Elementarteilchen oder woraus bestehen wir? Das periodische System der Elementarteilchen: Fermionen und Bosonen Es gibt zwei Gruppen von Teilchen, jene mit halbzahligem Spin, welche Fermionen genannt werden und jene mit ganzzahligem Spin, welche Bosonen genannt werden. Es gibt 2 Familien von Fermionen als Grundbausteine der Materie: die Quarks, die der starken Wechselwirkung (wird unten genauer erklärt) unterliegen, und die Leptonen, die diese Kraft nicht fühlen. Elementarteilchen existieren in zwei Formen, als normales Teilchen und als Antiteilchen. Die beiden Teilchen haben entgegengesetzte elektrischen Ladung, sind aber in Masse, und allen anderen Teilcheneigenschaften identisch. Als normal wird das Teilchen angesehen, das in der uns umgebenden Materie vorkommt (siehe Fermionen), und als Antiteilchen das Teilchen mit der entgegengesetzten Ladung. Kräfte bzw. Wechselwirkungen Die Grundkräfte der Physik oder fundamentalen Wechselwirkungen sind diejenigen Kräfte, die allen physikalischen Phänomenen der Natur zugrunde liegen. Die Physik kennt heute vier dieser Grundkräfte: Die Gravitation beeinflusst unsere allgegenwärtige Physik merklich und dominiert die großräumigen Strukturen des Universums. Sie besitzt eine unendliche Reichweite und wirkt immer anziehend. Eine der grundlegenden Kräfte im Standardmodell ist die elektromagnetische Wechselwirkung. Teilchen, die an der elektromagnetischen Wechselwirkung teilhaben, müssen selber elektrische Ladung tragen. Die elektromagnetische Wechselwirkung ist neben der Gravitation die zweite Kraft, die vom Menschen bewusst wahrgenommen werden kann. Auch sie besitzt eine unendliche Reichweite. Die schwache Wechselwirkung ist verantwortlich für bestimmte radioaktive Zerfallsprozesse. Aufgrund der Austauschteilchen (siehe Bosonen) mit großer Masse besitzt sie nur eine sehr kurze Reichweite von weniger als 10−15 m. Die starke Wechselwirkung bindet die Quarks (wird unten genauer erklärt) aneinander, bewirkt damit den Zusammenhalt der Teilchen, welche aus Quarks aufgebaut sind (Hadronen) und indirekt der Atomkerne. Auf fundamentaler Ebene wird sie als Wechselwirkung zwischen den Quarks beschrieben. Die starke Kernkraft, bzw. Wechselwirkung hat eine sehr kurze Reichweite von 2,5·10−15 m. Das Periodensystem der Fermionen Erklärung zur Abbildung: Quarks tragen elektrische Ladungen, wobei die in der oberen Zeile stehenden Teilchen sich von denen darunter um eine elementare Ladungseinheit unterscheiden. Die nebeneinander stehenden vertikalen Teilchenpaare werden charakterisiert durch eine schwache Ladung, die ‚Flavour‘ genannt wird, und die die Kopplung zur schwachen Kraft bewirkt. Es gibt 6 Flavours (Up, Down, Strange, Charm, Top, Bottom). Schließlich tragen die Quarks noch eine `Farbladung`, die mit der starken Kernkraft verbunden ist. Im Gegensatz zur elektrischen Ladung, die nur Plus und das dazugehörige Minus kennt, gibt es 3 verschiedene Kernkraft- Ladungen, die durch Farbbezeichnungen unterschieden werden. Die Familie der Leptonen enthält das Elektron und zwei weitere elektrisch geladene Teilchen, das Myon und das Tau- Teilchen. Sie stimmen in allen ihren Eigenschaften mit denen des Elektrons überein, außer dass ihre Massen größer sind als diejenige des Elektrons. Zu jedem elektrisch geladenen Lepton gehört ein neutraler Partner, ein Neutrino, das Elektron, Myon und Tau- Neutrino. Man unterscheidet entsprechend den drei Quarkpaaren auch für die drei Leptonpaare verschiedene Flavour- Ladungen. Bosonen Die Kraftübertragung durch Wechselwirkung geschieht über Austauschteilchen. Diese bilden die Gruppe der Bosonen und haben ganzzahligen Spin. Für die elektromagnetische Wechselwirkung sind es die Photonen. Für die schwache Wechselwirkung gibt es sogenannte W und Z Teilchen. Für die starke Wechselwirkung sind es Gluonen, welche die keine Masse besitzen. Die Gravitation passt nicht ganz in diese Theorie, für sie gibt es das theoretische Teilchen Graviton, welches aber noch nicht nachgewiesen wurde. Das Standardmodell und die Forschung nach kleinsten Teilchen Ihr wisst bereits, dass die Materie aus Atomen aufgebaut ist, die aus Protonen, Neutronen und einer Elektronenwolke bestehen. Nun stellt sich die Frage, ob man diese Teilchen weiter zerteilen kann, ob es ein kleinstes Teilchen gibt und wie dieses sich verhalten würde. Viele Physiker überlegen sich dazu Theorien und versuchen diese durch Experimente zu bestätigen. So entstand auch das Standardmodell der Teilchenphysik. Symmetrie Das Standardmodell geht von Symmetrien der mathematischen Struktur der Materie aus. Um diese Symmetrien zu verstehen, könnt ihr an positive und negative elektrische Ladungen denken. Man vermutete, dass es gleich viele negative Ladung, wie positive Ladung geben sollte. Da die Natur nicht wissen kann, wie wir die Ladungen bezeichnet haben, dürften sich physikalische Gesetze durch die Vertauschung der positiven und negativen Ladungen nicht ändern. Diese sogenannte Invarianz (Hier: Unabhängigkeit unter Vertauschung von Plus und Minus) der Naturgesetze bei bestimmten Veränderungen bezeichnet man als Symmetrie. Doch die Natur verhält sich nicht immer wie wir es vermuten. Sie bricht diese Symmetrien. Man spricht von Symmetriebrechung. Probleme des Standardmodells Das Standardmodell ist eine Theorie des Aufbaus der Materie und ihrer Kräfte. Diese Theorie wurde durch viele Messungen am LEP (Large Elektron Postitron Collider – Großer Elektronen Positronen Speicherring) im CERN (eine Großforschungsanlage für Kernphysik in der Schweiz) bestätigt. Das SM lässt aber noch einiges offen. Unter anderem macht das Standardmodell keine Vorhersagen über die Stärke der Kräfte. Die Gravitation konnte bisher gar nicht in das Standardmodell eingebaut werden. Außerdem weiß man eigentlich gar nicht wie viele Kräfte es gibt, da man nicht ausschließen kann, dass noch nicht alle Kräfte bekannt sind. In der Physik gibt es laufende Veränderungen. So wurden zum Beispiel die elektrische und die magnetische Kraft zur elektromagnetischen Kraft zusammengeführt. Möglicherweise kann man alle Kräfte zu einer sogenannten Urkraft vereinigen. Zur Lösung dieses Problems beschäftigen sich Theoretiker unter anderem mit den sogenannten Stringtheorien. Wie bereits erwähnt beschäftigt sich das Standardmodell mit dem Aufbau der Materie. Mithilfe des LEP im CERN konnte man Leptonen und Quarks durch Streuexperimente nachweisen. Warum diese aber genauso auftreten wie sie es tun ist noch nicht geklärt. Doch die Erforschung von kleinsten Teilchen ist nicht einfach. Forschung Um genaueres herauszufinden, werden Streuexperimente durchgeführt. Rutherford konnte mit Hilfe der Streuung von α-Teilchen zeigen, dass diese auch durch Atome durchkommen. Das liegt daran, dass die Masse der Atome fast vollständig im Atomkern konzentriert ist und sich in den Orbitalen nur wenige Elektronen aufhalten und genügend Raum vorhanden ist, den die α-Teilchen passieren können. Später wurden bei Streuexperimenten Elektronen als Sonden verwendet, die sich gut beschleunigen lassen und ihre Energie je nach Bedarf gewählt werden kann. Um sehr kleine Strukturen aufzulösen müssen sehr hohe Energien erreicht werden. Dazu braucht man immer größere, komplexere Beschleuniger und Detektoren zur Messung. Die Entwicklung dieser Nachweisgeräte erfordert immer die neuesten Technologien. Die Daten können nur mit sehr umfangreichen Rechenprogrammen ausgewertet werden. So wurde bereits die Ausdehnung von Atomkernen gemessen, Schlüsse über das Innere der Protonen und Neutronen und auch über Eigenschaften der Quarks und Gluonen erlangt. Bis 2007 wurde in Hamburg geforscht. Dort wurden Elektronen und Protonen in Magnetringen gespeichert und dann gegeneinander geschossen, um die höchstmögliche Energie zu erreichen. Weil aber immer höhere Energien notwendig sind, um immer kleinere Teilchen zu zerlegen und somit neue Teilchen zu entdecken, interessiert man sich jetzt eher dafür neue Materieformen zu erzeugen. Man nutzt nun die Existenz von Antiteilchen. Denn aus Energie kann ein Teilchen-Antiteilchen-Paar erzeugt werden, vorausgesetzt die Energie reicht aus um gemäß E=mc² ein Antiteilchen mit Masse m zu erzeugen. Bei der Vernichtung von Materie-Antimaterie entsteht für einen minimalen Augenblick eine hohe Energie, die sich sofort wieder in Materie umwandelt. Dabei können wegen des Massendefekts andere Teilchen entstehen, als wir hineingeschickt haben, weil sich die Quarks neue Partner suchen. Forschung am CERN CERN ist das weltweit größte Forschungsinstitut für Teilchen- und Hochenergiephysik. Es wurde 1954 gegründet. Österreich trat 1959 bei. Derzeit gibt es 20 Europäische Mitgliedsstaaten, die sich an den Projekten beteiligen, dazu kommen Gastwissenschaftler aus weiteren 85 Staaten weltweit. Am CERN gibt es viele Kollisionsmaschinen, mit denen Elementarteilchen so stark beschleunigt werden, dass sie fast Lichtgeschwindigkeit erreichen. Dann werden diese Teilchen zum Kollidieren gebracht um Energie zu gewinnen. Es gibt zwei Arten von Kollisionsmaschinen, lineare Kollisionsmaschinen und Speicherringe. Lineare Kollisionsmaschinen können auf zwei Arten genutzt werden, entweder wird ein Teilchen auf ein ruhendes Teilchen geschossen, oder es werden zwei linear Kollider zusammengeschlossen und zwei beschleunigte Teilchen aufeinander geschossen. Bei den Speicherringen werden Teilchenpakete in einem Ring gegengleich beschleunigt und diese Teilchenpakete können dann kollidieren. Es werden immer mehrere Teilchenpakete hintereinander beschleunigt, sodass die Chance einer Kollision erhöht wird. Der Vorteil bei solchen Speicherringen ist, dass die Trefferwahrscheinlichkeit viel höher ist, weil die Teilchen nicht nur können, sondern an einmal zusammenstoßen mehreren Stellen die Möglichkeit besteht. Wenn die Teilchen kollidieren, dann wird sehr viel Energie frei und durch diese Energie können sich andere Teilchen bilden, da man Energie in Masse umwandeln kann und umgekehrt. Somit wird durch die Kollision neue Materie erschaffen, welche dann durch Detektoren gemessen und untersucht wird. Die größte Kollisionsmaschine am CERN ist der LHC (Large Hadron Collider – Großer Hadronen Speicherring). Dabei handelt es sich um einen Speicherring mit einem Durchmesser von 27 km. Der LHC beschleunigt Pakete von Protonen und zwar jeweils in die entgegengesetzte Richtung, sodass sie dann kollidieren können. Dabei werden die Protonen auf 99,9999998 % der Lichtgeschwindigkeit (~3*108 m/s) beschleunigt. Die Teilchen fliegen 11245-mal in der Sekunde durch den Ring. Bei jeder Runde gibt es 4 Möglichkeiten für die Teilchen zu kollidieren. Dabei kollidieren aber immer nur winzige Bruchteile der Teilchen in einem Paket. An den 4 Stellen, an welchen die Teilchenpakete kollidieren können, stehen Detektoren um die Kollisionen aufzuzeichnen, damit die Forscher sie dann auswerten können. Am LHC arbeiten viele Forscher mit verschiedenen Zielen und Detektoren. Diese Detektoren nehmen sehr viele Bilder pro Sekunde auf und sortieren gleich die nicht benötigten Bilder aus. Die Wissenschaftler werten dann die ungeheure Datenmenge aus. Im Vordergrund der Forschung steht derzeit die Suche nach neuen Elementarteilchen, welche die Theoretische Physik vorhergesagt hat, wie etwa das Higgs-Teilchen (mit dem Spin gleich null), welches die Existenz von Masse erklären könnte. Um ein Higgs-Teilchen und das dazugehörige Higgs-Feld einzuführen, muss man das SM erweitern und die spontane Symmetriebrechung einführen. Der Vorgänger des LHC, der LEP (Large Elektron Postitron Collider – Großer Elektronen Positronen Speicherring) hatte ebenfalls einen Umfang von 27 km. Es wurden dabei allerdings keine Protonen beschleunigt, sondern Elektronen und Positronen, also Teilchen und Antiteilchen. Bei den Experimenten am LEP konnten neue Elementarteilchen bestätigt werden (W und Z Teilchen) und man entwickelte auch das WWW (World Wide Web) um Daten schneller auf der ganzen Welt austauschen zu können.