frau Dr. Dick und Herrn Götte in Verbindung, die ich als sehr nett und hilfsbereit in Erinnerung behalte. Der Anpassungslehrgang (1.5.2001 – 30.6.2002) selbst war für mich sehr interessant (teilweise auch sehr anstrengend) und ich glaube, ich habe nie in so kurzer Zeit soviel gelernt! Einerseits habe ich in der Schule (Carl-SchurzSchule Frankfurt) sehr viel gelernt, doch auch das Studienseminar mit seinen tollen, kompetenten und hilfsbereiten Ausbildern (ich möchte hier besonders Herrn Dr. Jöckel und Herrn Bech nennen, bei denen ich sehr viel mitbekommen und gelernt habe) hat mir sehr gut gefallen. Der ständige Austausch von Erfahrungen und Ideen im Seminar ist zu betonen. Da ich Deutsche bin (ich sah mich im APL als „Rückkehrerin“), fiel es mir bestimmt leichter den Anpassungslehrgang ohne größere Schwierigkeiten zu absolvieren und mich im deutschen Schulwesen zurecht zu finden. Doch weiß ich, dass sehr viele der EU-Lehrer den APL sehr positiv bewerten. Hinzufügen möchte ich noch, dass im EU-Seminar ein Gefühl der Zusammengehörigkeit herrschte und ich die Atmosphäre als sehr angenehm empfunden habe. Seit Sommer 2002 bin ich nun als Vertretungslehrerin mit einer vollen Stelle an der Elisabethenschule und ich hoffe sehr, dass ich bald in Frankfurt eine Planstelle bekomme, das wär’ schon schön! Gwendoline Even (Frankreich), APL 1999/2001: Französisch, Deutsch So...Womit fange ich an?! Ich soll mich vorstellen, über den APL und meine aktuelle Tätigkeit berichten! Na dann... An der Universität Rennes (Frankreich) studierte ich die Fächer Germanistik und Französisch als Fremdsprache und erwarb dabei die „Maitrise“ (entspricht dem deutschen Magisterabschluss). Aus privaten Gründen (bis dahin dachte ich, dass Paris eigentlich die Stadt der Liebe sei ...) zog ich nach Darmstadt und erfuhr von der Möglichkeit für EU-Mitglieder, an dem Anpassungslehrgang teilzunehmen. Nach einer erfolgreichen Bewerbungsphase begann ich meinen Lehrgang im Dezember 1999. Im Rahmen dieses Anpassungslehrgangs habe ich zwischen 10 und 12 Stunden pro Woche am Lessing-Gymnasium in Frankfurt unterrichtet. Dies geschah sowohl in Doppelbesetzung (in einer 5., 6., 7. und 12. (GK) Klasse in Deutsch), als auch eigenverantwortlich (9., 10., und 12. Klasse in Französisch und 6. Klasse in Deutsch –meine Doppelbesetzung musste eine für längere Zeit erkrankte Kollegin vertreten und überließ mir die Klasse-). Zuerst ein paar Worte über den Französischunterricht... Durch die verschiedenen Lernvoraussetzungen meiner Lerngruppen habe ich die Chance bekommen, sowohl Schüler aus dem Anfangsunterricht (9. Klasse, 3te Fremdsprache) als auch welche mit einem fortgeschrittenen Niveau (12. GK) zu unterrichten. Die Themen und Erwartungen waren natürlich je nach Jahrgangsstufe und Lernvoraussetzungen verschieden ( „la famille et les amis, les vacances, les jeunes et la culture, le choix d’un métier...“ für die 9. und 10. Klasse und „la société multiculturelle, la délinquance juvénile, la francophonie, le colonialisme, les relations francoallemandes avec la résistance et la collaboration...“ für die Oberstufe GK) . Ich sah meine Aufgabe darin, das Interesse der Schüler zu wecken, damit sie die französische Kultur besser kennen lernen und ihre Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache stärken. Dabei habe ich unter anderem verschiedene Sozialformen (Einzel-, Partner-, und Gruppenarbeit) und verschiedene Unterrichtsmethoden ( Rollenspiele, szenische Interpretationen, Standbilder, Streitgespräche...) eingesetzt, die sowohl die Lernmotivation der Schüler/innen als auch ihre Kompetenzen förderten, damit sie ihre Qualifikationen in der Fremdsprache einbringen können: Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Sprachbefähigung in den Bereichen des Alltagslebens, Rezeption und Produktion von Texten (Rahmenplan, Gymnasiale Oberstufe, 2. Neue Sprachen, S.7). Durch den Einsatz audio-visueller Medien (aktuelle Filme wie „La petite voleuse“, „Lacombe Lucien“ oder „La haine“, Lieder von bekannten modernen Sängern oder Gruppen wie „IAM“, „Tonton David“, „Khaled“...) und von den „Neuen Medien“ (Computerprogramm Mediator zur Herstellung eines Foto-Romans), war es möglich, verschiedene Aspekte der Gesellschaft Frankreichs, insbesondere die Lebenswelt junger Menschen und die Entwicklung Frankreichs zu einer multikulturellen Gesellschaft, kennen zu lernen. Zusammenfassend hat der Französischunterricht in den 17 Monaten sowohl mir als auch den Schüler/innen Freude bereitet und eine sehr angenehme, offene und vertrauliche Lernatmosphäre geschaffen, die zur Selbständigkeit der Schüler/innen geführt hat und ihnen ein Verantwortungsgefühl geben konnte. Und jetzt ein paar Worte zu dem Deutschunterricht... Mein Einsatz sowohl in der Sekundarstufe I als auch in der Sekundarstufe II gab mir die Gelegenheit, verschiedene Themen und Literaturepochen zu behandeln und verschiedene Methoden einzusetzen. In der Sekundarstufe I werden Themen angesprochen, Bücher gelesen, die - dem Alter der Schüler/innen entsprechend- ihre Lebenswelt und Probleme (die Kindheit, die Schwierigkeiten des Erwachsenwerden, die Beziehung Kinder/Eltern...). Mir haben die Einheiten „Wer bin ich?“, „Balladen“, das Buch „Allein in der Wildnis“ von G. Pawlsen und „Gespräche untersuchen - Rollen erproben“ besonders gut gefallen, denn die Schüler/innen haben selbständig gearbeitet und eindrucksvolle sowie originelle Ergebnisse präsentiert : Elfchen zum Thema „Wer bin ich?“ für das Elfchenbuch der Klasse, Balladenwettbewerb, Rollenspiele, Lernen an Stationen... In der Sekundarstufe II ( 12. GK) habe ich mit dem Kurs „Woyzeck“ von G. Büchner gelesen und durch das szenische Interpretieren konnte ich die Schüler/innen für das Stück begeistern, indem sie sich nicht nur als reine Schauspieler/innen sondern auch als echte Figuren des „Woyzecks“ versucht haben. Dies diente nicht einfach der Spielfreude, sondern setzte Reflexionsprozesse über den Text in Gang. Die Zusammenarbeit mit den Schülern aus beiden Sekundarstufen war sehr produktiv und erfreulich, das Verhältnis der Schüler/innen untereinander sowie mir gegenüber war sehr gut. Ich bin dank dem Anpassungslehrgang in vieler Hinsicht reicher geworden: Ich habe ein neues Schulsystem kennen und schätzen gelernt, neue Unterrichtsmethoden entdeckt, offene und hilfsbereite Kollegen und Ausbilder getroffen und vor allem Freude am Lehrerberuf gefunden. Ich habe darüber hinaus aber auch andere EU-LehrerInnen kennen gelernt und dadurch Freunde gewonnen, mit denen ich immer noch Kontakt pflege. Ich bekam nach Beendigung des Anpassungslehrgangs (April 2001) sofort eine Planstelle in einer integrativen Gesamtschule mit einer Oberstufe angeboten. Ich unterrichte seitdem dort meine Fächer vor allem in der Oberstufe (was mich besonders freut, obwohl ich nächstes Jahr sowohl in Deutsch als auch in Französisch den Genuss haben werde, mich in die Abiturvorschlägen zu vertiefen!), dazu Kunst (fachfremd muss leider sein) in meiner eigenen Klasse. Seit August bin ich nämlich Klassenlehrerin einer 5. Klasse. Ich habe eine volle Stelle mit 25 Stunden, muss insgesamt 8 Stunden Deutsch in einer 5. Klasse und in einem Grundkurs 12 unterrichten. Als mir im Dezember 1999 gesagt wurde, dass ich später für das Fach Deutsch eingesetzt werde, wollte ich nicht daran glauben! Aber doch! Die Schulleiter haben kein Mitleid mit uns und es ist gut so! Ich muss zugeben, dass ich dieses Fach sehr gerne unterrichte (auch in der Oberstufe), obwohl es nicht meine Muttersprache ist! Es liegt vielleicht daran, dass bis jetzt keine Beschwerden seitens der SchülerInnen und Eltern kamen... Das Schulleben in einer Gesamtschule ist sowohl für die Schüler als auch für die Lehrkräfte eine harte Probe, ich muss Probleme (Gewalt unter anderem) meistern, die ich am Lessing-Gymnasium nicht hatte. Ich glaube, dass es für die Zukunft gut wäre, die neuen EU-LehrerInnen intensiver darauf vorzubereiten. Ich wünsche allen neuen EU-LehrerInnen viel Erfolg und vor allem nicht zu viel Stress für die Zukunft! Catherine Hartmann (EU-Lehrerin - Herderschule) und Catherine Jamard-Kleinert (EU-Lehrerin - Wöhlerschule) 01.05.2002 bis 31.01.2004 1. Welche Erfahrungen hatten wir am Anfang des Anpassungslehrgangs? Was war uns neu? Zu Beginn des APL im Mai 2002 konnten wir auf eine jahrelange Berufserfahrung in der Erwachsenenbildung als Französischlehrerinnen zurückblicken. Insofern war uns die Lehrerrolle nicht ungewohnt und vor einer Klasse zu stehen war uns nicht fremd. Wir wussten, dass eine Klasse aus unterschiedlichen Persönlichkeiten von unterschiedlichem Kenntnisstand, Lerneifer und verschiedenen Fähigkeiten besteht. Auch in der Erwachsenenbildung spielt die Schülerorientierung eine wichtige Rolle. Man setzt sich Ziele und organisiert den Unterricht dementsprechend. Da aber die SchülerInnen freiwillig zum Unterricht kommen und die Lerngruppen wesentlich kleiner sind, findet Lernen dort unter ganz anderen Bedingungen statt. Auch müssen die Lernziele nicht nach einer festgesetzten Zeit erreicht werden. Diese Berufserfahrung gab uns von Anfang der Ausbildung an eine gewisse Sicherheit in der Klasse. Mit bestimmten Gegebenheiten mussten wir uns jedoch erst vertraut machen. Dies waren: die Klassengrößen in einem deutschen Gymnasium das Alter der Schüler die Lerninhalte und die Lerngegenstände (Lehrbücher – Lehrpläne) der Deutschunterricht für deutschsprachige Schüler das deutsche Schulsystem 2. Was haben wir im APL gelernt? Was können wir jetzt? Die verschiedenen Seminarleiter haben uns durch den APL begleitet. Wir empfanden die wöchentlichen Seminare als eine notwendige Ergänzung zu unserem Unterricht. In den 21 Monaten APL haben wir gelernt, wie eine deutsche Schule organisiert ist: Stundenplan, Vertretungsplan, Termine für Klausuren, Eintragen der Klassenarbeiten, die verschiedenen Medien, die Konferenzen (Klassenkonferenzen, Schulkonferenzen), Dienstbesprechungen, Elterngespräche, Elternabende, Tagesausflüge, Klassenfahrten usw. haben wir unsere Pflichten und Rechte als Lehrerinnen kennen gelernt – im Hinblick auf Dienstordnung für Lehrkräfte, Konferenzordnung, Verordnung über die Aufsicht über SchülerInnen. haben wir die Kriterien kennen und anzuwenden gelernt, um mündliche Beteiligung und schriftliche Arbeiten der SchülerInnen bewerten zu können. vor allem aber haben wir gelernt Unterricht zu planen: Ausgangspunkt sind didaktische Überlegungen, durch die wir uns über die jeweiligen Lernziele Klarheit verschaffen. Daran müssen sich methodische Überlegungen anschließen, die die Gestaltung des Unterrichts bestimmen. Besonders im Deutschunterricht fühlen wir uns als NichtMuttersprachlerinnen jetzt sicherer. Im Deutschseminar haben wir – unsere Erfahrungen französischer Schul- und Unterrichtspraxis ergänzend – gelernt: eine Lektüre im Einvernehmen mit den SchülerInnen auszuwählen die SchülerInnen in den Unterricht einzubeziehen, mehr auf sie einzugehen und damit den Unterricht offener zu gestalten den Deutschunterricht mit außerschulischen Angeboten zu erweitern über unseren Unterricht zu reflektieren. 3. Wie fühlen wir uns in unserer Lehrerrolle? a) als unterrichtende Person: mit dem APL sind wir selbstbewusster geworden. Wir wissen jetzt besser, wo unsere Stärken und unsere Schwächen liegen. Die Nachbesprechungen der Unterrichtsbesuche haben zu dieser genaueren Selbsteinschätzung beigetragen und uns den Weg zu einer Verbesserung aufgezeigt. b) im Umgang mit den Schülern: wir betrachten den Klassenraum jetzt nicht mehr nur als einen Lernraum, sondern auch als einen Begegnungsort, wo ein Austausch zwischen dem Lehrenden und den Lernenden stattfindet. Unter diesem Gesichtspunkt hat sich unsere Lehrerrolle verändert: vom reinen Dozenten hin zu einem Gesprächspartner. Insoweit fühlen wir am Ende des APL wesentlich gelassener in der Klasse. 4. Was hat uns an dem APL besonders gefallen? Unser wöchentliches Treffen im Studienseminar fand jedes Mal in einer freundlichen Atmosphäre statt, die ein gutes und angenehmes Arbeitsklima schuf. Die von den KollegInnen vorgestellten konkreten Beispiele aus der Unterrichtspraxis gaben uns die Anregung, Ähnliches selber auszuprobieren. Dabei möchten wir besonders den gut funktionierenden Materialienaustausch im APL unterstreichen. Die Ausbilder waren stets zu persönlicher Beratung bereit; wir hatten niemals den Eindruck, dass unsere Fragen als störend empfunden wurden. Es ist den Ausbildern damit gelungen eine breite Vertrauensbasis herzustellen. Nicht nur ihre fachliche Beratung, sondern auch dieses Vertrauen hat uns sehr stark bei der Entwicklung unserer Lehrkompetenz unterstützt. 5. Verbesserungsvorschläge Um eine Differenzierung zwischen „AnfängerInnen“ und „Fortgeschrittenen“ bei den EU-LehrerInnen zu gewährleisten und Wiederholungen in den behandelten Themen zu vermeiden, sollten die EU-und Deutschseminare parallel laufen. Eine genauere Zeitplanung wäre sinnvoll, damit die von uns vorbereiteten Referate nicht mehrmals verschoben werden müssen. Zum Schluss Der APL stellte für uns eine wahre Herausforderung dar. Wir mussten unser Konzept des Unterrichtens, das wir jahrelang erfolgreich in die Praxis umgesetzt hatten, grundsätzlich in Frage stellen. Außerdem hatten wir das Fach Deutsch für deutschsprachige SchülerInnen aller Jahrgangsstufen zu unterrichten. Das war für uns eine völlig neue Erfahrung! So haben wir denn auch zu Anfang des APL manchmal an uns gezweifelt. Jetzt sind wir zuversichtlich, die Fächer Deutsch und Französisch an einer deutschen Schule eigenverantwortlich unterrichten zu können. Powered by XOOPS 2.2.4 © 2001-2009 The XOOPS Project